Axel Springer, Gründer des nach ihm benannten Verlags, würde nächste Woche 100 Jahre alt. “Bild” ehrt den Mann, der – obwohl 1985 verstorben – im Impressum noch immer als Verleger geführt wird, derzeit unter anderem mit einer Fotoserie.
Mehr noch:
Zu seinem 100. Geburtstag am 2. Mai versucht BILD in einer Serie mit ungewöhnlichen Fotos aus seinem Leben den Verleger und Visionär zu erklären.
Heute ist in dieser Fotosammlung, die fast eine ganze Seite einnimmt, unter anderem dieses Bild zu sehen:
Das wäre dem “Verleger und Visionär”, der seinen Verlag als “Zeitungshaus, das sich christlichen Werten verpflichtet fühlt” beschrieb, sicher sauer aufgestoßen.
Zwar schrieb ein Mann namens Johannes die Offenbarung laut Selbstaussage auf Patmos, aber dieser war nicht als “der Täufer” bekannt: Johannes der Täufer wurde noch zu Lebzeiten Christi (oder kurz danach) geköpft, die Offenbarung wurde einige Zeit später von einem anderen Johannes verfasst.
Die Menschen, die angeklagt waren, den fünfjährigen Pascal aus Saarbrücken vergewaltigt und ermordet zu haben, sind rechtskräftig freigesprochen worden. Für die renommierte “Süddeutsche Zeitung” waren sie dennoch schuldig. Am 19. März bezeichnete sie in der Rezension eines Theaterstücks die Angeklagten als “Täter”, die nur aufgrund ihrer mangelnden geistigen Fähigkeiten davon gekommen seien.
Am selben Tag fragten wir bei der “Süddeutschen Zeitung” nach, ob sie nicht der Ansicht sei, eine mindestens irreführende, wenn nicht gar falsche Beschreibung des tatsächlichen Sachverhalts abgegeben zu haben. Wir erhielten keine Antwort.
Zwei Tage später brachte die “Süddeutsche Zeitung” folgende Korrektur:
In “Pornographie des Grauens” vom 19. März auf Seite 11 wurde in der Rezension der Uraufführung des Theaterstücks “Du hast gewackelt” von Franz Xaver Kroetz am Residenztheater München behauptet, die Angeklagten im Prozess um die Vorgänge in der Tosa-Klause und das Verschwinden des Jungen Pascal seien “Täter” und es habe im Prozess “keinen Schuldspruch” gegeben. Das ist falsch. Richtig ist, dass die Angeklagten aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, mithin auch nicht als “Täter” bezeichnet werden können.
Wir haben diese Korrektur damals nicht bemerkt.
Die renommierte “Süddeutsche Zeitung” versteckt ihre Korrekturen weit hinten im Blatt, auf einer Seite namens “Forum”, zwischen Leserbriefen und dem Wetter. Der Artikel mit der nachträglichen Schuldigsprechung der Freigesprochenen, den sie hier unauffällig korrigierte, war der Aufmacher des Feuilletons gewesen.
Eine Antwort auf unsere Anfrage haben wir nie bekommen.
Und in ihrem Online-Auftritt macht die renommierte “Süddeutsche Zeitung” die Freigesprochenen bis heute unverändert zu Tätern.
Nachtrag, 16:00 Uhr. Süddeutsche.de hat den Artikel jetzt transparent korrigiert.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “‘Ich werde das Geschrei nie vergessen'” (einestages.spiegel.de, Christian Gödecke und Danny Kringiel) Andreas Türck erinnert sich, wie die Nachmittags-Talkshows der 1990er-Jahre produziert wurden: “Pro Tag wurden in Hamburg drei Sendungen aufgezeichnet, an drei Tagen hintereinander in der Woche. Auf dem Gelände standen drei Studios nebeneinander, in dem einen produzierte Schwartzkopff TV ‘Sonja’, im nächsten ‘Pilawa’ und im dritten meine Sendung – das Ganze mit einer einzigen Regie, das ging zack, zack! Irgendwann musste man nur noch das Thema wissen, der Rest wiederholte sich.”
2. “Empörungsdebatten – ein Höchstmass an Aufmerksamkeit bei geringstem Einsatz in der Sache” (nzz.ch, Miriam Meckel)
Miriam Meckel analysiert einige kürzlich in den deutschen Medien geführte Debatten: “Aufmerksamkeit ist die neue Währung der Empörungskultur. Sie entsteht im Tausch von Reiz gegen Reaktion.” Patrick Breitenbach ergänzt: “Nicht die Bürger im Netz sind nun die großen Lautsprecher, es sind in der Regel weiterhin die etablierten, reichweitenstarken Medien” (blog.karlshochschule.de). Siehe dazu auch die Shitstorm-Skala (feinheit.ch).
5. “The Daily Mail and Everything After” (marawilsonwritesstuff.com, englisch)
US-Schauspielerin Mara Wilson macht Bekanntschaft mit der Arbeitsweise der britischen “Daily Mail”: “I had read articles in the Daily Mail before, so I knew what to expect: something cheap and sensationalist. What I did not expect was an article composed almost entirely of out-of-context quotes from my blog. There were no citations and there was no link to the original post on my site.”
Wir hatten das Thema jetzt schonzweimal, aber bis zur “Bundeszentrale für politische Bildung” bzw. zur “Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen” scheint der Unterschied zwischen Solidaritätszuschlag und Solidarpakt noch nicht durchgedrungen zu sein. Naja, sie beschäftigen sich ja auch nur mit politischer Bildung:
These 30 des Wahl-O-Maten zur anstehenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, der beispielsweise auf “Spiegel Online” prominent verlinkt wird, lautet:
Der Solidaritätszuschlag soll auch für strukturschwache Regionen in Nordrhein-Westfalen verwendet werden.
Die sinnvollste Antwort ist hier wohl “These überspringen”, denn der Solidaritätszuschlag (=Soli) ist eine Bundessteuer, die direkt in den Bundeshaushalt fließt. Da der Solidaritätszuschlag schon lange nicht mehr ausschließlich für den Aufbau Ost verwendet wird, stellt sich auch nicht die Frage, ob er “auch für strukturschwache Regionen in Nordrhein-Westfalen verwendet werden” soll. Die These im Wahl-O-Mat bezieht sich wohl auf den Solidarpakt II, über den sich vor einigen Monaten mehrere Bürgermeister aus dem Ruhrgebiet beklagt hatten.
Bild.de beglückte Freunde des seichten Boulevards gestern mit dieser weltbewegenden Neuigkeit:
Nach der Penis-Weltkarte folgt jetzt das weibliche Pendant: die Busen-Weltkarte. Das Internetportal “TargetMap” hat eine weltweite Hügel-Übersicht erstellt. Je röter, desto eher nährt [sic!] sich der Durchschnitts-Busen an die Maße von Pam Anderson oder sogar Dolly Buster.
Und so sieht sie aus, die “Weltkarte der Brüste” bzw. der “Atlas der Körbchengrößen”, die Bild.de für diesen Artikel eigens nachgebaut hat:
Richtig ist: Die Original-Karte ist tatsächlich bei “TargetMap” zu finden. Allerdings ist “TargetMap” ein Portal, auf das jeder jede x-beliebige Karte stellen kann. Während bei der “Penis-Weltkarte”, über die Bild.de vor einem Jahr berichtet hatte, jede einzelne Längenangabe durch eine Quelle belegt ist, findet sich in der “World map of Average Breast Size in the World by Country” nicht eine einzige solche Angabe.
Fest steht nur, dass die “Weltkarte der Brüste” vor etwas über einem Jahr von einem Nutzer namens yarkko eingestellt wurde, worüber damals etwa express.de berichtete. Warum Bild.de gerade jetzt damit aufmacht, ist also zumindest rätselhaft.
Auch die Angaben der durchschnittlichen Körbchengrößen sind mehr als fragwürdig. So soll die durchschnittliche Körbchengröße in Deutschland D sein, obwohl sie je nach Quelle eher irgendwo zwischen 75B und 80C angesiedelt sein dürfte. Dass Skandinavierinnen und Russinnen sogar Brüste vor sich her tragen sollen, die im Durchschnitt (!) “größer als D-Körbchen” sind, lässt vermuten, dass die gesamte Karte einfach nur ausgedacht ist.
Andererseits: Wozu journalistische Sorgfalt walten lassen, wenn man eine Tittenweltkarte hat?
Mit Dank an Moritz N.
Korrektur, 23:00 Uhr: In einer ersten Version dieses Textes hieß es unter Berufung auf das Statistische Jahrbuch von 2008, die Durchschnitts-BH-Größe in Deutschland wäre 80C. Eine solche Angabe findet sich dort jedoch nicht.
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1. “Erklärungsnot: Minister Friedrich und die ‘Bild'” (ndr.de, Video, 5:31 Minuten)
Aufgrund einer kleinen Anfrage der Partei “Die Linke” musste das deutsche Innenministerium zugeben, dass seine Pressestelle “Bild” vorab die Studie “Lebenswelten junger Muslime in Deutschland” zukommen ließ (BILDblogberichtete). Diese Tatsache wurde zunächst abgestritten. In der Antwort auf die Anfrage heißt es: “Zur Vorbereitung eines Interviews (…) wurde der Redaktion vom Pressereferat des BMI ein Vorabexemplar übersandt, (…).” Siehe dazu auch “‘Bild’ wurde Islam-Studie doch vorab zugesteckt” (migazin.de).
2. “Versöhnen und spalten” (taz.de, Felix Dachsel)
Das Verhältnis zwischen dem Axel-Springer-Verlag und Günter Wallraff betreffend fragt Felix Dachsel, ob es “Springer’sche Dialektik” sei, “die eine Hand zur Versöhnung ausstrecken und mit der anderen den Stahl schmieden, mit dem der Feind zur Strecke gebracht wird”.
3. “Shit im Spiegel” (bloghalde.de, Matthias Schumacher)
Matthias Schumacher ist enttäuscht vom von drei “Spiegel-Online”-Journalisten produzierten Artikel “Shitstorm, nein danke!”: “Statt ausführlicher Erfahrungsberichte, Frage und Gegenfrage, folgt eine Fotostrecke mit einigen verhaltenen Zeilen gestandener Politiker und Politikerchen. Große Bilder, kleiner Absatz.”
4. “Lieber nicht über Neonazis schreiben” (zeit.de, Christian Bangel)
Christian Bangel thematisiert die Beziehung zwischen Lokalredakteuren und Rechtsextremen: “Lokalredakteure haben ein Problem, das andere nicht haben. Sie leben mit den Objekten ihrer Berichterstattung Tür an Tür. Es ist einfach, Angela Merkel wegen ihrer Europapolitik zu kritisieren. Viel komplizierter ist es, den Bürgermeister einer Kleinstadt anzugreifen, weil er zu wenig gegen den Rechtsextremismus tut.”
5. “The Simpsons Tells Fox to Eat Its Shorts” (slate.com, Forrest Wickman, Videos, englisch)
Ausschnitte, in denen die auf Fox ausgestrahlten “Simpsons” den eigenen Sender und Rupert Murdoch parodieren.
6. “Bebilderte Hörbücher: Die Unsitte der Filmsynchronisation in Deutschland” (unique-online.de, David)
Filmsynchronisation ist nicht nur eine Möglichkeit der Zensur, es werden auch “differenzierte Dialoge systematisch stereotypisiert und sachliche Äußerungen emotionalisiert, romantisiert, verniedlicht oder gar ins Dämliche gezerrt”.
Auf ihrer Seite 2 muss “Bild” heute diese Gegendarstellung des Filmproduzenten David Groenewold drucken:
In BILD vom 8. Februar 2012 verbreiten Sie auf S. 2 über mich unter der Überschrift “Neuer Wirbel um Wulff-Urlaub” im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über einen gemeinsamen Sylt-Aufenthalt mit dem damaligen Ministerpräsidenten Wulff im Jahr 2007 Folgendes:
1. “Am Morgen des 20. Januar fordert er Mitarbeiter des Hotels auf, relevante Rechnungen und Belege aus dem gemeinsamen Kurzurlaub mit dem Ehepaar Wulff aus dem Jahr 2007 auszuhändigen. Ein Hotel-Manager übergibt Groenewold Anreiselisten, Meldescheine und Verzehrquittungen.”
Hierzu stelle ich fest:
Ich habe das Hotel lediglich um die Anfertigung von Kopien der Rechnungsbelege gebeten. Mir wurden auch weder Anreiselisten, Meldescheine noch Verzehrquittungen übergeben.
2. Weiter schreiben Sie:
“In bar will Wulff ( ) die von Groenewold übernommenen Hotelkosten auch bei einem ,Oktoberfest-Besuch’ im Jahr 2008 erstattet haben.”
Hierzu stelle ich fest:
Herr Wulff hat mir lediglich die von mir übernommenen Kosten für die Babysitterin in bar erstattet. Darüber hinaus habe ich lediglich den Aufpreis für ein größeres Zimmer während des gemeinsamen Oktoberfest-Besuchs übernommen, ohne dies Herrn Wulff mitzuteilen. Er hat den Betrag auch nicht in bar erstattet, sondern mir vor rund 3 Wochen überwiesen, nachdem er erstmals hiervon über die Medien erfahren hatte.
Berlin, 8.2.2012
Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für David Groenewold
Es bedurfte zweieinhalb Monate und einiger Gerichtsentscheidungen, damit “Bild” diese Gegendarstellung druckt. Die Zeitung mag das auch nicht unkommentiert stehen lassen und fügt hinzu:
Anmerkung der Redaktion:
Zum Abdruck dieser Gegendarstellung sind wir unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt gesetzlich verpflichtet. Wegen der Behauptung von Herrn Groenewold in dieser Gegendarstellung, er habe lediglich den Aufpreis für ein größeres Hotelzimmer während des gemeinsamen Oktoberfest-Besuches für Herrn Wulff übernommen, ohne dies Herrn Wulff mitzuteilen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover gegen Herrn Groenewold wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung.
Überhaupt wird die (immerhin sechsspaltige) Gegendarstellung heute ein bisschen konterkariert von einer etwas größeren Meldung:
Doch nicht nur mit dem Abdruck der Gegendarstellung hat sich “Bild” denkbar viel Zeit gelassen, auch die Nachricht, dass die Staatsanwaltschaft “jetzt” die Ermittlungen gegen “Wulff-Freund Groenewold” ausgeweitet hat, war der Redaktion offenbar schon länger bekannt.
Bereits vor fast vier Wochen, am 29. März, hatte “Bild”-Reporter Nikolaus Harbusch eine E-Mail mit mehreren Fragen an Groenewolds Anwalt Christian-Oliver Moser geschickt. Darunter auch diese:
Ist Ihnen bekannt, dass die Staatsanwaltschaft nach Auswertung der Unterlagen und Aussagen das Ermittlungsverfahren gegen David Groenewold auf den Verdacht einer weiteren Straftat ausgedehnt hat?
Nachdem Moser erklärt hatte, im Hinblick auf das laufende Ermittlungsverfahren keine Stellungnahme abgeben zu können, passierte lange Zeit nichts, bis Harbusch die gleichen Fragen gestern noch einmal an den Anwalt schickte — und “Bild” heute groß verkündete, die Ermittlungen seien “jetzt” ausgeweitet worden.
“Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich sagte der dpa, die Staatsanwaltschaft Hannover habe die Ermittlungen erst zu Wochenanfang ausgeweitet. Von der Staatsanwaltschaft selbst bekam die Agentur die Auskunft, die Ausweitung der Ermittlungen sei der Zeitung am Montag bestätigt worden. Wann genau das Verfahren tatsächlich ausgeweitet wurde, konnte die Sprecherin nicht sagen.
Der FC Chelsea ist nach einem Sieg (letzten Mittwoch) und einem Unentschieden (gestern) gegen den FC Barcelona ins Finale der Champions League eingezogen. Das würde gebührend gefeiert.
Aber wer feiert da eigentlich?
Laut “Spiegel Online” zeigt dieses Bild “Fernando Torres und Didier Drogba”.
Das ist schon insofern unwahrscheinlich, als der spätere Torschütze Torres für Drogba eingewechselt wurde — und Drogba dann sicher nicht bis zum Abpfiff im Trikot ohne Jacke rumlaufen würde. Auch hat Drogba eine ganz andere Frisur.
Und so zeigt das Foto dann auch Ramires, den zweiten Chelsea-Torschützen des Abends — gut zu erkennen an seinemTattoo auf dem linken Unterarm.
Mit Dank an Christian S.
Nachtrag, 14.02 Uhr: “Spiegel Online” hat die Bildunterschrift geradezu vorbildlich korrigiert:
Umso größer war die Freude bei den Torschützen Fernando Torres und Ramires (und nicht, wie zuvor fälschlicherweise geschrieben: Didier Drogba).
Uns wiederum haben ein paar Leser darauf hingewiesen, dass Didier Drogba tatsächlich auch nach dem Abpfiff noch im Trikot rumgelaufen ist — womit aber immer noch Haare, Tattoo und Gesicht zur Unterscheidung von Ramires bleiben.
Für den Sportinformationsdienst sid ist es ein “‘Rentenvertrag’ der besonderen Art”, für 20min.ch ein “Vertrag bis übers Lebensende hinaus” und für Bild.de gleich “der verrückteste Vertrag der Fußball-Geschichte”.
Der isländische Fußball-Nationalspieler Gretar Steinsson hat einen “Rentenvertrag” der besonderen Art abgeschlossen. Weil sich im neuen Kontrakt mit dem englischen Erstligisten Bolton Wanderers eine Null zuviel eingeschlichen hat, bleibt der 30-Jährige bis zum Jahr 20.014 bei seinem Klub. Noch 18.002 Jahre.
Kurios, fürwahr. So kurios, dass man annehmen sollte, die britischen Medien machten groß mit dieser Geschichte auf. Doch es findet sich eigentlich nur eine einzige Quelle, aus der sid und die anderen Medien auch sämtliche Zitate für ihre Artikel zu haben scheinen: das Blog “Back of the Net” der britischen Fußballzeitschrift “FourFourTwo”.
“Back of the Net” ist laut Selbstbeschreibung “ein überraschend lustiges Fußballblog”, was ungefähr so viel bedeuten soll wie: ein Satireblog, in dem übertriebene und erfundene Geschichten drinstehen. Am Ende mancherArtikel schreibt die Redaktion sogar dazu, dass es sich nicht um ernsthafte Vorwürfe handle — aber leider nicht bei allen.
Gut, man hätte anhand der Zitate erahnen können, dass an dieser Geschichte was faul ist. So soll ein Verantwortlicher des Vereins gesagt haben:
“Wer hätte beispielsweise vor 18.000 Jahren gedacht, dass die Landbrücke zwischen Asien und Alaska heute nicht mehr existieren würde oder dass Menschen erfolgreich den Wolf domestizieren würden? Ich bin zuversichtlich, dass der Club über die nächsten 180 Jahrhunderte großes Kapital aus Gretars Erfahrung schlagen wird, besonders für die jüngeren Spieler.”
(Übersetzung von uns.)
Illustriert ist der Artikel übrigens mit diesem “Foto” vom Auswärtstrikot der Bolton Wanderers aus der Saison 20013/14:
Und so läuft der Vertrag von Gretar Steinsson jetzt eben bis zum Jahr 20.014. Steinsson sollte damit in Rente gehen können, bevor die deutschsprachigen Medien den Witz verstanden haben.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Als ‘Klickhure’ missbraucht” (taz.de, Pascal Beucker)
Pascal Beucker entdeckt eine von ihm gestaltete Persiflage eines SPD-Plakats auf Zeitungs-Websites. Während Handelsblatt.de sich entschuldigt und das eigene Vorgehen als groben Fehler einstuft, löscht Bild.de das Bild kommentarlos.
2. “Super Mario gibt Gas” (badische-zeitung.de, Peter Disch)
Fußball: Peter Disch feiert den Nicht-Abstieg des SC Freiburg mit der Erinnerung daran, dass “Bild”-Kolumnist Mario Basler dem Club im Januar 2012 den sicheren Abstieg prophezeit hatte. Basler schrieb: “Über Freiburg schreibe ich heute vielleicht zum letzten Mal in meinem Leben. Die steigen ab – und kommen so schnell auch nicht wieder.”
3. “Das ist der ‘Dilettant'” (stern.de, Lutz Kinkel)
Ist das Foto auf dem aktuellen “Spiegel”-Titel gestellt oder nicht? “‘Das ist ein gestelltes Foto. Der Fotograf hatte mich gebeten, die Nein-Karte nochmal hochzuhalten’, sagt Engels. Das hört sich plausibel an, zumal er der Einzige ist, der seinen Arm reckt, die anderen Teilnehmer im Hintergrund sitzen einfach nur an ihren Tischen. Der ‘Spiegel’ bestreitet jedoch, Einfluss genommen zu haben. Der Fotograf habe gar nicht mit Engels gesprochen, sagt ‘Spiegel’-Sprecher Hans-Ulrich Stoldt. Und den Piraten auch zu nichts animiert. Aussage gegen Aussage.”
4. “Gesunde Tote” (scienceblogs.de/gesundheits-check, Joseph Kuhn)
Joseph Kuhn denkt nach über die Meldung “Männer im Alter gesünder als Frauen” im “Deutschen Ärzteblatt”.
5. “Bedrucktes Papier” (boschblog.de)
Bosch schreibt einen Artikel für “Der Freitag” und sieht einen Satz hineinredigiert, den er gar nicht geschrieben hat: “Ein solch hysterischer Ausrufesatz ist niemals meinem Kopf entsprungen und durch meine Finger geflossen. In meinem Blog gäbe es so etwas nicht, ich distanziere mich von diesem Satz.”