Dressurreiten, Feuilleton, Idil Baydar

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ausbeutungsmaschine Journalismus”
(marue23.tumblr.com)
Eine 22-Jährige bewirbt sich für ein journalistisches Volontariat und ärgert sich bei den Bewerbungsgesprächen.

2. “‘Das Medium verliert an Profil'”
(vocer.org, Ulrike Langer)
Thierry Chervel, Geschäftsführer des Perlentaucher, fragt sich, warum die Online-Leute nicht in die Print-Redaktion hereingeholt werden: “Mit den Online-Redaktionen als Parallelwelten hat man etwas erzeugt, was schizophren ist: Man hat unter derselben Marke Produkte völlig unterschiedlichen Charakters geschaffen. Die ‘SZ’ gilt als eine seriöse Zeitung, online war das lange Zeit mehr oder weniger, wie soll man sagen, ein ziemlich rudimentäres Schaufenster mit recht boulevardesken Elementen.”

3. “Neigh, that’s not the British Olympians”
(guardian.co.uk, Roy Greenslade, englisch)
Statt den britischen Goldmedaillengewinnern im Dressurreiten zeigen zwei britische Zeitungen das Bronze gewinnende niederländische Team: “Apparently, Getty Images sent out a wrongly tagged picture, which was featured on the front page of the Daily Express and got a big show in the Daily Mirror.”

4. “Solche Beiträge sind der Grund, warum ich jedes Mal über den Titel ‘Nachdenkseiten’ lachen muss”
(plus.google.com, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz analysiert diesen gestern bei “6 vor 9” verlinkten Beitrag der “Nachdenkseiten”: “Muss man auf Verzerrungen der Wahrheit mit anderen Verzerrungen begegnen?”

5. “Schafft das Feuilleton ab!”
(taz.de, Georg Seeßlen)
“In Westdeutschland aber wurde das Feuilleton zum ausführenden Organ eines Oberlehrer- und Kulturbeamtenjargons. Es wurde zur Fortsetzung des Gymnasialunterrichts mit anderen Mitteln, und die Kritik arbeitete und arbeitet am liebsten mit den Mitteln von Korrektur und Zensurenverteilen. Aus einem Projekt zur Öffnung und Erweiterung der Diskurse wurde das Instrument zum Inkludieren und Exkludieren.”

6. “‘Ich bin voooll sauer!'”
(dradio.de, Johannes Nichelmann)
Der Deutschlandfunk stellt die Figuren Gerda Grischke und Jilet Ayse der Berlinerin Idil Baydar vor. Videos auf youtube.com/user/IdilBaydar.

General Knowledge

Als Medium hat man zwei Möglichkeiten, was man mit Agenturmeldungen macht: Entweder unverändert veröffentlichen (gerne gemacht bei “bunten Meldungen” in Tageszeitungen und bei Onlinemedien) oder selber noch dran rum arbeiten.

Die Meldung, dass der Bundeswehr-Oberst Georg Klein (“bekannt geworden durch die Kundus-Affäre”) zum General befördert werden soll, endete bei der Deutschen Presseagentur so:

Auf dem neuen Posten, den er vermutlich im Frühjahr 2013 übernimmt, wird Klein wie ein Brigadegeneral bezahlt. Die Ernennung zum General wird vermutlich gegen Ende nächsten Jahres erfolgen. Die Bundeswehr hat derzeit etwa 200 Generäle.

Offenbar zu unkonkret für “Focus Online”, wo sie den Schluss deshalb mit eigenen Recherchen anreichern wollten:

Auf dem neuen Posten, den er vermutlich im Frühjahr 2013 übernimmt, wird Klein wie ein Brigadegeneral bezahlt. Laut Besoldungsliste der Bundeswehr wären dies ohne Zuschläge etwa 11 000 Euro (B10). Die Ernennung zum General wird vermutlich gegen Ende nächsten Jahres erfolgen. Die Bundeswehr hat derzeit etwa 200 Generäle.

Nun ist es allerdings so, dass ein Brigadegeneral laut Bundesbesoldungsordnung (und sogar laut Wikipedia) in die Besoldungsgruppe B6 fällt und Klein damit laut Besoldungsliste der Bundeswehr ohne Zuschläge “nur” 8248,04 Euro bekäme.

Dann doch lieber eine unkonkrete Agenturmeldung als ein selbst gemachter Fehler.

Mit Dank an Stephan K.

Nachtrag, 16.55 Uhr: Nachdem “Focus Online” einen Leserkommentar mit Verweis auf die korrekte Besoldungskategorie nicht veröffentlichen wollte, wurde dort immerhin der fehlerhafte Satz entfernt — und sicherheitshalber der direkt davor stehende dpa-Satz gleich mit.

Leichtathletik, Harald Stenger, Blick

6 vor 9

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1. “Wo die Liebe hinfällt”
(tagesspiegel.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein schreibt über die Berichterstattung deutscher Medien zur Gesinnung des Partners der Ruderin Nadja Drygalla: “Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Wenn schon der Kontakt zu einer irgendwie belasteten Person in Deutschland ausreicht, um eine Karriere zu beenden, stellt sich die Frage, wo da die Grenze zu ziehen ist. Ein Bruder, der bei den Islamisten mitmacht? Eine Mutter, die bei der Stasi war? Ein Freund bei Scientology? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, auch nicht der Willkür.”

2. “Die ‘Wahrheiten’ der Bild-Zeitung über die Reichen-Steuer”
(nachdenkseiten.de, Wolfgang Lieb)
“Bewusste Irreführungen oder glatte Lügen” erkennt Wolfgang Lieb im “Bild”-Artikel “7 Wahrheiten über die Reichen-Steuer”.

3. “Abschied auf Raten”
(11freunde.de, Philipp Köster)
Der Vertrag des Pressesprechers der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Harald Stenger, wird nicht verlängert. Philipp Köster sieht seine größte Leistung darin, “die Nationalmannschaft aus dem Würgegriff des Boulevards” befreit zu haben. “In den Achtziger- und Neunziger Jahren hatte insbesondere die Bild-Zeitung eine eigene Busspur zur Nationalelf, Aufstellungen wurden dem Blatte ebenso bevorzugt durchgestochen wie wichtige Personalien. Stenger verstand es meisterhaft, Chancengleichheit der Medien herzustellen, ohne allerdings die Boulevardzeitungen schlechter zu behandeln.”

4. “Mein lieber Herr Gesangsverein”
(sueddeutsche.de, Gökalp Babayigit)
Olympia auf Eurosport, zum Beispiel Leichtathletik mit Dirk Thiele und Sigi Heinrich: “Weder sind die Erfolge der deutschen Athleten Anlass für ausgelassenstes Feiern – Thiele und Heinrich freuen sich international, zum Beispiel auch mit Weißrussinnen. Noch ist ihr Scheitern Grund für atemlose Enttäuschung – Thiele und Heinrich schelten auch international, zum Beispiel auch Weißrussinnen (Thiele: ‘Die Weißrussin darf sich aus meiner Sicht ruhig mal ein bisschen freuen. Man wird ja schließlich nicht jeden Tag Olympiasieger. Aber sie nimmt das hin, als wenn sie gerade ‘n Stück Brot isst’)”.

5. “‘Blick’ und der ‘Lügen-Bolt'”
(persoenlich.com, Benedict Neff und Edith Hollenstein)
Heftige Kritik des “Blick” an einem Leichtathletik-Reporter des Schweizer Fernsehens. Siehe dazu auch “Wie viel Lüge erträgt das Schweizer Fernsehen?” (persoenlich.com, Matthias Ackeret).

6. “Das Fest Des Huhns”
(youtube.com, Video, 55:44 Minuten)
Der Film “Das Fest des Huhnes” von 1992 zeigt ein afrikanisches Reporterteam, das in Oberösterreich für die Reihe “Fremde Länder, fremde Sitten” dreht.

Faktor, Faktor, Faktor

Gestern vor einem Jahr trat in Deutschland das Gesetz zum Ausstieg aus der Atomenergie in Kraft. Diesen Jahrestag nahm “Focus Online” zum Anlass, um mal zu schauen, was sich seitdem so alles geändert hat. Im Text ziehen die Redakteure “eine erste Bilanz” — oder versuchen es zumindest.

Zum Thema Windkraft hieß es in der ursprünglichen Version des Artikels:

Aus den Zahlen des Bundesverbands der Windenergie geht hervor, dass von Juli 2011 bis Juni 2012 allein mögliche Spitzenleistung der installierten Windkraft-Anlagen von knapp 28 Megawatt auf 30 Megawatt gestiegen ist – also um gut sieben Prozent.

Das müssten aber ganz schön kleine Windräder sein. In Wirklichkeit liegt die Spitzenleistung der Windkraftanlagen in Deutschland nämlich nicht bei 30 Megawatt, sondern bei 30 Gigawatt — was immerhin das Tausendfache dessen ist, was “Focus Online” ursprünglich behauptet hatte. Im Laufe des heutigen Nachmittags haben die Redakteure den Fehler offenbar selbst entdeckt — und heimlich korrigiert.

Nicht korrigiert haben sie hingegen die Passage mit dem Strompreis. Dort liegen die Redakteure zwar nicht um den Faktor 1.000 daneben, aber immerhin um den Faktor 100:

Laut Statistischem Bundesamt stieg der Haushaltsstrompreis von 0,2528 Cent pro Kilowattstunde im ersten Halbjahr 2011 auf 0,2531 Cent im zweiten Halbjahr.

Schön wär’s! Doch in der Realität kostete Ende 2011 eine Kilowattstunde Strom nicht 0,2531 Cent, sondern 0,2531 Euro.

Mit Dank an Jochen D.

Der frühe Vogel

Martin Eisenlauer ist der Mann, den sie in “Bild am Sonntag” den “Tech-Freak” nennen, was vermutlich so etwas bedeuten soll wie “der nette Nerd von nebenan”. Gestern schrieb er über “die spannendsten Neuheiten in Google und Bing Maps”, was vermutlich so etwas bedeuten soll wie “verrückte Sachen, die ich jetzt erst entdeckt habe”.

Über den Kartendienst von Microsofts Suchmaschine Bing schreibt er:

Besonders eindrucksvoll ist die neue 
Vogelperspektive.

Sie ersetzt die klassische “Satelliten”- Ansicht und zeigt statt Dächern die Seitenwände von Gebäuden. Dazu wurden rund 215 Terabyte neuer Bilder hochgeladen, das ist eine Menge, wenn man weiß, dass 1 Terabyte 1024 Gigabyte sind.

Nun ja: Die halbhohe Vogelperspektive “ersetzt” nicht das Luftbild von oben, sie ist zusätzlich verfügbar.

Und sie ist auch nicht “neu”: Die ersten “Bird’s Eye View”-Bilder von deutschen Städten gingen vor fünfeinhalb Jahren online.

Neu sind in der Tat die 215 Terabyte Bilder, die das bisherige Angebot ergänzen und aktualisieren sollen, wie es im Bing-Blog heißt.

Entsprechend alt ist dann auch das, was “Bild am Sonntag” unter “Neuheiten von Google Maps und Bing” beschreibt:

Dank der “Vogelperspektive” kann man sich viel besser anhand von Luftbildern orientieren. Jeder Kartenabschnitt ist in vier verschiedenen Perspektiven verfügbar, man kann Gebäude also von allen Seiten betrachten. Aufgerufen wird diese Funktion unter maps.bing.de durch einen Klick auf “Vogelperspektive” oben links in der Kartenansicht.

Mit Dank an Knut W.

Ups, verdrahtet

Die gute Nachricht: Dieser Mann auf Seite 52 der heutigen NZZ heißt tatsächlich Chris D’Elia:

Ausriss NZZ vom 7. August 2012

So steht es ja auch in der Bildunterschrift:

Die Serie “The Wire” (im Bild Chris D’Elia) handelt vom Niedergang einer amerikanischen Innenstadt.

Die schlechte Nachricht: Das Bild stammt nicht aus der Serie “The Wire”, um die es in dem Artikel unter anderem geht (und bei der D’Elia auch gar nicht mitgewirkt hat), sondern aus der Sitcom “Whitney”, deren fünfte Episode der ersten Staffel zufälligerweise den Titel “The Wire” trägt.

Nachtrag, 15.40 Uhr: Im Beitrag auf nzz.ch wurde das Bild ausgetauscht.

tz, Deutschlandradio, die Anderen

6 vor 9

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1. “Bekenntnisse: So führt man Medien in die Irre”
(diepresse.com, Anna-Maria Wallner)
Hauptsächlich über die Website “Help A Reporter Out” diente sich Ryan Holiday Medien als Experte für alles Mögliche an – und war erfolgreich, unter anderem bei der “New York Times” und bei Reuters: “Holiday stellte fest, wie schlampig manche Journalisten und Blogger recherchieren. Kaum jemand habe sich die Mühe gemacht, die Quelle zu überprüfen. Nur wenige wollten mit ihm telefonieren, den meisten reichte sein Statement per E-Mail.” Siehe dazu auch “How This Guy Lied His Way Into MSNBC, ABC News, The New York Times and More” (forbes.com, Dave Thier, englisch) und “Mr Rent-a-Quote fools mainstream media” (independent.co.uk, Guy Adams, englisch).

2. “Die da!”
(sueddeutsche.de)
“Fahrlässiger Abdruck von Fotos” der Boulevardzeitung “tz”: “Die Zuschauerin hatte in der Zeitung zwar nicht das Gesicht der Betroffenen erkennen können, wohl aber deren Schuhe. Auf einem der Fotos trug sie zufällig dasselbe Paar wie später beim Prozess ihres Freundes.”

3. “Aldi-Filialleiter wird nach ‘Spiegel’-Geschichte von Nachbarn und Kunden geschnitten”
(echo-online.de, Reinhard Jörs)
Der Leiter der Aldi-Filiale in Dieburg erzählt, wie es ihm nach der Veröffentlichung der “Spiegel”-Aldi-Titelgeschichte erging.

4. “In eigener Sache”
(dradio.de, Peter Lange)
Deutschlandradio Kultur stellt einen zwischenzeitlich entfernten Beitrag wieder online: “Die Redaktion hatte den Beitrag ohne Rücksprache entfernt. Aus journalistisch plausiblen Gründen.”

5. “Sieg für die Heimat”
(fr-online.de)
Verschiedene Kürzel tragen zusammen, wie Olympia im chinesischen, russischen, französischen, italienischen, mexikanischen, US-amerikanischen und thailändischen Fernsehen gesendet wird.

6. “Best of: Die Überschriften der Anderen”
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)

In einem Studio am Maschsee…

Schauen Sie mal, wo diese Szene aus der fantastischen amerikanischen Serie “Breaking Bad” spielt:

Na? Haben Sie’s erkannt?

Richtig: Das ist Hannover.

Oder jedenfalls ist es der Blick aus der Firmenzentrale des fiktiven Hannoveraner Weltkonzerns “Madrigal Elektromotoren” in der Serie.

Und wenn es da nicht so wahnsinnig nach Hannover aussieht, könnte das daran liegen, dass es womöglich gar nicht Hannover ist. Diese Leute vom Fernsehen kennen da nichts und drehen Sachen gerne einfach irgendwo. Die Münchner “Lindenstraße” zum Beispiel steht bekanntlich in Köln (und ist auch gar keine richtige Straße).

Jemand müsste das mal schonend den Mitarbeitern von Bild.de beibringen. Die brachten heute Abend nämlich aufgeregt folgende Nachricht auf der Startseite:

Ab Staffel fünf: Kultserie "Breaking Bad" wird in Hannover gedreht

Im Artikel heißt es:

Eigentlich spielt die US-Kultserie “Breaking Bad” in Albuquerque, New Mexico. Doch Serien-Erfinder Vince Gilligan (45) hat jetzt verraten, dass Szenen der fünften Staffel erstmals auch in Deutschland gedreht werden.

Es ist eine Sensation für alle deutschen Fans der Serie. Auf der diesjährigen Messe Comic-Con in San Diego verriet Produzent und Ideengeber Gilligan, dass Hannover als neuer Drehort für die letzten Episoden der fünften Staffel auserkoren wurde.

Nun ist die Comic-Con für dieses Jahr allerdings schon seit über zwei Wochen Geschichte. Und die Ausstrahlung der fünften Staffel, von der Bild.de hier in der Zukunft spricht, hat bereits vor drei Wochen begonnen. Die oben gezeigte Szene, die in Hannover spielt, stammt aus der in den USA am 22. Juli erstausgestrahlten zweiten Folge. Und Gilligan hat auf dem “Breaking Bad”-Panel auf der “Comic-Con” vor drei Wochen von Hannover nicht als Dreh-, sondern als Handlungsort (eben dieser zweiten Folge) gesprochen.

(Anders als Bild.de weiter schreibt, handelt es sich bei “Los Pollos Hermanos” in “Breaking Bad” auch nicht um eine Wäscherei, sondern eine Fast-Food-Kette.)

Richtig ist immerhin, dass die letzten Folgen dieser fünften Staffel erst von November an gedreht und im kommenden Jahr ausgestrahlt werden. Trotzdem spricht nichts dafür, dass wahr wird, was Bild.de den Hannoveraner Lesern verspricht:

Von November an könnten einem die Serienstars in Hannover also vor die Füße laufen, denn dann starten die Dreharbeiten zu den finalen Folgen.

Die Macher hatten nach Gilligans Worten “weder das Geld noch die Zeit, um tatsächlich in Deutschland zu drehen”.

Mit Dank an Thomas G. und Dominic I.

Nachtrag, 14:15 Uhr. Bild.de hat dem Artikel eine Viertel- bis Halbkorrektur hinzugefügt. Die Falschmeldung hat es aber auch in die gedruckte “Bild” Hannover geschafft:

US-Serie wird in Hannover gedreht

Bild  

Endstation Kohl

Winfried Kretschmann hat “Bild” ein Interview gegeben, bei dem er auch diese Frage beantwortete:

BILD: Hat die Kanzlerin den richtigen Krisen-Kurs? Kretschmann: Sie hat eine schwere Aufgabe, ich will da nicht den Besserwisser geben. Aber Frau Merkel müsste den globalen Zusammenhang einzelner –Entscheidungen klarer hervorheben. Ich war nie ein großer Fan von Altkanzler Helmut Kohl, aber er hatte eine klare europapolitische Vision, für die er wie eine Eins gestanden hat – einer seiner großen Verdienste. Diese Klarheit vermisse ich heute.

Kretschmann ist also “kein Fan” des Altkanzlers, vermisst aber Kohls Klarheit in europapolitischen Fragen. Welche Überschrift könnte “Bild”, die Zeitung, die schon seit Jahren neben einer Gedenkmarke auch den Friedensnobelpreis für Helmut Kohl fordert, aus dieser dezenten Respektbekundung wohl klöppeln?

 1. Grüner Ministerpräsident Sehnsucht nach Helmut Kohl

PS: Helmut Kohl war Trauzeuge von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann – und andersherum.

Mit Dank an Daniel H.

Spiegel Online, Boris Becker, Norbert Gastell

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Zeit ist Macht”
(zeit.de, Jochen Bittner)
Jochen Bittner beschäftigt sich mit der Hektik in der Politik, getrieben von den Medien, zum Beispiel von “Spiegel Online”: “Eine ganze Schar von Hauptstadtreportern ist, bildlich gesprochen, damit beschäftigt, tagsüber die Sauen durchs Dorf zu jagen, die sie morgens selbst losgelassen haben. Jeden Vormittag, so der Anspruch der Redaktion, soll auf dem ‘HP1’ (Homepage-Platz 1) eine eigene Exklusivmeldung stehen. Bis 14 Uhr müssen die Reporter dazu weitere Zitate und Reaktionen eingeholt haben. Aus ihnen wird die sogenannte ‘Nachdrehe’ geschrieben. Danach recherchieren die Redakteure die Nachricht für den nächsten Morgen. Bis 19 Uhr geht die ‘Analyse’ online, ein Text, der zusammenfasst und zuspitzt, wie sich die Nachricht den Tag über entwickelt hat.”

2. “Die ZEIT zensiert die Welt”
(blog.felixvictor.net, Felix Victor Münch)
Was die “Zeit” über Google, Amazon, Apple und Facebook schreibt. “Schon die Überschrift ‘Vier Sheriffs zensieren die Welt’ ist so reißerisch, dass es schwer vorstellbar ist, dass es überhaupt möglich ist, sie durch den Text zu decken.”

3. “Wehrbeauftragter sorgt für Medien-Eklat”
(spiegel.de, Severin Weiland)
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, reagiert auf einen Kommentar bei Deutschlandradio Kultur und erwartet, dass dieser “in der Audio- wie in der Textvariante schnellstmöglich aus dem Internetangebot” gelöscht werde. “Der Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur, Peter Lange, sorgte dafür, dass der Kommentar gelöscht wurde. Er habe, so heißt es aus der Pressestelle des Senders, mit den ‘Qualitätsstandards kollidiert’, sei aber strafrechtlich nicht zu beanstanden.”

4. “Alles außer live – ARD und ZDF veräppeln Zuschauer”
(welt.de, Paul-Nikolas Hinz)
“Dauernde Aufzeichnungen führen irgendwann dazu, dass überhaupt nichts mehr live zu sehen ist”, schreibt Paul-Nikolas Hinz über die Olympia-Berichterstattung von ARD und ZDF: “Sätze wie ‘Hier verliert sie Zeit’ oder ‘Das sieht langsamer aus’ sind leichtes Expertentum, wenn der Reporter schon weiß, wie das Rennen ausgeht. Das ist nicht authentisch.”

5. “Bobeles Märchenstunde”
(kicker.de, Stefan Bomhard)
Boris Becker kritisiert in der ARD deutsche Tennisspieler, die bei den olympischen Spielen in London nicht antreten: “Man hätte Becker bei dieser Gelegenheit mal fragen sollen, wie es damals war, wenn er sich unpässlich fühlte und im Davis Cup nicht antrat.”

6. “Durch dick und dünn mit Homer Simpson “
(sueddeutsche.de, Michael Zirnstein)
Norbert Gastell, die 82-jährige Synchronstimme von Homer Simpson, im Porträt.

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