Google-Ausfall sorgt für Journalismus-Ausfall

In der vergangenen Nacht funktionierte Google für ein paar Minuten nicht. Was das für Folgen hatte, steht heute überall: Der Internet-Verkehr ist halb zusammengebrochen.



“Spiegel Online”, Bild.de, “Welt Online”, sie alle berichten dasselbe: einen Rückgang der “weltweiten Internetaktivitäten” oder des “weltweiten Internetverkehrs” um 40 Prozent.

Es gibt für diese Zahl exakt eine Quelle: den Analyse-Anbieter GoSquared. Der hat den vermeintlichen Traffic-Einbruch in einem Blog-Eintrag behauptet und auch gleich mit einer tollen Grafik belegt:

Die hat diverse Medien in aller Welt so sehr beeindruckt, dass sie damit gleich ihre Meldungen illustriert haben. Dass die eindrucksvolle Kurve keinerlei Legende hat und die Y-Achse nicht beschriftet ist, das hat sie nicht gestört. Hey, eine Kurve! Statistik! Wissenschaft! Fakten!

Aber was genau ist da zurückgegangen? GoSquared spricht von der Zahl der Seitenaufrufe, die von GoSquared erfasst werden (“the number of pageviews coming into GoSquared’s real-time tracking”).

GoSquared hat also nicht den Internetverkehr auf der ganzen Welt gemessen, mit welchen Methoden auch immer, sondern nur die Abrufe auf den Seiten der Kunden von GoSquared. Was für Seiten das sind und wie typisch sie für das Internet insgesamt sind — man weiß es nicht.

Überhaupt lässt sich die Zahl der Seitenabrufe (pageviews) keineswegs mit dem “Internetverkehr” oder den “Internetaktivitäten” gleichsetzen. Die Datenmenge, die bei einem Seitenabruf bewegt wird, kann winzig oder gewaltig sein.

Ist der Internettraffic also in Folge des Google-Ausfalls um 40 Prozent heruntergegangen? Vielleicht, aber wahrscheinlich nicht. In der Traffic-Statistik von DE-CIX, dem großen Internet-Knoten in Frankfurt/Main, hat der Google-Ausfall jedenfalls nur winzige Spuren hinterlassen.

Die GoSquared-Leute aber stehen im Stau und nehmen einfach an, dass zu dem Moment jeder im Stau steht: Autos auf jeder Straße, Fußgänger und Flugzeuge gleichermaßen. Und sie freuen sich, dass die halbe Welt auf ihre Bullshit-Meldung hereingefallen sind.

(Basierend auf einem Post von Torsten Kleinz.)

Nachtrag, 18. August, 12 Uhr. “Welt Online” und derstandard.at haben ihre Artikel klammheimlich verbessert.

Nachtrag, 19. August. Nun hat sich auch “Spiegel Online” etwas halbherzig, aber transparent korrigiert.

Bravo  

Gaga-Selbstmord

Vorsicht! Ihre Augen könnten jetzt etwas überfordert werden:
Ausriss: "Bravo", Nr. 33 vom 7. August 2013
So sieht sie heutzutage aus, die “Bravo”. Sympathisch, nicht wahr?

Aber nicht nur deswegen ist der “Marktführer bei den deutschen Jugendzeitschriften” eine echte Herausforderung für die Sinne. Kleine Kostprobe aus der Titelgeschichte (“Jus, du Opfer!”):

Allein im letzten Jahr hat er [Justin Bieber] fast 45 Millionen Euro verdient! WTF??! ‘Ne Menge Kohle! Tja, und dass er eine Rich-Bitch ist, lässt der Mädchenschwarm auch raushängen. Mindestens sieben Karren stehen bei ihm in der Garage – alle nach seinen persönlichen Wünschen gepimpt. […] Boah, geht’s noch prolliger? Jup, bei Biebs schon!

Den Rest des Artikels (“Billo-Schlampen”, “Asi-Aktionen”, “Ghetto-Freunde”) überspringen wir jetzt mal. Denn ein paar Artikel später wird es noch idiotischer:
Lady GaGa - Selbstmord-GEFAHR! Wie schlecht geht es ihr wirklich?
Für die “Selbstmord-Gefahr” von Lady Gaga hat die “Bravo” genau vier Belege:

Nummer eins: Lady Gaga hat abgenommen!
Nummer zwei: Ohne Make-Up sieht man Lady Gagas Augenringe!
Nummer drei: Bei irgendeiner Party wirkte sie “völlig abwesend”!

Und ganz besonders Nummer vier:
[Foto von Lady Gaga, auf dem sie ein Shirt mit der Aufschrift "Suicidal Tenencies" trägt]

Es wird immer schlimmer! Jetzt zeigte sich die 27-Jährige in ihrer Heimatstadt im T-Shirt mit dem Aufdruck “Suicidal Tendencies” = “Selbstmordgedanken”!

Dieser “Style” wirke “wie ein Hilferuf”, findet die “Bravo”. Na ja — man kann das Ganze allerdings auch weit weniger dramatisch deuten. Denn “Suicidal Tendencies” ist eine Band.

Im Text selbst und in der Vorabmeldung der “Bravo” ist davon nichts zu lesen. Aber immerhin in der Bildunterschrift — die “Bravo”-Leute wussten also ganz genau, dass es sich um ein Bandshirt handelt.

Da kann man nur froh sein, dass Lady Gaga nichts von den “Satanic Surfers” anhatte. Oder den “Dead Kennedys”. Die Schlagzeilen zu “Fury in the Slaughterhouse” oder “Pulled Apart By Horses” hätten uns dann allerdings doch interessiert.

Via PitCam (Facebook).
Mit Dank an caravanshaker.

Wunder, Weltwoche, Werbeformat

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Neue Welt’ ruft Wunder zurück”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Der Tod von Prinz Friso von Oranien-Nassau: “Anderthalb Jahre lang haben deutsche Regenbogenhefte das Schicksal des Prinzen ausgeschlachtet. Sie haben spekuliert, gemutmaßt und prophezeit, sie haben Gerüchte verbreitet, Fakten verdreht und sich Dinge einfach ausgedacht. Allein in den vergangenen vier Monaten ist Prinz Friso mindestens sechs Mal für tot erklärt worden, genauso oft gab es dann plötzlich doch ein ‘Wunder’, und immer wieder irgendwelche Dramen, Enthüllungen und Skandale.”

2. “Weltwoche: Rega wirft ‘gröbste Recherche-Fehler’ vor”
(persoenlich.com, Lea Friberg)
“Wie viele Fehler darf ein einzelner Journalist eigentlich machen?”, fragt die Schweizerische Rettungsflugwacht in einer Medienmitteilung und kommentiert in einem PDF-Dokument einige Passagen aus dem betreffenden Artikel.

3. “Vor geschlossenen Türen”
(tageswoche.ch, Samuel Schlaefli)
Samuel Schlaefli versucht, etwas über die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zu erfahren: “Statt Antworten auf meine Fragen, gibt es einen Wälzer mit dem die Kommunikationsabteilung den Journalisten endgültig erschlägt. Und dies ohne, dass ihr jemand den Vorwurf machen könnte, sie hätte die Presse nicht ausreichend mit Informationen versorgt.”

4. “Wir diskutieren ein potentielles Werbeformat und freuen uns auf Feedback”
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl lotet bei seinen Lesern die Akzeptanz einer neuen Werbeform aus: “Dagegen spricht, dass es irgendwie Paid-Content ist, wenn auch nicht aus der PR-Abteilung. Wir würden dafür bezahlt, dass wir jeden Tag die neueste Folge hier einstellen, Ihr müsste die neueste Folge irgendwie sehen (nicht ansehen, aber sie kommt im Nachrichten-Stream) und Euch schützt kein Adblocker davor.”

5. “‘Die Autorität des aufzeichnenden Bleistifts'”
(derstandard.at, Klaus Taschwer)
Ein Interview mit Anke te Heesen, die zur Geschichte des Interviews forscht: “Es gab tatsächlich Zeiten, als große Angst vor dem Interview herrschte, was sich leicht erklären lässt: Mit der Beichte und der medizinischen Anamnese stellt vor allem das Verhör eine seiner drei Wurzeln dar.”

6. “Walulis sieht fern: Eine typische Fußballsendung”
(youtube.com, Video, 3:36 Minuten)

Schildbürger unter sich

Fast jeder kennt die Geschichten über die Schildbürger, die in ihrem Übereifer immer wieder ambitionierte Projekte beginnen und dann doch an den simpelsten Grundlagen scheitern. Zum Beispiel die Geschichte, als sie ein Rathaus ohne Fenster bauten und anschließend versuchten, das fehlende Licht mit Eimern und Fässern in das Gebäude zu schaffen.

Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum die Geschichte von dem spanischen Hochhaus ohne Fahrstuhl in der Deutschen Presse so viel Aufmerksamkeit erntete. Zum Beispiel in Bild.de:

Hochhaus gebaut – aber Aufzug fehlt Architekt vergaß den Fahrstuhl-Schacht +++ Bauarbeiter müssen schleppen +++ Mieter müssen laufen

Stern.de beschrieb detailreich:

Mit 210 Metern soll es das höchste Wohnhaus Europas werden. Ein Aushängeschild der Superlative, so war der Plan. 3,7 Millionen Euro kostete zu Baubeginn eine Maisonettewohnung im

Und Welt.de wusste auch den Grund dafür:

Der Aufzug wurde nur für die ersten 20 Stockwerke konzipiert, beim Weiterbau vergaß man den Aufzugschacht bis zu Spitze.

Auch Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, die Hamburger Morgenpost und viele andere verbreiteten die Mär vom fehlenden Aufzug.

Alleine: Der Artikel in der Zeitung El País (englische Fassung), auf den sich die Artikel direkt oder indirekt berufen, hat zwar allerhand zum Thema Fahrstühle zu berichten: Es gab einen Unfall mit dem Lastenaufzug, der ohnehin zu spät gebaut worden war. Dass allerdings die Fahrstuhlschächte ab dem 20. Stockwerk fehlen — das stand nirgends. Die entscheidene Textstelle lautet (Übersetzung von uns):

Im Januar 2012 gab es eine neue Überraschung: Bei den Planungen war der Aufzugschacht nicht beachtet worden, wie die öffentlichen Pläne klar zeigen. “Der Platz wurde nur für ein 20stöckiges Gebäude berechnet”, sagten die gleichen Quellen.

Das kann natürlich vieles heißen: dass die Fahrstuhlschächte unterdimensioniert sind, dass der Platz für den Antrieb falsch berechnet war, dass zu wenige Fahrstühle für die erhöhte Einwohnerzahl zur Verfügung standen. Für die Extrem-Interpretation, dass die Fahrstuhlschächte gleich ganz fehlten, fehlte jedoch jeder Hinweis. Und wie zu erwarten war, stimmte dies auch nicht. Wie zum Beispiel das Blog Barcepundit auflistet, hat der Wolkenkratzer sogar ganze 10 Aufzüge — und die Schächte reichen bis in den 47. Stock. Treppen steigen muss also niemand.

Doch statt ihre Falschmeldungen einfach zu löschen oder zu korrigieren — wie es zum Beispiel Spiegel Online sehr halbherzig tat — versuchten einige Redaktionen ihre durch Fakten verpfuschte Geschichte noch zu retten. So erklärte die Welt kurzerhand das Fehlen des Schildbürgerstreiches selbst zur Posse:

Screenshot: Welt.de

Doch wie spanische Medien kolportieren, sei beim Bau ein bedauerlicher Fehler unterlaufen. Die Tageszeitung “El País” will anhand der Baupläne herausgefunden haben, dass der Aufzugsschacht für ein Hochhaus von nur zwanzig Stockwerken und damit zu eng konzipiert war. Für ein doppelt so großes Hochhaus wie das Intempo braucht man stärkere Motoren und andere Zugsysteme. Erst im Januar habe man den Fehler bemerkt und die drei Aufzugsschächte erweitert, was die Arbeiten erheblich verzögerte, heißt es beim spanischen Nachrichtensender “La Sexta”. Viele spanische Online-Portale juxen derweil munter weiter über das Hochhaus mit dem fehlenden Aufzug.

Dass die Redaktion das eigene Rechercheversagen überspielt und “spanischen Online-Portalen” in die Schuhe schiebt, ist dreist, aber kaum bemerkenswert. Dass es die Redaktion aber schafft, trotz der Nachfrage beim Architekten die Falschmeldung vom “offenbar vergessenen” Fahrstuhl noch in die Überschrift zu packen hingegen zeigt eine stolze Ignoranz, die eins deutlich macht: Deutsche Journalisten müssen sich offenbar nicht hinter Schildbürgern verstecken.

Mit Dank an Greta H., hvd69, Patrick R. und Mathias S.

Wahlkampf, Zensus, Blick

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hurra! Hurra! So nicht.”
(juliane-wiedemeier.de)
Lokaljournalistin Juliane Wiedemeier besucht einen Auftritt von Angela Merkel im Wahlkampf zur Bundestagswahl: “Es herrschte eine Stimmung wie beim Justin-Bieber-Konzert. Ich frage mich nur, ob 15-Jährige wirklich auf Angela Merkel stehen oder eher jemand dafür gesorgt hat, dass sie an diesem Tag gar nicht anders konnten als sich begeistern.” Siehe dazu auch “Drei Minuten mit der Kanzlerin” (tagesschau.de, Oliver Mayer-Rüth).

2. “Blackbox Zensus: Die Angst im Amt”
(demografie-blog.de, Björn Schwentker)
“Der Zensus 2011 ist das größte amtliche deutsche Datenprojekt des letzten Vierteljahrhunderts, seine Bevölkerungszahlen haben an jeder Ecke politische Relevanz. Und dennoch ist es der Öffentlichkeit bisher unmöglich, die Erhebung nachzuvollziehen”, schreibt Björn Schwentker, der das “einer Demokratie unwürdig” einstuft und sich wundert, dass der Zensus journalistisch “bisher quasi unangetastet” blieb: “Die offensichtlichen Ergebnisse wurden veröffentlicht, ganz so, wie sie den Medien direkt vom Statistischen Bundesamt in die Hand gegeben wurden.”

3. “Aufstand des ‘Blick’-Redaktionskaders”
(persoenlich.com, eh/as)
Mit einem Brief an Ringier-CEO Marc Walder (PDF-Datei) versucht das Führungskader der Boulevardzeitung “Blick” die drohende Absetzung der aktuellen Chefredaktorin zu verhindern.

4. “Manipulative Bildauswahl”
(achimbodewig.de)
Ein Foto im “Spiegel” mit der Bildunterschrift “Marode Grundschule in Berlin”.

5. “So groß ist der Verlust auf Rhein-Zeitung.de durch den Ausstieg bei Google News”
(blog.rhein-zeitung.de, Marcus Schwarze)
Wie kommen Nutzer auf Rhein-zeitung.de? Per Bookmark (41 Prozent), über die Google-Suche (32 Prozent), über Facebook (13 Prozent), über seiteninterne Verweise (3 Prozent) und über Twitter (1 Prozent).

6. “Die ganze Vielfalt des deutschen Fernsehens in Sendungstiteln – Deutschland-Spezial”
(ulmen.tv, Peer Schader)

Auf der Flucht, Prinz Friso, Wahlplakate

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Auf der Flucht'”
(kleinerdrei.org, Hakan)
Hakan schaut sich zusammen mit dem aus Somalia geflüchteten Faruk die auf ZDFneo ausgestrahlte Sendung “Auf der Flucht – das Experiment” an. “Faruk sagt, dass diese Menschen wissen und absolut sicher sein können, dass ihnen nichts passiert. Dass sie keine Todesangst durchstehen müssen, nicht aus purer Not dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Das, was sie erleben sollen, können sie nicht ‘erleben’, weil das ZDF natürlich dafür für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen muss – eben jene Sicherheit, die Flüchtlingen fehlt. Das ist ein Unterschied ums Ganze. So, wie das in der Serie stattfindet, ist das gut gemeint, aber ein Witz – den Faruk nicht wirklich ernst nehmen kann.”

2. “‘Spiegel’: ‘Bild’ gefährdet entführten Journalisten”
(tagesspiegel.de, Sonja Alvarez)
Der “Spiegel” wirft “Bild” vor, durch ihre Berichterstattung einen entführten Journalisten zu gefährden. Siehe dazu auch diese Tweets von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann.

3. “Techniken der (Nicht-)Auskunft”
(blog.fragdenstaat.de)
Mit der Erhebung von Gebühren und der Forderung nach weiteren Informationen versuchen Behörden, sich vor einer Auskunft zu drücken. Siehe dazu auch “Transparenz gegen Geld macht wenig Sinn” (oeffentlichkeitsgesetz.ch, Martin Stoll).

4. “Prinz Friso gestorben: ‘die aktuelle’ hat Bingo!”
(stefan-niggemeier.de)
Titelseiten der Zeitschrift “die aktuelle”, die sich um den am 12. August verstorbenen Prinz Friso von Oranien-Nassau drehen. Der Sohn der abgedankten Königin Beatrix befand sich nach einem Unfall 2012 im Wachkoma.

5. “Beliebtes Zerrbild einer rassistischen Schweiz”
(tagesanzeiger.ch, Michael Hermann)
“Wie konnte es geschehen, dass sich in den europäischen Medien ein hässliches Bild von der Schweiz verfestigt hat: als Hochburg der Fremdenfeindlichkeit?”, fragt Politikwissenschaftler Michael Hermann und konsultiert die OECD-Studie “Integration von Zuwanderern” (oecd-ilibrary.org).

6. “Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt”
(der-postillon.com)

YouTube, Sixt, Albuquerque

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Deutsche TV-Sender auf YouTube”
(gugelproductions.de)
Bertram Gugel trägt Zahlen zu den YouTube-Kanälen deutscher TV-Sender zusammen.

2. “Zeitungskrise? ‘Die Lösung bin ich!'”
(stefan-niggemeier.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo zieht ein Zwischenfazit zu den bisher erschienenen Beiträgen der “Spiegel”-Zeitungsdebatte.

3. “Zeitungssterben: Springer geht zügig voran”
(blogs.taz.de, Karl-Heinz Ruch)
Karl-Heinz Ruch kommentiert den Verkauf mehrerer Printprodukte durch den Axel-Springer-Verlag: “Warum nicht die schon immer defizitäre Welt aufgegeben wurde, sondern gestandene regionale Tageszeitungen wie das Hamburger Abendblatt, lässt sich einfach beantworten. Für die Welt hätte man nichts bekommen, für die Traditionsmedien immerhin fast eine Milliarde. Das Geld wird man gut gebrauchen können für den nun kommenden Überlebenskampf der Marke Bild.”

4. “Wie sich der Tages-Anzeiger selbst kannibalisiert”
(agossweiler.wordpress.com)
Andreas Gossweiler prüft, welche Artikel des “Tages-Anzeigers” kostenlos im Netz verfügbar sind: “Ich lese den Tages-Anzeiger seit über 40 Jahren, praktisch seit ich lesen kann. Deshalb ist meine Bereitschaft, diesem Blatt als Leser treu zu bleiben und das Abonnement zu erneuern, gross. Wenn ich jedoch einen grossen Teil der Zeitung vorher schon gratis im Internet gelesen habe, bleibt ein flaues Gefühl zurück.”

5. “Gustl Mollath von Sixt unfreiwillig zur Werbefigur gemacht – Ist das erlaubt?”
(wbs-law.de, Christian Solmecke)
Die rechtlichen Konsequenzen einer Sixt-Werbekampagne, die ungefragt ein Bild von Gustl Mollath verwendet: “Das Plakat spielt humorvoll auf seine Entlassung an und beschädigt dabei weder sein Ansehen, noch lässt es eine Identifikation zum Autovermietungsunternehmen zu. Es ist davon auszugehen, dass die Rechtsprechung auch hier zugunsten von Sixt entscheiden würde.”

6. “Abschied von Breaking Bad”
(dradio.de, Hendrik Efert)
Aufgrund der Serie Breaking Bad wird Albuquerque in New Mexico von Touristen besucht: “Die neuen Touristen kaufen Hüte und Sonnenbrillen, damit sie aussehen wie der Protagonist der Serie. Sie erstehen Süßigkeiten oder Badesalz, das aussieht wie die Droge Chrystal Meth, um die sich die Serie dreht. Sie buchen Touren, lasten die Hotels und Restaurants der Stadt aus. Ein neuer Segen für das eher strukturschwache Albuquerque.”

Antenne Bayern, Energiewende, Burnout

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hat Antenne Bayern bei der Brüderle-Sendung getrickst?”
(radiowatcher.de)
“Live”-Gespräche auf Antenne Bayern, zum Beispiel zwischen Helmut Markwort und Rainer Brüderle.

2. “Burnout und raue Töne”
(augengeradeaus.net, Thomas Wiegold)
Das Bundesministerium für Verteidigung erklärt, dass ein von “Bild” zitierter Satz von Thomas de Maizière (“Manchmal ist ein Burn-out auch das Ergebnis von Unterforderung”) “völlig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und sinnentfremdend genutzt” wurde, “um eine Geschichte zu konstruieren”.

3. “Bild: Die Energiewende hassen”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über “Bild”-Schlagzeilen zum Offshore-Windpark Riffgat, der aufgrund noch nicht verlegter Kabel von einem Dieselgenerator in Schwung gehalten wird. “Das ist natürlich ärgerlich für den Investor EWE, aber vernünftig für die Anlagen, die im kommenden Februar dann schadensfrei in Betrieb gehen sollen. Jedenfalls ist das alles andere als ‘Wahnsinn’: Ein spezieller Problemfall, den die Offshore-Windtechnologie mit sich bringt und der auch bei anderen Windparks – etwa im RWE-Projekt Nordsee Ost – oder während der Bauphase auftritt.”

4. “Zeitung ist kein Jedermannsmedium”
(sozialtheoristen.de, Stefan Schulz)
Rückmeldungen des Publikums sollten nicht überbewertet werden, findet Stefan Schulz. “Wirklich gut ist das Fernsehprogramm dann, wenn es wie Literatur hergestellt wurde, wenn ein Autor oder ein Autorenteam abgeschottet an einem Werk arbeitet, es unter Vermeidung äußerer Einflüsse nach dem eigenen Entwurf produziert und am Stück dem Publikum vorsetzt. Beziehungsweise, wenn der Zuschauer nur zuschaut, wenn Menschen intensive Gespräche führen, während diese ein bisschen vergessen, dass alles vor Publikum stattfindet.”

5. “In der geistigen Schuldenfalle”
(spiegel.de, Wolfram Weimer)
Wolfram Weimer sieht den Journalismus in einer ähnlichen Glaubwürdigkeitskrise wie die Politik. “Eine Ursache der journalistischen Krise liegt in der Auflösung von Wahrheiten zu diskursiven Konsensen. Wir fragen immer weniger danach, was wir für richtig halten, sondern danach, was andere für richtig halten könnten.”

6. “Make Me a German”
(youtube.com, Video, 55:23 Minuten, englisch)
Eine britische Familie entdeckt Deutschland. Die Doku bezieht sich mehrfach auf “Der Durchschnitts Deutsche”.

Überwachungsskandal, Jobsuche, Bundesliga

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der unverstandene Skandal”
(ndr.de, Video, 4:51 Minuten)
Seit vielen Wochen berichten Journalisten über Überwachungsskandale – beim Konsumenten kommt die Brisanz der Lage aber nicht so richtig an.

2. “Über den Mangel an Empörung nach einem Riesenskandal”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Man könne sich eben “nicht unbegrenzt oft aufregen”, versucht Harald Martenstein die Lage zu erklären: “Alle Medien sollten berücksichtigen, dass zwischen zwei Skandalen eine Karenzzeit von mehreren Monaten liegen muss und dass kein Mensch unbegrenzt viele Skandale gleichzeitig verarbeiten kann.”

3. “Revolutionen sind unangenehm”
(spiegel.de, Mario Sixtus)
Mario Sixtus schreibt über Zeitungen. “Es ist einfach purer Irrsinn, tonnenschwere, containergroße Papierrollen einzukaufen, in fußballfeldgroßen Druckmaschinen mit Bildern und Buchstaben zu bestreuen, dann zu zerschneiden, zu falten und schließlich mit Güterwagen und Lkw zu Verkaufsständen und Abonnenten im ganzen Land zu karren, damit sich jeder Leser vielleicht 20, 30 oder 40 Minuten damit beschäftigt, bevor er sich um die Entsorgung des dann nur noch als Info-Müll angesehenen Papierberges kümmern muss.”

4. “Auftragsarbeiten”
(journalist.de, David Selbach, Olaf Wittrock und Annika Janßen)
Corporate Content im Onlinejournalismus: “Allerlei Verlage bieten Dritten nämlich inzwischen die eigenen Auftritte als Plattform feil, um dort ihre Botschaften zu verbreiten. Und das nicht mehr nur klassisch in Form von Werbung, sogenannten Content-Anzeigen, Advertorials oder gesponserten Online-Specials. Nein, Onlinemedien übernehmen zunehmend auch Beiträge aus fremder Feder als Gastkolumne oder Blog.”

5. “Schluss machen und Luftschlösser”
(antiprodukt.de)
“Ich versuche seit drei Jahren ‘mein Leben in die Hand zu nehmen’ und merke, dass mein Leben überhaupt nicht in meinen Händen liegt”, schreibt antiblog über ihre Jobsuche. “Im Schnitt schreibe ich 150 Bewerbungen im Jahr. Ich war bei mehreren Coachings, Beratungsstellen, Personalern. (…) Die Rückmeldungen und Bewerbungsgespräche der letzten Jahre lassen sich an einer Hand abzählen. Wenn es mal soweit kam, kam ich immer mindestens in die zweite Runde.”

6. “Als die Bundesliga laufen lernte”
(ardmediathek.de, Video, 43:56 Minuten)
Fußball: Ein Rückblick auf den ersten Spieltag der Bundesliga am 24. August 1963.

Deutschlandfunk, Stuttgarter Zeitung, Bezos

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bloggen, weil man muss”
(brandeins.de, Jens Tönnesmann)
Fünf Blogger im Porträt: Christoph Kappes, Sylvia Oberstein, Enno Park, Meike Lobo und Patricia Cammarata.

2. “R.I.P. Tageszeitung”
(spiegel.de, Thomas Knüwer)
Es gebe “kein einziges Indiz, dass wir derzeit eine Zeitungskrise durchleben”, schreibt Thomas Knüwer: “Nein, wir erleben das Sterben der Zeitung. Wer zum Beispiel die Auflage von Deutschlands größter Tageszeitung, der ‘Bild’, extrapoliert, landet so ungefähr 2028 auf der Nulllinie – und glaubt irgendwer, das Blatt würde noch gedruckt, wenn ein paar tausend Stück verkauft werden?”

3. “Absicht oder Gewohnheit? Die Linke kommt im Deutschlandfunk deutlich seltener zu Wort als andere Parteien”
(wirtschaftundgesellschaft.de, Thorsten Hild)
Thorsten Hild wertet Interviewpartner des “Deutschlandfunk” aus und meint feststellen zu können, dass Politiker von “Die Linke” selten befragt werden – grüne Politiker dagegen oft.

4. “Netanjahu als Friedensvergifter”
(juedische-allgemeine.de, Philipp Peyman Engel)
Eine Karikatur der “Stuttgarter Zeitung” löst Kritik aus. “Die Stuttgarter Zeitung hingegen kann in der Karikatur keine antisemitischen Vorurteile erkennen. Dennoch bereut das Blatt inzwischen den Abdruck ihrer Zeichnung.”

5. “Jeff Bezos and his journalists”
(blogs.reuters.com, Felix Salmon, englisch)
Felix Salmon beurteilt den Kauf der “Washington Post” durch Jeff Bezos: “Bezos is not the kind of man who worries about losing a few million dollars here or there: he has his eye on building long-term value and relevance, which is exactly how the best newspaper owners behave.”

6. “Stell dir vor, Mollath ist frei – und dann passiert nichts”
(onlinejournalismus.de, Fiete Stegers)
Live-Ticker, die vom Warten auf Ereignisse berichten.

Blättern:  1 ... 489 490 491 ... 1157