Vergangene Woche berichteten die “Ruhrbarone”, dass sich auf der Facebook-Seite der Linksjugend im Ruhrgebiet “ein antisemitischer Mob” austobe. Unter der Ankündigung einer “antiisraelischen Demonstration” hätten sich einige israelfeindliche und rassistische Kommentare gefunden, unter anderem Hitler-Bilder mit antisemitischen Sprüchen und Vergleiche zwischen Israel und dem Nazi-Regime.
Die Linksjugend löschte die kritisierten Kommentare, distanzierte sich davon und erklärte (hier ausführlicher), dass sie solche Dinge nicht dulde, aber “bei mehreren Posts die Minute” nicht immer alles sehen könne.
Für die Leute von “Bild”, die ja bekanntlich große Freunde Israels sind und außerdem der Linkspartei immer gerne eins überbraten, war die Sache jedenfalls ein gefundenes Fressen, also empörten auch sie sich kurz darauf über die …
Unfassbare Israel-Hetze im Internet!
Im Artikel heißt es:
Auf Facebook macht die Ruhrgebietsabteilung des Jugendverbandes der Linkspartei „Solid“ für eine Anti-Israel-Demonstration am 18. Juli in Essen Werbung. Das berichtet der Journalisten-Blog „Ruhrbarone“.
„Ruhrbarone“ zitiert aus einem Facebook-Kommentar (inzwischen gelöscht) der für seine antisemitischen Parolen 58 „Likes“ bekam.
Dass diese Kommentare von irgendwelchen Facebook-Nutzern kamen, geht aus dem Text nicht hervor. Zumindest für Facebook-unerfahrene Leser kann oder muss sogar der Eindruck entstehen, dass es der Jugendverband selbst war, der die Kommentare gepostet — oder zumindest toleriert — hat.
Verstärkt wird dieser Eindruck noch von dem, was Peter Tauber, der CDU-Generalsekretär und “Netz-Experte”, dazu zu sagen hat:
CDU-Generalsekretär und Netz-Experte Dr. Peter Tauber (39) dazu zu BILD: „Diese Postings sind an Geschmacklosigkeit, Menschenverachtung und Geschichtsvergessenheit nicht zu überbieten. Ich fordere die Familienministerin auf, die angekündigten Zahlungen an die Linkspartei-Jugend umgehend einzustellen. Solche antisemitischen Umtriebe dürfen nicht mit Steuergeldern unterstützt, sondern müssen gesellschaftlich geächtet werden.“
Er will also die Linksjugend dafür büßen lassen, dass ihre Facebook-Seite von irgendwelchen Hornochsen zugemüllt wurde und sie die Kommentare — begleitet von einer klaren Distanzierung — bereits wieder gelöscht hat? Hm.
Wenn er das wirklich ernst meint, hätte er sich aber besser mal auf der Facebook-Seite der “Bild”-Zeitung umgesehen, bevor er sie mit diesem Zitat beglückte. Und die zuständigen Autoren hätten auch mal einen Blick riskieren sollen. Dann wären sie nämlich schnell auf so etwas gestoßen:
Die Kommentare sind sechs Tage alt; sie standen schon dort, bevor sich Bild.de und Peter Tauber über die “unfassbare Israel-Hetze” auf der Linksjugend-Seite echauffierten. Und im Gegensatz zu dem Jugendverband hat “Bild” sie immer noch nicht gelöscht.
Nachtrag, 17. Juli: Inzwischen dann doch. Und den Rest des Eintrags gleich mit.
1. “Die Maschine übernimmt den Journalismus” (denktagebuch.de, Marco Herack)
Es sei “kein großer Verlust”, wenn das Verfassen von Börsennachrichten von Maschinen übernommen werde, schreibt Marco Herack. Vielmehr sollte sich der Journalismus an die Auswertung von Dokumenten machen, “die gerne mal über 1000 Seiten lang sind und viel Geschwafel erhalten, zwischen dem sich die harten Fakten verstecken.”
2. “Drohnenjournalismus: großes Potenzial, aber hohe Hürden” (onlinejournalismus.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald klärt auf über den journalistischen Einsatz von Drohnen: “Für den spontanen Rechercheeinsatz etwa bei Demonstrationen eignen sich Drohnen (zumindest in Deutschland) nicht. Bei Unglücken und im Umfeld von besonders sensiblen Anlagen wie Atomkraftwerken ist ihr Einsatz sogar verboten.”
3. “Man will mich hinausekeln” (persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski ärgert sich, für Inhalte zu bezahlen, die es im Netz kostenlos gibt, und schreibt an die Zeitungsverleger: “Ihr tut alles, um die Werthaltigkeit eurer Bezahlzeitungen zu torpedieren, indem ihr eure journalistischen Perlen nicht nur kostenfrei ins Netz stellt, sondern dies auch meist viele Stunden, bevor ich am Morgen zum Briefkasten wandle, dort klaube ich mir eure druckfrischen Produkte heraus, um dann beim Morgenkaffee zu meinem grossen Missfallen so vieles vorzufinden, das ihr mir bereits am Vorabend gratis im Netz serviert habt.”
4. “Haben Journalisten ein Problem mit Meinungsfreiheit?” (1300ccm.de, Tom Schwede)
“Sollen Blogger Autos testen?”, fragt die “Auto Bild”. Tom Schwede antwortet: “Natürlich dürfen Auto-Blogger Autos testen, um die Frage der ‘Auto Bild’ an dieser Stelle deutlich zu beantworten. Es gibt kein Meinungsmonopol der etablierten Medien!”
5. “Die TV-Berichterstattung zur WM ist teils unglaublich schwach” (stern.de, Bernd Gäbler)
Bernd Gäbler zieht ein Fazit zur Fußball-WM-Berichterstattung im Fernsehen: “In der ARD fällt Bernd Schmelzer besonders unangenehm auf, der auch die ‘Tagesschau’ permanent mit DFB-Werbeclips anfüllte. ‘Noch hat Merkel nichts erreicht. Aber der Triumpf winkt. Sie selbst weiss es am besten. O-Ton Angela Merkel. Der Weg ist hart. Aber die Mannschaft ist reif.’ Dazu dann Merkel-Bilder einsam, aber gelassen am Strand. Man stelle sich so etwas einmal in der Politik-Berichterstattung vor! Merkt in den Redaktionen keiner, dass da im Sport etwas schiefläuft?”
George Clooney sagt, er sei es gewohnt, dass die britische Zeitung “Daily Mail” Geschichten über ihn erfindet und Lügen über ihn verbreitet. Aber diese eine wollte er nicht hinnehmen, ohne laut zu widersprechen. Die “Daily Mail” hatte geschrieben, dass die Mutter seiner Verlobten Amal Alamuddin aus religiösen Gründen gegen ihre Heirat sei. Sie habe das schon “halb Beirut” erzählt. Weil es keine Drusen-Hochzeit sei, riskiere Amal, dass sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen werde, so die “Daily Mail” — mehrere Bräute seien aus ähnlichen Gründen schon umgebracht worden.
Nichts davon sei wahr, sagt George Clooney. Amals Mutter sei keine Druse, ewig nicht in Beirut gewesen, nicht gegen die Hochzeit. Vor allem aber sei es verantwortungslos und gefährlich, in dieser Weise religiöse Differenzen auszubeuten, wo nicht einmal welche bestehen.
Die Meldung, dass Clooney sich so über die “Daily Mail” beschwert, die ihre Geschichte inzwischen zurückgenommen hat, stand in vielen deutschen Medien. Was aber auch in vielen deutschen Medien stand und teilweise noch steht: Die Lügengeschichte der “Daily Mail”.
Der Kölner “Express” brachte sie am vergangenen Mittwoch:
Die “Bunte” verbreitete sie online (inzwischen gelöscht), mit einer Fragezeichen in der Überschrift, aber ohne ernste Zweifel am Inhalt der von der “Daily Mail” abgeschriebenen Geschichte:
So verriet ein Nahestehender der Familie der Familie Alamuddin dem britischen Blatt: “Man würde denken, dass Amal mit George Clooney den Jackpot geknackt hat, aber Baria ist nicht glücklich. Sie denkt, dass sie es besser hätte treffen können.” Weiter habe Amals Mutter in Beirut herumerzählt, dass es schließlich 500.000 Drusen gäbe – warum nur könne ihre Tochter darunter niemanden finden, der gut genug für sie ist?
Die “Abendzeitung” erzählt die Lügengeschichte immer noch:
Hören wir nicht richtig? Eigentlich dachten wir, es gäbe kein Mittel, mit dem FRAU dem Charme von Hollywood-Schauspieler George Clooney widerstehen könnte. Doch auch ein Clooney muss hin und wieder die seltene Erfahrung machen, dass er nicht jede um den Finger wickeln kann.
Mehrere deutsche Medien haben die Falschmeldung von der Boulevardagentur “Spot On News” übernommen (Eigendarstellung: “Die Artikel von spot on news beschränken sich nicht auf das Ab- und Umschreiben von Internet-Content. (…) Exklusivität steht bei spot on news ganz weit oben”). Die hat nach den Unwahrheiten der “Daily Mail” nun auch ungerührt die empörte Antwort von Clooney verbreitet — so gesehen profitiert sie doppelt von den Falschmeldungen der Auslandspresse, die sie abschreibt.
Der amerikanische Schauspieler hat über die “Daily Mail” noch gesagt, sie habe — mehr als jede andere “Nachrichten”-Organisation — ein ums andere Mal beweisen, “dass Tatsachen für sie keine Bedeutung haben bei den Artikeln, die sie sich ausdenkt.” Das wird die deutschen Medien auch bei den nächsten “Daily Mail”-Geschichten nicht davon abhalten, sie blind zu übernehmen.
1. “Meine Tage im Hass” (faz.net, Andrea Diener)
Andrea Diener liest Leserkommentare: “Jeder Fehler wird mit dem Gestus der Herablassung aufgezeigt, nebenbei ein Autor beleidigt, und das Ganze gipfelt meist in der Feststellung, dann könne man ja auch gleich die ‘Bild’-Zeitung lesen. Themen, die ein wenig zu bunt sind: ‘Bild’-Zeitung. Themen, die nicht interessieren: ‘Bild’-Zeitung. Falsch gesetzte Kommas: ‘Bild’-Zeitung.”
2. “Hasszeit” (anmutunddemut.de, Benjamin Birkenhake)
Auch Benjamin Birkenhake denkt über Leserkommentare nach: “Und vielleicht muss man sich in manchen Teilen des Journalismus eingestehen, dass man nach Jahren der Boulevardisierung jetzt in einem Kontext angekommen ist, in dem Leute halt ‘die Sau rauslassen’ und das von der Gesellschaft auch für normal gehalten wird.”
3. “Was vor allem die BILD-Zeitung NICHT berichtet, obwohl ich es ihr mitgeteilt habe” (danielmack.de)
Politiker Daniel Mack liest einen Artikel über sich in “Bild”, stellt seine Version der Sachlage dar: “Für mich ist dies ein schlimmes und sehr belastendes Beispiel dafür, wie Journalisten beim Leser durch das bewusste Weglassen von ‘störenden’ Fakten einen völlig falschen Eindruck erwecken.”
Der Artikel, den Reinhard Breidenbach am Montag über den unter Drogenverdacht stehenden SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann geschrieben hat, ist nicht mehr online. Die Mainzer “Allgemeine Zeitung”, deren Politikchef Breidenbach ist, hat ihn durch einen anderen Artikel zum selben Thema ersetzt. Die “Allgemeine Zeitung” hat nicht kenntlich gemacht, dass sie den Text komplett überarbeitet und an entscheidenden Stellen verändert hat. Sie hat das auch nicht erklärt. Sie hat einfach die erste Version klammheimlich verschwinden lassen (BILDblog berichtete)
Das ist an sich schon schlechter Stil. Nun aber tut die “Allgemeine Zeitung” auch noch so, als hätte es die erste Version nie gegeben.
Sie tut, als hätte sie von Anfang an geschrieben, dass bloß irgendjemand aus dem Umfeld des Politikers ihr gegenüber gesagt hat, Hartmann habe “geringe Mengen Crystal Meth” genommen, und nicht Hartmann selbst. Hartmann hat den Drogenkonsum am Mittwoch über seine Anwälte öffentlich zugegeben. Aber den Eindruck, dass er sich schon am Montag gegenüber der “Allgemeinen Zeitung” offenbarte, den ließ er sofort dementieren.
Seit dem 2. Juli: Warten auf eine Erklärung Hartmanns. Am 7. Juli sagt jemand aus Hartmanns engstem Umfeld gegenüber dieser Zeitung dies: Es sei davon auszugehen, dass Hartmann eine sehr geringe Menge Crystal Meth konsumiert, dann aber die Finger davon gelassen habe. Hartmann dementiert sofort, was nie behauptet worden war: dass er persönlich gegenüber irgendeinem Medium eine Erklärung abgegeben habe; er rede zuerst mit der Staatsanwaltschaft. Das ist nun geschehen. Der wichtigste Satz seiner Erklärung: Er bedauert und bereut.
Hartmann dementierte, “was nie behauptet worden war”?
Wie sonst hätte man etwa Breidenbachs Formulierung verstehen sollen: “Hartmann wies gegenüber unserer Zeitung auch Gerüchte zurück, …” ? Oder Halbsätze wie: “Hartmann ließ gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage erklären” oder: “Hartmann trat auch Spekulationen entgegen”? Oder die Überschrift seines Artikels, die mit Doppelpunkt und Anführungszeichen keinen Zweifel daran ließ, dass es sich um ein wörtliches Zitat Hartmanns handelte?
Die “Allgemeine Zeitung” hat am Montag den falschen Eindruck erweckt, der SPD-Politiker habe ihr gegenüber eine Art Geständnis abgelegt. Nun erweckt sie auch noch den Eindruck, sie hätte nie diesen falschen Eindruck erweckt.
2. “Ein Recht auf Information” (nzz.ch, Annegret Mathari)
Unterstützung für Radios in Krisengebieten, so in der Zentralafrikanischen Republik: “‘Wir informieren über Fakten, machen jedoch weder Analysen noch Kommentare’, sagt Chefredaktor Jean-Claude Ali im Gespräch.”
5. “Der Rassist in uns” (zdf.de, Video, 74:14 Minuten)
39 Personen nehmen teil an einem Experiment, das versucht, Blauäugige und Braunäugige gegeneinander auszuspielen. Siehe dazu auch “Die Arier” (zdf.de, Video, 91:55 Minuten).
1. “Israel und die Hamas im Spiegel deutscher Schlagzeilen” (sprachlog.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch wertet Schlagzeilen zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten aus: “Um das zu überprüfen, habe ich heute morgen auf Google News die Suchbegriffe Israel und Hamas eingegeben, und die Überschriften der jeweils 25 ersten Treffer analysiert.”
3. “Ukraine: ‘Die Medien haben diesen Konflikt verschärft'” (derstandard.at, Julia Herrnböck)
Ein Interview mit dem Medienwissenschaftler Jürgen Grimm: “Die antirussische Tendenz war relativ ähnlich in Österreich und in Deutschland. Dann gab es eine Gegenbewegung in den Social Media, die sich als Protest an dieser Mainstream-Berichterstattung entzündet hat. Ganz deutlich war es beim ‘Spiegel’, da war kein Unterschied mehr zur ‘Bild’-Zeitung. Es wurden hemmungslos Feindbilder konstruiert. Das war auch schon ein Kennzeichen der Publizistik 1914: Da haben Medien in ganz Europa durch ihre nationale Perspektive wesentlich zur Kriegsdynamik beigetragen.”
4. “Exclusive: Clooney responds to ‘Daily Mail’ report” (usatoday.com, George Clooney, englisch)
George Clooney stellt Fakten richtig zu einem Bericht der “Daily Mail”, der behauptet, die Mutter seiner Verlobten sei aus religiösen Gründen gegen eine Heirat: “The irresponsibility, in this day and age, to exploit religious differences where none exist, is at the very least negligent and more appropriately dangerous. We have family members all over the world, and the idea that someone would inflame any part of that world for the sole reason of selling papers should be criminal.”
Die Arbeit der “Bild-APO” bestand daraufhin größtenteils darin, anzukündigen, was die “Bild-APO” in Zukunft so alles machen werde. Nämlich:
Ab heute haut BILD der Regierung munter auf die Finger
(17.12.2013, Seite 1)
Deshalb haut BILD der Großen Koalition von heute an ordentlich auf die Finger!
(17.12.2013, Seite 1)
Warum BILD der GroKo auf die Finger (sc)haut
(17.12.2013, Seite 4)
Deshalb macht BILD sich als Außerparlamentarische Opposition auf den langen Marsch durch mindestens vier Jahre GroKo.
VERSPROCHEN!
(17.12.2013, Seite 4)
BILD (sc)haut der Großen Koalition genau auf die Finger, wird z. B. Sogenannte “kleine Anfragen” und “große Anfragen” stellen – um Tricksereien, Steuergeld-Verschwendungen etc. aufzudecken! […] BILD schlägt Alarm, will von der Regierung wissen: Was hat der Stillstand bisher gekostet, wie hoch sind die monatlichen Ausgaben für Abgeordnetendiäten, Verwaltung, Büros etc.?
Die Antworten der Regierung – demnächst in BILD …
(18.12.2013)
BILD schaut der Großen Koalition genau auf die Finger, deckt Tricksereien, Steuergeld-Verschwendung etc. auf – und schlägt Alarm!
(19.12.2013)
Das Versprechen: Wir schauen der Regierung auf die Finger – und hauen notfalls kräftig drauf.
(30.12.2013)
Wir von BILD haben es uns auf die Fahne geschrieben: Wir werden der Großen Koalition auf die Finger gucken und kräftig draufhauen, wenn etwas schiefläuft. Als BILD-APO gegen die GroKo!
(30.12.2013)
Die BILD-APO (Außerparlamentarische Opposition) nimmt die Sorgen der Bevölkerung ernst […].
(9.1.2014)
Das Versprechen: Wir schauen der Regierung ganz genau auf die Finger – und hauen notfalls kräftig drauf.
(9.1.2014)
Die erste Haudrauf-Aktion inszenierte “Bild” am 30. Dezember vergangenen Jahres:
Das Übergabe-Fotoshooting musste diesmal allerdings ausfallen — denn am nächsten Tag hieß es plötzlich:
Statt Anfragen der BILD-APO wie erfolgt persönlich entgegenzunehmen, sollen sie künftig wie gewöhnliche Presseanfragen behandelt werden […].
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Christiane Wirtz (43), vor der BILD-APO gewarnt, erfuhr BILD aus Koalitionskreisen! […] Die Kollegen sollten “sich nicht vor den Karren der BILD-Zeitung spannen lassen”, sagte Wirtz nach Angaben von Teilnehmern.
Doch selbst diesen Rückschlag verkaufte “Bild” — natürlich — als Erfolg:
Die letzte Regung der “Bild-APO” liegt inzwischen fast fünf Monate zurück. Damals kündigte das Blatt lauthals an, die Große Koalition wegen “Renten-Klaus” verklagenzu wollen. Was daraus geworden ist? Keine Ahnung. Bis heute haben wir weder davon noch sonst von der “Bild-APO” je wieder etwas gehört.
Was weiterhin fehlt, ist die bürgerliche Opposition.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass BILD der Großen Koalition die Stirn bietet. Wir lassen uns nicht mit Geschäftsordnungstricks plattmachen. Die wahre Opposition ist die BILD-APO!
Bleibt die Frage: Was macht sie heute, die “wahre Opposition”?
Nun …
WIR SINGEN DER KANZLERIN EIN LIED!
Das Lied, so verriet es Angela Merkel im Mai in Stralsund, gehört zu ihren Lieblingsliedern. BILD meint: „Wir lieben die Stürme…“ passt perfekt zur Regierungschefin, die seit ihrem Amtsantritt einen Krisenherd nach dem anderen löschen musste – und dabei ihren Humor und ihre Zuversicht nie verloren hat.
Statt Kloppe gibt’s also jetzt Lieder, Bilder und Streicheleinheiten für die “Übermutti”.
Derweil berichtet “BILD-APO-Experte” Ralf Schuler (der dem Wirtschaftsministerium vor einigen Monaten noch die zweite “APO”-Anfrage aufgenötigt hat) so über die China-Reise von Angela Merkel:
33 Grad Celsius, Smog, eine unsichtbare Sonne brütet über der Dunstglocke Pekings. Mein Hemd fühlt sich an wie ein nasses Handtuch.
Nur eine wirkt cool: Angela Merkel (59, CDU).
Ralf Schuler, Verzeihung, Lalf Schulel schaut der Kanzlerin jetzt nicht (mehr) auf die Finger, sondern auf die Klamotten:
Als die Kanzlerin kommt, wirkt sie unbeschwert in ihrem lindgrünen Blazer; Premier Li trägt ein Kurzarmhemd, keine Krawatte. Dafür, dass Angela Merkel tadellos aussieht, sorgt auch ihre Stylistin Petra Keller. Sie ist auf Reisen mit dabei, wohnt im Nachbarzimmer der Kanzlerin.
Und CSU-Mann Alexander Dobrindt darf heute im größten Nicht-Fußball-Artikel der gesamten Ausgabe hoch und heilig versprechen, dass seine ersehnte Pkw-Maut keinen Bundesbürger finanziell mehrbelasten werde:
Die “Bild”-Zeitung widmet dem “Maut-Macher” und seinen Plänen fast die gesamte Politik-Seite und inszeniert sich selbst dabei als Beschützerin des Volkes. Klassische Win-Win-Situation. Und von “APO” keine Spur.
Offenbar lebt es sich als außerparlamentarischer Verbündeter dann doch irgendwie besser.
1. “Geografie für Privatradios: Brasilien liegt im Ruhrgebiet” (fair-radio.net)
Fußball-Weltmeisterschaft: Radioreporter berichten aus einem “WM-Studio” oder auch “live vor Ort”, aber nicht etwa aus Brasilien, sondern aus Oberhausen: “Wie uns eine ‘radio NRW’-Sprecherin bestätigt, sitzt dort ein Sportreporter, der das Spiel schaut und davon berichtet, was er in der Übertragung sieht. Unter dessen Reportage wird die Live-Atmo aus den jeweiligen Stadien in Brasilien eingespielt, die die FIFA offiziell für solche Zwecke zur Verfügung stellt.”
2. “Wirre Experten müssen schweigen” (nzz.ch, Paula Scheidt)
Die BBC will wissenschaftlichen Aussenseitermeinungen zukünftig weniger Gewicht geben. “Einige Journalisten und Blogger kritisieren, die neue Ausrichtung verhindere eine objektive Berichterstattung. Zwischen Konsens und Propaganda liege nur ein schmaler Grat, schreibt ein Blogger. Viele befürchten die Einschränkung von freier Meinungsäusserung und freiem Informationszugang.”
3. “Und es hat Klick gemacht” (journalist.de, Boris Hänßler)
Wie lässt sich Erfolg im Netz messen, durch Klicks, Verweildauer, Aufmerksamkeit? Boris Hänßler zitiert Manuel Marini: “Die meisten Menschen bewegen beim Lesen unbewusst den Mauszeiger über den Text. Das ist ein guter Indikator, wie intensiv die Leute sich mit dem Inhalt beschäftigen – oder ob sie die Seite nur aufgerufen haben und sich einen Kaffee holen.”
6. “Öffentliche Narbe” (sueddeutsche.de, Ekkehard Müller-Jentsch)
Eine gerichtliche Auseinandersetzung um eine Schlagzeile von “Closer” zu einem “Wundmal im Dekolleté” von Simone Thomalla: “In öffentlicher Sitzung ließ sie vortragen: Der durch die Titelseite erweckte Eindruck, sie habe kürzlich eine Brustoperation durchführen lassen, sei falsch. Diese sei bereits sieben Jahre her, sodass ein aktuelles Berichtsinteresse nicht vorliege.”