Jean Todt, der Präsident des Automobilverbandes FIA und langjährige Freund von Michael Schumacher, hat im französischen Fernsehen vor ein paar Tagen ein kurzes Interview zu Schumachers Gesundheitszustand gegeben.
Viele deutsche Medien berichten heute darüber, und zwar vor allem so:
(“Spiegel Online”)
(“Focus Online”)
(N-tv.de)
(Bunte.de)
(Web.de)
(T-online.de)
(Express.de)
Auch viele, viele andere Medien zitieren diesen Satz, selbst in Großbritannien und Italien kursiert er schon. Allerdings: Jean Todt hat ihn in dem Interview nie gesagt. Im Gegenteil: Er bemühte sich sogar, der Frage nach dem “normalen Leben” so gut es geht auszuweichen.
Übersetzt lautet das Gespräch so:
Reporter: Wie geht es ihm heute?
Jean Todt: Heute? Er kämpft. Und wir hoffen, dass die Dinge besser werden. Schnell.
Reporter: Kann er seine Bewegungen kontrollieren? Kann er sprechen?
JT: Ich will nicht ins Detail gehen, weil es zu persönlich ist. Ich glaube, dass das Wichtigste ist, dass er lebt, dass seine Familie bei ihm ist und dass es besser wird, aber wir müssen ihm Zeit geben. Wir müssen ihn in Ruhe lassen.
Reporter: Ich werde die Frage anders formulieren. Wird er je wieder zu einem normalen Leben zurückfinden?
JT: Er wird wahrscheinlich nie wieder F1 fahren.
Reporter: Sie können ein normales Leben haben, ohne F1-Auto zu fahren.
JT: Wir können nur hoffen.
Wo das falsche Zitat ursprünglich herkommt, lässt sich nur schwer nachvollziehen; einige Medien verweisen auf einen Artikel bei motorsport-magazin.com, andere auf “Spiegel Online”. Wie auch immer: Die “sensationelle Prognose von Jean Todt” (Bunte.de), die jetzt durch die europäischen Medien geistert, hat es in Wahrheit gar nicht gegeben.
Mit Dank an Basti, Hendrik L., Nils M. und Carsten P.
Nachtrag, 22.15 Uhr: “Spiegel Online” hat den Artikel transparent korrigiert. Demnach beruhte der Fehler auf einer falschen Übersetzung der australischen Nachrichtenagentur GMM.