Bild.de lässt Putin Geld an eine Frau zahlen, die eigentlich ein Mann ist

Bei all der Kritik an Medien hier auf der Seite, darf man nicht vergessen, dass viele Journalisten jeden Tag einen richtig guten Job machen. Eine Redaktion, die aktuell einen besonders guten Job macht, ist die der “Washington Post”. Das Team gräbt — ähnlich wie das der “New York Times” — immer wieder brisante Geschichten über US-Präsident Donald Trump aus.

Aktuell berichtet die “Washington Post” über ein Gespräch in vertraulicher Runde vom 15. Juni 2016, in der Kevin McCarthy, republikanischer Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, zu führenden Parteifreunden sagt:

Es gibt zwei Leute, von denen ich glaube, dass sie von Putin bezahlt werden: Trump und Rohrabacher … ich schwöre bei Gott.

Die Unterhaltung zwischen McCarthy und seinen Kollegen soll kurz vor der Nominierung Trumps als republikanischer Präsidentschaftskandidat stattgefunden haben. Die Autoren der “Washington Post” schreiben, sie hätten nun eine Audioaufnahme des Gesprächs nachhören können. Kevin McCarthy sagt heute, dass seine Aussage damals ein Witz gewesen sei.

Jetzt müssten andere Medien nur noch auf diese Geschichte stoßen, sie aufschreiben und vielleicht noch kurz nachschauen, wer Dana Rohrabacher ist.

Dann mal los, Bild.de:

Washington Post enthüllt Geheimgespräch aus 2016 - Top-Republikaner: Ich denke, Putin bezahlt Trump

Damit wäre zudem offiziell, dass nicht nur das Trump-Team Gelder aus Russland erhalten hat. Dana Rohrabacher ist eine republikanische Kongress-Abgeordnete aus Kalifornien, die als starke Verfechterin Putins und Russlands gilt. Nach den Aussagen McCathys steht auch sie auf Putins Gehaltszettel.

Die Information über Rohrabacher findet man fast eins zu eins auch im Artikel der “Washington Post”:

Dana Rohrabacher is a Californian Republican known in Congress as a fervent defender of Putin and Russia.

Bild.de hat die Passage beinahe richtig übersetzt. Nur, dass Dana Tyron Rohrabacher ein Mann ist.

Mit Dank an Jörg L. für den Hinweis!

Nachtrag, 26. Mai: Christoph Herwartz weist darauf hin, dass der Mann/Frau-Fehler aus einer “dpa”-Meldung stamme:

Tatsächlich steht in der entsprechenden Agenturmeldung:

Dana Rohrabacher ist eine republikanische Politikerin, die sich wiederholt positiv über Russland und Wladimir Putin geäußert hatte.

Wir finden allerdings weiterhin, dass die Ähnlichkeit zwischen der falschen Bild.de-Passage und der Originalpassage der “Washington Post” größer ist als die Ähnlichkeit zwischen der falschen Bild.de-Passage und der falschen “dpa”-Passage.

N24 Fake News, “Spiegel Daily”, Kurzes Geilomobil

1. Spiegel Daily: Nur 1 Minute Lesezeit!
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz hat sich die Erstausgabe von “Spiegel Daily” angeschaut. Das Angebot wirkt auf ihn bislang noch recht beliebig und zusammengestöpselt: “Alles in allem ist „Spiegel Daily“ in der Erstausgabe leider nicht sehr viel mehr als ein Sammelsurium aus Nachrichten, SPON-Versatzstücken und Dingen, von denen man beim Spiegel vermutlich glaubt, dass sie das Publikum im Netz cool findet (die drei populärsten Hashtags des Tages bei Twitter). Ich habe die ganze Zeit nur noch auf 1 Vong-Spiegel-her-gesehen-Joke gewartet. Macht man das nicht jetzt so in diesem Netz?”
Auch Thomas Knüwer zeigt sich wenig begeistert: Spiegel Daily: Niedrige Erwartungen noch untertroffen

2. Wie N24 Fake News produziert
(welchering.de)
Peter Welchering wurde von “N24” um ein Statement zu Nordkoreas Cyberarmee gebeten. Sowohl mit der Redakteurin, als auch mit der Realisatorin vor Ort will er vereinbart haben, dass von den aufgezeichneten Statements keines verwendet werden darf ohne die Erwähnung, dass er die Indizien für nicht ausreichend hält. Natürlich kommt es, wie es kommen muss und der Sender bringt sein Statement ohne den Zusatz. Für Welchering ist die Sache damit besiegelt: “Wir haben es halt mal probiert, und ich musste erfahren, dass ihr eben doch keinen seriösen Journalismus könnt. Damit kann ich leben. Aber nehmt bitte auch zur Kenntnis, dass dieser Test auf seriöse Arbeit eben ein einmaliger Test war. Ihr haltet euch nicht an Absprachen und reisst Statements aus dem Zusammenhang, faked sie also, und das hat eine Konsequenz: Ihr bekommt von mir kein Statement mehr.”

3. Wie transparent ist die Transparenz von ARD/ZDF?
(wwwagner.tv, Jörg Wagner, Audio: 6:06 Minuten)
Jörg Langer erstellt für die Otto-Brenner-Stiftung eine Studie über die Transparenz in den öffentlich-rechtlichen Medien. Langer sieht trotz positiver Änderungen noch Verbesserungsbedarf: “Auf der einen Seite hat sich viel getan in den letzten Jahren, dass bestimmte Zahlen verständlich und auffindbar für die Bürgerinnen und Bürger aufbereitet werden. Wenn man dann aber ein Stückchen genauer reinsteigt und wissen will, was genau denn wofür aufgewendet wird, da stößt man recht schnell an die Grenze.”

4. Böhmermanns kleiner Mann und das Verschwörungsportal
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Als die Nachricht die Runde machte, dass Hans Meiser für ein obskures Verschwörungsportal arbeitet, glaubten nicht wenige an einen neuerlichen Sccop von Jan Böhmermann. Hans Meiser spielt in Böhmermanns “Neo Magazin Royal” gelegentlich den für populistische Parolen anfälligen “kleinen Mann”. Da hätte es nahe gelegen, ihn bei einer entsprechenden Seite einzuschleusen. Nun hat sich aber Böhmermanns Produktionsfirma “Bildundtonfabrik” zu Wort gemeldet und die Zusammenarbeit mit Meiser beendet. Und auch Meiser selbst hat sich geäußert.

5. Bilder, die Angst machen – Medienpsychologe Frank Schwab zur Wirkung von Krisenberichterstattung
(blmplus.de, Bettina Pregel, Video, 2:22 Min.)
Vor kurzem fand die 3. Fachtagung Jugendschutz und Nutzerkompetenz. Thema der Tagung: „Bilder, die Angst machen – Katastrophen und Krisen in den Medien.“ Im Video-Interview spricht Medienpsychologe Prof. Dr. Frank Schwab über Angst auslösende Katastrophenbilder und wie Eltern besser mit der Angst ihrer Kinder umgehen können.

6. Kurz und das Geilomobil: “Guardian” fällt auf “Tagespresse” herein
(derstandard.at)
Der renommierte britische “Guardian” ist auf einen Beitrag der österreichischen Satireseite “Tagespresse” über ÖVP-Chef und Außenminister Sebastian Kurz hereingefallen.

Reinfall mit falschem gefressenen Jesus-Imitator aus Simbabwe

Manche Geschichten klingen so irre, dass man kaum glauben kann, dass sie wahr sind. Und oft stellt sich dann raus: Sie sind es auch nicht.

Zum Beispiel die, nun ja, Nachricht vom Pastor aus Simbabwe, der seiner Gemeinde beweisen wollte, dass er wie Jesus übers Wasser laufen kann, und dann, noch bevor er den Beweis liefern konnte, von Krokodilen gefressen wurde. Klingt ganz schön verrückt; mindestens so verrückt, dass ja sicher kein Medium diese Geschichte ungeprüft übernehmen wird.

Also außer abendblatt.de vielleicht:

Und stern.de:

Und n-tv.de:

Ja, gut, vielleicht auch “Der Westen”:

Und hna.de:

Und tag24.de:

Und auch noch oe24.at:

Um es an dieser Stelle noch einmal klar zu sagen: Es stimmt nicht, dass ein Pastor aus Simbabwe beim Versuch, wie Jesus übers Wasser zu laufen, von Krokodilen gefressen wurde. Und es wäre für abendblatt.de und stern.de und n-tv.de und all die anderen auch gar nicht so schwer gewesen, das herauszufinden. Hier mal vier Möglichkeiten, wie das falsche Abschreiben hätte verhindert werden können:

1. Überprüfbare Fakten überprüfen
Sucht man bei Google nach “Jonathan Mthethwa”, dem Namen des Pastors, findet man aktuell viele Artikel aus der ganzen Welt zum angeblichen Kroko-Unglück. Sonstige relevante Infos gibt es zu dem Mann aber nicht. Das könnte — Überraschung! — dafür sprechen, dass es ihn nie gegeben hat. Gleiches gilt für die angebliche Kirche des Pastors, die “Saint of the Last Days Church”.

2. Die Quelle genau anschauen
Die meisten Redaktionen berufen sich in ihren Artikeln auf einen Text des nigerianischen Portals “Daily Post” (manche nennen als Quelle auch die britische “Mail Online”, die ihre Informationen wiederum von der “Daily Post” hat):

Bevor man als deutsches oder österreichisches Medium von einer nigerianischen Website abschreibt, die man vermutlich noch nie zuvor besucht hat, hätte man sich den Disclaimer der Seite mal angucken können. Dort steht:

The site includes both reported and edited content and unmoderated posts and comments containing the personal opinions of readers on a wide range of topics. You should be skeptical of any information on DailyPost, because it may be wrong.

Eine Nachrichtenseite, die die eigenen Leser darauf hinweist, dass man die dort präsentierten Informationen mit Skepsis betrachten solle, “because it may be wrong”, ist möglicherweise nicht die beste Quelle.

3. Die Quellenquelle nachschauen
Nun gibt auch die “Daily Post” im Artikel an, woher man die Geschichte vom Krokodilangriff habe: vom “Herald” aus Simbabwe. Sucht man auf der Seite des “Herald” nach “Jonathan Mthethwa” gibt es keine Ergebnisse. Die Story scheint dort also nie erschienen zu sein.

4. Schauen, woher die Geschichte tatsächlich stammt
Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie von “Zimbabwe Today” stammt. Dort ist erst im März und vor wenigen Tagen noch einmal die Pastor-Erzählung erschienen:

Bei “Zimbabwe Today” gibt es ebenfalls einen Disclaimer, direkt unter dem Artikel:

In the spirit of building a new Zimbabwe, we promote and support free speech, hence all the news you will read at Zimbabwe Today is uncensored, unbiased and uncontrolled.

… and sometimes unrichtig.

“Zimbabwe Today” könnte die Story wiederum vom Portal “National News Bulletin” haben. Dort ist die Geschichte über Jonathan Mthethwa bereits im Februar veröffentlicht worden:

Klickt man beim “National News Bulletin” auf den Button “About us”, erscheint diese kurze, aber sehr hilfreiche Information:

Mit Dank an @Atemkristall für den Hinweis!

Hans Meiser, VG Wort, Kuschelreise

1. Die bizarre Nebentätigkeit des Moderators Hans Meiser
(vice.com, Matern Boeselager)
Hans Meiser mimt in Jan Böhmermanns “Neo Magazin Royale” gelegentlich einen Rechtspopulisten, wie er im Buche steht. Nun stellt sich heraus, dass Meiser mehr Gemeinsamkeiten mit seiner Rolle haben könnte, als bisher angenommen: Meiser ist laut “Vice” das Aushängeschild einer dubiosen Seite namens Watergate.tv, die voller Verschwörungstheorien und Angstmache ist. Die “Bildundtonfrabrik”, die das “Neo Magazin Royale” produziert, hat inzwischen bei Facebook geschrieben, dass man erstmal nicht mehr mit Hans Meiser zusammenarbeiten werde. Warnung von uns: Nicht vergessen, dass es sich hier um eine Person aus dem Umfeld von Jan Böhmermann handelt — durchaus denkbar, dass eine neue Aktion des Moderators hinter dem merkwürdigen “Watergate”-Engagement von Hans Meiser steckt.

2. Streit um VG-Wort-Ausschüttungen: Mitgliederversammlung wirft Schatten voraus
(irights.info, Henry Steinhau)
Der Streit um die VG-Wort-Ausschüttungen könnte in die nächste Runde gehen. Der Autor und Urheberrechtler Martin Vogel, der schon einmal erfolgreich gegen die VG Wort klagte, hält es für möglich, dass der für die nächste Mitgliederversammlung zur Abstimmung stehende Verteilungsplan teilweise rechtswidrig ist.

3. Baden, wo Schweizer besonders zählen
(infosperber.ch, Christian Müller)
In einem Bericht einer Schweizer Zeitung über einen eskalierten Streit wird mehrmals darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Verletzten um einen Schweizer handelt. Christian Müller fragt, ob diese Erwähnung notwendig sei: “Was soll in dieser brandaktuellen Sonntagsgeschichte die mehrmalige Erwähnung, dass es ein Schweizer war, der mitten in Baden verletzt wurde? Will damit gesagt sein, dass es nur halb so schlimm und natürlich keine Meldung in der Schweiz am Wochenende wert gewesen wäre, wenn ein Deutscher oder ein Italiener zu Schaden gekommen wären? Oder suggeriert man den Leserinnen und Lesern, dass der Verletzte ein Schweizer, der Verletzende aber wohl ein Ausländer war, so wie man beim Vierfach-Mord in Rupperswil auch bereits mutmasste, dass da Ausländer am Werk waren?”

4. «Es läuft so gut, ich kehre noch lange nicht zurück»
(medienwoche.ch, Matthias von Wartburg)
Die Schweizer Journalistin Eva Hirschi reist seit einem Jahr um die Welt und verdient ihr Geld mit Journalismus — unter anderem betreut sie den Nachtdienst von “Watson”. Der Job sei nicht einfach, aber möglich. Deshalb soll die Weltreise weitergehen, demnächst nach Japan, Neuseeland und Australien.

5. Von der Leyens Kuschelreise mit dem Fake-Journalismus
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Am 70. Geburtstag des “Spiegel” hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrer Laudatio noch über die Verantwortung von Journalisten, über Sorgfalt, Wahrhaftigkeit und den Kampf gegen “Fake News” gesprochen. Zwei Monate später darf die Fake-News-Postille “Das neue Blatt” die Ministerin auf einer Reise begleiten. Mats Schönauer hat den Sprecher des Verteidigungsministeriums um eine Stellungnahme gebeten, der in der Kooperation mit dem Lügenheft kein Problem sieht. Für Schönauer steht fest: “Wem ihre Kuschelei mit der Regenbogenpresse nützt, ist klar. Dem Kampf gegen Fake-Journalismus auf jeden Fall nicht.”

6. Kuschelig ins Glück: G+J startet “Hygge”
(wuv.de, Anja Janotta)
Die “G+J”-Tochter “Deutsche Medien-Manufaktur” (DMM) startet im Juni eine neue Zeitschrift. “Hygge — Einfach glücklich sein” heißt das Magazin, das sechsmal jährlich erscheinen soll. Das Wort “Hygge” kommt aus dem Dänischen, wo es für eine Mischung aus Glück, Geborgenheit, Gemütlichkeit und Ruhe steht. Der Verlag will das Glück anscheinend erzwingen und geht mit einer Auflage von 250.000 Stück an den Start.

Bild.de-Urlaubern fällt falscher Fleischfresser-Koala auf den Kopf

Planen Sie eine Reise nach Australien? Dann legen Sie am besten ein paar Gabeln bereit, die sie sich vor Ort in die Haare stecken können, und eine Extra-Tube Zahnpasta, um sie sich nach Ankunft hinter die Ohren zu schmieren. Denn nur so können Sie sich ordentlich vor fleischfressenden Freifall-Koalas schützen — jedenfalls wenn man den großen Fehler macht, auf Bild.de zu hören, und die Reisetipps des Portals konsequent weiterdenkt.

Doch der Reihe nach. Bild.de präsentierte gestern Abend “99 Fettnäpfchen, die Urlauber vermeiden sollten”, eine lange Liste mit Hinweisen zu verschiedenen Reisezielen auf der ganzen Welt:

99 Fettnäpfchen, die Urlauber kennen sollten - Hier müssen Sie in Schlappen aufs WC

In Frankreich solle man etwa “nach dem Dessert keinen Wein mehr trinken”. In Griechenland solle man die Menschen nicht als “Pleite-Griechen” beschimpfen solle man die “Menschen am Telefon an ihrer Stimme erkennen”. Und in Taiwan solle man “am Neujahrstag nicht putzen”.

Zu Australien gibt Bild.de fünf Tipps. Nummer eins: Man solle “Koalas nicht mit dropbears verwechseln”:

In Australien sollten Sie Koalas nicht mit dropbears verwechseln - Garantiert: Planen Sie eine Reise nach Australien, werden Sie mindestens ein Dutzend Bekannte fragen, ob Sie nicht Angst vor den Killerspinnen und Riesenschlangen haben. Dabei ist die größte Gefahr ein ganz andere: Uninformierte Touristen verwechseln goldige, harmlose und zuckersüße Koalas mit den fleischfressenden dropbears, die sich aus Eukalyptusbäumen herabstürzen. Erkundigen Sie sich stets vor Ort über das lokale Risiko!

Wie man möglichen Angriffen durch die “fleischfressenden dropbears” vorbeugen kann? Laut “Wikipedia” sollen die eingangs erwähnten Mittel helfen:

Es werden verschiedene Methoden vorgeschlagen, um Drop Bears abzuschrecken. Dazu gehört, sich Gabeln in die Haare zu stecken, sich Vegemite oder Zahnpasta hinter die Ohren zu schmieren, auf sich selber zu urinieren oder nur Englisch mit australischem Akzent zu sprechen.

Bei “Wikipedia” steht allerdings auch:

Ein Dropbear oder Drop Bear (wörtliche Übersetzung “Fall-Bär”) ist ein fiktives australisches Beuteltier. (…) Geschichten über Angriffe werden erzählt, um Touristen zu erschrecken.

Für Ihren nächsten Besuch bei Bild.de hätten wir auch noch eine Reisewarnung einen Tipp:

Bei Bild.de sollten Sie Journalismus nicht mit dem Reinfallen auf Witze verwechseln - Garantiert: Planen Sie einen Besuch bei Bild.de, werden Sie mindestens ein Dutzend Bekannte fragen, ob Sie nicht Probleme mit all den üblen Kampagnen des Portals oder mit dem Veröffentlichen von bei Facebook geklauten Fotos verstorbener Menschen haben. Dabei ist die größte Gefahr eine ganz andere: Uninformierte Bild.de-Redakteure verwechseln lustige Gruselgeschichten aus Down Under mit der Realität. Erkundigen Sie sich stets bei BILDblog über das aktuelle Risiko!

Mit Dank an Marcel H. für den Hinweis!

Nachtrag, 16:07 Uhr: Bild.de hat in der Zwischenzeit reagiert und lässt die “Dropbears” nun nur noch “mit einem Augenzwinkern” auf “uninformierte Touristen” fallen:

Besucher sollten sich vor Ort stets über das lokale Risiko erkunden, empfiehlt der Autor mit einem Augenzwinkern (Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war die Ironie nicht direkt erkennbar. Wir bitten um Entschuldigung).

Unfehlbar, Spiegel Daily, Durchgetanzt

1. Journalisten machen keine Fehler. Sie werden bloß missverstanden.
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ Peter Huth teilte auf Facebook die Meldung des Online-Dienstes seiner Zeitung, wonach ein baden-württembergischer AfD-Landtagsabgeordneter empfohlen habe, Frauen zu verbrennen, um das Klima zu retten. Als Huth von Nutzern darauf hingewiesen wird, dass das Zitat nicht stimmt, macht er sich über die „Wortklauber“ und die „Superkorrekten“ lustig. Eine Entschuldigung will ihm schon gar nicht über die Lippen kommen. Stefan Niggemeier kommentiert den Vorgang: „Wegen Leuten wie Huth werden in vielen Redaktionen immer noch nicht Fehler korrigiert, sondern Missverständnisse beklagt. Wegen einer Haltung wie der von Huth gibt es oft noch keine klaren Routinen, wie mit Korrekturen umzugehen ist, und vor allem kein Gespür für die verheerende Wirkung, die Falschmeldungen und ein ungeschickter Umgang mit ihnen haben. Es ist eine Haltung aus einer Zeit, in der es noch nicht drauf ankam. In der die Hütte noch nicht an allen Ecken brannte.“

2. Links, jüdisch, divers
(taz.de, Frederik Schindler)
Ein neues Debattenmagazin will die „Diversität jüdischen Lebens jenseits der etablierten Institutionen“ zeigen: „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. Es geht darum, jüdisches Leben abzubilden und kritisch zu reflektieren. Die erste Ausgabe widmet sich aber auch feministischen Themen. Das Heft soll halbjährlich erscheinen. Die ersten beiden Ausgaben sind durch öffentliche Mittel finanziert, danach ist man auf sich allein gestellt.

3. Weil wir im Jahr 2017 leben
(faz.net, Julia Encke & Karen Krüger)
Miriam Meckel ist Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“ und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Im Interview spricht sie unter anderem über Feminismus, Frauennetzwerke und Quotendiskussionen, über Donald Trump, Torsten Albig und Emmanuel Macron.

4. Am Dienstag kommt SPIEGEL DAILY
(spiegel.de)
Der „Spiegel“ startet heute eine neue digitale Tageszeitung: „Spiegel Daily“. Die Inhalte kommen von den Kollegen von Print, Online und TV und werden in Form von einer einzigen Ausgabe jeweils um 17.00 Uhr an die Leser ausgeliefert. Das Ganze kostet 2,49 Euro je Woche bzw. 6,99 Euro je Monat, für Abonnenten des digitalen Spiegels ist das Angebot kostenlos.

5. Die kleine Null möchte beim Schwimmmeister abgeholt und in die Y-Achse aufgenommen werden!
(nichperfekt.blogspot.de, Matthias Speidel)
Anlässlich der NRW-Wahl gab es auf „tagesschau.de“ eine Grafik zur Aussage „Hannelore Kraft versteht, was Menschen in NRW bewegt“: ein Liniendiagramm mit ganzen zwei Punkten, bei dem die Y-Achse nicht bei 0 beginnt. Das ist unsauber und unnötig, wie Matthias Speidel in seinem Blog bemerkt und wäre ein Fall für das von der „Tagesschau“ an anderer Stelle gepostete Tutorial für korrekte Statistiken.

6. Österreich: Verwirrung um “Dancing Stars”-Teilnehmer
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Was bei uns im Privatfernsehen als „Lets Dance“ bekannt ist, läuft in Österreich in ähnlicher Form im öffentlich-rechtlichen „ORF“ als „Dancing Stars“. Nun hat einer der Teilnehmer in einem Interview behauptet, dass der Sender ihm das Weiterkommen vertraglich zugesichert habe. Wenn dies stimmt, wäre dies Betrug an den Zuschauern, die Geld für ihre Voting-Anrufe zahlen.

Zwei Jahre alt, “beste Star-Appeal-Gene”, keine Privatssphäre

Viel besser hätte die neue Woche für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bild.de nicht starten können. Sie sind ganz verzückt:

Ob Eva beim Anblick des Vater-Tochter-Gespanns auch jedes Mal wieder ins Schwärmen kommt? Wir schon!

Mit “Eva” ist die Schauspielerin Eva Mendes gemeint, der “Vater” ist Schauspieler Ryan Gosling und die “Tochter” ist eines von zwei gemeinsamen Kindern des Ehepaares.

Ryan Gosling war mit seiner zweijährigen Tochter vor Kurzem in Los Angeles unterwegs. Paparazzi entdeckten die beiden und schossen Fotos, auf dem das Gesicht des Mädchens zu erkennen ist. Eines dieser Bilder hat nun also auch die Bild.de-Redaktion in die Hände bekommen. Und seitdem kommen die Promi-Kinder-Glotzer aus dem Schwärmen nicht mehr raus:

Die Unkenntlichmachung stammt von uns, Bild.de zeigt das Kind komplett unverpixelt auf der Startseite. Und das, obwohl die Redaktion sehr genau weiß, dass “Eva und Ryan” stets zu verhindern versuchen, dass ihre Kinder auf klickgeilen Internet-Portalen ausgestellt werden.

Im Artikel von Bild.de steht:

Esmeralda ist zwar schon ganze zwei Jahre alt und hat offensichtlich die besten Star-Appeal-Gene abbekommen — Bilder dieser Art sind aber eine absolute Rarität. Eva und Ryan achten sehr auf die Privatsphäre ihre [sic] Sprösslinge und halten sie fern von Blitzlichtgewitter und Paparazzi.

Den Schutz der Privatsphäre eines Kindes kann man natürlich schon mal vergessen, bei all der Begeisterung über solche “Star-Appeal-Gene” einer Zweijährigen.

Bei Bunte.de sind sie hingegen ganz erleichtert. Endlich ist er weg, dieser wahnsinnige Druck! Schließlich habe man “lange gewartet”:

Auf diese Bilder haben wir lange gewartet: Endlich zeigt uns Ryan Gosling seine Tochter Esmeralda!

Das Burda-Portal veröffentlicht ebenfalls das Foto von Gosling mit seiner jungen Tochter. Das Burda-Portal verzichtet dabei ebenfalls auf eine Verpixelung. Und das Burda-Portal schreibt ebenfalls, dass “Ryan und Eva” ihr Privatleben “weitgehend geheim” hielten:

Ryan und Eva sind bereits seit 2011 ein Paar, doch die Hollywood-Stars leben zurückgezogen und halten ihr Privatleben weitgehend geheim. Nicht mal von den beiden Schwangerschaften der schönen Schauspielerin erfuhr die Öffentlichkeit — bis die Geburten jeweils kurz bevor standen.

Dennoch — oder gerade deswegen — hat das Team von Bunte.de für ihren nächsten Beutezug einen Bitte an Ryan Gosling:

Esmeralda hat seit etwa einem Jahr eine kleine Schwester namens Amada (1). Auch auf sie würden wir gerne mal einen Blick werfen. Vielleicht beim nächsten Ausflug, Ryan?

Das klingt nach einer ziemlich ernsten Drohung.

Mit Dank an Vitus H. für den Hinweis!

DLF-Selbstkritik, Aluhut ab!, ESC-Debakel

1. “Wir wollen die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen”
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen & Marco Bertolaso)
Der Deutschlandfunk hat über seine Facebookseite ein verkürztes und damit falsches Zitat von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles in Umlauf gebracht. Im Interview erklärt “DLF”-Nachrichtenchef Marco Bertolaso, wie es zu diesem Fehler kam und warum die Korrektur so lange gedauert hat.

2. Anti-Fake-News-Einheit des BR nimmt Arbeit auf
(dwdl.de, Marcel Pohlig)
Der BR will mit seiner neuen Einheit „BR Verifikation“ in den Kampf gegen Fake-News ziehen. Ein Zweimann-Team (“BR Social Listening und Verifikation“) soll das Geschehen in sozialen Netzwerken und im Internet verfolgen. Die Aufgabe: Gerüchte, Fake News und Propaganda im Internet enttarnen und berichtigen. Das Team ist mit allen Fachredaktionen des Senders verknüpft und soll auch mit dem bei der „Tagesschau“ angedockten „Faktenfinder“ zusammenarbeiten.

3. Presseverlage warnen vor Enteignung durch Gesetz
(welt.de, Christian Meier)
Die Presseverlage wenden sich gegen die geplante Neufassung des Urheberrechts. Sorgen bereitet vor allem die geplante Aufnahme einer Open-Access-Regelung. Die Zeitungsverleger warnen vor „massiven Einschnitten in die Finanzierung von Journalismus“. Die FAZ nennt den Entwurf in einer ganzseitigen Eigenannonce gar „einen Angriff auf die wirtschaftlichen Grundlagen dieser freien Presse“, dem man „publizistisch entgegentreten“ werde.

4. Ueli Steck – ein Gewinn für den Alpinismus?
(infosperber.ch, Walter Aeschimann)
Ende April kam der Profialpinist Ueli Steck bei einer Trainingstour am Nuptse zu Tode, einem Siebentausender zwei Kilometer südwestlich des Mount Everest. Viele Medien machten sich gleich an die Arbeit und schrieben „Texte, ekstatisch voll mit Schwärmerei, ohne Distanz und analytische Substanz“, wie Walter Aeschimann auf „Infosperber“ kritisiert. 
Was folgt ist der Versuch einer differenzierteren Einordnung.

5. Fakten für die Bubble
(taz.de, Laila Oudray)
Die Historikerin Charlotte Jahnz hat zusammen mit „ZDF Digital“ ein Format entwickelt, das auf der Facebook-Seite von „ZDFinfo“ ausgespielt wird: „Aluhut ab“. In kurzen Videos liest sie Verschwörungstheorien und falsche Darstellungen vor und erklärt, was daran falsch ist und warum.

6. Ja! Deutschland ist nicht Letzter
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Hans Hoff beschäftigt sich in seiner TV-Kritik mit dem erneuten schlechten Abschneiden Deutschlands beim “Eurovision Song Contest” (ESC): „Trotz der leichten Verbesserung ist es ein Debakel für die deutsche Delegation, die in unendlicher Arroganz mal wieder alles falsch gemacht hat, was man falsch machen konnte. Die deutschen Verantwortlichen wollen einfach nichts lernen aus ihren Fehlern. Sie haben kein Gefühl für den Wettbewerb, und große Show machen können sie schon gar nicht.“

Ausweis verloren – Schlagzeile bekommen

Ein 16-Jähriger soll vor ein paar Tagen in Lörrach zusammen mit zwei Komplizen einen Getränkemarkt überfallen haben. Noch ist nicht bewiesen, dass er wirklich einer der Täter ist, aber es spricht sehr viel dafür. Die Polizei fand einen Teil der Beute, insgesamt 13 Flaschen Alkohol im Wert von 500 Euro, im Zimmer des jungen Mannes, und was für ihn noch etwas unglücklicher ist: Am Tatort lag sein Ausweis.

Der erste Gedanke ist da natürlich: Wie kann so etwas passieren? Wie oft im Leben verliert man seinen Ausweis? Wie oft passiert das nüchtern? Und vor allem: Wie oft fällt einem der Ausweis in Situationen aus der Tasche, in denen man genau weiß, dass man auf keinen Fall Spuren hinterlassen darf?

Ich würde vermuten, die Wahrscheinlichkeit ist nicht wesentlich höher als die, dass einem Einbrecher beim Verlassen des Tatorts ein Flugzeug auf den Kopf fällt. Es könnte aber sein, dass ich mir irre, denn wenige Stunden nach dem Einbruch in den Getränkemarkt beobachtete in München ein Zeuge, wie ein Mann, etwa Mitte dreißig, versuchte, die Tür eines Geschäftshauses einzutreten. Der Zeuge rief die Polizei. Der Einbrecher flüchtete auf dem Fahrrad, was aber gar nicht nötig gewesen wäre, denn vor der immer noch verschlossenen Tür des Geschäftshauses lag eine Kundenkarte mit seinen Personalien.

Islamistische Terroristen, das wissen wir spätestens seit dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin, lassen ihre Ausweise absichtlich am Tatort zurück. Sie wollen die Welt wissen lassen, was ihre kranken Gehirne ihnen geflüstert haben. Ihre Taten sollen ein Mahnmal sein.

Bei den beiden Männern, die an einem Dienstagabend im März in Essen-Rüttenscheid in ein Blumengeschäft einstiegen, ist davon nicht auszugehen. Auf den ersten Blick war wohl gar nicht so klar, ob sie überhaupt das Prinzip des Einbruchs verstanden haben, denn eigentlich lassen Einbrecher ja Dinge mitgehen. Hier aber lag das Geld verteilt auf dem Boden. Und eben Ausweise. Wenn der Plural in der Polizeimeldung tatsächlich stimmt, sogar die beider Täter. Und das lässt sich mit Pech alleine wohl nicht mehr erklären?

Aber womit dann? Mit der Rechtslage?

In Deutschland ist jeder Mensch ab dem vollendeten 16. Lebensjahr verpflichtet, sich ausweisen zu können. Kann natürlich sein, dass das Pflichtbewusstsein hierzulande auch bei Einbrechern so ausgeprägt ist, dass sie im Falle einer Festnahme neben der Anklage wegen Einbruchs auf keinen Fall auch noch Ärger wegen eines fehlenden Personalausweises riskieren wollen. Und dann passiert das, was man selbst von längeren Bahnreisen kennt: Aus Sorge, irgendein wichtiges Dokument nicht eingesteckt zu haben, durchwühlt man zu Hause das Gepäck noch zwei überflüssige Male. Und dann lässt man die Tasche am Bahnhof beim Bäcker stehen.








Die Frage ist, ob das auch passieren würde, wenn man wüsste, dass man die nächsten Jahre bei Verlust der Tasche im Gefängnis verbringt. Ich vermute, da wäre man etwas vorsichtiger. Kriminellen dagegen scheint so was egal zu sein. Dabei müssen sie ja eigentlich nur an ein Dokument denken. Und mit dem können sie anstellen, was sie wollen. Nur eben eins nicht.

Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Jörg Homering-Elsner “Bauchchirurg schneidet hervorragend ab — Perlen des Lokaljournalismus”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)

Was wohl in anderen Berufen los wäre, wenn über die in ihnen tätigen Menschen immer wieder solche Meldungen zu lesen wären? Architekt baut Haus ohne Türen. Bäcker vergisst, Brote zu verkaufen. Feuerwehr fährt ohne Schläuche los.

Und das nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Das sind ja Dinge, die man am ersten Tag lernt. Irgendwann schlügen wahrscheinlich die Berufsverbände Alarm. Danach würde man, um einfach etwas Sichtbares zu unternehmen, die Ausbildung reformieren. Und hier liegt wahrscheinlich auch das Problem mit den Einbrechern und Bankräubern. Ihre Lehre ist so gut wie überhaupt nicht organisiert. Während Finanzbeamte in Schulen lernen, die Leute um ihre Einnahmen zu erleichtern, eignen Einbrecher sich ihr Wissen ausschließlich in der Praxis an. Die Theorie fehlt vollkommen. Und das bleibt nicht ohne Folgen.




Es ist ein klassisches Bildungsproblem. Der Beruf steckt in der Krise. Andererseits sind die Beschäftigungsaussichten in Deutschland hervorragend. Nicht einmal jeder fünfte Täter wird gefasst. Das zieht Quereinsteiger an. Und vielleicht liegt hier auch die Erklärung für das Phänomen mit den Ausweisen. Als Einbrecher läuft das Geschäft anders als in Ausbildungsberufen. Die Kontaktdaten zurückzulassen, ist hier vollkommen zwecklos. Auch wenn die Leute sehen, dass man gute Arbeit geleistet hast — sie werden einen nicht empfehlen, und sie geben einem auch keine neuen Aufträge.

AfD-Baiting, Print lebt (manchmal), Hexenverbrennung

1. Die AfD als Platzhalter für…alles Mögliche
(fr.de, Patrick Schlereth)
Bedient sich „Spiegel Online“ unseriöser Clickbating-Methoden, um mit reißerischen Überschriften Klicks zu erzeugen? Das könnte man unterstellen, wenn man sich einige Überschriften anschaut, die mit den Begriffen „AfD“ und „Alternative für Deutschland“ falsche Fährten legen.

2. “Das sind die größten Fachzeitschriften Deutschlands”
(horizont.net, Roland Karle)
Im Gegensatz zu Publikumsmedien brummt bei Fachzeitschriften das Anzeigengeschäft: Der Werbeumsatz der 150 größten deutschen Fachzeitschriften steigt laut „Horizont“-Erhebungen 2016 auf 626,5 Millionen Euro. Spitzenreiter ist das „Deutsche Ärzteblatt“ mit einem Bruttowerbeumsatz von 41,3 Millionen Euro. Die Top-150-Fachzeitschriften hätten mit 626,5 Millionen Euro 0,9 Prozent mehr an Anzeigengeld eingenommen hätten, bei den ersten zehn der Rangliste war es gar ein Plus von 3,9 Prozent.

3. “Correctiv”-Stellungnahme zur Einstweiligen Verfügung
(facebook.com/correctiv.org)
“Correctiv” wurde vom Landgericht Düsseldorf verboten, einen umstrittenen Artikel über eine AfD-Kandidatin in NRW weiter zu verbreiten. Dagegen will man Widerspruch einlegen: “Der Artikel hat auch innerhalb der CORRECTIV-Redaktion für große Diskussionen gesorgt. Mehrere Kolleginnen und Kollegen kritisierten die Veröffentlichung grundsätzlich, andere den Stil der Berichterstattung. Wir haben damit bereits in der vergangenen Woche auch den Ethikrat befasst und um ein Votum gebeten; und wir werden diese internen Debatten auch öffentlich machen, sobald sie abgeschlossen sind.”

4. Sich mit Deniz Yücel gemein machen? Aber ja!
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die ARD konnte sich nicht zu einer Aktion für den inhaftierten Journalisten Denis Yücel durchringen und begründete dies mit dem oft strapazierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Zitat, wonach sich ein Journalist mit nichts gemein zu machen habe, auch nicht mit einer guten Sache. Medienkolumnistin Ulrike Simon hat einige der bekanntesten Kollegen, die Friedrichs gut kannten beziehungsweise sich in seiner Tradition sehen, um eine Stellungnahme gebeten. Darunter Thomas Roth, Claus Richter, Dagmar Reim, Nikolaus Brender, Stephan Lamby und Christoph Fröhder.

5. Bekommt Fox News Konkurrenz?
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der amerikanische Medienkonzern „Sinclair Broadcast“ will seinen Rivalen „Tribune Media“ übernehmen, womit ein neuer Player rechts von „Fox News“ entstehen könnte. Momentan hätten die 139 regionalen und als erzkonservativ geltenden TV-Stationen von Sinclair nur eine geringe nationale Bedeutung. Durch den Zukauf würde das Unternehmen jedoch 42 Stationen in wichtigen Großstädten und Ballungsräumen dazu gewinnen und insgesamt 70 Prozent der amerikanischen Haushalte erreichen.

6. Hexen verbrennen fürs Klima? Journalisten entstellen AfD-Rede
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Derzeit geistert ein aus dem Kontext gelöstes Zitat des baden-württembergischen AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa durch die Medien, das als Empfehlung zur Hexenverbrennung verstanden werden könnte. Um damit das Klima zu retten… Stefan Niggemeier hat sich die Rede des Abgeordneten angeschaut und kommt zum Schluss: „Wie auch immer man zu Podeswa und seinen haarsträubenden Schein-Argumenten und Vergleichen steht: Ihm zu unterstellen, er plädiere für das Verbrennen von Frauen oder glaube ernsthaft, dass das Verbrennen von Frauen den Klimawandel vor 500 Jahren gestoppt hat, ist falsch.“

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