Die Redaktion von “MDR Aktuell” twitterte heute diese joar, also, ähm Nachricht:
Ohne Link zu einem weiterführenden Artikel. Ohne Hintergrundinfo. Nicht mal ein Hashtag, das irgendwas einordnet. Nix. Nur die pure AfD-Forderung.
Etwa zwei Stunden später folgte immerhin ein zweiter Tweet der Redaktion:
Diese epd-Meldung hat auch die Online-Redaktion der “Thüringer Allgemeinen” übernommen.
Was sowohl beim epd als auch bei der “Thüringer Allgemeinen” und im Tweet von “MDR Aktuell” fehlt: Es gibt nicht “die Antifa”. Es gibt keinen Antifa e.V. mit Mitgliedsausweisen, Satzung und Vereinslokal, den man nun verbieten und als “terroristische Vereinigung” einstufen könnte. Es gibt Antifaschistinnen und Antifaschisten. Und die haben verschiedenste Hintergründe: einen bürgerlichen, einen kirchlichen, einen autonomen, einen anarchistischen, einen radikalen. Manche von ihnen akzeptieren Gewalt, manche wenden sie an, manche sind komplett gegen Gewalt. Hinter ihnen allen steht keine homogene Vereinigung. Wen oder was genau wollen die fünf AfD-Abgeordneten also verbieten?
Wenigstens das müssten Redaktionen, Journalistinnen und Journalisten doch hinbekommen: Kurz mal überlegen, ob das, was eine Partei fordert, zumindest ansatzweise Sinn ergibt; ob eine Umsetzung überhaupt möglich ist; ob die damit verbundene Grundaussage — Antifaschismus ist per se Terrorismus — richtig ist. Und die Forderung einordnen, wenn sie keinen Sinn ergibt, statt sich zum willfährigen Verstärker für Unsinn machen zu lassen.
1. Alles eine Frage der Perspektive (faz.net, Ursula Scheer)
Es war eines der meistgeteilten Bilder in den Social-Media-Kanälen der letzten Zeit: Das ikonische Bild vom G7-Gipfel, bei dem Angela Merkel als Zentralgestalt auf einen bockig wirkenden Donald Trump mit verschränkten Armen traf. Ursula Scheer deutet das Bild in seinen verschiedenen Aspekten und vergleicht es mit den Fotos anderer Delegationen. Jedes der Bilder würde eine andere Geschichte erzählen, aber keines sei so perfekt fotografiert wie das des deutschen Fotografen Jesco Denzel: „In seiner Aufnahme scheint das Unbehagen der Weltgemeinschaft – und auch die wachsende Ratlosigkeit – gegenüber Trumps Alleingängen zu einer Szene zu gefrieren, die man, einmal gesehen, nicht mehr vergisst. Seinen Standpunkt hat er mit Bedacht gewählt – wie seine Kollegen auch. Ist das schon Manipulation,? Es ist eine Perspektive. Es gibt mehrere. Es ist immer gut, möglichst viele zu sehen. Aber diese Aufnahme gehört schon jetzt zu den ikonischen Trump- und Merkel-Bildern.“
2. Seppelt kritisiert russische Journalisten (journalist-magazin.de, René Martens)
Spätestens seit Hajo Seppelts ARD-Doku “Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht” gilt der Sportjournalist in Russland als „unerwünschte Person“. Nur nach einigem Hin und Her wurde ihm das zuvor verweigerte Visum für die Fußball-WM ausgestellt. Doch Seppelt hat es nicht nur mit Anfeindungen von staatlichen Stellen zu tun, auch russische Journalisten lassen ihn ihre Antipathie spüren.
3. ARD-Sportchef hat ein Problem mit kritischen Journalisten (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der hauptamtliche Sport-Koordinator der ARD Axel Balkausky hat anscheinend ein Problem mit kritischen Journalisten wie Daniel Bouhs. Das könnte man jedenfalls denken, denn Balkausky boykottiert Sendungen, in denen auch Bouhs vertreten ist. Der Grund könnte eine kritische Berichterstattung über Nebentätigkeiten von Sportjournalisten sein, die einen Interessenkonflikt befürchten lassen. Der Sportchef dementiert: „Es gibt keinen Sendungsboykott.“ Von ihm stammende Mails lassen jedoch anderes vermuten.
Update 09:02 Uhr: Daniel Bouhs hat auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich zur derzeit herrschenden Funkstille äußert (“Von mir aus können wir das gerne wieder ändern”).
4. Das Ende von Indie (stuttgarter-zeitung.de, Ingmar Volkmann)
Ingmar Volkmann hat den Verleger und Veranstalter Matthias Hörstmann in dessen Kölner Stadtvilla besucht. Hörstmann hatte kürzlich das Aus des Musikmagazins “Intro” verkündet. Es ist ein lesenswerter Bericht über einen schillernden Unternehmer, der auf mehreren Arbeitsfeldern gleichzeitig aktiv ist. Seine Fehlentscheidungen? „Im Nachhinein war der Verkauf der ,11 Freunde‘-Anteile an Gruner + Jahr vielleicht ein Fehler. Für mich war die Geschäftsbeziehung als Joint Venture angelegt, das wurde aber nie so gelebt“.
5. Satiriker*innen sollen nicht klauen (taz.de, Peter Weissenburger)
Das „Zentrum für Politische Schönheit“ hat ein falsches Facebook-Profils des Maischberger-Redaktionsleiters angelegt, um damit die Falschmeldung hinauszuposaunen, Maischberger habe den AfD-Chef Gauland ausgeladen. Das hat insofern auch funktioniert, denn mehrere Zeitungen fielen drauf rein und verbreiteten die Falschmeldung. Nun geht die Redaktion anwaltlich gegen die Polit-Aktivisten vor.
6. Bier, Titten, Clickbait: Mann.TV zeigt, wie traurig es sein muss, einen Penis zu haben (vice.com, Lisa Ludwig)
Lisa Ludwig hat sich in die Welt eines testosterongetränkten Online-Magazins für Männer gewagt, das an manchen Stellen wie eine dumpfe Blut-und-Hoden-Parodie auf eine Pubertierenden-Postille mit dem Redaktionssitz Neandertal wirkt: „Mann.TV suggeriert in seinen Beiträgen, dass die Welt, in der wir leben, ziemlich einfach ist. Da gibt es auf der einen Seite die ehrlichen Männer, die hart arbeiten und sportliche Höchstleistungen vollbringen, im Privaten aber relativ einfach zufriedenzustellen sind: mit Bier und Brüsten. Und auf der anderen Seite stehen die überemotionalen Frauen, die immer nur rumzicken, Partner nach ihrem Gehalt auswählen und ganz generell nichts können, außer als Wichsvorlage für Mann.TV-Leser herzuhalten.“
1. Debatte oder Protest: Wie weiter gegen rechts? (blaetter.de, Volker Weiß)
Der Historiker Volker Weiß diskutiert in seinem Aufsatz die Neue Rechte und einen möglichen Umgang mit ihr: „Gewachsen ist diese Neue Rechte, die in erheblichem Umfang noch immer die alte ist, somit weniger an ihren Gegnern als an deren Gesprächsangeboten, die sie erst zu akzeptablen Partnern machten. Gewachsen ist sie auch an den unzähligen Reportern, die zu Kubitscheks „Rittergut“ Schnellroda pilgerten und sich fasziniert den Ziegenstall zeigen ließen. Jede unkritische Homestory und jedes Dialogangebot haben stärker zur Verbreitung des Neofaschismus à la Antaios beigetragen als die Protestschreie auf den Buchmessen.“
2. Mein Freund, Seine Exzellenz (uebermedien.de, Mats Schönauer)
Kaum war Richard Grenell als neuer US-Botschafter in Deutschland im Amt, fiel er mit markigen, wenig diplomatischen Worten auf. Nach Gesprächen mit „Breitbart“, „Bild“ und „Focus“, hat er sich nun von der „Bunten“ zur Homestory besuchen lassen. Und die verschweigt ein kleines, aber feines Detail: Daniel Funke, Leiter des „Bunte“-Hauptstadtbüros und Verfasser des Interviews, ist privat mit dem Botschafter befreundet.
3. „Macht die Politik den Journalismus kaputt?“ (journalismustage.at, Marietta Slomka)
In Wien fanden die „Österreichischen Journalismustage“ statt, die sich diesmal schwerpunktmäßig mit dem Einfluss der Politik auf die Medien beschäftigte: „Macht die Politik den Journalismus kaputt?“ Die Keynote wurde von der deutschen Journalistin und Fernsehmoderatorin („heute-journal“) Marietta Slomka gehalten. Die Rede wurde nun auf der Webseite dokumentiert, ein längeres Lesestück mit einigen interessanten Gedanken.
4. Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Von A nach B (titanic-magazin.de, Stefan Gärtner)
Stefan Gärtner kritisiert bei seinem „kritischen Sonntagsfrühstück“ bei “Titanic” die Berichterstattung um das Gewaltverbrechen an der 14-jährigen Susanna: „Auf dem Kreuz, das jemand am Fundort der Leiche aufgestellt hat, steht: „Susanna, 14 Jahre, Opfer der Toleranz“. Sosehr das Fernsehen hier auch applaudiert: Nein. Susanna, 14 Jahre, ist das Opfer eines Verbrechens.“
5. „Interessant und vielfältig“ (taz.de, Maike Brülls)
Die SPD Berlin hat auf ihrem Landesparteitag eine Filmförderung für feministische Pornofilme beschlossen. Die „taz“ hat sich darüber mit Laura Méritt unterhalten, die sich als Vertreterin des „sexpositiven Feminismus“ für feministische Pornos einsetzt: „Mainstreamporn ist eine extreme Leistungs-Show, bei der alles als pervers oder Fetisch kategorisiert wird, was nicht heterosexuell ist. Um davon wegzukommen und zu zeigen, dass es viele verschiedene Wirklichkeiten und nicht nur ein SexSkript gibt, ist progressiver Porno wichtig. Nicht nur für Jugendliche.“
6. Die guten Menschen vom Compact Verlag (sueddeutsche.de, Benedikt Peters)
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Verlag mit allerlei Titeln zu Lernen und Weiterbildung, Ratgebern und Kinderliteratur. Und wie es der Zufall will, erscheint plötzlich ein rechtes Magazin, das so ähnlich klingt wie der Name Ihres Verlags. So geht es der Chefin und den etwa 30 MitarbeiterInnen des „Compact Verlags“, der sich keinen anderen Rat weiß, als in Bälde umzufirmieren.
… und dabei Frauen involviert sind (also beim Sport, nicht beim Berichten), sieht das so aus:
Was könnte für die “Bild”-Medien schon bemerkenswerter sein bei einer erfolgreichen Profi-Kickboxerin als ihre “neuen Brüste” und das Urteil “sexy”? Mal ganz davon abgesehen, dass Marie Lang mit ihrem kompletten Körper den Titel verteidigt hat, und nicht nur mit ihren Brüsten.
Im Text wird es dann noch ein bisschen schlimmer, weil der Autor dort ja nicht mehr nur über eine Frau absabbern schreiben kann, sondern über zwei — Marie Lang hatte schließlich auch eine Gegnerin:
Auch Marie Lang (31, -60 Kilo) bleibt Weltmeisterin — mit neuen Brüsten. Die Münchnerin ließ sich nämlich kürzlich die Brüste vergrößern. Erstmals stand sie danach wieder im Ring und alles lief perfekt ab. Außerdem sind Schläge auf die Brust verboten. Die hübsche Modedesignerin gewann den Kampf gegen die Slowakin Lucia Krajcovic (kam im Tanga zum Wiegen) klar nach Punkten. Die Leistung von Lang ist um so höher zu bewerten, weil sie sich mit einer kleinen Erkältung in den letzten Tagen herumschleppte und außerdem noch Gewicht machen musste.
Neben dem Duell zwischen Lang und Krajcovic gab es gestern Abend noch weitere Kämpfe im Münchner Postpalast. Auch die kommen im Artikel vor. Zum Beispiel das Aufeinandertreffen von Sebastian Preuss und Robin Wildhaber:
Preuss lieferte sich im 90 Kilo-Limit mit dem Schweizer Robin Wildhaber eine packende Ringschlacht und siegte am Ende nach Aufgabe seines Gegners. Jungunternehmer Preuss (Malermeister) hielt seinen Gegner mit harten, geraden Schlägen auf Distanz. In der letzten Runde erwischte Preuss den Eidgenossen mit harten Knieschlägen auf den Bauch, was zur Aufgabe führte.
Merkwürdigerweise schriebt der Autor hier gar nichts über die heißen Sixpacks der männlichen Kämpfer oder deren Knackärsche. Stattdessen konzentriert er sich auf: die sportlichen Leistungen.
Bevor die Leute in der “Bild”-Redaktion sich nach der nächsten Landtags- oder Wasauchimmerwahl wieder über den “Rechts-Rumms” in Deutschland wundern und irgendwie versuchen, die hohen Prozentzahlen der AfD zu erklären: Ihr mischt da kräftig mit. Und zwar mit Titelseiten wie dieser von heute:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)
Es geht um den grausamen Tod eines 14-jährigen Mädchens, die vermutlich von einem Flüchtling aus dem Irak erdrosselt wurde. Und um es bereits an dieser Stelle klar zu sagen: Ja, natürlich können und sollen Medien über einen solchen Fall berichten. Gern auf Seite 1. Gern als große Titelgeschichte. Sie sollen ihn auf keinen Fall verschweigen. Die entscheidende Frage ist nur, wie sie berichten. Wie sie die jeweilige Geschichte drehen. Wie sie zuspitzen. Ob und wie sie mit ihren Schlagzeilen zündeln.
Vermutlich stimmt die Aussage auf der “Bild”-Titelseite, dass das Mädchen noch leben würde, wenn der wahrscheinliche Täter zuvor abgeschoben worden wäre (was freilich nicht heißt, dass die Schuld bei einem Mord bei den für die Abschiebung zuständigen Behörden zu suchen ist, sondern immer noch beim Mörder). Es ist die Erzählung, die die “Bild”-Redaktion gewählt hat, die so vergiftet ist: Der Tod des Mädchens rückt in den Hintergrund — die Abschiebung des vermutlichen Täters ist der Hauptaspekt. Man könnte diese Titelzeile eins zu eins in einen AfD-Tweet oder Beatrix-von-Storch-Post bei Facebook verwandeln. Und man könnte der Partei dann völlig zu Recht vorwerfen, dass sie versucht, aus einem Tod Kapital zu schlagen.
Und so hilft die “Bild”-Redaktion der AfD enorm mit derartigen Schlagzeilen. Sie gibt die Schwerpunkte, die Sprache, die Aufregung bei Asyl- und Flüchtlingsthemen morgens am Kiosk vor. Und die Partei muss sie am Mittag in ihren plumpen Parolen nur noch aufgreifen. “Bild” baut noch immer jeden Tag den inhaltlichen Rahmen für Tausende Büro- und Baustellengespräche. Und tut das in einer Form, die es der AfD sehr leicht macht, daran anzudocken.
Wir haben uns mal alle “Bild”-Titelseiten seit dem 1. März angeschaut, also dem Tag, an dem Julian Reichelt auch “Bild”-Print-Chef wurde. 23 Artikel haben wir gefunden, die mit den Themen Asyl und Flüchtlinge zu tun haben. Wobei die Verteilung interessant ist: Bis zum 20. April, also in über eineinhalb Monaten, sind gerade mal eine kleine und ein große Titelgeschichte erschienen:
Ab dem 21. April dann 21 große beziehungsweise kleine Artikel. Der 21. April war der Tag, an dem “Bild” mit dem “ASYL-SKANDAL” beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aufmachte:
Danach ging es so richtig los:
Und heute dann eben:
Seit dem 21. April im Schnitt etwa alle zwei Tage eine große oder kleine Titelstory über Asyl/Flüchtlinge. Als hätte die Redaktion erkannt, dass der Skandal beim BAMF der richtige Zeitpunkt ist, um die Streichhölzer wegzupacken und das Sturmfeuerzeug zum weiteren Zündeln rauszuholen.
Und natürlich hat diese Fokussierung und Verdichtung immense Auswirkungen darauf, wie “Bild”-Leserinnen und -Leser das Geschehen in Deutschland wahrnehmen. Man muss nur mal kurz auf die “Bild”-Facebookseite schauen und dort in die Kommentare unter Artikeln, die mit dem Thema Asyl zu tun haben. Eine der am häufigsten verwendeten Wörter: “Bananenrepublik”. “In was für einer Bananenrepublik leben wir eigentlich?” “Deutschland ist auch nur noch eine Banenrepublik!” “In dieser Bananenrepublik macht doch schon lange jeder, was er will.” Vorausgesetzt, sie informieren sich vornehmlich oder ausschließlich in “Bild” und bei Bild.de, kann man den Verfassern dieser Sätze nicht mal eine richtigen Vorwurf machen. Denn wenn man nur “Bild” liest, muss man aktuell wirklich den Eindruck haben, dass Deutschland eine “Bananenrepublik” ist, in der überall “vertuscht” und gemodert wird, in der niemand mehr sicher ist, in der es einen “SKANDAL” nach dem anderen gibt, und in der die Behörden gar nichts mehr hinbekommen.
Welcher Partei hilft das Bild, dass es unter Angela Merkel und der großen Koalition drunter und drüber geht, wohl besonders?
Nichts hat uns ganz nachweislich wirtschaftlich in der Reichweite so sehr geschadet wie unsere klare, menschliche, empathische Haltung in der Flüchtlingskrise
Es deutet alles darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit wieder den Kurs vorgibt.
1. Da freut sich der Kunde: Welt kompakt verkauft Titelseite an Deutsche Bank – ohne Kennzeichnung als Anzeige (meedia.de, Alexander Becker)
Auf der Titelseite der “Welt kompakt” erschien ein ganzflächiges Kampagnenmotiv der Deutschen Bank, das nicht als Werbung gekennzeichnet war. Bei Springer sah man darin zunächst keinen Verstoß gegen den Pressekodex (“in ihrer Gesamtanmutung durchaus für den Leser als Anzeige erkennbar”). Nach der Veröffentlichung durch “Meedia” erfolgte anscheinend ein Sinneswandel: Plötzlich war von “Versehen” und “Fehler” die Rede.
2. Teilrückzug: ORF dampft seine Facebook-Auftritte um 80 Prozent ein (derstandard.at)
Beim ORF ist großes Facebook-Reinemachen angesagt: Von den etwa 70 ORF-Auftritten auf Facebook sollen laut einer internen Mitteilung nur noch rund 15 übrig bleiben. Außerdem will man die Werbeetats für Facebook und Youtube streichen. Als Gründe für den Teilrückzug von Facebook führt der ORF unter anderem “Datenmissbrauch und Intransparenz” des Netzwerks an.
3. Nützliche Sternchen brauchen keine Amtshilfe (tagesspiegel.de, Anatol Stefanowitsch)
Wenn es in Diskussionen um geschlechtergerechte Sprache geht, geht es meist sehr lebhaft zu. Gerade um die Daseinsberechtigung alternativer Formen wird oft heftig gerungen. Nun beschäftigt sich der Rechtschreibrat mit dem Gendersternchen. Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft an der FU Berlin, kommentiert die Diskussion und befindet: “Das “generische” Maskulinum ist eine grammatische Fiktion.”
4. Hauptsache Krawall (zeit.de, Matthias Dell)
Matthias Dell hat sich die vergangene Maischberger-Ausgabe angeschaut und in einer lesenswerten Rezension festgehalten, warum er dem Format so gar nichts abgewinnen kann. Und er hat einen guten Tipp parat: “Es ist deshalb durchaus interessant, Maischberger stumm zu gucken. Dann kann man sich den sinnlos-deliranten, aber eben Action suggerierenden Kamerafahrten hingeben wie früher den Bahnstrecken im Nachtprogramm.”
Weiterer Lesetipp: Kulturrat kritisiert TV-Talkshows und fordert Zwangspause (waz.de)
Lesenswert auch Malte Lehming, der im “Tagesspiegel” feststellt: “Differenzen ertragen: Das müssen Deutsche, die mit sich und anderen klarkommen wollen, noch intensiv üben.”
5. Wer entscheidet, was berichtet wird? (freitag.de, Juliane Wiedemeier)
Juliane Wiedemeier beschäftigt sich mit den gelegentlich aufflammenden Bemühungen von Medien um direkten Kontakt zur Leserschaft sowie zu Nutzerinnen und Nutzern und macht dies an konkreten Beispielen fest. Bislang habe es sich oftmals nur um halbgare und lustlose Versuche gehandelt: “Wenn sie auch morgen noch kraftvoll zuschreiben wollen, müssen Journalisten mit ihren Nutzern reden. Aber nicht von oben herab und nicht nur sporadisch, wenn es gerade passt.”
In der Bremen-Ausgabe der “Bild”-Zeitung ist am Dienstag vergangener Woche eine Anzeige für das Versorgungsunternehmen EWE erschienen:
Ach, nee, die meinten wir gar nicht, sondern diese hier auf derselben Seite, direkt daneben:
Die komplette Seite sah dann so aus:
Unten rechts eine Anzeige von EWE, zwar nicht mit “Anzeige” gekennzeichnet, aber klar als solche zu erkennen.
Oben links der Aufmacherartikel, in dem es um “7 wichtige Wahrheiten und interessante Fakten” gehen soll, die zeigen, “wie es um Elektro-Autos wirklich steht” (“Von wegen zu teuer, schwache Akkus, nix mit Laden”). Vor allem aber geht es um: EWE.
Da ist zum Beispiel die erste “Wahrheit”:
Das Laden zu Hause wird einfacher: Per sogenannter Wallbox kann man auf dem eigenen Grundstück laden. Die Ladezeiten sinken je nach Modell auf ein bis zwei Stunden.
Und wer stellt solche Wallboxen her? Zufällig “Bild”-Anzeigenkunde EWE. Und zufällig ist die EWE-Wallbox das einzige Produkt im Aufmacherartikel von “Bild”, das mit Preis genannt und gezeigt wird:
Weiter hinten im Text kommen EWE und die Bremer EWE-Tochter swb in einer weiteren “wichtigen Wahrheit” noch einmal vor:
Strom tanken wird simpler: Öffentliche Ladesäulen, wie die regional rund 450 von EWE und swb, lassen sich per Smartphone freischalten. Abgerechnet wird über Kreditkarte, PayPal oder Flatrate.
“Bild” verkauft diesen Artikel als redaktionellen Inhalt. Genauso den Beitrag unten links, der noch schlimmer ist in dem es dann nur noch um EWE geht. Michael Heidkamp, Chef des Unternehmens, darf zu verschiedenen Stichworten (“LADESTATIONEN”, “AUSBAU”, “STANDORTE”) sagen, wie toll seine Firma in den jeweiligen Bereichen aufgestellt ist:
Zur kompletten EWE-Jubelarie fehlt jetzt nur noch etwas Menschliches, ein Artikel zum Beispiel, in dem “Bild” erzählt, wie EWE-Mitarbeiter jedes Jahr auf eigene Kosten und mit an EWE-Wallboxen aufgeladenen Elektroautos in die Arktis fahren, um eigenhändig Baby-Robben vor gefräßigen Eisbären zu retten. Darauf hat die Redaktion aber doch verzichtet.
Die lobhudelnde Seite über das Unternehmen aus Oldenburg war Teil einer Dreier-Serie in der Bremer “Bild”-Ausgabe: Einen Tag vorher erschien bereits eine Seite, einen Tag später ebenfalls. Jeweils zwar ohne Artikel über EWE, dafür aber mit EWE-Anzeigen:
Wir haben bei “Bild”-Sprecher Christian Senft nachgefragt, ob es sich in diesem Fall um ein sogenanntes Kopplungsgeschäft handelt, also zum Beispiel: EWE sagt die Schaltung der drei Anzeigen zu, dafür muss “Bild” wohlwollend und in einem bestimmten Umfang über EWE berichten. Senft antwortete, dass das keineswegs so sei und dass das eine nichts mit dem anderen zu tun habe:
Es handelt sich bei den von Ihnen angesprochenen Beiträgen um eine dreiteilige Artikelserie zu E-Mobility. Die Schaltung der Anzeigen durch EWE erfolgte themenorientiert in allen drei Ausgaben. Als ein in Bremen aktiver Anbieter von Services im Bereich E-Mobility war eine Berichterstattung auch über EWE genau wie über andere Anbieter in der gesamten Artikelserie für die Redaktion von journalistischer Relevanz und erfolgte unabhängig von der Anzeigenbuchung und damit konform mit den journalistischen Leitlinien von Axel Springer, die eine Trennung von Redaktion und Anzeigen sicherstellen.
Da hat EWE aber großes Glück gehabt, dass die unabhängigen Berichterstatter von “Bild” sich allein aufgrund journalistischer Relevanz dazu entschieden haben, dem Unternehmen eine solche Sonderbehandlung zukommen zu lassen.
1. Wir diskutieren viel zu häufig über den Islam (sueddeutsche.de, Dunja Ramadan)
Die Journalistin und Arabistin Dunja Ramadan hält die Häufigkeit und Brisanz der Islamdebatten in deutschen Talkshows für unverhältnismäßig: „Es ist auch kein Wunder, dass die Angst vor dem Islam so hoch ist, wenn gefühlt jeden zweiten Abend über “den” Islam diskutiert wird – in einer Brisanz, in der man denkt, in Deutschland herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Diese Brisanz wünscht man sich, wenn es um weitaus dringlichere Debatten wie Wohnungsnot, Pflegenotstand, Krippenplätze oder auch das Rentensystem geht. Denn das treibt wirklich alle Menschen in diesem Land um.“
Weiterer Lesetipp: Carolin Gasteigers TV-Kritik des letzten Maischberger-Talks: “Manchmal erscheint es mir, als gebe es mehr Islam-Experten als Muslime”
2. Das große Schweigen (11freunde.de, Ilja Behnisch)
Ilja Behnisch schreibt bei den „11 Freunden“ über das vom DFB gesteuerte Bild der deutschen Nationalmannschaft. Eine perfekte Inszenierung sei dies, wie von einem Konzern von Weltformat. Der DFB sei jedoch kein Konzern, sondern ein Verband. Und dessen Umgang mit den Medien müsse sich dringend ändern.
Weiterer Lesetipp: Steffen Dobbert erklärt bei “Zeit Online”, warum er einen Boykott der Fußball-WM in Russland für angebracht hält.
3. Wenn die Würde baden geht (taz.de, Lalon Sander)
Konservative weiße Männer interessieren sich erst für Menschenwürde, wenn es um einen alten weißen Mann geht, findet Lalon Sander und meint damit die Twitter-Empörung einiger Journalisten über das Gauland-Badehosen-Bild: „Offenbar fühlen sich manche weiße Männer eher von dem angeblichen Unrecht betroffen, das mächtigen weißen Männern geschieht, und weniger von dem, das von weißen Männern ausgeht. Das ist eine identitäre Positionierung. Kann man so machen, aber würdevoll ist das nicht.“
Weitere Lesetipps: Matern Boeselager fordert bei “Vice” eine “Internet-Pause” für Deutschland. Stefan Fries plädiert dafür, Gauland nicht die Würde zu nehmen, nur weil dieser anderen die Würde nimmt.
4. Journalisten sind grün und links (bazonline.ch)
Eine dänische Studie hat die politischen Einstellungen von Medienschaffenden in 17 Ländern untersucht. Die ersten Ergebnisse würden ein weiterverbreitetes Vorurteil bestätigen: In den Redaktionen gebe es durchschnittlich drei Mal so viele Grüne und Feministen wie im Rest der Bevölkerung.
5. Fanpage-Urteil des EuGH – 10 Fragen, 10 Antworten : Good bye Auftragsverarbeitung, welcome “gemeinsame Verantwortlichkeit” (cr-online.de, Niko Härting)
Der Jurist Niko Härting erklärt im Blog der Zeitschrift „Computer und Recht“ kurz und knackig, was es mit dem Fanpage-Urteil des EuGH auf sich hat. Der zehnte Punkt seiner Liste ist eine Art Generalempfehlung für alle Facebook-Seitenbetreiber: „Ruhe bewahren, Datenschutzinformationen in die Fanpage integrieren und den Ausgang des Falls vor den deutschen Verwaltungsgerichten abwarten.“
6. Wie Kornkreise wirklich entstehen (facebook.com/izzymagazine, Video, 2:55 Minuten)
Die Leute vom Schweizer Jugendmagazin „Izzy“ haben einen Kornkreis produziert und den Medien als extraterrestrische Erscheinung untergejubelt. Auf Facebook gibt es das Video im sympathischen Schweizer Dialekt dazu: „Grüße von den Aliens.“
Es gibt jetzt also dieses Foto von Alexander Gauland in Badehose. Der AfD-Parteichef war vergangene Woche beim Baden im Potsdamer Heiligen See beklaut worden, der Dieb soll “Kein Badespaß für Nazis” gerufen haben und mit Gaulands Klamotten davongerannt sein.
Verschiedene Medien berichten seit gestern über den Vorfall und manche von ihnen zeigen eben auch jenes Foto, auf dem Alexander Gauland von hinten zu sehen ist, nackter Oberkörper, braun-karierte Badeshorts, neben ihm eine Polizistin. Die “Märkische Allgemeine” hat die Aufnahme zum Beispiel veröffentlicht, die “taz”, die “Neue Westfälisch”, “Tag24”, der “Express”.
Die “Welt” und Welt.de haben das Foto hingegen nicht gezeigt. Und “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt schrieb bei Twitter:
Nun kann man erstmal anderer Meinung sein und finden, dass ein nicht ganz scharfes Handyfoto, das einen Mann in einer eher schlabbrigen Badehose zeigt und auf dem die abgebildete Person nur von hinten und nicht wahnsinnig groß zu sehen ist, nicht direkt “entwürdigend” ist. Sicher steckte Alexander Gauland in diesem Moment in einer Situation, in der man nicht auch noch jemanden gebrauchen kann, der sein Smartphone zückt. Aber “entwürdigend”? Ist das nicht erstmal nur die Interpretation von Poschardt?
Es ist eine große Errungenschaft, dass jeder Mensch eine Menschenwürde hat, auch jene, die sie anderen Menschen absprechen, und damit auch Alexander Gauland. Und es muss klar sein, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht nicht nur für auserwählte Personen gilt, sondern grundsätzlich erstmal für alle, auch für jene, die den Nationalsozialismus, das Hitler-Regime und die Ermordung von Millionen Juden als “Vogelschiss” bagatellisieren.
Insofern können wir es nachvollziehen, wenn sich eine Redaktion gegen die Veröffentlichung des Gauland-Fotos entscheidet. Doch die Entscheidung der “Welt”-Redaktion und der Tweet von Ulf Poschardt zeigen vor allem eines: die Bigotterie des “Welt”-Chefs und seines Teams.
Welt.de hatte nämlich vor einiger Zeit noch gar kein Problem damit, eine Fotogalerie zusammenzustellen, in der Politiker in Badehosen zu sehen sind:
Welt.de hatte auch kein Problem damit, Joachim Sauer, den Ehemann von Angela Merkel, in Badehose zu zeigen:
Von den Skrupeln, die Poschardt und die “Welt”-Medien vom Veröffentlichen des “entwürdigenden” Gauland-Fotos abhalten, keine Spur. Und die hat die Redaktion auch nicht bei Menschen, die mehr Klamotten tragen. Sie hat zum Beispiel eine Fotogalerie mit Nippel- und Höschen-Blitzern veröffentlicht:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)
Und sie zeigt Brüste von Frauen, die möglicherweise nicht wollen, dass ihre Brüste gezeigt werden:
Ob die nackten Tatsachen bei dem durchsichtigen, schwarzen Kleid von Slavica Ecclestone (54) beabsichtigt waren? Wer weiß
Poschardts Springer-Kollegen von “Bild” und Bild.de haben das Foto, das Alexander Gauland zeigt, ebenfalls nicht veröffentlicht. Sie sollen allerdings versucht haben, es zu bekommen. Die Fotografin soll die Anfrage abgelehnt haben, weil sie “mit der ‘Bild’ nichts zu tun haben” wolle.
Die Veröffentlichung des Gauland-Fotos ist bei “Bild” jedenfalls bestimmt nicht daran gescheitert, dass die Mitarbeiter in der Redaktion es auf einmal auch verwerflich finden, derartige Aufnahmen zu zeigen. Sie zeigen sonst jede noch so prominente Frau im Bikini am Strand. Sie fotografieren ihnen zwischen die Beine:
Heute erst haben sie dieses “Slip-Blitzer”-Foto veröffentlicht:
Sie zeigen Frauen, denen die Brüste aus den Abendkleider gerutscht sind:
Und auch abseits von nackten Brüsten und Hintern und Oberkörpern jucken sie die Persönlichkeitsrechte und die Würde der Personen, über die sie berichten, kein bisschen. Sie zeigen andauernd unverpixelte Fotos von verstorbenen Menschen, egal ob voll- oder minderjährig, die sie in Sozialen Medien zusammengeklaubt haben:
Sie verfolgen einen offenbar alkoholkranken Hartz-IV-Empfänger durch den Supermarkt und zeigen Fotos von ihm, weil er Wasser wegkippt, um sich vom Pfandgeld Bier kaufen zu können:
Oder kurz gesagt: Die Menschenwürde war den Leuten bei “Bild” und Bild.de nun wirklich schon immer egal. Und natürlich soll das hier alles nicht heißen: Wenn die “Bild”-Leute schon all die anderen Personen so würdelos zeigen, dann sollen sie auch den Gauland so zeigen. Sondern andersrum: In den anderen Fällen sollten sie besser auf würdelose Fotos verzichten.
Bleibt nur noch die Frage: Was hätten die “Bild”- und “Welt”-Medien wohl gemacht, wenn das Foto nicht Alexander Gauland in Badekleidung gezeigt hätte, sondern beispielsweise Sahra Wagenknecht? Oder Schauspieler und Sänger Johnny Depp, der gerade erst in Berlin war? Oder Sängerin Katy Perry, die heute in der Hauptstadt aufgetreten ist? Julian Reichelt und Ulf Poschardt hätten auf ein Foto einer beklauten Katy Perry im Bikini verzichtet, weil sie die Aufnahme “entwürdigend” finden?
1. Datenschützer bekommen vor dem EuGH recht – theoretisch (faz.net)
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass Betreiber von Facebook-Seiten gemeinsam mit Facebook für die Verarbeitung der personenbezogenen Nutzerdaten verantwortlich sind, was für viel Aufregung und Verunsicherung in den sozialen Medien gesorgt hat. Das Urteil wurde jedoch nach alter Rechtslage entschieden. Mittlerweile gilt die DSGVO und das mache die Sache eher noch komplizierter.
Weiterer Lesetipp: Licht ins juristische Dunkel kann vielleicht Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke bringen, der das Urteil eingeordnet und einen ausführlichen Frage-und-Antwort-Teil verfasst hat: EUGH Urteil: Müssen nun alle Facebook-Seiten geschlossen werden? (allfacebook.de)
Und auf “Meedia” kommentiert die Juristin Anja Neubauer die Auswirkungen des Richterspruchs. Sie hat für sich selbst den radikalen Schritt gewählt: “Ich persönlich werde daher meine Facebook-Seiten nun erst einmal auf „nicht sichtbar“ schalten, bis Mark Zuckerberg eine rechtskonforme Lösungsmöglichkeit für die Sammlung der Nutzer meiner Seiten bereithält und diese mir als Betreiber der Seiten zur Verfügung stellt. Eine andere Alternative sehe ich persönlich nach dem Urteil des EuGH nicht.”
2. “Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitzt, sind ihre Inhalte omnipräsent” (sueddeutsche.de, Jakob Biazza & Johannes Hillje)
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich mit dem Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje über den Umgang der Medien mit der AfD unterhalten. Hillje hält den Einfluss der Rechtspopulisten auf unsere öffentlichen Debatten für deutlich größer als ihre politische Relevanz, gemessen an den Wahlergebnissen. Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitze, seien ihre Inhalte oft omnipräsent. Die AfD setzte dabei nicht immer die Themen, bestimme aber, wie darüber geredet werde: „Dank der AfD führen wir eine Desintegrations- statt der nötigen Integrationsdebatte.“
3. Tilo Jung in der Bundespressekonferenz: Merkels Geheimwaffe (taz.de, Tobias Schulze)
Wer die Bundespressekonferenz kennt, kennt auch Tilo Jung, der dort mit seinen unbequemen Fragen regelmäßig die Regierungsvertreter zum Schwitzen bringt. Und danach die Zusammenfassungen auf seinem YouTube-Kanal “Jung und Naiv” ins Netz stellt. Nun ist Jung eine besondere Gunst zuteil geworden: Anlässlich des Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu durfte er im Kanzleramt Fragen an den Politiker richten. Weiterer Tipp: Im „Aufwachen-Podcast“ beschäftigen sich Tilo Jung und Stefan Schulz regelmäßig mit dem politischen Geschehen und der Medienberichterstattung. In der aktuellen Folge geht es auch um besagten Netanjahu-Besuch.
4. Fußball-WM in Russland: Stolz und Vorurteil (ndr.de, Hendrik Maaßen)
Bald beginnt die Fußball-WM in Russland. Das “journalist network” hat eine 11-tägige Kennenlern-Reise durchs Land organisiert, an der junge Journalisten teilnehmen durften. „Zapp“-Reporter Hendrik Maaßen war dabei und berichteten von seinen Eindrücken.
5. Warum zwei Neonazis einen Monat nach ihrer Jagd auf Journalisten noch auf freiem Fuß sind (vice.com, Matern Boeselager)
Vor vier Wochen verfolgten zwei mutmaßliche Neonazis in Thüringen Journalisten mit einem Auto, drängten sie in einen Graben und griffen sie mit Schraubenschlüssel, Messer, Baseballschläger und Pfefferspray an. Obwohl die Identität der Täter bekannt ist und dokumentiert wurde, kam es bislang weder zur Vernehmung noch zur Anklage. Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft gebe es “keinen dringenden Tatverdacht”. Wie kann das sein, fragt Matern Boeselager nicht nur sich selbst, sondern auch den zuständigen Staatsanwalt.
6. Der offene Brief – Zweihänder des kleinen Mannes (medienwoche.ch, Reto Hunziker)
Journalisten greifen gerne zum Stilmittel des offenen Briefs. Nun hat Reto Hunziker einen offenen Brief an denjenigen verfasst, der wohl noch nie einen offenen Brief erhalten hat: den offenen Brief.