Auskunftsperre, Zensurheberrecht zu Glyphosat, Vorsicht, Heimat!

1. Leipziger Richter stärken Rechte von Journalisten beim Schutz der privaten Adresse
(investigativ.welt.de, Uwe Müller)
Das Verwaltungsgericht Leipzig hat in einem Beschluss die Rechte von Journalisten gestärkt, die ihre Privatadresse schützen wollen: Die Verwaltungsrichter haben die Stadt Leipzig im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, zu Gunsten eines Investigativreporters der “Welt” für die Dauer von längstens zwei Jahren eine Auskunftssperre im Melderegister einzutragen.

2. Zensurheberrecht: Bundesinstitut gab 80.000 Euro gegen Glyphosat-Berichterstattung aus
(netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Ende 2017 verlängerte die EU-Kommission die Zulassung des möglicherweise krebserregenden Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat um weitere fünf Jahre. Der damalige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte im Alleingang im Namen Deutschlands die Zustimmung erteilt, obwohl laut Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine Enthaltung vereinbart war. Der Fernsehsender MDR hatte regelmäßig über Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) berichtet, die Kritikern zu industriefreundlich ausfielen. Daraufhin mahnte das BfR den MDR wegen der Veröffentlichung der Dokumente ab und verklagte ihn schließlich: Mit der Veröffentlichung der Gutachten habe der Sender das geistige Eigentum des BfR verletzt. Der MDR musste daraufhin sowohl die Gutachten als auch den Mitschnitt der Sendung löschen. In den kommenden Wochen wird der Europäische Gerichtshof über den Fall entscheiden.

3. Michael Obert: “Ich dachte: Jetzt sterbe ich.”
(daniel-bouhs.de)
Am Rande der Fachtagung “Krieg und Krise, Terror und Trauma — Emotionale Belastungen in der Arbeit von Journalistinnen und Journalisten” ergab sich für Daniel Bouhs die Gelegenheit für ein spannendes Gespräch mit einem freien Auslandsjournalisten: Michael Obert war für das “SZ-Magazin” mit einem Warlord vor der libyschen Küste unterwegs und ist von dort schwer verletzt zurückgekommen. Obert warnt junge Kolleginnen und Kollegen vor riskanten Einzelaktionen: “Ich nehme schon eher wahr, dass gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen, weil man ihnen eine Geschichte in einem schwierigen Gebiet nicht zutraut, dann zunehmend auf eigene Kappe hinfahren, das selbst finanzieren und dann so im Backpacker-Style im Prinzip mit 20 Euro Tagesbudget sich da irgendwie durchkämpfen …”

4. Ennio Morricone will den deutschen “Playboy” wegen angeblichem Fake-Interview verklagen
(musikexpress.de)
Im deutschen “Playboy” erschien ein Interview mit der Filmmusik-Legende Ennio Morricone, in dem der 90-Jährige angeblich den Regisseur Quentin Tarantino heftig beschimpfte und über die alljährliche Oscar-Verleihung lästerte. In einer ersten Reaktion stritt Morricone zunächst ab, dem “Playboy” ein Interview gegeben zu haben. Dies hat sich inzwischen geändert: Nun will Morricone nur die umstrittenen Aussagen nicht getätigt haben. Die deutsche “Playboy”-Redaktion wehrt sich gegen Morricones Vorwürfe: Das Interview habe stattgefunden, und man sei irritiert darüber, “dass Teile der veröffentlichten Aussagen so nicht getroffen worden sein sollen.” Update: Inzwischen räumt “Playboy”-Chefredakteur Florian Boitin ein, dass Morricones Aussagen in dem gedruckten Interview wohl “in Teilen nicht korrekt wiedergegeben” worden seien.

5. Serien suchten mit Martin Schulz und was Alexa mit einer Kaffeemaschine zu tun hat – 6 Erkenntnisse vom Vocer Innovation Day 2018
(zeitgeist.rp-online.de, Henning Bulka)
Das unabhängige Debattenforum “Vocer” hat nunmehr bereits zum fünften Mal deutsche und internationale Medienmacher zum “Vocer Innovation Day” nach Hamburg eingeladen. Henning Bulka war dabei und hat aufgeschrieben, welche Dinge ihm besonders in Erinnerung geblieben sind: Es geht unter anderem um Relevanz statt Lautstärke, die Macht von Sprache und den Umgang mit Populismus, Amazons Sprachassistentin Alexa und das Bingewatch-Verhalten des ehemaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

6. “Vorsicht, Heimat!”
(deutschlandfunk.de)
Die Sieger des 19. Deutschen Karikaturenpreises stehen fest: Greser & Lenz, Til Mette und Hauck & Bauer. Beste Newcomerin ist Sabine Winterwerber. Der “Deutschlandfunk” präsentiert die Karikaturen der Ausgezeichneten.

Kurz korrigiert (522)

Entweder kennen die Leute bei “Auto Bild”, einem Magazin über Autos und das Autofahren (“EUROPAS NR. 1”), die Straßenverkehrs-Ordnung nicht oder sie kennen den Unterschied zwischen einem Nebelscheinwerfer und einer Nebelschlussleuchte nicht:

Ausriss Auto Bild - Erkennen Autos Nebel? Mein Auto hat eine Lichtautomatik - bei Dunkelheit schalten sich die Scheinwerfer selbstständig ein. Erkennt diese Komfortfunktion auch Nebel? Frage von Martin de Buhr, per E-Mail - Antwort der Auto-Bild-Redaktion: Nein, auch die neuesten Sensoren erkennen Nebel nicht. Autofahrer müssen bei Nebel deshalb die Scheinwerfer weiterhin selbst einschalten. Aktivieren Sie dann nur das Abblendlicht. Mit Fernlicht verschlechtert sich die Sicht, weil diese Scheinwerfer in den Nebel hineinstrahlen und ihr Licht von der Wand aus Wassertropfen reflektiert wird. Nebelscheinwerfer sind besser, weil sie die Straße flach ausleuchten. Sie sind aber erst bei einer Sichtweite unter 50 Metern erlaubt. Sonst droht ein Verwarnungsgeld von 20 Euro. Außerdem gilt 50 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit.

Das ist eine der Antworten in der Service-Rubrik “Fragen an die Redaktion” in der aktuellen “Auto Bild”-Ausgabe. Und sie ist schlicht falsch: Die Nebelschlussleuchte darf man nur dann verwenden, wenn die Sichtweite weniger als 50 Meter beträgt. Andernfalls gibt es ein Verwarnungsgeld von 20 Euro. Den Nebelscheinwerfer darf man auch schon bei Regen, Schneefall oder leichterem Nebel einschalten. Die Straßenverkehrs-Ordnung regelt das in Paragraph 17, Absatz 3:

Behindert Nebel, Schneefall oder Regen die Sicht erheblich, dann ist auch am Tage mit Abblendlicht zu fahren. Nur bei solcher Witterung dürfen Nebelscheinwerfer eingeschaltet sein. Bei zwei Nebelscheinwerfern genügt statt des Abblendlichts die zusätzliche Benutzung der Begrenzungsleuchten. An Krafträdern ohne Beiwagen braucht nur der Nebelscheinwerfer benutzt zu werden. Nebelschlussleuchten dürfen nur dann benutzt werden, wenn durch Nebel die Sichtweite weniger als 50 m beträgt.

Mit Dank an Peter H. für den Hinweis!

“Familie Porno” bei Bild.de, “Familie Porno muss ausziehen”

Im bayerischen Waldkraiburg hat eine fünfköpfige Familie eine Kündigung für ihre Wohnung erhalten, bis zum 20. November soll sie raus. Das allein ist noch nicht unbedingt der Stoff, der bei der Bild.de-Redaktion für Interesse sorgt. Nimmt man aber den Beruf der beiden Eltern dazu, sieht das schon ganz anders aus:

Screenshot Bild.de - Kündigung kurz vor Weihnachten! Familie Porno muss ausziehen - Anna (33) und Christian (37) drehen erotische Clips in ihrer Wohnung - das passt dem Vermieter nicht

Die Dreifach-Eltern, die ihre Brötchen als “Vika Viktoria” und “Bayernsepp” mit Pornos verdienen, haben die fristlose Kündigung für ihre Vier-Zimmer-Wohnung (100 qm) bekommen!

Die Vorwürfe des Vermieters: Ruhestörung und gewerbliche Nutzung. “Wir haben nicht lauter Sex als andere Mieter im Haus auch”, rechtfertigt sich Christian L. (37, gelernter Koch). “Und wenn das Hochladen von Clips schon als gewerbliche Nutzung gilt, dürfte ja auch kein YouTuber in seiner Wohnung arbeiten.”

Nun kann man von dem Vorgehen des Vermieters halten, was man will. Dass “Vika Viktoria” und “Bayernsepp” ihre Videos, mit denen sie ihr Geld verdienen, in der privaten Wohnung drehen, könnte aber tatsächlich ein Problem sein, erklärt bei Bild.de Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund:

Grundsätzlich habe der Vermieter aber nicht ganz unrecht: “Jede Tätigkeit, mit der Geld verdient wird, kann als gewerbliche Nutzung ausgelegt werden, die eine Kündigung dann rechtfertigt, wenn es hierdurch zu Beeinträchtigungen für die Nachbarn kommt.”

Bleibt noch die Frage, wie der Vermieter überhaupt rausfinden konnte, was seine Mieter hinter der Wohnungstür so treiben.

Bild.de vor zwei Wochen:

Screenshot Bild.de - Anna und Christian verdienen ihr Geld mit Porno-Filmen - Wenn die Kinder zur Schule sind, gehen die Rollläden wieder runter

Das Paar aus dem oberbayerischen Waldkraiburg (23 000 Einwohner) lernte sich vor 17 Jahren kennen — und begann 2017, zusammen erotische Clips zu drehen und sie im Internet zu teilen. Inzwischen lebt die Familie davon: SIE bekam als “Vika Viktoria” kürzlich den Venus-Award für die beste Newcomerin. ER spielt als “Bayernsepp” vorzugsweise den Klempner oder den Hausmeister. (…)

Dann werden die Rolladen wieder heruntergelassen — die 4-Zimmer-Wohnung (100 qm) verwandelt sich in ein Porno-Set

Das ist wirklich praktisch: Bei Bild.de schaffen sie mit dem einen “Bild plus”-Artikel die Grundlage für den nächsten.

Bürgerkrieg in Amerika, Erbrechende “Welt”, Bauhaus-Krisenberater

1. “Wir haben in Amerika eine Art Bürgerkrieg”
(deutschlandfunk.de, Michael Köhler, Audio, 11:48 Minuten)
“Es ist eine Art Krieg geworden. Wir haben in Amerika eine Art Bürgerkrieg” — die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische findet im “Deutschlandfunk” deutliche Worte zur Ära Trump. Teile der Presse seien mittlerweile eingeknickt, die Demokratie bedroht. Disches Optimismus sei der Angst gewichen, dass alles noch viel schlimmer kommen könne.

2. “Welt”-Redakteur erbricht sich in Debatte über rechte Bücher
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die “Welt am Sonntag” hat ihren Autor Frédéric Schwilden nach München geschickt, um dort jener Buchhandlung einen Besuch abzustatten, in der Autorin Margarete Stokowski wegen des Angebots rechter Schriften nicht lesen wollte. Bei der Lesungsabsage hatte es sich um eine individuelle und persönliche Entscheidung gehandelt, die nachträglich zum Skandal hochgejazzt wurde. Man könnte über Schwildens Text, der sich teilweise wie eine mehr oder weniger gelungene Popliteratur-Parodie liest, lachen, wenn er nicht so viel Falsches und Böses enthielte. Boris Rosenkranz hat es auf sich genommen, sich mit dem Beitrag auseinanderzusetzen. Ein Beitrag, in dem nicht nur im übertragenen Sinn viel rumgekotzt wird.

3. Tagessatz von 1.428 Euro Krisenberater soll überforderter Bauhaus-Führung beistehen
(mz-web.de, Hagen Eichler)
Eigentlich sollte vor drei Wochen ein vom ZDF übertragenes Konzert der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet stattfinden, doch die Direktorin des Bauhaus Dessau sagte ab. Sie befürchtete Demonstrationen vor der Tür, die von rechten Gruppierungen im Falle des Konzerts angekündigt waren. Die Absage wurde stark kritisiert, auch mit Hinweis auf die Tradition und Geschichte des Hauses. Um das medial angeschlagene Image von Haus und ihr selbst wieder aufzubessern, hat die Direktorin nun für einen Tagessatz von 1.428 Euro einen “Krisenberater” angeheuert. Rund zwei Wochen soll der nun im Einsatz sein.

4. Plagiatsfall: Warum dpa die «Taxi-Queens»-Berichte zurückgezogen hat
(dpa.com, Froben Homburger)
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat Ende vergangener Woche vier Versionen eines Korrespondentenberichts aus Südafrika zurückgezogen. Bei der Story einer Hospitantin aus dem dpa-Büro Johannesburg habe es sich um ein Plagiat eines Artikels aus dem Jahr 2010 gehandelt. Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt, wie es dazu kommen konnte, wie die Agentur reagiert hat und wie man solche Pannen zukünftig vermeiden will.

5. «Chinesen sehen Europa auf dem Weg in den Ruin»
(nzz.ch, Ronnie Grob)
Kaum jemand im Westen kennt sich dermaßen gut mit Chinas größtem sozialen Netzwerk Weibo aus wie die Japanologin und Sinologin Manya Koetse, die dazu ein eigenes Blog unterhält. Im Gespräch mit der “NZZ” geht es unter anderem um die Themen bei Weibo, das chinesische Social-Credit-System, Zensur und den Blick der Chinesen auf Europa. Aber es geht auch um den Blick westlicher Journalisten auf China, den Koetse wie folgt charakterisiert: “Es ist eine Beobachtung, die ich häufig mache: Entweder wird anklagend berichtet, oder man will sich lustig machen. Wer aber stets nur mit westlichem Bias und Framing an Storys herangeht, verpasst wichtige Entwicklungen: zum Beispiel, wie sehr die innerchinesische Propaganda ihre Form ändert, wie sie spielerischer wird, witziger, geschickter. Propaganda findet längst nicht mehr auf dumpfen Propagandapostern statt, sondern in Apps, im Internet, in TV-Shows.”
Weiterer Lesetipp: Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat ein virtuelles Programm vorgestellt, das in Zukunft die Arbeit von Moderatoren übernehmen könnte: Der gefügigste Nachrichtensprecher der Welt (sueddeutsche.de, Lea Deuber).

6. Danny da Costa FTW!
(twitter.com/sportschau)
Der 25-jährige Fußballspieler Danny da Costa steht beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Dass da Costa nicht nur gut Fußball spielen, sondern auch bestens Interviews geben kann, beweist er auf besonders eindrückliche Weise: Er stellt sich einfach selbst die zu erwartenden Reporterfragen.

Drachenzähmen falsch gemacht

Falls noch Zweifel daran bestehen sollten, wie die “Bild”-Zeitung zum Rundfunkbeitrag steht, bitteschön:

Ausriss Bild-Zeitung - Wie sich ein BILD-Redakteur einmal vom Runfunkbeitrag abmelden wollte - SO BEKÄMPFTE ICH DEN GEZ-DRACHEN! Dazu eine dramatische Illustration, auf der der Bild-Redakteur mit einem Schwert einen Drachen bekämpft, auf dessen Flügeln GEZ steht.

(Dass “Bild” immer noch konsequent “GEZ” schreibt, obwohl es die seit sechs Jahren nicht mehr gibt, spricht schon für sich.)

Im Artikel schildert “Bild”-Redakteur Ralf Pörner, dass er neulich eine seiner Wohnungen aufgegeben habe und sie dann auch vom Rundfunkbeitrag abmelden wollte. Womit der “Kampf” begann.

Das Einwohnermeldeamt sagte mir, dass der Beitragsservice automatisch informiert wird. DOCH DER DRACHE FAUCHTE LEIDER IMMER NOCH! Vier Wochen später buchte der Beitragsservice erneut ab.

Was auch keine Überraschung ist. Für die Abmeldung ist nämlich nicht das Einwohnermeldeamt zuständig, man muss es selbst machen. Das hätte auch Ralf Pörner wissen können, wenn er einfach mal ein bisschen recherchiert hätte. Im Rundfunkbeitragsstaatsvertrag steht ziemlich unmissverständlich:

Das Ende des Innehabens einer Wohnung (…) ist der zuständigen Landesrundfunkanstalt unverzüglich schriftlich anzuzeigen (Abmeldung).

Für diesen Vorgang stellt der Beitragsservice auf seiner Website ein Kontaktformular bereit. Auch über den Postweg ist die Abmeldung möglich.

Nur über die Telefon-Hotline kann man sich nicht abmelden. Und was macht “Bild”-Mann Pörner?

Nun wurde der Ritter in mir geweckt, die Telefon-Hotline zu meinem Kampfplatz.

Es wäre ungerecht, die Dame am anderen Ende als Drachen zu bezeichnen. Aber sie war auf jeden Fall unbezwingbar.

Sie: “Benutzen Sie bitte unser Kontaktformular.”

Ich: “Ich würde Sie nicht anrufen, wenn das funktionieren würde.”

Sie: “Wir brauchen Ihre Kündigung aber schriftlich!”

Ich: “Das Einwohnermeldeamt hat Sie informiert!”

Sie: “Das reicht nicht.”

Ich: “Dann buche ich die Beiträge zurück.”

Sie: “Dann kommen noch Mahngebühren und der Gerichtsvollzieher dazu.”

Ich: “Ich schlage vor, Sie informieren Ihren Vorgesetzten, dass Ihr System offenbar nicht funktioniert.”

Sie: “Glauben Sie wirklich, dass das meinen Vorgesetzten interessiert?”

Touché! Dass sich irgendwer vom Beitragsservice für die Zahler von acht Milliarden Euro Zwangsgebühren interessiert, glaube ich tatsächlich nicht.

Ich legte auf, öffnete das Kontaktformular. Es stürzte ab. Ich war geschlagen.

Womit wir bei Pörners zentralem Kritikpunkt wären: Dass das Kontaktformular immer wieder abgestürzt sei. Eine Abmeldung sei also “unmöglich”. Zum Beleg zeigt er (im Online-Artikel) auch die Fehlermeldung:

Screenshot Bild.de - Sitzungs-Fehler - Ihre Sitzung wurde aus Sicherheitsgründen automatisch beendet, da die Seite längere Zeit nicht genutzt wurde. Bitte wiederholen Sie Ihre Eingabe. Vielen Dank.

Und siehe da: “Ihre Sitzung wurde aus Sicherheitsgründen automatisch beendet, da die Seite längere Zeit nicht genutzt wurde.”

Es war offenbar also gar kein technischer Fehler. Der “Bild”-Redakteur hat beim Ausfüllen wohl einfach zu lange gebraucht. (Wenn es ein technischer Fehler gewesen wäre, der auch andere Nutzer betroffen hätte, wäre dazu höchstwahrscheinlich auch ein Hinweis veröffentlicht worden.)

Anders gesagt: Es war nicht die Schuld der bösen “GEZ”, sondern Pörners eigene. So wie es an jeder Stelle dieser Prozedur seine eigene Schuld war.

Das Ende vom Lied: Der “Bild”-Mann macht bei der Pressestelle Druck (“Werden Kunden hier etwa systematisch bei der Kündigung behindert?”), und die akzeptiert seine Anfrage dann als Kündigung.

Halleluja! Ich habe den Drachen bezwungen.

Glückwunsch, Herr Pörner. Und kleiner Vorschlag zur Güte: Wenn Sie in Zukunft weniger imaginäre Drachen bekämpfen und stattdessen Ihre eigene Unfähigkeit, dann bleiben Ihnen solche sagenhaften Dramen auch erspart.

Mit Dank an den anonymen Hinweisgeber!

“Wie erkläre ich’s meinem Kind”? So am besten nicht!

Bei FAZ.net gibt es die Rubrik “Wie erkläre ich’s meinem Kind?”, die Redaktion verspricht dort “einfache Antworten auf kniffelige Fragen”. Zum Beispiel: “Warum wir eine Gänsehaut bekommen”. Oder: “Wann die Menschen zu lesen begannen”. Die aktuellste Ausgabe der “einfachen Antworten” hat FAZ.net bei Twitter gestern Abend so angekündigt:

Screenshot eines Tweets von FAZ.net - Bei der Reichspogromnacht vor achtzig Jahren war es ein bisschen wie bei jeder Prügelei auf dem Schulhof: In der Gruppe werden selbst friedlichste Menschen manchmal brutal. Warum Gewalt ansteckend sein kann

Die Reichspogromnacht, bei der “es ein bisschen wie bei jeder Prügelei auf dem Schulhof” gewesen sein soll? Ein Nazi-Verbrechen mit vielen Todesopfern, Verhaftungen Unschuldiger, brennenden Synagogen und zerstörten Geschäften jüdischer Mitbürger, bei dem “es ein bisschen wie bei jeder Prügelei auf dem Schulhof” gewesen sein soll? Die FAZ.net-Redaktion hat den Tweet später aus guten Gründen gelöscht und “für die verkürzte Darstellung und den ungewollten Vergleich” um Verzeihung gebeten (wobei wir uns durchaus fragen, was an einem Vergleich von Schulhofprügeleien und Novemberpogrom eine “verkürzte Darstellung” sein soll und wie ein “ungewollter Vergleich” in einem per Hand verfassten Tweet landet).

Tweet gelöscht, um Entschuldigung gebeten — also wieder alles in Ordnung? Leider nicht. Denn erstens findet man den grausigen Vergleich noch immer auf FAZ.net.* Und zweitens ist der dazugehörige Text zwar längst nicht so schlimm wie die Ankündigung bei Twitter, diskussionswürdig ist er trotzdem.

Im Artikel von Julia Schaaf geht es hauptsächlich um Gruppendynamiken, um Mitläufer und Mittäter und um die Frage, “warum Gewalt ansteckend sein kann”. So steht es auch in der Überschrift:

Screenshot FAZ.net - Wie erkläre ich es meinem Kind? Warum Gewalt ansteckend sein kann

Schon klar: Schaafs Text richtet sich an Kinder und muss allein daher etwas vereinfachen. Zur Veranschaulichung hätte sie sicher einige konkrete Beispiele finden können. Etwa die Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel, wo wohl auch Menschen an Plünderungen teilgenommen haben, die vermutlich nicht mit dieser Absicht ins Hamburger Schanzenviertel gefahren sind und sich erst vor Ort dazu entschieden haben mitzumachen. Oder die Prügeleien bei Fußball-Welt- beziehungsweise -Europameisterschaften.

Stattdessen wählte Schaaf die Reichspogromnacht. Und da liegt bereits das Problem: Die Wahl dieses Beispiels für eine Erläuterung des Phänomens Gruppendynamik reduziert eines der schlimmsten Verbrechen der deutschen Geschichte auf diesen Teilaspekt. Dadurch verschiebt sich der Fokus bei der Betrachtung der Reichspogromnacht im Artikel. Schaaf schreibt, “dass sich unter die plündernden Horden ganz normale Jugendliche mischten” — ihr Hauptthema lautet schließlich: Gruppendynamik. Doch das trifft den Kern nicht: Die Reichspogromnacht war eine staatlich organisierte Aktion, landesweit konzertiert, propagandistisch vorbereitet, antisemitisch motiviert, mit einer menschenverachtenden Ideologie versehen. Gruppendynamiken haben bestimmt auch eine Rolle gespielt, aber nicht die entscheidende.

So bleibt auch im Artikel der unglückliche Dreiklang: Reichspogromnacht – Gruppendynamik – Schulhofkeilerei. Im überarbeiteten Teaser heißt es bei FAZ.net:

In Gruppen kann es manchmal passieren, dass selbst friedliche Menschen brutal werden. Das ist vor achtzig Jahren passiert, und ab und zu passiert es heute sogar auf dem Schulhof.

*Nachtrag, 13:42 Uhr: Die Redaktion von FAZ.net hat reagiert und nun auch diese Stelle aktualisiert.

Karate-Vorwurf, Verwässerter Schutz, Strategien der Kandidaten

1. Trumps perfider Umgang mit Medien
(taz.de, Peter Weissenburger)
Bei einem Pressekonferenz mit US-Präsident Donald Trump kam es zum Eklat: Nachdem der CNN-Korrespondent Jim Acosta einige unbequeme Fragen gestellt hatte, wollte ihm eine Praktikantin das Mikrophon entwinden, was Acosta nicht zuließ. Ihm wurde danach seine Akkreditierung entzogen. Trumps Pressesprecherin Sarah Sanders veröffentlichte zur Begründung einen Filmmitschnitt, der zeigen soll, wie Acosta der Praktikantin angeblich eine Art Handkantenschlag verpasst. Das Video stammt von der ultrarechten Webseite “Infowars” und wurde zur Effektverstärkung möglicherweise manipuliert.
Weiterer Lesehinweis: Bei t-online.de gibt es einen Beitrag, der nicht nur den Ablauf schildert, sondern auch die verschiedenen Videos gegenüberstellt: Weißes Haus postet Video von Verschwörungsseite.

2. Urheberrecht: Ärger im EU-Parlament über verwässerten Schutz für Künstler
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Bei der großen Urheberrechtsreform der EU ging es auch um den Schutz von Kunstschaffenden vor unfairen Verträgen und Ausbeutung. Wie sich nun herausstellt, wurden diese Passagen bei Geheimgesprächen still und heimlich gestrichen. Entsprechend sauer reagieren einige Parlamentarier. Tiemo Wölken (SPD) schreibt: “Viele Kolleginnen und Kollegen haben dem Parlamentstext am Ende nur zugestimmt, weil die Bestimmungen den Schutz der Künstlerinnen und Künstler klar verbessert haben. Eine Verwässerung dieser Bestimmungen, die der Berichterstatter Voss bereit ist im Trilog einzugehen, wird zur Folge haben, dass die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten am Ende nicht mehr zustimmen können.”

3. Nur sieben Monate nach Start: Chefredakteurinnen verlassen Watson.de – Arne Henkes übernimmt
(meedia.de, Marvin Schade)
Als der Werbevermarktungs-Riese Ströer vor sieben Monaten das Jugendportal Watson.de eröffnete, besetzte er die Chefredaktion mit zwei erfahrene Profis: Gesa Mayr kam vom “Spiegel Online”-Ableger “Bento”, Anne-Kathrin Gerstlauer stieß von “Zeit Campus” hinzu. Nun verlassen beide Chefredakteurinnen das Portal. Als Grund gibt Gesa Mayr auf ihrer Facebookseite die “unterschiedliche Auffassung der Ausrichtung der Redaktion” an.

4. Merkel-Nachfolge: Die Medienstrategien der Kandidaten
(ndr.de, Aimen Abdulaziz-Said & Sabine Schaper)
Das TV-Magazin “Zapp” hat sich angeschaut, mit welchen Medienstrategien um die Merkel-Nachfolge in der CDU gerungen wird. Vor allem Friedrich Merz gehe recht trickreich vor. Er habe sein Comeback mit Hilfe einer Frankfurter Agentur als geschickten PR-Coup gestaltet. Spahns Kandidatur sei im Vergleich zu Merz hingegen verpufft. Annegret Kramp-Karrenbauer habe anfangs im medialen Abseits gestanden. Ihre Zurückhaltung müsse jedoch kein Nachteil sein, so ein kommentierender “Spiegel”-Journalist.

5. Große Freiheit
(sueddeutsche.de, Ronen Steinke)
“Lichtblick” heißt die Gefangenenzeitung, die seit 50 Jahren aus der größten deutschen Haftanstalt in Berlin-Tegel berichtet. Vier- bis sechsmal pro Jahr schreiben hier Gefangene für Gefangene unzensiert und legen sich dabei auch schon mal mit Ministerinnen und Senatoren an. Stolze 5.000 Exemplare des “Lichtblicks” werden gedruckt und finden auch Leserinnen und Leser außerhalb der Gefängnismauern. Das Abonnement ist kostenlos, dank Werbeanzeigen von Anwälten.

6. Verschwende deine Jugend
(zeit.de, Josa Mania-Schlegel)
Ein Dokumentarfilm über eine Youtube-Clique hat den Hauptpreis des Leipziger Dok-Filmfestivals gewonnen und gleichzeitig einen Skandal ausgelöst. In “Lord of the Toys” reden die Protagonisten in einem rassistischen, rechtsextremen und menschenverachtenden Jugendslang miteinander. Worte wie “Jude” und “Schwuchtel” würden beispielsweise als alltägliche Schimpfworte benutzt. Den Filmemachern wird nun vorgeworfen, dies abgefilmt, aber nicht kommentiert zu haben.

Pressefreiheit-Bulldozer, Plastikkritik in Plastik, Zu wenig Klischees

1. “Sie sind eine furchtbare, unverschämte Person”
(spiegel.de)
Bei einer Pressekonferenz des US-Präsidenten Donald Trump kam es zum Eklat: Trump unterstellte den Medien “Feindseligkeit” und teilte auf unsägliche Weise gegen einen CNN-Journalisten aus. Dem Reporter wurde anschließend “bis auf Weiteres” die Akkreditierung entzogen. Der Verband der im Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten (WHCA) nannte den Entzug der Akkreditierung “schwach und fehlgeleitet”, was den Präsidenten jedoch voraussichtlich nicht stören oder gar zu einer Änderung seines Verhaltens veranlassen wird.
Weitere Leseempfehlung: In Das Rezept von Diktaturen (spiegel.de) beschreibt Georg Diez, wie US-Medien wie der TV-Sender Fox News sich zu Trump-Handlangern machen und von der Information zur Indoktrination umschwenken.

2. Darf man neben Rechten lesen?
(deutschlandfunkkultur.de, Thorsten Jantschek)
Nachdem die Autorin Margarete Stokowski erfahren hatte, dass in einer Buchhandlung Bücher aus dem rechtsextremen Spektrum verkauft werden, sagte sie ihre dort geplante Lesung ab. Durfte sie das? Ja, findet Thorsten Jantschek, sieht das Problem jedoch mehr in der Kanonisierung rechten Denkens und rechter Literatur als in der Tatsache, dass die Buchhandlung derartige Bücher überhaupt anbietet.

3. “Eine enorme Diskrepanz, die zulasten der Qualität geht”
(dwdl.de, Torsten Zarges & Thomas Lückerath)
“Ihre Serie bedient leider keines der Klischees, die wir in den vergangenen Jahren mit unseren Arztserien gesetzt haben. Deshalb verspricht sie kein Publikumserfolg zu werden.” Beim “DWDL”-Fiction-Gipfel diskutierten drei Produzenten und zwei Drehbuchautoren über die Missachtung mancher Erfolgsserien, neue Genre-Trends, die Zukunft des 90-Minüters und die dramatische Unterfinanzierung der Stoffentwicklung.

4. Ein Thread über Plastikverzicht und meine Lokalzeitung, das Hamburger @Abendblatt.
(twitter.com/hzulla)
Hanno Zulla ist ein treuer Leser des “Hamburger Abendblatts” und verfolgt dort besonders gern die Beiträge über die notwendige Reduzierung von Plastikmüll und die damit einhergehenden Aufforderungen zum Plastikverzicht. Die Beiträge erreichen ihn jedoch in Plastik verpackt.

5. Wie ist das Verhältnis von Bayer zu Journalisten, Herr Maertin?
(journalist-magazin.de, Henning Kornfeld)
Das Medienmagazin “journalist” bringt ein ausführliches Interview mit dem Presse- und Kommunikationsverantwortlichen des Bayer-Konzerns. Bayer hatte kürzlich den Glyphosat-Hersteller Monsanto übernommen, beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter und zählt zu den wertvollsten deutschen Dax-Unternehmen. Im Gespräch geht es um sogenannte Qualitätsmedien, Kritikfähigkeit und die Frage, ob Bayer in Zukunft noch Journalistinnen und Journalisten benötigt.

6. Tendenz zum Schmutzwäsche-Waschen
(deutschlandfunk.de, Arno Orzessek, Audio, 5:09)
Ob “Goldene Kartoffel”, “Sprachpanscher des Jahres”, “Goldene Himbeere”, “Big Brother Awards”, “Saure Gurke” oder “Rosa Handtaschl”: Es gibt derzeit zahlreiche Negativpreise. Arno Orzessek fragt sich, was die Schmähpreise bewirken, außer dass sie die Aufmerksamkeit auf das Falsche lenken würden.

“Bild” lässt Spanner durch unscharfes Fernrohr gucken

Um den Zustand der Dauererregung in “Bild” und bei Bild.de aufrechtzuerhalten, müssen die Redaktionen auch mal auf kleinere Aufreger und Skandale zurückgreifen. Was bei den kleinen Aufregern aber genauso gilt wie bei den großen: Die Mitarbeiter der “Bild”-Medien arbeiten ausgesprochen schlampig, lassen entscheidende Infos weg und biegen sich die Sache so, dass es zum Skandal/Skandälchen reicht.

Hier zum Beispiel:

Screenshot der Bild.de-Startseite - Das Böse Auge von Stuttgart - Neues Fernrohr zieht Spanner an

“DAS BÖSE AUGE” war gestern auch großes Thema in der Stuttgart-Ausgabe der “Bild”-Zeitung:

Ausriss Bild-Zeitung - Das Böse Auge von Sillenbuch

Die Stadt Stuttgart hat im Stadtbezirk Sillenbuch ein neues Fernrohr aufgestellt. Es steht an einem neu gestalteten Platz, der nach einem ehemaligen Ortsvorsteher, benannt ist. Der Mann war auch Winzer. Daher wollte das Stuttgarter Gartenamt durch das Fernrohr den Blick auf die umliegenden Weinberge ermöglichen.

Soweit die Idee. Laut “Bild”-Medien aber werde das Rohr von Spannern missbraucht. Denn der Johann-Heinrich-Strauß-Platz befindet sich in einem Wohngebiet. In einer Bildunterschrift schreiben “Bild” und Bild.de zum Beispiel:

Das neue Fernrohr steht mitten in einem Wohngebiet in Stuttgart-Sillenbuch, wo sich die Anwohner jetzt vor neugierigen Blicken fürchten

Im Artikel heißt es:

Aber was sucht dieses Teleskop mitten in einem Stuttgarter Wohngebiet? Das böse Auge von Sillenbuch — es zieht Spanner an!

Spanner, Angst und Furcht in Sillenbuch!

Der Haken: Rund ums Rohr gibt’s fast nur Wohngebäude zu sehen. Hinter Gardinen huschen die Menschen in Deckung, haben Angst vor den neugierigen Blicken aus dem Teleskop.

Die “Bild”-Medien haben sogar eine Anwohnerin gefunden, die erzählt:

“Ständig sehe ich Leute am Rohr, die in Richtung Häuser blicken. Meine Fenster sind zum Glück hinter Büschen.”

Das klingt ja alles so, als würden aktuell reichlich Spanner ihr Unwesen treiben und in die umliegenden Häuser glotzen können.

Wir haben bei der Stadt Stuttgart und beim Stuttgarter Gartenamt nachgefragt. Es kann durchaus sein, dass Leute an dem Fernrohr standen. Dass sie aktuell in die Häuser gucken können, sei hingegen ausgeschlossen. Und das auch schon seit gut eineinhalb Wochen. Die Linse sei seitdem nämlich durch Mitarbeiter der Stadt absichtlich unscharf gestellt worden. Man habe das Fernrohr Anfang September installiert, allerdings komplett verpackt, da es noch nicht verwendet werden sollte, solange es nicht so fixiert wurde, dass man ausschließlich auf die Weinberge schauen kann. Diese Verpackung sei unerlaubterweise von irgendjemandem entfernt worden — woraufhin das Gartenamt das Fernrohr unscharf gestellt habe. Gestern sei es dann komplett abgebaut worden. Nächste Woche sollen die Bauteile eintreffen, die für die Fixierung notwendig seien. Dann werde das Fernrohr wie geplant aufgebaut und fixiert werden.

“DAS BÖSE AUGE VON STUTTGART” ist also vor allem ein extrem blindes und inzwischen abmontiertes Auge, das sich für Spanner schon länger überhaupt nicht lohnt. Deutlich ergiebiger als ein Blick durch das Fernrohr in Sillenbuch wäre da schon ein Besuch bei Bild.de. So sah die Startseite gestern rund um die Fernrohr-Geschichte aus:

Screenshot Bild.de - Erneut die Schlagzeile Das Böse Auge von Stuttgart - Neues Fernrohr zieht Spanner an, daneben eine andere Geschichte: Strand-Striptease - Liz Hurley lüftet aus - dazu ein Foto von Liz Hurley in Bikini

Wenn Bild.de (über) Müll schreibt

Der Bio-Müll werde in Deutschland “immer noch stiefmütterlich behandelt”, schreiben sie heute bei Bild.de, und das sei ärgerlich, denn:

Egal, ob Bananenschalen oder welke Schnittblumen, Essensreste oder Gartenabfälle — Bio-Abfälle sind wertvoll.

Rund die Hälfte des anfallenden Restmülls bestehe “aus Stoffen, die eigentlich in der Bio-Tonne entsorgt werden könnten”, schreibt die Redaktion. Damit sich das bessert, gibt sie jetzt mal ein bisschen Nachhilfe:

Screenshot Bild.de - Kleintierstreu, Fleisch und Küchenkrepp - Was gehört in den Bio-Müll?

Richtig getrennt ließe sich der Bio-Abfall verdoppeln. Aber was ist richtig? BILD sortiert für Sie vor.

Na, dann mal los.

In der Regel können Sie Folgendes aber immer in der Bio-Tonne entsorgen:

(…) Küchenkrepp und Papiertaschentücher und -servietten

(Alle Hervorhebungen im Original.)

Alles klar, ist notiert. Und was gehört “nie in den Bio-Müll”?

Achtung: In Bio-Gasanlagen stören auch kompostierbare Tüten und müssen vor Ort aussortiert werden. (…) Außerdem gehören auch diese Sachen nie in den Bio-Müll:

(…) Papier, Pappe, Papierhandtücher, Papiertaschentücher, Servietten (außer kleine Mengen an nicht bunt bedrucktem Zeitungspapier zum Umwickeln von Speiseresten etc.)

Auch bei völlig richtigen Erkenntnissen schaffen sie es bei Bild.de, dämliche Fehler zu produzieren.

Mit Dank an Hauke G. für den Hinweis!

Nachtrag, 15:31 Uhr: Bei Bild.de haben sie offenbar noch einmal in die redaktionseigene Abfallfibel geschaut und meinen nun: “Papiertaschentücher und -servietten” gehören nicht in den Bio-Müll. In der Liste der Dinge, die man “immer in der Bio-Tonne entsorgen” könne, sind sie verschwunden. In der Auflistung mit den Abfällen, die “nie in den Bio-Müll” gehören, sind sie weiterhin zu finden. Ob das nun endgültig korrekt ist, ist allerdings auch wieder fraglich. Die Stadt Frankfurt am Main beispielsweise listet unter der Frage “Was gehört in die Biotonne?” auch auf:

Sonstiges:
Papierhandtücher, -taschentücher, Servietten

Mit Dank an Katharina S. für den Hinweis!

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