Suchergebnisse für ‘Sport’

Vor dem Spiel ist nach dem Spiel

Wenn Sie Fan von Hertha BSC Berlin sind, kann man nur hoffen, dass Sie sich heute Abend nicht bei stern.de über den Ausgang des Europa-League-Qualifikationsspiels gegen Bröndby Kopenhagen informiert haben:

Holpriger Start in Bundesliga, tiefe Enttäuschung in der Europa League: Hertha BSC Berlin ist in der Qualifikation zur lukrativen Gruppenphase an Bröndby Kopenhagen gescheitert. Werder Bremen qualifizierte sich dagegen souverän.

Diese Nachricht hat stern.de nicht nur weltexklusiv, sie widerspricht sogar der Überschrift, die direkt darüber steht, und dem Text direkt darunter:

Europa League:  Hertha siegt im Schluss-Spurt, Werder weiter. Erfolg auf der ganzen Linie: Nachdem Werder Bremen sich souverän für die lukrative Gruppenphase der Europa League qualifiziert hat, zog am frühen Abend in einem dramatischen Spiel auch Hertha BSC Berlin nach.

Aber nun gut: 75 Minuten lang sah es schlecht aus für die Hertha. In der Zeit kann man so einen Vorspann natürlich schon mal fertig machen.

Mit Dank an Daniel L.

Nachtrag, 23:46 Uhr: stern.de hat den Vorspann durch einen neuen ersetzt:

Drei Teams, drei Erfolge: Werder Bremen, der Hamburger SV und Hertha BSC Berlin sind für die lukrative Gruppenphase der neuen Europa League qualifiziert. Nur Hertha machte es spannend – und kam nur dank eines fulminanten Endspurts eine Runde weiter.

Beckedahl, Baumann, Marzahn

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Eine Erwiderung auf Detlef Esslingers Kritik an der Journalistik”
(journalistiklehrbuch.wordpress.com, Klaus Meier)
Klaus Meier nennt den Artikel “Journalistik, ein Leerfach” von Detlef Esslinger zuerst hasserfüllt, dann doch lieber nur polemisch und meint: “Joseph Pulitzer würde sich im Grabe umdrehen, könnte er die ‘Süddeutsche Zeitung’ lesen.”

2. “Markus Beckedahl, Deutschlands wichtigster Blogger”
(upload-magazin.de, Jan Tißler)
Ein Porträt des Machers von netzpolitik.org: “Er ist nicht die Rampensau, nicht der Showtyp. Er greift zum Mikro, wenn es die Sache erfordert und er wenn er es macht, dann merkt man: Er ist es selbst. Der Mensch, dem man dort zuhört, der ist echt.”

3. Rede von Udo Di Fabio
(solinger-tageblatt.de)
Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio kann sich nicht vorstellen, dass die Lokalzeitung jemals verschwindet: “Eine demokratische Bürgergesellschaft, echte Zivilgesellschaft entsteht nur über Räume, in denen lebensnahe Identitäten in Vereinen, im Sport, im Ambiente von Kunst, Kultur und Unterhaltung gepflegt und politische Entscheidungen beobachtet werden können: Welches Medium sollte die Lokalzeitung dabei auf kommunaler Ebene ersetzen?”

4. “Was passiert mit unserer Online-Identität, wenn wir tot sind?”
(blog.jacomet.ch, Andi Jacomet)
Andi Jacomet schreibt über den Tod des Journalisten Eric Baumann, der im Magazin eine lesenswerte Kolumne über seinen Hirntumor führte.

5. “Marzahner Plattenkritik”
(tagesspiegel.de, Andre Görke und Carl-Friedrich Höck)
Der “Tagesspiegel” prüft anlässlich der Aussagen von ZDF-Reporter Wolf-Dieter Poschmann in zehn Punkten die Vorurteile über den Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

6. “Hoffentlich lernen das die Schüler besser”
(blick.ch)
Rechtschreibfehler kann man nicht nur auf Papier drucken oder ins Internet stellen, man kann sie auch groß auf die Straße schreiben.

Berliner Zeitung, taz-Boykott, Focus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Zitiert: Offener Brief der Redaktion der ‘Berliner Zeitung'”
(mediencity.de)
In der Redaktionsversammlung beschliesst die “Berliner Zeitung” einstimmig einen offenen Brief an ihre Verleger. Daraus: “Der Vorbesitzer Mecom hat die Zeitung ‘ausgequetscht wie eine Zitrone’; so hat es Chefredakteur Vorkötter Ende Juni formuliert. Wir haben uns aber nicht drei Jahre den Zumutungen David Montgomerys und seines Statthalters Josef Depenbrock widersetzt, um nun ähnliche Pläne erneut vorgesetzt zu bekommen.”

2. “‘Focus’ arbeitet an neuem wöchentlichen Ableger”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Eine von mehreren Projektgruppen beim Wochenmagazin plant “einen völlig neuen ‘Focus'”: “Statt nur auf Fakten, Fakten, Fakten zu setzen, soll in dem neuen Ableger Platz sein, um in längeren Geschichten stärker in die Tiefe zu gehen.”

3. “Axel Springer wäre beinah ins Kloster gegangen”
(welt.de, Heimo Schwilk)
Welt.de (Verlag: Axel Springer) schreibt über ein Buch, in dem der Verleger erwähnt wird und spart dabei nicht mit Lob: “Der Autor Uwe Wolff widmet sich in einem längeren Kapitel dieser wenig bekannten Seite von Axel Springers Persönlichkeit. Wolffs Biografie ist ein Meilenstein in der Geschichte der Spiritualität des 20. Jahrhunderts und dabei spannend wie ein Roman geschrieben.”

4. Diskussionen zum Boykott der “taz”
(epd.de, dan)
Lorenz Maroldt, einer der Chefredakteure des Berliner “Tagesspiegel”, mahnt hinsichtlich des Leichtathletik-WM-Boykotts der “taz”, “es könne nicht sein, dass sich Journalisten mit einer solchen Aktion wichtiger nehmen als das Interesse ihrer Leser”. Und für Claudio Catuogno von der “Süddeutschen Zeitung” stehen “auf der einen Seite die Einschränkung unserer persönlichen Freiheit und auf der anderen das wichtigste Sportereignis dieses Jahres auf der Welt”.

5. “Schuld ist immer der Pressesprecher”
(nzz.ch, sig.)
Die “NZZ” arbeitet den “Fall Borer” aus dem Sommer 2002 auf, bei dem der Verlag Ringier für Falschaussagen 10’000 Franken bezahlt hat: “Medienskandale fordern Opfer, aber anders, als man gemeinhin denkt. Die fehlbaren Journalisten sind jeweils sehr rasch wieder im Geschäft.” So arbeiten Ralph Grosse-Bley und Frank A. Meyer derzeit in führenden Positionen bei Ringier.

6. “Laser + Sound test-0”
(youtube.com, Video, 2:10 Minuten)
Aus dem Ishikawa-Komuro Lab der Universität Tokio: Ein Notizblock und ein Laserstrahl.

Gratiszeitungen, Poschmann, Street View

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Umsonst ist der Tod”
(ftd.de, Lutz Knappmann)
Die Werbekrise verschärft den Wettbewerb zwischen den Gratisblättern – einige werden derzeit eingestellt. Nach Deutschland wage sich nach dem “Kölner Zeitungskrieg” niemand mehr. “Seither gibt es hierzulande keine Gratiszeitung mehr. Und so wird es wohl auch bleiben.”

2. “Empörung über ZDF-Reporter wächst”
(sueddeutsche.de)
ZDF-Sportreporter Wolf-Dieter Poschmann sagt über den Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf: “Wenn man in Marzahn aufgewachsen ist und das unbeschadet überlebt hat, ist man zu allem fähig”. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, ist empört, ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sieht die Aussage als “humoristische Randnotiz”.

3. “Was soll die Empörung über Google Street View?”
(blog.jacomet.ch, Andi Jacomet)
Andi Jacomet ärgert sich über den “Riesenaufstand” zur Einführung von Google Street View in der Schweiz: “Wieso gibts keinen Aufschrei, wenn die Tagesschau Strassen-Alltagsszenen sendet oder Zeitungen klar erkennbare Personen in Menschenansammlungen abdrucken, was täglich zig-fach vorkommt, wie diese Woche im ‘Bund’?”

4. “alpha- und beta-journalismus”
(gig.antville.org, Andrea Diener)
Andrea Diener über eine Buchrezension in der “Frankfurter Rundschau”: “Ich weiß ja, daß das für die Kollegen vom Qualitätsjournalismus wirklich schwer vorzustellen ist, aber es gibt tatsächlich so etwas wie eine Lust am Schreiben, die auch mit dem offiziellen abendlichen Ablegen des Redaktionsbleistiftes im modernsten Newsroom Deutschlands noch nicht restlos versiegt.”

5. “Presseeinfalt”
(wortfeld.de, Alexander Svensson)
Alexander Svensson schiesst am U-Bahn-Kiosk ein Foto von verschiedenen angebotenen Frauenzeitschriften.

6. Tippfehler im Titel der Zeitung
(probablybadnews.com)
Die Zeitung “Valley News” macht einen gravierenden Tippfehler auf der Titelseite (“Valley Newss”).

Bild  

Chancenlos auf der Bank

Das mag jetzt vielleicht etwas philosophisch klingen, aber es gibt Sätze, die sind gleichzeitig richtig und falsch.

“Bild” hat heute einen solchen Satz in den Spielbericht des Freundschaftsspiels von Borussia Dortmund gegen Real Madrid eingebaut:

Einer will‘s besonders wissen. Der Holländer Robben, zur Pause gekommen, jagt mit gefühlter Schallgeschwindigkeit aus 18 m die Kugel in den Knick – 0:2 (48.). Keine Chance für Weidenfeller.

Ja, Roman Weidenfeller hatte keine Chance — was aber auch daran gelegen haben kann, dass er in der 48. Minute gar nicht mehr auf dem Platz war.

Borussia Dortmund hatte nämlich zur Pause fast das komplette Team ausgetauscht und so stand in der zweiten Halbzeit Marc Ziegler zwischen den Pfosten, wie man dem Spielbericht auf bvb.de entnehmen kann:

Teams & Tore Borussia Dortmund - Real Madrid C.F. 0:5 (0:1) BVB 1. Halbzeit: Weidenfeller [...] BVB 2. Halbzeit: Ziegler
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Bild  

Der Trick mit dem Mann ohne Unterleib

Als sich der Fußballspieler Lars Bender gestern vom TSV 1860 München verabschiedete, sei er “kaum beachtet” worden, berichtet “Bild”. Kein Wunder, möchte man sagen, wenn man sich die entsprechende Szene auf Bild.de ansieht:

Denn wer beachtet schon einen Fußballer, selbst einen U19-Nationalspieler, wenn im Hintergrund ein Mann ohne Unterleib schwebt?

Wie konnte das passieren?

Der Redaktion von “Bild”-München waren auf dem Foto von Benders Abgang “durch die Hintertür” offenbar ein bisschen zu viele Leute zu sehen — schließlich ging er ja angeblich “kaum beachtet”. Also schnitt sie in ihrer gedruckten Ausgabe das Bild links an und ließ den Menschen mit dem iPhone verschwinden. Auf der rechten Seite reichte ebenfalls ein einfacher Schnitt, um einen weiteren Beobachter zu entfernen.

Den korpulenten Mann daneben ließ “Bild” schließlich noch hinter einem schwarzen Textblock mit einem längeren Bildtext verschwinden — wobei der Redaktion irgendwann aufgefallen sein muss, dass unter dem Kasten noch die Beine herausragten. Also wurden die kurzerhand wegretuschiert. Aus dem Beobachter wurde ein Mann ohne Unterleib, was in der Zeitung nicht weiter auffiel, weil der Oberkörper vom schwarzen Kasten verdeckt wurde. Voilà:

Vermutlich hätte niemand etwas von der kleinen Manipulation gemerkt, wenn der Artikel nicht auch online veröffentlicht worden wäre — mitsamt dem retuschierten Foto. Bei Bild.de befreite man das Foto von den Fesseln des Print-Layouts und dem schwarzen Textkasten und ließ dem Mann ohne Unterleib freien Lauf.

Und so haben wir nicht nur etwas darüber gelernt, wie genau man sich bei Bild.de eigentlich ansieht, was man da veröffentlicht, sondern auch über den Aufwand, den man bei “Bild” betreibt, damit ein Foto zur gewünschten Bildunterschrift passt.

Mit Dank an Stefan D.!

Nachtrag, 0:00 Uhr. Bild.de hat das Foto mit dem Mann ohne Unterleib unauffällig und ersatzlos gelöscht.

Der Horror-Sturz-Horror

Nach dem 5:0-Auswärtssieg des FC St. Pauli bei Alemannia Aachen am Montagabend ist ein St.-Pauli-Fan sechs Meter in die Tiefe gestürzt. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt und ist offenbar noch nicht außer Lebensgefahr.

Weil man sich vielleicht nicht so gut vorstellen kann, wie es aussieht, wenn ein Mensch gerade sechs Meter tief aufs Betonpflaster gefallen ist, oder einfach, weil Fotos des Opfers auf dem Markt waren, veröffentlichten Bild.de und Express.de Bilder, die den Fan in einer Blutlache zeigten. Bei Bild.de war er auf dem Bauch liegend von der Seite zu sehen, auf dem Foto bei Express.de lag er auf der Seite, die Tätowierungen auf seinem der Kamera zugekehrten Rücken waren gut zu sehen.

Beide Bilder sind inzwischen aus den Artikeln verschwunden, was unmittelbar mit dem zusammenhängen dürfte, was die “Aachener Nachrichten” gestern schrieben:

Die Alemannia stellt der Familie [des Mannes] nach Angaben von Pressesprecher Thorsten Pracht “einen renommierten Hamburger Medienanwalt” auf Vereinskosten zur Verfügung, der zunächst auf Unterlassung der Veröffentlichung der Bilder des gestürzten Mannes klagen soll, die im Internetauftritt von zwei Boulevardzeitungen zu sehen sind.

St. Pauli betet für diesen FanDas rigorose Vorgehen gegen die Konkurrenz hielt die “Hamburger Morgenpost” aber offensichtlich nicht davon ab, heute ein Drittel ihrer Titelseite mit dem gleichen Foto zu füllen, das Express.de verwendet hatte. Direkt darüber: Ein Foto des Mannes vor dem Unfall, darunter sein Spitzname.

Im Innenteil der “Morgenpost” findet sich dann ein Foto des Fanblocks, in dem das Opfer als einzige von etwa 50 Personen notdürftig anonymisiert wurde — und gleich daneben eine unverpixelte Nahaufnahme, die den Fan beim Feiern zeigt.

St. Pauli-Fan ringt mit dem Tod

Im Artikel unterhalb des Fotos erklärt die “Morgenpost”:

Gestern bat der Klub darum, die Profis nicht zu den Vorfällen zu befragen. Die MOPO kam dieser Bitte selbstverständlich nach.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 17:15 Uhr: Die Unterseite im Internetauftritt der “Hamburger Morgenpost”, auf der man sonst jeden Tag das aktuelle Titelbild in zweifacher Ausführung betrachten kann, sieht seit dem Nachmittag so aus:

Kein Titelbild bei der "Hamburger Morgenpost".

2. Nachtrag, 20. August: Auf ihrer Internetseite veröffentlicht die “Morgenpost” heute mehrere erboste Leserbriefe, in denen die Veröffentlichung des Fotos vom Unfallort scharf kritisiert wird.

Darüber schreibt die Redaktion:

Liebe Leser, das Titelfoto vom verunglückten St. Pauli-Fan […] löste bei den Anhängern teilweise heftige Reaktionen aus. Es war nicht unsere Absicht, Gefühle zu verletzen. Wir wünschen […] gute Besserung und seiner Familie viel Kraft. DIE REDAKTION

Gefühle wollte man also nicht verletzen — mit den Persönlichkeitsrechten sah es da offenbar etwas anders aus.

Tages-Anzeiger, verdeckte Recherchen

1. “Code of Conduct” 2007 und 2009

(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)

Der publizistische Direktor der Südostschweiz Presse und Print AG schreibt über den 2007 festgelegten “Code of Conduct” (PDF-File, 40 kb) und seine (damaligen?) Befürworter, so zum Beispiel Res Strehle, einer von zwei Chefredaktoren des Tages-Anzeigers. “Ironie des Schicksals: Am 19. Juni erlebte ausgerechnet Res Strehle sein Waterloo in dieser Angelegenheit. Der ‘Tages-Anzeiger’ hatte an diesem Tag seinen Zeitungstitel einer bekannten Uhrenmarke verkauft.”

2. “Wissenschaftler publizierten Artikel, die nicht von ihnen sind”

(tagesanzeiger.ch, Daniel Bächtold)

Die Printausgabe des Tages-Anzeigers schreibt einen Text über Ghostwriter, die von US-Pharmaunternehmen bezahlt werden und jahrelang Fachartikel in Fachmagazinen schrieben. Der Originalartikel, auf den sich der Tages-Anzeiger insgesamt 11 mal bezieht, findet sich hier (nytimes.com, Natasha Singer).

3. “Falscher Feind”

(berlinonline.de, Jan Söfjer)

“Die Verlage kämpfen gegen Google – weil sie ihre eigene Rolle im Internet noch nicht gefunden haben.”

4. “Täuschen, um die Wahrheit zu finden”

(nzz.ch, Francis Müller)

“Verdeckte Recherchen haben eine lange journalistische Geschichte.”

5. “Die Verpackung bestimmt den Inhalt”

(merkur.de, Stefan Deges)

Nun hat sich auch noch der Rheinische Merkur das neue Newsstudio des ZDF angeguckt. “Unter der Siebzigerjahre-Haube wendet sich das ‘heute-journal’ vom schlichten Nachrichtentransporteur zum Infotainer voller Binsen und Belanglosigkeiten.”

6. “Ein Versuch über die Ökonomie journalistischer Inhalte”

(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)

Thomas Knüwer macht sich Gedanken über Journalismus und Ökonomie: “Der Preis eines journalistischen Inhaltes liegt fast überall bei 0. Nun gewinnt der, der bei diesem 0-Preis die beste wahrgenommene Qualität liefert.”

Unmotivierte Attacke auf verletzten Läufer

Wer heute nur den kleinen Text auf Seite 1 der “Bild” gelesen hat, muss Nils Schumann für einen ziemlichen Trottel halten:

Verlierer: 2000 in Sydney kämpfte sich Nils Schumann (31) im 800-Meter-Lauf sensationell zum Olympiasieg. Seine Chance auf ­eine Riesen-Karriere warf er danach leichfertig weg. Jetzt begründet der Thüringer seinen Rücktritt ­damit, dass er sich nicht mehr für die WM in Berlin motivieren kann – und will künftig als Motivationstrainer arbeiten! BILD meint: Blech-Schumi!

Was “Bild” verschweigt: Schumann war in den letzten Jahren immer wieder verletzt, wurde mehrfach an der Achillessehne operiert und wollte seine Karriere nach der Leichtathletik-WM sowieso beenden.

Die “Thüringer Allgemeine”, die Schumanns Rücktritt gestern als erstes vermeldete, zitiert den Sportler mit diesen Worten:

“Nach einer Stirnhöhlenvereiterung war ich nicht mehr richtig in Fahrt gekommen. Nur 90 Prozent Fitness reichen eben nicht. Und ich gestehe, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fiel, solche gesundheitlichen Rückschläge wegzustecken.”

Auch sonst wirkt Schumann weniger demotiviert, als viel mehr realistisch. Dem Sportinformationsdienst (sid) sagte er:

“Eigentlich wollte ich am Freitag in Leverkusen noch einen Angriff auf die WM-Norm wagen. Das wäre aber utopisch gewesen. 1:45 Minuten kann ich nicht mehr rennen.”

und

“Ich habe mir gewünscht, meine Karriere in Berlin beenden zu können”

Das mit der fehlenden Motivation meint übrigens auch “Spiegel Online” aus Schumanns Aussagen herausgelesen zu haben. Ein dpa-Artikel bekam dort folgenden Anfang verpasst:

Keine Motivation mehr: 800-Meter-Läufer Nils Schumann beendet nach zahlreichen Verletzungen seine Karriere.

Mit Dank an C.

Nutzwert, Schächter, Anderson

1. “News to use”

(print-würgt.de, Michalis Pantelouris)

Michalis Pantelouris macht sich Gedanken über den Nutzwert von Artikeln. Er unterscheidet zwischen “einer Kultur des Habens” und “einer Kultur des Seins”: “In Zeitschriften, wenn sie gut sind, geht es nicht darum, mir bei der Einordnung dessen zu helfen was ich haben will oder wollen soll. Es geht darum, mir bei der Einordnung dessen Orientierung zu geben, was ich bin oder sein will.”

2. “Wie informiere ich mich richtig?”

(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)

Der Weltwoche-Kolumnist bietet fünf recht fragwürdige Tipps an, wie man eine Tageszeitung richtig liest. Tipp 1: “Lesen Sie keine geraden Seiten wie die Seiten 2, 4, 6 etc. Lesen Sie nur die ungeraden Seiten, also die Seiten 1, 3, 5 etc. Unser Hirn gewichtet stark rechts, genauso machen es die Redaktionen. Das Wichtige ist stets rechtsseitig platziert, also auf ungeraden Seitenzahlen, das Unwichtige stets links. Darum stehen in Zeitungen auch die Inserate links.”

3. “Die besten Recherchelinks für jedes Ressort”

(meedia.de)

“Mit Links zu Behörden, Datenbanken, Linksammlungen, Analysen, Archiven und Expertenportalen für die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.”

4. “Reden wie Markus Schächter (3)”

(medienpiraten.tv, Peer Schader)

Die dritte Folge der Übersetzungshilfe, die nötig ist, um zu verstehen, was der ZDF-Intendant Markus Schächter sagt.

5. “Who needs newspapers when you have Twitter?”

(salon.com, Frank Hornig, englisch)

Ein Gespräch mit Chris Anderson, in dem er sich weigert, die Wörter “journalism”, “media” oder “news” zu verwenden. “I don’t think that those words mean anything anymore. (…) Here at Wired, we stopped using them.”

6. Der Fuchs springt!

(youtube.com, Video, 23 Sekunden)

Fast jeder kennt das Pangramm “The quick brown fox jumps over the lazy dog”, in dem alle Buchstaben des Alphabets einmal vorkommen. Aber wer hätte gedacht, dass der Fuchs tatsächlich springt? Wir warten auf ein Video von Franz, der im komplett verwahrlosten Taxi durch Bayern jagt.

Blättern:  1 ... 119 120 121 ... 170