Suchergebnisse für ‘Sport’

Klimaforscher, Macheten, Vuvuzelas

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie Schiffeversenken, nur ernster”
(sueddeutsche.de, Peter Glaser)
Peter Glaser nennt Journalismus “die zivilisierteste Form von Widerstand”. Sein Text zur Zukunft des Journalismus befasst sich unter anderem mit der Suchmaschinenoptimierung und der Auflösung der klassischen Bündelungsform.

2. “SPIEGEL vs. ZEIT”
(wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge, Stefan Rahmstorf)
Eine Diplomarbeit vergleicht die von “Spiegel” und “Zeit” in Artikeln zum Thema Klimawandel zitierten Klimaforscher.

3. “Opfer von Täuschungsmanöver”
(stuttgarter-zeitung.de, Erik Raidt)
Unbekannte geben sich gegenüber der Presse als “Junge Liberale” aus und wenden sich “mit drastischen Parolen gegen Arbeitslose”: “Die Stuttgarter Zeitung bedauert, dass die Jungen Liberalen durch die Berichterstattung über die von Dritten fälschlich in Umlauf gebrachten Behauptungen in ein falsches Licht gerückt worden sind.”

4. “Gewalt? Chaos? Desorganisation?”
(profil.at, Johannes Dieterich)
Die Fußball-WM in Südafrika hat begonnen. Johannes Dieterich erinnert nochmals an die zuvor verbreiteten Vorbehalte: “WM-Besucher müssten damit rechnen, von machetenschwingenden Farbigen zerstückelt zu werden, schrieb der Reporter eines britischen Boulevardblatts. Ein deutsches Sicherheitsunternehmen empfahl seiner Nationalmannschaft, ihr Hotel nur mit kugelsicheren Westen zu verlassen.”

5. “Frisch am Stück.”
(alexander-kissler.de)
Alexander Kissler sieht den kritischen Sportjournalismus während der WM in einer Auszeit: “Kritik hat Sendepause, Sportjournalismus wird zum angewandten Fan-Sein. Jetzt werden, je nach Verbreitungsgebiet, Helden gemacht, Stars gepriesen, Führer gebenedeit.”

6. “Vuvuzela-Filter”
(surfpoeten.de)
Wie macht man ein Audiosignal vuvuzelafrei? Eine kurze Anleitung.

Lass die Finger von Vuvuzela (2)

“Bild” machte gestern keinen Hehl daraus, was sie von den “Vuvuzela” genannten Plastiktröten hält, die bei der Fußball-WM in Südafrika massiv zum Einsatz kommen:

Tröööööööt-Wahnsinn bei der WM! Fan-Trompeten nerven pausenlos. TV- und Radio-Reporter kaum zu verstehen. Löw übt schon Zeichensprache.

Das also ist der Sound der WM! Was für ein Tröt-Wahnsinn bei den Spielen Südafrika gegen Mexiko (1:1) und Uruguay gegen Frankreich (0:0). Der nervige Dauerton der Plastiktrompeten (“Vuvuzelas”) erinnert an gewaltige Bienenschwärme.

Die Kommentatoren in TV und Radio sind kaum zu verstehen. Dröhnen uns jetzt vier Wochen lang die Ohren? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen.

Diese Fragen finden sich auch auf Bild.de — und darüber hinaus auch die Antwort auf die gar nicht gestellte Frage “Und wo bekomme ich jetzt so ein Teil?”:

Deutschland Fan-Set: Fahne, Schminke und Vuvuzela für 9,99 Euro

Siehe auch:

Mit Dank an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Bravo  

Rache ist ein Kinderspiel

Laut Selbstbeschreibung der Bauer Media Group ist die Zeitschrift “Bravo” das “Original unter den Jugendzeitschriften und unangefochtener Marktführer” und “wöchentlich das wichtigste Entertainment- und Informationsmagazin” für die “Kernleserschaft zwischen 12 und 17 Jahren”. Das Magazin “weiß, welche Themen die Jugendlichen wirklich bewegen”, “schafft einzigartiges Vertrauen” und “setzt seit 2006 ein Zeichen gegen Gewalt an Schulen”.

Wir sind uns nicht ganz sicher, welche dieser Kompetenzen sich in der Liste widerspiegeln, die “Bravo” letzte Woche veröffentlicht hat. Aber die Kernleserschaft zwischen 12 und 17 Jahren dürfte dankbar sein für die wertvollen Lebenshilfetipps, die ihr wichtigstes Informationsmagazin da für sie bereithält:

10 Wege, wie Du Dich an Deinem Ex rächen kannst ... 1. Du erzählst seiner neuen Freundin, dass er eine Niete im Bett ist. 2. Du hinterlässt im Männer-Klo auf dem Bahnhof seine Handy-Nummer mit der Nachricht: "Suche neuen Lover!" 3. Du lässt 30 Stück von seiner absoluten Hass-Pizza an seine Adresse liefern. 4. Zum Geburtstag seiner Mutter bestellst Du eine Stripperin, die sich als neue Freundin seines Vaters ausgibt. 5. Seinen kitschigsten Liebesbrief hängst Du am Schwarzen Brett in der Schule auf. 6. In der Umkleidekabine seiner Fußball-Mannschaft verteilst Du zehn rosa Strings mit der Message: "Du hast deine Unterwäsche bei mir vergessen!" 7. Auf seiner Online-Pinnwand postet Du: "Ich hab Windeln in deiner Größe gefunden. Jetzt musst du nicht mehr täglich die Bettwäsche wechseln!" 8. Du stellst eine geöffnete Flasche Cola auf seinen Schultisch - in die Du vorher Abführmittel gekippt hast. 9. Du setzt das Gerücht in die Welt, dass er seine Unterhose mit Socken ausstopft! 10. Du schreibst der Lehrerin, die er nicht ausstehen kann, eine Liebes-E-Mail von seinem Account.

10 Wege, wie Du Dich an Deiner Ex rächen kannst ... 1. Du legst sie mit einem selbst gebastelten Flyer rein, auf dem steht, ihr Lieblings-Shop veranstalte einen Mitternachts-Sale. 2. Du schmeißt ein benutztes Kondom in ihren Briefkasten mit der Notiz: "Du wolltest doch eine Erinnerung an mich!" 3. Du läufst gegen einen Pfosten und erzählst nachher, die blauen Flecken stammen von ihr! 4. Du klaust die Lieblings-Barbie ihrer Kindheit und opferst sie einem Voodoo-Ritual. 5. Du erzählst allen in der Schule, dass sie höchstens einmal pro Woche geduscht hat. Iiiiih! 6. Du schleichst Dich beim Sport-Unterricht in die Mädchen-Umkleide und streust Juckpulver in ihren BH. 7. Du setzt mit einem Bildbearbeitungs-Programm ihren Kopf auf ein Nacktmodell und schickst das Foto an all ihre Bekannten! 8. Du datest ihre Erzfeindin! 9. Du drohst ihr mit der Veröffentlichung einen angeblich heimlich aufgenommenen Sex-Videos! 10. Du plauderst ganz offen über ihre Cellulite.

Wir haben den Rechtsanwalt und Lawblogger Udo Vetter um eine Einschätzung gebeten, welche Straftatbestände erfüllt sein könnten, wenn man den kreativen Vorschlägen von “Bravo” folgt.

Seine Antwort fiel auch für uns überraschend umfangreich aus:

I. (Rache am Ex)

1. Beleidigung, (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren), ggf. auch üble Nachrede (§ 186 StGB, Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr — sofern die Tatsache “Niete im Bett” nicht nachweislich wahr ist, wobei der Beweis kaum zu führen sein wird), oder sogar Verleumdung (§ 187 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren — wenn er keine Niete im Bett ist und das “wider besseres Wissen” behauptet wird).

2. Beleidigung, (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

3. Betrug gegenüber dem Pizzadienst (§ 263 StGB, Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren)

4. Betrug gegenüber der Stripperin (§ 263 StGB, Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren), Beleidigung gegenüber Mutter und Vater (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

5. Beleidigung, (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

6. Beleidigung, (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

7. Beleidigung, (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

8. Körperverletzung, ggf. Versuch (§ 223 StGB, Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren)

9. Beleidigung, § 185 StGB (Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren), ggf. auch üble Nachrede (§ 186 StGB, Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr — sofern die Tatsache “Socken in der Unterhose” nicht nachweislich wahr ist, wobei der Beweis kaum zu führen sein wird), oder sogar Verleumdung (§ 187 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren – wenn die Behauptung “wider besseres Wissen” aufgestellt wird).

10. Wegen des Zugangs zum Account ggf. Ausspähung von Daten (§ 202a StGB, Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren) oder Vorbereitung des Ausspähens von Daten (§ 202c StGB, Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr). Überdies wieder Beleidigung etc.

II. Rache an der Ex

2. Beleidigung (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

3. Verleumdung (§ 187 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

4. Diebstahl (242 StGB, Freiheitsstrafe bis fünf Jahren), außerdem Sachbeschädigung (§ 303 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

5. Verleumdung (§ 187 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

6. Körperverletzung, ggf. Versuch (§ 223 StGB, Freheitsstrafe bis zu fünf Jahren)

7. Beleidigung (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

9. Nötigung (§ 240 StGB, Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren)

10. Beleidigung (§ 185 StGB, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren)

Nun sind die angegebenen Höchststrafen natürlich nicht gerade das Strafmaß, mit dem bisher unbescholtene Jugendliche zu rechnen hätten — aber dass sie sich gegebenenfalls strafbar machen, wenn sie die Ratschläge von “Bravo” befolgen, das hätte das Magazin, das einzigartiges Vertrauen schafft, seinen jungen Lesern dann vielleicht doch mit auf den Weg geben sollen.

Mit Dank an Stefan W.

Computer Bild, Krise, Matthäus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Gesundheitsportale: Das Geschäft mit Empfehlungen”
(aerzteblatt.de, Michael Hägele)
Michael Hägele prüft einen Test von “Computer Bild” zu Gesundheitsportalen und trifft auf “fragwürdige Experten und Methoden” (PDF-Version, 199 kb)

2. “Aufrütteln und abwiegeln”
(nzz.ch, Gerhard Schulze)
Soziologe Gerhard Schulze mit einem lesenswerten Text über die Krise als Dauerzustand und den dazu ausgetragenen Deutungskämpfen “zwischen Aufrüttlern und Abwieglern, Besorgten und Genervten, Rettern und Spöttern”.

3. “Marke werden – aber wie?”
(ejs.ituj-training.de, Jana Petersen und Adrian Pickshaus)
In fünf Schritten zum Journalist als Marke: 1. Schritt: Akquiriere klassisch! 2. Finde Deine Nische! 3. Werde Blogger! 4. Twittere was Du bloggst! 5. Schaffe Dir einen Finanzierungsmix!

4. “Das ewige Lamento”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz kommentiert die Geldforderungen von deutschen Verlegern an Facebook: “Seit Jahren hecheln viele Verlage den Entwicklungen im Netz hinterher — und wenn sie dann feststellen, dass sie in einer Sackgasse gelandet sind, schreien sie nach Umsatzbeteiligung, Leistungsschutz, Welpenschutz und Artenschutz.”

5. “Tabloid treatment of asylum seekers under fire”
(guardian.co.uk, Paul Kenyon, englisch)
Wie englische Tabloid-Zeitungen über Asylsuchende berichten.

6. “Wir waren Helden”
(zeit.de, Henning Sußebach)
Was ist aus den Fußball-Weltmeistern von 1990 geworden? Ein Besuch bei Andi Brehme, Rudi Völler, Klaus Augenthaler, Bodo Illgner und Lothar Matthäus. Warum letzterer keinen Trainer-Job in Deutschland erhält? “Wer ihn einstellt, hätte sofort Bild und Bunte im Clubhaus. Dabei ist er womöglich kein schlechter Trainer.”

… musst Du die Tabelle dreh’n

Am Freitag startet die Fußball-WM und da darf man sich natürlich schon mal die Frage stellen, wer eigentlich für Deutschland stürmen soll.

Zur Auswahl steht unter anderem:

Als vierter Kandidat hofft Stefan Kießling (26) noch. Der erfolgreichste deutsche Bundesliga-Stürmer (nach Kevin Kuranyi) der abgelaufenen Saison, spielte zwar in den letzten beiden WM-Test nicht eine Minute, dennoch gibt er im Kampf um den Platz in der Startelf nicht auf.

Nun ist jemand, der “nach” einem anderen in einer Rangliste steht, in der Regel schon nur der “zweiterfolgreichste”. In diesem Fall sind die Klammer und der Verweis auf Kuranyi aber völlig sinnlos — es sei denn, man verwendet “nach” im sonst eher ungebräuchlichen Sinne von “vor”:

2. Kießling, Stefan; Bayer Leverkusen; 33 Spiele, 21 Tore; [...] 4. Kuranyi, Kevin; FC Schalke 04; 33 Spiele, 18 Tore

Mit Dank an Eric M.

Nachtrag, 16.28 Uhr: Bild.de hat “(nach Kevin Kuranyi)” durch “(21 Tore)” ersetzt.

Köhler, Quoten, Abmahnungen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Horst Köhler: Ein Rücktritt unter Blog-Mitwirkung”
(carta.info)
“Carta” skizziert den Weg der Aussage, die zum Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler führte. “Letztlich dürfte der vernichtende Spiegel-Artikel maßgeblichen Anteil an Köhlers endgültiger Entscheidung gehabt haben – und die Blogs daran, dass Spiegel Online und der Spiegel das Thema aufgegriffen haben. In Blogs wurde das Thema als relevant identifiziert und organisierte sich erster und anhaltender Protest.”

2. “Quotenidioten”
(epd.de, Diemut Roether)
Diemut Roether stellt fest, dass sich die täglichen Meldungen zu den Einschaltquoten der TV-Sender immer mehr der Sportberichterstattung angleichen.

3. “Das Lena-Prinzip”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris glaubt nicht, dass das Medium die Botschaft ist. “Tatsächlich wird in unseren Verlagshäusern aber immer noch mehr darüber nachgedacht, welche Inhalte man aufs iPad packen kann, als darüber, welche Inhalte Menschen haben wollen.”

4. “Das Abmahnlexikon”
(journalist.de, Timo Rieg)
“Wenn das Anwaltsschreiben im Briefkasten landet – diese Rechtsbegriffe sollten Journalisten kennen.”

5. “No Secrets”
(newyorker.com, Raffi Khatchadourian, englisch)
Ein ausführliches Porträt des Australiers Julian Assange von Wikileaks.

6. “Das werden Sie!”
(blog.stuttgarter-zeitung.de, Video, 2:05 Minuten)
Eine AT&T-Werbekampagne von 1993 mit “erstaunlich akkuraten Zukunftsvisionen”.

Uli oder Dieter – Hauptsache Hoeneß

Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Brüder verwechseln ist grade schwer in Mode:

Hoeneß

Zur Erinnerung: Dieter Hoeneß ist der Bruder des abgebildeten Uli Hoeneß.

Mit Dank an Florian B.

Nachtrag 14:45 Uhr: Es befindet sich nun kein Hoeneß mehr in der Bildergalerie. Noch nicht entschieden ist allerdings der Kampf um den Namen des verpflichteten Trainers im beiliegenden Artikel. Derzeit stehen zwei Erwähnungen von Steve McClaren fünf Erwähnungen von Steve McLaren gegenüber.

Hintergrundkreise, Wunder, Federer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Gefährliche Nähe zwischen Politik und Medien”
(zeit.de, Leif Kramp und Stephan Weichert)
Über die Hintergrundkreise der Berliner Politik: “Geleitet von FAZ-Büroleiter Günter Bannas, treffen sich dessen Mitglieder im monatlichen Reihum zum Abendessen im Wohnzimmer eines der Kollegen – und die Granden der Politik stehen Schlange. Ob Merkel, Steinmeier, Müntefering, Steinbrück, Schäuble: Sie alle wurden schon mehrmals in den Wohnstuben der Journalisten bewirtet und lernten deren Familien kennen.”

2. “Rezension und Rezeption des Wunderheiler-Artikels”
(gesundheit.blogger.de, strappato)
Werner Bartens reagiert auf die Kritik zu seinem Artikel im SZ-Magazin. Strappato findet, seriöse Wissenschaftsjournalisten sollten niemals das Wort “Wunder” verwenden. “Erst recht nicht inklusive Wortkombinationen achtmal im Artikel.”

3. “Die ZEIT überarbeitet Rahmenvereinbarung”
(freischreiber.de)
“Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo reagiert per Brief auf ein Protestschreiben von freien Journalisten zur Änderung der Rahmenvereinbarung.

4. “‘Journalismus’ Schweiz 2010”
(contextlink.blogspot.com, Andrea Müller)
Andrea Müller denkt nach über ein Interview von Roger Federer, das im Magazin der Bank Credit Suisse, einem Sponsor von Federer, erschienen ist. “Die Sportreporter der ‘unabhängigen’ Medien kennen die Spielregeln. Sie würden es nie wagen, etwas über Roger Federer zu veröffentlichen, das ihm und seinen PR-Strategen missfällt. Sie würden riskieren, bald nicht mehr zum erlauchten Kreis derer zu gehören, die über den Superstar aus der Schweiz berichten dürfen.”

5. “Why is cadet applause missing from Fox’s video of Obama speech?”
(mediamatters.org/blog, Jamison Foser, englisch)
Bei Fox News ist in einer Rede von Barack Obama vor Kadetten kein Applaus zu hören. “Maybe Fox’s video used a direct feed from Obama’s microphone, and it simply didn’t pick up audience noise. But if Fox didn’t intentionally try to make Obama look silly, why did it choose a 2-minute clip — out of a 32-minute speech — that portrayed Obama looking silently around the room, seemingly for no reason?”

6. “Die Welt ist das Netz, nicht die App”
(faz.net, Michael Spehr)
Ein Fazit zum “Wundergerät” iPad nach zwei Monaten im Einsatz: “Viele Journalisten haben geschrieben, dass das iPad eine Revolution im Umgang mit dem Computer oder dem Internet darstelle. Es sei geradezu ein Paradigma für die nächste Generation besonders einfach zu bedienender PCs. Nur hat leider niemand gefragt, warum das iPad eine solche spielerische Leichtigkeit zu zeigen scheint: weil es im Grunde genommen nicht viel kann.”

Fußballer (Abbildung ähnlich) hat was gesagt

Um noch eine neue Meldung über den “Knöchel der Nation” bringen zu können, hat die Onlineausgabe der “Berliner Morgenpost” dem früheren ghanaischen Nationalspieler Anthony Yeboah ein Statement abgerungen. Das an sich ist ja nicht schlimm — es ist ja vielmehr interessant, wie man im Lande des deutschen Vorrundengegners über das Foul von Kevin-Prince Boateng an Michael Ballack denkt.

Nur ein bisschen mehr Mühe hätte sich morgenpost.de dann doch geben können:

BALLACKS AUS: Yaboah nimmt Boateng nach Foul in Schutz

In der Überschrift heißt Yeboah plötzlich “Yaboah”, im Vorspann ist von “Kevin-Pince Boateng” die Rede statt von “Kevin-Prince” und bebildert ist der Artikel über Anthony Yeboah

Anthony Yeboah betreibt heute zwei Hotels in Ghana

… mit einem Foto von Anthony Baffoe. Aber der hat immerhin auch mal für Ghana gespielt.

Mit Dank an Jan K. und unsere Twitter-Follower!

Nachtrag, 16.44 Uhr: morgenpost.de hat die hier bemängelten Schreibfehler korrigiert und ein Foto des echten Anthony Yeboah gefunden.

Drittklassige Leistungen

Der Text von Frank Pergande, den FAZ.net gestern über Hansa Rostock veröffentlicht hat, ist nicht ganz neu: So ähnlich war er schon in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” vom 2. Mai zu lesen gewesen, nur der erste Absatz musste ein wenig angepasst werden, nachdem der Abstieg in die dritte Liga nicht mehr “droht”, sondern seit Montagabend feststeht.

Ansonsten hat sich in den zweieinhalb Wochen nicht viel verändert — zumindest nicht an den Fehlern:

Die Gewalttätigen sind vor allem in einem der Fanklubs auszumachen – bei den “Ultras”, die sich in Rostock “Subtras” nennen.

Naja, die heißen “Suptras”, aber das könnte ja fast noch als Tippfehler durchgehen.

So wandten sie sich Anfang des Jahres gegen den Sicherheitsverantwortlichen Rainer Friedrich, dem sie auch seine Vergangenheit bei der Stasi vorwarfen; er wurde prompt abgelöst.

Sicherheitschef bei Hansa Rostock war Jörg Hübner, der im vergangenen November aus ganz anderen Gründen zurückgetreten ist. Rainer Friedrich hingegen ist Geschäftsführer des Stadions von Hansa Rostock. Der Verein hat im Januar angekündigt, die Vorwürfe gegen ihn sorgfältig zu prüfen, aber im Moment ist Friedrich noch im Amt.

Erst seit 1965 trägt der Fußballklub den Namen Hansa. In der Oberliga der DDR spielte er immer mit. Aber erst 1989 schaffte er endlich einmal den Doppelerfolg: Fußballmeister und Pokalsieger. Das berechtigte die Mannschaft, in der Bundesliga zu spielen. Der Verein stieg nach der ersten Saison gleich wieder ab, schaffte aber 1995 abermals den Aufstieg.

Das ist jetzt ein heißer Favorit für Auszeichnungen in der Kategorie “Wie viele Fehler passen in einen einzigen Absatz?”: Hansa Rostock ist zwischen 1965 und 1991 insgesamt vier Mal aus der Oberliga abgestiegen (1975, 1977, 1979 und 1986). In der Saison 1988/89 schied Hansa Rostock im Pokal in der zweiten Runde aus, Meister wurde damals Dynamo Dresden. Und natürlich berechtigte der Gewinn der DDR-Meisterschaft 1989 auch nicht zur Teilnahme an der Bundesliga, weil die Saison im Juni 1989 endete, mehr als fünf Monate vor dem Mauerfall. Den “Doppelerfolg” wirklich erzielt hat Hansa Rostock 1990/91, als sie die Oberliga und den Pokal im Bereich des Nordostdeutschen Fußballverbandes gewannen (die DDR gab es da, anders als zu Beginn der Saison nicht mehr). In der Saison 1991/92 wurden Hansa Rostock und Dynamo Dresden als Zweitplatzierter der Oberliga dann tatsächlich in die Bundesliga aufgenommen.

Bis heute fehlt ein Hauptsponsor.

Das ist allenfalls teilrichtig, weil Ende April ein neuer Hauptsponsor für die kommende Saison vorgestellt wurde — ausgerechnet für die Saison des FC Hansa Rostock in der dritten Liga.

Mit Dank an Martin K.

Nachtrag, 20. Mai: Unser Leser Wilko S. weist darauf hin, dass Hansa Rostock doch noch eine theoretische Chance hat, in der kommen den Saison in der zweiten Liga zu spielen: Sollte die in akuten Finanzproblemen steckende Arminia aus Bielefeld keine Lizenz für die kommende Saison erhalten, dürfte Rostock statt Bielefeld in der zweiten Bundesliga spielen (s.a. hier, letzter Absatz).

Blättern:  1 ... 110 111 112 ... 170