Archiv für April, 2023

KW 17/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie funktioniert der mediale Kulturkampf?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 34:36 Minuten)
Woran erkennt man “moralische Panik”? Welche Rolle spielt #MeToo dabei? Und wie geht es weiter im “Kulturkampf”? Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit dem Literaturwissenschaftler Adrian Daub über Cancel Culture, Political Correctness und die damit verbundenen medialen Aspekte.

2. Maria Lorenz-Bokelberg, warum ist in Podcasts noch nicht alles gesagt?
(zeit.de, Jochen Wegner & Christoph Amend, Audio: 4:58:18 Stunden)
Für “Alles gesagt” muss man viel Zeit mitbringen, so auch für dieses Gespräch mit Maria Lorenz-Bokelberg, die als eine der erfolgreichsten Podcast-Produzentinnen des Landes gilt (ihre Firma produziert auch den “Zeit-Online”-Podcast “Alles gesagt”). Gut fünf Stunden geht es um den Podcast-Boom in Deutschland, die Frage, wie Lorenz-Bokelberg heute als Gründerin und Co-Geschäftsführerin ihr Unternehmen führt, ihre Kindheit in der DDR und ihre ersten beruflichen Erfahrungen im Kapitalismus.

3. Unsere Hassliebe für Pressestellen
(netzpolitik.org, Chris Köver & Ingo Dachwitz & Sebastian Meineck, Audio: 36:42 Minuten)
“Journalist*innen zerren Missstände ans Tageslicht, Pressesprecher*innen wollen sie unter den Teppich kehren.” In “Off the Record” sprechen die netzpolitik.org-Podcaster über ihren manchmal zähen Kampf mit Pressestellen, die schmutzigen Tricks und kreativen Täuschungsmanöver, die dabei angewendet werden, und den Umstand, dass sie trotzdem manchmal Spaß an solchen Gesprächen haben.

Bildblog unterstuetzen

4. “Einmal Journalist, immer Journalist!”
(der-digitale-fruehschoppen.de, Andreas Rackow & Thomas Krause, Audio: 57:43 Minuten)
“Der Digitale Frühschoppen” war zu Gast bei Stephan Richter, früher Chefredakteur beziehungsweise Sprecher der Chefredaktion des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags. Da sowohl Gastgeber als auch Gäste beruflich mit dem Verlag verbunden waren, gibt es viel auszutauschen. Es geht aber nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Digitalisierung der Medien und die lokale Berichterstattung im Jahr 2023.

5. Medienmosaik Schweiz
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 35:11 Minuten)
Im “BredowCast” spricht der Medienforscher Manuel Puppis über die Besonderheiten des Schweizer Mediensystems. Dabei geht es auch um die Einteilung des Landes in vier Sprachregionen: “Wenn man vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den großen nationalen Medien absieht, ist die Berichterstattung stark auf die eigene Sprachregion begrenzt. Was nicht heißt, dass das Land nicht trotzdem gut funktioniert. Eine nationale Öffentlichkeit, in der alle Themen gleich gut vertreten sind, haben wir aber so nicht.”

6. Ibiza-Affäre: Der Macher des Videos
(youtube.com, Jung & Naiv, Video: 3:18:10 Stunden)
Der Sicherheitsberater Julian Hessenthaler ist der Produzent des sogenannten Ibiza-Videos, das die österreichische Regierung aus ÖVP und FPÖ in eine tiefe Krise gestürzt hat. Im Interview mit Tilo Jung erzählt Hessenthaler, wie es dazu kam und welche unrühmliche Rolle dabei aus seiner Sicht Jan Böhmermann spielte, der mit einer öffentlichen Anspielung im Vorfeld viel kaputt gemacht habe (wen nur dieser Aspekt interessiert: Auf Twitter gibt es einen knapp siebenminütigen Ausschnitt).

Verleger informierte Springer, Twitter unter Musk, Rundfunkbeitrag

1. Verleger Holger Friedrich informierte Springer über Reichelt-Leak
(tagesspiegel.de, Benjamin Reuter)
Wie der “Spiegel” berichtet (nur mit Abo lesbar), soll der ehemalige “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt dem Verleger des Berliner Verlags (unter anderem “Berliner Zeitung”), Holger Friedrich, interne Nachrichten aus dem Springer-Führungskreis erst angeboten und später unaufgefordert geschickt haben. Friedrich wiederum soll den Springer-Verlag über Reichelts Tätigkeit als Informant informiert haben. Benjamin Reuter fasst die Chronologie der Ereignisse und die Reaktionen auf den Vorgang, der “aus mehreren Gründen erstaunlich” sei, zusammen.
Weiterer Lesehinweis: In einer bemerkenswerten “Anmerkung des Chefredakteurs der Berliner Zeitung” erklärt dieser, dass der Quellen- und Informantenschutz für seine Redaktion, aber nicht für den Verleger selbst gelte.

2. “Eine Botschaft der Einschüchterung”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Im März wurde Evan Gershkovich, Reporter des US-amerikanischen “Wall Street Journal”, vom russischen Geheimdienst FSB verhaftet. Mehr als 300 ehemalige Russland-Korrespondentinnen und -Korrespondenten aus 22 Ländern haben in einem offenen Brief an den russischen Außenminister Sergej Lawrow die Freilassung Gershkovichs gefordert. Der “journalist” sprach mit einigen der Unterzeichner über die aktuelle Situation von Evan Gershkovich.

3. Wie sich Twitter unter Elon Musk verändert hat
(tagesschau.de, Nils Dampz)
Vor einem halben Jahr übernahm der Tech-Milliardär Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter. Ein Großteil der Belegschaft wurde entlassen, unzählige technische Fehler, Ausfälle und Pannen waren die Folge. Das Netzwerk hat viel Vertrauen verspielt und sowohl Nutzerinnen und Nutzer als auch Werbekunden vergrault. Nils Dampz fasst die jüngste Twitter-Vergangenheit zusammen. Sein Fazit: “Beobachter vergleichen den Dienst unter Musk gelegentlich mit einem Schiff, das ganz langsam untergeht. Entscheidend wird sein, wann normale User, Politiker, Behörden und Medien in die Rettungsboote springen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Prominente Abgänge bei der “Kleinen Zeitung”
(derstandard.at, Harald Fidler & Walter Müller)
Die “Kleine Zeitung” ist eine regionale österreichische Tageszeitung mit einer über 100-jährigen Geschichte. Nun berichtet der “Standard” über “prominente Abgänge” bei dem Blatt: Mehrere Ressortleiter und insgesamt sechs Journalistinnen und Journalisten hätten das Angebot angenommen, die Redaktion einvernehmlich zu verlassen.

5. Der lange Weg zum Rundfunkbeitrag
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers)
Der Rundfunkbeitrag wird regelmäßig neu berechnet. Martin Krebbers hat beim Deutschlandfunk die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Verfahren und zur Kritik daran zusammengestellt.

6. Fotos für die Pressefreiheit 2023
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen weist auf den am 5. Mai erscheinenden Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2023” hin: “Die längeren Fotostrecken werden von acht Essays begleitet, in denen Autorinnen und Autoren aus der Ich-Perspektive darüber schreiben, was Fotografinnen und Fotografen bei ihrer Arbeit motiviert, und wie sie auch in schwierigen Situationen ihre Professionalität bewahren.”

Negativer Sound, Julian Reichelts Kulturkampf, Ganz in Weiß-von-nix

1. Der negative Sound des Boulevards
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 4:10 Minuten)
In der vergangenen Ausgabe der “Zeit” habe es ein reflektiertes und nachdenkliches Interview mit der “No-Angels”-Sängerin Nadja Benaissa gegeben (nur mit Abo lesbar), in dem es unter anderem um Benaissas Selbstfindungsprozess, ihre Spiritualität und ihr persönliches Wachstum ging. Samira El Ouassi wundert sich, was Boulevardmedien aus dem Interview gemacht haben, indem sie es verfremdet und verändert haben.

2. Rechts-alternatives Medienimperium von Julian Reichelt
(belltower.news, Kira Ayyadi)
“Reichelt ist derzeit dabei, eine Art Pseudo-Meinungsjournalismus aufzubauen, den es in dieser Form in Deutschland nicht gab. Vorbild: USA. Es geht um einen angestrebten Kulturkampf, gegen Errungenschaften der Moderne.” Kira Ayyadi hat sich angesehen, was der ehemalige “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt im Netz so treibt, mit welchen Methoden er arbeitet, und was ein konservativer Milliardär mit all dem zu tun hat.

3. Kardinal Woelki gegen “Bild”
(taz.de, Stefan Hunglinger)
Wie die “taz” berichtet, habe der umstrittene Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Mittwoch in einem Rechtsstreit gegen den Axel-Springer-Verlag einen Erfolg erzielt: “Das Landgericht Köln verbot in seinem Urteil die Darstellung der Bild-Zeitung, Kardinal Woelki habe 2017 einen Priester auf eine Führungsposition befördert, obwohl er dessen belastende Personalakte gekannt habe.”

Bildblog unterstuetzen

4. Ganz in Weiß-von-nix: “Bild” verschleiert Geschäfts­beziehung von Nena Brockhaus
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Die Schauspielerin Vivien Wulf hat ein Brautmodengeschäft eröffnet, worüber die “Bild”-Zeitung mit einem großen, reich bebilderten Artikel berichtet habe. Darin habe auch die “Bild”-Journalistin Nena Brockhaus posiert, mit der Wulf privat und geschäftlich verbunden sein soll. Frederik von Castell hat den Fall, bei dem ein Interessenkonflikt naheliegt, aufgedröselt.

5. Die goldenen Blogger 2023: Kreativität braucht Zeit
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Am Montag fand zum 16. Mal die Verleihung der “Goldenen Blogger” statt, “Deutschlands wichtigster und ältester Social Media- und Influencer-Award”. Mitorganisator Thomas Knüwer hat einen bebilderten Bericht verfasst, der die Stimmung gut einfängt und alle Gewinnerinnen und Gewinner vorstellt.

6. Macht China Propaganda im deutschen Fernsehen?
(ndr.de, Lennart Richter, Video: 12:46 Minuten)
Die Sendung “China Info” vom “Sachsen Fernsehen” zeige Deutsche, die China als ihre neue, bessere Heimat preisen, sowie Abenteuerreisen durch chinesische Berge. Die Beiträge hätten einen journalistischen Anstrich, würden aber von staatlichen Agenturen wie Xinhua produziert, um das Image Chinas im Ausland zu verbessern. Die Sendungen würden teilweise gegen Bezahlung ausgestrahlt. “Zapp”-Autor Lennart Richter hat recherchiert, wer dahintersteckt, und wie die Sendungen ins deutsche Fernsehen gelangen.

Ziemlich bester Feind, Döpfners Erben, Schon wieder Funke

1. Ziemlich bester Feind
(epd.de, Volker Lilienthal)
Die “Bild”-Medien berichten seit längerer Zeit besonders kritisch über ARD und ZDF. Was steckt dahinter? Volker Lilienthal hat für “epd Medien” aufgeschrieben, was von den Vorwürfen zu halten ist. Erkennbar sei “eine politische Tendenz mit boulevardesker Aufmachung”. Wenn die Boulevardredaktion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk berichtet, “werden die Fakten meist selektiv ausgewählt und die Belastungszeugen passend zum schon feststehenden Urteil ausgewählt”, so Lilienthal.

2. Abermals Schumacher auf einem Illustrierten-Cover der Funke-Gruppe
(spiegel.de)
Erst vor wenigen Tagen wurde die Chefredakteurin eines Regenbogenblattes der Funke-Mediengruppe wegen eines erfundenen Michael-Schumacher-Interviews entlassen (siehe die “6 vor 9” von vorgestern), da macht eine andere Funke-Illustrierte ebenfalls mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Titelblatt auf und phantasiert einen “Glücks-Jubel” herbei. Die Wahl des Titels habe in der Medienbranche Verwunderung bis Empörung ausgelöst.

3. Döpfners Erben
(taz.de, Klaus Wolschner)
Der Bundesverband Digitalpubli­sher und Zeitungsverleger hat eine neue Spitze. Auf den langjährigen Präsidenten Mathias Döpfner, der nicht mehr kandidierte, folgen Matthias Ditzen-Blanke, Verleger der Bremerhavener “Nordsee-Zeitung”, und Stefan Hilscher, der unter anderem “Die Harke” in der Grafschaft Hoya herausgibt.

Bildblog unterstuetzen

4. Facebook und Twitter müssen illegale Inhalte schneller entfernen
(zeit.de)
Mit dem sogenannten Digital Services Act will die EU-Kommission die Bürgerinnen und Bürger vor schädlichen Inhalten im Internet schützen. Insgesamt 19 Dienste wurden als “sehr große Online-Plattformen” beziehungsweise “sehr große Online-Suchmaschinen” eingestuft, die in der EU künftig besonders entschieden gegen illegale Inhalte auf ihrer jeweiligen Plattform vorgehen müssen. Dazu gehören nicht nur Netzwerke wie Twitter, Facebook, TikTok und mehrere Google-Dienste, sondern auch Zalando, Wikipedia, Booking.com, der Amazon Marketplace und der App-Store von Apple.

5. Wer braucht jetzt noch einen Podcast?
(journalist.de, Ingo Notthoff)
Das Medium Podcast hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Ingo Notthoff, “lange Jahre Journalist und Kommunikator”, glaubt an weiteres Wachstum und an weitere Chancen. Im “journalist” gibt er einen Überblick über den Markt und verrät elf Punkte, die man aus seiner Sicht zum Thema Podcast wissen sollte.
Weiterer Lesetipp: Bei “Übermedien” kommentiert Sandro Schröder: Niemand braucht die teuren Laber-Podcasts der Ministerien.

6. Geschichte der US-Medien ist auch eine der Hassprediger
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Stefan Fries, Audio: 4:37 Minuten)
Am Montag hat der US-Fernsehsender Fox News die Trennung von seinem stramm rechten Starmoderator Tucker Carlson bekanntgegeben. Wer nun glaubt, Fox News wird einen gemäßigteren Kurs einschlagen, könnte sich täuschen: Experten befürchten, dass Carlsons Nachfolger noch schlimmer wird.

Springer verklagt Reichelt, Tote bekommen blaue Haken, Honorare

1. Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer
(spotify.com, Spotify & TRZ Media, Dritte Folge: 48:12 Minuten, Vierte Folge: 48:02 Minuten)
Wie vergangene Woche in den “6 vor 9” zu lesen war, hat Spotify einen Podcast zum Thema “Macht & Missbrauch bei Axel Springer” gestartet, eine Kooperation zwischen dem Streamingdienst und Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media. In einem ersten Schwung wurden die Folgen 1 und 2 des insgesamt achtteiligen Podcasts veröffentlicht, nun stehen die nächsten beiden zur Verfügung. Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog haben einige Worte zu den Methoden von “Bild” beigesteuert.
Weiterer Hörtipp: Beim Medienpodcast von BR24 geht es um die vielfältigen Aspekte der Döpfner-Affäre. Linus Lüring spricht mit Knut Cordsen (BR-Literaturkritiker), Annika Sehl (Professorin für Journalistik an der Uni Eichstätt-Ingolstadt), Georg Streiter (früherer Politikchef von “Bild”) und Frank Überall (Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes) (br.de, 27:11 Minuten).
Und noch ein Lesetipp: “Übermedien” hat einen lesenswerten Beitrag von Stefan Niggemeier von der Bezahlschranke befreit: “Auf Geisterbahnfahrt durch die Gedankenwelt von Mathias Döpfner”.

2. Axel Springer verklagt Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Unter Berufung auf eine Meldung des “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) berichtet “DWDL” über eine Klage des Axel-Springer-Verlags gegen einen ehemaligen leitenden Angestellten, den früheren “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Springer fordert demnach die an Reichelt gezahlte Abfindung in siebenstelliger Höhe zurück und verlangt darüber hinaus eine Vertragsstrafe.

3. Oberauer & Freischreiber schaffen größte Honorardatenbank
(freischreiber.de)
Freischreiber, die Interessenvertretung freier Journalistinnen und Journalisten, und der Medienfachverlag Oberauer wollen gemeinsam “die umfassendste Datenbank für Honorare und Gehälter in der deutschsprachigen Medienbranche” aufbauen. Dabei handele es sich um ein Mitmachprojekt, dessen Ergebnisse man frei zur Verfügung stelle.

Bildblog unterstuetzen

4. Tote bekommen blaue Häkchen, Lebende wollen sie nicht mehr
(spiegel.de)
Kürzlich hat Twitter die blauen Haken von Accounts entfernt, die zuvor verifiziert waren, um sie zum Abschluss einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft zu bewegen. Nun taucht der blaue Haken aber wieder bei vielen Accounts prominenter Nutzerinnen und Nutzer auf, die versichern, den Dienst nicht abonniert zu haben. Besonders makaber: Der blaue Haken wurde auch an die Profile einiger bereits verstorbener Persönlichkeiten geheftet.
Weiterer Lesehinweis: Die “taz” hat auf Twitter einen Sammelthread erstellt: “Kaum jemand will mehr einen blauen Haken auf Twitter haben, nichtmal geschenkt. Promis dementieren, gezahlt zu haben, versuchen ihn wieder loszuwerden. User*innen blockieren”.
Und noch ein Lesetipp: Für “Zeit Online” hat Johannes Franzen ein erhellendes und unterhaltsames Essay über den Geniemythos bei Medienfiguren wie Elon Musk verfasst.

5. CDU-Medienpolitiker Liminski sieht Sender in der Pflicht
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Anh Tran, Audio: 10:17 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit dem CDU-Medienpolitiker Nathanael Liminski über die Höhe des Rundfunkbeitrags unterhalten. Aus Sicht von Liminski müsse dieser “möglichst stabil” bleiben, aber was bedeutet das konkret? Und wo genau sollen die Sender sparen?

6. Tucker Carlson verlässt Fox News
(faz.net)
Der US-Fernsehsender “Fox News” hat den stramm rechten und paläokonservativen Moderator Tucker Carlson gefeuert. Carlson war in der Vergangenheit immer wieder durch rassistische Äußerungen, die Verbreitung von Verschwörungsmythen und offensichtliche Falschbehauptungen aufgefallen. Sein überraschendes Aus bei “Fox News” ist möglicherweise auf eine von ihm verbreitete Lügengeschichte zurückzuführen, die seinen bisherigen Sender mehr als 700 Millionen US-Dollar gekostet hat.

“Aktuelle”-Chefin muss gehen, Haken abhaken?, Ende von “BuzzFeed News”

1. “aktuelle”-Chefin muss nach erfundenem Schumacher-Interview gehen
(faz.net)
Wie vergangene Woche in den “6 vor 9” zu lesen war, warb das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Cover und tat so, als hätte der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Die Zeitschrift hatte sich das vermeintliche Gespräch jedoch von einer Künstlichen Intelligenz zusammenfantasieren lassen. Schumachers Familie hatte darauf rechtliche Schritte gegen “Die Aktuelle” angekündigt. Nun trennt sich die Mediengruppe Funke von der Chefredakteurin: “Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie FUNKE erwarten”, so Funke-Zeitschriften-Geschäftsführerin Bianca Pohlmann in einer Pressemitteilung. Dies wird von “Übermedien”-Mitgründer Boris Rosenkranz bei Twitter wie folgt kommentiert: “Doch auch überraschend, dass sich @FUNKEMEDIEN von ‘Die Aktuelle’-Chefredakteurin Hoffmann wegen eines ‘geschmacklosen und irreführenden’ Artikels trennt, nachdem sie seit 2009 so viele geschmacklose und irreführende Artikel verantwortet hat.”

2. Please Stärke die Unabhängigkeit
(taz.de, Ulrike Winkelmann)
Kann man Zeitungen wie “Bild” und “taz” miteinander vergleichen oder gar gleichsetzen, schließlich verfolgen beide eine bestimmte politische Linie? Nein, meint “taz”-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann und zeigt die ihrer Meinung nach entscheidenden Unterschiede auf, die sie an den aktuellen Vorgängen bei Springer festmacht.

3. Die blauen Haken: Mörder, Kriegsverbrecher, Nazis: Auch solche Leute zahlen für Twitter Blue
(volksverpetzer.de, Philip Kreißel)
Vor ein paar Tagen hat Elon Musk den bisher verifizierten Twitter-Accounts den blauen Haken entziehen lassen, um sie zum Abschluss einer bezahlten Mitgliedschaft zu bewegen. Philip Kreißel nennt allerlei Gründe, warum man dies nicht tun sollte, und bezeichnet die neuen blauen Haken sogar als “eine Gefahr für Demokratie und Freiheit”. Wolfgang M. Schmitt sieht das anders: “Jeder, der mit einer großen Reichweite auf Twitter agiert, generiert Wert und spült so Geld in die Taschen von Elon Musk, da es sich um eine Werbeplattform handelt. Wer Musk schaden will, muss gehen. Die Diskussionen um die 8 Euro sind eine Scheindebatte.”

Bildblog unterstuetzen

4. Nachrichtenportal “BuzzFeed News” wird eingestellt
(zeit.de)
Das US-Medienunternehmen BuzzFeed hat das Ende seines Nachrichtenportals “BuzzFeed News” angekündigt. “Wir reduzieren unsere Belegschaft heute um etwa 15 Prozent und beginnen den Prozess der Schließung von BuzzFeed News”, so Vorstandschef Jonah Peretti in einer Mail an die Belegschaft.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 220
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Seit zwanzig Jahren eine Empfehlung nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe bietet einen Überblick über Neuigkeiten aus dem Netzwerk Recherche, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. In “Günters Tipps des Monats” dreht sich alles um die aktuellen Geschehnisse rund um den Springer-Verlag.

6. OE24: Ein Artikel, wie aus einer Parteizentrale
(kobuk.at, Derya Metzler)
Auf dem österreichischen Medienwatchblog “Kobuk” kritisiert Derya Metzler die aus ihrer Sicht regierungsfreundliche Berichterstattung von OE24 und führt als Beleg einen Artikel an, der sich lese, als käme er direkt aus der Parteizentrale: “Während es zu den aktuellen Kampagnen von SPÖ und Grüne kritische Berichte gibt, fehlt beim Artikel über die ÖVP jegliche journalistische Distanz. Vielmehr liest sich der OE24-Beitrag wie ein Aufmacher auf der Partei-Homepage.”

KW 16/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum gehören die Nachrichten von Mathias Döpfner in die Öffentlichkeit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:51 Minuten)
In der vergangenen Woche zitierte die “Zeit” (nur mit Abo lesbar) in großem Umfang aus Nachrichten, die Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner geschrieben hatte. Verantwortlich für den Beitrag, der eine breite Debatte auslöste, sind Holger Stark, stellvertretender Chefredakteur der “Zeit”, und dessen Kollegin Cathrin Gilbert, Ressortleiterin Unterhaltung. Bei “Übermedien” sprechen die beiden darüber, wann aus ihrer Sicht aus solchen Nachrichten zitiert werden darf und wann nicht.
Weiterer Hörtipp: Beim “Spiegel” unterhalten sich Isabell Hülsen, Marius Mestermann und Anton Rainer darüber, was Döpfners Chats (und ein Roman) verraten (spiegel,de, Audio, 38:42 Minuten).

2. Armin Wolf, verstehen Sie Österreich?
(zeit.de, Jochen Wegner & Christoph Amend, Audio: 6:52:03 Stunden)
Bei “Alles gesagt” müssen die Zuhörerinnen und Zuhörer neben dem Interesse am Gast und am Thema vor allem eines mitbringen: Zeit. So auch dieses Mal. Der österreichische Journalist Armin Wolf spricht in fast sieben Stunden unter anderem über Klassengesellschaften und mangelnde Vielfalt im Journalismus, über die Wurzeln des Populismus in Europa, über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf seine Arbeit, über die Kunst des gelungenen Interviews und über den manchmal ziemlich komplizierten Alltag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

3. “Ich habe das Ibiza-Video gemacht” – Der Macher über die Hintergründe
(correctiv.org, Jean Peters, Video: 1:03:08 Stunden)
Der Privatdetektiv Julian Hessenthaler ist der Produzent des sogenannten Ibiza-Videos, das die österreichische Regierung in eine tiefe Krise stürzte. Im exklusiven Interview mit “Correctiv” erzählt Hessenthaler zum ersten Mal nach seiner Haftentlassung, “wie aus einer Schnapsidee unter Profis einer der größten Polit-Skandale in Europa wurde.” Die vollständige Recherche gibt es hier.

Bildblog unterstuetzen

4. Der Pressesprecher und die journalistische Selbstreflexion
(journalistik.blogs.uni-hamburg.de, Leonie Urbanczyk, Audio: 1:04:27 Stunden)
Der Podcast der Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg beschäftigt sich mit dem Berufsbild und der Rolle des Pressesprechers. Zu Gast ist Martin Helfrich, zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch Pressesprecher und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Sozialbehörde, seit Anfang des Jahres Pressesprecher der Behörde für Wirtschaft und Innovation Hamburgs.

5. Giovanni di Lorenzo: So erklärt der Zeit-Chefredakteur das Wachstum gegen den Trend
(omr.com, Philipp Westermeyer, Audio: 1:12:27 Stunden)
Seit fast zwei Jahrzehnten steht Giovanni di Lorenzo an der Spitze der “Zeit”-Redaktion. Unter seiner Ägide ist die verkaufte Auflage der Wochenzeitung in den vergangenen Jahren gegen den Branchentrend gestiegen. Zuletzt lag sie bei über 600.000 Exemplaren (digital und gedruckt) pro Woche. Im Gespräch beim “OMR”-Podcast geht es unter anderem um di Lorenzos Weg in den Journalismus, die möglichen Gründe für den Erfolg seines Blatts und di Lorenzos Erfahrungen mit ChatGPT.

6. Scheitern, das tun die anderen
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 35:00 Minuten)
Bei “Hinter den Zeilen” erzählen gleich vier Medienschaffende ihre persönlichen Geschichten vom Scheitern. Caroline Ring berichtet von einem “tot autorisierten” Interview, Carina Hohnholt von ihrem missglückten Podcastprojekt, Moritz Müllender von einer fehlgeschlagenen Recherche und Tobias Hausdorf von einer Protagonistin, die ihn plötzlich geghostet hat.

Enthüllung und Fiktion, Erfundenes Interview, Selbsternannte Dissidenten

1. Döpfner, Stuckrad-Barre & Reichelt: Enthüllung und Fiktion
(ndr.de, Caroline Schmidt & Iris Ockenfels, Video: 28:34 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich mit den aktuellen Entwicklungen rund um den Springer-Konzern und dem von vielen als Enthüllungsroman interpretierten Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre beschäftigt und dazu verschiedene Medienexperten und -expertinnen befragt. Interessant ist unter anderem die Gegenüberstellung des offiziellen Selbstverständnisses von Springer und der gelebten Realität.

2. Wider­st­rei­tende Inter­essen im Bild-Kom­plex?
(lto.de, Martin W. Huff)
Julian Reichelt sowie eine Frau, die ihm Vorwürfe macht, werden beide von derselben Sozietät vertreten. Das birgt auch berufsrechtliche Gefahren, wie Martin W. Huff in seinem Artikel ausführt. Das Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen gehöre zu den Kernvorschriften des anwaltlichen Berufsrechts.

3. Warum die New York Times die EU-Kommission wegen einer SMS verklagt
(tageins.at, Alexander Fanta)
Nach geltendem Recht hat jeder das Recht auf Zugang zu EU-Dokumenten. Doch im Fall einer SMS von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wolle die EU-Kommission davon offenbar nichts wissen. Der Journalist Alexander Fanta hat nicht nachgegeben und dazu beigetragen, dass die “New York Times” die EU-Kommission wegen dieser SMS verklagt: “Die New York Times schaltet Anwält*innen ein, die ich mir nicht leisten könnte. Ich helfe mit Recherchen zur Vorbereitung der Klage. Am 25. Januar 2023 bringen die Anwält*innen eine Klageschrift beim EU-Gericht ein. Sie verlangt mit Nachdruck die Herausgabe jener Nachrichten, die mir verweigert worden sind. Aus dem Schneeball, meiner kleinen Anfrage vor einigen Monaten, wird eine Lawine.”

Bildblog unterstuetzen

4. Kolonialismus: Erinnerung und Verantwortung
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura, Audio: 32:03 Minuten)
“Die Krönung von Charles III. wird zum medialen Großereignis – die koloniale Vergangenheit der britischen Krone wird dabei jedoch zu wenig beleuchtet.” Im Medienpodcast “quoted” spricht Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura mit der Autorin und Journalistin Charlotte Wiedemann über die Fragen, ob wir – auch mit Blick auf die deutsche Geschichte – an einer “kolonialen Amnesie” leiden, wie sich das Bewusstsein für vergangenes Unrecht und seine Folgen entwickelt, und welche Rolle Medien dabei spielen.

5. Selbsternannte Dissidenten
(taz.de, Andreas Speit)
Andreas Speit nimmt das 20-jährige Bestehen des neurechten Magazins “Sezession” um Götz Kubitschek zum Anlass, einen kritischen Blick auf Entwicklung, Traditionslinien und Haltung der Publikation zu werfen.

6. Erfundenes Interview mit Michael Schumacher
(tagesspiegel.de, Tobias Mayer)
Wie kürzlich in den “6 vor 9” zu lesen war, hat das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf der Titelseite geworben und so getan, als habe der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Tatsächlich stammten die vermeintlichen Schumacher-Antworten von einer Künstlichen Intelligenz. Schumachers Familie habe nun rechtliche Schritte gegen “Die Aktuelle” angekündigt, berichten der “Guardian” und “Übermedien”.

Stuckrad-Barres Buch, Elon und Tucker, Über Klimakrise berichten

1. Stuckrad-Barre, Döpfner, Böhmermann, Reichelt: Ein paar Männer und ein Problem
(berliner-zeitung.de, Tomasz Kurianowicz)
Gestern ist der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre erschienen, der vielen schon vorab als eine Art Schlüsselroman über die Vorgänge rund um den Springer-Verlag, Mathias Döpfner, Julian Reichelt und “Bild” galt. Tomasz Kurianowicz hat sich Gedanken über die damit in Zusammenhang stehenden Themenkomplexe gemacht und geht diese kompakt und gut lesbar durch. Dem “Tagesspiegel” kann man entnehmen, dass Ex-“Bild”-Chefredakteur Reichelt ein mögliches juristisches Vorgehen gegen den Roman prüfen lässt. Beim Deutschlandfunk stellt sich Kolumnist Matthias Dell mit Blick auf die Berichterstattung der “Zeit” in der vergangenen Woche die Fragen: “Was wäre, wenn Julian Reichelt die Döpfner-Nachrichten geleakt hat? Muss der Investigativjournalismus die Motive von Informanten abwägen?” Und in der “taz” geht es um die Erkenntnisse aus der neuesten “Stern”-Recherche (nur mit Abo lesbar): “Wie Mathias Döpfner einen Kredit von 60 Millionen Euro von einem berüchtigten Bankier bekam”.

2. “Es gibt in der Klimakrise keine neutralen Beobachter”
(journalist.de, Raphael Thelen)
Raphael Thelen, ehemaliger Journalist und jetzt Aktivist der Letzten Generation, fordert von seinen einstigen Kollegen und Kolleginnen mehr Engagement für das Klima. Der “journalist” dokumentiert eine Rede, die Thelen am 18. April auf einer Pressekonferenz in Berlin gehalten hat und in der er Medien an ihre Verantwortung bei der Berichterstattung über bevorstehende Protestaktionen erinnern will: “Sie können sich dann die Frage stellen: Berichte ich über die Blockaden, über die Autofahrenden und über die Erregung der Politik? Oder ordne ich den Protest ein, erkläre worum es geht. Berichte ich über die Klimakrise, wahrhaftig, also vielleicht: Einen Absatz über den Protest und dann den Rest über das warum, über die Zusammenhänge und Notwendigkeiten.”

3. Im Zeichen des Ukraine-Kriegs: Auslandsberichterstattung aus Warschau
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Der “Fachjournalist” hat sich mit Paul Flückiger unterhalten, der seit mehr als zwei Jahrzehnten als freier Korrespondent in Warschau lebt. Hat der Krieg in der Ukraine die Auslandsberichterstattung verändert? Was macht Warschau für Korrespondenten so attraktiv? Und wie beurteilt Flückiger die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf sinkende Honorare und hohe Reisekosten bei der Recherche?

Bildblog unterstuetzen

4. Elon und Tucker
(spotify.com, Haken Dran, Dennis Horn & Gavin Karlmeier, Audio: 45:03 Minuten)
Twitter-Besitzer Elon Musk hat dem rechtsgerichteten Fox-News-Moderator Tucker Carlson ein Interview gegeben. Gavin Karlmeier hat sich das Gespräch, das wohl eher eine freundschaftliche Plauderei war, angesehen und fasst die wichtigsten Aussagen daraus zusammen. Außerdem geht es bei “Haken dran” um die “Possible Conference” und die neue Mastodon-Instanz des ZDF.

5. Wahlbetrugs-Lüge kostet Fox News 787,5 Millionen Dollar
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Weil der US-amerikanische Fernsehsender Fox News Donald Trumps Lügen vom Wahlbetrug und der “gestohlenen Wahl” verbreitete, zogen zwei Hersteller von Wahlmaschinen vor Gericht. Mit dem einen Hersteller habe sich der Sender auf einen ziemlich teuren Vergleich geeinigt: Fox News müsse der Firma Dominion 787,5 Millionen US-Dollar zahlen, was in etwa die Hälfte der ursprünglich geforderten 1,6 Milliarden US-Dollar sei.

6. Das steht im neuen Magazin von Andreas Gabalier
(profil.at, Philip Dulle & Lena Leibetseder)
Der österreichische Volksmusikstar Andreas Gabalier (“I sing a Liad für di”) hat jetzt sein eigenes Magazin im Red-Bull-Verlag. Bei “Andreas Gabalier” dreht sich alles, wenig überraschend, um Andreas Gabalier, der dort auch als Chefredakteur fungiert. Philip Dulle und Lena Leibetseder haben sich das Heft angesehen, das immerhin mit einer Auflage von 140.000 Exemplaren startet.

Frontzugang gefordert, Grenzen der Wirtschaftlichkeit, “Officer Denny”

1. Frontzugang gefordert
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert sowohl Russland als auch die Ukraine auf, Kriegsberichterstattern den Zugang zu den Frontgebieten zu ermöglichen: “Die Auswirkungen dieses furchtbaren Kriegs auf die ganze Welt sind in allen Ländern spürbar. Da sind unabhängige und ungefilterte Berichte über das Geschehen an der Front unverzichtbar für Information und Meinungsbildung der Menschen.”

2. In diesem Buch könnte alles stehen!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Heute erscheint “Noch wach?”, der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre, über den im Vorfeld allerlei Andeutungen zu lesen waren: Ist es ein Enthüllungsroman, der uns einen literarischen Zugang zur Innenwelt des Springer-Konzerns verschafft? Niemand weiß es, aber alle spekulieren munter drauf los. Stefan Niggemeier hat sich angeschaut, wie das Buch in den Medien ankommt – noch bevor jemand weiß, was wirklich drin steht.
Weiterer Lesehinweis: Was auch immer in Stuckrad-Barres Buch (verklausuliert) über den Springer-Verlag zu lesen sein mag, Hanna Lakomy (Pseudonym: Salomé Balthus) hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Springers “Boys-Club” gemacht. Der “Welt”-Kolumnist Don Alphonso, zeitweilig so etwas wie Lakomys Mentor bei der “Welt”, habe ihr schriftlich sexuelle Avancen gemacht und ein zweifelhaftes Angebot unterbreitet: “Seine Drohung: Wenn ich da nicht mitmache, nimmt mich nie wieder eine andere Zeitung. Er sei meine einzige Chance, ob ich das nicht einsähe?” (berliner-zeitung.de)

3. Grenzen der Wirtschaftlichkeit
(faz.net)
Rund ein Drittel der Zeitschriften in Deutschland sei durch die hohen Energie- und Papierpreise in der Existenz bedroht, so der Geschäftsführer des Zeitschriftenverbandes MVFP, Philipp Welte. Er appellierte an die Bundesregierung, eine “diskriminierungsfreie Förderung” zu gewährleisten, um die Vielfalt und Freiheit der Presse zu erhalten. Eine Trendumfrage zeige, dass 84 Prozent der teilnehmenden Medienunternehmen eine Förderung von Zeitschriften für notwendig erachten.

Bildblog unterstuetzen

4. Online-Magazin «Republik» entlässt acht Angestellte
(srf.ch)
Das Schweizer Online-Magazin “Republik” entlässt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, außerdem treten der gesamte Verwaltungsrat und der Vorstand zurück, da die geplante Expansionsstrategie gescheitert sei. Das Magazin hatte in einen Ausbau investiert, doch die neu geschaffenen Angebote brachten nicht den erhofften Zuwachs an Abonnentinnen und Abonnenten. “Republik” plant nun, das Budget zu reduzieren und sich aufs Kerngeschäft, das Publizieren, zu konzentrieren.

5. Hollywood droht ein Autoren-Streik
(sueddeutsche.de)
Die Mitglieder der Writers Guild of America, der Gewerkschaft der Drehbuchautoren und -autorinnen in den USA, haben mit einer überwältigenden Mehrheit von fast 98 Prozent für einen Streik gestimmt, falls die laufenden Tarifverhandlungen mit den Film- und Fernsehproduzenten bis zum 1. Mai zu keinem Ergebnis führen. Mehr als 9.200 Mitglieder – das sind fast 80 Prozent der stimmberechtigten Autorinnen und Autoren – nahmen an der Urabstimmung teil, eine Rekordbeteiligung. Die Forderungen der Gewerkschaft umfassen unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse zur Kranken- und Altersvorsorge.

6. Berliner Polizist darf sich auf TikTok nicht als »Officer Denny« inszenieren
(spiegel.de)
Ein Berliner Polizist mit dem Pseudonym “Officer Denny” darf sich auf TikTok und in anderen Sozialen Medien nicht mehr mit Beiträgen mit polizeilichem Bezug präsentieren. Das Land Berlin hatte dem Polizisten sämtliche Internetbeiträge mit dienstlichem Zusammenhang untersagt, das Oberverwaltungsgericht für Berlin und Brandenburg bestätigte diese Entscheidung nach einer Beschwerde des Beamten. Das Gericht entschied, dass es sich bei den Social-Media-Aktivitäten des Polizisten um eine Nebentätigkeit handele, die dienstliche Interessen beeinträchtige und daher untersagt werden dürfe.

Reicht Döpfners Entschuldigung?, Pressefreiheit weltweit, Funkes Unrat

1. Reicht die Entschuldigung des Springer-Chefs?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Antje Allroggen, Audio: 7:51 Minuten)
Der Chef des Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner, hat um Entschuldigung gebeten, aber reicht das aus? Nein, findet Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: “Das ist eine Entschuldigung voller Leerstellen und voller Auslassungen. Der Schaden wird nicht konkret benannt. Die Grenzüberschreitung wird nicht konkret benannt. Es kommt allein der Vorwurf gegenüber den Ostdeutschen vor.” Außerdem fehle das Element der “eigenen Zerknirschung oder Verstörung”. Offen bliebe auch die Frage, welche Konsequenzen und Lehren aus der vorgeworfenen Grenzüberschreitung man ziehen wolle, so Pörksen.

2. Eine Woche in der irren Welt des Julian Reichelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier hat sich angeschaut, wie Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube Politik kommentiert. Nach “einer Woche in der irren Welt von Julian Reichelt” ist sich Niemeier sicher: “Reichelt betreibt Meinungsmache und das ist offensichtlicher denn je. Das alles ist auch deshalb so gefährlich, weil Reichelt unter dem Deckmantel des unerschrockenen Aufklärers mit seinen Videos Giftsamen in die Köpfe der Zuschauer pflanzt, die dort gedeihen und von Folge zu Folge wachsen. Reichelt trägt so ganz wesentlich mit bei zur Spaltung der Gesellschaft.”

3. Einer muss zahlen
(correctiv.org)
Nachdem das sogenannte Ibiza-Video für einen der größten politischen Skandale Europas sorgte, landete Julian Hessenthaler, der Urheber des Videos, im Gefängnis. Nun ist er wieder raus und gibt “Correctiv” das erste Interview seit seiner Freilassung. Hessenthaler wartet darauf, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte über seine Beschwerde entscheiden wird.

Bildblog unterstuetzen

4. Pressefreiheit weltweit: Journalistïnnen im Fadenkreuz von Regimen, Kartellen und Terrormilizen
(riffreporter.de)
Bei “Riffreporter” berichten verschiedene Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten des “Weltreporter”-Netzwerks über den Zustand der Pressefreiheit in Mexiko, Somalia, den Maghreb-Staaten und Mosambik, Indien und Indonesien, Skandinavien und Spanien.

5. Zu dumm, um wahr zu sein
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” wirbt mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Cover und tut so, als hätte der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Das ist natürlich nicht der Fall, die Zeitschrift hat sich das vermeintliche Gespräch von einer Künstlichen Intelligenz zusammenfantasieren lassen. Bei “Übermedien” kommentiert Boris Rosenkranz: “Die Funke-Mediengruppe will den Unrat, den sie da in die Welt kippt, tatsächlich als journalistisches Produkt verstanden wissen. ‘Die Aktuelle’ liefere ‘spannende und vor allem seriöse Reportagen rund um Stars, VIPs und den Adel’, schreibt der Verlag. Wie man sowas auf eine Internetseite tippen kann, ohne dass diese sofort rot anläuft, ist unklar.”

6. Journalismus ist, wenn “maennersache” im April 2023 berichtet, dass …
(twitter.com/Der_Postillon)
Auf Twitter betätigt sich das Satireformat “Der Postillon” aktuell als Fact-Checker und Vermittler von Medienkompetenz. Der konkrete Anlass ist eine Meldung, die durch verschiedene Medien geistert und auf der unbelegten Behauptung eines anonymen Twitter-Kanals beruht, der immer mal wieder aus einem angeblich echten Brief zitiert: “Mein Kind darf an der Schnitzeljagd des Kindergartens nicht teilnehmen. Wir sind Veganer.”

Springers “Boys Club”, Döpfner und die Compliance, Danke für den Fisch

1. “Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer”
(open.spotify.com, Pia Stendera & Lena von Holt, erste Folge: 32:07 Minuten, zweite Folge: 41:08 Minuten)
“Noch nie sind wir in einer Recherche auf so viel Zurückhaltung, ja sogar Angst gestoßen. Auch wenn jeder die BILD und Axel Springer kennt: Kaum einer weiß, wie das System funktioniert. Wir haben hinter die Fassade geblickt”, fasst Pia Stendera die Podcast-Produktion über den Axel-Springer-Verlag und über Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt zusammen. Für das sich über ein Jahr ziehende Projekt habe sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena von Holt mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen, dabei seien über 80 Stunden Material zusammengekommen. Der Podcast ist die erste Kooperation zwischen Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media und Spotify. Jeden Montag folgen zwei neue der insgesamt acht Folgen. Erster Höreindruck: Man kann noch so viel über den Fall Reichelt gelesen haben, das Medium Audio vermittelt ihn noch einmal ganz anders und eindringlicher.

2. Springer-Chef Döpfner bittet um Entschuldigung
(faz.net)
Die “Zeit” veröffentlichte vergangene Woche einige Chatnachrichten des Springer-Chefs Mathias Döpfner, in denen dieser sich unter anderem abfällig über Ostdeutsche äußerte, den Klimawandel pries und seine Leute anwies, die FDP hochzuschreiben. Nun hat sich Döpfner “in eigener Sache” geäußert. Auffällig sei, so die dpa, dass mehrere der im “Zeit”-Artikel aufgeführten Nachrichten von Döpfner direkt an den damaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen.
Weiterer Lesehinweis: Sehr lohnenswert ist auch der Beitrag von Felix W. Zimmermann bei “Legal Tribune Online”, der juristische und wirtschaftliche Aspekte beleuchtet, die in anderen Medien zu kurz kommen: Döpfner ver­letzt eigene Springer-Com­p­li­ance Regeln.

3. Bundeskriminalamt zahlte rund 50.000 Euro
(tagesschau.de, Florian Flade & Katja Riedel & Sebastian Pittelkow)
Die Bundesregierung hat nach Recherchen von WDR und NDR höhere Honorare für Moderationen von Journalistinnen und Journalisten gezahlt als bisher bekannt. Besonders auffällig seien die Honorare einer Journalistin, die für drei Aufträge vom Bundeskriminalamt insgesamt rund 50.000 Euro kassiert haben soll. Eine lesenswerte Recherche, die (wieder einmal) Anstoß geben könnte, die bisherige Moderationspraxis zu überdenken – wegen möglicher Interessenkonflikte und wegen des möglichen Anscheins.

Bildblog unterstuetzen

4. Danke für den Fisch!
(ctrl-verlust.net, Michael Seemann)
Der Publizist, Journalist und Buchautor Michael Seemann verkündet in seinem Blog seinen Abschied von Twitter. Gute Gedanken und Verweise auf andere Quellen machen seine persönliche Entscheidung lesens- und bedenkenswert. Seemann schließt mit den Worten: “Wir werden abwarten müssen, was passiert und den Takedown von Musk den Profis überlassen, die mit Geldbußen und regulatorischen Hebeln hoffentlich bald auf ihn einknüppeln. Derweil empfehle ich allen, die Zeit auf Mastodon zu überbrücken.”
Weiterer Lesehinweis: Zwei Deutsche gegen Elon Musk: “Elon Musk hat ein Problem in Deutschland: Ihm droht ein Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe. Dafür gesorgt haben zwei private Twitter-Nutzer.” (t-online.de, Lars Wienand)

5. 3 Jahre Corona – was haben die Medien daraus gelernt?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 24:57 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Nina Landhofer mit der BR-Wissenschaftsjournalistin Jeanne Turczynski über die vergangenen drei Jahre Wissenschaftsberichterstattung und deren neue Bedeutung während der Corona-Pandemie: “Wie politisch ist Wissenschaftsjournalismus geworden? Brauchen wir eine Debatte über die öffentliche Macht, die mit der Medienpräsenz einhergeht? Und was haben die Medien in den vergangen drei Jahren gelernt?”

6. Inszeniertes Verschwörungsvideo von 3Sat wird für echt gehalten
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
“Correctiv” berichtet über ein von 3sat inszeniertes Verschwörungsvideo, das von einigen Menschen fälschlicherweise für echt gehalten werde. Das Video zeigt eine angebliche “Benebelungssubstanz”, die von Regierungen zur Kontrolle von Menschen eingesetzt werden soll. Bei dem Video handelt es sich jedoch um Fiktion, die für eine 3sat-Sendung produziert wurde.

KW 15/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Harald Welzer über Medien, Journalismus & Ukraine-Krieg
(youtube.com, Jung & Naiv, Tilo Jung, Video: 3:06:25 Stunden)
Bei “Jung & Naiv” ist der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer zu Gast, der zusammen mit Richard David Precht das Buch “Die vierte Gewalt” geschrieben hat. In dem Gespräch geht es um Massenmedien und Meinungsmache, gemachte Fehler und Ungenauigkeiten, die von den Autoren behauptete “Selbstangleichung der Medien”, die “Zeitenwende” in Politik und Journalismus und viele weitere medienrelevante Themen. Wie immer bei “Jung & Naiv” zeitintensiv, dafür aber umso tiefgehender.

2. Heikle Nebenjobs: Journalisten moderieren für die Politik
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Daniel Bröckerhoff, Video: 16:41 Minuten)
Können Journalistinnen und Journalisten, die zum Beispiel für Moderationen Geld von der Bundesregierung angenommen haben, noch unabhängig und kritisch berichten? Viele zweifeln daran. Für das Medienmagazin “Zapp” geht Daniel Bröckerhoff dieser Frage nach und spricht mit einem Nebenjob-Kritiker, dem Journalistik-Professor Volker Lilienthal. Die Medienschaffenden, die von den Nebenjobs profitierten, seien laut Bröckerhoff nicht bereit gewesen, vor der Kamera über das mögliche Problem zu sprechen.

3. Die Straftaten des Rappers Fler
(tagesspiegel.de, Katja Füchsel & Sebastian Leber, Audio: 37:31 Minuten)
Der Polizist Stephan Zillmer wurde bei einem Einsatz von dem Berliner Rapper Fler wüst beschimpft und bedroht, ließ sich aber nicht provozieren und blieb gelassen. Durch ein virales Video wurde der Vorfall deutschlandweit bekannt. Jetzt spricht der Beamte erstmals über den Vorfall, die Hintergründe und die Frage, wie sich die unfreiwillige Medienprominenz auf sein privates und berufliches Leben ausgewirkt hat.

Bildblog unterstuetzen

4. Wird Twitter denn nun sterben – und wenn ja, woran?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:05 Minuten)
“Twitter ist wie ein Jenga-Turm. Es steht die ganze Zeit auf der Kippe, wann es in sich zusammenfällt.” Im “Übermedien”-Podcast ist Gavin Karlmeier zu Gast, der zusammen mit Dennis Horn im Podcast “Haken dran” fast täglich über Neuigkeiten bei Twitter berichtet. Und davon gibt es seit der Übernahme durch Elon Musk jede Menge. In dem Interview geht es um den langsamen und schmerzhaften Niedergang des Netzwerks und die Frage nach Alternativen. Wer nach Hören des “Übermedien”-Podcasts auf den Geschmack gekommen ist, dem sei “Haken dran” wärmstens empfohlen.

5. Computer statt Journalisten: Spielberichte im Amateur-Fußball
(youtube.com, Sportschau, Tom Theunissen, Video: 9:59 Minuten)
Die Berichterstattung über Fußballspiele sei schon immer von vielen Sprachschablonen und austauschbaren Stilmitteln geprägt gewesen, habe sich aber durch das Fachwissen und die subjektiven Beobachtungen des Reporters oder der Reporterin ausgezeichnet. In jüngster Zeit würden die Vor- und Nachberichte von Fußballspielen im deutschen Amateurbereich jedoch von Computern generiert, und dabei gehe manchmal das eine oder andere Detail verloren. Der Film von Tom Theunissen beleuchtet einen ersten Versuch aus dem Jahr 2020, ein Fußballspiel mit Künstlicher Intelligenz zu erfassen.

6. Das Ende von maiLab
(youtube.com, MaiLab, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 19:10 Minuten)
Mit bewegenden Worten verabschiedet sich die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim von den fast eineinhalb Millionen Abonnentinnen und Abonnenten ihres Youtube-Kanals “MaiLab”. Das Tröstliche: Ihr Abschied bezieht sich nur auf Youtube.

Enthüllungen über Springer-Chef, NPR verlässt Twitter, Offener Brief

1. Enthüllungen über Springer-Chef – Ostbeauftragter hält Döpfner für “nicht mehr tragbar”
(tagesspiegel.de, Juliane Schäuble & Maria Fiedler & Felix Hackenbruch)
Gestern hat die “Zeit” eine Geschichte über Springer-Chef Mathias Döpfner veröffentlicht (nur mit Abo lesbar), die für viel Aufmerksamkeit sorgte: Interne Dokumente würden zeigen, wie Döpfner wirklich denkt und wie er mit “Bild” Politik machte (“Angela Merkel hielt er für den Sargnagel der Demokratie, Ostdeutsche seien Faschisten oder Kommunisten, den Klimawandel fand er gut.”) Der “Tagesspiegel” hat einige Reaktionen aus der Politik zusammengefasst. In einem Kommentar schreibt Robert Ide: “Ostdeutschland ist viel weiter als es der abwertende, in Teilen selbst die Demokratie gefährdende Populismus von Mathias Döpfner wahrhaben will. Und auch weiter als die nächste plump geführte Ost-West-Schuldzuschieberei, an der mit Vorurteilen weiter Geld verdient wird.”
Für “Übermedien” hat der “6-vor-9”-Kurator versucht zu erahnen, wie sich “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner in seiner “Post von Wagner” zu dem Vorgang äußern würde: “Wo andere ihr Herz auf der Zunge tragen, tragen Sie es auf der Tastatur” (übermedien.de, Lorenz Meyer).

2. RSF reicht Verfassungsbeschwerde ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat Verfassungsbeschwerde gegen die rechtliche Grundlage für den Einsatz sogenannter Staatstrojaner durch den Bundesnachrichtendienst (BND) eingelegt: “In seiner jetzigen Form ist das deutsche Verfassungsschutzgesetz eine echte Gefahr für investigativ arbeitende Medienschaffende und ihre Quellen, und das weltweit. Jeder Journalist und jede Journalistin, die in extremistischen Kreisen recherchiert, könnte durch den BND per Staatstrojaner überwacht werden und hat aktuell praktisch keine Möglichkeit, sich auf dem Rechtsweg dagegen zu wehren. Das muss sich ändern.”

3. Evan Gershkovich freilassen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Journalismus und Medienwirtschaft haben sich in einem offenen Brief an den russischen Botschafter in Deutschland gewandt und die sofortige Freilassung des US-Journalisten Evan Gershkovich aus russischer Haft gefordert. Die unrechtmäßige Verhaftung habe westliche Medien dazu veranlasst, erneut Korrespondenten und Korrespondentinnen aus Moskau abzuziehen: “Das höhlt die Pressefreiheit in Russland weiter aus, denn diese Korrespondenten müssen nun aus der Ferne über die Situation in Russland berichten – viele von ihnen aus Berlin. Das ist eine Entwicklung, die die Welt seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr erlebt hat.”

Bildblog unterstuetzen

4. Ist das Erotik oder schon Porno?
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wie Sebastian Meineck bei netzpolitik.org berichtet, spitzt sich der Konflikt zwischen der deutschen Medienaufsicht und Pornodarstellerinnen und -darstellern zu. Nach einiger Recherchearbeit kommt Meineck zu folgendem Ergebnis: “Die Medienaufsicht droht Porno-Darsteller*innen mit Strafanzeige, wenn sie sich nicht an die Regeln für zulässige Erotik halten. Sie behauptet, die Regeln seien klar. Aber auch bei der wiederholten Frage nach konkreten Beispielen mauert die Behörde. Was sie stattdessen anbietet: direkte Beratung am Telefon, und zwar für alle, die sich mit Nachfragen melden.”

5. Seelsorge per Instagram und digitale Ostereier
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 40:53 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es unter anderem um die Situation der Auslandskorrespondenten in Moskau, Seelsorge per Instagram, TikTok-Mönche aus Kambodscha und Mediengrößen mit NS-Vergangenheit. Durch die Sendung führt Anja Backhaus.

6. US-Sender NPR zieht sich von Twitter zurück
(spiegel.de)
NPR, das US-amerikanische National Public Radio, zieht sich von Twitter zurück. Der Hintergrund: Das von Elon Musk kontrollierte Netzwerk habe NPR erst als “staatlich kontrolliert” und inzwischen als “von der Regierung finanziert” gelabelt, was mindestens irreführend sei. Musk fordert nun, dem Senderverbund die staatliche Unterstützung zu entziehen. Dazu muss man wissen, dass diese auf weniger als ein Prozent geschätzt wird …

Accountsperren gegen Hass, Baerbocks China-Reise, Assange

1. Mit Accountsperren gegen Hass im Netz
(tagesschau.de, Kristin Becker)
Kristin Becker berichtet über ein Eckpunktepapier der Bundesregierung, das Maßnahmen zur Bekämpfung digitaler Gewalt vorschlägt. Verschiedene Themen würden darin angesprochen, darunter die Verbesserung des Schutzes vor Hass und Hetze im Internet, die Stärkung der Opferrechte und die Regulierung Sozialer Medien.

2. “Julian kämpft ums Überleben”
(taz.de, Rob Savelberg)
Die “taz” spricht mit Stella Assange, Ehefrau und Anwältin des inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange. In dem Interview schildert sie unter anderem die katastrophalen Haftbedingungen in einer winzigen Zelle: “Er muss mindestens 20 Stunden pro Tag in der Zelle bleiben. Besucher dürfen 75 Minuten bleiben. Die Häftlinge dürfen höchstens eine Stunde lang nach draußen. Dann muss er sich Essen holen und es in der Zelle alleine essen. Alle paar Tage darf er duschen. (…) Einmal in vier Jahren durfte er ins Fitnessstudio gehen. Und einmal zum Fußballspielen, als der Minister zu Besuch kam.”

3. Hilfe für Journalist:innen in Gefahr
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Im “Fachjournalist” stellt Gunter Becker die Hannah-Arendt-Initiative vor. Das staatlich geförderte Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organisationen wurde gegründet, um bedrohte Medienschaffende im Ausland und im Exil zu schützen und zu unterstützen. In dem Beitrag berichten Vertreter der an der Initiative beteiligten NGOs mit Fokus auf Belarus, Ukraine, Russland und Afghanistan, wer die Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen kann und wie diese vermittelt werden.

Bildblog unterstuetzen

4. Twitter-Belegschaft auf 1.500 Angestellte geschrumpft
(zeit.de)
“Zeit Online” berichtet, dass Twitter-Chef Elon Musk über 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen habe. Etwa 1.500 Angestellte umfasse die Belegschaft derzeit noch, vor Musks Übernahme waren es mehr als 8.000. So habe er es jedenfalls in einem BBC-Interview gesagt. Was Musk der BBC sonst noch erzählt hat, kann man beim “Spiegel” nachlesen: Twitter hat einen neuen Namen und laut Elon Musk angeblich einen neuen Chef (spiegel.de).

5. Muss man wieder alles selber machen
(freischreiber.de)
Im April-Newsletter des Berufsverbands freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber werden wichtige Entwicklungen in der Medienlandschaft zusammengefasst, Fortbildungen, Stipendien und Preise vorgestellt und kommende Veranstaltungen angekündigt.

6. Freilassung von Journalisten fordern
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich der China-Reise von Annalena Baerbock appelliert Reporter ohne Grenzen an die Außenministerin, sich für die Freilassung der mehr als 100 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten einzusetzen: “Die Lage der Pressefreiheit in China ist so katastrophal, dass die Außenministerin ihr einen zentralen Platz in den Gesprächen vor Ort einräumen muss.”

Mit Tätern sprechen?, Front-Verbot in der Ukraine, Auf1 und das Klima

1. 3,4 Millionen Deutsche waren noch nie im Internet
(spiegel.de)
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nutzen knapp sechs Prozent der 16- bis 74-Jährigen in Deutschland das Internet nicht. Am größten sei der Anteil der sogenannten Offliner in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen. Insgesamt liege Deutschland damit knapp unter dem EU-Durchschnitt.

2. Mit Tätern sprechen
(journalist.de, Malte Herwig)
Malte Herwig ist Journalist, Buchautor und Podcast-Host von Produktionen wie “Faking Hitler” und “Jack”, ein Podcast über den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger. Für sein aktuelles Podcast-Projekt interviewt Herwig Frauenmörder, Serienkiller und NS-Verbrecher. Das wirft verschiedene, auch ethisch-moralische Fragen auf, denen er in seinem Gastbeitrag nachzugehen versucht.

3. Front-Verbot für Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Ukraine hat zahlreiche Städte und Dörfer an der Front im Osten des Landes für Medienschaffende gesperrt. Reporter ohne Grenzen ist damit nicht einverstanden: “Wir halten die neuen Regeln für übertrieben”, so Geschäftsführer Christian Mihr: “Sie machen die Berichterstattung von der Front praktisch unmöglich.” Die ukrainische Regierung müsse sicherstellen, dass Journalistinnen und Journalisten weiterhin aus erster Hand über den russischen Krieg gegen die Ukraine berichten können.

Bildblog unterstuetzen

4. Auf1 verbreitet mehrere falsche Behauptungen zum Klimawandel
(correctiv.org, Paulina Thom)
Der österreichische Fernsehsender Auf1 verbreitet in einem Video sieben Behauptungen über den Klimawandel, die sich einem Faktencheck durch “Correctiv” zufolge als falsch erwiesen hätten und dem Stand der Wissenschaft widersprächen: “Fünf der Hauptbehauptungen im Video sind größtenteils falsch, zwei Behauptungen fehlt relevanter Kontext. An einigen Stellen im Video werden aus richtigen Aussagen falsche Schlüsse gezogen.”

5. Was die neuen EU-Regeln für die Wikipedia bedeuten
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Das Digitale-Dienste-Gesetz bringt neue Regeln für Online-Plattformen, die sich auch auf Wikipedia auswirken werden. netzpolitik.org hat mit Dimitar Dimitrov von Wikimedia in Brüssel darüber gesprochen, was das neue Regelwerk für die Online-Enzyklopädie bedeutet, und wo es noch Herausforderungen gibt.

6. Eine künstliche Blondine spricht Nachrichten für Kuwait
(faz.net)
Die “Kuwait News” wollen ihre Nachrichten künftig von “Fedha” vorlesen lassen, einer virtuellen Sprecherin, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz geschaffen worden sei. Die Website, die zur englischsprachigen Zeitung “Kuwait Times” gehört, teste zurzeit das Potential von Künstlicher Intelligenz, um “neue und innovative Inhalte” zu liefern, so der stellvertretende Chefredakteur.

Tödliche Bilanz, Papers, Leaks und Files, Horror-Thema Komödie

1. 1.657 Medienschaffende seit 2003 getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen blickt auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück, die sich für Medienschaffende als besonders tödlich erwiesen hätten: “Seit 2003 kamen bis 7. April insgesamt 1.657 Journalistinnen und Reporter bei oder wegen ihrer Arbeit ums Leben, durch Morde oder Auftragsmorde, bei Überfällen, Angriffen in Kriegsgebieten oder nach schwersten Verletzungen. Im Schnitt sind das mehr als 80 im Jahr.”

2. Die Macht des Boulevards über die Politik
(derstandard.at, Fabian Schmid)
Die Korruptionsermittlungen gegen die Macher der “Kronen Zeitung” und des Gratisblatts “Heute” würden zeigen, wie tief Politik und Boulevardmedien “im Inseratesumpf stecken”, schreibt Fabian Schmid in seinem lesenswerten Text über die Macht des österreichischen Boulevards über die dortige Politik und umgekehrt.

3. Können ausländische Medien in Russland bleiben?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Sebastian Wellendorf)
In Russland hat sich die Situation für Journalistinnen und Journalisten verschlechtert, so dass einige das Land verlassen haben, insbesondere seit der Verhaftung des “Wall-Street-Journal”-Reporters Evan Gershkovich. Viele Korrespondentinnen und Korrespondenten würden nun nach Berlin wechseln, erzählt Bojan Pancevski, Leiter des Berliner Büros des “Wall Street Journal”.

Bildblog unterstuetzen

4. Die Masse ist die Message: Der Fluch der Papers, Leaks und Files
(uebermedien.de, Gabriel Yoran)
“Offshore Leaks”, “LuxLeaks”, “Swiss Leaks”, “Panama Papers”, “Paradise Papers”, “Football Leaks”, “Pandora Papers” und nun die “Vulkan Files”. Der Trend, aufwendige und komplexe investigative Recherchen als “Brands” zu vermarkten, löst bei Gabriel Yoran eine Form von Ermüdung aus: “Wie jetzt bei den ‘Vulkan Files’ wird seit einiger Zeit nicht das Ergebnis einer Recherche, sondern ihr Quellmaterial gebrandet. Aber jedesmal, wenn wieder Soundso-Leaks oder Dingenskirchen-Papers erscheinen, verliere ich schlagartig die Lust, das zu lesen. Selbst wenn es ‘die größte Recherche aller Zeiten’ ist, gewonnen aus ‘dem größten Datenleck aller Zeiten’ – ich merke einen Widerstand, mich damit zu befassen.”

5. Nun liegt auch die BBC im Clinch mit Elon Musk
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Twitter hat den BBC-Account auf der Plattform mit dem Zusatz “Government Funded Media” versehen, wohl um die BBC als vorgebliches Staatsmedium zu brandmarken. Dagegen hat die BBC nun protestiert: “Die BBC ist und war immer unabhängig. Wir werden von der britischen Öffentlichkeit über Gebühren finanziert.” (Man darf auf die Antwort gespannt sein. Der Journalist Jake Kanter hatte sich in der gleichen Angelegenheit an Twitter gewandt und als Antwort ein Scheißhaufen-Emoji erhalten).
Weiterer Lesetipp: Wie die Jünger des Tesla- und Twitter-Chefs Elon Musk ihrem Herrn dienen (profil.at, Christina Hiptmayr).

6. Deutsche Komödien sind ein Horror
(nzz.ch, Andreas Scheiner)
Til Schweiger hat vor Kurzem seinen Film “Manta, Manta – Zwoter Teil” vorgestellt (Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt bezeichnet ihn als “traurigsten Film der Welt”). Anlass für Andreas Scheiner, sich mit deutschen Komödienproduktionen im Allgemeinen und im Besonderen zu beschäftigen: “Von der ‘Fack ju Göhte’-Reihe bis hin zum Klamauk eines Michael ‘Bully’ Herbig hat die bundesdeutsche Humorfabrikation in der Vergangenheit schon viele Filmkritiker in tiefere Sinnkrisen gestürzt. Aber das ist der deutschen Komödie natürlich egal, sie macht einfach weiter. Nirgendwo auf der Welt hat sich eine Filmindustrie vergleichbar auf ein Genre kapriziert.”

KW 14/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Christoph Reuter: Berichtet aus den Krisengebieten der Welt
(ardmediathek.de, SWR1 Leute, Jens Wolters, Video: 41:04 Minuten)
Christoph Reuter ist einer der renommiertesten deutschen Kriegsberichterstatter mit jahrzehntelanger Erfahrung in unterschiedlichsten Krisenregionen. Zuletzt berichtete er unter anderem über die “Gefährliche Flucht aus dem Iran” (spiegel.de, nur mit Abo lesbar) oder “Die letzten Bestatter von Bachmut” (spiegel.de, nur mit Abo lesbar). In “SWR1 Leute” erzählt Reuter von seinen vielfältigen Einsatzorten, seiner Arbeit im Nahen Osten und dem Alltag eines Auslandskorrespondenten in zum Teil extrem schwierigen Situationen.

2. Digitalexperte Dennis Horn über die Redaktion der Zukunft
(youtube.com, turi2tv, Pauline Stahl, Audio: 35:07 Minuten)
Dennis Horn sieht die Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus vor allem in kreativen Bereichen und betont, dass KI eher als Assistenztool fungieren könnte, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Er glaubt nicht, dass KI die Arbeit von Medienschaffenden übernehmen wird, rät aber dazu, schon jetzt mit KI zu experimentieren und die Technologie als wichtige Fähigkeit für Journalistinnen und Journalisten der Zukunft zu begreifen. Im “turi2”-Wissen-Podcast spricht Horn über die Grenzen von KI, mögliche neue Berufsbilder und die Frage, wie Medienschaffende technologische Innovationen nutzen können.

3. IT-Experte zu künstlicher Intelligenz: “Wir sind nicht vorbereitet!”
(youtube.com, ZDFheute Nachrichten, Markus Lanz, Video: 33:33 Minuten)
In der ZDF-Talksendung von Markus Lanz geht es um die Frage, inwieweit Künstliche Intelligenz und Deepfake-Videos dafür sorgen, dass die Grenzen zwischen Wahrheit und Fälschung verschwimmen. IT-Experte Linus Neumann betont die unzureichende Bildung in diesem Bereich und die wachsenden Schwierigkeiten, Fakes schnell erkennen zu können. Die Gesellschaft sei in keinster Weise darauf vorbereitet. “Spiegel”-Journalist Martin Knobbe unterstreicht, dass die Prüfung von Materialien in Redaktionen zunehmend wichtiger werde.

Bildblog unterstuetzen

4. Bankenkrise oder Finanzkrise 2.0 – Welche Verantwortung haben die Medien?
(ardaudiothek.de, BR24 Medien, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:21 Minuten)
Das Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks diskutiert diese Woche die Berichterstattung über die Bankenkrise und die damit verbundene Verantwortung der Medien. Die Sendung untersucht Berichte über verschiedene Banken und geht der Frage nach, wie Vertrauen in die Finanzwelt aufgebaut wird. Zu Gast sind der Wirtschaftsjournalist Rigobert Kaiser und Holger Graf, Experte für das internationale Finanzsystem und Financial Influencer.

5. Wird es gefährlicher, aus Russland zu berichten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 18:19 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast unterhält sich Holger Klein mit Ina Ruck, die für die ARD aus Moskau berichtet: Unter welchen Bedingungen arbeitet eine Korrespondentin heutzutage in Russland? Wie kann sie sich im Land bewegen? Worüber kann sie berichten – und worüber nicht? Und wann würde sie das Land wieder verlassen?

6. Alles vegan? – Wohin treibt der Food-Journalismus?
(sr.de, Sabine Wachs & Michael Meyer, Audio: 19:31 Minuten)
Beim Saarländischen Rundfunk sprechen Sabine Wachs und Michael Meyer mit Holger Gettmann über den Foodjournalismus in Deutschland. Gettmann ist Gastro-Kritiker und Vorsitzender des Vereins Slow Food Saarland. Wo steht der Foodjournalismus? Wie gut ist er eigentlich in Deutschland? Und was unterscheidet Foodjournalisten von Foodbloggern oder Influencern?

“Bild” und das “Schauspiel im Schauspiel”, Fake-Anzeigen, KI-Fail

1. “Bild” löscht Artikel über Reichsbürger
(tagesspiegel.de, Julius Geiler)
Bei der Premiere eines Theaterstücks in Halle über die Welt der Reichsbürger war auch der in der Reichsbürgerszene bekannte und selbsternannte “König von Deutschland” Peter Fitzek als Besucher vor Ort. Die Eintrittskarten soll ihm ein “Bild”-Reporter besorgt haben, um ein “Schauspiel im Schauspiel” zu inszenieren, wie das Theater vermutet. Nach Bekanntwerden des Vorgangs entfernte die “Bild”-Redaktion den dazugehörigen Text von Bild.de.
Aktueller Lesetipp zum Thema, in dem auch besagter Peter Fitzek eine Rolle spielt: “Reichsbürger” wollen Parallelwirtschaft: “Sie sind Maler, Masseure oder Bestatter, verkaufen Solaranlagen oder vegane Lebensmittel. Dutzende Firmen sehen sich als Teil eines fiktiven ‘Königreichs Deutschland’. Der Verfassungsschutz rechnet sie der ‘Reichsbürger’-Szene zu.” (tagesschau.de, Kai Laufen)

2. So funktioniert die Abzocke mit Fake-Anzeigen
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz schreibt beim “Spiegel” über “die Abzocke mit Fake-Anzeigen”. In der vergangenen Woche hatte der “6-vor-9”-Kurator auf Twitter die Anzeigenpraxis des “Spiegel” kritisiert: “Lieber @derspiegel, es ist schon ziemlich, nun ja, erbärmlich, dass Ihr seit Jahren zulasst, dass auf Eurer Webseite übelste Fake-Meldungen von digitalen Trickdieben ausgespielt werden. Stoppt endlich diesen Mist! (Und ja, das gilt auch für andere Qualitätsmedien)”. Der konkrete Anlass war eine in einen Artikel eingebettete Anzeigen-Falschmeldung mit einem gefälschten Foto der vermeintlichen Verhaftung des TV-Moderators Markus Lanz und dem Locktitel: “Tausende strömen nach Lanz Verhaftung zu den Geldautomaten”. Nun erklärt der “Spiegel” wortreich und sinngemäß, wie schwierig es für Medien wie den “Spiegel” sei, das (seit vielen Jahren bekannte, Anmerkung des Kurators) Problem in den Griff zu bekommen, und dass dieses Anzeigenformat nun mal viele Einnahmen generiere, auf die man ungern verzichte. Dies erinnert den Kurator an eine Twitter-Diskussion mit einem Mitarbeiter des “Spiegel”: “Ach, und die Jobs, die an ‘dieser Art der Vermarktung’ hängen, rechtfertigen es, dass ‘Spiegel’-Leser und -Leserinnen seit Jahren und immer wieder geschädigt, geprellt und abgezockt werden? Und nein: Es ist nicht komplex. Hört endlich auf damit!”

3. Krasser KI-Sündenfall, @ippenmedia!
(twitter.com/LarsWienand)
Offenbar lässt die Ippen-Gruppe, zumindest vereinzelt, Beiträge von einer Künstlichen Intelligenz (KI) schreiben. Die entsprechenden Texte sind jedenfalls gekennzeichnet und mit dem Hinweis versehen, dass ein Mensch sie vor der Veröffentlichung geprüft habe. Was dabei schiefgehen kann, zeigt der Journalist Lars Wienand auf Twitter mit einem Beispiel aus der Praxis: Anscheinend hat die KI einen zehn Jahre alten Beitrag über einen Fall in den USA mit dem aktuellen Fall “Jule Stinkesocke” verwoben und zu einer neuen Meldung zusammenhalluziniert.
Weiterer Lesehinweis: In zahlreichen Medien wurden bereits Algorithmen und Künstliche Intelligenz eingesetzt, um über Sportergebnisse, Wettervorhersagen, Lottozahlen oder Kochrezepte zu berichten. Doch mit dem Aufkommen von ChatGPT explodiert die Zahl der möglichen Anwendungsbereiche von KI. Beim “Fachjournalist” schreibt Dennis Fajt über die Herausforderungen, Probleme und Lösungen beim Einsatz von “denkenden Maschinen” im journalistischen Umfeld.

Bildblog unterstuetzen

4. Nur dahingesagt – oder “dahingerotzt”?
(verdi.de, Lars Hansen)
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe soll sich kürzlich vor jungen Leuten abfällig über Medien geäußert haben. Lars Hansen will das nicht so stehen lassen und kontert: “Journalistische Medien in Zeiten zahlreicher globaler Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche insgesamt zu diffamieren, anstatt sie wertzuschätzen und jungen Menschen näher zu bringen, ist eines Demokraten unwürdig. Journalistische Produkte, die durch mehrere Redaktionsprozesse gegangen sind, oft unter schwierigen Arbeitsbedingungen, bevor sie veröffentlicht wurden, als ‘dahingerotzt’ zu bezeichnen, ist der Stil eines ganz schlechten Lehrers. Setzen, Sechs!”

5. Hetzkampagne gegen Journalisten
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Als sich das Medienmagazin “Zapp” bei “Tagesspiegel”-Reporter Sebastian Leber meldete, wollte er es zunächst nicht glauben: Eine Reihe bekannter Verschwörungsideologen und Hetzer, so die “Zapp” vorliegenden Informationen, hätten im Geheimen eine koordinierte Kampagne geplant, um ihn und den “Tagesspiegel” zu diffamieren. Leber fragt sich: “Wenn die sich schon die Mühe machen, koordiniert gegen eine kleine Leuchte wie mich zu hetzen, gegen wie viele andere Journalist:innen in Deutschland liefen und laufen dann noch Diffamierungsaktionen?”
Transparenzhinweis: Für etwa eine halbe Stunde war hier ein anderer Beitrag verlinkt, den wir jedoch wegen inhaltlicher Mängel ausgetauscht haben.

6. Die Trump-Show LIVE
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 2:50 Minuten)
Tappen Redaktionen erneut in Donald Trumps Medienfalle? Boris Rosenkranz hat sich angeschaut, wie deutsche Medien über die aktuellen Ereignisse rund um die Trump-Anklage berichtet haben, und hat einen Zusammenschnitt erstellt, der für sich spricht: “Donald Trump muss in New York City vor Gericht. Und was machen Medien weltweit, als hätten sie nichts gelernt? Sie filmen den amerikanischen Ex-Präsidenten auf Schritt und Tritt, sogar aus Helikoptern – und bereiten ihm damit eine ganz große Bühne.”
Lesehinweis: Bei der “taz” kommt Carolina Schwarz zu einer ähnlichen Erkenntnis: Ein reines Spektakel: “Mit Live-Berichterstattung und Helikoptern begleiten US-Medien Donald Trumps Anklage. Dabei wiederholen sie journalistische Fehler aus dem Wahlkampf 2016.”

KI aber fair!, Momente der Wahrheit, Bußgeldverfahren gegen Twitter

1. Im Bündnis mit 15 Organisationen fordert die dju “KI aber fair!”
(dju.verdi.de)
Gemeinsam mit 15 Kultur- und Kreativverbänden hat die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) ein Positionspapier (PDF) zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) unterzeichnet. Die Verbände aus den Bereichen Text, Lektorat, Journalismus, Grafik, Illustration, Fotografie und Kunst fordern darin einen besseren Schutz ihrer kreativen Werke vor unberechtigter Nutzung, eine Stärkung des Urheberrechts und eine Vergütung für die Nutzung ihrer Werke: “Unsere schöpferischen Leistungen nutzen viele KI-Entwickler wie selbstverständlich zum Training ihrer Anwendungen. Diese Selbstbedienungsmentalität zulasten unserer Branche ist nicht akzeptabel”, so die Initiatoren von “KI aber fair!.
Weiterer Lesehinweis: Kanada ermittelt gegen Unternehmen hinter ChatGPT: “Der kanadische Datenschutzbeauftragte untersucht, ob OpenAI unerlaubt persönliche Daten sammelt. Auch US-Präsident Joe Biden fordert, dass KI-Produkte sicher sein müssen.”

2. “Ich möchte Momente der Wahrheit finden”
(journalist.de, Jan Freitag)
Khesrau Behroz hat bereits einige bemerkenswerte Podcasts produziert, darunter Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen?, Wer hat Angst vorm Drachenlord? und Noise. Was ihn antreibt, wie viel Aufwand er und sein Team betreiben, und warum er mit reinen Gesprächspodcasts mehr verdienen würde, verrät Behroz im gut geführten und lesenswerten Interview mit dem “journalist”.

3. Gefängnisleitung verwehrt RSF Assange-Besuch
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen protestiert gegen die Entscheidung der Londoner Gefängnisverwaltung, der Organisation das Recht zu verweigern, den dort inhaftierten Julian Assange zu besuchen: “Wir sind zutiefst enttäuscht über die willkürliche Entscheidung der Gefängnisverwaltung, uns den Besuch bei Julian Assange zu verwehren, obwohl wir alle Regeln befolgt haben. Julian Assange hat das Recht, Besucherinnen und Besucher im Gefängnis zu empfangen, und als Pressefreiheitsorganisation sind wir berechtigt, ihn zu besuchen. Wir fordern, dass die Entscheidung aufgehoben wird und wir umgehend Zugang erhalten.”

Bildblog unterstuetzen

4. Bundesamt für Justiz leitet Bußgeldverfahren gegen Twitter ein
(spiegel.de)
Wie Justizminister Marco Buschmann auf Twitter mitteilt, habe sein Ministerium ein Bußgeldverfahren gegen Twitter eingeleitet: “Dem BfJ liegen hinreichend Anhaltspunkte dafür vor, dass Twitter gegen die gesetzliche Pflicht zum Umgang mit Beschwerden über rechtswidrige Inhalte verstoßen hat. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Plattformen dürfen es nicht einfach hinnehmen, wenn ihre Dienste zur Verbreitung strafbarer Inhalte missbraucht werden.”

5. Springer schließt Druckstandort
(sueddeutsche.de)
Die Axel-Springer-Verlagsgruppe plant die Schließung ihres Druckstandorts Ahrensburg bei Hamburg. Dort drucke man bislang Regional- und Teilauflagen der “Bild”-Zeitung, von “Bild am Sonntag”, “Welt” und “Welt am Sonntag”, aber auch das “Hamburger Abendblatt” sowie Teilauflagen der “Süddeutschen Zeitung”. Von der Schließung des Standorts seien etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die wegfallenden Auflagen wolle man auf andere im Besitz befindliche Druckereien verteilen.

6. Quelle Selbstauskunft: Falsche Opferidentitäten im Netz
(freitag.de, Özge İnan)
Özge İnan nimmt den Fall “Jule Stinkesocke”, eine bislang erfolgreiche, aber offensichtlich gefälschte Twitter-Identität, zum Anlass, ein paar gute Gedanken über unsere Liebe zu fein gesponnenem Seemannsgarn, analogen und digitalen Hochstaplern und erfundenen Opferidentitäten zu entwickeln.

NDR-“Klimabericht”, Guidelines für KI, Twitter auf Hund gekommen

1. “Vollflop” und “Katastrophe”: Der schonungslose Bericht über das miese Klima im NDR
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Seit vergangenen Mittwoch liegt der 99-seitige Bericht über das Betriebsklima beim NDR vor. Dieser “Klimabericht” schildere schonungslos, was im NDR nach Ansicht der NDR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter im Argen liegt. Darin liege auch eine Chance, findet Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Diese Schonungslosigkeit macht die Lektüre einerseits für die Betroffenen und die Verantwortlichen so schmerzhaft, ist andererseits aber auch ein Grund zur Hoffnung: So unmöglich es nach dem Lesen erscheinen mag, den Laden zu reformieren, so undenkbar ist es auch, den Bericht in irgendeiner Schublade verschwinden zu lassen und zur Tagesordnung überzugehen.”

2. Die Guidelines der dpa für Künstliche Intelligenz
(innovation.dpa.com)
Die Nachrichtenagentur dpa hat fünf Leitlinien entwickelt, um sicherzustellen, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Berichterstattung ethisch und transparent bleibt. Diese Richtlinien beinhalten unter anderem, dass der Einsatz von KI in der Berichterstattung immer von Menschen überwacht werden muss, dass die Datenquellen für KI-Algorithmen überprüft werden müssen, und dass der Einsatz von KI immer im Einklang mit den journalistischen Standards der dpa stehen muss.

3. Was machen russische Militärblogger?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 6:34 Minuten)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, wurde am vergangenen Sonntag in Sankt Petersburg ein bekannter russischer Kriegspropagandist und Militärblogger bei einem Bombenanschlag getötet, etwa 30 weitere Menschen wurden verletzt. Was hat es mit den rund 500 Militärbloggern auf sich, die kremlfreundliche Propaganda von der Front verbreiten?

Bildblog unterstuetzen

4. Wirbel um fragwürdige Literatur: Ist dein Buchladen dabei?
(buzzfeed.de, Jana Stäbener)
“Buzzfeed” beschäftigt sich mit den Vorwürfen, dass einige deutsche Verlage rassistische und rechtsextreme Bücher veröffentlichen und vertreiben. Genannt werden insbesondere der Großhändler Libri und verschiedene Verlage, die Bücher mit entsprechenden Inhalten veröffentlicht haben sollen. “Buzzfeed” hat dazu umfangreich recherchiert und mit Expertinnen und Experten gesprochen. Die betroffenen Verlage würden zur Verbreitung rechtsextremer Ideologien beitragen und die Spaltung der Gesellschaft verstärken. Der Artikel fragt nach der Verantwortung der Verlage und des Vertriebsdienstleisters Libri und fordert eine stärkere Auseinandersetzung mit der Problematik.

5. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Greta Linde)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe bietet einen Überblick über Neuigkeiten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem gibt es Nachrichten aus dem Netzwerk Recherche und “Gretas Tipps des Monats” von Greta Linde, die den Newsletter neuerdings redaktionell betreut.

6. Dogecoin-Hund statt Twitter-Vogel
(spiegel.de)
Twitter hat gestern Abend ohne Angabe von Gründen sein Logo geändert. Statt des bekannten blauen Vogels ist ein Hund zu sehen, der für die Kryptowährung Dogecoin steht, die ursprünglich als Scherz gedacht war. Das Thema hat eine Vorgeschichte, in der Twitter-Eigentümer Elon Musk eine Rolle spielt.

Wird’s knapp für Kurz?, Gefährlicher Präzedenzfall, Kalkofe

1. Für Kurz wird’s knapp
(taz.de, Ralf Leonhard)
Vergangene Woche wurden die Büroräume der österreichischen Boulevardzeitung “Heute” durchsucht. Es soll dabei um den Vorwurf der Bestechung gehen. Für Sebastian Kurz, der wegen des Vorwurfs der Inseratenbestechung Ende 2021 als Bundeskanzler und ÖVP-Chef zurücktreten musste, könnte es nun unangenehm werden, schreibt Ralf Leonhard in der “taz”.

2. Anspielung auf Springer-Chef Döpfner?
(tagesspiegel.de)
Der Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre hat auf Instagram ein Video veröffentlicht, in dem rund 70 bekannte Personen den Satz sagen: “Dann müssen sich die Frauen auch nicht wundern”. Möglicherweise eine Aktion mit ernstem Hintergrund: Es wird vermutet, dass Stuckrad-Barres neuer Roman eine Anspielung auf den Sexismus im Springer-Verlag und die Affäre um Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt ist.

3. Ein gefährlicher Präzedenzfall
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Russland-Korrespondent des “Wall Street Journal”, Evan Gershkovich, ist in Jekaterinburg wegen angeblicher Spionage verhaftet worden. Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, bezeichnet die gegen Gershkovich erhobenen Vorwürfe als “absurd”: “Er ist langjähriger Korrespondent mit großem Renommee und unschuldig. Das Vorgehen gegen ihn zeigt, dass das Regime im Kampf gegen unabhängigen Journalismus keine Grenzen mehr kennt und jedes Mittel nutzt. Gershkovich muss sofort freigelassen werden. Dafür muss die internationale Gemeinschaft Druck auf Russland ausüben.”
Weiterer Lesehinweis: In einem Café im russischen Sankt Petersburg ist ein Sprengsatz detoniert. Dabei kam ein ultranationalistischer Militärblogger ums Leben, 30 weitere Menschen wurden verletzt: Russischer Militärblogger bei Bombenanschlag getötet (t-online.de).

Bildblog unterstuetzen

4. Falschinformations-Tricks – und wie Sie sie durchschauen können
(br.de, Sophie Rohrmeier)
Beim BR befasst sich Sophie Rohrmeier mit dem Thema Falschinformationen und der Frage, wie man sie durchschauen kann. Sie weist darauf hin, dass Falschinformationen oft mit scheinbar logischen Argumenten und manipulativer Sprache verbreitet werden. Der Artikel gibt einige Tipps, wie man Falschinformationen entlarven kann, beispielsweise indem man die Quellen überprüft, die Fakten verifiziert und die Sprache der Argumentation genau analysiert.

5. Exxpress will Täuschung der “Mainstream-Medien” aufgedeckt haben und täuscht sich dabei selbst
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Das österreichische Boulevard-Onlineportal “Exxpress” erhebt schwere Vorwürfe gegen die “Mainstream-Medien” im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Amokfahrt am Kölner Flughafen. Diese hätten die Herkunft des Täters bewusst verschwiegen. Andrea Gutschi erklärt den Fall und hat eine schöne Pointe parat: “Auch der Exxpress hat einen Text über die Amokfahrt veröffentlicht, in dem die Herkunft des Täters unerwähnt bleibt. Wenn nur der Exxpress wüsste, was der Exxpress schreibt …”

6. “Das ZDF war das ProSieben der 70er und frühen 80er Jahre”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Bei “DWDL” plaudert Thomas Lückerath mit der TV- und Humor-Legende Oliver Kalkofe über 60 Jahre ZDF, 150 Folgen “SchleFaZ” (Abkürzung für Kalkofes satirisches Format die “Schlechtesten Filme aller Zeiten”), überraschende Gemeinsamkeiten und den Wunsch, das “Traumschiff” für die “SchleFaZ” zu bekommen.

KW 13/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Die Vulkan Files
(zdf.de, Joachim Bartz & Ulrich Stoll, Video: 28:07 Minuten)
Interne Dokumente des russischen IT-Unternehmens NTC Vulkan geben erstmals Einblick in Wladimir Putins Pläne für den digitalen Cyberkrieg. Recherchen von “Spiegel”, “Süddeutscher Zeitung” und weiteren renommierten Medien belegen, wie die Firma seit Jahren mit dem russischen Geheimdienst kooperiert. In Schulungsunterlagen würden mögliche Ziele der Angriffe benannt – etwa die “Lahmlegung von Kontrollsystemen des Schienen-, Luft- und Seeverkehrs” und die “Störung von Funktionen von Energieunternehmen und kritischer Infrastruktur”. Der verlinkte ZDF-Film gibt einen guten Überblick über die “Vulkan Files”.

2. Ramadan medial: mehr Perspektiven bitte
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar, Audio: 32:13 Minuten)
In der neuen Folge von “quoted. der medienpodcast” ist Fabian Goldmann zu Gast, Islamwissenschaftler, Journalist und Medienkritiker sowie Betreiber des Blogs “Schantall und Scharia”. In dem Gespräch geht es um die Frage, wie der Islam in Fernsehen, Radio, Zeitungen und Online-Medien dargestellt wird: Wie kommt muslimisches Leben in der Berichterstattung in Deutschland vor? Wo verhindern Klischees und Stereotype eine angemessene Darstellung?

3. Mit Influencer*innen Nachrichtenmuffel erreichen?
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 38:54 Minuten)
Influencerinnen und Influencer könnten auch ein nachrichtenfernes Publikum mit politischen Themen erreichen. Das haben Hannah Immler und Lisa Merten in einer Instagram-Studie herausgefunden. Dafür haben sie die 465 einflussreichsten Instagram-Kanäle im deutschsprachigen Raum einen Monat lang beobachtet, die geposteten Inhalte analysiert und das Publikum nach Nachrichtenaffinität kategorisiert.

Bildblog unterstuetzen

4. Psychische Gesundheit und Social Media
(zdf.de, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 28:07 Minuten)
“Depressionen, Zwänge oder ADHS – wer keinen Therapieplatz bekommt, findet häufig Leidensgenossen und eine Community in den sozialen Medien. Aber auch falsche Diagnosen und Scams.” Mai Thi Nguyen-Kim erläutert in ihrer Sendung “MaiThink X”, welche Wechselwirkungen zwischen psychischer Gesundheit und der Nutzung Sozialer Medien bestehen können.

5. Medien, Meteorologie und Anti Bullshit mit Özden Terli
(youtube.com, Patrick Breitenbach & Jens Brodersen, Video: 3:08:54 Stunden)
In der aktuellen Folge des Podcasts “2045 by Design or Disaster” ist der Diplom-Meteorologe und ZDF- Wettermoderator Özden Terli zu Gast, der über Medien, Meteorologie und den Kampf “gegen den alltäglichen Bullshit” spricht (dies tut er übrigens auch meinungsstark und empfehlenswert informativ auf Twitter).

6. Fake Diversity: Ist unser Journalismus wirklich für alle?
(funk.net, Strg_F, Sulaiman Tadmory & Lia Gavi, Video: 29:59 Minuten)
Die öffentlich-rechtlichen Medien wollen sich diverser geben, und wenn man sich die Programm anschaut, scheint dies auch zu gelingen. Doch wie sieht es aus, wenn man durch die Gänge der Sender geht? Die “Strg_F”-Reporter Lia Gavi und Sulaiman Tadmory haben sich gefragt, woran es liegt, dass vor der Kamera alles so anders aussieht als dahinter – oder ob der Eindruck täuscht.