Springers “Boys Club”, Döpfner und die Compliance, Danke für den Fisch

1. “Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer”
(open.spotify.com, Pia Stendera & Lena von Holt, erste Folge: 32:07 Minuten, zweite Folge: 41:08 Minuten)
“Noch nie sind wir in einer Recherche auf so viel Zurückhaltung, ja sogar Angst gestoßen. Auch wenn jeder die BILD und Axel Springer kennt: Kaum einer weiß, wie das System funktioniert. Wir haben hinter die Fassade geblickt”, fasst Pia Stendera die Podcast-Produktion über den Axel-Springer-Verlag und über Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt zusammen. Für das sich über ein Jahr ziehende Projekt habe sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena von Holt mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen, dabei seien über 80 Stunden Material zusammengekommen. Der Podcast ist die erste Kooperation zwischen Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media und Spotify. Jeden Montag folgen zwei neue der insgesamt acht Folgen. Erster Höreindruck: Man kann noch so viel über den Fall Reichelt gelesen haben, das Medium Audio vermittelt ihn noch einmal ganz anders und eindringlicher.

2. Springer-Chef Döpfner bittet um Entschuldigung
(faz.net)
Die “Zeit” veröffentlichte vergangene Woche einige Chatnachrichten des Springer-Chefs Mathias Döpfner, in denen dieser sich unter anderem abfällig über Ostdeutsche äußerte, den Klimawandel pries und seine Leute anwies, die FDP hochzuschreiben. Nun hat sich Döpfner “in eigener Sache” geäußert. Auffällig sei, so die dpa, dass mehrere der im “Zeit”-Artikel aufgeführten Nachrichten von Döpfner direkt an den damaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen.
Weiterer Lesehinweis: Sehr lohnenswert ist auch der Beitrag von Felix W. Zimmermann bei “Legal Tribune Online”, der juristische und wirtschaftliche Aspekte beleuchtet, die in anderen Medien zu kurz kommen: Döpfner ver­letzt eigene Springer-Com­p­li­ance Regeln.

3. Bundeskriminalamt zahlte rund 50.000 Euro
(tagesschau.de, Florian Flade & Katja Riedel & Sebastian Pittelkow)
Die Bundesregierung hat nach Recherchen von WDR und NDR höhere Honorare für Moderationen von Journalistinnen und Journalisten gezahlt als bisher bekannt. Besonders auffällig seien die Honorare einer Journalistin, die für drei Aufträge vom Bundeskriminalamt insgesamt rund 50.000 Euro kassiert haben soll. Eine lesenswerte Recherche, die (wieder einmal) Anstoß geben könnte, die bisherige Moderationspraxis zu überdenken – wegen möglicher Interessenkonflikte und wegen des möglichen Anscheins.

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4. Danke für den Fisch!
(ctrl-verlust.net, Michael Seemann)
Der Publizist, Journalist und Buchautor Michael Seemann verkündet in seinem Blog seinen Abschied von Twitter. Gute Gedanken und Verweise auf andere Quellen machen seine persönliche Entscheidung lesens- und bedenkenswert. Seemann schließt mit den Worten: “Wir werden abwarten müssen, was passiert und den Takedown von Musk den Profis überlassen, die mit Geldbußen und regulatorischen Hebeln hoffentlich bald auf ihn einknüppeln. Derweil empfehle ich allen, die Zeit auf Mastodon zu überbrücken.”
Weiterer Lesehinweis: Zwei Deutsche gegen Elon Musk: “Elon Musk hat ein Problem in Deutschland: Ihm droht ein Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe. Dafür gesorgt haben zwei private Twitter-Nutzer.” (t-online.de, Lars Wienand)

5. 3 Jahre Corona – was haben die Medien daraus gelernt?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 24:57 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Nina Landhofer mit der BR-Wissenschaftsjournalistin Jeanne Turczynski über die vergangenen drei Jahre Wissenschaftsberichterstattung und deren neue Bedeutung während der Corona-Pandemie: “Wie politisch ist Wissenschaftsjournalismus geworden? Brauchen wir eine Debatte über die öffentliche Macht, die mit der Medienpräsenz einhergeht? Und was haben die Medien in den vergangen drei Jahren gelernt?”

6. Inszeniertes Verschwörungsvideo von 3Sat wird für echt gehalten
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
“Correctiv” berichtet über ein von 3sat inszeniertes Verschwörungsvideo, das von einigen Menschen fälschlicherweise für echt gehalten werde. Das Video zeigt eine angebliche “Benebelungssubstanz”, die von Regierungen zur Kontrolle von Menschen eingesetzt werden soll. Bei dem Video handelt es sich jedoch um Fiktion, die für eine 3sat-Sendung produziert wurde.