Archiv für Februar 14th, 2023

“Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht”

Telegramkanalbetreiber Michael Wendler und dessen Ehefrau Laura Müller sollen Nachwuchs erwarten. Müller verdient ihr Geld unter anderem damit, Fans auf der Plattform OnlyFans für exklusive Fotos bezahlen zu lassen. Dort soll sie auch schon Aufnahmen ihres Babybauchs angeboten haben. Und dann gibt es ja noch die Frage nach dem Geschlecht des erwarteten Kindes.

Darüber schreiben auch Tanja May und Mark Pittlekau bei Bild.de. Und sie klingen geradezu schockiert, was Müller und Wendler alles so für Geld machen und vielleicht noch vorhaben:

Allein für ein Voting – wird Baby Wendler ein Junge oder ein Mädchen? – sollen Fans der beiden rund 11 Euro blechen. Auch alle weiteren Baby-Updates sollen kosten.

Kohle machen mit einem wehrlosen Kind. Oder wie May und Pittelkau schreiben:

Sogar das Baby-Geschlecht wollen sie jetzt zu Geld machen. BILD weiß schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird!

So steht es bei Bild.de vor der “Bild-plus”-Paywall. Denn, ja, May, Pittelkau und “Bild” echauffieren sich nicht nur über die Geldmacherei der baldigen Eltern, sondern wollen auch selbst ein bisschen Geld mit dem Geschlecht des noch gar nicht geborenen Kindes verdienen: Nur wer für ein “Bild-plus”-Abo zahlt, erfährt, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden soll:

Screenshot Bild.de - Laura und der Wendler - Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht - Bild kennt es schon - der verlinkte Artikel befindet sich hinter der Bild-plus-Paywall

Vor vielen Jahren haben wir uns hier im BILDblog schon einmal gefragt, ob alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der “Bild”-Redaktion den sogenannten Spiegeltest bestehen würden, in dem untersucht wird, ob ein Lebewesen sich selbst in einem Spiegel erkennt und somit eine Selbstwahrnehmung besitzt. Diese Frage bleibt auch elf Jahre später aktuell.

Dass die “Bild”-Redaktion nach eigener Aussage “weiß”, “ob es ein Junge oder ein Mädchen wird”, ist angesichts der dünnen Faktenlage, die Tanja May und Mark Pittelkau in ihrem Artikel präsentieren, übrigens eine bemerkenswert selbstbewusste Behauptung. Das “Bild”-Duo schreibt, dass ein anonymer “Augenzeuge” Laura Müller und Michael Wendler beim Einkaufen gesehen habe, und dass die beiden werdenden Eltern etwas besorgt hätten, das man “fast nur” für eines der beiden Geschlechter kauft. Was genau das sein soll, wird nicht weiter spezifiziert. Jedenfalls ließe der Einkauf “höchstwahrscheinlich” auf das Geschlecht schließen, so der “Augenzeuge”. Das reicht bei “Bild”, um etwas zu “wissen”.

Ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird, das verraten wir hier natürlich nicht. Dafür müsst ihr schon unser kostenpflichtiges BILDblog-Babynews-Abo abschließen.

Kleiner Scherz. Es ist uns schlicht Wurscht und geht uns auch gar nichts an.

Mit Dank an Meike O. für den Hinweis!

Erdbeben, Staatstheater suspendiert Ballettchef, ChatGPT soll zahlen

1. Das eigene Versagen vertuschen
(taz.de, Wolf Wittenfeld)
Wolf Wittenfeld beschreibt die “offizielle Propaganda” der türkischen Regierung nach dem Erdbeben und zeigt, wie diese versucht, das Bild zu vermitteln, Präsident Recep Tayyip Erdoğan tue alles, um den Opfern zu helfen. Kritiker, die den offiziellen Verlautbarungen widersprechen, würden verhaftet, die Berichterstattung werde eingeschränkt. Sein Ziel erreiche der Staat laut Wittenfeld damit jedoch nicht, denn “so sehr die Regierung ihr geschöntes Bild der Lage durchzusetzen versucht, die Versäumnisse im Anschluss an das Beben und auch die Versäumnisse bei der Kontrolle von Bautätigkeiten zuvor sind einfach zu groß, um sie unter der Decke halten zu können.”

2. Nach Hundekotattacke: Staatstheater Hannover suspendiert Ballettchef
(rnd.de)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, kam es am Wochenende am Rande einer Ballettpremiere zu einem Eklat: In der Pause nach dem ersten Stück soll der Direktor des Staatsballetts Hannover die “FAZ”-Tanzkritikerin Wiebke Hüster zunächst verbal, dann auch körperlich und mit Tierkot angegriffen haben. Nun sei der Ballettdirektor vom Theater suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden, “um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen.” In einem Video-Statement äußert sich der Direktor des Balletts in einer Art und Weise, die den Verdacht aufkommen lässt, dass weder Einsicht noch Reue vorhanden sind.

3. Verlage fordern Lizenzgebühren für Chatbot-Nutzung
(golem.de, Friedhelm Greis)
Da KI-Programme wie ChatGPT mit unzähligen Presseinhalten trainiert wurden und bei der Bewältigung von Aufgaben immer wieder auf journalistische Texte zurückgreifen, liegt der Gedanke nahe, die Verlage, von denen diese Inhalte hergestellt wurden, auch am wirtschaftlichen Erfolg der Software zu beteiligen. Friedhelm Greis fasst bei “Golem” die aktuellen Überlegungen und Schwierigkeiten zusammen.

Bildblog unterstuetzen

4. Google startet Kampagne gegen Fake News über ukrainische Geflüchtete
(spiegel.de)
Google startet in Deutschland eine Videoaufklärungskampagne gegen mögliche Vorbehalte gegenüber ukrainischen Flüchtlingen. Bisher hatte sich der Konzern bei seinen Aufklärungsaktionen auf Polen, Tschechien und die Slowakei konzentriert. Die Kampagne basiert auf Untersuchungen von Psychologen der britischen Universitäten Cambridge und Bristol, die ein Konzept zur Vermeidung von Fehlinformationen (“Prebunking”) entwickelt haben.

5. Honorarerhöhungen – freie Fotograf*innen reduzieren ihre Angebote an die dpa
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Der Deutsche Journalisten-Verband und Verdi fordern von der dpa höhere Honorare für freie Fotografinnen und Fotografen. Um dem Verlangen Nachdruck zu verleihen, soll der aktuelle Output reduziert werden: “Vor allem die gestiegenen Aufwendungen für Anreisen zu Terminen, Technik und auch gestiegene Lebenshaltungskosten bringen die Kolleginnen und Kollegen nun dazu, dass sie in dieser Woche bis auf weiteres ein reduziertes Angebot für Bildlieferungen der dpa offerieren.”

6. Das Geschäft der Regenbogenpresse mit Daniel Küblböck
(twitter.com/topfvollgold, Mats Schönauer, Video: 1:27 Minuten)
Yellow-Press-Kritiker Mats Schönauer von “topfvollgold” hat sich genauer angesehen, wie die Regenbogenpresse mit Daniel Küblböck Kasse macht. Natürlich zulasten des verstorbenen Künstlers, seiner Familie und all der Leserinnen und Leser, die mit den erfundenen Geschichten hinters Licht geführt werden.