Bei “Bild” und Bild.de stört es sie, wie Jens Söring, der wegen Doppelmordes in den USA rechtskräftig verurteilte wurde, obwohl an seiner Schuld erhebliche Zweifel bestanden und bestehen, nach seiner Freilassung und der Abschiebung in Deutschland empfangen wurde. Söring sei …
Es ist ein verstörendes Signal: Ein in den USA rechtmäßig verurteilter Doppelmörder wird in Deutschland empfangen wie ein Popstar.
… kommentiert “Bild”-Redakteur Philip Fabian. Und es scheint, als hätte Fabian in den vergangenen Tagen nicht allzu häufig ins eigene Blatt geschaut oder Bild.de besucht. Dort weist die Redaktion zwar bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass es sich bei Söring um einen “Doppelmörder” handelt, ansonsten aber berichtet sie über den Mann wie sie sonst nur über (Pop-)Stars berichtet.
Die “Bild”-Medien folgen Jens Söring bei jedem Schritt und dokumentieren alles. Sörings “ANKUNFT AM FLUGHAFEN”:
Und bei Bild.de einen Livestream von der Landung in Frankfurt am Main (“BILD LIVE BEI DER LANDUNG VON JENS SÖRING”).
Außerdem hat die Redaktion eine Liste erstellt mit Erfindungen und Ereignissen, die Söring durch seine “33 Jahre hinter Gittern” verpasst habe:
Darunter so prägende Sachen wie Matthias Reims Song “Verdammt, ich lieb’ dich” oder “DSDS und Dieter Bohlen”. Und wirklich Wichtiges wie die Terroranschläge vom 11. September 2001, von denen man aber natürlich auch im Gefängnis etwas mitbekommen kann. Außerdem habe Söring verpasst, dass “Deutschland vier Mal Fußballweltmeister” wurde, was einfach nur Blödsinn ist, weil Jens Söring beim ersten Weltmeistertitel 1954 überhaupt noch nicht geboren war und beim zweiten 1974 noch nicht im Gefängnis saß*.
Am beklopptesten aber ist der Bild.de-Artikel über Sörings Flug nach Deutschland:
Der Text hält, was die Überschrift befürchten lässt:
Die Maschine rüttelt heftig, beim Durchqueren einer Schlechtwetterfront gibt es Turbulenzen. Passagier Söring bleibt inzwischen gelassen — und er hat das Entertainment-System entdeckt, eine Stewardess gab ihm zuvor Ohrenstöpsel.
Wenige Reihen weiter erreicht eine weitere Flugbegleiterin den Deutschen: “Huhn oder Pasta?”, wird er gefragt. Er bestellt Huhn. Dazu einen Becher Orangensaft. Dann noch einen — und ist dann wieder vertieft in das Unterhaltungssystem. Später schläft er ein — der Film läuft noch.
Mittlerweile ist der Flieger in Frankfurt gelandet. Zuvor gab es Frühstück: Croissants und Joghurt. Söring greift zu.
Solche Nichtigkeiten, zumal in dieser Fülle, berichten die “Bild”-Medien nicht mal über die größten Pop-Stars.
*Korrektur, 17:11 Uhr: Bei den vier Weltmeistertiteln haben wir Blödsinn erzählt: Bild.de meint die zwei WM-Titel für die deutschen Fußballer und die zwei WM-Titel für die deutschen Fußballerinnen, während Jens Söring im Gefängnis saß. Damit ist “Deutschland vier Mal Fußballweltmeister” richtig. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Im zurückliegenden Jahr haben wir hier im BILDblog wieder viel über Fehler geschrieben. Aber was genau sind das eigentlich: Fehler? Wie häufig passieren sie? Wie entstehen sie? Und was können Redaktionen gegen sie tun? Unser Autor Ralf Heimann hat sich in einer achtteiligen Serie mit all dem Falschen beschäftigt. Heute Teil 5: Selbstüberschätzung.
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Wer schon mal eine längere Abschlussarbeit schreiben musste, hat das Phänomen wahrscheinlich selbst erlebt: Ganz am Anfang wusste man nichts über das Thema, aber man ging davon aus, dass sich das bald ändern würde. Dann vergingen Tage und Wochen, in denen man sich ausführlich mit der Sache beschäftigte. Aber unglücklicherweise schlossen sich nicht nach und nach alle Wissenslücken, sondern es taten sich immer neue auf. Das ist eine ganz typische Entwicklung. Mit dem Wissen wächst auch die Fähigkeit, das eigene Nichtwissen abzuschätzen. Oder umgekehrt: Wer wenig weiß, hat keine Ahnung, wie wenig er weiß.
Die Psychologen David Dunning und Justin Kruger haben diesen Effekt im Jahr 1999 untersucht. Ihre Arbeit trägt den Titel: „Unskilled and unaware of it: how difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments“.
Die beiden Wissenschaftler ließen Probandinnen und Probanden an einem Test teilnehmen und baten sie im Anschluss, ihre eigene Leistung im Vergleich zu der aller übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzuschätzen. Alle hielten sich selbst für überdurchschnittlich gut. Aber je schlechter ihre Leistung war, desto mehr neigten sie dazu, sich zu überschätzen. Die besseren tendierten dazu, ihre Leistung zu unterschätzen. Es zeigte sich: Menschen mit geringem Wissen können nicht nur ihr eigenes Wissen schlecht einschätzen. Sie sind auch nicht in der Lage, die Überlegenheit anderer zu erkennen. Und das ist besonders fatal, denn es führt dazu, dass inkompetente Menschen oft ein enormes Selbstvertrauen besitzen.
Auch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben das Phänomen untersucht. Die Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman nennen es “Overconfidence bias”.
Journalistinnen und Journalisten haben mit diesem Effekt bei ihrer Arbeit ständig zu tun — sowohl im Kontakt mit anderen als auch bei der Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten. Unglücklicherweise wissen viele nichts von diesem Problem.
Vor allem, wenn Reporterinnen und Reporter tagesaktuell arbeiten, im Lokalen oder Regionalen, bleibt oft nicht viel Zeit, um sich auf Pressetermine oder Interviews vorzubereiten. Es bleibt generell nicht viel Zeit für Recherche. Das Gefühl, alles im Groben verstanden zu haben, stellt sich in der Regel aber schnell ein — manchmal schon nach einem flüchtigen Blick auf den Wikipedia-Artikel. Nur genau dann ist die Gefahr am größten, bei völliger Ahnungslosigkeit gewaltigen Unsinn zu verbreiten. Genau das passiert natürlich trotzdem.
Pressesprecherinnen und Pressesprecher bringt das in eine dumme Situation: Sie wissen, dass vor allem bei regionalen und lokalen Medien viel schiefläuft. Dort haben Reporterinnen und Reporter es oft am selben Tag gleich mit mehreren, völlig verschiedenen Themen zu tun, die für sie neu sind, und abends müssen die Texte fertig sein. Wenn beispielsweise ein Pressesprecher eine Journalistin dann fragt, ob er den Artikel vor der Veröffentlichung noch einmal sehen dürfe, um zu verhindern, dass etwas falsch dargestellt wird, gerät er in Verdacht, auf diese Weise auch auf den Inhalt Einfluss nehmen zu wollen — was allerdings oft genug auch passiert. Das weiß ich aus eigener Erfahrung als Lokalreporter.
In vielen Redaktion gilt daher die strikte (und nachvollziehbare) Regel: Wir geben unsere Texte vor der Veröffentlichung nicht heraus. Journalistinnen und Journalisten erklären das dann mit der Pressefreiheit. Allerdings gehört zu dieser Freiheit auch die Verpflichtung zu prüfen, ob Informationen wirklich stimmen. Und wenn sie wissen, dass sie das nicht garantieren können, wäre es unter bestimmten Bedingungen vielleicht doch einen Gedanken wert.
Das ist nie eine optimale Lösung. Es gibt vieles, was dagegenspricht, es so zu machen. Ich habe via Twitter Journalistinnen und Journalisten gebeten, mir zu sagen, wie sie es mit der Herausgabe von Texten halten. Im Dokument ist nicht zu sehen, wer geantwortet hat. Aber die Antworten bilden vieles ab, was ich von Journalistinnen und Journalisten schon öfter gehört habe. In einer Antwort steht: “Noch nie gemacht und werde es auch nie machen, weil es die Standards versaut und am Ende allen schadet.”
Das stimmt, es verändert die Standards. Allerdings schadet es auch, wenn Informationen falsch erscheinen und erst später richtiggestellt werden. Zum einen erreicht die Korrektur viele Leserinnen und Leser nicht mehr, zum anderen tendieren Menschen auch dann dazu, an Informationen festzuhalten, wenn sie erfahren, dass sie falsch sind (Belief perseverance).
Journalistinnen und Journalisten gehen mit der Situation sehr unterschiedlich um. Das zeigen schon die wenigen Antworten auf meine Frage: Danach geben einige nur Zitate heraus, andere auch ganze Texte. Bei Wortlaut-Interviews ist die Autorisierung in Deutschland üblich. Aber auch bei Zitaten im Text wird sie häufig gefordert und ist manchmal Voraussetzung dafür, dass ein Gespräch überhaupt zustande kommt.
Es hängt auch von der Art der Texte ab, ob Journalistinnen und Journalisten den Menschen, über die sie berichten, das Ergebnis vor der Veröffentlichung zeigen. Bei Investigativgeschichten wird es in der Regel logischerweise nicht vorkommen, bei Berichten über Wissenschaftsthemen wahrscheinlich recht häufig.
Normalerweise gebe ich nichts vorher zum Lesen heraus, es sei denn, es ist technisch/wissenschaftlich kompliziert und ich will sicher gehen, alles richtig verstanden und wiedergegeben zu haben
… heißt es in einer der Antworten. Ungefähr so steht es auch in einer anderen. Der Journalist Birk Grüling schreibt mir in einer Nachricht:
Ich habe mit dem “Textherausgeben” durchaus positive Erfahrungen gemacht. Häufig schreibe ich über intime Dinge — Kinder mit Behinderung, Schicksale. Viele dieser Menschen geben mir einen großen Vertrauensbonus, haben oft noch nie mit Journalisten gesprochen. Und den gebe ich zurück. Natürlich mit dem Hinweis, dass ich höchstens ein Zitat oder eine falsche Schreibweise im Namen ändere.
Auch zwischen Publikumspresse und Fachpresse gibt es Unterschiede. Während es in der Publikumspresse, bei überregionalen Tageszeitungen oder Nachrichten-Magazinen, eher verpönt ist, Texte vor der Veröffentlichung zu zeigen, schreibt Jürg Vollmer, Chefredakteur des Schweizer Landwirtschafts-Fachmagazins “Die Grüne”:
[W]ir können nicht alles wissen. Deshalb geben wir grundsätzlich jeden Text und jedes Interview den beteiligten Protagonisten zum Gegenlesen. Diese können fachliche Fehler oder Ungenauigkeiten korrigieren. Absolut tabu beim Gegenlesen sind aber die fachlichen Beurteilungen unserer Redakteure und das “Weichspülen” von Zitaten der Protagonisten (die wir deshalb als Audio-Format aufnehmen). Für diese konsequente Haltung büßen wir immer wieder mal Inserate-Aufträge ein, das nehmen wir in Kauf. Wir erreichen dadurch aber eine praktisch fehlerfreie Berichterstattung, was unsere kritischen Leser […] sehr zu schätzen wissen.
Ich selbst habe auf diesem Gebiet wahrscheinlich schon fast jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Ich habe mich darauf verlassen, als Menschen mir versicherten, es gehe nur darum zu schauen, ob im Text alles richtig sei. Später fand ich mich in einer Diskussion darüber wieder, ob man dies oder das denn nicht doch irgendwie anders formulieren könnte. Ich habe auch schon einem Gespräch unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Zitate später autorisiert werden, und leichtsinnigerweise den gesamten Text geschickt, weil ich den Inhalt für harmlos hielt. Der Text ist nie erschienen.
Ich habe allerdings auch Fehler an Stellen gemacht, an denen ich gar keine Gefahr sah. Und ich bin schon oft von Fachleuten auf Details hingewiesen worden, die nicht stimmen und die auch Kolleginnen oder Kollegen nicht gefunden hätten, denen ich sonst meine Texte zum Lesen schicke.
Deshalb halte ich selbst es mittlerweile so: Wenn von mir gefordert wird, dass ich Texte, die keine Wortlaut-Interviews sind, vor der Veröffentlichung vorlege, sage ich immer: nein. Aber ich biete es manchmal von mir aus an, wenn ich meinem eigenen Wissen nicht traue und nicht die Gefahr sehe, dass jemand die Chance nutzen wird, Einfluss auf den Inhalt zu nehmen.
Selbstüberschätzung betrifft natürlich genauso die Menschen, mit denen Journalistinnen und Journalisten es zu tun haben — und nicht nur inkompetente Gesprächspartner, sondern ebenso Expertinnen und Experten. Holm Friebe beschreibt in seinem Buch “Die Stein-Strategie” ein Experiment des Psychologen Philip Tetlock, der Mitte der 80er-Jahre für ein Experiment 284 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Journalismus bat, die Wahrscheinlichkeit bestimmter politischer Ereignisse vorherzusehen: Wo der Ölpreis in zwei Jahren steht. Wie wahrscheinlich ein Krieg zwischen Indien und Pakistan innerhalb der nächsten fünf Jahre ist. Und so weiter. 20 Jahre lang trug Tetlok Tausende von Datensätzen zusammen. Friebe schreibt:
Im Großen und Ganzen war die Güte der Expertenprognosen nicht besser als der nackte Zufall. Das heißt, sie wären “von einem Dartpfeile werfenden Schimpansen geschlagen worden”, wie es Tetlock formuliert.
Doch nicht alle Expertinnen und Experten waren gleich. Tetlock unterschied zwischen Fachleuten mit großen Wissen auf einem bestimmten Gebiet (Igel) und Personen mit einem breiten breiten Wissen und “Demut vor der Zukunft” (Füchse). Die Füchse schnitten durchweg deutlich besser ab. Friebe schreibt dazu:
Die Igel […] lagen sogar umso weiter daneben, je mehr die Prognose mit ihrem Spezialthema zu tun hatte. Aufgrund ihres großen Fachwissens überschätzten sie systematisch sowohl ihre eigene Prognosefähigkeit als auch die durchschlagende Bedeutung ihres Themas für die allgemeine Zukunft. Zur sprichwörtlichen Betriebsblindheit tritt “overconfidence”, überzogenes Selbstbewusstsein.
Das hat mit einem Effekt zu tun, den Daniel Kahneman die WYSIATI-Regel (What you see is all there is) nennt: Menschen beurteilen das, was sie wissen oder sehen und vernachlässigen systematisch das, was sie nicht sehen. In seinem Buch “Schnelles Denken, langsames Denken” schreibt auch er über über Tetlocks Experiment und ein Ergebnis, das für den Journalismus recht interessant ist:
Philip Tetlock beobachtete, dass die Experten mit der stärksten Selbstüberschätzung am ehesten eingeladen wurden, in Nachrichtensendungen zu zeigen, was sie draufhaben.
Und möglicherweise tut das der Fähigkeit zur Selbstkritik nicht immer gut. Kahneman zitiert Tetlock:
“Experten, die hoch im Kurs standen”, schreibt er, “überschätzten sich selbst stärker als ihre Kollegen, die fern des Rampenlichts ein kümmerliches Dasein fristen.”
Sogar Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger sind davor anscheinend nicht gefeit. Vielleicht macht der Ruhm sie sogar besonders anfällig. Laut Michael Brendler hat der frühere Londoner Medizinprofessor Robin Weiss der bei ihnen auftretende Form der Selbstüberschätzung sogar ein eigenes Wort geben: “Nobilitis”. Sie zeige sich so:
Plötzlich glauben sie [die Nobelpreisträger], alles zu verstehen, und äußern grandiose Ideen auf Gebieten, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben.
Aber auch auf dem eigenen Fachgebiet ist die Gefahr groß, Unsinn zu behaupten, wenn man sich seiner Sache zu sicher ist. Forscher der Cornell University haben Menschen, die für sich beanspruchten, sich gut mit Finanzthemen auszukennen, eine Liste mit 15 Begriffen aus der Finanzwelt vorgelegt und sie gebeten, diese zu erklären. Darunter waren zum Beispiel Fantasiebegriffe wie “annualisierter Kredit”. Das Ergebnis war: “Je sicherer sich die Probanden ihrer ökonomischen Kenntnisse waren, desto öfter erklärten sie mit großem Ernst, was sich hinter den ausgedachten Termini verbarg.”
Das große Problem beim Dunning-Kruger-Effekt ist: Von außen lässt sich nur wenig machen. Menschen auf ihre Inkompetenz hinzuweisen, führt meistens zu nichts, denn auch wenn man sie mit der Nase darauf stößt, fehlt ihnen weiterhin das Wissen, um das Ausmaß ihrer Ahnungslosigkeit zu erkennen. Zuallererst müsste man diese Menschen dazu bewegen, sich mehr Wissen anzueignen, um in die Lage zu kommen, ihre Schwäche zu erkennen. Doch das ist schwer. Sie sehen zum Lernen ja gar keine Notwendigkeit.
Selbstüberschätzung lässt sich nur verhindern, wenn man sich selbst gegenüber skeptisch bleibt, wenn man das eigene Wissen infrage stellt und die eigenen Einschätzungen mit denen anderer abgleicht. Oder in anderen Worten: Für Journalistinnen und Journalisten bedeutet das, sie sind gut beraten, auch dann kritisch zu bleiben, wenn dazu auf den ersten Blick überhaupt gar kein Anlass besteht.
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Teil 1 unserer “Kleinen Wissenschaft des Fehlers” gibt es hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier und Teil 4 hier. Oder alle Teile auf einmal hier.
1. Was die “Süddeutsche Zeitung” zum Fall Epstein nicht schreibt (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat sich ausgiebig mit dem Fall des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein beschäftigt, habe dabei aber nicht die Rolle des Literaturagenten John Brockman erwähnt. Boris Rosenkranz fragt bei “Übermedien” nach den Gründen: “Aus Rücksichtnahme auf einen engen Partner der Zeitung, der mit Feuilleton-Chef Andrian Kreye seit Jahren verbunden ist?”
2. Zeitungsverlag wider Willen (welt.de, Christian Meier)
“Welt”-Journalist Christian Meier berichtet über die neuesten Entwicklungen im Medienhaus DuMont. Die Eigentümer des Traditionsverlags hätten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitteilen lassen, dass sie nun doch an ihren Kölner Zeitungen festhalten wollen: “Oder, anders gesagt, dass sie diese nicht verkaufen werden. Was ein Unterschied ist, denn nach allem, was zu hören ist, hätten die 17 Kommanditisten des Unternehmens, allen voran Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte, doch ganz gern einen Abnehmer gefunden. Angesichts der sinkenden Margen und der damit einhergehenden sinkenden Attraktivität des Verlegertums. Doch ein ansprechendes Gebot für Köln gab es dann nicht, auch wenn die Funke-Mediengruppe (“Westdeutsche Allgemeine Zeitung”) ein naheliegender Käufer gewesen wäre.”
3. Podcasts: Aus der Nische zum Massenmarkt (blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz nimmt den neuen täglichen Podcast-Mix von Spotify zum Anlass, einen Blick auf das Wachstumsmedium Podcast zu werfen. Er erkennt einen ähnlichen Trend wie beim Bewegtbild: “Weg von der linearen Nutzung, hin zu On-Demand-Inhalten. Weg von General Interest, rein in die Nische. Weg vom Allgemeinen, hin zur Personalisierung. Das bringt auch eine Fragmentierung des Marktes mit sich, das Long-Tail-Phänomen haben wir schon jetzt auch bei Podcasts: Ein paar laufen richtig gut, dahinter kommen dann ganz, ganz viele, die irgendwo bei sieben Hörern monatlich absaufen.” Eingebettet in den Beitrag ist das (schon etwas ältere) Gespräch mit dem Geschäftsführer von detektor.fm Christian Bollert. Darin geht es um die Zukunft von Radio, Podcasts und Audio-Technologie. Sowie um die Bedrohungen und Chancen durch die “Mediathekisierung” und “Spotifysierung” des Marktes, um Reichweitenmessung und den Mut zur Nische.
4. Wahlen in Großbritannien: Die Grünen haben ihr Ergebnis um 60 Prozent gesteigert (rwi-essen.de)
Die aktuelle “Unstatistik des Monats” geht auf eine Meldung der ZDF-Nachrichtensendung “heute” zurück, nach der die Grünen bei der Wahl in Großbritannien ihr Ergebnis um 60 Prozent gesteigert hätten. Abgesehen von der niedrigen Basis habe es sich auch nicht um die beste Ergebnissteigerung gehandelt. Das Urteil der Unstatistiker: “So macht man aus einer statistischen Mücke einen Elefanten.”
5. Ab 18. Dezember: Mehr Geld für (fast) alle AutorInnen – acht Fragen und Antworten (selfpublisherbibel.de, Matthias Matting)
Seit Neuestem gilt auf E-Books der gleiche Umsatzsteuersatz wie auf Bücher, also sieben Prozent statt bisher 19 Prozent. Wie wirkt sich das auf Self-Publisher und Verlags-Autoren und -Autorinnen aus? Für welche Einnahmen gibt es mehr Geld? Welche Folgen hat die Umstellung auf meine Steuern? Matthias Matting antwortet auf die wichtigsten Fragen.
6. Schmähgedicht: Böhmermann zieht vors Verfassungsgericht (dwdl.de, Timo Niemeier)
Jan Böhmermann ergreife im Rechtsstreit um das in Teilen verbotene Erdoğan-“Schmähgedicht” seine letzte Chance und ziehe vor das Bundesverfassungsgericht, berichtete Timo Niemeier bei “DWDL”. Sein Anwalt Christian Schertz vertrete die Ansicht, dass die bislang damit befassten Gerichte verkannt hätten, dass Böhmermanns Gedicht keine “Herabwürdigung des Herrn Erdoğan als Person”, sondern eine “künstlerisch-kritische Auseinandersetzung mit den Grenzen der Satire” sei.