Im Nahen Osten ist sowieso immer und zurzeit besonders größere Vorsicht geboten. Jeder Fehltritt kann zu einer weiteren Eskalation führen, etwa im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Da sollte man genau arbeiten, auch und gerade Redaktionen, und nicht noch zündeln. Und schon sind wir bei Bild.de.
Am vergangenen Sonntag veröffentlichte das United States Central Command, kurz Centcom, ein Statement, in dem es hieß, eine iranische SA-7-Rakete habe eine amerikanische MQ-9-Drohne verfehlt. Eine Analyse der Vorfälle deute darauf hin, dass es ein Versuch gewesen sei, die Drohne abzuschießen oder die Überwachung des Angriffs der Iranischen Revolutionsgarde auf zwei Tanker zu stören. Beweise führte das Centcom dafür bislang nicht an.
Interessant ist, wie Medien anschließend mit so einem Statement des Centcom, also einer der beteiligten Parteien, umgehen.
In der “Süddeutschen Zeitung” von gestern etwa hieß es:
Das US-Zentralkommando Centcom brachte indes neue Vorwürfe gegen Iran vor. So hätten iranische Revolutionsgarden erfolglos versucht, eine US-Drohne über dem Golf von Oman abzuschießen. Belege dafür gab es zunächst keine.
Auch CNN ordnete den Vorgang mit einfachen rhetorischen Mitteln im Titel so ein, wie man es eben macht, wenn eine Behauptung nicht belegt ist: “Iranians fired missile at US drone prior to tanker attack, US official says”, heißt es in der Überschrift des Online-Artikels. Ein Komma und drei Worte, die einen großen Unterschied machen.
Anders sieht es bei Bild.de aus. Die Redaktion titelte am Sonntag:
Kein “sollen”, kein “angeblich”. Nur die vollendete Tatsache.
Nun wird man in den nächsten Tagen oder Wochen wohl sehen, ob die USA Beweise für die Anschuldigung vorlegen können. Und natürlich kann am Ende rauskommen, dass die Vorwürfe tatsächlich so stimmen. Aktuell weiß das aber auch die Bild.de-Redaktion nicht so sicher, wie sie in der Überschrift tut. Und auch wenn sie die Situation im Artikel differenzierter darstellt — wer, wenn nicht “Bild”, weiß, welche Wirkung Überschriften haben?