“Wissen Sie, gerade wenn man krank ist, braucht man die Geborgenheit der Familie und Schutz vor Öffentlichem”, sagt Erzbischof Georg Gänswein. Darum würde er “niemals etwas Privates, Vertrauliches” von seinem Besuch bei Michael Schumacher erzählen.
Außer natürlich, die “Bunte” ruft an.
Oder die “Bild”-Zeitung.
Nun ist es eine Sache, solche Details — von denen die Redaktionen genau wissen, dass Schumachers Familie nicht möchte, dass sie an die Öffentlichkeit gelangen — sofort auf der Titelseite zu drucken. Oft rechtfertigen Medien solche Veröffentlichungen damit, dass Schumacher ja eine öffentliche Person sei, und die Öffentlichkeit somit ein Recht habe zu erfahren, wie es ihm geht.
Bloß liefern die Details in diesem Fall gar keine Antwort auf diese Frage. Denn Gänsweins Besuch fand, wie man sowohl bei der “Bunten” als auch bei “Bild” erst beim Blick in den Innenteil erfährt, nicht vor ein paar Tagen statt oder vor ein paar Wochen, sondern vor zweieinhalb Jahren.
Die Details, die der Erzbischof verrät, sind also nicht nur nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sie sind nicht mal aktuell.
Und trotzdem springen alle auf:
Viele Medien deuten die Aussagen Gänsweins nun als Zeichen der “Hoffnung”. “Jetzt gibt es Worte, die Hoffnung machen”, schreibt etwa “DerWesten”. Die “Bunte” selbst schreibt:
Nach dem, was er BUNTE erzählt hat, geht es Michael Schumacher aber deutlich besser, als viele glauben.
Wenn man einem Journalisten, der fragt, wie das Wetter in München ist, antwortet: “Also vor zweieinhalb Jahren schien die Sonne”, wird er einen nur blöd angucken. Wenn es um Michael Schumacher geht, gelten andere Regeln.