Archiv für September 25th, 2018

Kurz korrigiert (516)

Der NABU, also der Naturschutzbund Deutschland, kümmert sich um Umwelt- und Naturschutz und hat das Wort “Bund” im Namen. Der BUND, also der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kümmert sich auch um Umwelt- und Naturschutz und hat auch das Wort “Bund” im Namen. Trotz dieser Ähnlichkeiten handelt es sich um zwei verschiedene Vereine.

BUND, NABU, Umwelt, Natur — das scheint die Leute bei Bild.de ein bisschen zu verwirren, denn sie schreiben dort über einem Artikel zum Moorbrand auf einem Bundeswehr-Testgelände im Emsland:

Screenshot Bild.de - Moorbrand in Meppen - Nabu verklagt jetzt die Brandstifter

Und im Artikel selbst:

Nachdem der Staatsanwalt Bundeswehr-Büros durchsuchen ließ, erstattete jetzt der Bund für Umwelt und Naturschutz Niedersachsen (BUND) Strafanzeige wegen fahrlässiger Brandstiftung, leichtfertiger Freisetzung von Schadstoffen und Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete.

Auch wenn sich NABU und BUND für sehr ähnliche Dinge einsetzen, hat in diesem Fall nur einer von ihnen Strafanzeigen erstattet: der BUND.

Bundesschweigedienst, Erfolgreiche Schnapsidee, Selle mit der Kelle

1. BND will der Presse nichts mehr sagen müssen
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Im Rechtsstreit mit dem “Tagesspiegel” fordert der Bundesnachrichtendienst (BND) eine Freistellung vom Presse-Auskunftsanspruch per “Bereichsausnahme”. Dies ist eine Wende gegenüber der Linie des früheren BND-Chefs Schindler und wird von Vertretern der SPD und Opposition abgelehnt. Auch der Deutsche Journalisten-Verband hat sich dahingehend geäußert: “Der Bundesnachrichtendienst steht nicht außerhalb des Gesetzes. Deshalb ist er auskunftspflichtig gegenüber Journalisten, wenn sie sich mit Recherchefragen an den BND wenden”, so der Vorsitzende Frank Überall.

2. Trash Talk bei Maischberger
(riffreporter.de, Anja Krieger)
Die Wissenschaftsjournalistin Anja Krieger hat sich über die vergangene Maischberger-Sendung zum “Plastikfluch” geärgert. Krieger ist selbst Expertin für Umweltthemen, ihr “Deutschlandfunk”-Feature Die Entmüllung der Meere wurde mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Unter “Plastisphere” podcastet sie zum Thema. Entsprechend informiert, ist ihr Einiges aufgefallen.

3. Innenminister dreht am Windrad
(twitter.com/Westpol)
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat in der WDR-Sendung “Westpol” behauptet, dass für Windräder bei Aachen mehr Bäume gerodet würden als im gesamten Hambacher Forst. Die Redaktion hat diese Behauptung überprüft. Spoiler: Reul lag daneben.

4. Eine kriminell irreführende Abschiebestatistik in der “Krone”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die österreichische “Kronen Zeitung” führt ihre Leserinnen und Leser mit fast korrekten Fakten gezielt in die Irre, wie Hans Kirchmeyr bei “Kobuk” ausführt. In einem Artikel wurde der Eindruck erweckt, dass über 8.000 Asylbewerber abgeschoben worden seien. Laut Innenministerium habe es sich jedoch um 2.909 Personen gehandelt, zuzüglich 1.754 Dublin-Überstellungen in andere EU-Länder. Der Rest seien, anders als in der “Kronen”-Überschrift suggeriert, freiwillige Ausreisen gewesen.

5. Von der “Schnapsidee” zum internationalen Vorbild
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio, 6:13 Minuten)
“Zeit Online” hat zusammen mit Medienpartnern die Aktion “Deutschland spricht” ins Leben gerufen, bei der sich Tausende Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten für ein persönliches Gespräch getroffen haben. Eine Aktion, die von Medien aus anderen Ländern wegen des großen Erfolgs aufgegriffen wird.

6. Live aus dem Hambacher Forst: Anett Selle
(twitter.com/anettselle)
Zum Schluss noch eine Empfehlung für die Journalistin Anett Selle, die man dieser Tage bei ihren Live-Streams aus dem Hambacher Forst bei der Recherche begleiten kann (was gestern so aussah). Die unerschrockene Journalistin, die wegen ihrer unkonventionellen Handyhalterung kurze Zeit auch “Selle mit der Kelle” genannt wurde, belässt es nicht bei den live gestreamten Vor-Ort-Berichten, sondern schreibt ihre Eindrücke anschließend für die “taz” auf. Sehens- und lesenswert, auch weil deutlich wird, welche Potenziale zeitgemäßer Journalismus bietet.