Kaum ein Mensch weiß, wie so eine Krankenkasse funktioniert, wie viel sie kostet und wann sie zahlt (oder auch eben nicht). Journalisten greifen deshalb gerne zu Beispielen, anhand derer sie erklären können, was im Gesundheitswesen so falsch läuft.
So wie beim Fall von Aikaterini Katsoura, Krankengymnastin aus Bayern, auf “Spiegel Online”:
Wegen einer Krebserkrankung aus dem Jahr 2007 wurde der Tarifwechsel also abgelehnt. Katsoura wollte das nicht hinnehmen. Sie schaltet im Januar den Versicherungsmakler Javier Garcia ein. Dieser erreicht, dass die BBKK den Wechsel rückwirkend zum 1. Oktober 2012 umstellt. Denn der Versicherer hätte wegen der Vorerkrankung einen Risikozuschlag verlangen dürfen – oder einen Mehrleistungsausschluss vereinbaren können. Einfach ablehnen durfte die BBKK den Wechsel aber laut Gesetz nicht.
Aufmerksamen BILDblog-Lesern könnte Javier Garcia bekannt vorkommen — aufmerksamen Lesern von “Spiegel Online” sowieso: Der Versicherungsmakler aus Bad Oeynhausen war zuvor schon drei Mal als Zitatgeber zum Thema private Krankenversicherungen aufgetaucht (BILDblog berichtete).
Im November 2012 hatte uns “Spiegel Online”-Chefredakteur Rüdiger Ditz mitgeteilt, man werde sich in Zukunft bemühen, auch andere Ansprechpartner zu Wort kommen zu lassen. Auf unsere Nachfrage, ob es keinen anderen Ansprechpartner für die aktuelle Geschichte gegeben habe, hat Ditz bisher nicht geantwortet.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Tod, Tod, Tod – Wie SPON übertreibt” (freitag.de, Rasmus Cloes)
Rasmus Cloes befasst sich mit dem “Spiegel-Online”-Artikel “Lebensgefahr durch Kinder-Hustensaft”: “Zäpfchen, Zäpfchen, Tod. Das klingt heftig! Da fragt man sich als Leser: Warum zur Hölle dürfen die so was frei verkaufen? – Die Antwort: Weil es eine – unglaublich schlimme – Ausnahme ist.”
3. “There’s Always Money In The Banana Stand” (juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier musste an der Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche “als Freie, die für ein mikroskopisch kleines Start-up arbeitet, bei dem niemand weiß, wo das noch hinführen soll, plötzlich den gutbezahlten Festangestellten großer Verlagshäuser Mut zu sprechen.”
4. “Fox News sued over JoDon Romero on-air suicide” (bbc.co.uk, englisch)
Fox News zeigt einen Suizid nach einer Verfolgungsjagd live und wird verklagt: “The broadcaster has apologised for the ‘severe human error’ that led to the death’s airing.”
5. “So funktioniert Die Recherche” (sueddeutsche.de, Sabrina Ebitsch)
Die “Süddeutsche Zeitung” recherchiert nach Wunsch: “Wir nehmen Ihre Rechercheaufträge entgegen: Über welche Themen und Geschichten wollten Sie schon lange mehr erfahren? Stellen Sie uns Fragen, die Sie sich selbst stellen, von der Euro-Krise bis zum Schulsystem, von Umweltschutz bis Integration.”
6. “Der unsinnige Traum vom ‘deutschen Google'” (blogs.wallstreetjournal.de, Stephan Dörner)
Subventionen “in dreistelliger Millionenhöhe” für eine europäische Alternative zu Google: “Es gäbe über 1.700 konkrete Ergebnisse. Darunter 130 Prototypen, knapp 60 Patente und andere geschützte Ergebnisse, 19 Standardisierungsaktivitäten, 5 Existenzgründungen und rund 900 Publikationen. Ein deutsches Google war allerdings nicht dabei.”
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1. “Für diesen Text bin ich aus der SPD ausgetreten” (pantelouris.de)
Journalist Michalis Pantelouris tritt aus der SPD aus: “Ich kämpfe seit Jahren öffentlich gegen Typen wie Rolf Kleine. Ich kann nicht monatelang darüber schweigen, dass ein Mann, der dann auch mit meiner Unterstützung Kanzler der Bundesrepublik werden will, sich einen Mann ins Team holt, der genau das tut, was ich bekämpfe.”
2. “aber bitte mit profis” (wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel “stört an jan josef liefers reise nach syrien vor allem, dass er sich von der bildzeitung begleiten liess”. “aber wenn zwei journalisten jan josef liefers einfach nur lieblos inkompetenz und profilierungssucht unterstellen, dann ist das keine sternstunde des journalismus, sondern wirkt genau wie das, was sie liefers vorwerfen: wie stümperhafte selbstprofilierung.”
3. “Gemeinsam ganz unten” (sueddeutsche.de, Bernd Dörries)
Warum arbeitet Günter Wallraff trotz Bedenken zum zweiten Mal mit RTL zusammen? “Bei den Öffentlich-Rechtlichen erreiche ich leider zu wenige aus der Zielgruppe unter 50 Jahren. Bei RTL kann ich auch die Jüngeren ansprechen, auf dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen.”
4. “Skeptizismus: Nicht Sünde, sondern Pflicht” (novo-argumente.com, Brendan O’Neill)
Das Wort “Skeptiker” drohe zum Schimpfwort zu verkommen, schreibt Brendan O’Neill: “‘Skeptiker’ ist schon einmal eine Beleidigung gewesen – in den frühen Jahren der Aufklärung, als einige (meist religiöse) öffentliche Persönlichkeiten in Panik gerieten bei der Vorstellung, die Menschen könnten zu kritisch werden und die Autorität in Frage stellen.”
5. “Sorry, ich mag meinen Job” (ausgeheckt.wordpress.com, Julian Heck)
Julian Heck zählt Gründe auf, warum er bloggt: “1. Ich lerne die Branche kennen. 2. Ich vernetze mich mit möglichst vielen Menschen. 3. Ich zeige, was ich kann. 4. Ich probiere aus. 5. Ich kämpfe um Aufmerksamkeit. 6. Ich habe Freude daran.”
Die drei Beschwerdeausschüsse des Deutschen Presserates haben Anfang Juni getagt und anschließend sieben öffentliche Rügen, zehn Missbilligungen und 19 Hinweise ausgesprochen.
Eine der Rügen ging an die “taz”, die mit einem Kommentar zur Papstwahl nach Ansicht des Presserates zwar “keine religiösen Gefühle geschmäht”, aber “grob gegen das Sorgfaltsgebot verstoßen” hatte. In der Print-Ausgabe war der Text unter der Überschrift “Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab” erschienen. Die Bezeichnung als “Junta-Kumpel” stelle “eine nicht bewiesene Tatsachenbehauptung” dar und verletze den Papst in seiner Ehre, urteilte der Ausschuss. Scharfe Bewertungen wie “Alter Sack I. folgte auf Alter Sack II.” seien hingegen zwar provokativ und polemisch, aber vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Fast 50 Beschwerden waren zu dem “taz”-Kommentar von Deniz Yücel eingegangen.
Die “Maßnahmen” des Presserates:
Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:
einen Hinweis
eine Missbilligung
eine Rüge.
Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.
Drei weitere Rügen sprach der Presserat für die Laufmagazine “Condition”, “Laufzeit” und “Running” aus, die auf ihren Titelseiten jeweils ein PR-Foto eines Sportartikelherstellers veröffentlicht hatten. Der Presserat sah darin Schleichwerbung und damit einen Verstoß gegen Richtlinie 7.2 des Pressekodex.
Ebenfalls gerügt wegen einer Verletzung der Ziffer 7 wurde die Zeitschrift “Kanzlei Life!”, die sich an Rechtsanwalts- und Notarkanzleien richtet. Die Zeitschrift hatte in mehreren Artikeln auf Produkte eines Softwareunternehmens hingewiesen, Konkurrenzprodukte aber nicht genannt. Die Publikation wird von einem Schwesterunternehmen dieses Softwareentwicklers herausgegeben und kostenlos an Kunden verteilt. Der Presserat beurteilte die Zeitschrift “als reine Werbepublikation”, was für den Leser allerdings nicht ersichtlich sei.
Bild.de erhielt eine Rüge für die Berichterstattung über ein Tötungsdelikt, bei dem der Hauptverdächtige als überführter “Killer” bezeichnet wurde. In den Artikeln wurde der Eindruck erweckt, als habe erwiesenermaßen ein Mord stattgefunden und der Mann sei der Täter. Beides stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aber nicht fest. Der Presserat erkannte darin einen Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht (Ziffer 2) und einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Mannes und des Opfers (Ziffer 8), weil über beide identifizierend berichtet worden war.
Schließlich gab es noch eine Rüge für die Münchener “tz”, die – ebenfalls identifizierend – über einen Mann geschrieben hatte, dem die Entführung und Vergewaltigung Minderjähriger in Thailand vorgeworfen wird. Darin erkannte der Presserat zudem eine Verletzung der Unschuldsvermutung (Ziffer 13).
Einen sogenannten Hinweis erteilte der Beschwerdeausschuss der Bremer “Bild”-Regionalausgabe sowie Bild.de, weil diese unter der Überschrift “Wir sind Bremens coolste Fahrschule” Schleichwerbung für eine, nun ja, Bremer Fahrschule gemacht hatten.
Keinen ethischen Verstoß stellte das Gremium hingegen bei zwei Beschwerden zur Berichterstattung über den Bombenanschlag in Boston fest. Bild.de hatte mehrere Fotos gezeigt, auf denen unter anderem verletzte Menschen zu sehen waren. “Die Fotos dokumentieren die schreckliche Realität dessen, was sich ereignet hat, überschreiten jedoch nicht die Grenze zur Sensationsberichterstattung” (Ziffer 11), so der Presserat. Ein grenzwertiges Foto, das einen verletzten Mann im Rollstuhl zeigte, “hatte die Zeitung kurz nach Erscheinen bereits wieder von sich aus aus dem Online-Angebot entfernt”.
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1. “Second Screen first” (carta.de, Hermann Rotermund)
Hermann Rotermund glaubt, dass der sogenannte “Second Screen” eigentlich der erste sei und dass die Online-Medien “in unserem Medien-Universum die Funktion des Leitmediums übernommen” haben: “Wir erleben […] die fortschreitende Erosion des Leitmediums Fernsehen, dessen Relevanz sich weder durch Quotenkalkulationen noch durch pathetische Qualitätsbehauptungen glaubwürdig stützen lässt.”
3. “Magie” (tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Auch Constantin Seibt hat eine Art “Liebeserklärung” an den Journalismus verfasst: “Die Unberechenbarkeit der Welt – und die Unberechenbarkeit des Schreibens – macht Journalismus zu einem romantischen Beruf.”
4. “So viel ‘Bild’ muss nun wirklich nicht sein” (blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller bezweifelt dass die vom Springer Verlag eingeführte Bezahlvariante künftig als erfolgreiches “Geschäftsmodell der Onlinemedien” gelten wird. Neben etlichen anderen Problemen, sei vor allem die Bedienbarkeit zu kompliziert und unzeitgemäss: “Alle Abonnements sind nach Angaben bei ‘BILD.de’ monatlich kündbar. Wer genauer nachliest stellt jedoch fest, dass dabei eine Kündigungsfrist von ‘7 Tagen vor Ende der laufenden Vertragsperiode’ einzuhalten ist.” Siehe dazu auch “Bezahlen im Netz” (nicobruenjes.de, Nico Brünjes) und “‘BildPlus’: Der Rohrkrepierer” (timoniemeier.wordpress.com, Timo Niemeier).
5. “Can BuzzFeed Be Stopped?” (techcrunch.com, Jon Evans, englisch)
Jon Evans prüft die Behauptung des Buzzfeed-Chefredakteurs Ben Smith, dass am Tag der Boston-Attentate, die Top 5 Buzzfeed-Artikel aus serösen Nachrichten bestanden (“hard news”). Siehe auch “Was Medien von Buzzfeed lernen können” (meedia.de, Stefan Winterbauer).
6. “Jung & Naiv – Folge 63: Der Bundesregierungsprecher” (netzpolitik.org, Tilo Jung, Video, 21:06 Minuten)
Tilo Jung spricht mit dem Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert. Seibert sagt, er mache auf Twitter alles selber. Ausser Links, die könne er sich “immer noch nicht” selbst machen.
Der Parkplatz der Uni Siegen gehört nicht unbedingt zu den allerspektakulärsten Orten der Republik. Dennoch erfährt er momentan eine ganze Menge Aufmerksamkeit.
Der Grund dafür ist ein Foto, das eine Studentin vor ein paar Tagen bei Facebook hochgeladen hat. Zu sehen sind drei Autos, die derart dicht nebeneinander stehen, dass das Mittlere nur noch über den Kofferraum erreichbar ist. Wessen Schuld diese nicht ganz einfache Parksituation war, sei mal dahingestellt.
Das Foto wurde jedenfalls zum viralen und medialen Hit, etliche Kommentatoren machten sich über die Szenerie lustig und bastelten allerlei Fotomontagen daraus. Unter anderem diese hier:
Die Flut an kuriosen Fotomontagen reißt nicht ab: Auf einer grüßt Papst Benedikt den geschickten Golf-Fahrer, auf einer weiteren berichtet RTL-Reporterin Antonia Rados aus dem “Krisengebiet”
Am Montag haben wir gezeigt, dass die Ansprache “Herr Professorin”, die angeblich an der Uni Leipzig eingeführt werden soll, einzig und allein eine Erfindung von “Spiegel Online” ist – und nichts mit der tatsächlichen Entscheidung der Uni zu tun hat.
Einige Medien haben es aber immer noch nicht kapiert.
Die “Aachener Zeitung” schrieb am Mittwoch unter der Überschrift “Guten Tag, Herr Bürgermeisterin”:
An der Universität Leipzig müssen sich männliche Dozenten künftig “Herr Professorin” schimpfen. Kein Scherz.
Auch kein Scherz: Im ZDF-morgenmagazin wurde am Dienstag im “richtig oder falsch”-Gewinnspiel die Frage gestellt, ob sich die Ansprache an der Uni Leipzig in “Herr Professorin” ändern werde. Die “moma”-Tassen gab es dann für die Antwort “richtig”.
Und in einem Blogeintrag der “Leipziger Volkszeitung” findet sich dieser schöne Schlusssatz:
Putzende Jungs wären auf jeden Fall ein stärkeres Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit im Alltag als ein Wissenschaftler, der sich mit “Herr Professorin” ansprechen lassen muss.
Und so gibt es immer noch Journalisten (und Journalistinnen), die sich über etwas lustig machen, das niemand (!) jemals (!) in Erwägung gezogen hat.
Besonders bescheuert aber sind jene Geschichten, in denen die Journalisten das Kunststück vollbringen, den Sachverhalt sowohl richtig als auch falsch wiederzugeben.
So heißt es im Feuilleton der aktuellen “Zeit”:
[…] das generische Femininum soll in der neuen Verfassung der Alma Mater verankert werden. Damit seien, so versichern Fußnoten, alle gemeint, Frauen wie Männer.
Das stimmt. Endlich mal. Und doch schafft es die “Zeit”, noch im selben Satz wieder alles kaputt zu machen:
In Leipzig wird es bald “Herr Professorin” heißen […].
Ein paar Sätze später heißt es:
In Leipzig etwa, wo es bald “Herr Professorin” heißt […].
Die “Rheinische Post” machte es nicht besser und schrieb am Montag:
[…] in der Grundordnung der Universität soll künftig nur noch die weibliche Personenbezeichnung stehen. Eine Fußnote ergänzt, dass diese Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt.
Das ist korrekt. Im Gegensatz zu dem Unsinn, der im nächsten Satz folgt:
In Leipzig lehrt also der Herr Professorin den Herrn Studentin demnächst die Germanistik.
Die “Bunte” haut derweil mal richtig auf den Putz:
Und auch die “Stuttgarter Zeitung” schafft es in einer verschwurbelten Kolumne, Realität und Fiktion bedenkenlos zu verquicken:
[An der Leipziger Universität] hat ein Senatsbeschluss für die neue Verfassung den Professoren männlichen Geschlechts zumindest sprachlich den Garaus gemacht. Sie werden nun alle als Professorinnen geführt, auch wenn das, wie die Rektorin jetzt verkündet, keine Auswirkung im alltäglichen Umgang haben wird. Trotzdem gilt: So besiegt man mit Sprache die Wirklichkeit.
Die Kolumne trägt den Titel: “Grüß Gott, Herr Professorin”. Tja – so besiegt man mit Sprache die Wirklichkeit.
Wir haben am Donnerstag bei “Spiegel Online” nachgefragt, warum die irreführende Überschrift, auf der dieser ganze “Herr Professorin”-Quatsch beruht, immer noch nicht geändert wurde.
“Spiegel Online” antwortete uns:
[…] die Zeile “Guten Tag, Herr Professorin” ist keine Nachrichtenüberschrift, sondern lediglich unser Versuch, humorvoll mit dem Thema der verweiblichten Grundordnung der Universität Leipzig umzugehen. Als Überschrift ist sie eine Anspielung auf die häufig verwendete Formulierung “Frau Professor”. Ähnlich wie die Uni Leipzig in ihrer neuen Grundordnung haben wir die Geschlechterrollen für die Überschrift spielerisch vertauscht und eine Zeile gewählt, die leider mehrfach missverstanden und abgeschrieben wurde. Ein Grund, die Überschrift zu ändern, ist das nicht. Darüber hinaus wurde im Text sowohl das Verfahren als auch die künftige Verwendung der Begriffe genau beschrieben.
Soso.
Die ganze Aufregung um die Entscheidung der Leipziger Uni wirkt noch viel absurder, wenn man sieht, dass an der Universität Karlsruhe schon vor einigen Jahren das generische Femininum eingeführt wurde. Dort ist seither nicht von “Studenten” die Rede, sondern ausschließlich von “Studentinnen”. Zumindest in der Studien- und Prüfungsordnung (PDF) des Studiengangs Maschinenbau.
Übrigens: Auch die Entscheidung aus Leipzig ist eigentlich keine Neuigkeit mehr. Schon im Dezember 2011 berichteten die “Leipziger Volkszeitung” (PDF) und die Leipziger Hochschulzeitung “student!” über die Pläne des Senats. Einen Aufschrei gab es damals nicht.
Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber.
Nachtrag, 16. Juni: Wie uns einige Leser mitgeteilt haben, hat das “Morgenmagazin” seinen Fehler am nächsten Tag richtiggestellt. Und “Spiegel Online” hat den Teaser schon vor der Veröffentlichung unseres Eintrags geändert. Statt “setzt [die Uni Leipzig] nur noch auf weibliche Bezeichnungen” heißt es jetzt: “setzt [die Uni Leipzig] in ihrer Grundordnung nur noch auf weibliche Bezeichnungen”.
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1. “Bezahlinhalte: ‘Todesspirale, die man aufhalten kann'” (derstandard.at, Harald Fidler)
Gunter Dueck denkt über die Zukunft des Journalismus nach und glaubt, dass die Verlage sich selbst im Weg stehen: “Man muss sich nur einigen, dass man die Infrastruktur eines Bezahlsystems haben will. Da müssen sich die Verbände zusammensetzen, ohne Egoismen von großen Zeitungen.”
Ein paar Verlage kündigten auf dem 2. Zeitungsgipfel in Wiesbaden genau diese Zusammenarbeit zu Schaffung von “gemeinsamen technologischen Plattformen für Paid Content” an. Tatsächlich soll sich das geplante System aus kartellrechtlichen Gründen auf die Infrastruktur beschränken.
2. “Eine irrelevante Studie regt zum Nachdenken an” (netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert findet die Studie eines PR-Agentur-Netzwerks über die Verwendung sozialer Medien durch Journalisten “methodisch fragwürdig” und irrelevant, schliesst aber trotzdem aus ihr, dass es dem Journalismus in Deutschland gar nicht so schlecht gehen würde: “Solange vergleichsweise wenige hiesige Journalisten [soziale Netze nutzen], kann die Situation ihrer Branche also eigentlich gar nicht so schlecht sein.” Siehe dazu auch Global study shows more journalists embrace social media — Germans, not so much (paidcontent.org, Jeff John Roberts, englisch)
3. “Brender: ‘Schächter hatte damals Schiss'” (meedia.de, Christian Meier)
Christian Meier hat offenbar das Cicero Spezial zur Bundestagswahl gelesen und fasst ein Interview mit den damaligen Chefredakteuren von ZDF und ARD, Nikolaus Brender und Hartmann von der Tann zusammen, die im September 2005 nach der Bundestagswahl die “Elefantenrunde” moderierten: “Erkenntnis: Ohne die Sendung wäre Angela Merkel vielleicht nicht Kanzlerin geworden.” Da diese Erkenntnis ungefähr acht Jahre alt ist, hat Nikolaus Brender auch noch neue Erkenntnis mitgebracht: “Der Ex-Chefredakteur des ZDF sagt heute: ‘Ich hatte immer gesagt: Der hatte nichts getrunken. Aber jetzt, wo ich das sehe: Der hatte was intus, nicht viel, aber der hatte was intus …'”
4. “New York Times brings magazine experience to the web” (journalism.co.uk, Alastair Reid)
John Niedermeyer, Chefdesigner der Digitalnachrichten bei der New York Times, hat eine Sonderausgabe des (Papier-) Magazins der NYT in eine aufwändig, aber zurückhaltend gestaltete digitale Form gebracht: “Who Made That? The Magazine’s 2013 Innovations Issue“. Dazu sagt er, dass die Art und Weise wie Nachrichten derzeit im Netz präsentiert würden, stark verbesserungswürdig sei: “But I think there’s enormous potential to improve the templates that we use to just run articles as they’re published every day.”
5. “A Statement on Rep. Peter King’s Call for the Prosecution of Journalists” (pressfreedomfoundation.org, Trevor Timm, englisch)
Der amerikanische Kongressabgeordnete Peter King fordert in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News eine strafrechtliche Verfolgung des Journalisten Glenn Greenwald. Angeblich habe der neben seinen jüngsten Veröffentlichungen über das Sammeln von Verbindungs- und Benutzerdaten durch die NSA auch gedroht, die Namen von CIA-Agenten zu veröffentlichen. Die Freedom of the Press Foundation nennt diese Behauptung falsch: “Mr. Greenwald has never said anything of the sort, and in fact, he has said the direct opposite—that both he and his source have intentionally made sure not to reveal any information that could lead to individuals being harmed.”
6. “Adblock Advertising-Challenge” (crackajack.de, René Walter)
René Walter hat zusammen mit seinem Vermarkter festgestellt, dass ungefähr die Hälfte seiner Leser Adblocker benutzen: “Tatsächlich aber finde ich das super, weil es eindeutig zeigt, was für ‘ne smarte und versierte Leserschaft ich hier habe. Meine ich ganz ironiefrei.”
Sie wollen auf die Schnelle eine Million Dollar verdienen? Gut. Dann brauchen Sie jetzt zwei Dinge: einen E-Mail-Account und Ihr Mathebuch aus der neunten Klasse.
Bereit? Na dann los:
Das dürfte mit ein bisschen Grübelei auf jeden Fall machbar sein. Lassen Sie sich ruhig Zeit. Und wenn Sie so weit sind: Mail rausjagen, abwarten, Kontoauszug überprüfen. Vielleicht dauert’s ein paar Tage, aber schon bald werden Sie um eine Million Dollar reicher sein. Herzlichen Glückwunsch!
Kleiner Scherz. Ganz so einfach, wie “Bild” das alles schildert, ist es natürlich nicht.
Zunächst einmal: Der gute Mann heißt Beal, nicht Bale. Und er ist kein Irrer, sondern Unternehmer. 1997* veröffentlichte er die “Beal-Vermutung” und lobte einen Preis aus für denjenigen, der einen Beweis oder einen Gegenbeweis dafür liefern kann.
If Ax +By = Cz, where A, B, C, x, y and z are positive integers and x, y and z are all greater than 2, then A, B and C must have a common prime factor.
Dummerweise hat “Bild” die Aufgabe falsch abgeschrieben und aus A hoch x kurzerhand A mal x gemacht — was die Aufgabe dann doch ein wenig ändert. Außerdem vergisst das Blatt zu erwähnen, dass x, y und z größer als 2 sein müssen.
Und es reicht auch nicht, einfach nur eine Mail zu schreiben, wenn man glaubt, “das Ergebnis” gefunden zu haben. In der Regel muss ein Beweis zunächst in einer angesehenen Fachzeitschrift veröffentlicht werden, bevor sich das “Beal Prize Committee” der Sache annimmt.
Sie können das Mathebuch also wieder wegpacken.
Mit Dank an Torben Z., Markus W. und Martin B.
Nachtrag/*Korrektur, 16. Juni: Einige Leser haben uns darauf hingewiesen, dass “Bild” außerdem unterschlägt, dass es sich bei dem gemeinsamen Faktor um einen Primfaktor handeln muss. Die “Beal-Vermutung” wurde im Übrigen nicht im Jahr 1997 aufgestellt, sondern schon im Jahr 1993. Vier Jahre später wurde dann erstmals ein Preisgeld ausgelobt.
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1. “Kleines Welt” (sueddeutsche.de, Thorsten Denkler)
Thorsten Denkler sammelt Zitate von Ex-“Bild”-Mitarbeiter Rolf Kleine, dem neuen Sprecher von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.
2. “Bartoli-Konzert in der Laeiszhalle – der Streit ums Bild” (abendblatt.de, Lars Haider)
Weil das “Hamburger Abendblatt” bei der Auswahl eines Konzertfotos von Cecilia Bartoli nicht frei entscheiden konnte, blieb der Konzertbericht ohne Foto. Chefredakteur Lars Haider spricht mit Konzertveranstalter Christian Kuhnt über den Fall.
3. “Was auf unseren Adblocker-Aufruf folgte” (golem.de, Jens Ihlenfeld)
Jens Ihlenfeld resümiert die eigene Bitte an die Leser, den Werbeblocker auszuschalten. Die Kampagne habe “dazu geführt, dass wir einige Werbungen abschalten lassen haben, vieles hinterfragt haben und über Verschiedenes mit unseren Werbepartnern diskutieren. Durch die Ergebnisse unserer kleinen Umfrage wissen wir jetzt außerdem etwas mehr darüber, wie es um die Zahlungsbereitschaft unserer Leser bestellt ist.”
4. “Radikalkur für griechischen Staatsrundfunk: Warum ARD und ZDF nicht als Vorbild taugen” (spiegel.de, Florian Diekmann)
8,7 Milliarden Euro geben die deutschen Öffentlich-rechtlichen 2013 aus: “Pro Einwohner sind das 109 Euro. In Griechenland hingegen kostet der angeblich so ineffiziente staatliche Rundfunk im Schnitt nur 26 Euro pro Jahr und Kopf. Selbst wenn man die unterschiedliche Wirtschaftskraft einbezieht – in Griechenland liegt sie pro Kopf nur bei etwa der Hälfte des deutschen Werts -, ist das deutsche System um rund das Doppelte kostspieliger.”
5. “Ein ernsthafter Gute-Laune-Guide für den Umgang mit Sexismus im Alltag” (patsyjones.de)
“1. Bewegen Sie sich als Frau auf der Straße häufig Wurst essend. Nicht Eis schleckend. Nicht einen Plastikbehälter voller Salat balancierend. Auch nicht mit einer Tüte bunter Macarons in der Hand. Das Stichwort ist: Wurst. Essen Sie Wurst. Mit Wurst in der Hand reagiert Ihre Umwelt vollkommen anders auf Sie.”