Archiv für März, 2013

Autorisierung, Google News, SXSW

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wenn ein Wort nicht mehr gilt”
(hossli.com)
12 Jahre lang war Peter Hossli USA-Korrespondent: “Nie musste ich ein Interview zur Autorisierung vorlegen, nie hat sich jemand beschwert über ein Gespräch. Es gilt das gesprochene Wort. Journalisten schreiben, was sie hören. Interviewte stehen zu dem, was sie sagen. Es braucht keinen Vertrag. Alle verhalten sich wie Profis – und wehren sich, wenn das nicht mehr stimmt.” Siehe dazu auch eine Replik von Pressesprecher Daniel Menna (blog.menna.ch).

2. “Sky-Reporter sendet Festnahme live im TV”
(meedia.de, Video, 5:18 Minuten)
Der TV-Sender “Sky News” schaltet live zu einem Korrespondenten nach Peking, der von der Polizei gefilmt und abgeführt wird.

3. “Wie Computer journalistische Qualität berechnen”
(nzz.ch, Stefan Betschon)
Der “Story-Rank” von Google News: “Um von Story-Rank geschätzt zu werden, müsste man als Journalist im Dienst eines möglichst grossen Medienunternehmens möglichst schnell möglichst viele möglichst lange Texte schreiben zu populären Themen.”

4. “NZZ-Multimedia-Reportage: Muster ohne (Mehr-)Wert”
(torial.com, Bernd Oswald)
Bernd Oswald bespricht die Multimedia-Reportage “Keine Zeit für Wut” (fukushima.nzz.ch). “Mir drängt sich der Eindruck auf, dass hier ein Multimedia-Feuerwerk abgebrannt wurde, ohne genau zu bedenken, welchen Zweck das jeweilige Feature genau haben soll.” Hintergründe zur Entstehung der Reportage finden sich im Interview mit Luzi Bernet (persoenlich.com, Edith Hollenstein).

5. “Gemeinsame Paywall deutscher Zeitungsverlage?”
(mediadraufblick.de, Thomas Levermann)
Könnten deutsche Medienhäuser auf die Idee kommen, eine gemeinsame Paywall zu errichten? Und wie würde das aus kartellrechtlicher Sicht aussehen?

6. “Deutschland auf der SXSW: ein Trauerspiel”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
An der US-Veranstaltung SXSW besucht Thomas Knüwer deutsche Vertretungen: “Die Repräsentanz auf der SXSW könnte gerade im Digital-Bereich wichtig sein. Man könnte Startups die Chance geben, sich zu zeigen und Kontakte zu knüpfen.”

Geheimnisträger, Konklave, Hipster

6 vor 9

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1. “About those 2005 and 2013 photos of the crowds in St. Peter’s Square”
(washingtonpost.com, Emi Kolawole, englisch)
Der im Netz vielgeteilte Vergleich zwischen zwei Fotos von 2005 und 2013 trifft eher nicht, schreibt Emi Kolawole. Das Bild von 2005 wurde während der Zeremonie zur Beisetzung von Papst Johannes Paul II. gemacht – “a very different mood and event type”.

2. “The Times: Exklusive Qatar-Dream-Football-League-Geschichte war exklusiv erfunden”
(jensweinreich.de)
“The Times” räumt ein, dass die dreiseitige Geschichte zur “Dream Football League” nicht stimmt. “Es brauchte einen kleinen Shitstorm auf Twitter und wenige hartnäckige Blogger, um die vermeintliche Exklusivgeschichte der Londoner Times als das zu entlarven, was sie ist: Bullshit. Eklatantes Versagen von Journalismus.”

3. “Die Nichtgenanntseinwollenden”
(bundesplatz.blog.nzz.ch, René Zeller)
René Zeller wundert sich über Parlamentarier, die gegenüber Journalisten nicht offen reden wollen. Er will ihnen nun den Kampf ansagen, in dem er sich “eisern an folgende drei Prinzipien” hält: “1. Wer im Bundeshaus etwas zu sagen hat, soll auch dazu stehen. 2. Ich zitiere keinen Politiker zwischen Anführungs- und Schlusszeichen, der nicht namentlich genannt werden will. 3. Ich bevorzuge Politiker, die akzeptieren, dass wir Journalisten nicht Geheimnisträger, sondern Öffentlichkeitsarbeiter sind.”

4. “‘Schrill’: BILD erklärt, was uns Alexander Dobrindt sagen wollte”
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Was “Bild” als die “schrillste Hochzeit des Jahres” einstuft – eine Analyse.

5. “Gezeichnete Satire zum Konklave schmäht weder Glaube noch religiöse Überzeugungen”
(mainpost.de, Anton Sahlender)
“Leseranwalt” Anton Sahlender verteidigt eine satirische Zeichnung zur Papstwahl. Die “Main-Post” berichte “nicht nur für Katholiken. Und als unabhängiges Medium kann sie sich satirisch oder kritisch mit Religion und Kirche auseinandersetzen.”

6. “Eklat nach Hochzeit: Hipster meinte Ja-Wort nur ironisch”
(kojote-magazin.de, Satire)

Maischberger, Jorge Mario Bergoglio, Tosca

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1. “WDR zahlte Honorar nach Quote”
(ksta.de, Anne Burgmer)
Bis vor Kurzem war das Honorar von Sandra Maischberger für die ARD-Talkshow “Menschen bei Maischberger” abhängig von der Einschaltquote.

2. “85-Euro-Journalismus – eine Wutrede”
(webvideoblog.de, Martin Heller)
Eine Stellenanzeige bietet 85 Euro für “Drehen, Schneiden, Vertonen, Upload, sogar mit eigenem Technik-Equipment”. Siehe dazu auch “Liebe DNN” (facebook.com, Frank Dehlis).

3. “Die irren Scheichs eben”
(taz.de, Andreas Rüttenauer)
Fußball: Wird die “Dream Football League” die neue Konkurrenz der “Champions League”? Wohl eher nicht. Siehe dazu auch “Qatar Football Association denies plans for ‘Dream Football League'” (bbc.co.uk, englisch).

4. “Im Landtag unerwünscht”
(kontextwochenzeitung.de, Hermann G. Abmayr)
Ein Interview mit Anton Hunger, Autor des Buchs “Blattkritik: Vom Glanz und Elend der Journaille”: “Man korrumpiert – und ich setze das Wort hier in Anführungszeichen – man ‘korrumpiert’ einen Journalisten am leichtesten mit einer Geschichte. Das kann auch eine Geschichte über einen Wettbewerber sein.”

5. “John Allen Jr.: The Man Who Picked the Pope”
(world.time.com, David Von Drehle, englisch)
John Allen Jr. vom “New Catholic Reporter” schrieb am 3. März ein ausführliches Porträt von Jorge Mario Bergoglio, auf das alle stießen, die nach dessen Wahl zum Papst die Suchmaschinen bedienten. “The fact that Allen, virtually alone, gave props in advance to the eventual pope was a vindication of his own hard-won expertise in covering one of the world’s most opaque bureaucracies.”

6. “‘Tosca’ ist mein Pony”
(ankegroener.de)
Anke Gröner singt die Arie “Vissi d’arte” aus der Puccini-Oper “Tosca” (hier interpretiert von Maria Callas).

Habemus tumultum

Als der weiße Rauch am gestrigen Abend, kurz nach 19 Uhr, den Schornstein der Sixtinischen Kapelle verließ, war klar: Die Katholische Kirche hat einen neuen Papst. Rund eine Stunde spekulierten die Kommentatoren der Fernsehanstalten darüber, wen die Wahl getroffen haben könnte, dann trat Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran auf den Balkon des Petersdoms und sprach folgende Worte:

Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Papam:

Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum, Dominum Georgium Marium Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Bergoglio qui sibi nomen imposuit Franciscum

Nicht gesagt hat Tauran “Franciscum primum”, was “Franziskus der Erste” gewesen wäre. Der neue Papst trägt also – anders als Johannes Paul I., der sich als erster Papst überhaupt direkt für die Ordnungszahl in seinem Papstnamen entschieden hatte – “nur” den Namen Franziskus. Und das bist zu dem Tag, an dem vielleicht irgendwann einmal ein Papst Franziskus II. gewählt werden sollte, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi noch einmal klarstellte.

Und das war offenbar auch bitter nötig:


(“Süddeutsche Zeitung”)


(“Frankfurter Allgemeine Zeitung”)


(“Die Welt”)


(“Handelsblatt”)


(“Berliner Zeitung”)


(“Hamburger Abendblatt”)


(“Hamburger Morgenpost”)


(“Express”)

Aber gut: Das kann im Eifer des Gefechts schon mal passieren. Die letzte Wahl eines Papstes ohne Ordnungszahl liegt 1100 Jahre zurück, da waren die Zeitungspressen noch nicht erfunden.

Noch etwas länger liegt das 8. Jahrhundert zurück, in das die Pontifikate von Johannes V., Sisinnius, Konstantin und Gregor III. fallen. Sie alle stammten aus Syrien, was insofern entscheidend ist, weil Syrien nicht zu Europa gehört und der Agentinier Jorge Mario Bergoglio damit nicht mehr der “erste nicht-europäische Papst” sein kann.

Außer in den Medien, natürlich:

  • Zum ersten Mal ein Papst, der nicht aus Europa stammt!
    (“Die Welt”)
  • Ein historischer Moment: Zum ersten Mal ist ein Nichteuropäer zum Papst gewählt worden.
    (“Hamburger Abendblatt”)
  • Die katholische Kirche beschreitet mit Franziskus I. – dem argentinischen Kardinal Jorge Bergoglio – neue Wege. Unter 265 Nachfolgern des Heiligen Petrus ist er der erste Nicht-Europäer.
    (“Stuttgarter Nachrichten”)
  • Und er ist der erste Papst, der nicht aus Europa kommt, ihn wollten die Kardinäle[.]
    (“Süddeutsche Zeitung”)
  • Der erste Papst in der Geschichte der katholischen Kirche, der nicht aus Europa kommt, ist auch der erste, der sich nach dem Heiligen Franz von Assisi benannt hat, dem Heiligen der Armen.
    (“Frankfurter Rundschau”)
  • Zum ersten Mal in der Geschichte haben die Katholiken einen Papst, der nicht aus Europa stammt. Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, wurde zum 266. Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt.
    (“Frankfurter Rundschau”)
  • Der neue Papst ist nicht nur der erste Nicht-Europäer auf dem Heiligen Stuhl – er wählte auch einen Papstnamen, den keiner seiner Vorgänger trug. Der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio heißt künftig Franziskus I.
    (AFP)
  • Historische Entscheidung im Vatikan: Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist am Mittwoch zum neuen Papst Franziskus I. gewählt worden. Damit steht erstmals in der Geschichte ein Nicht-Europäer an der Spitze der römisch-katholischen Kirche.
    (AFP)
  • Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet neue Impulse durch das erste nicht-europäische Oberhaupt der Kirche.
    (hr-online.de)
  • Er ist der erste Nicht-Europäer auf dem Stuhl Petri.
    (n-tv.de)
  • Es ist das erste Mal, dass der Papst nicht aus Europa kommt.
    (AFP, Bild.de, abendblatt.de, mdr.de, derwesten.de, stern.de, …)

Wobei sich auch die katholischen Würdenträger offenbar nicht ganz in der Frühgeschichte ihrer Kirche auszukennen scheinen:

  • Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte: “Der lateinamerikanische Kontinent darf stolz sein, erstmals in der Geschichte der Kirche einen Nichteuropäer als Papst zu stellen.”
    (Evangelischer Pressedienst)
  • [Der Münchner Kardinal] Marx sagte, dass der bisherige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, ein Papst der “vielen ersten Male” sei: der erste Jesuit, der erste Nicht-Europäer und der erste Franziskus.
    (Evangelischer Pressedienst)

Die Katholische Nachrichtenagentur KNA, der man bei diesem Thema wohl eine gewisse Kompetenz unterstellen darf, verbreitete heute extra eine eigene Meldung:

Papst Franziskus ist der erste Nichteuropäer auf dem Stuhle Petri seit 1.272 Jahren. Damals war mit Gregor III. (731- 741) ein aus Syrien stammender Papst Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Die KNA erwähnt unter anderem noch die Päpste Victor I. und Miltiades, die aus Afrika stammten, und zählt zusammen:

So gab es bis Mitte des 8. Jahrhunderts acht in Asien und zwei in Afrika geborene Päpste. Mit Petrus und Evaristus waren zwei Päpste Juden. Fünf – und noch dazu ein Gegenpapst – stammten aus Syrien.

Mit Dank an Jonathan K., Fuchs, Marcus H., Matthias M. und Laszlo J.

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“Bild” verwahrt sich gegen Leverkusen-Kritik

Gestern hatten wir berichtet, dass sich Bayer 04 Leverkusen und Trainer Sami Hyypiä gegen Berichterstattung von “Bild” verwahren, wonach ein Bruch zwischen Hyypiä und seinem Trainerkollegen Sascha Lewandowski bevorstehe.

Timm Detering, bei “Bild” für Bayer Leverkusen zuständig, schreibt heute ungerührt weiter den baldigen Bruch herbei und erwähnt die Mitteilung des Vereins mit keinem Wort. Das hat allerdings hat Walter M. Straten übernommen, Chef des Sportressorts von “Bild”.

In seinem Kommentar lehnt sich Straten mindestens so weit aus dem Fenster, wie es Leverkusen gestern getan hatte, und bezichtigt den Verein und vor allem Sami Hyypiä der Lüge:

Die Leverkusener Bosse Holzhäuser und Völler antworteten gestern auf der Homepage mit einem Dementi: Alles falsch, das habe Hyypiä nie so gesagt! Und dann faseln sie noch von einer “Kampagne”.

Was für ein Quatsch! Hiermit dementieren wir das Dementi.

Hyypiä will von seinen eigenen Aussagen nichts mehr wissen. Und Leverkusen versucht, das Trainer-Pärchen über die Saison zu retten.

Sind falsche Dementis da der richtige Weg? Vielleicht sollten die Leverkusener es mit der Wahrheit probieren…

Neonazis, Marktredwitz, Bob Woodward

6 vor 9

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1. “Boulevardjournalismus – oder: Wie hässliche Fratzen erträgst Du im Spiegel?”
(eigenwach.wordpress.com)
Eigenwach besucht am MAZ in Luzern den Kurs “Boulevardjournalismus wääh? – Boulevardjournalismus yeah!”: “Was ich an den drei Kurstagen erfahren habe, bestätigte nicht nur meine Vorurteile – es öffneten sich vielmehr Abgründe, die ich in diesem Ausmasse selbst in Momenten grösster Abneigung nicht erwartet hätte.”

2. “Journalisten im Visier von Neonazis”
(youtube.com, Video, 7:17 Minuten)
Was Journalisten und Fotografen, die über Neonazis berichten, erleiden müssen: “Im Visier der Nazis sind vor allem Fachjournalisten, die sich auf die rechte Szene spezialisiert haben.”

3. “Lautstark gegen Temelin”
(frankenpost.de, Matthias Bäumler)
Die Frankenschau (br.de, Video, 7:58 Minuten) und die Abendschau (br.de, Video, 2:15 Minuten) des Bayerischen Fernsehens berichten live von einer Anti-Atomkraft-Demo mit “gut 100 Umweltaktivisten” in Marktredwitz. “Sie setzten fernsehgerecht einen Demonstrationszug in Szene. Für die Kundgebungsteilnehmer, die auf Kommando des BR trommelten, pfiffen und Sprüche skandierten, war es kein Problem, für etwas mehr als eine Stunde fremdbestimmt zu werden. ‘Nein, so haben wir zumindest die Gewissheit, dass viele Menschen unsere Botschaft hören’, sagte einer der Teilnehmer.”

4. “‘Sheikhs shake world game’: Katar traut man auch eine Dream Football League zu – nur stimmt die Geschichte überhaupt?”
(jensweinreich.de)
Fußball: Jens Weinreich versucht, herauszufinden, was dran ist an der Geschichte, dass die Königsfamilie von Katar eine Alternative zur “Champions League” plant.

5. “The troubling things I learned when I re-reported Bob Woodward’s book on John Belushi”
(slate.com, Tanner Colby, englisch)
Tanner Colby liest das 1984 erschienene Buch “Wired” von Journalist Bob Woodward über Schauspieler John Belushi.

6. “So… Why does the Daily Express hate the EU?”
(newstatesman.com, Scott Bryan, englisch)
Eine Liste der Gründe, warum der “Daily Express” die Europäische Union nicht mag – entnommen aus Schlagzeilen der Titelseite aus den letzten zwei Jahren.

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Leverkusen verwahrt sich gegen “Bild”-Bericht

In der Politik, der Wirtschaft, vor allem aber im Sport ist es gerne so, dass ein Medium eine anstehende Personalentscheidung vermeldet, die dann von den Betroffenen dementiert wird — und am Ende liegt das Verhältnis, wer recht hatte, ziemlich genau bei 50:50.

Seit längerem will die Kölner Sportredaktion von “Bild” beobachtet haben, dass es bei Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä, dem Trainer-Duo von Bayer 04, nicht rund läuft.

Am Montag schrieb “Bild”:

Hyypiäs Trainer-Partner lässt es nämlich mit Aussagen über das Trainer-Modell in einem ZDF-Beitrag im Bayer-Gebälk krachen: “Es ist schon schwierig, das Tag für Tag zu leben. Kurzfristig ist es sicherlich eine sehr gute Entscheidung. Mittel- und langfristig macht es bestimmte Sachen auch schwieriger.”

• BILD hat es schon seit Monaten beobachtet: Es war auffällig, wie sich Lewandowski rund ums Spiel und an der Seitenlinie in den Vordergrund schob.

• Jetzt die Bestätigung für die Bilder und Worte der letzten Wochen: Lewandowski passt seine Rolle nicht, er nimmt sich wichtiger als er ist.

Gestern brachte “Bild” die gleichen Zitate in der Bundesausgabe einfach noch mal:

Da haben sich zwei auseinander trainiert…

Es kriselt bei Leverkusens Trainer-Duo. Sascha Lewandowski (41) stellte im ZDF-Sportstudio die Doppel-Lösung mit Sami Hyypiä (39) in Frage: “Es ist schon schwierig, das Tag für Tag zu leben.” Ist im Sommer Schluss?

Heute nun vermeldete “Bild” in der Kölner Regionalausgabe, die “Pärchen-Krise bei Leverkusen” spitze sich zu:

SAMI HYYPIÄ: "Ohne Lewandowski wäre einiges leichter"

Laut “Bild”-Reporter Timm Detering “scheint” es, dass es “schon jetzt zum Bruch kommt”:

Gestern, 12.54 Uhr: Nach dem Training stapft Lewandowski durch den Hintereingang in die Kabine.

Ganz anders Hyypiä!

Der Finne spricht mit BILD über seine Zukunft in Leverkusen, sagt ganz offensiv: “Vielleicht werde ich es hier irgendwann alleine machen!”

Er erklärt: “Dass diese Konstellation nicht einfach für uns beide ist, habe ich ja schon mehrfach gesagt. Zurzeit muss ich alles erst mit Sascha absprechen.”

Dann wird er deutlich: “Wenn ich das dann nicht mehr müsste, würde das natürlich einiges leichter machen. Dann könnte ich die Entscheidungen alleine treffen.”

Starke Worte – zumal Hyypiä und Lewandowski (beide Vertrag bis 2015) offiziell gleichberechtigt arbeiten.

Trennt sich das Bayer-Pärchen im Sommer?

Bayer 04 Leverkusen sah sich nach eigener Aussage “genötigt”, der “Bild”-Darstellung in einer Pressemitteilung ungewohnt deutlich zu widersprechen: In der von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportdirektor Rudi Völler unterzeichneten Mitteilung heißt es, die von “Bild” “transportierte vermeintliche Absicht”, Hyypiä strebe eine Trennung von Lewandowski an, entbehre “jeglicher Grundlage”:

Deutlicher noch, sie entspricht nicht der Wahrheit!

Die in der Überschrift mehr als latent transportierte vermeintliche Absicht Hyypiäs entspricht möglicherweise dem Wunschdenken der Bildzeitung – die Berichterstattung des Blattes über Sascha Lewandowski in den vergangenen Wochen und Monaten lässt diesen Schluss zu. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Formulierung schlichtweg nicht von Sami Hyypiä stammt – wie in dem Artikel suggeriert. Hyypiä zu der ihm unterstellten Aussage: “Das ist nicht die Wahrheit, das habe ich definitiv nicht gesagt.”

Sami Hyypiä selbst und Bayer 04 Leverkusen verwahren sich gegen die heutige Berichterstattung der Bildzeitung. Der dargestellte bevorstehende “Bruch” zwischen Hyypiä und Sascha Lewandowski ist ein Fantasieprodukt des Autors. Aus Sicht des Vereins ist der Artikel die offensichtliche Zuspitzung einer Kampagne gegen Sascha Lewandowski, die in dieser Form nicht mehr hinnehmbar ist.

Dass in der professionellen Zusammenarbeit gleichberechtigter Personen immer auch Kompromisse vonnöten sind, um erfolgreich zu sein – dies und nichts anderes haben sowohl Sami Hyypiä als auch Sascha Lewandowski zum Ausdruck gebracht. Und zwar bereits mehrfach in den vergangenen Monaten, in Interviews mit diversen Medien und nicht erst im Rahmen von Hyypiäs Auftritt im Aktuellen Sportstudio des ZDF am vergangenen Wochenende, an dem die Bildzeitung dieser Tage nun Anstoß nimmt.

Im Sommer wissen wir vielleicht mehr.

Wobei sich “Bild” vermutlich nur an ihre Prognosen erinnern wird, wenn es in Leverkusen tatsächlich zum “Bruch” kommen sollte.

Mit Dank an Martin, Langzeitgedächtnis, Flo L., Marc W., Frank B., Eliano und Marco.

FAZ, Nutzerkommentare, Kaffeehäuser

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die vielen Köche und der Brei”
(journalist.de, Svenja Siegert)
“Es scheint, als sei die viel beschriebene Zweiklassengesellschaft aus textschrubbenden Onlinern und den besser verdienenden Edelfedern zumindest bei der FAZ Vergangenheit”, bemerkt Svenja Siegert nach einem Besuch in der Redaktion der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, in der 30 Online-Journalisten arbeiten: “Zum Vergleich: Bei Spiegel Online arbeiten viermal so viele, bei süddeutsche.de ähnlich wenige.”

2. “Über unser Fernsehen”
(scharnigg.de)
Max Scharnigg denkt nach über das Fernsehen in Deutschland: “Es wird unseren Kindern höchst kurios vorkommen, dass es mal üblich war, in einer Papierzeitschrift nachzulesen, wann ein Film gezeigt wurde und die Tagesabläufe fortan diesem fixen Termin unterzuordnen.”

3. “Nutzerkommentare blockieren Informationsfluss”
(de.ejo-online.eu, Karen Grass)
Karen Grass berichtet über eine Studie zum Einfluss von Nutzerkommentaren: “Während die Leser der sachlichen Debatte die Informationen des Basisartikels aufnehmen und damit ihr Wissen über Nanotechnologie erweitern konnten, waren Teile der anderen Lesergruppe polarisiert. Wer die Technologie zuvor schon gut fand, sah ihre Risiken danach als noch geringer an; wer die Risiken scheute, sah sich danach darin bestätigt.”

4. “Digitale Zeitungen im Wiener Kaffeehaus”
(ots.at)
Sechs Kaffeehäuser in Wien bieten ihren Besuchern Zugang zu 122 verschiedenen Zeitungen online – in Zusammenarbeit mit einem Hotspot-Betreiber und einem Medienarchiv. Die Café-Kunden können die E-Paper mit ihren eigenen Smartphones, Tablets und Laptops kostenlos lesen.

5. “Artist in Residence: Christoph Schwarz”
(tvthek.orf.at, Video, 27:58 Minuten)
Als Artist in Residence verbringt Christoph Schwarz mehrere Wochen beim ORF, sichtet nicht gesendete Beiträge, entwirft Konzepte für Schleichwerbung, dokumentiert seinen Aufenthalt.

6. “Wie man gut schreibt”
(dermachtdieworte.blogspot.de, Thies)

So jung kommen wir nicht mehr zusammen

Als Julian Draxler am Samstag für den FC Schalke 04 in der Bundesliga auflief, war er mit 19 Jahren und 170 Tagen der jüngste Bundesligaspieler, der sein 100. Pflichtspiel für seinen Verein absolviert hat.

Ein (etwas bemüht wirkender) Rekord, den die Autoren von sportbild.de einzuordnen versuchen:

Der in Gladbeck vor den Toren Gelsenkirchens geborene Draxler eilt bereits von Rekord zu Rekord. Am 15. Januar 2011 gab er mit 17 Jahren und 117 Tagen als jüngster Bundesligaspieler sein Debüt.

Das stimmt so nicht: Zwar war Draxler damit der jüngste Bundesligaspieler des FC Schalke 04, aber den eigentlichen Rekord des jüngsten Bundesligaspielers überhaupt hält ein Spieler von Borussia Dortmund: 16 Jahre und 335 Tage alt war Nuri Şahin, als er am 6. August 2005 erstmalig für den BVB auflief.

Die offizielle Datenbank von bundesliga.de listet Draxler als viertjüngsten Bundesliga-Debütanten:

Mit Dank an Markus K.

Nachtrag, 13. März: Offenbar schon gestern hat sportbild.de den Satz unauffällig geändert:

Am 15. Januar 2011 gab er mit 17 Jahren und 117 Tagen als jüngster Schalker Bundesligaspieler sein Debüt.

Aus einem Rücken einen Elefanten machen

Was haben Michelle Hunziker und Horst Schlämmer gemeinsam?

Beide haben Rücken:

Michelle Hunziker: Rücken kaputt - Tour abgesagt!

Was unterscheidet Michelle Hunziker und Horst Schlämmer?

Über Horst Schlämmer sind keine solchen Gerüchte in Umlauf:

Weil sie pausiert, spekulierte zuletzt die Zeitschrift “Gente” Michelle sei schwanger. Ihr Management gestern: “Es ist nicht der Bauch, sondern die andere Seite, die Probleme bereitet …”

Aber was haben die Zeitschrift “Gente” und Bild.de gemeinsam?

TOUR-ABSAGE AUS "WICHTIGEN GRÜNDEN": Ist Michelle Hunziker schwanger?

Am 17. Februar war sich Bild.de nachgerade sicher, dass Frau Hunziker …

Ach, lesen Sie selbst:

Sehr verdächtig…

Michelle Hunziker (36) hat ihre Theater-Tour “aus wichtigen Gründen” abgesagt. Ist die Moderatorin etwa schwanger?

Wie das Schweizer Fernsehen “SRF” berichtet, wollte Hunziker mit ihrem Programm “Mi scappa da ridere” (“Das Lachen kommt über mich”) im März in die Schweiz kommen. Jetzt die Absage – und die vielsagende Ankündigung ihres Managements, die Gründe dafür würden demnächst in allen Medien erscheinen.

Alles deutet auf darauf hin, dass Michelle der Öffentlichkeit bald einen Babybauch präsentieren wird!

“Alles”, genau.

Mit Dank an Marco S.

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