Archiv für Juli 2nd, 2008

Absolut schmerzfrei

Woll’n wir wetten?! Wetten, dass Bild.de in ein paar Wochen einen Artikel über eine 31-jährige Frau aus Amsterdam (Bild.de nennt sie “Marie Stein”) veröffentlichen wird, die sich gut acht Monate nach der Geburt ihrer Tochter ihre Vagina hat operativ verengen lassen – und ihre Vagina-“Verjüngung” supidupi und problemlos überstanden hat? Und jede Wette, dass die Frau die Frage nach ihrem Befinden in etwa so beantworten wird:

Gut, vielen Dank. Ich habe mich schnell erholt und bin froh, es gemacht zu haben. (…) Ich bin sehr zufrieden und absolut schmerzfrei. Mein Mann und ich haben jetzt endlich wieder ein erfülltes Sexualleben. Endlich bin ich wieder so wie früher – entspannt, selbstbewusst und glücklich.*

Oder so:

Ich finde meinen Körper wieder schön, kann mich beim Sex gehen lassen. Ich würde es wieder machen.**

Wer jetzt dagegenhalten will, sollte vorher vielleicht noch mal einen kurzen Blick auf einen bereits vor ein paar Tagen veröffentlichten Bild.de-Artikel zum Thema “Vaginaverjüngung” riskieren, in dem’s am Ende heißt:

Am 1. Juli wird sich Marie Stein in der Klinik Sensualmedics von Prof. Stefan Gress die Vagina verengen lassen. Der Münchener Chirurg hat sich auf Intim-Operationen spezialisiert. (…) Nach der OP wird BILD.de wieder mit der Mutter sprechen.

Wer danach immer noch mit uns wetten will, kann ja schnell mal das von Bild.de verlinkte Wörtchen “Sensualmedics” anklicken. Denn auf sensualmedics.com findet sich u.a. folgende Eigenanzeige:

"Für seröse [sic] TV- und Presseberichterstattung suchen wir Frauen, die eine Intimoperation wie z. B. Schamlippenkorrektur, Vaginalverengung oder G-Punkt-Intensivierung planen. Diskretion und absolute Seriosität wird zugesichert. (...) Attraktive Konditionen!"

Kurzum: Wir würden sogar wetten, dass das, was Sensualmedics “Presseberichterstattung” nennt, im Volksmund eher als “Schleichwerbung” bezeichnet würde. Nur auf die “absolute Seriosität”, die Sensualmedics ihren Testimonials für die “Presseberichterstattung” zusichert, würden wir (mit Blick auf Bild.de) keine müde Mark setzen.

*) Zitiert aus einem “Interview”, veröffentlicht auf Sensualmedics.com in der Rubrik “Pressetexte direkt zum Ausdrucken und Bearbeiten”.

**) Zitiert aus einem “Real-Report” des Springer-Magazins “Jolie” (3/2008), veröffentlicht auf Sensualmedics.com in der Rubrik “Wir in den Medien”.

Nachtrag, 6.7.2008: Inzwischen wurde die Suchanzeige auf der von Bild.de verlinkten Sensualmedics-Website entfernt.

6 vor 9

Mobbing eines SPD-Chefs
(ftd.de, Wolfgang Münchau)
Wie Journalisten Politik machen: “Beck ist nicht der erste deutsche Politiker, der von den Medien maßlos gemobbt wurde. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie man in den frühen 80er-Jahren Helmut Kohl so geringschätzte, wie man den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt glorifizierte.”

Ganz in Weiß, mit einem Blumenstrauß
(sueddeutsche.de, Pia Röder)
“TV-Star Sabine Christiansen klagte gegen die Veröffentlichung eines Fotos, das sie mit ihrer Putzfrau zeigte – und gewann vor dem Bundesgerichtshof. Der Verlierer, der Springer-Verlag, zeigte just am Prozesstag exklusive Fotos von Christiansens Hochzeit.”

“Wir leben im Cyberspace”
(berlinonline.de, Johannes Fischer)
Schriftsteller William Gibson über das Internet: “Es gibt keine Hierarchie. Man kann es nicht steuern. Die chinesische Regierung versucht den Zugang zu Internetseiten wie YouTube zu unterbinden. Ich weiß nicht, ob die chinesische Regierung das so sieht, aber wenn man Menschen den Zugang zu Seiten wie YouTube versperrt, dann unterbricht man einen Kreativitätsfluss der sich später negativ auf die eigene Produktivität auswirkt. Aber ich denke, die Chinesen schaffen das auch so. Das Internet verfügt über viele Wege.”

Verfolgte Privatsphäre
(zeit.de, Video, 4:30 Minuten)

Mercedes Bunz über Privatsphäre im Internet. Start einer neuen Serie.

Meine erste heute.de-Referenz
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
“Das ZDF und ich haben ein besonderes Verhältnis. Wegen des ein oder anderen Textes, den ich über den Sender geschrieben habe und in dem man sich schlecht behandelt, falsch dargestellt und übertrieben kritisiert fühlt. Nun, meine Erfahrung hat gezeigt: Beim ZDF fühlt man sich immer schlecht behandelt, falsch dargestellt und übertrieben kritisiert.”

I’m now reading a story on microblogs
(chicagotribune.com, Wailin Wong)
“In cyberspace, no status update is too small to share with friends, family and strangers, including this:”