Archiv für Juli, 2007

Wer sich versteckt, will gesehen werden

Wenn Politiker die Öffentlichkeit genau darüber informieren, wo sie ihren Sommerurlaub verbringen werden, dann könnte man das natürlich als indirekte Einladung an die Leser-Reporter von “Bild” oder Profi-Fotografen verstehen, sie am Urlaubsort zu besuchen und hübsche Fotos aus dem Privatleben in die Presse zu tragen.

Und wenn Politiker die Öffentlichkeit ausdrücklich nicht darüber informieren? Dann auch.

Jedenfalls in der Logik von Hugo Müller-Vogg, der heute in seiner “Bild”-Kolumne u.a. über Politiker schreibt, die ihren Sommerurlaub “als Versteckspiel inszenieren”:

Von morgen an heißt es für Angela Merkel: Sommer, Sonne, Urlaub. Und den beginnt die Musik-Kennerin zusammen mit ihrem Mann, Professor Joachim Sauer, wie immer in Bayreuth. (…) Während ihre Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder gerne sagten, wo und wie sie sich erholen, macht die Kanzlerin ein Staatsgeheimnis daraus. Es scheint Angela Merkel und ihrem ohnehin pressescheuen Mann sogar Spaß zu bereiten, die Leser-Reporter von BILD und die Promi-Fotografen der Magazine zu besonderen Anstrengungen zu verleiten. Ganz nach dem Motto: Mal sehen, wer uns zuerst entdeckt.
(Hervorhebung von uns.)

Man kann das wie einen Aufruf “Fotografiert Angela Merkel im Urlaub!” lesen — und sogar als Ermunterung, sich nicht davon abschrecken zu lassen, wenn Frau Merkel und Herr Sauer deutliche Signale aussenden, dass sie gerade nicht fotografiert werden wollen. Denn damit wollen sie ja bestimmt nur die Paparazzi zu “besonderen Anstrengungen” anspornen. Quasi um den Spaß für alle zu erhöhen.

PS: Im April 2006 hatte “Bild” noch einen Regierungssprecher mit den Worten zitiert: “Auch die Bundeskanzlerin und ihr Mann haben ein Recht auf Privatsphäre!” Aber damals war es ja auch die britische Boulevardzeitung “The Sun” gewesen, die Pool-Fotos von Merkel veröffentlicht hatte. Als “Bild” im April 2007 selbst Pool-Fotos von Merkel veröffentlichte, war von einer Privatsphäre der Bundeskanzlerin und ihres Mannes keine Rede mehr. Uns sagte ein Regierungssprecher dazu, die Fotos in “Bild” seien “ohne ihr Einverständnis” gemacht und veröffentlich worden — und Merkels Urlaubsreisen “eigentlich eine private Angelegenheit”. Wie schon im Vorjahr ließ die Bundesregierung dennoch, wie angekündigt, “die Sache auf sich beruhen”.

Danke an Toni L.!

6 zu Matt Groening

Der ins Sommerloch fallende Simpsons-Spielfilm erhält von den Medien einen Aufmerksamkeitsgrad, der durchschnittliche PR-Abteilungen zum Weinen bringen könnte. Ob der Film die Aufmerksamkeit verdient, weiss ich nicht. Was Matt Groening zu sagen hat, finde ich aber spannend.

Alle wollen nach Springfield
(sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Ob die überlebenden Beatles, The Who oder Al Gore: Matt Groenings Einladung in Amerikas berühmtestes Kaff schlägt keiner aus. Willi Winkler hat mit dem “Simpsons”-Schöpfer über Gott, Homer und die Kreationisten gesprochen.

“Es ist nicht immer alles namby-pamby”
(dasmagazin.ch, Michèle Roten)
Matt Groening verdanken wir das tröstliche Wissen, dass auch die dunkle Seite des Lebens farbig ist: gelb wie die Simpsons.

“Wenn er durstig ist, will er Bier”
(sonntagszeitung.ch, Gabriela Tscharner-Patao)
Simpsons-Erfinder Matt Groening über seinen Helden Homer und den Film zur Serie.

“Ich bin sehr viel Bart”
(vanityfair.de, Ulrich Lössl)
Simpsons-Erfinder Matt Groening ist glücklich mit seinem ersten Kinofilm. Das Interview mit VANITY FAIR ONLINE.

Das große Neiiin! Simpsons und Philosophie
(welt.de, Holger Kreitling)
Erkenntnistheorie in Springfield, Heideggers Geworfenheit im Hause Homers. Die Simpsons haben mehr mit den Geistesriesen zu tun als man denkt. WELT ONLINE streift durch Werk von “Simpsons”-Schöpfer Matt Groening und findet wie immer Erlösung vorm Fernseher.

Interview to Matt Groening and James L Brooks (Simpsons)
(youtube.com, Video, 10:16 Minuten)

Dazu: Die Zitty-Redaktion hat sich in ihrer aktuellen Ausgabe neu vorgestellt. Als Simpsons-Figuren, vermutlich erstellt mit dem Simpsons Avatar Creator:

Read On…

Was denn für Mehlpappe überhaupt?

Winnetou starb am Hancockberg, so viel ist sicher. Eine Kugel traf ihn in die Brust. Wer ihn erschossen hat, weiß man nicht. Vermutlich war es ein Indianer, ein Ogellallah-Sioux. Denn am Hancock Berg befindet sich eine Höhle, in der die Ogellallah ihre Gefangenen “dem großen Geiste” opfern, wie Winnetou im siebten Kapitel von “Winnetou III” sagt. Als Winnetou und Old Shatterhand dort versuchen, die von den Ogellallah entführten Siedler des Helldorf-Settlements zu befreien, kommt es zum Schusswechsel:

Die Männer oben merkten, was unten vorging, und ließen das Seil schnell laufen. Eine halbe Minute später hatten wir den Boden erreicht, zu gleicher Zeit aber blitzten uns aus der Spalte einige Schüsse entgegen. Winnetou stürzte zu Boden. Ich blieb vor Schreck halten. “Winnetou, mein Freund,” rief ich, “hat eine Kugel getroffen?” “Winnetou wird sterben,” antwortete er.
(Winnetou III, 7. Kapitel “Am Hancockberg”, S. 401)

Karl May lässt die Identität des Schützen also offen.

Franz Josef Wagner allerdings, und damit sind wir bei der heutigen “Bild”-Zeitung, in der Wagner an Harry Potter schreibt, ist weniger zurückhaltend:

Die Seite im Karl-May-Buch, wo der böse Santer Winnetou erschoss, überklebte ich nach einer durchweinten Nacht mit Mehlpappe.*

Zwar erschoss der “böse Santer” Winnetous Vater Intschu-tschuna und Winnetous Schwester Nscho-tschi; dafür, dass er sich zur Tatzeit am Hancockberg aufhielt, gibt es jedoch keine Belege. Aber wie schreibt Wagner so nett:

Durch Märchen wurde ich Journalist.

Mit Dank an Chris K. für den sachdienlichen Hinweis.

*) Bei der Seite, die der bekennende Christ Franz Josef Wagner als 11-Jähriger überklebte, handelt es sich dann wohl um diese hier, auf der Winnetou mit den Worten “Schar-Iih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!” zum Christentum konvertiert.

Nachtrag, 25.7.2007: “Bild” berichtigt den “bösen Santer” heute in ihrer Korrekturspalte.

6 vor 9

Wenn Journalisten Polizei spielen
(retofischer.blogspot.com)
Wenn sie das tun, dann kommt es meistens nicht gut. Nichts gegen investigativen Journalismus, ganz im Gegenteil. Aber die Story, die ich gestern im Magazin des Sonntagsblick gelesen habe schiesst meiner Meinung nach weit über das Ziel hinaus.

Kündigungswelle im Zeitschriftenregal
(dradio.de, Hilde Braun)
Immer mehr Unis bestellen wissenschaftliche Fachmagazine ab.

Keine Angst vorm Second Life
(zeit.de, Ulrich Schmid)
Im Wettbewerb um die besten Studenten kommt es auch darauf an, wie mutig sich die Universitäten auf Internet und digitale Lehre einlassen.

Sat.1 und das Aldi-TV
(off-the-record.de, Olaf Kolbrück)
Wahrscheinlich müssen Medien-Kritiker so sein: Stets wie Harry Potter für das Schöne, Wahre, Gute kämpfen und schreiben – seltener aber gewinnen sie.

Ich? Ein Glückspilz?
(taz.de, Julia Trinkle)
Mit angeblichen Sofortgewinnen locken Firmen Internetnutzer auf ihre Seiten – wo es nichts zu gewinnen gibt. Was aber haben Firmen von “Pop-up”-Werbung?

Fernsehen in Brasilien (2/3, 3/3)
(youtube.com, Video, 9:14 Minuten)

6 vor 9

?Kampagne? gegen Rot-Grün
(faz.net, Michael Hanfeld und Jürgen Kaube)
Der ?Spiegel? habe ihn ?weggeschrieben?, klagte Gerhard Schröder nach dem Machtverlust. Und der damalige Leiter des innenpolitischen Ressorts wehrt sich im Interview mit der F.A.Z. nicht gegen die Bezeichnung ?Kampagne?. Gabor Steingart über die Selbstbefreiung des Journalismus.

Don Quijote im Internet (+mp3)
(dradio.de, Mariann Unterluggauer)
Lawrence Lessig, Rechtsprofessor in Stanford, geht es um Freiheit im digitalen Raum. Deswegen tritt er gegen die Unterhaltungsindustrie an. Lessig zog er vor Gericht, um nachzuweisen, dass die Ausdehnung von Autorenrechten auf 70 Jahre nach dem Tod eines Autors nur den Konzernen, aber nicht der Menschheit einen Vorteil bringe.

“Heuchlerische Hysterie” (+)
(taz.de, Sebastian Moll)
Warum Mike Kluge, einer der Kommentatoren der Tour de France bei Sat.1, dort nicht über Doping sprechen will.

Frech sein ist ihr Programm
(sonntagszeitung.ch, Barnaby Skinner)
»Mit kecken Sprüchen und gelegentlichen Hüftschwüngen stellt Nicola Schmidt auf Focus Online neue Gadgets vor – die Zuschauer sind begeistert.

Virtuelle Diffamierung, realer Schaden
(nzz.ch, Manfred Weise und Reto Eugster)
Peinlichkeiten aus dem eigenen Leben landen oft als Text, Bild oder Video im Internet und sind mit Google auffindbar. Wie sich Betroffene wehren können.

Himmel, hilf!
(spiegel.de, Peter Luley)
Sieh sich einer das an: Deutschlands Spartensender beglücken die Welt mit Karten-Legern, Bike-Tuning und Grußkarten-Verkauf. Höchste Zeit für einen Streifzug durch unsere kuriose TV-Landschaft. Folge zwei: der Esoterik-Sender Astro TV.

Kurz korrigiert (438)

Es war ein turbulentes Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring heute — und für manche ein trauriges. Im “Sport”-Ressort von Bild.de beispielsweise heißt es seit mindestens 16.45 Uhr:

"Für Räikkönen, der die letzten beiden Rennen gewonnen hatte, ist der Grand Prix beendet – ein Defekt am McLaren-Mercedes."
Und wer sich gar nicht für Formel-1-Rennen interessiert, wird da wahrscheinlich mit den Schultern zucken und denken: Dieser arme Räikkönen! Aber jeder, der sich ein bisschen für Formel-1-Rennen interessiert (also mutmaßlich jeder, der den Bild.de-Artikel angeklickt hat), wird sich ganz etwas anderes denken.

Vielleicht zum Beispiel, wie erstaunlich es ist, dass es bei Bild.de Leute gibt, die es nicht wundert, wenn der vielfach als Nachfolger von Michael Schumacher bezeichnete Kimi Räikkönen heute in seinem Ferrari-roten, äh, Ferrari einen Defekt “am McLaren-Mercedes” gehabt haben sollte, und dass diese Leute bei Bild.de sogar in einem Ressort arbeiten, das mit “Sport” überschrieben ist.

Mit Dank an Hendrik G., Sebastian P., Manuel N., Tesy, Stefan A., usdgzer, Lars, Denny A., sarin und Matthias R.

Nachtrag, 20.55 Uhr: Hui! Urplötzlich (also rund vier Stunden nach Veröffentlichung und 15 Minuten nach unserer Korrektur) hatte Räikkönen auf Bild.de dann doch einen “Defekt an seinem Ferrari”.

Zupf Dir Deine Meinung!

Wer kennte das nicht: Man liegt im Gras, auf einer Sommerwiese irgendwo, allein, verträumt, verliebt, und hofft und bangt. Wie zum Spaß pflückt man ein Gänseblümchen und zupft dem Blümelein die Blütenblätter aus: “sie liebt mich… / ach, sie liebt mich nicht…”

Und wenn man dann so daliegt auf der Wiese, die kleine abgezupfte Blume in der Linken, das letzte Blättchen in der Rechten (“sie liebt mich nicht…”): Wer hätte sich da nicht schon einmal selbst betrogen, ein weiteres gepflückt und es beherzt erneut bezupft — bangend um einen wohlgefälligeren Ausgang des Bellis-perennis-Orakels?

Aber kommen wir zu “Bild”.

Am 24. Mai, sechs Wochen vor dem Start der diesjährigen Tour de France, hatte “Bild” unter der Überschrift “Soll das TV die Tour wegen des Doping-Sumpfs boykottieren?” berichtet, der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses kritisiere, “dass wir einen noch nicht dopingfreien Sport weiter durch Gebühren unterstützen.” Aber: “ARD und ZDF lehnen — noch — einen Ausstieg ab”, schrieb “Bild” und startete flugs einen telefonischen “BILD-TED” zur Frage:

Soll die TOUR im TV übertragen werden?

Und schon tags drauf vermeldete die “Bild”-Zeitung am Rande ihrer Titelgeschichte (“DOPING-SCHOCK Auch DU, Zabel!”) das Ergebnis:

Beim BILD-TED stimmten 70,45 Prozent gegen eine Tour-Übertragung, nur 29,55 Prozent dafür.

Inzwischen haben ARD und ZDF die Übertragung der Tour abgebrochen — und Bild.de startete eine Online-Umfrage:

Ist der Ausstieg von ARD & ZDF richtig?

Woraufhin die Bild.de-Leser nicht nur den “BILD-TED” aus dem Mai, sondern auch die aktuelle ARD/ZDF-Entscheidung bestätigten:

Im großen Tour-Voting um den TV-Ausstieg sagen 72 Prozent ganz klar: Ja, es ist richtig, dass die öffentlich-rechtlichen Sender abgeschaltet haben.

Das war vorgestern, am Tag bevor “Bild” mit der Schlagzeile “TV-Krieg um die Doping-Tour: ARD/ZDF versenken 10 Millionen Euro Gebühren” erschien. Sicherheitshalber machte “Bild” die B-Probe und rief zu einem weiteren “BILD-TED” auf. Die Frage diesmal:

Ist es richtig, dass ARD & ZDF aus der Tour ausgestiegen sind?

Und siehe da, heut’ heißt es unter der Überschrift “Wut-Welle gegen die Tour-Abschalter”:

Das Ergebnis vom BILD-Ted ist eindeutig. 56 Prozent der Anrufer sind der Meinung: Es war falsch auszusteigen! Bei der Flut von Leserbriefen, die die BILD-Redaktion erreichen, sind es sogar 80 Prozent.

Wir aber schauen noch mal schnell zu unserem verliebten Träumer auf der Wiese. In einem Meer aus abgezupften Stängeln betrachtet er in seiner Hand ein Gänseblümchen. Es scheint, er zittere. Doch selig säuselt nun auch er: “sie liebt mich — das ergebnis ist eindeutig.”

Repräsentative Umfrageergebnisse finden sich übrigens auf ZDF.de.

6 zum Tour-de-France-Ausstieg der Öffentlich-Rechtlichen

“Deutsche Sender wie verängstigte Touristen” | “Deutsche Heuchelei” von ARD und ZDF
(welt.de) | (handelsblatt.de)
Die internationale Presseschau.

Meinungsdoping bei Franz Josef Wagner
(bildblog.de)
Franz Josef Wagner kritisiert in seiner “Bild”-Kolumne ARD und ZDF im Zusammenhang mit der Tour de France.

Medienmacht contra Moral – SAT 1 springt in die Lücke von ARD und ZDF
(ondemand-mp3.dradio.de, Audio, 8:54 Minuten)
Ein Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Jo Gröbel, Direktor des Deutschen Digitalen Instituts Berlin.

Eurosport verdreifacht Tour-Einschaltquoten
(netzeitung.de)
Der Tour-Boykott von ARD und ZDF hat auch einen Gewinner: Der Sender Eurosport. Viele Radsportanhänger schauen nun dort das Radrennen.

Das Reinheitsgebot
(tagesspiegel.de, Malte Lehming)
Im Sport, dem Leistungssport zumal, wird seit jeher gedopt. Wer erwischt wird, scheidet aus. So läuft das Spiel. Warum das Thema Doping eine deutsche Obsession ist, die andere Völker verwundert.

Einbildung der Ausblender
(faz.net, Jörg Hahn)
Das Fernsehen ist als Dopingrichter ungeeignet.

6 vor 9

Wie ich zum Blick-Fotografen wurde – Epilog
(blogs.radio24.ch/christoph)
Christoph kriegt auf Anfrage für sein Bild auf der Titelseite des Blicks ein Honorar von 200 Franken.

Die Zeit läuft
(handelsblatt.de, Oliver Stock)
Beim Ringier Verlag ist nach dem gescheiterten Versuch, mit dem Axel Springer Verlag eine Fusion unter Gleichen einzugehen, kein Stein mehr auf dem anderen geblieben. Im Wochentakt kündigt das größte Schweizer Medienunternehmen derzeit einschneidende Änderungen an. Macht Michael Ringier, für dessen Lebenswerk kein geborener Nachfolger bereitsteht, die Braut hübsch für den Verkauf?

Hans-Jürgen Jakobs und der ?Journalismus in Gefahr? – ein Nachdenkstück zum Mitklicken
(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)
Ein Auszug aus dem lesenswerten Text ?Medienstandort Deutschland: Journalismus in Gefahr? von Sueddeutsche.de-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs, ebendort und in der ?SZ? veröffentlicht. Ich habe mir die Mühe gemacht, den Textauszug mit einigen ?Höhepunkten? aus dem Angebot von Sueddeutsche.de zu garnieren.

Kommunikation über Bande: Warum das Internet uns fertig macht
(jetzt.sueddeutsche.de, Penni Dreyer)
Obwohl ich seit über einem Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen habe und obwohl er vor einem halben Jahr in eine andere Stadt gezogen ist, weiß ich ziemlich genau, was mein Exfreund so macht. Ich gestehe, ich stalke ihn – Cyberstalking nennt man das und es ist eine der schwierigsten Nebenwirkungen, die uns das Internet bisher beschert hat.

Für Murdochs MySpace wird es enger
(tagesschau.de, Fiete Stegers)
580 Millionen Dollar ließ sich Medienunternehmer Murdoch vor zwei Jahren den Einstieg in Web 2.0 kosten. Eine schlaue Entscheidung: Denn die Zahl der MySpace-Nutzer ist seither gestiegen. Mehr als 100 Millionen Nutzer hat die Plattform laut eigenen Angaben inzwischen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Partner Google fordert den Medienmogul heraus – und auch neue Plattformen wachsen heran.

Fernsehen in Algerien (2/3, 3/3)
(youtube.com, Video, 9:16 Minuten)

Die größten Wiederentdecker seit Kolumbus

"BILD-Leser-Reporter sind die Besten!"Ja, “BILD-Leser-Reporter” seien “die Besten”, behauptete “Bild” vorgestern unter einem Foto mit “1414”-Logo, weil darauf zu sehen sei, “was Sie noch gar nicht sehen dürften: den streng geheimen Drehort für den neuen Tom-Cruise-Film ‘Valkyrie’ bei Klein Köris (Dahme-Spreewald)”.

Und gestern zeigte “Bild” das Leser-Foto noch einmal, denn:

Ein Leser-Reporter entdeckte die Filmkulisse in einem Waldstück bei Berlin.

Schwer gefallen sein dürfte dem (nicht namentlich genannten) “Leser-Reporter” seine Entdeckung nicht.

In der “Märkischen Allgemeinen” stand bereits am 7. Juli, also anderthalb Wochen zuvor, dass die Kulisse in Hermsdorf-Mühle, “wenige Meter neben einer alten Panzerstraße” und “ein bisschen versteckt im Unterholz” zu finden sei. Der “Berliner Kurier” erwähnte am 11. Juli ebenfalls die “alte holprige Panzerstraße, die für die Film-Stars notdürftig mit Asphalt geflickt wurde” im “Wald bei Märkisch Buchholz”. Und eine Art ausführliche Wegbeschreibung stand am 13. Juli in der “Berliner Zeitung”:

Schon zweieinhalb Kilometer vor Hitlers Papp-Quartier ist die alte Panzerstraße, die durch den Wald führt, gesperrt. Ein junger Typ bewacht eine Sperrschranke (…). Hin und wieder patrouillieren Schutzpolizisten (…). Dahinter geht es dann auf der an streckenweise eigens frisch geteerten Panzerstraße weiter bis zu jenem Kieferwald, der weiträumig mit schwarz-gelbem Flatterband abgesperrt ist. Hier verwehren Wachschützer der Firma WSG Security den Zutritt. Mitten im Wald sind einige Bäume gefällt worden, werkeln (…) Handwerker an der “Wolfsschanze”.

Und was das Leser-Foto selbst angeht, das die “Bild”-Zeitung ihren Lesern so stolz präsentierte:

Am 11. Juli waren Fotos der “Wolfsschanze”-Kulisse dem “Berliner Kurier” sogar eine Titelschlagzeile wert (“KURIER exklusiv — Entdeckt! Tom Cruise — Seine ‘Wolfsschanze’ in einem Wald bei Berlin (…) KURIER zeigt erste Fotos der Geheim-Kulisse. (…) Der KURIER spürte den geheimen Ort auf”). Und schon am 7. Juli, also vier Tage vorm “Kurier” und zehn Tage vor “Bild”, dafür aber womöglich wirklich exklusiv, zeigte der “Dahme-Kurier” Fotos der Kulisse.

Mit anderen Worten: “BILD-Leser-Reporter” sind nicht “die Besten”, sie sind bestenfalls die Drittbesten.

Mit Dank an Robert T.!

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