Archiv für August 18th, 2006

Und täglich grüßt der Teufelskreis

Auf Bild.de findet sich seit gestern abend ein Kommentar des stellvertretenden “Bild”-Chefredakteurs Sebastian von Bassewitz. Bassewitz’ Kommentar zum Thema “Spart Euch Eure Spar-Vorschläge!” ähnelt einem unlängst an gleicher Stelle von “Deutschlands klügstem Manager” verfassten Kommentar zu Thema “Ein Teufelskreis von Geben und Nehmen” — ja, man könnte sagen, er gleicht ihm aufs Wort.

Und natürlich handelt es sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach nur um ein Versehen. Aber das wird von Bild.de jetzt bestimmt gleich korrigiert…

Nachtrag, 20.8.2006: Es hat ein wenig gedauert, aber nun (so ungefähr zweieinhalb Tage nach der Veröffentlichung auf Bild.de) steht unter Bassewitz’ Name tatsächlich auch Bassewitz’ Kommentar.

“Dort wird natürlich grober Unfug verbreitet”

Gestern abend hielt “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann in Hamburg einen Vortrag und sagte dort u.a.:

“Diese Macht der Blogger – das ist ja schon was. Für Sie als Unternehmen zum Teil mit erheblichen Risiken. Es gibt ja einen berühmten Blog, was sich mit ‘Bild’ beschäftigt, BILDblog, naja, erfolgreich… Sie haben 30.000 Besucher, ob das erfolgreich ist, weiß ich nicht. Aber auch dort wird natürlich ein grober Unfug verbreitet. Das beginnt bei meinem eigenen Wikipedia-Eintrag.”

Eigentlich aber sprach Diekmann im PR-Club Hamburg über den “Erfolg der Marke BILD”.

Allgemein  

Staatsanwaltschaft bezweifelt “Bild”-Urteil

Es gibt gute Gründe, warum man niemanden vor einer gerichtlichen Verurteilung einen “Mörder” nennen darf, selbst dann nicht, wenn er ein Geständnis abgelegt hat. Das lässt sich gut anhand der heutigen “Bild”-Zeitung demonstrieren:

Er hat die kleine Schönheits-Königin ermordet

Ob John Karr, der gestern in Thailand festgenommen wurde, tatsächlich 1996 in den USA die sechsjährige JonBenet Ramsey getötet hat, ist nämlich alles andere als sicher. Er hat zwar zugegeben, bei ihr gewesen zu sein, als sie starb. Aber selbst die zuständige Staatsanwaltschaft zieht sein Geständnis in Zweifel. Seine Ex-Frau soll ihm ein glaubwürdiges Alibi gegeben haben, in Details gibt Karr den Tatverlauf falsch wieder und kann nicht erklären, wie er das Mädchen kennenlernte oder an den Tatort gelangte. Psychologen erklärten, Karr habe schwere Minderwertigkeitskomplexe und suche dringend Aufmerksamkeit, langjährige Kenner des Falles stellten viele Widersprüche fest.

Ja, das konnte man gestern alles noch nicht wissen. Aber genau darum wäre “Bild” gut beraten gewesen, den Verdächtigen nicht (wie so oft) als “Kinder-Killer” und “Mörder” zu bezeichnen.

Danke an Nils M. für den Hinweis!

Nachtrag, 13.55 Uhr. Und selbst jetzt, da “Bild” die Zweifel an der Aussage Karrs kennt und in seinem Online-Ableger darüber berichtet, nennt Bild.de den Verdächtigen schlicht “Killer”.

6 vor 9

Anspruch sucht Wirklichkeit (zeit.de)
Hart, aber gerecht: Bertelsmann soll für seine Mitarbeiter ein besonderes Unternehmen sein. Doch nun erleben Tausende nur noch eins: Härte

Journalisten als Spin Doctors (nzz.ch)
Kritik an Fehlern der britischen Presse

“Ich freue mich auf die Rückkehr von Roger Köppel” (persoenlich.com)
Seit April ist Res Strehle nicht nur Chefredaktor des Magazins, sondern auch Geschäftsführer. Strehle blickt auf schwierige Wochen zurück: Er war gezwungen, sich von seinem Stellvertreter Peer Teuwsen zu trennen. Im Interview mit “persoenlich.com” spricht der promovierte Ökonom über die Hintergründe des von Misstönen begleiteten Abgangs Teuwsens und sagt, wie er sich auf den Schlagabtausch mit Roger Köppels Weltwoche vorbereitet.

Chronik eines angekündigten Skandals (sz-magazin.sueddeutsche.de)
Weltweit demonstrierten Muslime gegen die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung. Das war kein Zufall. Ein halbes Jahr später beschreiben zwei Redakteure von Jyllands-Posten erstmals, wie es so weit kommen konnte.

Dickens beim Döner (taz.de)
Am Nebentisch gibt es das pralle Leben, und ein altes Bild entsteht neu.

Alias Ned (tagesspiegel.de)
Für ein Buch wurde sie zum Mann, sie wollte die Welt der Kerle erkunden – doch man spielt nicht ungestraft mit der Identität.