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Die Fotobeschaffer von Hameln

Eigentlich wollten wir hier im BILDblog schon vor knapp zwei Wochen über den Fall berichten. Es geht um die erschreckende Tat eines Mannes, der erst auf seine Frau einstach, ihr dann ein Seil um den Hals band und sie anschließend an seinem Auto hinter sich herzog.

Damals, am 23. November, veröffentlichte “Bild” diesen großen Artikel:


(Unkenntlichmachungen durch uns.)

Und auch Bild.de berichtete (auf einen Link verzichten wir ganz bewusst) mit einem kostenpflichtigen “Bild plus”-Artikel:

In den Tagen zuvor hatten die “Bild”-Medien das Geschehen im niedersächsischen Hameln schon intensiv begleitet. Sie hatten unverpixelte Fotos des Opfers gezeigt (vermutlich mit Zustimmung der Familie), sie hatten unverpixelte Fotos des geständigen Täters gedruckt, sie hatten Fotos von Blutspuren veröffentlicht. Das volle Programm.

Am 23. November sind sie noch einen Schritt weiter gegangen: “Bild” und Bild.de (bereits einen Tag zuvor) verbreiteten eine Aufnahme des Opfers Kader K. aus dem Krankenbett auf der Intensivstation, riesengroß, wie man oben erahnen kann. Zu dieser Zeit lag sie in der Universitätsklinik in Hannover im Koma, hilflos, angeschlossen an viele Schläuche. Die “Bild”-Mitarbeiter verzichteten auf jegliche Unkenntlichmachung.

Dass die Veröffentlichung dieses Fotos eines lebensgefährlich verletzten Opfers auf Kritik stoßen könnte, dürften auch “Bild” und Bild.de geahnt haben. Jedenfalls stellten sie bereits in der Unterzeile klar, dass “der Bruder von Kader K.” “in BILD” spreche, und ihren Artikel begannen die Autoren direkt so:

“WIR WOLLEN DER WELT ZEIGEN, WAS DIESER HUND KADER ANGETAN HAT.”

Das sagt Maruf K. (35), der Bruder von Verbrechensopfer Kader K. (28).

Ein paar Absätze später schreiben sie:

Ihr Bruder fotografierte sie auf der Intensivstation, gab BILD das Foto — weil die Familie dokumentieren will, was geschehen ist.

Deswegen hatten wir das Thema erstmal nicht aufgegriffen: Wenn eine Familie sich dazu entscheidet, das Foto eines Angehörigen an “Bild” zu geben, kann die Zeitung es auch drucken. Natürlich hätte sich die Redaktion dazu entschließen können, aus Pietät auf den Abdruck zu verzichten oder das Opfer zumindest zu anonymisieren. Aber bei einer solchen Entscheidung geht es um Anstand. Und es geht um “Bild” und Bild.de.

Heute ist in der “Süddeutschen Zeitung” ein Artikel zu der “Gewalttat in Hameln” erschienen. Tim Neshitov hat die Familie von Kader K. besucht und mit ihr über den tragischen Fall gesprochen. Neshitov zitiert in seinem Text auch den Bruder, der “Bild” das Foto seiner Schwester im Krankenbett gegeben hatte:

Die Bild-Zeitung hat ihr obligatorisches Opferfoto abgedruckt, sogar mit Beatmungsschläuchen, wofür Kaders älterer Bruder auf der Intensivstation sein Handy zücken musste (“Ich war verwirrt, wie im Nebel, und die sagten noch, so ein Foto würde Kader nützen”).

Der Bruder von Kader K. bereue es inzwischen, bei dieser “Bild”-Geschichte mitgemacht zu haben, sagte uns Tim Neshitov auf Nachfrage.

Wir werden ab und zu gefragt, warum wir “Bild” und Bild.de immer noch beobachten und regelmäßig kritisieren. Dazu kommt oft der Satz: “Die Leute von ‘Bild’ sind doch gar nicht mehr so schlimm wie früher.” Vielleicht nicht alle. Einige aber schon.

Mit Dank an Rosemarie H., Thomas S., Fab und @HoechDominik für die Hinweise!

Sexualmord in Freiburg, Lynchfantasien, Fake-Fake-News

1. Krankes Geschäftsmodell
(spiegel.de, Nina Weber & Jörg Römer)
Es gibt da einen netten Begriff: “Empfehlungsmarketing”. Nina Weber und Jörg Römer fänden in vielen Fällen allerdings das Wort “Schleichwerbung” deutlich passender. Sie haben jeweils fünf Ausgaben von 13 verschiedenen Frauenzeitschriften analysiert und dort zahlreiche Erwähnungen von rezeptfreien Medikamenten entdeckt. Oft entdeckten sie nicht nur diese Nennungen im redaktionellen Teil, sondern auch Anzeigen für dasselbe Produkt. Das alles riecht stark nach einer Vermischung von journalistischer Arbeit und Werbung. Zusätzlich hat Nina Weber überprüft, ob die Gesundheitstipps denn wenigstens “medizinisch sinnvoll sind oder gar gesundheitlich bedenklich”: “Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie nicht Ihre Frauenzeitschrift”.

2. Warum die Lügenpresse-Vorwürfe gegen die „Tagesschau“ falsch sind
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die “ARD” musste sich in den vergangenen Tagen einiges an Kritik anhören, auch von anderen Medien. Die zentrale Frage: Warum hat die “Tagesschau” nicht über die Festnahme eines Verdächtigen in einem Mordfall in Freiburg berichtet? Der zentrale Vorwurf: Weil es sich um einen Flüchtling aus Afghanistan handele. Stefan Niggemeier kommentiert, die “Tagesschau” habe eigentlich so wie immer entschieden, wenn es um Mord geht: “Es ist nicht so, dass die ‘Tagesschau’ eine Ausnahme von ihrer sonstigen Regel gemacht hat. Sondern der ‘Stern’ und all die anderen Empörten fordern, dass sie im Fall von Flüchtlingen eine Ausnahme machen soll.” Dazu auch Alexander Krei bei “DWDL”: “Morde in der ‘Tagesschau’: Eine Frage der Relevanz”.

3. Fall Maria L.: Ein Blick in die Abgründe von Facebook
(badische-zeitung.de)
Noch einmal zum Sexualmord in Freiburg: Seit Bekanntwerden der Nationalität des mutmaßlichen Täters ist auf der Facebookseite der “Badischen Zeitung” die Hölle los: Lynchfantasien, Mordaufrufe, purer Hass. Die Redaktion dokumentiert einige der von ihr gelöschten Kommentare.

4. Football Leaks — der “Fall” Özil und ein kurzer Blick auf die Rolle des Spielervermittlers
(sportsandlaw.de, Robert Golz)
“Der Spiegel” macht aktuell mit einer großen Geschichte zu den Finanztricks von Fußballstars auf. Robert Golz, der sich als Anwalt mit Urheber-, Persönlichkeits- und Presserecht im Fußball beschäftigt, hat sich die Recherche mal angeguckt. Sein Urteil: “Was als große Enthüllungsstory beginnt und mit dem reißerischen Titel ‘Das sieht richtig übel aus’ überschrieben ist, fällt im Verlauf des Studiums des Beitrags ziemlich schnell in sich zusammen und läuft letztlich darauf hinaus, dass es erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten zwischen der deutschen und der spanischen Steuerberatungskanzlei von Mesut Özil gegeben haben muss”.

5. Trump telefoniert mit Tsai — Medien machen Panik
(intaiwan.de, Klaus Bardenhagen)
Ein Telefonat mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen — und schon habe Donald Trump laut Medienberichten beinahe die erste diplomatische Krise ausgelöst. Klaus Bardenhagen findet, dass die Redaktionen mit ihren Beiträgen Chinas Propaganda gleich mit erledigt hätten: “Für die Machthaber in Peking muss es ein Fest gewesen sein, diese Reaktionen zu beobachten. Bevor sie überhaupt eine Chance hatten, sich zu äußern (Zeitverschiebung), hatten Journalisten und Trump-kritische Experten ihnen schon die Entscheidung abgenommen, wie sie sich zu verhalten haben.”

6. Der Mosel Kurier — eine Fake Fake News Seite für mehr Medienkompetenz
(schleckysilberstein.com, Christian Brandes)
Das Team von “Schlecky Silberstein” hat eine eigene Onlinezeitung gegründet: den “Mosel Kurier”. Also zumindest fast. Der “Mosel Kurier” verbreitet vor allem Fake-Nachrichten à la “Grünen-Politiker setzt Kinderheim in Brand” oder “Bei Kreisliga-Spiel: Großfamilie bedroht Schiedsrichter mit Säbel” — alles ausgedacht. Der Trick dabei: Teilen Leute nun diese wahnwitzigen Geschichten bei Facebook, und folgt ein “bestätigungswütiger Wutbürger” dem Link, bekommt dieser nur einen Warnhinweis angezeigt: “REINGEFALLEN!!!!!!”

“Bild” bietet Rainer Wendt Plattform für Generalverdacht

Rainer Wendt durfte bei “Bild” und Bild.de mal wieder was sagen. Der Bundesvorsitzende der “Deutschen Polizeigewerkschaft” ist immer schnell zur Stelle/immer schnell angerufen, wenn irgendwo etwas passiert, das mit den Themen Sicherheit und/oder Polizei zu tun hat. Erst im August, als sein Buch “Deutschland in Gefahr” erschien, machten die “Bild”-Medien groß Werbung für Wendts Werk.

Nachdem am Wochenende bekannt wurde, dass die Polizei den mutmaßlichen Vergewaltiger und Mörder einer 19-jährigen Studentin aus Freiburg gefasst hat und dass dieser Tatverdächtige ein 17-jähriger Junge ist, der vor einem Jahr als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland gekommen ist, fragt “Bild” heute:

Mit Ausnahme von einigen wenigen Feststellungen (etwa: “Es ist ein grausames Verbrechen. Und es birgt enorme politische Brisanz.” oder: “Fakt ist: Unter Gewaltkriminellen sind sie [unbegleitete minderjährige Flüchtlinge] keine besonders auffällige Gruppe.” oder: “Fakt ist aber auch: Wäre der mutmaßliche Täter 2015 nicht nach Deutschland gekommen, hätte er hier nicht töten können.”) bezieht die Redaktion gar nicht selbst groß Stellung, sondern lässt andere Leute “MIT DIESER WAHRHEIT” umgehen. Bild.de hat die Aussagen ebenfalls veröffentlicht:

So sagt zum Beispiel Wolfgang Huber, der frühere Ratsvorsitzende der “Evangelischen Kirche in Deutschland”, zu dem Fall:

“Menschengruppen pauschal zu verdächtigen, hilft dagegen nicht weiter.”

Oder Julia Klöckner, die stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU:

“Solche Grausamkeiten werden leider von In- wie Ausländern begangen, das ist leider kein neues Phänomen.”

Oder der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel:

“Auch deshalb dürfen wir es nicht zulassen, dass diese abscheuliche Tat jetzt für Hetze und Verschwörungspropaganda missbraucht wird.”

Oder der CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer:

“Ich habe vollstes Verständnis für die Empörung und Entrüstung der Bürger. Dennoch wäre es grundlegend falsch, alle Migranten und Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen.”

(Dies sind nur Auszüge aus den Stellungnahmen. In den beiden Artikeln von “Bild” und Bild.de sind die jeweiligen Aussagen länger.)

Alles recht besonnene Aussagen bei einem Thema, das für hitzige Debatten sorgt. Der gemeinsame Tenor: Ruhe bewahren, nicht verallgemeinern, kein Generalverdacht gegen Geflüchtete.

In den Artikeln von “Bild” und Bild.de gibt es dann aber noch die bereits erwähnte Aussage von Polizeigewerkschafter Rainer Wendt:

“Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind. Und während Angehörige trauern und Opfer unsägliches Leid erfahren, schweigen die Vertreter der ‘Willkommenskultur’. Kein Wort des Mitgefühls, nirgends Selbstzweifel, nur arrogantes Beharren auf der eigenen edlen Gesinnung. Die grausame Seite dieser Politik wird abgewälzt auf die Opfer und auf eine seit Jahren kaputt gesparte Polizei und Justiz. Und so wachsen die Gefahren für unser Land beständig.”

(In “Bild” ist Wendts Aussage etwas kürzer.)

Wendt macht genau das, wovor Huber, Klöckner, Gabriel und Mayer warnen: Er verknüpft den tragischen Tod der 19-jährigen Studentin mit der “massenhaften Zuwanderung”. Er konstruiert aus einem Einzelfall einen Generalverdacht. Er spielt Zuwanderer und “viele andere Opfer” gegeneinander aus. Er beschwört wachsende “Gefahren für unser Land” herauf. Er schürt Ängste. Er macht Stimmung.

All das kann Rainer Wendt bei “Bild” und Bild.de ohne Einordnung, ohne redaktionellen Widerspruch tun. Die “Bild”-Medien bieten ihm eine Plattform.

Dass Wendts Aussagen nicht unproblematisch sind, haben die Leute bei Bild.de offenbar auch gemerkt. Inzwischen haben sie nach dem langen Zitat des Polizeigewerkschafters diese zwei Tweets des stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Ralf Stegner zitiert:

Da es in diesem Beitrag um grässliche Verallgemeinerungen geht, hier noch ein wichtiger Punkt: Rainer Wendt spricht als Bundesvorsitzender der “Deutschen Polizeigewerkschaft” nicht für alle Polizisten. Er spricht nicht einmal für alle gewerkschaftlich organisierten Polizisten. Es gibt neben der “DPolG” nämlich noch einige weitere Polizeigewerkschaften. Zum Beispiel die deutlich größere “Gewerkschaft der Polizei”. Deren Bundesvorsitzender Oliver Malchow hat Wendts Aussagen bereits kritisiert:

Im Westen leider viel Neues

Bei “Der Westen” ist alles ganz, ganz neu:

Wenn du das erste Mal hier bist — hereinspaziert! Wenn du früher schon hier warst — nicht erschrecken, hier ist alles neu.

Ja, zum Beispiel das mit dem Duzen. Gab’s früher nicht. Jetzt aber schon, denn “Der Westen” scheint eine neue Zielgruppe ansprechen zu wollen. Die öden Nachrichten für die Alten hat die zuständige “Funke Mediengruppe” wieder zurückverfrachtet auf die Webseiten ihrer Zeitungen wie “WAZ”, “NRZ” oder “Westfalenpost”. Dort wird auch weiter gesiezt. derwesten.de richtet sich aber an coole Leute einer “coolen Region”, schreibt Chefredakteur Alexander Boecker in seinem Begrüßungstext:

Wir sind mittendrin, denn wir leben hier im Revier — genau wie du. Weil es eine coole Region ist. Nicht geleckt wie München, nicht verhipstert wie Berlin. Vielleicht nicht überall postkartenreif, aber mit Charme. Mit Herz. Mit Ehrlichkeit.

Diese herzliche Ehrlichkeit haben wir uns jetzt mal die vergangenen Tage angeschaut und den Eindruck bekommen, dass es beim neuen “Der Westen” vor allem um eins geht: Clicks, Clicks, Clicks. Nicht das Informieren scheint im Vordergrund zu stehen, sondern das Optimieren der Zugriffszahlen. Viele Artikel tragen Überschriften, die gerade so viel verraten, dass das Clickvieh die Leserschaft angefüttert wird, aber nicht ausreichend verraten, um die Neugierde zu stillen. Clickbait eben.

Eine kleine Auswahl:


























Als hätte jemand eine Parodie auf clickgeile Portale wie Heftig.co entworfen. Nur leider ist das alles ernst gemeint. An jeder Artikelvorschau baumelt ein Knopf, der zum “TEILEN” auffordert. Das sieht dann so aus:

Verstehen wir das richtig, dass die Leser die Artikel schon teilen sollen, bevor sie sie überhaupt gelesen haben?

Am Ende seines Begrüßungstextes schreibt Chefredakteur Boecker noch:

Du merkst schon, was wir auf derwesten.de wollen, geht niemals ohne dich. Deshalb hilf uns, damit wir für dich arbeiten können. (…)

Dafür brauchen wir deine Meinung: Was machen wir gut, wo nerven wir dich? Wir wollen’s wirklich wissen. Offen, ehrlich, direkt, wie man im Revier redet.

Unsere Meinung, “offen, ehrlich, direkt, wie man im Revier redet”? Na gut, wir versuchen es mal: Getz macht ma nich so’n Scheiß, ihr Panneköppe. Wenn dat so weitergeht, gehn wa ma schön bei euch bei mit die Taskforce vonne Clickbait-Abteilung und dann gibtet richtig Hallas!

Mit Dank an Stefan K., Daniel und @19Rhyno04 für die Hinweise!

BILDblog dankt

Es ist Zeit, dass wir mal wieder “Danke” sagen! Denn auch im November haben uns viele Leute finanziell unterstützt und damit dazu beigetragen, dass es das BILDblog überhaupt geben kann. Wir können leider nicht bei jedem Einzelnen von Ihnen zu Hause vorbeikommen und uns persönlich bedanken. Daher gibt es hier auf der Seite jeden Monat einen Sammel-Dank.

Sollte Ihr Name noch nicht in der Liste unten auftauchen, obwohl Sie große Lust hätten, mal einen Dank vom BILDblog zu bekommen — kleiner Tipp: Es ist ganz einfach, uns zu unterstützen. Und Leuten, die einen Dauerauftrag einrichten, danke wir auch jeden Monat aufs Neue.

Ein herzliches Dankeschön für die tolle Unterstützung im November an:

Achim K., Aileen W., Alexander G., Alexander H., Andreas B., Andreas F., Andreas H., Andreas K., Andreas K., Andreas N., Andreas P., Andreas R., Andreas W., Angela Z., Anja C., Anna S., Anna S., Arne L., Arne R., Benedict K., Benedikt S., Benjamin B., Benjamin M., Berenike L., Carsten S., Christian B., Christoph M., Christoph Z., Claudia H., Daniel B., Daniel H., Daniel S., Dario S., David R., Dennis H., Dietmar N., Dirk A., Ekkart K., Fabian U., Florian J., Florian J., Frank B., Frank S., Frank W., Friedhelm K., Gregor K., Guido S., Hannes S., Hans O., Heiko K., Helmut B., Henning R., Holger B., Ingrid B., Jacob D., Jakob H., Jan K., Jan P., Jan S., Jens B., Jens D., Jochen Z., Johannes L., Johannes P., Jonas S., Jörn L., Julia T., Jürgen E., Jurgen H., Katrin U., Klaus W., Leonard B., Ludger I., Manuel O., Marc S., Marcel B., Marco S., Marco W., Marco W., Marco Z., Marcus H., Marcus K., Marcus S., Margit G., Mario U., Marion E., Markus K., Markus V., Martin M., Martin R., Martin W., Matthias M., Matthias S., Maxim L., Maximilian W., Micha S., Michael F., Michael H., Michael K., Michael R., Michael S., Michael W., Michael W., Minh S., Moritz B., Moritz D., Moritz K., Moritz K., Moritz V., Nicole P., Nils P., Oliver F., Oliver M., Patrick D., Patrick G., Peter J., Philipp G., Philipp H., Philipp S., Pia K., Raimond P., Robert K., Robert K., Rüdiger R., Samuel W., Sandra K., Sascha S., Sascha S., Sebastian F., Sebastian H., Sebastian K., Sebastian P., Silke S., Stefan B., Stefan L., Stefan R., Sven F., Sven S., Thekla H., Thomas E., Thomas H., Thomas L., Thomas M., Thomas R., Thomas S., Tilman H., Tobias W., Ute S., Uwe F., Uwe K., Volkmar D., Wiebke S., Wilfried L., Yannick B., Yvonne T.

Sollten Sie Ihren Namen hier vergeblich suchen, obwohl Sie uns bereits unterstützen, nicht wundern: Doppel- und Firmennamen haben wir im Sinne der Anonymität gestrichen.

B.Z., Bild  

Herbert Grönemeyer wurde immer noch nicht auf “La Fabrique” getraut

Vor gut drei Monaten hatten wir darüber berichtet, dass “Bild” zwei Gegendarstellungen von Herbert Grönemeyer abdrucken musste. Eine auf der Titelseite …

… und eine auf Seite 4:

Beide bezogen sich auf “Bild”-Berichte zur Hochzeit von Grönemeyer. In der zweiten Gegendarstellung hieß es:

Gegendarstellung
In der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 schreiben Sie auf Seite 4 in einem Artikel mit der Überschrift “Männer heiraten heimlich“:
“Am vergangenen Wochenende sollen der Sänger und seine Lebensgefährtin (…) Gäste zur Trauung auf das Anwesen ‘La Fabrique’ (…) im südfranzösischen Ort Saint-Rémy-de-Provence eingeladen haben.”
Hierzu stelle ich fest: Es hat keine Trauung zwischen mir und meiner Lebensgefährtin auf dem Anwesen ‘La Fabrique’ stattgefunden.
Berlin, den 12. Mai 2016
Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer

Am vergangenen Samstag entdeckten wir bei unserer täglichen “Bild”-Studie auf Seite 4 eine Gegendarstellung von Herbert Grönemeyer:

Ist doch dieselbe wie vom 27. August? Inhaltlich schon. Optisch aber nicht. Und deswegen musste “Bild” die Gegendarstellung ein zweites Mal drucken.

Gerichte machen ziemlich genaue Vorgaben, wo und in welcher Form Gegendarstellungen erscheinen müssen — die sogenannten drucktechnischen Anordnungen. Da “Bild” einen Teil der Überschrift des ursprünglichen Grönemeyer-Artikels vom Mai in Großbuchstaben veröffentlichte, hätte die Redaktion schon beim ersten Abdruck das Wort “Gegendarstellung” ebenfalls in Großbuchstaben setzen müssen. Hinzu kommt die Vorgabe des Gerichts, wie das Wort “Gegendarstellung” farblich gestaltet sein muss: weiße Buchstaben, auf anthrazitfarbenem Hintergrund. Auch das hatte “Bild” beim ersten Mal missachtet. Damit die Gegendarstellung auch ordentlich lesbar ist, hatten die Richter Leerzeilen zwischen den Absätzen vorgeschrieben. Auch die finden sich erst in der zweiten Version.

Die “B.Z.” hatte im Mai übrigens genauso falsch über die Hochzeit von Herbert Grönemeyer berichtet wie “Bild”. Sie musste im Juni eine Gegendarstellung drucken:

Und auch die “B.Z.” hat es nicht hinbekommen, sie so zu veröffentlichen, dass sie den Anweisungen des Gerichts entspricht. Es fehlten zum Beispiel vorgeschriebene Fettungen. Außerdem hatte die “B.Z.” den Namen “Herbert Grönemeyer” am Ende des Textes zu vergessen. Also, im September der erneute Abdruck:

Nun zwar mit Fettungen und Namen. Allerdings immer noch ohne die vorgeschriebene optische Hervorhebung des Wortes “Gegendarstellung”. Am vergangenen Samstag, nach zwei Fehlversuchen, hat es die Redaktion dann tatsächlich geschafft, die Gegendarstellung von Herbert Grönemeyer wie gefordert zu veröffentlichen:

Und so mussten zwei Springer-Blätter zwei Gegendarstellungen in den vergangenen sechs Monaten fünfmal abdrucken. Vermutlich ein einzigartiger Vorgang.

Bild  

“Bild” beschneidet Foto und Urheberrecht

Am liebsten berichtet “Bild” über Skandale. “Schmuck-Skandal nach Trump-Interview”, “Fäkal-Skandal in der JVA Bielefeld”, “Nackt-Skandal an Luthers Thesentür” — egal was, Hauptsache ein Skandal.

Am vergangenen Wochenende hat die Köln-Ausgabe der “Bild”-Zeitung einen neuen Skandal ausgemacht, einen “Plakat-Skandal im Stadion” des 1. FC Köln:

Dazu muss man wissen: Der 1. FC Köln will wachsen. Drei neue Kunstrasenplätze und ein neues Leistungszentrum sollen entstehen, nach Wunsch des Fußballvereins im Grüngürtel der Stadt. Gegen diese Pläne gibt es Protest von Bürgerinitiativen, die die Grünflächen nicht bebauen lassen wollen. Und auch die Kölner Grünen sind gegen das Vorhaben des Fußballvereins. Stattdessen solle der 1. FC Köln auf ein Gelände weiter außerhalb ausweichen, so der Vorschlag.

Und nun also, am vergangenen Samstag beim Heimspiel gegen den FC Augsburg, der “Plakat-Skandal”, ausgelöst durch Fans des Klubs:

Auf der Südtribüne hatte der offizielle FC-Fanclub ein Banner ausgerollt, das offen zur Gewalt aufrief: “Grüngürtel mit FC oder mit Gürteln auf Grüne”, stand dort schwarz auf weiß.

Nur am Rande: Den einen “offiziellen FC-Fanclub” gibt es nicht. Es gibt Hunderte in ganz Deutschland, allein in Köln sind es laut Verein 362. Das Banner, das “Bild” anspricht, stammt von den “Coloniacs”, kurz “CNS”.

“Bild” hat über den “Plakat-Skandal im Stadion” mit Jörg Frank, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, gesprochen:

Wie dieses Plakat überhaupt durch die Banner-Kontrolle kommen und das ganze Spiel dort hängen konnte, fragt er sich und erwartet vom FC ein “klares Bekenntnis zu Demokratie, Gewaltfreiheit und rechtsstaatlichem Verhalten.”

Nur am Rande: Das Banner hing nicht “das ganze Spiel dort”, sondern nur für einige Minuten. Die “Coloniacs” hatten für den Nachmittag mehrere Spruchbänder vorbereitet und hintereinander präsentiert.

Nun aber zum eigentlich Wichtigen: “Bild” hat auch ein Foto gedruckt, das das Banner zeigt:

Bei der Wahl des Fotoausschnitts müssen die “Bild”-Mitarbeiter vor dem Computerbildschirm des Layouters gestanden und beraten haben: “Hm, soll das noch mit rein oder nicht? Nee, lass mal, dann ist die Geschichte nicht mehr so knackig.” Denn das Banner geht nach dem “AUF GRÜNE!” noch ein Stück weiter, wie ein Foto des Fanclubs “Rote Böcke” zeigt:

Natürlich kann man die Aussage “MIT GÜRTELN AUF GRÜNE!” kritisieren und darüber debattieren, ob sie zu heftig ist. Aber dann sollte man doch so fair sein und auch zeigen, dass ein Zwinker-Smiley der ganzen Sache einiges an Schärfe nimmt.

Der “Express” hat ebenfalls über das Banner und die Empörung der Grünen berichtet, allerdings mit Hinweis aufs Gezwinker. Im Gegensatz zu “Bild” hat die Redaktion auch mit einem “CNS”-Vertreter gesprochen:

Eike Wohlgemuth von den Coloniacs versucht, die Wogen zu glätten: “Wer uns kennt, weiß, dass wir keine gewaltsuchende Gruppe sind, im Gegenteil. Wer sich das Spruchband anschaut, wird den großen Smiley sehen”, sagt er dem EXPRESS.

Und:

“Wer das Plakat sieht, wird erkennen, wie es gemeint ist: Ein Spruch mit einem sehr großen Augenzwinkern.”

“Bild” hat das unglücklich abgeschnittene Foto übrigens mit dem Credit “Foto: PRIVAT” versehen. Man kann allerdings ziemlich leicht herausfinden, wer dieses “PRIVAT” ist, indem man das “Bild”-Foto und das des Fanclubs “Rote Böcke” übereinanderlegt:

Wir haben bei den “Roten Böcken” nachgefragt, ob die “Bild”-Redaktion eine Erlaubnis dafür hatte, die Aufnahme zu verwenden. Hatte sie nicht. Damit beschneidet “Bild” nicht nur ein Foto so, dass es besser zur Geschichte passt, sondern auch noch das Urheberrecht.

Mit Dank an Dominik N. und Daniel für die Hinweise!

Alfred Draxlers 84 Cent zu den “Zwangsgebühren”

Alfred Draxler hat eine Meinung. Immer wieder und zu vielen Themen. Diese Woche hat der “Sport Bild”-Chefredakteur eine Meinung zu “ARD”, “ZDF” und der Vergabe der Übertragungsrechte für Olympia. Bei sportbild.de fordert er:

In der gedruckten “Sport Bild” ist er etwas zurückhaltender:

Dass die Olympischen Winter- und Sommerspiele 2018 bis 2024 nicht, wie bisher, live bei den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern zu sehen sein werden, sondern bei “Eurosport”, nutzt Draxler für eine Abrechnung mit “ARD”, “ZDF” und den “17,50-Euro-GEZ-Zwangsgebühren”:

Als Sport-Fan frage ich mich auf der anderen Seite aber mehr und mehr, warum man mir unverändert die 17,50-Euro-GEZ-Zwangsgebühr abverlangt.

Dass es die GEZ seit vier Jahren nicht mehr gibt — geschenkt.

Was Alfred Draxler seinen Lesern nicht verrät: Welcher Anteil des monatlichen Rundfunkbeitrags von 17,50 Euro überhaupt in die TV-Sportberichterstattung fließt. Nehmen wir als Beispiel die “ARD”, die mit 12,37 Euro den größeren Part dieser Summe bekommt. Davon gehen 8,41 Euro an die “ARD”-Landesrundfunkanstalten wie WDR und NDR, und 3,96 Euro an die “‘ARD’-Gemeinschaftsaufgaben”, zu denen auch “Das Erste” zählt. Bei den Landesrundfunkanstalten sind 14 Cent für Sport vorgesehen, beim “Ersten” 70 Cent. Insgesamt also 84 Cent pro Monat (PDF). Zusammen mit dem “ZDF”-Anteil dürfte die Sportberichterstattung jeden Gebührenzahler monatlich knapp einen Euro kosten. Wohlgemerkt: für Sport allgemein auf allen “ARD”-Sendern und im “ZDF”, nicht nur für die Olympischen Spiele im “Ersten” und “Zweiten””.

Das ist also der Grund, warum der “Sport Bild”-Chef gegen die “Zwangsgebühren” der Öffentlich-Rechtlichen wettert: ein Bruchteil von einem Euro pro Monat.

Das einzige inhaltliche Argument, das Draxler in seinem Kommentar zum seiner Meinung nach zu hohen Rundfunkbeitrag bringt:

Schon immer ärgere ich mich zum Beispiel darüber, dass ARD und ZDF bei Olympischen Spielen beide in Mannschaftsstärke angerückt sind und sich täglich mit der Berichterstattung abwechselten. Ein Tag Arbeit, ein Tag frei! Das nenne ich Gebühren-Verschwendung!

Nun kann man es sicher kritisch sehen, dass zwei Sender zweimal den gleichen großen Aufwand betreiben, um über dieselbe Sportveranstaltung zu berichten. Mit “Ein Tag Arbeit, ein Tag frei!” liegt Intensiv-Rechercheur Alfred Draxler aber schlicht daneben. Wenn beispielsweise “Das Erste” in diesem Sommer Olympia aus Rio im TV übertragen hat, hat das “ZDF” im Internet viele kommentierte Livestreams angeboten — und umgekehrt:

Was kümmern einen schon Fakten, wenn man eine richtig starke Meinung hat?

Nachtrag, 7. Dezember: In der aktuellen “Sport Bild”-Ausgabe hat sich Alfred Draxler für seinen Irrtum entschuldigt:

Journalisten in Haft, Mafia-Berichte, Projekt “Schmalbart”

1. Justiz muss führende Journalisten freilassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Seit über zwei Wochen sitzen die myanmarischen Journalisten Than Htut Aung und Wai Phyo in Untersuchungshaft. Sie hatten in einem Kommentar Korruptionsvorwürfe gegen einen Politiker der regierenden “Nationalen Liga für Demokratie” angedeutet. Die “Reporter ohne Grenzen” fordern ihre sofortige Freilassung und berichten in ihrem Appell über die aktuelle Situation der Pressefreiheit in Myanmar, das auf der “Rangliste der Pressefreiheit” auf Platz 143 von 180 Staaten liegt.

2. Flüchtlinge — Presserat bietet “Checkliste” für Berichterstattung
(derstandard.at)
Der Presserat in Österreich hat eine Checkliste zum “verantwortungsvollen Journalismus in der Flüchtlingsberichterstattung” veröffentlicht. Zehn Fragen sollen dabei helfen, sachlich über das Thema zu berichten, das “in der Bevölkerung, aber auch in den Medien ’emotional und kontrovers’ diskutiert” werde. Kostprobe: “Würde ich über ein Fehlverhalten auch dann berichten, wenn es nicht von einem Ausländer/Asylwerber/Migranten gesetzt worden wäre?” oder “Bin ich mir im Klaren darüber, welche Absichten meine Hinweisgeber/ Recherchequellen verfolgen?”

3. “Ich gewinne leider nie”
(taz.de, Ambros Waibel)
Claudio Cordova hat vor vier Jahren die Webzeitung “il dispaccio” gegründet, die über die Mafia und das Beziehungsgeflecht der Ndrangheta berichtet. Im Interview mit “taz”-Redakteur Ambros Waibel erzählt er von investigativer Arbeit im Umfeld der organisierten Kriminalität, einer Million Euro Schadenersatz und das Problem mit Werbekunden, die zur Mafia gehören könnten.

4. Staunen über eine Nachricht zur ARD-Struktur: Wenn “Bild” medienpolitisch aktiv wird
(medienkorrespondenz.de, Dietrich Leder)
Vergangene Woche meldeten die “Bild”-Medien, es gebe einen Fusionsplan für die “ARD”: Statt den bisher neun Anstalten könnte es bald nur noch vier geben. Das Presseteam der “ARD” sagte ziemlich schnell, dass das “blanker Unsinn” sei. Dietrich Leder erkennt in der steten Diskussion “um etwaige oder reale Reformpläne des öffentlich-rechtlichen Systems” Interessen der Zeitungsverlage: “Die Zeitungsverleger haben sich mit der Existenz dieses nicht-privatwirtschaftlichen Mediensystems bis heute nicht abfinden können und delegieren deshalb an dieses öffentlich-rechtliche System permanent die Ursachen ihres eigenen Versagens, etwa was ihre Situation im Internet betrifft.”

5. Wie geht das genau mit dem Gegenlesen?
(tagesanzeiger.ch, Philipp Loser)
“Nun sag, wie hast du’s mit dem Gegenlesen?” Philipp Loser erklärt, wie der “Tages-Anzeiger” es mit dem Autorisieren von Interviews, Zitaten und ganzen Texten hält. Er hofft auf mehr Politiker, Verwaltungsangestellte, Funktionäre, die souverän aufs Gegenlesen verzichten, auch im Sinne eins guten Journalismus: “Wer von Anfang weiss, dass der Politiker nicht mehr draufschauen wird, formuliert exakter, wortgetreuer.”

6. Projekt “Schmalbart” — eine Einladung
(christophkappes.de)
Die Ankündigung von “Breitbart”, bald auch in Deutschland einen Ableger der “Alt-Right”-“Nachrichten”-Seite aufzubauen, führte bei einigen Leuten zur gleichen Reaktion: “Dagegen muss man doch was tun!” Auch bei Christoph Kappes. Damit auch wirklich was dagegen getan wird, hat er ein schon ziemlich detailliertes Konzept entwickelt für das “Projekt ‘Schmalbart'”. Mitstreiter sind sehr willkommen.

Pistenbully-PR-Gag, Olympia im Privaten, Regenbogen-Klon

1. Pistenbully auf Abwegen war PR-Aktion
(ndr.de, Jörg Jacobsen)
Ein LKW-Fahrer mit einem Bully für Schneepisten auf der Ladefläche fährt nach Seefeld (Schleswig-Holstein) statt nach Seefeld (Tirol). Haha, hihi, große Freude auf den Panorama-Seiten von Zeitungen und Online-Portalen. Jetzt zeigt sich: War alles nur eine PR-Aktion, und viele Medien sind drauf reingefallen. Manchen Redaktionen kann man durchaus Vorwürfe machen, weil sie die Story zu leichtgläubig aufgeschrieben haben; anderen aber nicht: Sie haben recherchiert, bei den zuständigen Personen nachgefragt — und die blieben frech bei ihrer Mogelgeschichte. Auch die “dpa” ist auf den PR-Gag reingefallen und nun selbstkritisch der Angelegenheit nachgegangen.

2. Die dunkle Seite der Macht
(spiegel.de, Jan Fleischhauer)
Die Geschichte zu dieser Geschichte geht zusammengefasst so: Nach der Wahl von Donald Trump lässt der Mediendienst “Meedia” unter anderem “Weltwoche”-Boss und Rechtsaußen-Politiker Roger Köppel die Leistung deutscher Medien bewerten. Überschrift: “‘Am schlimmsten ist der Spiegel’: Weltwoche-Chef Köppel rechnet mit deutscher Trump-Berichterstattung ab”. Gestern antwortete “Spiegel Online”-Kolumnist Jan Fleischhauer und schoss gegen Medienkritik im Allgemeinen und “Meedia” im Speziellen: “Köppel zu Blättern wie dem SPIEGEL oder der ‘Süddeutschen’ zu befragen, ist in etwa so, als ob man eine katholische Nonne bitten würde, Herrenmagazine zu rezensieren.” Daraufhin meldete sich “Meedia”-Chef Georg Altrogge: “Leider gibt es zu ‘positiver Berichterstattung’ über den Spiegel aktuell wenig Anlass, und genau das scheint der Grund zu sein, warum die Nerven in der Chefredaktion blank liegen.” Das Popcorn steht bereit.

3. Was ARD und ZDF mit den gesparten Olympia-Ressourcen machen müssen
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Die Olympischen Sommer- und Winterspiele 2018 bis 2024 wird es nicht live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen geben. “Für ARD und ZDF sieht das Scheitern der Verhandlungen auf den ersten Blick natürlich aus wie eine Niederlage”, schreibt Hans Hoff, doch: “Richtig ist aber auch, dass ARD und ZDF weiter über Probleme hinter den Kulissen berichten können, berichten müssen. Das ist der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und vielleicht gelingt die Erfüllung dieses Auftrags noch ein Stückchen besser, wenn man nicht abgelenkt ist, weil man nebenbei noch die Übertragung stemmen muss.”

4. Die Lügner sind immer die anderen
(deutschlandradiokultur.de, Nana Brink & Mark Heywinkel, Audio, 6:26 Minuten)
Mal poltern sie heftig gegen Hillary Clinton, mal geben sie Tipps, welche Waffen man am besten an Weihnachten verschenken kann: Die Website “Breitbart” ist eines der großen Sprachrohre der sogenannten “Alt-Right”-Bewegung in den USA, “Breitbart”-Chef Steve Bannon inzwischen Chefstratege von Donald Trump. “Ze.tt”-Redakteur Mark Heywinkel hat eine Woche lang “Breitbart” gelesen. Bei “Deutschlandradio Kultur” erzählt er, was er dort entdeckt hat.

5. Bürgerjournalismus belebt das Mediensystem
(de.ejo-online.eu, Tobias Eberwein & Colin Porlezza)
Graswurzeljournalismus, Laienberichterstattung, Jekami-Journalismus (“Jeder kann mitmachen”) — das war vor einigen Jahren ein großes Thema, verbunden mit einigen Hoffnungen für die Medienbranche. Tobias Eberwein und Colin Porlezza haben geschaut, wie es heute “in sechs europäischen Ländern” beim digitalen Bürgerjournalismus ausschaut. Ihre Studie zeigt: Zur Medienvielfalt habe er zwar beigetragen, die einst prophezeite Revolution von unten sei allerdings weitgehend ausgeblieben.

6. Wunderheilung durch Wiederholungsdrama
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Die große Titelgeschichte des zweimonatlich erscheinenden Regenbogenblatts “Freizeit Total” im Dezember/Januar: “Familien-Drama”. Im Februar/März: “Familien-Drama”. Im April/Mai: “Schock-Nachricht”. Im Juni/Juli: “Familien-Drama”. Im August/September: “Familien-Drama”. Im Oktober/November: “Familien-Drama”. Erkennen Sie ein Muster?

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