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BILDblog hält Winterschlaf (5)

Die BILDblogger suchen zwischen den Jahren Orte auf, an denen sie vor der strengen Kälte geschützt sind (hohle Baumstämme, Erdhöhlen und dergleichen) und polstern sie mit Heu, Stroh, Blättern, Haaren, Wolle und anderen Materialien aus…

Aber das wissen Sie ja längst. Wie in den vergangenen Jahren auch versetzen wir uns über die Feiertage in einen kurzen Torpor (energetischer Schlafzustand).

Als Feiertagslektüre empfehlen wir noch einmal die anrührende Liebesgeschichte zwischen “Bild” und Stephanie zu Guttenberg, unseren Leitfaden “Wie hetzte ich gegen ein Land auf?” (falls die Stimmung allzu besinnlich zu werden droht) und die Ausführungen des damaligen Fußballtrainers Heiko Herrlich über eine große deutsche Boulevardzeitung.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit, das Interesse und die Spenden und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2011.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2010 an a Friend, Achim Sch., adameus23, AJ, Alex, Alex A., Alex F., Alex Z., Alexander A., Alexander B., Alexander H., Alexander M., Alexander S., Alfons S., Alfons Sch., Aljoscha K., André B., André H., Andre S., Andreas, Andreas F., Andreas H., Andreas H., Andreas K., Andreas M., Andreas P., Andreas Sch., Andree M., Annika K., Annika Sch., Ardian S., Arne A., Arne H., Arthur C., Axel F., Bader, Baris Ü., Basti, Bastian, Ben N., Bene F., Benedikt K., Benedikt R., Benjamin, Benjamin B., Benjamin C., Benjamin K., Benjamin S., Berkan T., bernd, Bernd R., Bernd V., Bernhard, Bernhard S., Bertha, Big J, bildfahnder, Birger L., Björn, Björn B., Björn C., Björn C., Björn K., Bodo K., Boerries K., Bojan J., Bono, Boris K., Bruder B, BTH, C., C.S., Carlotta R., Carsten, Carsten Z., Ceggis, Chris, Chris J., Chris N., Christian B., Christian G., Christian H., Christian M., Christian S., Christian Sch., Christoph, Christoph A., Christoph F., Christoph G., Christoph H., Christoph M., Christoph S., Christoph W., Christopher I., Christopher K., Claudia, Clemens, Clemens H., Clemens W., cmpunk, Conny Sch., Daniel B., Daniel H., Daniel H., Daniel K., Daniel K., Daniel M., Daniel P., Daniel S., Daniel Sch., Daniel T., Daniel V., Daniela W., David K., David L., David N., David R., Dejan I., Dennis, Dennis B., Dennis H., Dennis K., Dennis L., desixtor, Diamandis V., Dirk E., Dirk O., Dominic I., Dominik H., Dominik M., Eagle, EagleRN, Ecko, Ellen L., Erhan S., Eric, Eric M., Eric R., Ernst, erz, Esther K., Eugen E., Eugen W., Fabian, Fabian F., Fabian G., Fabian K., Fabian P., Falk Z., Felix, Felix P., Flo M., Florian, Florian B., Florian D., Florian H., Florian K., Florian R., Florian S., Florian Sch., Florian V., Fr.-Jo. K., Frank B., Frank D., Frank J., Freddy Sch., Frederick M., Fritz, Gabriel T., Georg S., Georg Z., Gerhard A., Gesine D., Gila M., Gregor G., Gregor K., Guido K., H., hamena314, Hanna, Hannes, Hannes K., Hannes Sch., Hans P., Hans Peter L., Hans-Christian H., Hauke, Hauke W., Heinz B., Heitmeier, Helmut O., Hendrik W., Henning, Holger, Holger A., Holger S., Höpp, Horst, Horst M., Horst-Schantalle, ich, Ilja, Ingo H., Ivo B., J.D., J.L., Jack A., Jan, Jan B., Jan K., Jan Sch., Jeannine J., Jens, Jens L., Jens M., Jens N., Jens Sch., Jens W., Jesco H., Jessica, Joachim B., Joachim E., Joachim H., Joachim R., Jochen N., Johannes B., Johannes K., Johannes R., Johannes Z., John H., Johnny D., Jonas A., Jörg F., Jörg L., Jörg S., Jörg W., Judeth, Julian, Julian J., Julian M., Jürgen K., K.N., Kai, Kai, Kai T., Kai-Oliver K., Karsten, Karsten L., Katharina Sch., Kathrin G., Katti, Kaweh, ker0zene, Kerstin, KiMasterLian, Klaus B., Klaus H., kmr, kpep, Kristian S., Kristin H., Lars, Lars F., Lars H., Lars S., Leo S., Leopold B., Lisa H., Lorenz L., Lothar, Lothar Sch., Lothar Z., Lukas F., Lukas K., Lukas S., Lukas W., M.B., Magnus K., Maik H., Maja I., Malte L., Malte Sch., Manniac, Manny, Manuel E., Manuel L., Manuel Sch., Marc E., Marcel, Marcel S., Marcel Sch., Marcel T., Marco, Marco K., Marco R., Marco S., Marcus, Marcus A., Marcus B., Marcus H., Marcus K., Marekki, Marga O., Maria, Mario, Mario H., Mario S., Mark F., Markus, Markus E., Markus S., Markus W., Markus, Marlene H., Martin, Martin B., Martin E., Martin K., Martin M., Martin R., Martin Sch., Martin T., Martin W., Marvin S., Mathias Sch., Mats S., Matthias, Matthias B., Matthias F., Matthias H., Matthias K., Matthias S., Matthias Sch., Max, Max M., Medienwächter, Merrick, Michael, Michael D., Michael E., Michael H., Michael K., Michael M., Michael P., Michael S., Michael Sch., Michael T., Micky, Mike E., moa, MrB, ms, Nabil T., NaturalBornKieler, Nico E., Nicolaj, Niko M., Nilz B., Nina, noir, nrwbasti, Nube, Oleg W., Oliver D., Oliver H., Oliver K., Oliver M., Oliver O., Oliver S., Oliver Sch., Olli, Pascal, Pascal A., Patrick, Patrick B., Patrick D., Patrick G., Patrick S., Paul B., Paul Z., Pekka R., Peter, Peter A., Peter C., Peter E., Peter G., Peter L., Philipp L., Philipp M., Philipp S., Pommes, R., Rahel Z., Rainer B., Rainer S., Rainer T., Ralf D., Ralf M., Ralph K., Rangi, Raphael M., Reemt R., René, Rene C., René W., Rhanjid, Richard, RisingEd, Robert, Robert H., Robert K., Robert W., Robin B., Robin J., Rocky G., Rolf Sch., Ronald F., Ronny K., Ronny R., S.B., S.W., Sabine L., Samuel D., Samuel J., Sandra S., Sandro K., Sara, Sarah H., Sarah K., Sascha B., Sascha P., Seb, Sebastian, Sebastian D., Sebastian F., Sebastian G., Sebastian K., Sebastian S., Sebastian St., Simon B., Sören H., soundZ, Spot, Stefan B., Stefan H., Stefan K., Stefan L., Stefan M., Stefan M., Stefan S., Stefan W., Steffen, Stephan K., Stephan R., Stephan T., Stephan U., Stephen, Steven L., Sven, Sven D., Sven H., Sven R., Sven S., Swen W., symsy, Tbo, The Roach, Theo, Thomas, Thomas B., Thomas C., Thomas H., Thomas K., Thomas L., Thomas M., Thomas N., Thomas P., Thomas Sch., Thomas T., Thomas W., Thorsten, Till G., Tim H., Tim N., Tino M., TM, Tobi, Tobi R., Tobias, Tobias B., Tobias G., Tobias K., Tobias M., Tobias P., Tobias R., Tobias S., Tobias T., Tobias V., Tom, Tom Z., Tommy E., Tommy K., Toni Z., Torge B., Torsten, Ulf S., Uli, Ulli M., Ulrich E., United, Urs Sch., Uwe, Uwe Sch., Vera H., Vincent, Volker D., Volker G., W.S., Wieland S., Wilhelm W., xeniCds, XFame, Zeppelin — und alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Bild  

Bomben-Stimmungsmache

Vor einem halben Jahr wurden sie noch kollektiv als “Pleite-Griechen” abgestempelt, doch diesen zweifelhaften Ruf dürften die Hellenen – “Bild” sei Dank – jetzt wieder los sein:

Polizei jagt Bomben-Griechen! Woher kommt plötzlich dieser Hass auf Deutschland

Gut, die Attentate wurden von einer für Griechenland wenig repräsentativen anarchistische Gruppe mit dem albernen Namen “Verschwörung der Zellen des Feuers” durchgeführt, weswegen “Bomben-Griechen” etwas arg verallgemeinernd wirkt. Richtig unsinnig ist aber die fragezeichenlose Frage “Woher kommt plötzlich dieser Hass auf Deutschland” bei Bild.de, die im Artikel noch etwas weiter gefasst gestellt wird:

Aber woher kommt plötzlich in Griechenland dieser Hass auf Deutschland, seine Kanzlerin und seine Freunde in der EU?

Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Autoren Rolf Kleine und Paul Ronzheimer diesen Hass speziell als “Hass auf Deutschland” und im weiteren Sinne “seine Freunde in der EU” interpretieren. Neben der deutschen Botschaft in Athen und dem Bundeskanzleramt in Berlin wurden nämlich auch an folgende Personen und Einrichtungen Bombenpakete geschickt:

An den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, an die französische Botschaft, an die bulgarische Botschaft, an die belgische Botschaft, an die niederländische Botschaft, an Europol (Den Haag) und an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Und von wegen “Deutschland und seine Freunde in der EU”: Die Attentäter schickten ihre Sprengsätze auch noch an die Botschaften Russlands, der Schweiz, Chiles und Mexikos.

Der Anschlag galt also nicht allein Deutschland. Die Begründung für den angeblichen “Hass auf Deutschland” in Griechenland, der zu den Bombenattentaten geführt hat, liefern die Autoren trotzdem gleich mit:

Tatsache ist: Bereits während der griechischen Euro-Krise im Frühjahr machten örtliche Medien mächtig Stimmung gegen Berlin. Nach dem EU-Gipfel am vergangenen Wochenende in Brüssel brachen dann alle Dämme – weil vor allem Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Sarkozy sich für besonders harte Strafe für Defizit-Sünder im Euro-Raum stark gemacht hatten.

Diese Aussage von Paul Ronzheimer ist nur noch zynisch — hatte er sich doch selbst vor einem halben Jahr, als “Bild” eine regelrechte Hetzkampagne gegen Griechenland führte, besonders eifrig beteiligt und sich unter anderem dadurch hervorgetan, dass er nach Athen reiste und den Pleite-Griechen symbolisch die Drachme zurückgab.

Wie es übrigens wirklich aussieht, wenn eine Zeitung “mächtig Stimmung” gegen ein Land macht, sieht man an diesen Ausrissen von vor einem halben Jahr:
"Bild" hetzt weiter gegen Griechen

Bild  

“Ein Missbrauch der Pressefreiheit”

Was der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt von der Griechenland-Berichterstattung in “Bild” hält, hat er Giovanni di Lorenzo im aktuellen “Zeit-Magazin” verraten:

ZEITmagazin: Wo ist die Grenze zwischen rhetorischer Überzeugungskraft und purer Demagogie?

Schmidt: Ich kann das an einem Beispiel festmachen: Wenn ich lese, wie die auflagenstärkste europäische Tageszeitung, genannt Bild, in den letzten Wochen beinahe jeden Tag den Lesern klargemacht hat, dass man sein eigenes Geld nicht dafür verwenden sollte, dem aus eigener Schuld in Not geratenen Nachbarstaat Griechenland zu helfen, dann ist das in Wirklichkeit Demagogie oder, wenn Sie so wollen, ein Missbrauch der Pressefreiheit.

ZEITmagazin: Es ist auch ein Indiz dafür, dass Zeitungen in Versuchung geraten, solche Positionen einzunehmen, wenn es im Parteienspektrum niemanden gibt, der das tut.

Schmidt: Für Demagogie, sei es seitens einzelner Politiker oder politischer Parteien, einer Zeitung oder einer Fernsehanstalt, gibt es niemals eine Entschuldigung. Es gibt immer eine Erklärung, aber keine Entschuldigung.

Mit Dank an Martin Sch. für den Hinweis.

Wundersalben, Bären, Foursquare

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wundersalbe, die II.”
(gesundheit.blogger.de, hockeystick)
Hockeystick über den Text “Der Wunderheiler” von Werner Bartens im SZ-Magazin 18/2010: “Gegenüber den Wunderwirkungen der von Bartens gefeierten neuen Wundersalbe mutet der Anspruch ihres rosafarbenen Pendants, die Hautkrankheiten Neurodermitis und Psoriasis nebenwirkungsfrei zu heilen, geradezu bescheiden an.” Mit dem rosafarbenen Pendant ist die Hautcreme Regividerm gemeint. Ein WDR-Film dazu führte zu einer Entlassung des Autors Klaus Martens.

2. “Reporter befragen Opfer via Handy im Krankenhaus”
(stuttgarter-zeitung.de, Helmut Hetzel)
Die niederländische Tageszeitung “De Telegraaf” wird kritisiert, weil sie ein Telefoninterview mit einem neunjährigen Jungen führte, der den Absturz einer Afriqiyah-Airways-Maschine überlebte. “Reporter hätten in dem Krankenhaus angerufen, um sich nach dem Befinden des Jungen zu erkundigen, als plötzlich ein Arzt sein Handy an Ruben weitergereicht habe.”

3. “Dem Journalismus geht es erstaunlich gut”
(sueddeutsche.de, Wolfgang Blau)
“Zeit Online”-Chef Wolfgang Blau stellt fest, dass der Journalismus keine exklusive Profession mehr ist. Damit hätten sich aber viele der etablierten Journalisten noch nicht abgefunden und würden daher die Internetbeschimpfung als Mutprobe betreiben. Das Verhalten der Verlegerverbände erinnere an einen Bären, der wahllos um sich dresche, weil er von einer Wespe attackiert werde.

4. “Alle Redakteure raus! Ein Lob auf den Jahreszeitenverlag”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
Oliver Gehrs fragt, “ob denn wirklich jede Zeitschrift eine eigene Redaktion benötigt”. “Man muss sich ja manchmal wundern, wie viele feste Redakteure manche Blätter haben – beim Blick in das Impressum des ‘Stern’ kann einem regelrecht schwindelig werden vor lauter Namen – einige darunter, von denen man höchst selten liest.”

5. “7 Ways Journalists Can Use Foursquare”
(mashable.com, Shane Snow, englisch)
Wie Journalisten einen Nutzen aus Foursquare, ein soziales Netzwerk für das mobile Internet, ziehen können.

6. Interview mit Günther Jansen
(jungewelt.de, Gitta Düperthal)
In einem Beitrag der Sendung “Report Mainz” (Video, 6:34 Minuten) wird ohne nähere Erläuterung ein Mann gezeigt, der eine DDR-Fahne schwenkt. Es handelt sich dabei um Günther Jansen, Satiriker und Mitglied der Partei “Die Partei”.

ZDF  

Verwechslung mit schlimmen Folgen

Der niederländische Politiker Geert Wilders, dessen Freiheitspartei bei der Europawahl in seinem Land zweitstärkste Kraft wurde, ist ein Mann fürs Grobe. Den Islam bezeichnet er als “faschistische Ideologie”, den Koran vergleicht er mit Hitlers “Mein Kampf”; er will ein Einwanderungsverbot für Muslime und gegen ihn wird wegen Volksverhetzung ermittelt.

Doch das bedeutet nicht, dass die Medien bei der Berichterstattung über ihn auch gern mal ein bisschen gröber zu Werke gehen dürfen und es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen müssen.

In einem “ZDF-Spezial” zur Europawahl berichtete der Sender gestern abend über Wilders:

Für Empörung in der muslimischen Welt sorgte der von Wilders mit Theo van Gogh produzierte islamkritische Film “Fitna”. Intoleranz mit schlimmen Folgen: Theo van Gogh wurde 2004 ermordet.

Das ist ebenso falsch wie perfide.

Falsch, weil das ZDF Wilders’ Film “Fitna” mit van Goghs Film “Submission” verwechselt. Aus “Submission” stammen auch die Szenen, die der Beitrag zeigt. An dessen Produktion war Wilders aber gar nicht beteiligt. Sein Film “Fitna” ist von 2008, kann also schlechterdings nicht van Goghs Ermordung 2004 zur Folge gehabt haben.

Und perfide, weil die Formulierung des ZDF van Gogh eine Mitschuld an seinem eigenen Tod zu geben scheint. Der umstrittene Filmemacher wurde von einem Amsterdamer marokkanischer Herkunft auf offener Straße erschossen. Der Mörder schnitt ihm dann die Kehle durch und hinterließ ein Bekennerschreiben, indem er seinem Opfer das Messer mit dem Papier in den Leib rammte. Das sind, laut ZDF, die “schlimmen Folgen” von van Goghs eigener “Intoleranz” und der des nicht einmal beteiligten Geert Wilders.

Wenn sie von den Rechtspopulisten kämen, würde man solche Formulierungen und Unwahrheiten als Hetze bezeichnen. Zu Recht.

Mit Dank an Peter B.!

Hochparterre, Sat.1, Harry Rowohlt

1. “Journalistenrudel auf Hetzjagd”
(bundblog.espace.ch, Artur Vogel)
Bund-Chefredakteur Artur Vogel nimmt die vom Bundesrat angestossene Debatte über die angebliche Hetze von schweizer Medien auf und studiert die Studie des Soziologieprofessors Kurt Imhof. Er kontert die Anklage mit drei Gegenargumenten und beklagt die fehlende Rücktrittskultur in der Schweiz.

2. “‘Auf keinen Fall auf Ratschläge von Businessleuten hören'”
(nzz.ch, ak.)
Interview zum 20. Geburtstag der Architekturzeitschrift Hochparterre. Verwaltungsratspräsident Benedikt Loderer erklärt, warum es die Zeitschrift immer noch gibt: “Zuerst einmal muss man ziemlich arbeiten – und auf keinen Fall auf Ratschläge von Businessleuten hören. Man muss an sein eigenes Projekt glauben und das durchziehen.”

3. “Sat. 1 – Sender ohne Profil”
(faz.net, Peer Schader)
“Sat. 1 zieht von der Hauptstadt nach München und muss gravierende Einsparungen vornehmen. Eine Gefahr für die Programmqualität? Eigentlich nicht, denn schon seit langem gleicht das Programm des Senders einer Recyclingstation des Immergleichen.”

4. Harry Rowohlt im Interview
(fr-online.de, Tilmann P. Gangloff)
Harry Rowohlt freut sich, dass Gert Scobel die Kulturzeit auf 3sat nicht mehr moderiert: “Ach wissen Sie, früher habe ich immer ‘Arschloch’ geschrieen, wenn Joschka Fischer auftauchte. Jetzt ist er aus den Medien verschwunden, deshalb muss Gert Scobel herhalten. Aber manche Moderatorinnen sind noch schlimmer, ich frage mich wirklich, wer diese Mäuschen aussucht; jede Backwarenfachverkäuferin hat mehr Kompetenz.”

5. “Klar muss dabei sein: Der Stellenabbau ist unvermeidlich”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer publiziert ein internes Mail aus der Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Ein Ressortleiter wendet sich darin an seine Mitarbeiter.

6. “Über die befreiende Kraft des Onlinejournalismus”
(wissenswerte.wordpress.com, mscheloske)
“Der Onlinejournalismus gilt vielerorts (noch) als minderwertig. Es gibt Journalisten, die es sich inzwischen angewöhnt haben, in jedem zweiten Satz die Bemerkung einzustreuen, daß sie selbst ja Print(!)-Journalisten seien. Gar so, als ob es sich beim Präfix ‘Online-‘ um etwas Ansteckendes handele.”

6 vor 9

Zeitung lesen macht Azubis schlau
(innovations-report.de)
Tägliches Zeitung lesen bildet und macht fit für den Berufsalltag. Das zeigt eine Studie der Universitäten Koblenz-Landau und Kaiserslautern.

“Er hat einfach nicht aufgehört”
(telepolis.de, Peter Mühlbauer)
Interview mit Johannes Eisenberg, dem Rechtsanwalt, der gegen den Freiherrn von Gravenreuth eine Gefängnisstrafe erwirkte.

Bild-TV: Springer plant Großeinstieg ins Web-Fernsehen
(jetzt.sueddeutsche.de, Simon Feldmer)
Als Mathias Döpfner noch um die Übernahme des TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1 kämpfte, war er zu einigen Opfern bereit. Sogar auf ein TV-Format der hauseigenen Bild-Zeitung hätte der Vorstandschef des Zeitungshauses Axel Springer verzichtet, um zum mächtigen Fernsehveranstalter aufzusteigen. Bild TV auf Pro Sieben oder Sat 1 sollte es nicht geben. Döpfner wollte so die Sorge vor zu großer Meinungsmacht des Springer-Verlages zerstreuen. Es nutzte nichts. Das Pro Sieben-Geschäft scheiterte Anfang des Jahres 2006 am Widerstand des Bundeskartellamts. Bild TV gibt es jetzt trotzdem – im Internet.

Durchklatschen für Anne Will
(fernsehlexikon.de, Stefan)
“Machen Sie einfach der Anne Will ?ne schöne Sendung”

Mit Internetspielen gegen Ausländer
(taz.de, Max Hägler)
Kurz vor den Parlamentswahlen profiliert sich die national-konservative SVP durch Hetze gegen Ausländer. Mit einem Spiel, in dem ein Schafbock schwarze Schafe aus dem Land kickt.

.ch, der Verteilständer
(fuelhaas.com)
Bei uns in Basel scheint alles bereit zu sein.

“Bild” übersieht KZ

Wenn das Fernduell zwischen den britischen Tageszeitungen und der “Bild”-Zeitung über den “deutschen Papst” weiter so eskaliert, müssen wir damit rechnen, dass nächste Woche eine englische Zeitung behaupten wird, dass Kardinal Ratzinger Hitler war, und “Bild” antworten wird, dass es Hitler nie gegeben hat.

Alles begann am Mittwoch. Während die “Bild”-Zeitung groß berichtete, dass Ratzingers Eltern Maria und Joseph “waren” (nicht hießen), fanden die britischen Zeitungen die Jugend Ratzingers im Dritten Reich ungleich spannender. “Bild” antwortete mit einer verwirrenden doppelten Verteidigungsstrategie. Einerseits sei es eine ungeheure Beleidigung, zu schreiben, dass Ratzinger in der Hitler-Jugend gewesen sei. Andererseits sei es überhaupt nicht ehrenrührig, in der Hitler-Jugend gewesen zu sein.

Heute nun ruft “Bild” den britischen Zeitungen zu:

Shut endlich up!

Die “Papst-Hetze” der Engländer werde “immer geschmackloser”. “Allen voran” hetze die “sonst so seriöse Tageszeitung ‘The Independent'”. Als Beleg dient “Bild” dieser gestern erschienene Artikel. Der Reporter berichtet darin aus Traunstein über die Massaker, die dort im Dritten Reich verübt wurden, und kritisiert, dass der Papst darauf in seiner Auto-Biographie nicht eingehe.

“Bild” zitiert aus dem “Independent”: “In seiner Biographie erwähnt er [Ratzinger] Todesmarsch und Massaker nicht. Dabei dürfte es gerade in dieser Gegend schwierig gewesen sein, vom KZ in der Nähe Traunsteins nichts mitzubekommen.”

“Bild” kommentiert:

In der Nähe Traunsteins gab es gar kein KZ, Ratzinger (damals 18) war desertiert, zu der Zeit untergetaucht.

Das ist falsch. In der Nähe Traunsteins gab es eine Außenstelle des KZ Dachau, und zwar in Trostberg, rund 20 Kilometer von Traunstein entfernt.

Oder wie der “Independent” schreibt:

Trostberg was among several Dachau sub-camps set up towards the end of the war to evade Allied bombing.

An den Anfang ihres Artikels stellt die “Bild”-Zeitung ein Zitat aus dem “Independent”, wohl, weil sie es für besonders bemerkenswert hält. Es lautet:

“In der Heimatstadt des Papstes wurden Nazi-Greuel gegen Juden verübt.”

Wenn “Bild” schon mit der Formulierung dieser Tatsache ein Problem hat, dann hat “Bild” wirklich ein Problem.

Die und wir

Am Sonntag haben über 20.000 überwiegend türkischstämmige Muslime gegen Terror und islamistisch motivierte Gewalt demonstriert. Die “Bild”-Zeitung nimmt dies zum Anlass für einen Kommentar. Peter Boenisch ruft darin scheinbar zum Miteinander auf. Zum Miteinander von… — und da wird es kompliziert: zum Miteinander von Deutschen und Moslems? Von Deutschen und Türken? Von Christen und Moslems?

Schwer zu sagen. Jedenfalls: von uns und ihnen.

In dem “Bild”-Kommentar heißt es (Hervorhebungen von uns):

(…) Schön, daß das auch andere, die in unserer freiheitlichen Gesellschaft mit uns leben, genau so sehen.

Die Muslime, die sich für ein friedliches Miteinander mit uns auf den Straßen Kölns versammelt haben, sind ein Zeichen der Hoffnung.

Mit ihrer Demo wollen die Muslime darauf aufmerksam machen, daß sie gerne hier sind.

Auch viele von uns haben gelernt, sie zu schätzen. Bricht eines unserer Kinder auf dem Eis ein, ist es oft ein Türke, der als erster den Sprung wagt, um das Kind zu retten.

Fährt einer von uns zur Frühschicht, stapeln schon die orientalischen Obsthändler ihre frische Ware zum appetitlichen Angebot. Die Fremden sind uns nicht nur fremd, sondern oft auch sehr nützlich.

Jetzt zeigen sie offen Sympathien für ihr Gastland.

Der “Bild”-Text wirft viele Fragen auf. Zum Beispiel die, warum die Türken, die es in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Rhetorik immerhin zum “Mitbürger” geschafft haben, nun wieder nur “Gast” in unserem Land sind. Oder die, wie angenehm es für einen Moslem/Türken sein muss, zu wissen, dass er “uns” zwar “fremd”, aber auch “sehr nützlich” ist.

Herr Boenisch kann natürlich meinen, was er will. Beunruhigend an seinem Kommentar ist jedoch eine Diskrepanz: Er tut so, als wolle er versöhnen statt spalten. Es gibt bei seinen vielen “Wir”s aber kein einziges, das Deutsche und Türken (Christen und Muslime?) ausdrücklich gemeinsam umfasst.

Der “Bild”-Text schließt:

Ihre Demo ist ein Anfang, ein öffentliches Bekenntnis: “Wir lassen uns nicht von Fundamentalisten aufeinanderhetzen.”

Wir auch nicht.

Von Fundamentalisten also nicht. Aber von der “Bild”-Zeitung?

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