1. Erneute Vorwürfe gegen Polizei München: Beamte sollen von NDR-Journalisten Herausgabe von TV-Material gefordert haben (meedia.de, Alexander Becker)
Aktuell gibt es mehrere Vorwürfe von Journalisten gegen die Polizei München. Alexander Becker berichtet über den Fall von NDR-Reporter Christoph Lütgert, der Mitte Oktober mit einem Kamerateam das Frauengefängnis in Stadelheim filmte. Polizisten sollen Lütgert und dessen Kollegen am Wegfahren gehindert und die Sichtung des Videomaterials gefordert haben. Als der Journalist sich weigerte, sollen die Beamten mit Beschlagnahmung gedroht haben. Gestern wurde bekannt, dass ein Zivilbeamter der Polizei München während einer Festnahme einen “Bild”-Reporter genötigt haben soll, Aufnahmen von dessen Smartphone zu löschen. Zu den Vorwürfen des NDR-Reporters hat sich die Münchner Polizei inzwischen etwas ausführlicher geäußert.
2. Müssen Journalisten transparenter arbeiten? (spiegel.de, Sascha Lobo, Audio, 50:44 Minuten)
Vor einer Woche schrieb Sascha Lobo in seiner “Spiegel Online”-Kolumne über den Vertrauensverlust der Menschen in “‘die Medien'” und forderte unter anderem die Verlagshäuser und Redaktionen zu mehr Transparenz auf. Im Kommentarbereich unter dem Artikel und in den Sozialen Netzwerken antworteten viele Leute auf Lobos Text. Und der antwortet in seiner neuen Podcast-Folge bei “Spiegel Online” wiederum den Kommentatoren.
3. Wer verlinkt, muss nicht immer prüfen: Neue Urteile zur Linkhaftung (irights.info, David Pachali)
Können Betreiber von Websites, die unerlaubt veröffentlichte Inhalte verlinken, allein durch den Link Urheberrechte verletzen? Durchaus, befand der Europäische Gerichtshof im vergangenen Jahr. Das Landgericht Hamburg urteilte im November 2016 ganz ähnlich. Genau dieses Landgericht Hamburg rudert nun allerdings etwas zurück: Zwei unterschiedliche Kammern entschieden, dass es vom jeweiligen Angebot der Website abhänge, ob Links vorab auf rechtliche Probleme geprüft werden müssen.
4. der angebliche reichweiten-verlust für medien auf facebook (danielfiene.com)
Es werde gerade eine Sau durchs Netz getrieben, schreibt Daniel Fiene und versucht, diese Sau wieder einzufangen. Sie heißt “Entdecker-Feed”, wurde von Facebook rausgejagt, und lässt Redaktionen befürchten, bald viel weniger Leute in dem Sozialen Netzwerk erreichen zu können. Jedenfalls gibt es Berichte aus dem derzeitigen Testgebiet, die leicht bedrohlich klingen. Daniel Fiene aber sagt: “Don’t panic!”
5. Das unterschätzte Massenmedium (tagesspiegel.de, Felix Hackenbruch)
Videotext. Diese 800 Seiten mit je 25 Zeilen à 40 Zeichen — braucht die überhaupt noch irgendjemand? Täglich etwa elf Millionen Menschen in Deutschland offenbar schon. Der Videotext (oder Teletext) ist noch immer ein Massenmedium. Felix Hackenbruch hat die ARD-Teletext-Redaktion in Potsdam besucht und mit den Verantwortlichen über Kegelergebnisse und die Seite 251 gesprochen.
6. Der Comedian Faisal Kawusi hat einen tollen Witz gemacht (twitter.com, Sophie Passmann, Video, 2:16 Minuten)
Sophie Passmann will mit uns mal kurz über deutsche Comedy reden. Konkret: Über einen Witz von Comedian Faisal Kawusi, dessen Repertoire normalerweise aus Scherzen über seine eigene Figur besteht. Nun aber hat er bei einem Auftritt einen Witz gemacht, der “nicht nur schlecht war, sondern auch rassistisch”, so Passmann. Im Video erklärt sie, wieso Kawusis Auftritt völlig daneben war. Und zwar so, dass es wirklich jeder verstehen müsste.
1. “Blut und Feuer um dich – das ist Krieg” (spiegel.de, Markus Becker)
Zum Tod der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia, die durch eine Autobombe umgebracht wurde, schreibt Markus Becker bei “Spiegel Online”: “Der Mord an einer regierungskritischen Bloggerin auf Malta erschüttert das Land, EU-Politiker reagieren entsetzt. Ändert sich jetzt etwas an den Verhältnissen in dem Inselstaat? Vermutlich nicht.” Ein kompromittiertes Rechtssystem und Polizisten, die sich über Caruanas Tod freuen, geben wenig Grund zur Hoffnung. Mehr zu dem Fall: Süddeutsche.de mit “Tod einer unermüdlichen Journalistin” und “Zapp” mit dem Videobeitrag (4:43 Minuten) “‘Malta Files’: Autobombe tötet Journalistin”.
2. Sie reden doch die ganze Zeit (zeit.de, Mely Kiyak)
Nach dem Eklat bei der Frankfurter Buchmesse (nein, nicht dem zwischen Roberto Blanco und seiner Tochter Patricia, über den “Bild” berichtet hat, sondern dem mit den rechtsextremen Verlagen) widmet sich Mely Kiyak in ihrer Kolumne “Deutschstunde” den Klassikerfragen “Wie umgehen mit Rechten?” und “Dürfen sie reden, müssen sie reden, können sie reden?” Der Witz dabei sei, “dass sie permanent reden” würden: “Die rechtsextremen Netzwerke sind politisch, gesellschaftlich und finanziell enorm einflussreich. Es handelt sich nicht um Benachteiligte. Wer rechtsextrem ist, hat beste Chancen, gehört zu werden.”
3. Fahndungsfotos noch online: Google vs. Medien (ndr.de, Sabine Schaper, Video, 3:50 Minuten)
Um einen mutmaßlichen Sexualstraftäter zu fassen, hatte das Bundeskriminalamt auch Fotos eines missbrauchten Mädchens veröffentlicht. Viele Redaktionen halfen dem BKA bei der Öffentlichkeitsfahndung, indem sie die Aufnahmen in ihre Onlineartikel einbanden. Nun ist der — inzwischen geständige — Täter geschnappt, und das BKA bittet, die Fotos des Mädchens zu löschen. “Zapp” zeigt, dass einige Bilder durch den sogenannten Google Cache noch immer zu finden sind. Laut Google müssten die Redaktionen aktiv werden, damit die Fotos verschwinden. Doch deren Löschanträge wurden von Google teilweise abgelehnt. Für alle, die sich das Video gerade nicht angucken können oder wollen: Hier gibt es auch einen Artikel zum Thema.
4. “Vertrauliche Quellen sind eingeschüchtert” (deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio, 5:12 Minuten)
Im Zuge von Telefonüberwachungen gegen das Umfeld von Fußball-Oberligist BSG Chemie Leipzig wurden auch Berufsgeheimnisträger abgehört. Soll heißen: Unter anderem wurden Journalisten bei ihrer Recherche von Polizisten belauscht. Alexandra Gerlach erzählt im Gespräch mit Sebastian Wellendorf vom Ausmaß der Abhöraktion und den Fehlern, die die sächsische Justiz zugegeben hat. Dazu auch: Süddeutsche.de mit “Lauschrausch”.
5. ExxonMobil: Mit den Algen spielen (klima-luegendetektor.de)
In Werbeanzeigen, unter anderem erschienen in der “Berliner Zeitung”, will sich der Ölkonzern “ExxonMobil” einen grünen Anstrich geben — mit Algen, die in Zukunft Treibstoff produzieren “könnten”. “Der Klima-Lügendetektor” erinnert sich an eine ganz ähnliche, sechs Jahre alte “ExxonMobil”-Kampagne: “Was das ganze nun mit dem Klimaschutz zu tun hat? Nichts! Das erklärte zumindest im Jahr 2011 die Advertising Standards Authority ASA, die Werbeaufsichtsbehörde in Großbritanien. So wie jetzt in Deutschland hatte ExxonMobil damals auch mit seinen Algen im Vereinigten Königreich für den Klimaschutz geworben und als Lösung gefeiert, was die Werbeaufsicht als irreführend einstufte und verbot.”
6. Luftnummer (II) (noemix.twoday.net, Michael Nöhrig)
“Auto 20 Meter in die Luft geschleudert”! “Pkw 20 Meter hochgeschleudert”! “Laut Augenzeugen wurde das Fahrzeug eines 29-jährigen Klagenfurters nach einem Crash 20 Meter in die Luft katapultiert und fiel danach wie ein Stein auf die Fahrbahn zurück”! Michael Nöhrig hat sich die Flugbahn, die in diesen Meldungen österreichischer Medien versprochen wird, mal angeschaut.
1. Dialog unmöglich (spiegel.de, Eva Thöne)
Auf „Spiegel Online“ gibt es einen aktualisierten Beitrag über die Tumulte auf der Frankfurter Buchmesse. Hintergrund: Der Veranstalter hatte Verlage zugelassen, die man dezidiert dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zuordnen kann, was zu Protesten geführt hatte. Im Beitrag geht es um Provokation auf beiden Seiten, gewalttätige Angriffe von rechts und einen hilflosen Veranstalter.
Weiterer Lesetipp: Auch Gerald Hensel schreibt über die Vorgänge: “Chaostage auf der Buchmesse”. Er verurteile Protestaktionen, welche das Recht verletzen, wünsche sich aber von der Buchmesse mehr Haltung: “Eine Buchmesse hat Hausrecht und nicht die Aufgabe, alle Meinungen der Welt gleichberechtigt abzubilden — speziell dann, wenn sie dedizierte Gegner einer offenen Demokratie sind.”
Und zur Vervollständigung: Auf Twitter verbreiteten sich Meldungen, dass ein Frankfurter Stadtverordneter (“Die Partei”) auf der Buchmesse zusammengeschlagen worden sei, weil er gegen Nazis demonstriert hatte. Nun hat ein Fotograf ein Video veröffentlicht, das einen anderen Eindruck vermittelt. Mehr darüber bei “BuzzFeed News” unter “Dieses Video zeigt, dass der DIE PARTEI-Politiker auf der Buchmesse nicht zusammengeschlagen wurde”.
2. Feindbild Algorithmus (zeit.de, Patrick Beuth)
In einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags ist von einem „Bedarf an weiterführenden Regelungen im Bereich der Algorithmenkontrolle” die Rede. Der scheidende Bundesjustizminister Heiko Maas forderte in der Vergangenheit bereits ein „Transparenzgebot für Algorithmen“. Patrick Beuth betrachtet auf „Zeit Online“ die verschiedenen Aspekte dieser Vorhaben. Die Sache ist nicht einfach. Schließlich betrifft es auch schwer zu kontrollierende, sich verändernde Algorithmen und selbstlernende Systeme.
3. Gesprächsaufklärung mit Drohnen (taz.de, Lisa Ecke)
Auf die Bundeswehr-Serie „Die Rekruten“ auf YouTube folgt nun die Serie „Mali“. Allein die Werbung für die unterhaltsamen Propagandafilmchen lässt sich die Bundeswehr 4,4 Millionen Euro kosten. Bereits der Trailer der Serie stoße auf kritische Resonanz. So kritisiert die Vorstandsleiterin des Bereichs Schule der “Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft” die “verklärte Darstellung als Heldenstory und die fehlende Objektivität”.
4. Wer redet, riskiert einen teuren Prozess (sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Die „SZ“ hat sich mit Paul Farhi, dem Medienexperte der “Washington Post“, über das Machtverhältnis zwischen dem Filmboss Harvey Weinstein und Journalisten unterhalten. Es geht um die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe des mächtigen “Miramax”-Mitgründers Weinstein und die Frage, ob Journalisten Weinstein indirekt geholfen hätten, die Übergriffe zu vertuschen. Farhi kritisiert insbesondere den TV-Sender NBC, der im vergangenen Jahr schon einmal im Verdacht gestanden hätte, prekäre Informationen zurückzuhalten. Damals ging es um das Video, in dem Donald Trump damit angegeben hatte, Frauen belästigt zu haben.
5. Sterne für 14,95 Euro (faktenfinder.tagesschau.de, Kristin Becker)
Wie verlässlich sind Kundenbewertungen auf Onlineportalen? Wenn man Tests der Analyseseite „ReviewMeta“ Glauben schenkt, ist Vorsicht geboten: Bei einem untersuchten Fall hielt das Unternehmen nur 75 von mehr als 400 Bewertungen für glaubwürdig. Experten würden davon ausgehen, dass im großen Stil manipulierte beziehungsweise interessensgeleitete Bewertungen auf Online-Portalen kursieren. Diese stammen oft von kommerziellen Bewertungsverkäufern, die teilweise vom Ausland aus ihre zwielichtigen Dienste anbieten.
6. Narrativ intrinsische Dystopie: Die Welt der Modewörter (dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff erzählt in seiner Kolumne von seinen drei Lieblings-Modewörtern. Auf Platz drei rangiert bei ihm das „Narrativ“. Der zweite Platz gehört dem Wort „intrinsisch“. Auf Platz eins steht bei ihm das in der deutschen Film- und Literaturkritik unentbehrliche, zukunftspessimistische Gesellschaftsszenario: „Sich ein Leben ohne Dystopie vorzustellen, ist für Rezensenten möglicherweise noch erahnbar, wird aber letztlich doch eher als weitgehend sinnlos eingeschätzt. Ohne Dystopie kriegt man das Bild auf seiner Schwafelei einfach nicht rund.“
Eine Warnung vorweg: Wer sich ab heute bei “Sky” oder im kommenden Jahr im “Ersten” vollkommen unbefleckt die Serie “Babylon Berlin” angucken möchte, sollte besser nicht weiterlesen. Hier könnte stark gespoilert werden. Nur so viel: “Bild” hat mal wieder ziemlichen Unsinn verbreitet.
Für alle anderen: “Bild” hat mal wieder ziemlichen Unsinn verbreitet.
Da haben sich die Redakteurinnen und Redakteure des Boulevardblatts gerade erst vom Schock des vergangenen “Tatort” erholt, in dem das Münchner Team in der Pornoszene ermittelte (“So hat die ARD uns den ‘Tatort’ versaut”, “Verstört brutaler TV-Sex mein Kind?”) — und dann das:
… schreibt “Bild” heute auf der Titelseite. Und auf Seite 2:
Doch die ARD macht Konrad Adenauer gar nicht “zum Sadomaso-Freier” oder zum “Puff-Gänger”. “Babylon Berlin” macht Konrad Adenauer nicht “zum Sadomaso-Freier” oder zum “Puff-Gänger”. Das macht allein “Bild”.
wie aus Konrad Adenauer, dem Vater der Bundesrepublik, ein Puffgänger gemacht wird, der u. a. auf flotte Dreier und Peitschen-Sex steht.
Die Handlung: Ein Kölner Kommissar wird 1929 nach Berlin geschickt, soll einen heimlich gedrehten Sex-Film mit Adenauer und zwei Prostituierten beschaffen. Am Ende der ersten Folge weiht Kommissar Rath seine Berliner Kollegen ein: “Der Oberbürgermeister von Köln wird erpresst — Herr Dr. Adenauer.” Dazu wird ein Negativ aus dem Sex-Film gezeigt, das einen Mann mit runtergelassenen Hosen und zwei Frauen zeigt, von denen eine eine Peitsche hält.
Was die vier (!) für diesen Text verantwortlichen “Bild”-Mitarbeiter nicht schreiben: Am Ende stellt sich raus, dass es gar nicht Adenauer ist, der in dem Sex-Film zu sehen ist. Der damalige Oberbürgermeister von Köln und spätere Bundeskanzler ist in der Serie also ausdrücklich kein Flotter-Dreier- und Peitschen-Sex-Fan. Das erfahren “Bild”- und Bild.de-Leser nirgendwo. Für sie steht fälschlicherweise nur fest: Es gibt in der Serie einen fiktiven “heimlich gedrehten Sex-Film mit Adenauer und zwei Prostituierten”, und die ARD ist schuld.
Dabei hätten die “Bild”-Mitarbeiter wohl wissen können, dass Adenauer in “Babylon Berlin” nicht zum “Puff-Gänger” gemacht wird. Bei “Spiegel Online” sagt Stefan Arndt, der mit der Firma “X Filme” zum Produzententeam der Serie gehört:
“Es ist fast schon lustig zu sehen, welche Kreise unsere Serie im Bezug auf Konrad Adenauer nun zieht. Wir hatten die ‘Bild’ darüber informiert, wie sich die Geschichte entwickelt, aber natürlich wollen wir unsere eigene Serie nicht am Starttag im Pay-TV spoilern. Dass es dennoch für eine Titelgeschichte zu reichen scheint, finden wir für die Aufmerksamkeit der Serie natürlich gut, aus journalistischer Sicht ist eine solche Vorgehensweise in Zeiten wie diesen schon sehr bedenklich.”
Trotz der Informationen von der Produktionsfirma hat “Bild” für die eigene Geschichte einige Leute aufgescheucht, die mal sagen sollen, was sie davon halten, dass die ARD angeblich was ganz Schlimmes mit Konrad Adenauer angestellt hat. Zum Beispiel Tobias Bott von der “Konrad-Adenauer-Stiftung”:
Bei der angesehenen Konrad Adenauer Stiftung ist man sprachlos. Sprecher Tobias Bott: “Das ist Fiktion und hat mit der Wahrheit nichts zu tun. Die Geschichte ist für einen Kommentar zu absurd.”
Und auch beim 72-jährigen Enkelsohn von Konrad Adenauer, der ebenfalls Konrad Adenauer heißt, hat “Bild” nachgefragt:
Enkel Konrad Adenauer (72) zu BILD: “Von einer Erpressung irgendeiner Art ist mir überhaupt nichts bekannt, aber mit so einer romanhaften Geschichte kann man natürlich viel Aufmerksamkeit erzeugen. In der Tat war Konrad Adenauer als Präsident des preußischen Staatsrates häufig in Berlin. Er pflegte eine intensive Nichtliebe zu Berlin. Das Leichtlebige, das Vulgäre dieser Stadt liebte er überhaupt nicht. Das kann man prüde oder spießig nennen, aber es hat ihn auch vor solchen Geschichten wie in ‘Babylon Berlin’ bewahrt.”
Zum Abschluss ihres Artikels fragen die vier “Bild”-Autoren:
Muss man den Vater der Bundesrepublik wirklich zu einem Sadomaso-Freier machen?
1. Zahlreiche Fake News auf Twitter (faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Bei Extremsituationen wie Anschlägen, Naturkatastrophen oder Unglücksfällen dient Twitter oft als Kommunikationskanal, um beispielsweise wichtige Informationen von Polizei oder Feuerwehr zu verbreiten. Doch gleichzeitig kursieren Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen. So auch beim gestrigen Massaker in Las Vegas. Patrick Gensing hat sich nach dem Attentat auf Twitter umgesehen.
Weiterer Lesetipp: Auch bei “Spiegel Online” hat man sich mit der “Fake-Flut” nach dem Attentat in Las Vegas beschäftigt.
2. Die Affäre Silberstein (falter.at, Barbara Toth & Florian Klenk & Josef Redl & Nina Horoczek)
Ein SPÖ-Berater soll in Österreich mit einer geheimen “Spezialeinheit” im Auftrag seiner Partei auf Facebook eine Schmutzkampagne gegen ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz betrieben haben. Der “Falter” hat versucht, mit allen Beteiligten zu sprechen. Anschließend hat man den Skandal in 20 Fragen und Antworten aufgearbeitet. So gut es nach jetzigem Kenntnisstand ging.
3. Interpol muss politischen Missbrauch abstellen (reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” fordert die internationale Polizeiorganisation Interpol zu schnellen Reformen auf, um den zunehmenden Missbrauch ihrer Fahndungsaufrufe durch repressive Regierungen zu verhindern: “Niemand sollte in ein Land ausgewiesen werden, in dem ihm ein unfairer Prozess oder gar Folter drohen, und kein kritischer Journalist sollte wegen eines willkürlichen Fahndungsaufrufs bei jeder Auslandsreise in ständiger Angst vor Verhaftung leben müssen. Interpol darf sich nicht zum Handlanger autoritärer Regime bei der Verfolgung unliebsamer Journalisten machen lassen.” Dazu auch ein Lesetipp aus dem Jahr 2015 vom “SZ-Magazin”: “Der viel zu lange Arm des Gesetzes”.
4. Google kommt Verlagen bei Bezahl-Artikeln entgegen (zeit.de)
Viele Paywalls lassen sich derzeit über eine Google-Suche umgehen. Das soll sich nun ändern, denn Google will die Verlage selbst entscheiden lassen, wie viele bezahlpflichtige Artikel Nutzern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Das neue Modell habe Google zusammen mit vielen Verlagen entwickelt, auch mit der “New York Times” und der “Financial Times”.
5. Warum ARD und ZDF fusionieren sollten (handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
ARD und ZDF haben Sparvorschläge vorgelegt, doch für Handelsblatt-Kolumnist Hans-Peter Siebenhaar handelt es sich nur um kosmetische Korrekturen. Die Politik sei gefordert, das “verkrustete und ineffektive” Rundfunksystem zu reformieren. “Im digitalen Zeitalter braucht niemand mehr eine mediale Grundversorgung durch staatsnahe Rundfunkanstalten mit einem beamtenähnlichen Pensionssystem.” Eine Möglichkeit, die Rundfunkgebühr nachhaltig zu senken, sei die Zusammenlegung von ARD und ZDF.
6. Mehr als 500 Podcasts von und mit Frauen in Deutschland (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Sind Podcasts vor allem eine Männerdomäne? Weit gefehlt! Die Medienforscherin Nele Heise pflegt eine Datenbank, in der mehr als 500 aktive Podcasts und Podcastformate gelistet sind, an denen Frauen beteiligt sind. Die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender seien dabei noch nicht einmal mitgezählt. Leider würden Podcasts von Frauen im medialen Diskurs weitgehend unberücksichtigt werden. Podcasterinnen kämen kaum als Interviewpartnerinnen, kaum bei Vorstellungen des Formats Podcast und selten in Bestenlisten vor.
1. AfD will Recherche-Netzwerke verbieten (mdr.de)
Im Landtag von Sachsen-Anhalt ging es gestern um die Recherchenetzwerke “rechercheMD” und “Sachsen-Anhalt rechtsaußen”, die sich unter anderem mit rechtsextremen Verstrickungen der AfD in Sachsen-Anhalt befasst hatten. In den Augen der AfD-Fraktion handelt es sich um “kriminelle Vereinigungen” und einen zentralen Baustein des Linksextremismus im Land. Die AfD verlangte deshalb ein Verbot der Recherchenetzwerke durch die Landesregierung. Die anderen im Landtag vertretenen Parteien sahen die Sache anders und lehnten den AfD-Antrag ab.
2. Lebenslang Lebemann (spiegel.de, Christoph Twickel)
Hugh Hefner ist der Gründer und Chefredakteur des US-amerikanischen Männermagazins “Playboy”. Vorgestern verstarb der exzentrische Lebemann im Alter von 91 Jahren. Im Nachruf auf “Spiegel Online” geht es um das Leben des von Feministinnen und Konservativen gleichermaßen angefeindeten Verlegers und die Höhen und Tiefen seines Bunny-Unternehmens.
3. Tadel verpflichtet (sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Vor Jahrzehnten schlich sich Günter Wallraff als schneidiger Boulevardjournalist “Hans Esser” bei “Bild” ein, heutzutage ist sein Namen mit Enthüllungsfilmen bei RTL verbunden. Wallraff wird am ersten Oktober 75 Jahre alt, eine Woche später strahlt RTL das Filmporträt mit dem Titel “Wallraff war hier” aus. Hans Hoff berichtet über einen hyperaktiven ewig Junggebliebenen, der sich engagiert wie eh und je.
4. Wie Journalisten mit dem Vorwurf „Lügenpresse“ umgehen (de.ejo-online.eu, Kathrin Wesolowski)
Woher kommt der Begriff „Lügenpresse“ und müssen Medienmacher sich eigentlich ständig gegen diesen Vorwurf verteidigen? Das Medienrechercheinstitut “EJO-Online” hat eine Spurensuche in der Geschichte deutscher Medien unternommen und aktuelle Reaktionen von Wissenschaftlern und Journalisten zusammengestellt.
5. Pädophilie-Verschwörung und Panikmache: Wie die ‘Epoch Times’ auf Facebook um Klicks bettelt (motherboard.vice.com, Theresa Locker)
Unter den Verschwörungs- und Wutmedien nimmt die “Epoch Times” alleine schon wegen ihres skurrilen Hintergrunds eine Sonderstellung ein: Die Lieblingslektüre vieler AfD-Anhänger steht der chinesischen religiösen Bewegung Falun Gong nahe. “Motherboard” hat untersucht, wie das Desinformationsmedium mit Fake News und Panikmache auf Facebook um Klicks bettelt.
6. I-Telkeit (zeit.de, Sascha Chaimowicz)
Sascha Chaimowicz ist fasziniert von einem Instagram-Phänomen: Fotos von Menschen, die sich augenscheinlich für ganz bezaubernd halten, ihre Selbstverliebtheit jedoch hinter Ironie verstecken.
1. Hushpuppie-Pathos und Dauergeplärre im Wahlkampf (deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester ist genervt vom Wahlkampf-Fernsehen mit immer denselben Politikmoderatoren der Riege Maischberger, Klöppel, Illner, Will und Plasberg: „Geht mit einem Moderationsposten für eine relevante politische Sendung ein 100-jähriger Pachtvertrag einher? Wie kommen Fernsehverantwortliche darauf, dass sich 30-jährige Vertriebsangestellte und 19-jährige Deutsch-Türken, die gerade ihr Abitur gemacht haben, durch ein homogenes Team bestens verdienender, sich in den Zirkeln der Elite bewegender Menschen Anfang/Mitte 50 vertreten fühlen könnten?“
2. Richtige Zahlen, voreilige Schlüsse (correctiv.org, Inga Wonnemann)
In den vergangenen Tagen machten einige alarmistische Artikel zu Vergewaltigungen in Bayern die Runde. Inga Wonnemann hat sich die Zahlen näher angeschaut. Die Zahl der registrierten Sexualdelikte sei tatsächlich gestiegen. Man müsse die Daten allerdings einordnen und dürfe keine falschen Zusammenhänge herstellen.
3. Mit dem Zweiten sieht man rechter (kreuzer-leipzig.de, Tobias Prüwer)
Im Leipziger Magazin „Kreuzer“ kritisiert Tobias Prüwer die ZDF-Doku „Radikale von Links“, bei der einiges durcheinander geraten sei. In der Leipzig-Berichterstattung seien ganze Stadtviertel verlegt und Straßenschlachten erfunden worden. Und als Stichwortgeber und Experte sei ausgerechnet ein AfD-Politiker aufgetreten, der im Film schlicht als „Politologe“ bezeichnet worden sei.
4. Die Qual vor der Wahl (de.ejo-online.eu, Gerret von Nordheim)
In letzter Zeit gab es einige Fälle, in denen Meinungsforscher deutlich danebenlagen, ob beim Brexit, der Trump-Wahl oder einigen AfD-Landtagserfolgen. Die Meinungsforschungsinstitute verweisen auf die Unsicherheiten und Fehlertoleranzen, die von den Journalisten beim Weitertransport der Zahlen nicht angegeben worden seien. Nun haben Studierende der TU Dortmund untersucht, wie deutsche Printmedien mit Wahlumfragen umgehen. Wird Unsicherheit dort kommuniziert? Und wenn ja, wie? Und wird überhaupt die Quelle der Umfrage genannt?
5. „Fernsehen ist out. Die Schüler informieren sich über das Smartphone“ (journalist-magazin.de, Yvonne Zwirnmann)
Im neunten Teil der „journalist“-Interviewreihe zum Thema Fake News erzählt ein Gymnasiallehrer, welchen Einfluss Falschmeldungen im Klassenzimmer haben. Seine Resümee zum Thema Medienkonsum: „Fernsehen ist out. Die gesamte Informationsbeschaffung läuft über das Smartphone. Auch gedruckte Tageszeitungen werden immer weniger gelesen, das geht alles über Apps. Einige Schüler haben die Apps von Spiegel Online, „Tagesschau“ oder Süddeutscher Zeitung. Ganz gruselig wird es natürlich, wenn sie ihre Nachrichten nur auf Facebook beziehen, also nur das lesen, was andere Leute posten.“
6. kontertext: Ein bisschen Friede, ein bisschen sein (infosperber.ch, Felix Schneider)
Nachdem das Magazin „Landlust“ in Deutschland ein großer Erfolg wurde, wollte man in der Schweiz nachziehen und warf die „Landliebe“ auf den Markt. Felix Schneider hat sich die aktuelle Ausgabe angeschaut und einige Sätze herausgepickt und kommentiert. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Es ist keine Liebesgeschichte geworden.
Alice Weidel hat also vorzeitig ein TV-Studio verlassen. Die Spitzenkandidatin der AfD bei der anstehenden Bundestagswahl ist gestern Abend in der knapp 100 Minuten dauernden ZDF-Talkrunde “Wie geht’s, Deutschland?” bereits nach 65 Minuten gegangen. Heute gibt es fast keine Redaktion, die nicht bei diesem kalkulierten Eklat mitmacht.
Anders als bei CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, der vor knapp zwei Monaten die Talk-Runde von Sandra Maischberger — ob nun zu Recht oder zu Unrecht — ehrlich empört verlassen hatte, wirkt Weidels Abgang recht gelassen. Die AfD-Politikerin warf CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer noch vor, dass dessen Partei illegale Einwanderung legalisieren wolle, lächelte dabei, dann packte sie auch schon ihre Unterlagen und ging.
Im Verlauf der Sendung gab es mitunter zwar hitzige Debatten, aber keine Situation, die zwangsläufig zum Verlassen des Studios führen musste. Es scheint so, als wollte Alice Weidel unbedingt gehen, egal wann, Hauptsache gehen, vielleicht auch, weil sie und ihre Partei gesehen haben, wie groß das Medienecho nach Bosbachs Aktion war. Über Weidels Aussagen in der ZDF-Sendung hätte heute wohl kaum eine Redaktion ausführlich berichtet. Über den “Eklat im TV” berichten so gut wie alle:
Genau das ist das Kalkül der AfD: Die Schlagzeilen bringen ihr 18 Tage vor der Wahl eine Aufmerksamkeit, die sie sonst nie bekommen würde. Schon in einem Strategiepapier für den Wahlkampf schrieb die Partei, dass sie “vor sorgfältig geplanten Provokationen nicht zurückschrecken” wolle, negative Reaktionen seien dabei “ganz bewusst” einkalkuliert. Ein gut inszenierter “Eklat im TV” ist sicher eine solche “Provokation”. Bei der anschließenden PR-Arbeit machen die Redaktionen, die unreflektiert jede AfD-Kleinigkeit in eine Überschrift packen, immer wieder freiwillig mit.
Immerhin grübeln mancheMedieninzwischen, ob Alice Weidel das nicht doch alles geplant habe. Die kostenlose Wahlwerbung für die AfD haben sie aber längst unters Volk gebracht.
1. “Waren ja Ihre Fragen, ne?” (tagesschau.de, Julian Heißler)
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gleich vier Youtubern auf einmal ein Interview gegeben. Der Neuigkeitswert des Gesprächs habe sich in Grenzen gehalten, doch darum sei es auch nicht gegangen. Von Merkels Seite hätte man schlicht auf die drei Millionen Abonnenten gezielt, ein überwiegend junges Publikum, das man sonst nicht so ohne weiteres erreicht hätte.
Die “FAZ” bescheinigt dem Gesprächstermin insgesamt gute Noten: “Die Resonanz war bescheiden, die Interviews der vier Youtuber mit der Bundeskanzlerin aber waren vielleicht sogar besser als Vergleichbares im Fernsehen.” Jörg Schieb sieht im WDR-Blog wenig Profiteure außerhalb von Veranstalter und Beteiligten: “Im Grunde alles nur eine große Inszenierung – ohne jeden echten Erkenntnisgewinn.” Die “Süddeutsche” hat zwei der vier Youtuber interviewt und sie unter anderem nach ihrer Vorbereitung gefragt.
Der Journalist Stefan Fries kritisiert auf seinem Blog eine Umfrage, die auch im Merkel-Interview eine Rolle spielte. Auf Twitter wurde lapidar gefragt: “Habt Ihr Angst vor einem Krieg?”, was etwa die Hälfte der Befragten bejahte. Die Umfrage sei jedoch nicht repräsentativ und die Antworten verzerrt. Außerdem sei die Frage viel zu unspezifisch und die Fehlertoleranz werde ignoriert. Fries findet die Umfrage geradezu unverantwortlich und schließt mit den Worten: “100 Prozent der Autoren dieses Blogs kriegen bei solchen Umfragen zuviel.”
2. Streit um freie Bilder: Fotodienste Unsplash und Pixabay stören sich an Copycats (irights.info, Henry Steinhau & David Pachali)
Wer keinen Etat für Bildrechte hat, freut sich über Datenbanken wie “Pixabay” und “Unsplash”. Dort liegen Bilder, die für die Verwendung im privaten und kommerziellen Umfeld freigegeben wurden und kostenlos verwendet werden dürfen. Kürzlich gab es bei den Plattformen ein Hin und Her um die Formulierung der Lizenztexte. Hintergrund: Beide Seiten stören sich an Dritt-Anbietern, die ihre Kataloge nutzen und damit eigene, funktional und gestalterisch oft ähnliche Dienste aufbauen. “Pixabay” sei jedoch mittlerweile zur bisherigen CC0-Freigabe zurückgekehrt, die man lediglich um Nutzungsbedingungen erweitert habe. “Unsplash” habe eine neue Lizenzform eingeführt, die vom “Creative Commons”-Chef kritisiert wird.
3. Wie SPIEGEL ONLINE arbeitet (spiegel.de, Barbara Hans)
“Spiegel Online”-Chefredakteurin Barbara Hans stellt die neue Rubrik “Backstage” vor: “Dort erklären wir, welchen Weg ein Artikel nimmt, bevor er veröffentlicht wird. Wie wir digitalen Journalismus verstehen. Warum sich häufig die Meldungen verschiedener Nachrichtenseiten gleichen und welche Rolle Nachrichtenagenturen spielen. Wir sprechen über peinliche Fehler und wie die Kollegen der Dokumentation uns täglich dabei helfen, sie zu vermeiden. Auch können Sie dort lesen, wie wir uns und unsere Arbeit – das heißt mehr als 120 veröffentlichte Artikel am Tag – finanzieren: über Werbung.”
4. Seele verkauft (kontextwochenzeitung.de, Anna Hunger)
Dem “Stuttgarter Wochenende” lag als Beilage auch der rechte “Deutschland-Kurier” bei. Für Anna Hunger stellt sich die Frage, wo die Grenze liegt zwischen verlegerischer Verantwortung und Fahrlässigkeit. Die Reaktionen der Medienbranche sind eher ablehnend, wobei meist die Legalität der Aktion betont wird. Das eigentlich Tragische an der Sache läge laut Hunger jedoch an anderer Stelle: Durch die Verteilung der rechten Postille torpediere das Stuttgarter Medienhaus die Bemühungen der Zivilgesellschaft, gegen Rassismus und Nationalismus Stellung zu beziehen.
5. Getarnte Werbung (edito.ch, Nina Fargahi)
Im Schweizer Medienmagazin “Edito” diskutiert Nina Fargahi das sogenannte “Native Advertisement”, eine Werbeform, die sich als redaktioneller Inhalt tarnt. Das Dilemma sei kaum aufzulösen: “Werbeinhalte sollen absichtlich in einer journalistischen Aufmachung zur Verfügung gestellt werden, weil die seriöse Erscheinung die Glaubwürdigkeit und damit auch die Aufmerksamkeit bei den Mediennutzern steigert. Doch je deutlicher deklariert wird, dass es sich bei einem bestimmten Inhalt um Werbung handelt, desto leichter ist er als solche erkennbar und somit für den Mediennutzer wohl weniger relevant. Zu viel Transparenz unterläuft den Zweck einer Werbeform. Umgekehrt fühlen sich die Mediennutzer veräppelt, wenn sie dahinterkommen, dass sie gerade etwas gelesen haben, das Werbung ist, aber nicht deutlich genug als solche ausgewiesen ist.”
1. Was ist dran an den Anschuldigungen gegen Weil? (ndr.de)
Hat der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil (SPD), wirklich seine Regierungserklärung von VW “frisieren” lassen wie die “Bild am Sonntag” (“BamS”) behauptet? Als Beleg hatte die “BamS” mehrere Zitate genannt, die im Entwurf dieser Regierungserklärung gestanden haben sollen und später gestrichen worden seien. Dabei hätte es sich offenbar aber nur um die Rede-Vorbereitungen für den Ministerpräsidenten durch einen Mitarbeiter der Staatskanzlei und nicht um das endgültige Skript von Weil gehandelt. Außerdem seien Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden. Bei Spiegel Online gibt es einen Vorher-Nachher-Vergleich: Diese Passagen wurden auf Wunsch von VW geändert
2. „Der IS ist ein Medienprofi“ (taz.de, Laila Oudray)
Der Fotograf Simon Senner beschäftigt sich im Rahmen seines Kunstprojekts “Terror Complex” mit der islamistischen Propaganda der Taliban und des „Islamischen Staats“. Die teilweise bearbeiteten Bilder fasst er auf seiner Homepage in verschiedenen Sammlungen thematisch zusammen. Im Interview mit der “taz” erzählt er, was ihn dabei antreibt, welche Entwicklungen in der medialen Terrorvermarktung ihm aufgefallen sind und wohin es in der Zukunft gehen wird.
3. Die schlechtesten Moderatoren der Welt (faz.net, Johanna Dürrholz)
Johanna Dürrholz hat sich Gedanken über die “ZDFneo”-Produktion “Schulz und Böhmermann” gemacht. Sie hält die beiden Protagonisten, wie sie sagt, für das netteste Entertainer-Team Deutschlands und gleichzeitig für die schlechtesten Moderatoren der Welt: “Schulz und Böhmermann kennen sich schon ewig. In ihrem Podcast „Fest & Flauschig“ (früher: „Sanft & Sorgfältig“) plaudern sie regelmäßig über Themen, die sie bewegen, und haben sich mit ihrem schlagfertigen Geschnatter eine solide Anhängerschaft aufgebaut. In ihrer Talkshow machen sie im Prinzip dasselbe, nur müssen obendrein vier arme Tröpfe neben ihnen hocken und sich lieblos konzipierte Fragen gefallen lassen, deren Antwort in der Regel nicht mehr abgewartet wird.”
4. Das hätte nicht passieren dürfen (nordbayerischer-kurier.de, Otto Lapp)
Im wöchentlich erscheinenden Anzeigenblatt des “Nordbayerischen Kuriers” gibt es stets auch eine Eigenanzeige. Dabei ist es jüngst zu einer Panne gekommen, die “nicht hätte passieren dürfen” wie der Chefredakteur in einer Stellungnahme in eigener Sache schreibt. Für die Werbung werde in der Regel auf einen der meistgelesenen Artikel zurückgegriffen; hier war es fatalerweise ein schrecklicher Unfall mit Todesfolge. “Durch unsere Anzeige haben wir die Hinterbliebenen der Opfer in ein noch größeres Leid gestürzt. Das tut uns unendlich leid. Auch wenn wir es nicht mehr gutmachen können, wir möchten uns aufrichtig und von ganzem Herzen dafür entschuldigen.”
5. Faktenchecker und Fake-Aufdecker (faktenfinder.tagesschau.de, Fiete Stegers)
Mittlerweile gibt es einige Webseiten, die Aussagen von Politikern überprüfen, Gerüchten nachgehen und Falschmeldungen entlarven. Fiete Stegers stellt einige der Faktencheck-Initiativen vor. Die Bandbreite reicht von Aktionen der großen Medienhäuser bis zu Freiwilligen-Initiativen.
6. Es war einmal in Amerika (sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Der Filmemacher und Reporter Dan Bell hat eine Youtube-Serie über das Shopping-Mall-Sterben in den USA produziert. In 43 Folgen seiner “Dead Malls Series” geht es durch gespenstisch leere Einkaufscenter, trostlose Galerien und depressionsauslösende Shoppingcenter auf der Schwelle zwischen Leben und Tod.