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Benzin-Schwindel ist eigentlich super

Manchmal ist es wirklich nicht leicht, der Logik von “Bild” zu folgen. Es ist nicht so, dass wir es nicht versuchen würden, aber angesichts einer Schlagzeile wie der heutigen, will es einfach nicht gelingen:

"Benzin-Schwindel: Was an der Zapfsäule draufsteht ist oft nicht drin!"

Was passiert da? Kriegt man bei Aral Benzin von Shell, bei Esso Benzin von Total? Kommt statt Sprit Magermilch aus den Zapfsäulen? Weder noch. “Bild” schreibt:

"Schwindel an der Zapfsäule! Öl-Multis verkaufen Super als Normalbenzin"

Der seltsame Benzin-Schwindel an unseren Tankstellen! Wo Normalbenzin dran steht, kommt noch lange nicht Normalbenzin raus – sondern immer öfter Super!

Das hat AUTO BILD mit einem Treibstoff-Test an Tankstellen in Köln und Hamburg herausgefunden. Dabei floss an vier von sechs Normalbenzin-Tanksäulen Super – obwohl Normal an der Säule stand. Klarer Etikettenschwindel!

Moment. Für gewöhnlich versteht man unter Etikettenschwindel ja, dass minderwertige Ware als Qualitätsware angeboten wird. Wir waren bislang aber der Auffassung, dass “Super”, wie der Name schon suggeriert, hochwertiger sei als “Normal”. Wo ist dann das Problem? Stimmt das am Ende gar nicht? Doch, wie “Bild” bestätigt:

Super statt Normal – macht das den Motor meines Autos kaputt? AUTO BILD-Experte Claudius Maintz: “Nein, denn Super ist qualitativ hochwertiger als Normal.”

Öhm, okay. Und wo ist dann bitteschön das Problem? Wieso die Aufregung? Dafür hat der “AUTO BILD-Experte” offenbar auch keine Erklärung. “Bild” zitiert ihn weiter:

“Doch seitdem die Konzerne beide Spritsorten zum selben Preis verkaufen, gibt es nicht mehr die Möglichkeit, Spritkosten zu sparen.”

Schön und gut, aber was hat das damit zu tun, dass man statt Normal Super bekommt? Illegal ist es jedenfalls nicht, Normal-Benzin mit einer höheren Qualität als nötig anzubieten. Wo ist also das Problem?

Hilft der Kommentar von Oliver Santen womöglich weiter? Leider auch nicht. Aber in der verqueren Logik von “Bild” muss das Problem irgendwie damit zusammen hängen, dass das “Ende des ‘Benzins des kleinen Mannes’ (…) längst beschlossen” sei, wie Santen schreibt. Der “Mischmasch an der Zapfsäule” beweise, dass das “früher günstigere Normal still und heimlich abgeschafft werden soll”.

Ja, nee, ist klar. “Früher” war sowieso alles besser, aber da das “Benzin des kleinen Mannes” heute genauso viel kostet wie das bessere Super, wäre es ja eher das Benzin des dummen Mannes. Könnte man da nicht froh sein, dass man fürs gleiche Geld wenigstens gleich gutes Benzin bekommt?

Wir würden sagen, ja, und fürchten uns schon vor “Bild”-Schlagzeilen wie: “Schaumwein-Schwindel: Rotkäppchen so gut wie Veuve Clicquot!”

Mit Dank auch an Valentin L. und Friedrich E. für den Hinweis.

Von Räubern und Räuberpistolen

“Der Bund der Steuerzahler lügt.” Auf diesen einfachen Satz bringt Florian Pronold, der stellvertretende finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, die Berechnungen, aus denen “Bild” heute eine großen Skandal-Aufmacher gestrickt hat.

Zumindest ist die Berichterstattung grob irreführend — und soll es offenkundig auch sein. Der zentrale Trick (neben einer plumpen optischen Täuschung) ist der, dass “Bild” mit den aufgeteilten Euros und Formulierungen wie “Millionen Arbeitnehmer werden Monat für Monat beim Blick auf den Lohnzettel blass” den Eindruck erweckt, hier gehe es um die Differenz von Brutto- zu Netto-Lohn. “Bild” und der Steuerzahlerverein nehmen als Ausgangspunkt aber eine Zahl, die gar nicht auf den Lohnzetteln auftaucht: die Beträge, die ein Arbeitgeber insgesamt für einen Arbeitnehmer zahlen muss, also der Brutto-Lohn plus die Sozialbeiträge, die der Arbeitgeber abführen muss.

Den Netto-Lohn hat “Bild” dafür künstlich verkleinert und von dem Geld, das der Arbeitnehmer ausgezahlt bekommt, noch Verbrauchssteuern abgezogen (z.B. für 300 Zigaretten im Monat, Lebensmittel, Sprit, Kinobesuche).

Mit anderen Worten: “Bild” hantiert mit “Brutto”-Angaben, die mehr sind, als man landläufig unter “Brutto” versteht, und mit “Netto”-Werten, die kleiner sind, als man üblicherweise als “Netto” bezeichnet. Kein Wunder, dass die Differenz so riesig ausfällt.

Damit hört das Tricksen aber offenbar nicht auf: Laut Pronold haben “Bild” und der Steuerzahlerverein in ihrer Modellrechnung (Durchschnittsfamilie, 1 Kind) vergessen, das Kindergeld zu berücksichtigen. Rechne man es mit, sei die Steuerlast für die Familie dramatisch niedriger als von “Bild” angegeben.

Ganz und gar ignoriert die Rechnung natürlich, dass das Geld, um das der Staat “uns” “beraubt”, wie SPD-Mann Pronold fomuliert, “nicht im Hinterhof des Finanzministers verbrannt” wird, sondern für Leistungen u.a. bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter oder für Schulen, Universitäten und den Straßenbau aufgewandt wird.

Sicherheitshalber verlässt sich “Bild”-Wirtschaftschef Oliver Santen für seinen heutigen Kommentar aber nicht auf diesen Unsinn, den seine Kollegen Dirk Hoeren und Jan W. Schäfer zusammengetragen haben, sondern fügt ihm eigenen Unsinn hinzu. Er behauptet:

Steuer-Gier immer größer

Jetzt haben wir es erneut schwarz auf weiß: Steuern und Abgaben fressen uns auf!

Ob Soli, Öko-, Mehrwert- und bald Abgeltungsteuer — die Gier des Staates wird immer größer. (…)

Deshalb wird es höchste Zeit, dass die Politik Abgaben und Steuern senkt.

Dafür, dass die “Steuer-Gier” des Staates “immer größer” wird, gibt Santen keinen Beleg. Eine Möglichkeit, diese “Gier” zu messen, wäre die Staatsquote: das Verhältnis der Staatsausgaben zur gesamten Wirtschaftsleistung. Sie hat sich nach Angaben des Finanzministeriums in den vergangenen Jahren fast konsequent nach unten entwickelt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat Mitte 2007 sogar eine Schätzung veröffentlicht, wonach die Staatsquote 2008 mit 42,9 Prozent das niedrigste Niveau seit über 30 Jahren erreichen soll.

Alternativ lässt sich die “Gier” des Staates mithilfe der Gesamtbelastung mit Steuern und Sozialabgaben beziffern. Die Quote ist nach einer Untersuchung der OECD in Deutschland geringer als in allen großen europäischen Volkswirtschaften. Die Deutschen zahlen danach zwar überdurchschnittlich hohe Sozialabgaben, aber sehr geringe Steuern. Und die Gesamtbelastung typischer Arbeitnehmerhaushalte ist nach einer OECD-Studie [pdf] zwischen 2000 und 2005 in Deutschland zurück gegangen.

Die “Bild”-Zeitung. Wenn man die ganzen Fehlinformationen und Manipulationen abzieht, bleiben gerade mal 48 Prozent übrig (siehe Grafik).

Mit Dank an Heiko S., Adrian C., Steffen B. und die anderen!

  

“Bild” oder “Auto Bild” – das ist hier die Frage


André Krüger, 31, ist BILDblog-Leser. Nach eigenen Angaben schreibt er “bereits seit einigen Jahren ins Internet. Seit nun einem Jahr tut er das auf boschblog.de, einem Weblog mit überwiegend literarisch angehauchten Kleinodversuchen über Alltagskultur, Hamburg, die Medien und was die seine Welt bewegt. Dem aus Krankheitsgründen ausgefallenen Harald Martenstein, den man eigentlich gar nicht ersetzen kann, wünscht er auf diesem Wege gute Besserung. Im richtigen Leben macht er was mit Old Economy. Wir nennen es Finanzplanung.”

Von André Krüger

Mit zitternden Händen legte ich dem Zeitungshändler meines Vertrauens heute abgezählte 60 Cent auf den Tisch, um statt der üblichen Qualitätszeitung das Druckwerk mit den großen Überschriften zu erwerben, das mir sonst ausschließlich als Mitleser bekannt ist.

Dass mir die Übung fehlt, bemerke ich bereits als ich auch nach zweimaligem Komplettdurchblättern noch immer nicht die erwartete und auch ein bißchen ersehnte Post von Wagner gefunden habe. Hat man ihn etwa zur Kompensation des PIN-Desasters vertafelsilbert oder etwa gemeinsam mit Pro7/Sat.1 an Finanzinvestoren veräußert? Was mir jedoch sofort auffällt ist, dass die Liebe zum Automobil — und damit verbunden zu dessen Käufern, Fahrern und Erbauern — in dieser Zeitung besonders ausgeprägt ist, und sich wie ein rotes Abschleppseil durch das Blatt zieht.

Schon auf der Titelseite erfährt der geneigte Leser, dass die EU den Kauf von Neuwagen künftig um 5.000 Euro teurer macht. Den Herstellen drohten Milliarden-Strafen, wenn sie den CO2-Ausstoß"Neuer Preis-Schock! EU macht Autos bis zu 5000 Euro teurer" nicht deutlich senkten. Auf Seite 2 erklärt uns Oliver Santen in seinem Kommentar sodann, dass es der EU keineswegs darum gehe, die Umwelt zu schützen. Vielmehr handle es sich um einen französisch-italienischen Kleinwagenherstellerangriff auf unsere hochmotorisierten deutschen Premiumhersteller. Von hier aus ist es für denselben Autor auch nur noch ein kleiner Schritt, um gleich nebenan zu erklären, wie Post und Politik mit französisch-italienischer Raffinesse den verlagseigenen Briefdienstleister PIN-Group in die Pleite getrieben haben. Kein Wort verliert er allerdings darüber, wie die grüngekleideten Briefzusteller von ihren Dumpinglöhnen sich hätten eine Premiumkarosse made in Germany leisten sollen, wo doch ihr Hungerlohn noch nicht einmal für einen umweltschonenden ausländischen Gebrauchtkleinwagen gereicht hätte.

Wenigstens Opel profitiert vom Trend zum Kleinwagen und schafft im kommenden Jahr 300 neue Jobs im Stammwerk Rüsselsheim (Nachrichten, Titelseite). “Bild” meint sicherlich: Gut so; aber “Gewinner des Tages” wird trotzdem nur George W. Bush, der für mehr Frieden auf der Welt und weniger Waffen sorgt.

"Soll ich jetzt noch schnell ein neues Auto kaufen?"Die Frage, ob man sich wegen der drohenden EU-Strafsteuer jetzt noch schnell ein neues Auto zulegen sollte, dürfte sich den PIN-Mitarbeitern derzeit eher weniger stellen. Sie können höchstens darauf hoffen, im “Bild”-Lidl-Adventskalender eine unbedachte 200-PS-Flunder aus Ingolstadt zu gewinnen. Sollte ihnen, wie bereits bei der Wahl des Arbeitgebers, auch im Spiel das Glück nicht hold sein, könnten sie versuchen, auf dem bewachten Parkplatz eines luxuriösen Hamburger Fischrestaurants vor den Augen des Wagenmeisters einen Porsche zu klauen (Bild-Hamburg, Seite 6). Der Eigentümer des auf diese Weise entwendeten Premiumfahrzeugs dürfte jetzt ähnlich traurig sein wie ein kleiner Junge aus Wuppertal. Einbrecher stiegen nachts in sein Haus ein und entwendeten heimtückisch ein für ihn bestimmtes Weihnachtspaket, das eine Autorennbahn enthielt (Seite 16). “Bild” meint sicherlich: So geht das aber nicht; “Verliererin des Tages” wird allerdings WDR-Intendantin Monika Piel, der nächstes Jahr 12 Millionen Euro in der Kasse fehlen. Wann wird Mathias Döpfner endlich Verlierer des Tages? Setzte er nicht für die PIN-Group 500 Millionen Euro in den Sand?

Wer jetzt denkt, auf das neue Premiumfahrzeug oder die neue Autorennbahn ungestört anstoßen zu können, der sei gewarnt: Es drohen wieder “Glühwein-Kontrollen” (“Bild”-Hamburg, Seite 12). "Die Strafakte des Raser-Rambos"“Weitere Kontrollen folgen”, so ein Polizeisprecher. Dabei werden sicher auch andere Delikte aufgedeckt. Hoffentlich erwischen unsere Freunde und Helfer dabei auch “Raser-Rambos”, die mit 306-PS-starken Premiumfahrzeugen aus deutschen Landen unschuldige Rentner “zerquetschen”.

Die rührendste, fast schon weihnachtlich stimmende Autogeschichte findet sich allerdings ganz unvermutet im Sportteil. Der HSV-Mittelfeldspieler Vincent Komany (21) zeigt nun auch deutlich in der Öffentlichkeit, wie sehr er seine vor sechs Wochen verstorbene Mama geliebt hat. “Wo andere ihre eigenen Initialen, die der Frau oder Kinder auf einem Kennzeichen verewigen, hat sich Vincent ein Schild mit HH-JF für seinen Mercedes besorgt. Das ‘JF’ steht für Joseline Fraselle. Kompany: ‘Es ist in Angedenken an meine Mutter…'” “Bild” meint sicherlich: Das ist wahre Mutterliebe; die entsprechende Rubrik dafür ist allerdings noch nicht erfunden.

Fast zu Tränen gerührt wünsche ich mir nach dieser anstrengenden Lektüre, dass es mir ein bißchen wie der Wunderheilerin Uriella erginge. Sie hat sogar den von ihr vorhergesagten Weltuntergang vergessen. Das sollte mir mit der soeben gelesenen Ausgabe der “Bild” doch bitte ebenso gelingen.
 
BILDblogger für einen Tag ist morgen Jens Weinreich.

Der RWE-Chef im “Bild”-Nichtverhör

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von “Bild”-Interviews unterscheiden. Die eine Art wird tendenziell eher mit Politikern geführt, die Steuern erhöhen oder Verbrecher laufen lassen wollen, und nennt sich “BILD-Verhör”. Die andere Art wird gerne mit Spitzenfunktionären großer Unternehmen geführt und hat keinen eigenen Titel, was vermutlich daran liegt, dass “Das offene Mikrofon”, “Der ungestörte Monolog” oder “Es geht auch ohne Nachfragen” nicht so rubriktauglich sind.

Jedenfalls ist es vermutlich eher kein Zufall, dass am selben Tag, an dem der “Spiegel” davon berichtet, dass die vier Stromriesen “mit einer Charme-Offensive” die drohende Zerschlagung verhindern und “ihre Milliardengewinne sichern” wollen, der Chef eines der vier Stromriesen der “Bild”-Zeitung ein Interview gibt, das man nüchtern “kein Verhör” nennen könnte.

Es beginnt so:

BILD: Immer mehr Politiker fordern eine Zerschlagung der Stromkonzerne und die Trennung von Netz und Kraftwerken. Senkt das die Preise?

[RWE-Chef Jürgen] Großmann: Ein klares Nein! Die Zerschlagung schafft Beschäftigung, aber nur für Rechtsanwälte und Bürokraten. Die Verbraucher gewinnen leider nichts. Glauben Sie ernsthaft, dass die Milch im Supermarkt billiger wird, wenn die Milchtheke von den übrigen Regalen getrennt wird?

Nein, das glaubt natürlich niemand ernsthaft, genauso wenig wie irgendjemand glauben sollte, dass das Bild von der einsam in der Ecke stehenden Milchtheke irgendwie ein treffender Vergleich für die Trennung von Strom-Produzenten und –Netzen ist. Dabei geht es nämlich darum, dass nach Ansicht von Monopolkommission und Politikern aller Parteien die Stromriesen anderen Produzenten, die für mehr Wettbewerb und niedrigere Preise sorgen könnten, das Leben dadurch schwer machen, dass sie sie beim Zugang zu den Netzen diskriminieren (oder sie nur dann mit ihrer Milch in die Monopolkühltheke lassen, wenn sie dafür ordentlich extra zahlen).

Aber im “Bild”-Nichtverhör kann Großmann einfach so vor sich hin assoziieren, ohne dass ein Journalist ihn (oder die Leser) dezent darauf hinwiese, wie irreführend seine Metaphern sind.

Die letzte Frage von “Bild” lautet so:

BILD: Die Monopolkommission hat festgestellt: Es gibt bei Strom und Gas keinen Wettbewerb. Freuen Sie sich als großer Energieversorger darüber?

Und Großmann antwortet:

Ich widerspreche der Kommission: Jeder Haushalt kann bei Strom unter mindestens fünf verschiedenen Anbietern wählen, in Großstädten sind es noch mehr.

Und wäre es nicht schön gewesen, wenn der “Bild”-Mann den RWE-Mann an dieser Stelle unterbrochen hätte, um etwas zu sagen wie:

Ja, Moment, aber an der Zahl der Anbieter lässt sich das doch gar nicht messen. Erstens weil die Stromanbieter so miteinander verflochten sind, wie die Monopolkommission kritisiert hat, und die Energieriesen oft auch an den Stadtwerken beteiligt sind. Und zweitens, weil das Bundeskartellamt nach eigenen Angaben Belege dafür hat, dass die Strommanager konkurrierender Unternehmen die Preise untereinander abgesprochen haben (die EU-Kommission ermittelt ja auch gegen Ihr Unternehmen und hat jede Menge Akten beschlagnahmt).

Ja. Wär schön gewesen. “Bild”-Interviewer Oliver Santen aber sagte:

nichts.

Seid patriotisch oder schweigt!

Vielleicht ist “Bild” die berechenbarste Zeitung der Welt.

Der WDR-Fußballreporter Manfred Breuckmann kritisiert, dass jeder, der in diesen Tagen irgendetwas an der Fußball-WM kritisiert, sofort von der “Bild”-Zeitung “in die Pfanne gehauen wird”. Die “Bild”-Zeitung haut ihn daraufhin sofort in die Pfanne. Also, konkret: Entledigt seine Zitate ihres Zusammenhangs, unterstellt ihm ein “böses Foul” und macht ihn zum Verlierer des Tages:

Der WDR-Mann macht unsere schöne WM mies. 1. Die Stimmung in den Stadien sei nicht immer euphorisch. 2. Das Programm mit 32 Mannschaften sei zu aufgebläht. 3. Patriotischer Habitus komme für ihn nicht in Frage. BILD meint: Dann bleib doch zu Hause, Manni!

Nun ja: Breuckmann hatte in dem “taz”-Interview, auf das sich “Bild” bezieht, “diese phantastische Stimmung in den Stadien” gelobt, aber beim Eröffnungsspiel sei es “relativ ruhig auf den Rängen” gewesen — der Reporter führt das auch darauf zurück, dass zu wenige Tickets frei verkauft wurden. Und über das, was “Bild” den “patriotischen Habitus” nennt, hatte Breuckmann gesagt:

Ich glaube auch, dass man eine Fußballmannschaft unterstützen kann, ohne die Hand aufs Herz zu legen. Das ist nicht meine Welt. Solange aber kein aggressiver Nationalismus draus wird, ist die Sache in Ordnung. (…)

Patriotismus wird damit verbandelt, dass man alles kritiklos hinnehmen muss. Wer keine positive Einstellung hat, wird ausgegrenzt.

Was “Bild” also prompt tat. Die Erklärung zum “Verlierer des Tages” nimmt Breuckmann nun als “Adelung”: “Ich fühle mich geehrt.”

Durch die Ausgrenzung aller, die sich nicht in den schwarz-rot-goldenen Taumel einreihen wollen, verliere die patriotische Stimmung etwas von ihrem “unaggressiven Charakter”, hatte Breuckmann gesagt. Das lässt sich ganz gut an der “Bild”-Zeitung ablesen.

Am Tag vor der WM-Eröffnung jubelte “Bild”-Kommentator Norbert Körzdörfer:

“Die Sonne geht auf. Die Schatten sind weg. (…)
Ja zu Deutschland-Fahnen am Auto!
Ja zu deutschem Bier!
Ja zur deutschen Hymne! (…)
Ja zur deutschen Frau, die lächelnd zuschaut!

Danach wurde deutlich, dass das weniger Tatsachen-Beschreibungen als Forderungen waren. “Bild” verlangte fast täglich das Mitsingen der Nationalhymne. Michael Ballack wurde gerüffelt, weil er in seiner Freizeit ein Italien-Shirt trug (“Bild”: “Was soll das?”). Wegen vermeintlicher Patriotismus-Defizite und Miesmacherei rügte “Bild” außerdem u.a.: die Lehrer-Gewerkschaft GEW, die die zwiespältige Geschichte des Deutschlandliedes thematisieren wollte (“Bild”: “selbsternannte Volkserzieher wollen uns die WM-Laune verderben”), die Politiker Hans-Christian Ströbele und Heiner Geißler, die das Fahnengeschwenke nicht so gut fanden, sowie den Kabarettist Dieter Hildebrandt, der dagegen war, vor Fußballspielen Hymnen zu singen (“Bild”: “notorische Miesmacher … immer was zu meckern … griesgrämiges Deutschlandbild”).

Am 13. Juni warnte “Bild”-Kommentator Oliver Santen:

Wir brauchen diesen Optimismus. (…)

Die immer schlecht gelaunten Miesmacher brauchen wir nicht.

Und offenbar brauchen “wir” eine Patriotismus-Polizei, die alle, die sich nicht einreihen, an den schwarz-rot-goldenen Pranger stellt.

Was “Bild” die Renten-Kampagne bringt

Und warum macht “Bild” überhaupt eine Kampagne gegen die gesetzliche Rentenversicherung, lügt, übertreibt, verbreitet Panik und verrechnet sich? Das ARD-Magazin “Monitor” glaubt, um private Rentenversicherungen zu verkaufen. Bild.T-Online bietet gemeinsam mit der Allianz seit September 2005 die “Volks-Rente” an und bewirbt sie mit Sprüchen wie: “Rente sich, wer kann!” 80.000 Verträge wurden nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr abgeschlossen. Das Angebot wird auch aktuell auf Bild.de beworben, allerdings nicht mehr unter dem Namen “Volks-Rente”, sondern als “RiesterRente”.

Eine gemeinsame Volks-Aktion von Allianz und Bild.T-OnlineDie “Bild”-Zeitung sagte gegenüber “Monitor”, dass man nie im redaktionellen Teil für dieses Angebot geworben habe. Das mag man im Hinblick auf die aktuelle Renten-Kampagne anders sehen. Die Aussage steht zudem im Widerspruch zu einer internen Vertreter-Information der Allianz, die “Monitor” präsentierte:

Die Informationen zur VolksRente werden in zwei Formen aufbereitet - als Anzeige und als redaktionelle Artikel

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die berufliche Vorgeschichte des Wirtschaftschefs der “Bild”-Zeitung, Oliver Santen, der auch selbst über die “Schrumpf-Rente” schreibt. Santen war bis Mai 2004 Pressesprecher der Allianz.

Wieviel Rente kriegen eigentlich Milchmädchen?

Natürlich ist es möglich, dass in den nächsten 30 Jahren die Teuerungsrate jährlich zwei Prozent beträgt, die Löhne aber nur um ein Prozent steigen und die Renten gar nicht. Möglich ist aber auch, dass uns in den nächsten 30 Jahren der Himmel auf den Kopf fällt oder sich herausstellt, dass das Erdinnere aus Schokoladenpudding besteht. Man kann diese Dinge nicht völlig ausschließen. Aber es empfiehlt sich vielleicht auch nicht, seine Lebensplanung darauf einzustellen.

“Bild” sieht das anders.

Die “Bild”-Zeitung tut zur Zeit wieder einmal, was sie routinemäßig mehrmals jährlich tut: Sie behauptet, dass unsere Rente noch viel weniger sicher ist, als sie beim letzten Mal schon behauptet hat. Aktueller Aufhänger ist die Prognose des Freiburger Ökonomieprofessors Bernd Raffelhüschen in der “Rheinischen Post”, wonach es in den kommenden Jahrzehnten möglicherweise keine oder nur geringe Rentenerhöhungen geben könnte. Die “Bild”-Zeitung berichtete über diese These am Montag groß auf den Seiten 1 und 2 — und bis hierhin geht das auch in Ordnung.

Am Dienstag aber war ihr die ohnehin schon dramatische Prognose nicht mehr dramatisch genug, und sie spitzte sie erheblich zu: Nun ging “Bild” (anders als Raffelhüschen) davon aus, dass es in keinem einzigen der nächsten 30 Jahre eine Rentenerhöhung geben werde. Verschärfend nahm das Blatt (als “vorsichtige Schätzung”) eine konstante Dauerinflation von zwei Prozent an (vor vier Monaten ging der gleiche “Bild”-Autor Oliver Santen bei einer ähnlichen Geschichte noch von einer Inflationsrate von 1,4 Prozent aus, warum auch immer).

Daraus errechnete “Bild” dann eine bedrohliche Tabelle, aus der “Bild”-Leser ablesen konnte, wieviel ihr heutiger Rentenanspruch 2020 oder 2025 oder gar 2035 wert sein wird. Die Berechnungen könnte man leicht mit dem Taschenrechner anstellen (für jedes Jahr einfach zwei Prozent abziehen), aber “Bild” gibt als “Quelle” das “Deutsche Institut für Altersvorsorge” (DIA) an. Auf dessen Know-How greift die Zeitung gerne zurück, und vergaß nur, wie schon früher, den Hinweis, dass es sich dabei nicht um unabhängige Experten handelt, sondern eine Gesellschaft, hinter der Firmen stehen, die ihr Geld nicht zuletzt damit verdienen, dass sie Menschen private Altersvorsorge verkaufen — also genau das, was das Studium der beunruhigenden Tabelle nahelegt. (Dass private Altersvorsorge auch sinnvoll erscheint, wenn man nicht auf die “Bild”-Panikmache hereinfällt, steht auf einem anderen Blatt.)

Selbst das DIA kommt sonst zu ganz anderen Ergebnissen, als denen, die es für “Bild” errechnete — was zeigt, wie abwegig die Annahmen der Zeitung sind. In seiner “aktuellen Prognose zum Rentenniveau” geht das Institut von einer deutlich niedrigeren Inflationsrate und besseren Lohnentwicklung aus als “Bild”. Entsprechend deutlich unterscheidet sich die Rentenentwicklung: Während “Bild” prognostiziert, dass der reale Wert der Renten zwischen 2010 und 2035 um 40 Prozent sinkt, nimmt er laut DIA-Prognose sogar marginal zu.

Weil “Bild” solche Geschichten gerne über mindestens drei Tage zieht, fragen heute in gewaltiger Größe auf Seite 1 viele Menschen mit “Bild”-Zeitung in der Hand: “SCHRUMPF-RENTE — Wovon sollen wir im Alter leben?” Da ist der Hotelfachfrau-Auszubildenden Katharina, “ganz mulmig”, seit sie glaubt, dass ihr Rentenanspruch gerade mal 140 Euro wert sei. Vielleicht sollte jemand die 21-jährige in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sie doch (hoffentlich) noch viele Jahre vor sich hat, in denen sie mehr verdient und ihren Rentenanspruch erheblich steigert.

Die (in der Sache natürlich parteiische) “Deutsche Rentenversicherung” nannte die “Bild”-Berichte heute “unverantwortlich”, die ihr zugrunde liegenden Annahmen “unseriös und nicht nachvollziehbar” und die Berechnungen “unrealistisch”. In der Pressemitteilung heißt es, wenn die Annahmen von “Bild” über Inflation und Lohnsteigerungen einträfen, hätte das “unabsehbare Auswirkungen auf die Wirtschaft unseres Landes, die weit über die Verschlechterung der Einkommenssituation der Rentner hinaus gingen”. Mit anderen Worten: Dann dürfte auch durchschnittlichen “Bild”-Redakteuren ganz mulmig werden, weil sie sich schon vor dem Ruhestand von ihrem Gehalt nichts mehr kaufen könnten.

Wir haben aber sicherheitshalber noch einen Unbeteiligten um sein Urteil gebeten. Fragt man Carsten Germis, Wirtschaftsredakteur der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, nennt er die “Bild”-Berichterstattung “kompletten Schwachsinn” und “Leuteverarschung”.

Danke auch an Matthias B.!

Vorleser mit Hintergedanken, Recht am eigenen Text, Biden-Interview

1. “Sind Sie sicher, dass Sie ehrlich mit sich selber sind?”
(arminwolf.at)
Im Interview mit dem ABC-Moderator George Stephanopoulos musste US-Präsident Joe Biden nach seinem schwachen Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump seine geistige und körperliche Fitness verteidigen. Armin Wolf hat einen Blick auf die Fragetechnik und die Interviewführung geworfen: “Stephanopoulos hat geradezu ein Lehrbeispiel geliefert: Er stellt alle unangenehmen Fragen zu Bidens Gesundheitszustand und mentaler Fitness, bleibt dabei stets respektvoll und höflich, fragt aber beharrlich, gut informiert, mit Belegen und schlagfertig nach.”

2. Vorleser mit Hintergedanken
(taz.de, Torsten Hoffmann)
Literaturprofessor Torsten Hoffmann warnt davor, das Interesse der Neuen Rechten an Literatur falsch einzuordnen: “Insbesondere Leh­re­r:in­nen an Schulen und Hochschulen sollten sich deshalb rasch über zwei Dinge klar werden: dass die Neue Rechte (erstens) auch das literarische Feld mit ausgeklügelten und variantenreichen Taktiken bespielt und dass dies (zweitens) im Rahmen einer metapolitischen Agenda stattfindet, also nicht um der Literatur willen geschieht.”

3. »Bis ich es nicht mehr ertragen konnte«
(spiegel.de)
Der “Spiegel” berichtet erneut über die belastende Arbeit von Content-Moderatoren und -Moderatorinnen in Afrika, die täglich verstörende Inhalte wie Gewalt und Kindesmissbrauch prüfen müssen. Die Tätigkeit könne zu schweren psychischen und physischen Problemen führen. Die Angestellten würden oft schlecht bezahlt, unzureichend ausgebildet und wenig oder gar keine psychologische Unterstützung erhalten, obwohl sie unter enormem Stress stünden. Die Tech-Konzerne, für die sie arbeiten, würden die Vorwürfe zurückweisen.

Bildblog unterstuetzen

4. Kompliziertes Verhältnis – Verfassungsschutz und Pressefreiheit
(sr-mediathek.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 16:10 Minuten)
“Mitte Juli wird es vor dem Berliner Verwaltungsgericht einen interessanten Termin geben: Es geht um die Frage, ob die linke Zeitung ‘Junge Welt’ vom Verfassungsschutz beobachtet werden darf.” Im Zentrum stünden dabei zentrale Aspekte der Pressefreiheit: “Wie weit dürfen Medien gehen, und wann darf der Staat eingreifen?” Florian Mayer und Michael Meyer sprechen darüber im SR-Podcast “Cross und Quer” mit Mika Beuster, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands.

5. Das Recht am eigenen Text
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 27:40 Minuten)
Welche Rechte haben freie Journalistinnen und Journalisten an ihren eigenen Texten, insbesondere wenn es keine vertraglichen Regelungen gibt? Wie sieht es mit Zweitverwertungen aus? Darüber haben sich Geraldine Friedrich und Françoise Hauser mit der Rechtsanwältin Renate Schmid unterhalten.

6. Podcast Preise für “Boys Club”, Tommi Schmitt und die Pochers
(dwdl.de, Alexander Krei)
In Berlin wurden die Deutschen Podcast Preise verliehen, wobei das Projekt “Boys Club” über “Macht und Machtmissbrauch bei Axel Springer” als beste journalistische Leistung ausgezeichnet wurde. Weitere Preisträger sind unter anderem Tommi Schmitt für seinen Fußball-Podcast “Copa TS” und “Die Pochers! Frisch recycelt” in der Kategorie beste Unterhaltung (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Ob ausgerechnet der für seinen toxischen Umgang mit Mitmenschen und Publikum bekannte Oliver Pocher einen Preis für sein Talkformat verdient, muss die Jury mit sich selbst ausmachen. Nachträgliche Anmerkung zur Anmerkung: Bei dem Preis für Oliver Pocher handelt es sich um einen Publikumspreis. Die Kritik an der Jury nehmen wir daher zurück und bitten um Entschuldigung. Die Kritik an Pocher bleibt.)

Die besten Hör-, Lese- und Sehtipps aus den Redaktionen

Das “6 vor 9”-Jahr nähert sich dem Ende, die Feiertage stehen vor der Tür. Für viele von Euch die Gelegenheit, sich mit einem guten Buch aufs Sofa zurückzuziehen, Podcasts zu hören oder den Streamingdienst der Wahl leer zu “bingen”. Das Angebot ist riesig, doch was lohnt? In dieser Ausgabe der “6 vor 9” geht es um die besten Hör-, Lese- und Sehtipps aus den Redaktionen. Wir wünschen viel Spaß und eine unterhaltsame und/oder erkenntnisreiche Zeit!

1. Die Redaktion empfiehlt: 17 Hör- und Lesetipps
(mediummagazin.de)
“Medium”, das Magazin für Journalistinnen und Journalisten, präsentiert zum Ende des Jahres 17 Hör- und Lesetipps. Im weitesten Sinne haben alle Empfehlungen etwas mit Medien zu tun, aber durchaus auf unterhaltsame Art und Weise. Der Blick auf die Zusammenstellung lohnt.

2. Hören, Sehen, Lesen – Tipps für die Feiertage
(deutschlandfunknova.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 41:05 Minuten)
Die “Was mit Medien”-Podcaster Daniel Fiene und Sebastian Pähler haben ein Dutzend Medienmacher und Medienmacherinnen nach ihren Empfehlungen für die Feiertage gefragt: “Welche Podcast-Episoden lohnen sich? Welche Zeitschrift sollte man mal durchblättern? Welche Streaming-Serie eignet sich zum Bingen zwischen den Jahren?” Interessante Tipps von interessanten Leuten.

3. Lesen, schmökern, wälzen und – lauschen
(tagesanzeiger.ch)
Das Ressort “Wissen” des Schweizer “Tagesanzeigers” empfiehlt 19 spannende Sachbücher. Die Themen sind breit gestreut: Von “mörderischen Bäumen und verheerenden Bränden” sowie den “Gesetzen der Physik als Gutenachtgeschichte” bis hin zum “Geheimnis der 100-Jährigen”.

4. Kinder- und Jugendbücher für den Gabentisch
(deutschlandfunk.de, Ute Wegmann & Dina Netz & Tanya Lieske & Jan Drees, Audio: 24:36 Minuten)
Welche Kinder- und Jugendbücher eignen sich für den Gabentisch? Das Redaktionsteam der “Bücher für junge Leser” hat auf den letzten Drücker noch ein paar Geschenktipps zu Weihnachten. Wer es nicht mehr schafft, sich die Sendung anzuhören: Auf der oben verlinkten Webseite sind die Buchtipps samt Mini-Rezensionen übersichtlich aufgelistet.
Weiterer Lesetipp: “Diese Kinderbücher empfehlen SPIEGEL-Redakteure”.

5. SJ-Podcast: Die besten neuen Serien 2019, Trends, Tipps und mehr
(serienjunkies.de, Audio: 1:31:29 Stunden)
Die “Serienjunkies” werfen in ihrem Podcast einen Blick auf die besten neuen Serien des vergangenen Jahres: “Was waren die neuen Top-Serien 2019? Welche Trends konnte man beobachten, was war besonders auffällig und wie wird es in der Welt der Serien weitergehen?”

6. Diese Filme lohnen sich bei Amazon und Netflix
(spiegel.de, Oliver Kaever)
An den Feiertagen und zwischen den Jahren kann man endlich guten Gewissens vor dem Fernseher oder Laptop abhängen und einen Film nach dem anderen weggucken. Oliver Kaever hat sich bei Netflix und Amazon Prime nach geeignetem Futter umgeschaut.
Weiterer Lesetipp: Das sind die schlimm-besten Weihnachtsfilme zum Streamen (jetzt.de, Lena Mändlen)
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7. Adventskalender 2019: Die Weihnachtsgeschichte, neu erzählt
(uebermedien.de, Lorenz Meyer)
Außer Konkurrenz, weil vom “6 vor 9”-Kurator selbst, der Hinweis auf den “Übermedien”-Adventskalender. Dort gibt es jeden Tag die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht einer anderen Medienpersönlichkeit — von Mario Barth, Franz Josef Wagner, Udo Lindenberg, Ina Müller bis hin zu Gabor Steingart und Markus Lanz. Und wer einen guten Sachtext zum Journalismus lesen will, sei an unsere achtteilige BILDblog-Serie “Kleine Wissenschaft des Fehlers” von Ralf Heimann verwiesen. Gestern ging es dort zum Beispiel um das Zeugenproblem: Die Erinnerung ist eine Wikipedia-Seite.

Verschwörungsbusiness, Rosa müffelt, Trainingscamp für “Hasis”

1. „Verschwörungstheorien sind ein Riesengeschäft“
(wiwo.de, Niklas Dummer)
Michael Butter ist Professor für Amerikanistik an der Universität Tübingen und hat ein Buch über Verschwörungstheorien verfasst. Im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ erklärt er, wie Verschwörungstheorien funktionieren und wie damit Geld verdient wird.

2. Video: Pink stinks – Geschlechterklischees
(daserste.de, Christiane Steckfuß, Video, 6:16 Minuten)
Die Hersteller von Kinderspielzeug haben erkannt, wie gut man daran verdienen kann, wenn man Spielzeug in blauen und und rosafarbenen Varianten auf den Markt wirft. „Gendermarketing“ heißt das Ganze und richtet sich schon an Grundschulkinder bzw. deren Eltern. Stevie Meriel Schmiedel von „Pinkstinks“ sieht das besonders kritisch. Durch die Genderisierung des Spielzeugs würden alte Geschlechterrollen unreflektiert weitergegeben. Doch Gendermarketing beschränkt sich nicht nur auf Spielzeug, erklärt Schmiedel, und weist auf einen interessanten Aspekt hin: „Wenn Sie mal auf Duschgel oder andere Produkte für Kinder gucken: Mädchen gucken immer den Betrachter an, ob sie jetzt Cartoon oder reell sind, und lächeln, und die Jungs schauen irgendwo in die Weite und sind gerade in Aktion begriffen. Und diese zwei Klischees, es ist unfassbar, findet man überall.“

3. YouTube schaltet weiterhin Werbung vor extremistischen Inhalten
(heise.de, Tilman Wittenhorst)
YouTube hat weiterhin mit einem peinlichen Problem zu kämpfen: Schlimm genug, dass auf der Plattform rassistische oder antisemitische Videos erscheinen. Doch diese werden von YouTube oftmals auch noch mit Werbeclips seriöser Unternehmen wie Adidas, Amazon und Netflix versehen.

4. Muss es immer pompös sein?
(faz.net, Oliver Jungen)
In Köln trafen sich die Filmbranche zum „Serien-Summit“, in der es um die Zukunft der deutschen Serie ging. Von drei Serienmachern aus dem Ausland konnte man lernen, dass auch mit verhältnismäßig kleinen Budgets gute Ergebnisse erzielbar sind.

5. Ein Trainingscamp für “Hasis”
(sueddeutsche.de, Ulrike Schuster)
Jahrelang soll ein WDR-Korrespondent junge Frauen sexuell belästigt haben, die er in einem von ihm veranstalteten Journalismus-Seminar traf. Die Geschichte beginnt bereits in den Neunziger Jahren und der Sender hatte lange Kenntnis von den Vorwürfen, doch eine tatsächlich wirksame Reaktion gab es erst jetzt.

6. Wahnsinnig unsympathisch, ne?
(uebermedien.de, Video, 0:52 Minuten)
In einer Folge von „Germany’s Next Topmodel“ konfrontiert die Online-Chefredakteurin von „Bunte“ Julia Bauer die Kandidatinnen mit vermeintlich „dunklen Geheimnissen“ aus ihrer Vergangenheit und stellt ihnen eine Frage, die sie, nun ja, auch ihrem Spiegelbild hätte stellen können.

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