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Schwere Geburt einer internationalen Ente

Manchmal ist es ja schon verblüffend, wie der Blick von außen dabei helfen kann, Dinge zu sehen, die man sonst nicht wahrnimmt. Da entdeckt zum Beispiel ein beachtlicher Teil der Weltpresse einen Babyboom auf Island, ziemlich genau neun Monate nach einem tollen Sieg der isländischen Fußballnationalmannschaft, zwinkerzwinker. Und die Isländer selbst bekommen das vor Ort gar nicht mit.

Doch der Reihe nach: Bei der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich im vergangenen Jahr besiegte das isländische Team im Achtelfinale am 27. Juni England mit 2:1. Ein ziemlich überraschender Erfolg. Und vor drei Tagen, am 28. März und somit fast exakt neun Monaten nach dem isländischen Triumph, melden Medien weltweit: Auf Island gibt es einen Babyboom, angeblich ausgelöst durch wilde Liebesnächte nach dem Erfolg bei der EM.

Medien aus Spanien berichten:

Aus Nordirland:

Aus den USA:

Aus Neuseeland:

Aus England:

Selbst die BBC produziert ein Video, in dem Comicbabys aus einem isländischen Geysir geschossen kommen:

Und auch deutsche Medien greifen die Geschichte auf. Bild.de zum Beispiel:

“Focus Online”:

Tagesspiegel.de:

Derwesten.de:

Der SWR:

Gala.de:

“RP Online”:

Und, und, und.

Nur: Die Sache mit dem Babyboom auf Island stimmt wohl nicht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RÚV schreibt von “Falskar fréttir” und berichtet, dass in den Geburtskliniken in den vergangenen Tagen alles ganz normal gewesen sei. Das Portal “Nútíminn” fragt bei einigen Hebammen nach, und auch die sagen: alles wie immer. Und auf der Seite “The Reykjavík Grapevine” heißt es schon in der Überschrift: “No, There’s No Football-Fueled Baby Boom in Iceland”.

Aber wie kommt dann die Nachricht der isländischen Fußballbabys in die internationalen Titelzeilen? Viele der Seiten, die eine Quelle angeben, berufen sich auf die isländische Website “Visir”. Der dortige Artikel basiert lediglich auf einer einzigen Quelle: dem Tweet eines Mannes, der offenbar Arzt ist und von einem Rekord bei den Periduralanästhesien auf der Entbindungsstation seines Krankenhauses am vergangenen Wochenende schreibt, “neun Monate nach dem 2-1 Sieg gegen England”. Sein Tweet beginnt mit einem “hehehe” und endet mit einem Zwinkersmiley:

Das ist dann auch schon alles, worauf sich die Meldungen aus der ganzen Welt stützen: einen Zwinkertweet.

Mit Dank an Timm F. für den Hinweis!

Polizei und Medien gehen mit Bushido auf Verbrecherjagd

In Buxtehude gab es einen Raub. Schon vor einigen Tagen überfielen zwei Männer eine Frau und nahmen ihr Geld und Handy ab. Die zuständige Polizeiinspektion Stade hat in einer Pressemitteilung nun ein paar Details zu einem der Täter veröffentlicht:

Männlich — nicht über 30 Jahre — 190-200cm groß, sportlich schlank — südländisches Erscheinungsbild — kräftiger Vollbart – sprach gebrochenes deutsch – dunkelrotes Basecap mit einem silbernen Button an der Unterseite der Schirms

Und, noch besser, es gibt auch ein Phantombild:

Viele lokale, aber auch überregionale Medien berichten über die Suche der Polizei. Zum Beispiel die Hamburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung heute:

Oder Bild.de bereits gestern Abend:

Das Onlineportal des “Hamburger Abendblatts” mit leicht verzerrtem Phantombild:

“Focus Online” berichtet ebenfalls:

Und die Onlineredaktion der “Hamburger Morgenpost”:

Wir haben eine gute Nachricht: Die Polizei kann die Suche einstellen. Wir wissen nämlich, wer der Mann auf dem Foto ist: der Rapper Bushido. Gewisse Zweifel, dass er etwas mit dem Raubüberfall in Buxtehude zu tun hat, haben wir durchaus. Aber: Das auf dem Foto ist Bushido.

Die Polizeiinspektion Stade hat offenbar ein Foto des Rappers genommen …

… es gespiegelt …

… das Foto leicht verzerrt, einen fancy Filter über das Bild gelegt, Bushidos Kette wegretuschiert, seinen Bart verlängert, ein paar Punkte und Striche in sein Gesicht gemalt, ihm ein Käppi aufgesetzt. Und schon war das Phantombild fertig:

Für eine größere Version einfach auf die Collage klicken. Dann erkennt man auch drei besonders prägnante Stellen: ein helles Haar in der Augenbraue, ein rausstehendes Nasenhaar und die Spuren der wegretuschierten Kette am Kragen des T-Shirts.

Mit Dank an Sebastian für den Hinweis!

Nachtrag, 13:14 Uhr: Laut tageblatt.de beruft sich die Polizeiinspektion Stade darauf, dass es sich um eine “‘zufällige Ähnlichkeit'” handelt. Das Phantombild sei von einem Zeichner des Landeskriminalamtes nach Angaben einer Zeugin angefertigt worden.

Und Bushido will sich demnächst “ein rotes Cap” zulegen.

Nachtrag, 31. März: Laut kreiszeitung.de gibt inzwischen auch das fürs Phantombild zuständige Landeskriminalamt Niedersachsen zu, dass das Bushido-Foto als Grundlage für die Zeichnung diente. Die Polizeiinspektion Stade bestritt gestern noch einen Zusammenhang und sprach von einem “Zufall”.

Nachtrag, 18. April: Anfangs bedankte sich Bushido zwar noch für den Modetipp bei der Polizei, ganz so lustig fand er die Verwendung seines Fotos als Vorlage für das Phantombild dann aber offenbar doch nicht. Denn inzwischen hat der Rapper Anzeige erstattet, wegen Verleumdung und Verfolgung Unschuldiger.

Im Trüben fischen

Am Ende kann die Onlineredaktion der “Hamburger Morgenpost” sagen: “Na also, lagen wir doch richtig.” Und schon wirkt es gar nicht mehr so schlimm, wie die “Mopo”-Mitarbeiter vor zwei Tagen über den möglichen Tod eines Menschen spekuliert haben.

Donnerstagmorgen entdeckte der Schiffsführer einer Fähre im Hamburger Hafen einen leblosen Körper. Die Polizei barg die Wasserleiche, untersuchte ihr Gebiss und stellte fest, dass es sich um den seit elf Wochen vermissten Timo K. handelt. Gestern präsentierten die Beamten die Obduktionsergebnisse, es gab Gewissheit. Überregional hatten Medien seit Januar über K.s Verschwinden und die Suche nach ihm berichtet, nicht nur, aber auch weil er beim Fußballverein HSV arbeitete.

Bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden des Leichenfunds begann bei mopo.de die Spekulation, ob es sich um Timo K. handeln könnte. Die Redaktion schlagzeilte am Donnerstagvormittag:


(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Artikel durch uns.)

Zu diesem Zeitpunkt stand noch nichts fest. Es gab Vermutungen, schließlich wurde K. ganz in der Nähe zum letzten Mal gesehen. Doch es gab auch Informationen, die gegen diese Vermutungen sprachen. “MOPO-Informationen”:

Nach ersten MOPO-Informationen sei allerdings unwahrscheinlich, dass es sich bei der Wasserleiche um K[.] handle. Kleidung und Erscheinungsbild würden laut Feuerwehrsprecher nicht zu dem Vermissten passen.

Diese Passage stammt aus demselben Artikel, der in der Überschrift noch rätselt, ob “der Tote der verschwundene HSV-Manager” ist. Die Redaktion widersprach sich selbst.

Gut anderthalb Stunden später berichtete auch “Focus Online” über den Fund im Hamburger Hafen. Dort wussten die Mitarbeiter zwar genauso wenig wie ihre “Mopo”-Kollegen, wählten für die Optik aber ein Foto von K. und brachten so seinen möglichen Tod ins Spiel:

Nach ersten Untersuchungen hatte die Polizei dann doch Hinweise gefunden, dass es sich bei der Wasserleiche um K. handeln könnte, dessen Personalausweis zum Beispiel. Bei mopo.de gab es nach Mutmaßüberschrift und Widerlegung im Text die nächste Wendung:

Die Onlineredaktion des “Hamburger Abendblatts” schrieb zwar, dass sich die Polizei nur “nahezu sicher” sei — für die Tatsachenbehauptung, dass man die “Leiche von Timo K[.] gefunden” habe, reichte das aber offenbar:

Inzwischen ist sich die Polizei also komplett sicher, dass es sich bei der Wasserleiche um Timo K. handelt. Die Medien lagen mit ihren Anfangsspekulationen richtig, ohne dass sie dafür eindeutige Anhaltspunkte hatten. Bei ihren redaktionellen Entscheidungen, ob sie eine vermisste Person mit dem Fund einer Wasserleiche in Verbindung bringen, obwohl noch nichts feststeht, scheint die mögliche Wirkung auf die Familie des Vermissten, auf dessen Freunde und Kollegen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Hauptsache eine gut klickende Titelzeile.

Vor einigen Wochen gab es bei Bild.de diese Schlagzeile:

Am Ende stellte sich raus: Es stand nicht mal fest, ob das gesichtete Objekt überhaupt eine Wasserleiche war.

Mit Dank an Matthias H., Günther T. und @dermobby für die Hinweise!

Flugs kopiert

Joar, Mensch, das ist ja mal gar nicht schlecht, dass das “Abendblatt” dabei war, “als die finnische Fluggesellschaft ‘Finnair’ als erste Fluggesellschaft den Airbus A350 übernahm.” Glückwunsch!

Warum das überhaupt bemerkenswert ist? Weil dieser Screenshot nicht von abendblatt.de stammt, sondern von Bild.de:

Das Portal berichtet heute über einen “SONDERFLUG DES LUFT-GIGANTEN”, denn der “Mega-Airbus besucht Hamburg”:

Der neue Lufthansa-Airbus A350-900, das weltweit modernste Langstreckenflugzeug, besuchte am Donnerstag-Vormittag mit einem Sonderflug die Hansestadt.

Wie da nun die frohe “Abendblatt”-Kunde reingerutscht ist? Vermutlich hat irgendein Bild.de-Mitarbeiter beim Text-Klauen nicht aufgepasst und beim Copyandpasten eben auch die Passage mit “Finnair” übernommen. Auf abendblatt.de steht nämlich ebenfalls (Link mit Bezahlschranke):

Für die Lufthansa sei der Neuzugang eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres. Die A350-900 für 293 Passagiere sei das modernste und umweltfreundlichste Langsteckenflugzeug. Es verbrauche 25 Prozent weniger Treibstoff und sei beim Start wesentlich leiser als vergleichbare Flugzeugtypen.

Das Abendblatt war dabei, als die finnische Fluggesellschaft Finnair als erste Fluggesellschaft den Airbus A350 übernahm.

Die Bild.de-Redaktion mopst also einfach zwei Absätze beim “Abendblatt”, inklusive Rechtschreibfehler (“Langsteckenflugzeug”), und vergisst, die Spur zu verwischen. Wir wollen an dieser Stelle nur noch mal daran erinnern: Bild.de geht derzeit mit einer wettbewerbs- und urheberrechtlichen Klage gegen “Focus Online” vor, weil man sich nicht länger bieten lassen wolle, dass das “Burda”-Portal “systematisch exklusive Bezahl-Inhalte von BILDplus abschreibt”. Nun ist das Ausmaß, mit dem “Focus Online” sich bei “Bild plus” bedient, sicher noch mal ein anderes. Aber auch bei den zwei “Abendblatt”-Absätzen handelt es sich um Bezahl-Inhalte. Und abschreiben bleibt abschreiben.

Nachdem ein Twitter-User auf den Textdiebstahl hingewiesen hat, hat Bild.de die Passagen gelöscht.

Mit Dank an @DonTimoteoHH für Hinweis und Screenshot!

Julian Reichelt will den “Spiegel” nicht als Quelle nennen

Anfang Januar jubelte die “Bild”-Redaktion auf ihrer Titelseite:

Ein ziemlich enges Rennen zwischen “Bild” und dem “Spiegel”, 1253 Zitate versus 1252 Zitate. Dass Redaktionen und Journalisten sich freuen, wenn Kollegen ihre “exklusiven Nachrichten, Berichte, Interviews etc.” übernehmen und — mit Nennung des Mediums, das das Exklusivmaterial veröffentlicht hat — über das gleiche Thema berichten, kann man gut verstehen.

Der “Spiegel” hat in seiner aktuellen Ausgabe unter anderem so ein Thema. Es geht um Fußballstar David Beckham:

Der Artikel gehört zur Reihe “Football Leaks”, die der “Spiegel” im vergangenen Jahr gestartet hat. Die gleichnamige Enthüllungsplattform hatte der Redaktion zahlreiche Verträge, E-Mails, Informationen aus der Fußballbranche zugespielt. Gemeinsam mit anderen Redaktionen der “European Investigative Collaborations” hat ein “Spiegel”-Team dieses ganze Material ausgewertet; nun veröffentlicht das Magazin peu à peu neue Enthüllungen.

Die Geschichte über David Beckham basiert auf Millionen E-Mails, die Hacker gestohlen haben. Sie zeigen, dass der frühere Mittelfeldspieler ganz heiß darauf war, von der Queen zum Ritter geschlagen zu werden. Und dass er ganz jähzornig und ausfallend wurde, als das nicht geklappt hat. Außerdem lassen die Mails daran zweifeln, dass Beckham sich völlig uneigennützig für “Unicef” engagiert. Vielmehr scheint dieses Engagement ein wichtiger Baustein seiner Selbstvermarktung und der wertvollen Marke “David Beckham” zu sein.

Gestern berichtete dann auch Bild.de über die Beckham-Mails:

Die “Spiegel”-Autoren Peter Ahrens, Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp, Christoph Henrichs und Jörg Schmitt hätten sich sicher gefreut, wenn Bild.de ihr Magazin als Quelle genannt hätte. Stattdessen bezieht sich das Portal aber auf das britische Knallblatt “The Sun”:

In einer seiner E-Mails schrieb er dazu laut “The Sun”

“Bis es keine Ritterschaft ist, fuck off”, schrieb er laut der Zeitung “The Sun”.

In den Texten von “Spiegel”, Bild.de und “The Sun” geht es um die gleichen Aspekte zum gleichen Thema mit den gleichen Zitaten.

Einer der “Spiegel”-Autoren, Jörg Schmitt, wandte sich heute per Twitter an “Bild” und Julian Reichelt, der seit einigen Tagen nicht mehr nur Bild.de-Chefredakteur ist, sondern auch Vorsitzender der Chefredakteure der “Bild”-Gruppe:

Reichelt hatte darauf gleich so viel zu erwidern, dass er drei Tweets benötigte:

Nun hat niemand behauptet, dass “The Sun” den “Spiegel” “beklaut” hätte. Und auch die Mitarbeiter der “Sun” selbst tun wahrlich nicht so, als würde die gesamte Beckham-Story von ihnen stammen (auch wenn — und darauf bezieht sich Reichelt — das Boulevardblatt auf seiner Titelseite ein “EXCLUSIVE” gedruckt hat). Ganz im Gegenteil: “The Sun” nennt im Artikel sauber den “Spiegel” als Quelle. Das hätte auch Julian Reichelt rausfinden können, wenn er vor dem Drauflostwittern den “Sun”-Text gelesen hätte, den seine eigene Redaktion gleich zweimal verlinkt hat. Dort steht:

Und auch in all ihren anderen Artikeln zu den Beckham-E-Mails gibt “The Sun” den “Spiegel” als Quelle an. Hier zum Beispiel:

Oder hier:

Oder hier:


Oder hier:

Oder hier:

Oder auch hier:

Darauf, dass “The Sun” den “Spiegel” ordentlich zitiert hat, machte auch “Spiegel”-Redakteur Rafael Buschmann Julian Reichelt aufmerksam:

Doch den interessierte das nicht sonderlich. Stattdessen warf er seine erste Nebelkerze, den ReicheltDauerbrenner Edward Snowden:

Was jetzt genau Edward Snowden mit David Beckham zu tun hat, ist nicht ganz klar. Und seit wann der Geschmack entscheidet, von wem eine Geschichte stammt, auch nicht. Aber mit solchen Details hält sich Julian Reichelt auch nicht lange auf. Stattdessen gleich die nächste Nebelkerze:

Rafael Buschmann versucht es dann noch einmal sachlich und weist Julian Reichelt auf einen faktischen Fehler im Bild.de-Artikel hin. Dort steht nämlich, dass die Website “Football Leaks” die E-Mails von David Beckham veröffentlicht habe — was nicht stimmt. “Football Leaks” hat sie weitergeleitet, verschiedene Medien haben daraus dann Artikel gemacht:

Gebracht hat all das nichts. In dem Bild.de-Artikel wird der “Spiegel” weiterhin mit keinem Wort erwähnt.

Vor knapp drei Wochen, als bekannt wurde, dass “Bild” wegen “Inhalte-Diebstahls” gegen “Focus Online” klagt, sagte Julian Reichelt:

“Für uns geht es hier um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte.”

Dass andere Redaktionen für ihre “mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte” gerne den Credit bekommen würden — dafür hat Julian Reichelt dann aber kein Verständnis.

Trumps Mann fürs Grobe, Springer vs. Burda, Pufpaffs treue TV-Hasser

1. Trump-Berater über US-Medien: Ihr seid die Opposition
(sueddeutsche.de, Matthias Kolb)
Donald Trump hat bekanntermaßen den früheren Breitbart-Chef und Rechtsausleger der Republikaner Steve Bannon zum “Counselor to the President” ernannt. Bannon ist damit der ranghöchste Berater im Weißen Haus. Nun holzt er entsprechend los, behauptet, dass die Medien “zu 100 Prozent” falsch berichtet hätten und nennt dabei ausdrücklich die “Washington Post” und die “New York Times”. Matthias Kolb erklärt die Hintergründe und weist am Ende auf eine pikante Meldung der “Washington Post” hin, nach der Bannon sowie vier andere Mitglieder des engsten Trump-Zirkels in zwei Bundesstaaten in den Wählerlisten auftauchen: “Dies ist genau jener angebliche “Wahlbetrug”, über den sich Trump beschwert und den er – ohne jegliche Grundlage – als Erklärung ausführt, wieso Hillary Clinton knapp drei Millionen mehr Stimmen erhielt.”

2. Ein schmaler Grat: Springer gegen Burda
(irights.info, Till Kreutzer)
Schon seit einiger Zeit wirft der Springer Verlag den Leuten von “Focus Online” vor, sich systematisch beim Bezahlangebot “Bildplus” zu bedienen, sprich Meldungen zu übernehmen. Juristisch ist das Ganze nicht einfach wie iRights-Anwalt Till Kreutzer schreibt. In dem Fall ginge es weniger um Fragen des Urheberrechts als um solche des Wettbewerbsrechts. Dem gegenüber stünde die Freiheit von Informationen. Egal wie die Klage Springers gegen Burda ausginge, sei es jedoch eine Frage von (Doppel)Moral: “Solange es nicht verboten ist, können Verlage oder ihre Redaktionen das vielleicht so machen. Aber die andere Frage ist: Sollte man es machen? Insbesondere, wenn man zu einem Verlag wie dem Burda-Verlag gehört, der für sich reklamiert, Qualitätsmedien herzustellen.”

3. Konstruktive Glückwünsche
(taz.de)
“Emma” wird 40 und die “taz” lässt zu diesem Anlass sieben Frauen zu Wort kommen, die mit der Zeitschrift groß geworden sind. Neben den zu erwartenden Geburtstagsglückwünschen gibt es auch einiges an Kritik. Und apropos Kritik: Für “turi2” hat Tatjana Kerschbaumer die aktuelle Jubiläumsausgabe der Emma einer Blattkritik unterzogen.
Und Kommunikationswissenschaftlerin Martina Thiele spricht in der “taz” unter anderem über die Gefahr, dass die “Emma” vor lauter Antiseximus rassistisch werden könnte: “Auf dem rechten Auge blind”

4. War on Facts
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Adrian Lobe schreibt über die Gefahren von Trumps Politik als Reality-Show: “Trumps Krieg gegen die Wirklichkeit besteht darin, dass er seine Politik der Logik der Reality TV unterwirft, in der etablierte und bewährte Spielregeln des politischen Betriebs (Verfassungstreue, Respektierung der Grundrechte, Achtung von Minderheiten) nicht mehr gelten und Medien nur noch Zuschauer sind. Die Folge ist, dass die Lüge gar nicht mehr sanktioniert wird, weil sie als akzeptiertes Stilmittel und Schmiermittel seiner Show-Politik quasi mit dazugehört.”

5. Türkei sperrt neues Onlinemedium “Özgürüz”
(spiegel.de)
Die Türkei hat das kritische Onlinemedium “Özgürüz” gesperrt. Und zwar bereits bevor es richtig losgehen sollte, wie “Correctiv”-Verantwortlicher und “Özgürüz”-Herausgeber Markus Grill auf Twitter meldete.

6. Die treuesten Zuschauer sind oft die, die einen hassen.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Sebastian Pufpaff ist ein deutscher Kabarettist, Moderator und Entertainer. In der „Heute-Show“ bekommt er meist die „Arschloch-Rolle“, während er in „Pufpaffs Happy Hour“ als gut gelaunter Gastgeber Comedy- und Kabarett-Kollegen auf die Bühne holt. Im Interview spricht Sebastian Pufpaff über seine Anfänge im Shopping-TV, Sendeplätze für Satire, empfindliche Zuschauer und seine „Schleimfrisur“.

Sigmar Gabriel hält sich nicht an die von “Bild” vorgegebene Kandidatur

Es kommt nicht häufig vor, dass die “Bild”-Medien so transparent mit einem Fehler umgehen:

Seit heute steht fest, dass Sigmar Gabriel nicht als SPD-Kanzlerkandidat in den anstehenden Bundestagswahlkampf ziehen wird. Der “Stern” und “Die Zeit” berichteten als Erste darüber — ein schöner Scoop.

Bild.de hatte — wie im Screenshot oben steht — am 9. Januar unter Berufung auf interne Parteikreise geeilmeldet und getitelt:


Einen Tag später gab es in “Bild” dann noch das volle Programm obendrauf: Riesenschlagzeile auf Seite zwei …

… und einen Brief von Franz Josef Wagner, der Sigmar Gabriel seine Bewunderung ausspricht, dass dieser sich tapfer “als Kanzlerkandidat der SPD” zur Verfügung stellt:

Andere Nachrichtenseiten zogen nach und beriefen sich dabei — mehr oder weniger deutlich — auf die “Bild”-Medien. Die “Huffngton Post” beispielsweise:

Oder “RP Online”:

Oder “Focus Online”:

Oder die “B.Z.”:

Und selbst das Team von stern.de, das sich aktuell zusammen mit den Print-Kollegen völlig zurecht für die Enthüllung des Gabriel-Rückzugs feiern lässt, übernahm vor zwei Wochen noch die “Bild”-Geschichte:

Auch die Nachrichtenagenturen berichteten, und so fand man den “Bild”-Fehler fast überall. Am 7. Januar, also zwei Tage vor der falschen Gabriel-Geschichte, feierte “Bild” übrigens auf der Titelseite einen “Riesenerfolg für BILD”:

Die Spitzenposition im “ZITATE-RANKING!” kommt nicht nur, aber auch daher, dass andere Medien Quatsch von “Bild” immer wieder ungeprüft übernehmen.

Dass Bild.de und Chefredakteur Julian Reichelt sich jetzt entschuldigen ist gut und verdient Respekt. Ad hoc fallen uns nur zwei Situationen ein, in der Reichelt ähnlich transparent reagiert hat: Als Bild.de mal bei einem “Tagesanzeiger”-Autoren ganze Passagen geklaut hatte, bat der Bild.de-Chef per Twitter um Entschuldigung; als Bild.de mal bei einem Zitat von Günter Wallraff eine nicht ganz unwesentliche kritische Stelle einfach weggelassen hatte, räumte Reichelt per Twitter einen Fehler ein. Gut möglich, dass es noch ein paar weitere Situationen geben mag. Wahnsinnig viele dürften es allerdings nicht sein.

Bei einer ganz ähnlichen Geschichte wie jetzt bei Sigmar Gabriel gab es zum Beispiele keine ähnliche Reaktion: “Bild” und Bild.de behaupteten Anfang Oktober vergangenen Jahres, dass Frank-Walter Steinmeier auf keinen Fall für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren werde:

Wenn heute Mittag die Spitzen von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt zum Koalitionsgipfel zusammenkommen, wird es KEINE Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag geben. Vielmehr werden die zwei prominentesten Kandidaten aus dem Rennen genommen.

Der in fast allen Umfragen beliebteste Anwärter, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (60, SPD), wird nicht aufgestellt, weil Kanzlerin Angela Merkel (62, CDU) klar sagt: DER NICHT!

Als dann rauskam, dass SPD und CDU Steinmeier doch als Kandidaten nominieren, gab es keine Korrektur der “Bild”-Medien, keine Entschuldigung von Julian Reichelt. Der falsche Artikel ist unverändert online.

Doch zurück zur Kanzlerkandidatur bei der SPD. Inzwischen steht fest, dass Martin Schulz für seine Partei als Spitzenkandidat bei der kommenden Bundestagswahl antreten wird.

Der “Spiegel” und “Spiegel Online” berichteten noch vor wenigen Wochen, Ende 2016, dass Schulz es nicht werden wird. Der “Spiegel” titelte etwas zurückhaltender:

“Spiegel Online” etwas deutlicher:

Und Bild.de übernahm die Geschichte und titelte ganz sicher:

Auch auf diese falsche Schlagzeile reagieren “Bild” und Bild.de nicht mit einer Richtigstellung. Dafür ist aber am frühen Abend die von Julian Reichelt angekündigte Aufarbeitung des Bild.de-Fehlers im Gabriel-Fall erschienen:

Warum? Ganz einfach: Sigmar Gabriel und seine Sprunghaftigkeit sind schuld:

Tatsächlich begleiten Gabriel seit jeher Vorwürfe, er sei politisch sprunghaft und persönlich nicht immer berechenbar. Dass er sich in der für die SPD so lebenswichtigen Frage der Kanzlerkandidatur auch kurzfristig noch einmal umentscheiden würde — vielleicht hätte auch BILD das ahnen können oder gar müssen.

Bei Personalien rund um Kanzlerkandidaturen hat “Bild” wirklich immer wieder doofes Pech.

Und jährlich grüßt die Terrorpropaganda

Die Entscheidung ist keine ganz einfache für Redaktionen: Wie und wie viel berichtet man über den sogenannten “Islamischen Staat”? Die Gefahr, die dabei immer besteht: Durch die Übernahme von Fotos und Videos und anderem Propagandamaterial wird man schnell selbst zum Sprachrohr der Terrororganisation. Auf der anderen Seite will man seine Leser/Hörer/Zuschauer aber auch über das informieren, was in den Gebieten passiert, die der sogenannte “IS” kontrolliert.

Wie man es auf jeden Fall nicht machen sollte, zeigten in der Vergangenheit “Bild”, Bild.de und “Focus Online”, die Fotos und Videos des sogenannten “IS” veröffentlicht hatten, auf denen Hinrichtungen zu sehen waren, die Opfer teilweise nicht mal verpixelt. Auch das Team von “Spiegel Online” agierte nicht gerade glücklich, als es Propagandaaufnahmen der Terroristen aus der irakischen Stadt Mossul übernommen hatte.

Beim österreichischen Knallportal oe24.at hat man sich offenbar dazu entschlossen, sich gar nicht erst Gedanken zu machen über den Umgang mit Terrorpropaganda und stattdessen alles rauszupfeffern, was der sogenannte “Islamische Staat” so hergibt und reichlich Reichweite bringen könnte.

Zum Beispiel der “7-Stufen-Plan”. Diesen Artikel hat die Redaktion vor gut einer Woche veröffentlicht:

Zum Hintergrund: Der “7-Stufen-Plan” stammt eigentlich aus einem Buch des jordanischen Journalisten Fuad Hussein und beschreibt eine langfristige Strategie der Terrororganisation Al-Qaida. Yassin Musharbash hatte 2005 bei “Spiegel Online” über Husseins Buch und die “sieben Phasen bis zum Kalifat” geschrieben. Bis 2020, so zeigt es Husseins Recherche, wolle Al-Qaida den “endgültigen Sieg” erreichen. Aktuell würden wir uns in Phase 6 befinden, der Phase der “totalen Konfrontation”.

Inzwischen haben die “IS”-Terroristen den “7-Stufen-Plan” übernommen und einzelne weltpolitische Ereignisse in ihrem Sinne gedeutet: Die Regimestürze im Arabischen Frühling beispielsweise passen zeitlich und inhaltlich wunderbar in Phase 4, die “Phase des Umsturzes”. oe24.at übernimmt diese Deutungen und verbreitet sie auf der eigenen Webseite:

4.Phase 2011-2013 (Die Phase des Umsturzes)
Die verhassten arabischen Regime sollen beseitigt werden. Dies geschah durch den Arabischen Frühling, weniger durch Angriffe der Jihadisten.

Die Redaktion tut nicht erst seit diesem Jahr so, als würde alles nach dem großen “IS”-Masterplan laufen, der dazu führen soll, dass die Terroristen 2020 “große Teile der Welt” beherrschten, “auch Österreich, dass Teil von Oropba werden soll”. Im Juli 2016 gab es einen ganz ähnlichen Artikel:

Oder im Januar 2016:

Oder im Dezember 2015:

Oder ebenfalls im Dezember 2015:

Oder noch mal im Dezember 2015:

Oder im November 2015:

Oder im August 2015:

Jedes Mal ging es um den “7-Stufen-Plan”, jedes Mal präsentierte oe24.at ihn so, als hätte ein Verein aus der Fußball-Bundesliga ein neues Konzept oder ein DAX-Konzern eine neue Strategie vorgestellt. Und jedes Mal hatte der Artikel mehrere Hundert, zum größten Teil sogar mehrere Tausend Likes. Hat sich für das Portal wohl gelohnt, die kühnen Terroristenträume zu verbreiten.

So langsam scheinen die Redakteure den Bogen allerdings überspannt zu haben. Unter dem aktuellsten “7-Stufen-Plan”-Beitrag findet man diese Leserkommentare:

Und wie oft wird derselbe Bullshit noch aufgewärmt und wieder gebracht? Winterloch ausfüllen?

Im Abstand von 3 Monaten postet ihr den selben Bullshit..

Geh bitte, Herr Fellner, nicht schon wieder diese alte Geschichte aufwärmen.

…hahaha, wie oft noch,die Geschichte kenn ma schon auswendig

Mit Dank an Jonas für den Hinweis!

BILDblog hält Winterschlaf (11)

Zack — schon wieder ist ein Jahr (fast) vorbei. Wie schon in der Vergangenheit, machen wir hier jetzt für ein paar Tage Pause. Im Januar 2017 sind wir mit neuen Beiträgen wieder für Sie da!

Ein großer Dank geht an alle Leser! Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, ein paar schöne freie Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Ein besonders großer Dank geht an all jene, die uns in diesem Jahr mit Hinweisen versorgt haben. Leider schaffen wir es zeitlich nie, allen nachzugehen. Vielen aber schon. Und deswegen geht ein ganz besonders großer Dank an diese Personen, deren Hinweise zu Blogeinträgen geführt haben:

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Sollte es in der Zwischenzeit irgendwo medial richtig knallen, unterbrechen wir natürlich unseren Winterschlaf. Außerdem präsentieren wir Ihnen nach Weihnachten jeden Tag ein Best-of aus zwölfeinhalb Jahren BILDblog.

Und damit Ihnen der Lesestoff auf keinen Fall ausgeht, haben wir eine Übersicht mit all unseren Beiträgen aus diesem Jahr zusammengestellt. Klicken Sie sich doch mal durch:

» Terror-Alarm ohne Gewehr
» Nicht alles, was hitler ist, ist verboten (3)
» Heinz Hermann Thiele trinkt keine Entschlackungstees
» Verzettelte Drohungen
» SO kannst Du vortäuschen, dass Du ein journalistisches Portal bist
» Wer hat’s gemunkelt?
» Gute Vorsätze
» Die Opfer der „Bild“-Zeitung
» “Ich dachte, es gibt ethische Grenzen
» Sag mal Klettergerüst
» Wie der „Focus“ jahrelang über kriminelle Ausländer geschwiegen hat
» Die „Welt“ verheimlicht, dass nichts verheimlicht wurde
» Linke Nummer mit Mutti
» Das muss man sich mal vorstellen
» Presserat billigt nacherzählten Terror-Fehlalarm
» “BILD wird jede Chance nutzen, um mir zu schaden”
» “Bild”-Online-Chef: “BILDblog marschiert für Pegida”
» Das Schweigerkartell
» Bei Schwarzarbeit macht den Griechen keiner was vor
» “Ebenso böswillig wie falsch”
» Sie helfen
» So viel Klartext muss sein
» Medien ermitteln: Es war menschliches Versagen!
» Katastrophenjournalismus heute — eine Anleitung
» Aber der Sportteil!
» Journalismus-Irrsinn: Berichten mit Augenmaß!
» Wie gemein! Wer setzt solche Gerüchte in die Welt?
» Foto: Privat
» Völker, klaut die Signale
» Opferfotos bei Facebook klauen — was hält Mark Zuckerberg davon?
» Geier Sturzflug (2)
» “Blick” macht 15-Jährigen zum Dopingsünder
» Peter Lustig war kein Kinderhasser
» Persönlichkeitsrechte? Ehrensache!
» Sein Wort in ihren Ohren
» Der Minister, die Schauspielerin und die Medien
» Bei „Yahoo“ kann man noch ungestört „Todesstrafe für Ausländer“ fordern
» Sehen alle gleich aus (12)
» Gestreckter Stoff mit Hitler
» „Bild“ macht friedliche Moslems zu radikalen Islamisten
» Wenn die „Bild“-Zeitung erscheint, stirbt ein Promi
» 1+1+1+1+1=2
» Bild dir dein Frauenbild
» Der ehrenhafte Julian Reichelt und die grausamen Fotos aus Syrien
» „Der allergrößte Teil der Medien hat sich sehr gut verhalten“
» Wie gut ist „Bild“ wirklich?
» Clickbait aus Leidenschaft
» Die Anschläge von Brüssel im Breaking-News-Modus
» Schnell, schneller, „Focus Online“
» Heute anonym XXVI
» So sieht Journalismus heute aus
» Presserat hält „Galgenmann“-Fotos für unzulässig
» Medien tappen in gigantische Superrattenfalle
» Die grausame Wahrheit über die „Huffington Post“
» „Eigentlich ist es noch viel krasser“
» Nazi-Skandal Reloaded
» Jeder zehnte Journalist berichtet falsch über kriminelle Flüchtlinge
» Bild.de befördert Edward Snowden zum Russen-Spion
» Der Tod eines Toreros in Zeitlupe
» „Focus Online“ fällt auf einen 85 Jahre alten Witz rein
» „Focus Online“ klaut einen erfundenen Asteroiden
» „Extrem drastisches Video“, munter retweetet
» Wie „Bild“ mit „Sex-Mob-Alarm“ Vorlagen für rechte Hetzer liefert
» Die bigotten Hüter des Urheberrechts
» Falsches Spiel des Jahres
» Genies unter sich
» Das besondere „Bild“-Mitgefühl
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: Amoklauf in München
» Das Attentat von München und die Medien
» „The European“ wärmt den „Sex-Mob-Alarm“ auf
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Alle Ausgaben unserer werktäglichen “6 vor 9”-Linkliste finden Sie hier. Die Arbeitsnachweise unserer Clickbait-Taskforce hier. Die “Perlen des Lokaljournalismus” hier. Benedikt Franks Kolumne “Mut zur Wirrheit” über das “Compact”-Magazin hier. Johannes Krams Kolumne “Politically Correct!” hier. Ralf Heimanns Kolumne “Im Abseits” hier. Und Leo Fischers “Bildbetrachtung” hier.

Viel Spaß damit!

Nichts ist so alt wie die falsche Burkini-Meldung von vor vier Monaten

Als der Axel-Springer-Verlag im September 2015 für viele Millionen US-Dollar die Mehrheit an “Business Insider” erwarb und gut zwei Monate später verkündete, auch eine deutsche Version der Nachrichtenseite für Wirtschaftsthemen an den Start gebracht zu haben, waren die Versprechen ziemlich vollmundig: von “innovativem digitalem Journalismus” war da die Rede, von “kompetent und unkonventionell”, vom “typischen Business-Insider-Stil mit seiner unverwechselbaren Erzählweise”.

Dieser “typische Business-Insider-Stil” kommt einem nach eingehender Prüfung vor allem wie eins vor: Clickbait (gut möglich, dass wir bald mal unsere Clickbait-Taskforce dort vorbeischicken). Drei zufällig ausgewählte Facebook-Posts der Redaktion von heute, die zeigen, wie “Business Insider Deutschland” in dem Sozialen Netzwerk auf Leserfang geht:

Der Konzern verlegte die internationale Zentrale von Luxemburg nach London.

Bremerhaven, Gelsenkirchen, Köln, Duisburg und Frankfurt am Main (gemessen wurde das Einkommen im Verhältnis zu den tatsächlichen Lebenshaltungskosten).

Vermutlich hat er in einer Bibel gelesen.

Gestern postete das “Business Insider”-Team diesen Artikel bei Facebook:

“Zum Äußersten” bedeutet in diesem Fall, dass die Polizisten die Frau gezwungen haben sollen, den Burkini auszuziehen.

Und, nein, in Frankreich liegen die Leute nicht im Dezember am Strand. “In den vergangenen Tagen” ist schlicht grob irreführend. Denn die ganze Geschichte — einige werden sich bestimmt erinnern — stammt aus dem August. Genauso der verlinkte “Business Insider”-Text:

Nun ist der Artikel aber nicht nur alt, sondern auch falsch. Die Frau trug nach eigener Aussage gar keinen Burkini, sondern eine Leggins, eine Tunika und ein Tuch um den Kopf. Aber solche Details interessieren die Clickjäger von “Business Insider” natürlich nicht.

Das ständige Neuposten von Clickbait-Artikeln hat übrigens “Focus Online” schon vor einiger Zeit perfektioniert. Wer weiß — vielleicht soll sowas ja auch fester Bestandteil des “unkonventionellen” “Business-Insider-Stils” werden.

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