Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Exklusiv, Bloomsday, Tatort

1. “BamS klaut und kämpft für Franz gegen die FIFA-Russenmafia”
(jensweinreich.de)
Jens Weinreich schreibt zur gestrigen Titelgeschichte der “Bild am Sonntag”, “Der FIFA-Boss und die Russen-Mafia”: “Sieht man von einigen falschen Details und aufgeblasenen Formulierungen (‘heißt es aus deutschen Sicherheitskreisen’) ab, die wohl eher nicht stimmen, dann hat BamS im Grunde nur abgeschrieben und in pubertäre Zusammenhänge gebracht, was im Herbst 2008 in diesem Blog ‘exklusiv’ vermeldet wurde.”

2. “‘Bild’ stürzte Wulff mit einer Falschmeldung. Das kümmert aber keinen.”
(stefan-niggemeier.de)
“Ist es nicht bemerkenswert, dass Wulff am Ende durch eine Falschmeldung der ‘Bild’-Zeitung zu Fall gebracht wurde?”, fragt Stefan Niggemeier zum Rücktritt von Christian Wulff am 17. Februar 2012. “Offenbar nicht. Kaum jemand hat darüber berichtet.”

3. “Vernarrt in die Verfehlung”
(zeit.de, Ursula März)
Das RTL-Boulevardmagazin “Exclusiv”, moderiert von Frauke Ludowig: “Die Zeiten, in denen Boulevardfernsehen nichts anderes vorhatte, als erstaunliche oder mondäne Geschichten aus der Starwelt zu erzählen, sind wohl passé. Die Sprache, die in Exclusiv gesprochen wird, erinnert vielmehr an eine Untersuchungskommission, die ihre Arbeit aufnimmt, weil sie einer bösen Vermutung auf den Grund gehen muss.”

4. “Putins Trolle”
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
Julian Hans wertet “interne Dokumente und E-Mails leitender Mitarbeiter” einer “Agentur zur Analyse des Internets” mit rund 600 Mitarbeitern in St. Petersburg aus, “die eine Gruppe anonymer Informanten im Internet zugänglich gemacht hat”.

5. “‘Nach Kuh-Schweizer-Deutsch darf es ja dann auch nicht klingen'”
(tagesanzeiger.ch, Simon Knopf)
Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion des Schweizer Fernsehens, nimmt Stellung zur Frage, warum der Schweizer “Tatort” die schlechtesten Quoten einfährt. “Die ARD möchte, dass man das Schweizerische auch in der Synchronfassung hört. Für uns bedeutete dies aber einen Spagat. Nach Kuh-Schweizer-Deutsch darf es ja dann auch nicht klingen. Also müssen wir subtil arbeiten. Die Schauspieler sprechen Hochdeutsch, sagen aber ‘Grüezi’ oder verwenden Helvetismen wie Pneu oder Trottoir.”

6. “Bloomsday 2009”
(youtube.com, Video, 46:44 Minuten)
Ein Zusammenschnitt von Szenen, die am 16. Juni 2009 im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Siehe dazu auch “Die Tour kann beginnen: Bloomsday 2014” (fernsehkritik.tv, Fernsehkritiker).

Tina Turner erleidet Schlagzeilenanfall

Es ist die goldene Regel des Onlinejournalismus: Wenn die Konkurrenz über irgendwas Spektakuläres berichtet — erst mal abschreiben. Überprüfen kann man das ja später noch. Irgendwann. Vielleicht. Hauptsache, man hat die Geschichte auch.

Die über Tina Turner zum Beispiel:

Ihre gigantische Rock-Karriere hat sie längst an den Nagel gehängt, lebt ruhig und skandalfrei am Zürichsee. Doch jetzt die Schock-Nachricht: Tina Turner (74) hatte einen Schlaganfall.

Ihr österreichischer Freund und Fahrer Albert B. (58) verriet der MOPO, dass Tina Turner ihren geplanten Urlaub am Wörthersee in Kärnten absagen musste. Regelmäßig macht sie dort eine Schönheitskur – normalerweise. Denn, so der Vertraute: “Sie hatte einen leichten Schlaganfall, ist aber wohl auf dem Weg der Besserung.”

Diese “Schock-Nachricht” ist heute von den Schwesterblättern “Hamburger Morgenpost” und “Express” in die Welt gesetzt worden, und es dauerte nicht lange, bis sie auch bei Dutzenden anderen Medien zu lesen war:



So richtig überzeugt waren die Abschreiber vom Wahrheitsgehalt der Story zwar nicht, wie man an den vielen Fragezeichen und Konjunktiv-Konstruktionen und den Verweisen auf “Medienberichte” erkennen kann. Aber egal. Denn wie gesagt: Das Wichtigste ist, dass man es auch hat. Die Recherche kommt dann später. Vielleicht.

Einige Journalisten aus der Schweiz waren dagegen weit weniger faul vorschnell und fragten lieber mal bei der Agentur Richterich und Partner nach, die für Teile von Turners PR-Arbeit zuständig ist. Und dort erfuhren sie: Tina Turner plane gar keinen “Urlaub am Wörthersee”, wie die deutschen Medien behauptet hatten. Es gebe auch keinen Fahrer namens Albert B. Und vor allem habe die Sängerin keinen Schlaganfall gehabt. “Fakt ist, dass sich Tina bester Gesundheit erfreut”, sagte der Sprecher dem Schweizer Portal 20min.ch.

Gegenüber BILDblog hat die Agentur bestätigt, dass an der Schlaganfall-Geschichte nichts dran sei. Wie es zu der Falschmeldung gekommen ist, könne man sich auch nicht erklären. Nachgefragt habe bei ihnen jedenfalls keiner der deutschen Journalisten.

Inzwischen haben viele Medien ihre Berichterstattung immerhin korrigiert. Manche drehen die Sache auch klickträchtig weiter und sprechen jetzt von einem “Wirbel” um den Gesundheitszustand von Tina Turner. Andere — so wie mopo.de und express.de — haben ihre Artikel einfach gelöscht.

Nachtrag, 27. Mai: Die “Morgenpost” schreibt heute in einer kleinen Meldung: “Tina geht es gut”. Eine Erklärung oder Entschuldigung für ihre ursprüngliche Berichterstattung sucht man allerdings vergebens.

Und dann ist da noch die “Welt”, die heute verkündet:

Tina Turner erleidet Schlaganfall

Ihre Fans sind in großer Sorge um Tina Turner. Die 74-Jährige hat offenbar einen Schlaganfall erlitten. […]

Team Wallraff, Roboterjournalismus, Siezen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Eine Ente geht um die Welt: Medien lassen Schumacher aufwachen”
(meedia.de, Marvin Schade)
Verschiedene Medien melden, Michael Schumacher sei aus dem Koma erwacht: “Die Suche nach der Quelle der Falschmeldung bleibt bisher erfolglos.”

2. “‘Die Personifizierung des Roboterjournalisten ist absurd'”
(barnabyskinner.com)
Cord Dreyer erklärt in einem Interview, weshalb er nur wenig hält vom Wort “Roboterjournalismus”: “Die grossen journalistischen Leistungen, die Reportage, einen politischen Zusammenhang erklären, Menschen kennen lernen – das kann eine Maschine in absehbarer Zeit nicht leisten. Was sie kann, ist Routinearbeiten übernehmen.”

3. “Die Glaubwürdigkeit der Medien steht auf dem Spiel”
(salzburg.com, Manfred Perterer)
“Fast alles Geld fließt direkt an die großen Wiener Boulevard- und Gratisblätter. Regionalzeitungen werden mit Brosamen abgespeist”, schreibt Manfred Perterer über die Inserate-Vergabe “von öffentlichen und halböffentlichen Stellen” in Österreich, “mit denen eine wohlwollende Berichterstattung erkauft werden soll”.

4. “‘Jeder macht mal Fehler – aber bei uns Journalisten stehen sie gleich in der Zeitung'”
(hogn.de, Helmut Weigerstorfer)
Helmut Weigerstorfer befragt Lokaljournalist Jörg Homering-Elsner, der die Facebook-Seite “Perlen des Lokaljournalismus” ins Leben gerufen hat.

5. “Dann bleiben wir doch lieber per Sie”
(medienwoche.ch, Antonio Fumagalli)
Sollen sich Politikjournalisten und Parlamentarier duzen oder siezen? Antonio Fumagalli versucht, “zumindest in der Grussform eine Abgrenzung aufrechtzuhalten. Die Parlamentarier sind nicht unsere Feinde. Sie sind aber auch nicht unsere Freunde – obschon einem gewisse Parlamentarier selbstverständlich sympathischer sind als andere.”

6. “Team Wallraff – Reporter undercover – Folge 1”
(rtl-now.rtl.de, Video, 50:05 Minuten)
Siehe dazu auch “Das darf nicht sein, das darf nicht sein” (spiegel.de, Stefan Kuzmany).

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik

Alfred Draxler, der ehemalige Vize-Chefredakteur und Ober-Sportchef der “Bild”-Zeitung, hat am Sonntag bei “Günther Jauch” mal e­rzählt, wie Journalismus funktioniert. Also nicht dieser Schweinepressejournalismus, sondern der richtige. Der verantwortungsvolle, penible, juristisch, moralisch und ethisch einwandfreie Journalismus. Der Journalismus also, den “Bild” pflegt — laut Alfred Draxler.

Leider hat er bei seinen Ausführungen die Beispiele ganz vergessen. Aber kein Problem, liefern wir sie eben jetzt nach. Beginnen wir mit …

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik, Teil 1

Das Interesse der Menschen [am Fall Schumacher] ist riesengroß. Als Journalist hat man dann halt die Aufgabe, zu filtern und zu entscheiden: Was kann man machen, was kann man nicht machen.

Ein Beispiel. Gerade in der ersten Zeit nach dem Unfall wurden die Angehörigen von Michael Schumacher jedes Mal von etlichen lauernden Fotografen umzingelt, sobald sie die Klinik betraten oder verließen. Schumachers Managerin Sabine Kehm berichtete bei “Günther Jauch”, dass die Familie sogar Sicherheitskräfte engagierte und alternative Zugangswege auskundschaftete, um sich nicht immer wieder durch den Pulk von Kameraleuten und Fotografen quälen zu müssen – ohne Erfolg.

Die Redaktionen bekamen täglich Dutzende solcher Fotos geliefert und mussten entscheiden: Kann man oder kann man nicht machen?

“Bild” meinte: Kann man.

11.03 Uhr - Corinna Schumacher kommt an Klinik an - Schumis Ehefrau Corinna ist um 9.49 Uhr wieder an der Uni-Klinik in Grenoble angekommen, wird ihrem Mann auch heute beistehen.15.23 Uhr - Papa Rolf bringt Pizza - Schumis Vater Rolf kümmert sich um die Familie: Um 15.04 Uhr bringt er neun Pizzas zu den Wartenden in die Klinik. 18.50 Uhr - Corinna verlässt die Klinik - Corinna Schumacher verlässt um 18.18 Uhr die Klinik in Grenoble. Auch heute war sie wieder bei ihrem Michael.

Die Kliniktür-Klickstrecken endeten erst, nachdem ein Absperrgitter zum Schutz der Angehörigen aufgebaut worden war. Heißt: Zum “verantwortungsvollen” Journalismus der “Bild”-Zeitung gehört auch die Veröffentlichung solcher Fotos. Solange sie nicht massivst daran gehindert wird.

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik, Teil 2

[Im Fall Schumacher] strömen auf die Redaktionen unglaublich viele Informationen ein – angebliche Informationen. Sei es der Kollege Alesi von Schumacher, seien es Ärzte, die eine Ferndiagnose machen. Und es ist unsere Aufgabe, damit verantwortungsvoll umzugehen, und ich glaube, das gelingt uns.

Sabine Kehm hatte zuvor erzählt, dass es jedes Mal eine Belastung für die Familie sei, wenn Äußerungen wie die von Alesi oder Ferndiagnosen unbeteiligter Ärzte von den Medien verbreitet würden.

Und so “verantwortungsvoll” ist “Bild” mit den Äußerungen von Alesi umgegangen:

Und so “verantwortungsvoll” ist “Bild” mit den Ferndiagnosen von Ärzten umgegangen:

“Verantwortungsvoll umgehen” heißt also: konsequent veröffentlichen.

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik, Teil 3

Ich kann da nur für “Bild” und “Sport Bild” und andere Springer-Medien sprechen: Wir prüfen das wirklich – sowohl juristisch als auch moralisch als auch ethisch –, ob wir das überhaupt bringen können. Also: Wir nehmen nicht jede Information und stellen sie ungeprüft in die Öffentlichkeit, sondern das wird schon sehr, sehr, sehr verantwortungsvoll geprüft.

Und erst wenn “Bild” eine Information sowohl juristisch als auch moralisch als auch ethisch als auch sehr, sehr, sehr verantwortungsvoll geprüft hat, wird sie zu einer solchen Titelgeschichte verarbeitet:

Neue Sorge um Schumi - Lungen-Entzündung im Koma!

“Bild” schrie:

JETZT MÜSSEN SICH DIE FANS NEUE SORGEN MACHEN: Bei Schumi wurde nach BILD-Informationen in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert! Die Folgen sind noch nicht absehbar.

Die Meldung wurde sofort von anderen Medien aufgegriffen — und auch wenn einige der Abschreiber durchaus Zweifel hegten und Schumachers Managerin Sabine Kehm die Meldung nicht hatte kommentieren wollen: die “Neue Sorge um Schumi” war in der Welt.

Die Reporter bezogen erneut Stellung vorm Krankenhaus, die internationale Presse bombardierte Kehm erneut mit Anfragen, die “Experten” ferndiagnostizierten erneut drauf los, die Fans machten sich erneut Sorgen, die Freunde und Angehörigen wurden erneut aufgeschreckt.

Dabei stimmten die “BILD-Informationen” gar nicht. Zwei Tage später schrieb das Blatt im vorletzten Absatz eines weiteren Schumi-Artikels:

BILD hatte berichtet, dass in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert worden war. Die Erkrankung liegt aber schon weiter zurück und stellte in dieser Woche nach neuesten Erkenntnissen keine akute Gefahr mehr da.

So viel zum Punkt juristisch als auch moralisch als auch ethisch als auch sehr, sehr, sehr verantwortungsvoll geprüfte Informationen.

Die ganze unnötige Panik wäre nicht ausgelöst worden, wenn “Bild” sich an den Wunsch von Schumachers Managerin gehalten hätte, die immer und immer wieder ausdrücklich und nachdrücklich darum gebeten hat,

das Arztgeheimnis zu respektieren und sich ausschließlich an die Informationen des zuständigen Ärzte-Teams oder Managements zu halten, die die einzigen gültigen Informationen sind.

Aber “Bild” ignorierte diese Bitte.

Die Medien wollen so viele Details wie möglich. Schumachers Familie will aber so wenige wie möglich rausgeben. Die Lücke wird geschlossen mit Spekulationen, Ferndiagnosen, Übertreibungen und Wiederholungen. Oder mit Berichten darüber, dass es nichts zu berichten gibt.

Und damit zu …

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik, Teil 4

Jauch: “Was machen Sie denn, wenn Sie so ein riesiges Interesse feststellen und müssen sagen: ‘Es gibt nichts Neues, wir haben nichts’?”

Draxler: “Dann machen wir’s auch nicht.”

Nun ja …

Bild.de, 4. Januar:

Zu seinem aktuellen Zustand gibt es keine Neuigkeiten.

Bild.de, 16. März:

Weiterhin keine Neuigkeiten bei Schumi!

Bild.de, 10. April:

Unterdessen gibt es zu Schumis gesundheitlichen Zustand keine Neuigkeiten.

Bild.de, 2. Januar:

Aber es gibt ja auch noch genug anderen Quatsch, mit dem “Bild” die Seiten füllen kann:

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So hat “Bild” seit dem Unfall bereits über 40 Artikel veröffentlicht. Viele davon bestehen aus nicht viel mehr als Gerüchten, Fragen, Wiedergekäutem und Geschwafel.

Am 4. April schien es dann aber, als hätte Bild.de tatsächlich etwas Neues zu berichten. Auf der Startseite jubelte das Portal riesengroß:

Schumi geht es besser! - Seine managerin zu BILD: "Es gibt Anzeichen, die uns Hoffnung machen"

Grund für die “neue Hoffnung” war eine Aussage von Schumachers Managerin Kehm gegenüber “Bild”:

Managerin Sabine Kehm gegenüber BILD: “Ich kann nur noch einmal sagen: Es gibt Anzeichen, die uns Mut machen.”

“Nur noch einmal sagen”?

Ach ja:

Schumi-Managerin macht Hoffnung - "Immer wieder kleine Anzeichen, die uns Mut machen"

Dieser Artikel war ziemlich genau drei Wochen zuvor bei Bild.de erschienen. Er bezog sich auf eine Pressemitteilung von Sabine Kehm, in der es hieß:

Es gibt immer wieder kleine Anzeichen, die uns Mut machen.

Genau das, was sie per Pressemitteilung allen gesagt hatte, hat sie drei Wochen später der “Bild”-Zeitung also noch einmal gesagt. Und die bastelt daraus eine große Neuigkeit.

Andere Medien (und zwar viele, viele, viele, viele, viele, viele, viele, viele andere Medien) rannten erwartungsgemäß blind hinterher und verkündeten, Schumacher gehe es “besser”, obwohl einige von ihnen sogar selbst feststellten, dass Kehm genau das Gleiche schon in ihrem letzten Statement gesagt hatte.

“Bild” hatte den alten Stand kurzerhand als neuen verkauft (und alle anderen nahmen es ihr ab). Wenn Alfred Draxler also sagt: “Machen wir nicht”, meint er “nicht” im Sinne von: “doch”.

Alfred Draxlers Einführung in die Medienethik, Teil 5

Da ist kein Journalismus, das ist Schweinepresse!

Die womöglich zutreffendste Aussage Draxlers in der gesamten Sendung. Er meinte die billigen, bunten Klatschblätter. Mit denen will er unter keinen Umständen auf eine Stufe gestellt werden. Schon am Anfang der Sendung hatte er darauf bestanden, dass man “sehr differenzieren” müsse, “was die Art der Medien anbelangt”, denn da gebe es durchaus “Abstufungen”.

Es kommt ihm freilich sehr entgegen, dass es da noch einen Bereich in der Presselandschaft gibt, der noch mieser, noch krawalliger und noch skrupelloser zur Sache geht als die “Bild”-Zeitung. Gegen die Regenbogenpresse wirkt sein Ex-Blatt ja auch in der Tat nicht mehr ganz so schlimm. Zumindest auf der ersten Blick.

Rein inhaltlich haben “Bild” und die Regenbogenblätter in den vergangenen Wochen aber durchaus Parallelen gezeigt. Natürlich: Im Wahrheit-Verzerren sind die Klatschblätter ungeschlagen. Aus einer banalen Kleinigkeit wird auf derm Cover schnell mal eine riesige Schocktränentragödie. Oder aber ein “Zeichen der Hoffnung”, wie in diesem Fall:

Endlich! Michael Schumacher - Das erste Zeichen der Hoffnung!

Das Blatt suggeriert, Schumachers Zustand habe sich gebessert — dabei steckt hinter der Schlagzeile lediglich das Gerücht, dass Schumachers Glücksarmband angeblich wiedergefunden wurde.

Die “Bild”-Zeitung hatte bei der Überschrift allerdings eine ganz ähnliche Idee…

Glücksarmband im Schnee gefunden - Hoffnungs-Zeichen für Schumi?

… ließ ihre Leser aber immerhin nicht im Unklaren über den Kern der, äh, “Nachricht”:

21 Tage nach Horror-Unfall - Schumis Glücksbringer im Schnee gefunden!

Einige Journalisten scheinen fest davon überzeugt zu sein, sie hätten Anspruch auf eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit neuen Einzelheiten; manche drehen sogar dermaßen am Rad, wenn Schumachers Managerin “nichts zu berichten” hat, dass man ihnen am liebsten die Tastatur wegnehmen möchte.

Und so werden die Zeitungs- und Internetseiten — und zwar sowohl in den Boulevard- als auch den Regenbogen- als auch den seriösen Medien — mit Nachrichten gefüllt, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient haben und statt dem Informationsinteresse nur einer Sache dienen: der Gier der Leute, irgendetwas über Michael Schumacher zu lesen. Dass die “Bild”-Zeitung sich dabei nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnt wie die Regenbogenpresse, ist klar. Und es kam ihr sehr zugute, dass diese Unterscheidung auch bei Jauch so stark betont wurde, vor allem von Draxler selbst. Guck mal, was die da machen, dagegen sind wir ja nun wirklich nicht schlimm.

Ohnehin profitierte “Bild” in Jauchs Runde enorm von den Vergleichen mit anderen Medien. Auch Schumachers Managerin Kehm sagte, dass sich das Blatt “im Großen und Ganzen fair” verhalten habe und dass sie andere Boulevardmedien als “sehr viel grenzwertiger” empfunden habe. Und natürlich wirkt “Bild” im direkten Vergleich nicht ganz so schlimm wie etwa der unsägliche “News”-Ticker von “Focus Online” oder die Knallblätter der deutschen oder englischen Regenbogenpresse. Aber nur weil die “Bild”-Zeitung noch genug Restskrupel hat, auf der Titelseite nicht einfach zu lügen, Schumacher sei “aufgewacht” oder es gebe ein “Wunder”, und nur weil sie nicht jedes Gerücht aufgreift, sondern auch mal eins auslässt, heißt das ja nicht automatisch, dass sie guten Journalismus macht. Es ist lediglich das kleinere Übel.

Es gibt darüber hinaus noch einen bedeutenden Unterschied zwischen “Bild” und der Regenbogenpresse, der bei solchen Vergleichen schnell unter den Tisch fällt. Dieser Unterschied wird gerade am Beispiel der rumgereichten “Bild”-Panikmache wegen der angeblichen Lungenentzündung deutlich.

Wenn die “Bild”-Zeitung etwas schreibt, dauert es nämlich nicht lange, bis andere, auch seriöse und internationale Medien aufspringen, so groß deren Zweifel auch sein mögen. Die Spekulationen der “Freizeit X” werden dagegen allenfalls von der “Freizeit Y” und der “Z für die Frau” aufgegriffen, sie verbleiben im Paralleluniversum der Regenbogenwelt und dringen nur selten ans Licht der breiten Öffentlichkeit. Auch wenn die Auflagenzahlen in diesem Segment riesig sind, erreicht ein Gerücht der Regenbogenpresse nur selten so viele Meinungsmacher wie eines, das von der “Bild”-Zeitung in die Welt gesetzt wurde.

So zieht jede große “Bild”-Schlagzeile ein riesiges Echo nach sich, das selbst dann noch hallt, wenn die ursprüngliche Meldung längst korrigiert oder widerlegt wurde.

Im Fall Schumacher klang dieses Echo unter anderem so:

Michael Schumacher - Jetzt liegt alles in Gottes Hand! - Die schwere Lungen-Entzündung - Die letzten Stunden im Krankenhaus

Dahinter steckt nichts anderes als die Falschmeldung der “Bild”-Zeitung. “die aktuelle” schreibt:

Der Feind in seinem Körper — er macht alles kaputt. Die schreckliche Schock-Nachricht aus Grenoble: Schwere Lungenentzündung. Ausgerechnet jetzt! Das Leben von Michael Schumacher, 45, steht auf Messers Schneide. Sein Schicksal liegt nun allein in Gottes Hand. Dabei hatte es doch schon so gut ausgesehen …

Diesen Artikel hätte es ohne “Bild” nicht gegeben. Viele andere Schumi-Artikel in den Regenbogenbogenblättern auch nicht. Klar: Die Redaktionen hätten sicherlich auch andere Quellen für ihre Schock-Wunder-Dramen gefunden. Aber in vielen Fällen lieferte die “Bild”-Zeitung schon genug Futter für die “Schweinepresse”.

All das erwähnte Alfred Draxler in seiner Lehrstunde über verantwortungsvollen Journalismus natürlich mit keinem einzigen Wort.

Blick, De:Bug, Die neue Frau

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Auf der Skipiste des Grauens”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Der Artikel “Verzweifelte Schreie im Schnee” in der Zeitschrift “Die neue Frau” beschreibt einen Skiunfall von Ariane, der Tochter der niederländischen Königin Máxima.

2. “Vater des Amokläufers klagt gegen Springer”
(stuttgarter-zeitung.de, Thomas Schwarz)
Der Vater des Amokläufers von Winnenden fordert vom Axel-Springer-Verlag eine Entschädigung in der Höhe von 10 000 Euro, “weil in der ‘Bild’-Zeitung zwei Porträtfotos von ihm abgedruckt worden waren, die seiner Meinung nach seine Persönlichkeitsrechte verletzten”.

3. “Benzin im Blut, heulende Motoren im Ohr”
(nzz.ch, Marcel Gyr)
Mit 20 fing Roger Benoit beim “Blick” an – mit 65 ist der Formel-1-Reporter immer noch dabei. “Von Motoren oder Getrieben hat Boliden-Roger bis heute keine Ahnung. ‘Das interessiert mich nicht’, gibt er freimütig zu. Sobald es um Technik gehe, lasse er die Finger davon. ‘Dann zitiere ich nur noch die Experten.'”

4. “Der scheinheilige Blick”
(blog.tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger)
Der “Blick am Abend” mache sich lächerlich, wenn er sich sich zum Beschützer der Frauen aufspiele, findet Michèle Binswanger.

5. “Falschmeldungen: Kassel ist keine Unfall-Hochburg”
(hna.de)
“Men’s Health” berichtete, “dass Kassel bundesweit Spitzenreiter bei Verkehrsunfällen mit Verletzten sei”, Bild.de und Welt.de “übernahmen die Meldung ungeprüft”. “Auf HNA-Anfrage bei ‘Men’s Health’ räumte die Redaktion den Rechenfehler ein.”

6. “De:Bug verabschiedet sich”
(de-bug.de, Sascha Kösch)
Das Musikmagazin “De:Bug” kündigt eine letzte Ausgabe an. “Die Welt explodiert in Medien, die Konkurrenz für umsonst ist überall, die Margen werden immer kleiner und die Mischkalkulationen immer ausufernder. Dazu droht immer die große Schere: Alles für umme und alles jetzt sofort. Und so schön das ist, als Zeitung ist man eben einfach langatmiger.”

Journalistische Handtaschenspielertricks

Am Montag hat die grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner ihre Handtasche am Frankfurter Flughafen vergessen. Sie bemerkte das erst, als sie im Flugzeug saß und die Türen schon verschlossen waren. Sie hatte aber Glück: Der Start des Flugzeuges verzögerte sich wegen Nebel. Der Kapitän entschied, dass noch genügend Zeit sei, um die Tasche an Bord bringen zu lassen. So geschah es.

Klingt spontan nicht nach einer Geschichte, die die Republik in Wallung bringt? Weit gefehlt.

Der Hauptstadt-Korrespondent des “Berliner Kurier” erzählt die Geschichte nämlich anders: als einen Aufreger über die unglaublichen Privilegien, die deutschen Politikern zuteil werden — auf Kosten der normalen Bevölkerung:

Lufthansa-Flieger stoppt für Politikerin

(…) Grünen-Politikerin stoppt Lufthansa-Flugzeug! Klingt unglaublich, ist aber wahr.

In größter Ausführlichkeit schildert er, wie die Menschen in der Maschine saßen, wie alles bereit zu sein schien zum Start, wie die Gangway zurückgefahren und das Schleppfahrzeug eingehakt gewesen sei. Doch plötzlich:

Doch plötzlich wirbelt in der Businessklasse Tabea Rößner (47) mit den Händen durch die Luft und ruft um Hilfe. (…) Ihre Handtasche ist weg.

In noch größerer Ausführlichkeit schildert der “Berliner Kurier” nun, wie die Politikerin mit dem Bordpersonal verhandelt habe, wie ein Flughafen-Mitarbeiter ins Terminal geeilt sei, wie der “Taschen-Retter mit einem Steigerfahrzeug an die Tür” gebracht worden sei, “an der normalerweise das Bord-Essen angeliefert wird”.

Er lässt keinen Zweifel, dass die zwanzig Minuten Verspätung dadurch entstehen, dass Rößners Tasche besorgt werden musste:

Taschen-Gate am Gate!

Dabei weiß es der “Kurier” besser. Gegen Ende des Artikels zitiert er unauffällig in einem Nebensatz, dass laut Rößner “die Verspätung auch schon wegen einer fehlenden Starterlaubnis erfolgt sei”. Und fügt hinzu, dass die Lufthansa das bestätigt: Die Verspätung sei “aufgrund des zugewiesenen Zeitfensters” erfolgt.

Diese Tatsachen haben die “Kurier”-Leute aber ausgeblendet, um die Geschichte von einer Politikerin, wegen deren Schusseligkeit ein Flug gestoppt wird, erzählen zu können.

Bis hierher ist es eine Geschichte über den “Berliner Kurier” und seiner Schwesterblätter “Express” und “Morgenpost”, die sie übernehmen.

Aber dabei bleibt es natürlich nicht.

Bild.de steigt ein:

Ohne Rückfrage bei Rößner übernimmt Bild.de die Darstellung des “Berliner Kurier”, ergänzt sie um ein paar weitere falsche Details und spricht von einer “peinlichen Anekdote”.

Nun kopiert die “Rhein-Zeitung” die Geschichte* und bringt sie online unter der Überschrift:

Flieger wartete: Mainzer Abgeordnete bekommt vergessene Handtasche gebracht

Erst später — laut Rößner nach einem Anruf von ihr — wird sie geändert zu:

Flieger wartete ohnehin: Mainzer Abgeordnete bekommt vergessene Handtasche in Flieger gebracht

Die “Mainzer Allgemeine” und der Landesdienst der Nachrichtenagentur dpa machen etwas Ungeheures: Sie rufen in Rößners Büro an und fragen nach. Die “Mainzer Allgemeine” veröffentlicht daraufhin einen ausführlichen Artikel; dpa beschließt vorläufig, dass die Geschichte kein Thema ist.

Andere Medien verzichten auf Recherche und steigen unter Verweis auf den “Berliner Kurier” in den Ring. Darunter sind die Online-Auftritte von “Focus”

“Bunte”

… und “Rheinischer Post”:

Schließlich schaltet Rößner einen Anwalt ein, der unter anderem erreicht, dass Bild.de den Artikel löscht.

Von den anderen Medien will Rößner nun eine Unterlassungserklärung fordern.

*) Nachtrag/Korrektur, 17:00 Uhr. Die “Rhein-Zeitung” widerspricht unserer Formulierung, sie habe die Geschichte “kopiert”. Der Autor sagt, er habe vor der Veröffentlichung bei der Lufthansa nachgefragt und von Anfang an im Artikel erwähnt, dass die Maschine wegen des Nebels wartete.

Nachtrag, 17. Januar. “Focus Online” hat die Meldung nun einfach gelöscht; “RP-Online” hat sie überarbeitet.

Nachtrag, 15:30 Uhr. Nun hat auch der “Berliner Kurier” seine Geschichte gelöscht.

Nachtrag, 21. Januar. Inzwischen hat auch Bunte.de die Falschmeldung ohne Erklärung entfernt.

Ailton, Xaver, zu Guttenberg

6 vor 9

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1. “Offizielle Stellungnahme zum ‘Fall Ailton'”
(olympique-lucerne.ch)
Ein Fußballverein der untersten Liga in der Schweiz teilt mit, Ailton verpflichtet zu haben: “Die Fakten waren aus unserer Sicht derart überspitzt dargestellt, dass die Unglaubwürdigkeit dieser Mitteilung auf der Hand lag. Wir sind ein neuer Verein, der sich aus Fussballfreunden formiert hat. Wir spielen in der 5.Liga (unterste Liga in der Schweiz) und können mit unserem Jahresbudget gerade mal die Kosten decken.”

2. “5.-Liga-Klub veräppelt Medien”
(20min.ch, mme)
Die Falschmeldung ist nach wie vor unkorrigiert in vielen Online-Portalen zu lesen. Auf Welt.de heißt es zum Beispiel: “‘Wir sind überglücklich über diesen Transfercoup’, sagte Lucerne-Trainer Saliu Demerali. Ailton selbst wurde auf der Klub-Homepage zitiert: ‘Ailton kommen und dann nur Tore, Tore, Tore.'” Nachtrag, 11:40 Uhr: Der Artikel auf Welt.de wurde inzwischen gelöscht.

3. “Xaver brachte die zweitschwerste Sturmflut seit Beginn der Aufzeichnungen”
(plus.google.com, Judith Andresen)
Judith Andresen findet nicht, dass die Medien bei den Warnungen vor Orkan Xaver übertrieben haben: “Die Medien und offizielle Stellen sind also der Idee gefolgt: ‘bei Sturm ist es drinnen sicherer’. Das ist kein Alarmismus. Das ist angemessen. Wir hatten Glück. Das Meer ist stärker, als wir es sind.”

4. “Kalkül der Angst”
(faz.net, Mark Siemons)
China droht der Belegschaft von “New York Times” und “Bloomberg” mit einer Ausweisung. “Sämtlichen 24 Korrespondenten der beiden Organisationen wurde verweigert, die Erneuerung ihrer Presseausweise oder ihrer Journalistenvisa zu beantragen, die sie bis Ende des Jahres benötigen, um in China zu bleiben.”

5. “Zu Guttenbergs magere Bilanz als EU-Internetberater”
(netzpolitik.org, Kirsten)
Kirsten versucht herauszufinden, was Karl-Theodor zu Guttenberg als Internetberater der EU-Kommission geleistet hat.

6. “Der Aufruf der Schriftsteller”
(faz.net)
Ein von 560 Schriftstellern aus 83 Ländern unterzeichneter Aufruf: “Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken und Privaträumen, in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet zu bleiben. Dieses existentielle Menschenrecht ist inzwischen null und nichtig, weil Staaten und Konzerne die technologischen Entwicklungen zum Zwecke der Überwachung massiv missbrauchen.”

“Bild” feuert Büskens

Es war eine ziemlich klare Ansage, die “Bild” da am vergangenen Samstag gemacht hat:

0:1! Fortuna-Trainer am Ende - Büskens fliegt sofort raus!

“Nach BILD-Informationen”, hieß es dort, werde Mike Büskens nicht weiter als Trainer von Fortuna Düsseldorf arbeiten. Oder anders gesagt:

Nach Pyro-Blamage - Fortuna feuert Büskens

Fortunas Manager Wolf Werner sagte zwar gleich, dies sei “eine Falschmeldung, die mir die Zornesröte ins Gesicht treibt”, doch das ignorierte die “Bild am Sonntag” einfach mal, als sie tags darauf ebenfalls berichtete, die Entlassung sei “längst beschlossen”. Auch über den Ablauf des Rauswurfs wusste die “BamS” genau Bescheid:

Mitte der Woche soll die Trennung vom gebürtigen Düsseldorfer vollzogen sein.

Inzwischen haben wir Mitte der Woche. Und siehe da: Fortuna Düsseldorf hat tatsächlich eine Entscheidung bekannt gegeben. Allerdings nicht ganz so, wie “Bild” vorhergesagt hat:

Vorstand und Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf haben am Dienstagabend in einer gemeinsamen Sitzung die aktuelle sportliche Situation des Vereins intensiv erörtert. Die Gremien sind übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass sie von der Arbeit von Mike Büskens weiterhin überzeugt sind und er Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf bleibt.

Mit Dank an Tim, Toby J. und Bernd J.

Listen, Michael Hayden, Blanda Eggenschwiler

6 vor 9

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1. “Journalistmus”
(haz.de, Imre Grimm)
Eine “millionenfache Listenpest” durchsuppt “inzwischen selbst vermeintlich sortenreine Nachrichtenseiten”, stellt Imre Grimm fest. “Langsam, schleichend, verabschieden sich auch Anbieter, die sich journalistischen Prinzipien verschrieben hatten, vom lange gültigen Aktualitäts- und Relevanzprinzip – hin zu einem klickoptimierten Kessel Buntes mit ’24 Sätzen, die Lehrer von Eltern nicht hören wollen’ oder den ’19 nervigsten Werbespots der Welt’. Syrien? Iran? Gott, wer will das wissen?”

2. “Kann die Huffington Post Wissenschaft?”
(stimmthaltnicht.de)
Der Wissenschaftsjournalismus in der “HuffPo”: “Auffällig ist: Die Autoren der Huffington Post gehen ziemlich lax und intransparent mit Quellen um.”

3. “‘Oft siehst du die Paparazzi gar nicht'”
(medienwoche.ch, Stephanie Rebonati)
Wie die aktuell mit Joe Jonas liierte Blanda Eggenschwiler mit Paparazzi und Falschmeldungen der Medien umgeht.

4. “Blonde Roma-Kinder”
(nzz.ch)
Zwei blonde Roma-Kinder werden in Irland “vorübergehend in den Gewahrsam der staatlichen Gesundheitsbehörde” genommen und dann “wieder zu ihren rechtmässigen Eltern zurückgebracht”. “Archaische Klischees über die Gewohnheit der Fahrenden, die Kinder von Sesshaften zu rauben, schlugen sich in zahlreichen Online-Kommentaren aus der Leserschaft nieder. Auch die irische Polizei scheint dieser toxischen Gedankenkette erlegen zu sein, als sie Familien leichtfertig auseinanderriss.”

5. “Guy On Train Live Tweets Former CIA Chief’s On-Background Interview”
(npr.org/blogs/thetwo-way, Eyder Peralta, englisch)
Tom Matzzie twittert live von einem Hintergrundgespräch, das der ehemalige Chef der NSA, Michael Hayden, neben ihm im Zug führt.

6. “Bild-Leser zum Frauenfussball”
(vermeintliches.wordpress.com)

Heavy Metal, Hühnerstall, Hitlergruß

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalismus bei der Tafel”
(timo-rieg.de)
Timo Rieg entdeckt Rezensionsexemplare seines eigenen neuen Buchs in Online-Shops: “Besonders schön dabei sind immer die Hinweise ‘ungelesen’ oder ‘originalverpackt’. So viel Mühe hat sich dann der Journalismus gemacht zu prüfen, ob das Buch eine Besprechung wert ist oder nicht: ohne zu lesen, ohne es nur zu öffnen. (…) Ohne aufgrund der überschaubaren Fallzahl eine quantitative Aussage treffen zu wollen, so sind es wohl doch ganz überwiegend die gut situierten Einkommensgruppen im Redaktionsbetrieb, die sich dieser Form der Gemeinwohlpflege hingeben.”

2. “Wie der Heavy Metal in den Leitmedien abschneidet”
(powermetal.de, Stephan Voigtländer und Nils Macher)
Teil 2 der Analyse, wie Heavy Metal von den Leitmedien verarbeitet wird, setzt den Schwerpunkt auf Beiträge im Radio und Fernsehen.

3. “Der Fuchs im Hühnerstall”
(taz.de, David Denk)
“Spiegel”-Mitarbeiter reagieren auf die Verpflichtung von Nikolaus Blome als stv. Chefredakteur.

4. “Wenn der Pöbel kommentiert: BILD-Leser wollen sich nicht für einen Deutschen schämen, der Flüchtlinge mit dem Hitlergruß begrüßt”
(kaputtmutterfischwerk.de, Ronny)
Ronny sammelt Kommentare auf der Facebook-Seite von “Bild”, die zu diesem Foto abgegeben wurden.

5. “Tatort ‘Bild’: Eine Falschmeldung zieht Kreise”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Ein “Tatort” soll erstmalig um 22 Uhr ausgestrahlt werden, was es noch nie gegeben habe, behaupten “Bild” und Bild.de – die Meldung wird von mehreren anderen Medien übernommen. “Alle wiederholen dabei die Behauptung der ‘Bild’, dass die späte Ausstrahlung ein einmaliger Vorgang in der ‘Tatort’-Geschichte sei. Doch das stimmt so nicht.”

6. “Lahme Zoten, Wahn um Quoten: Fehlt dem ZDF der Mut?”
(zdf.de, Video, 62:18 Minuten)
Georg Diez, Oliver Kalkofe und Nilz Bokelberg sprechen mit ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler über das ZDF-Programm. Siehe dazu auch die Kompaktversion in 3:15 Minuten auf youtube.com.

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