Suchergebnisse für ‘fakten’

Netzwerk Recherche

Am Montag hatten wir darüber berichtet, wie StudiVZ darauf reagiert, dass sich Medienvertreter in dem sozialen Netzwerk mit Fotos und Informationen über Jugendliche eindecken.

Logo der StudiVZ-Gruppe "Wenn ich tot bin, soll mein Bild nicht in die Bild-Zeitung!"Im Anschluss daran schrieben uns Leser, die fragten, wie sie einem solchen Bilderklau Vorschub leisten könnten (Korrektur von 16:19 Uhr: BILDblogger scheitert an der deutschen Sprache) einen solchen Bilderklau verhindern könnten. Eine richtige Antwort darauf hatten wir auch nicht, bis uns ein weiterer Leser schrieb, er habe gerade eine neue Gruppe bei StudiVZ gegründet: “Wenn ich tot bin, soll mein Bild nicht in die Bild-Zeitung!” Eine vielleicht etwas hilflose und symbolische Aktion, die aber immerhin auf das Problem aufmerksam macht.

Der folgende Tag allerdings zeigte, dass das Problem der Recherche in Sozialen Netzwerken kein “Bild”-spezifisches ist — und dass man nicht unbedingt tot sein muss, um unfreiwillig seine privaten Fotos in der Boulevardpresse wiederzufinden:

In Sankt Augustin hatte eine Schülerin offenbar einen Brandanschlag auf ihr Gymnasium geplant. Eine Mitschülerin stellte sich ihr in den Weg und wurde mit einem Messer verletzt. “Bild” berichtete am Dienstag groß über die “Heldin” und veröffentlichte dabei eine Kurz-Charakterisierung, die sich liest, als sei sie direkt aus dem Profil einen Sozialen Netzwerks zusammenkopiert:

Wer ist die hübsche Schülerin? Sie geht in die 11. Klasse und möchte später gerne in Paris studieren. Dennoch ist Ankes Lieblingsfach Englisch. Die begeisterte Tennis-Spielerin geht gerne shoppen, liest und reist viel. Raucher mag sie dagegen überhaupt nicht.

Auch der “Express” überrascht mit erstaunlichem Faktenwissen:

Ihr Opfer Janine, die davon träumt an der Sorbonne in Paris zu studieren, ist inzwischen in der Uni-Klinik notoperiert worden.

Beide Zeitungen haben nach eigenen Angaben den Namen der Verletzten geändert. Ihre Berichte sind mit Fotos des Mädchens garniert, auf denen das Gesicht verpixelt wurde. Es sieht ganz danach aus, dass sie aus dem Profil des Mädchens in einem Sozialen Netzwerk entnommen wurden. Auf Nachfrage erklärte SchuelerVZ, man prüfe gerade, ob die Fotos aus dem eigenen Angebot stammen.

Einen besonderen Einblick in den Arbeitsalltag von Boulevardjournalisten liefert ein Artikel in der “Rheinischen Post” (die in ihrer Printausgabe sogar den vollen Namen der 16-jährigen Tatverdächtigen angegeben hatte). Man meint, dem Autor Jürgen Stock seine Enttäuschung regelrecht anmerken zu können:

Alternativ hätte sie der “Rheinischen Post” kurz vor ihrem geplanten Amoklauf vielleicht auch einfach kurz ein paar biographische Notizen faxen können — das hätte Herrn Stock auch viel Zeit gespart.

Mit Dank auch an Falk E., Leonard E., Birgit H. und Fabian P.

6 zur re:publica'09: Klowände, Augenringe, Hosenträger

1. “Sind Blogs die ‘Klowände des Internets’?”

(welt.de, Michael Miersch)

Alan Posener, Henryk M. Broder, Juliette Guttmann, Frank Schäffler und Thierry Chervel äussern sich über dieses neue Internet. Chervel: “Ich habe im Jahr 2000 bei der ‘Süddeutschen’ gekündigt, wo man mich angeguckt hat wie ein Auto, weil sich die SZ für die beste Zeitung der Welt hält und man den Redakteursstatus als Adelsprädikat begreift.”

2. “01. april 2009”

(wirres.net, Felix Schwenzel)

Der erste April mit Felix Schwenzel an der re:publica: “robert basic grüsst mich und fängt an mit mir zu reden. ich verstehe jedes wort. er ist wirklich nett. allerdings finde ich heraus, dass er gar keine getönte brille trägt, sondern seine dunklen augenringe schatten aufs brillenglas werfen. kosmars neue brille ist dagegegen getönt. ”

3. “Twitter ist nicht genug”

(netzeitung.de, Maik Söhler)

“Im Internet kann derzeit man kaum noch eine Webseite aufrufen, ohne dass einem von dort sofort allerlei Sätze übers Twittern entgegenpurzeln. Twitterer sind überall, schreiben über alles, posten Fotos und Videos, ‘followen’ diesem und jenem und fassungslose Medien verstehen immer noch nicht, um was es dabei überhaupt geht. Aber auch sie twittern nun.”

4. “Shift happens: Nur wo?”

(carta.info, Matthias Schwenk)

“Ein Vergleich zeigt, dass allein die Harvard University unter ihren Dozenten der Business School aktuell 39 Blogs auflisten kann, während das Berkman Center der Harvard Law School auf 48 Blogs kommt. Darf man da fragen, warum in den USA bald schon jeder namhafte Professor ein Blog führt, während sich bei uns die führenden wissenschaftlichen Köpfe immer noch vornehm zurückhalten?”

5. “Die alte Garde”

(dondahlmann.de)

“Jakob Augstein, Inhaber und Verleger der ‘Freitag’ zum Beispiel, der heute auf dem Panel zum Thema ‘Medien im Wandel’ etwas schlecht gelaunt rum saß, war ein schönes Beispiel. Er stellte klar, dass es, zumindest im Moment, keine Alternative zum Print gibt. Nicht, weil die Angebote im Netz schlecht wären, sondern weil für große Teile der Politik und der Fakten-schaffenden Elite (Lobbys, Pressesprecher, Spin-Doktoren etc.) das Netz einfach nicht existent ist.”

6. “helden in hosenträgern”

(flannelapparel.blogspot.com)

“Warum die mutigen Medien, die in ihrem Biotop kein Blatt vor den Mund nehmen und immer wissen, was morgen schon wieder von gestern ist, nicht den Mut besitzen, am Tag der Eröffnung zarte Pflänzchen vor das Publikum zu lassen, Gesichter, die noch kaum jemand kennt, die etwas sagen, dass noch nicht von Blogs und anderen Medien zerkaut wurde, und die mehr Grips als Eitelkeit besitzen, fragt sich vermutlich das bunt gemischte Publikum.”

Scheinschwanger

“Bild” erklärt heute Ursula von der Leyen zur “Verliererin des Tages”, und das — um es gleich zu sagen — völlig zu Recht. Die Bundesfamilienministerin hatte vor gut drei Wochen stolz verkündet: “Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder.” In den ersten neun Monaten 2008 seien 3400 Kinder mehr zur Welt gekommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Schon damals hätte man wissen können, dass der angebliche positive Trend vor allem auf Rechentricks beruhte — zum Beispiel dem, die (schlechten) Werte für Oktober zu ignorieren.

Von der Leyen hatte die Zahlen exklusiv vorab der “Bild am Sonntag” verraten. Agenturen und Medien verbreiteten sie unter Überschriften wie “Trend zu mehr Geburten hält an” oder “Mehr Geburten in Deutschland” (“Süddeutsche Zeitung”); “Bild”-Werbefigur Johannes B. Kerner feierte von der Leyen für ihren vermeintlichen Erfolg in seiner ZDF-Show, und “Bild” fand für die Meldung Platz auf der Titelseite:

Als ersten Satz machte sich “Bild” eine Formulierung der Familienministerin aus dem “BamS”-Interview zu eigen und schrieb:

In der Wirtschaftskrise hat der Nachwuchs Konjunktur.

Inzwischen ist offenkundig, dass der Jubel unangebracht war. Die Geburtenzahl ist im Oktober und November 2008 deutlich zurückgegangen — für die ersten elf Monate insgesamt ergibt das ebenfalls einen Rückgang.

So gesehen ist es also, wie gesagt, keine schlechte Idee, von der Leyen zur “Verliererin” zu erklären für ihre PR- und Rechentricks (auf die man selbst wie fast alle Medien hereingefallen ist). Aber “Bild” hat noch eine interessante Erklärung für den plötzlichen Trendwechsel: die Wirtschaftskrise.

Auch Familienministerin Ursula von der Leyen (50/CDU) bekommt die Krise zu spüren: Die Zahl der Geburten ging im November (–11,7 %) zum zweiten Mal in Folge stark zurück. In ihrem jüngsten Familienbericht hatte die Ministerin (sieben Kinder) noch einen Anstieg der Geburten gefeiert, sich dabei allerdings nur auf die Zahlen bis September 2008 gestützt. BILD meint: Krisen-Knick!

Mal abgesehen davon, dass “Bild” gerade erst den Eindruck vermittelt hatte, so eine Wirtschaftskrise sei gut fürs Kinderkriegen — könnte jemand der “Bild”-Redaktion erklären, wie lange eine Schwangerschaft dauert?

Mit Dank an Johannes B.!

Zoomer, Schawinski, Wagner

1. “…und es hat zoom gemacht!”
(zweipunktnull.org, Casi)
Zoomer.de wird nach nur einem Jahr wieder eingestellt. “Nee, Freunde – bei aller Liebe: Soooo richtig gut war das nicht immer, was Ihr da gemacht habt, und zum Glück habe ich diese Meinung nicht exklusiv.”

2. “Zoomer, Gemüse und Fehler”
(dondahlmann.de)
Zoomer fehlte es an der “nötigen Konsequenz und dem dazu gehörigen Mut”, meint Don Dahlmann. – “Dass das Portal nun dicht macht ist aber dennoch bedauerlich, weil es abermals das Signal aussendet, dass man im Netz nur erfolglos sein kann.”

3. Interview mit Roger Schawinski
(tagesanzeiger.ch, David Vonplon)
Roger Schawinski glaubt, dass das (ihn interviewende) Newsnetz schuld sein wird an den Abokündigungen der beteiligten Zeitungen: “Nun begehen die in Panik geratenen Zeitungen mit ihrer aggressiven Internetstrategie Selbstmord aus Angst vor dem Tod: Ich lese etwa am Abend auf Newsnetz jeweils jene Artikel gratis, für die ich zwölf Stunden später bezahlen soll. Das kann nicht lange gut gehen.”. Stattdessen rät er: “Die Medienhäuser sollten viel mehr auf die alten Stärken des Prints setzten und nicht die Klickzahlen im Internet als Grundlage nehmen für die Gewichtung der Artikel in der Zeitung. Wer das tut, degradiert das Printprodukt zur Zweitauswertung des Internets.”

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Freitag, Kummer, Superpuma

1. “US-Verlage brechen alle Tabus”
(ftd.de, Lutz Knappmann)
“Mit bisweilen absurden Konzepten kämpfen US-Zeitungsverlage gegen Anzeigen- und Leserschwund. Deutsche Verleger scheuen radikale Strategiewechsel bislang – vielen geht es noch gut genug.”

2. “Ein Wort soll das andere geben”
(faz.net, Regina Mönch)
Der neue Freitag sucht die “Distanz zu festgebackenen oder nebulösen Ideologien”, will aber sowas wie eine linke F.A.Z. werden. Diese findet das neue Konzept zeitgemäss: “Denn zum Schluss schien der nun ehemalige ‘Freitag’ wie erstarrt zu sein im programmatischen, irgendwo in der Welt von Günter Grass und Daniela Dahn angesiedelten Ostwest-Monolog, für den sich, trotz einiger tapferer Versuche, aus dem Graben herauszukommen, schließlich nur noch eine kleine, treue Leserschar zu interessieren schien.”

3. “Das meinungsstarke Kurzabo”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel hat sich die erste Freitag-Ausgabe gekauft und stört sich an den penetranten Hinweisen auf die “Community”: “ein proboabo wird unerklärlicherweise ‘Das meinungsstarke Kurzabo’ genannt, eine stinknormale kolumne von adriane seliger, die einem als in berlin lebende publizistin vorgestellt wird, wird ‘Blogkommentar’ überschrieben, wohlgemerkt in der printausgabe.” Beinahe hätte er das Blatt “wegen der blödsinnigen anglizismen, bläh-worten und sprachlicher spackigkeit wieder weggeschmissen”.

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Erdogans “Hassrede gegen Israel”

In den Unternehmensgrundsätzen von Axel Springer ist die “Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes” ein zentraler Punkt. Die “Bild”-Zeitung interpretiert ihn regelmäßig als Auftrag, Nachrichten über Israel zu manipulieren (siehe Kasten). Für Kritik am Handeln der israelischen Regierung gibt es in “Bild” nie einen Anlass; wer es dennoch tut, muss folglich Antisemit sein.

Wie routiniert “Bild” das macht, zeigt der heutige Seite-1-Bericht über den Eklat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Der israelische Präsident Shimon Peres hatte zum Teil lautstark ein langes, flammendes Plädoyer für den Gaza-Krieg gehalten und den neben ihm sitzenden türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan direkt angesprochen. Als Erdogan antworten wollte, brach der Moderator das Gespräch aus Zeitgründen ab. Erdogan verurteilte noch Israels Vorgehen in Gaza und die vielen unschuldigen Opfer (“Wenn es ums Töten geht, mit dem Töten kennt ihr euch sehr gut aus. Wir wissen, wie ihr Kinder am Strand getötet und erschossen habt” – Wortlaut in der dpa-Übersetzung) und verließ dann wutentbrannt das Podium (ausführliche Schilderung bei Spiegel Online).

Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, diesen Eklat zu bewerten. Aber “Bild”-Leser sind heute vermutlich die einzigen, die glauben, dass Erdogan eine “Hassrede gegen Israel” gehalten hat. “Bild” verschweigt seinen Lesern nicht nur den Kontext, sondern erweckt auch den falschen Eindruck, der Moderator habe Erdogan deshalb am Reden gehindert, weil es sich um eine “Hassrede” handelte.

[Ausriss Seite-1-Artikel] "Hassrede gegen Israel in Davos: Eklat um Türkei-Premier"

Den Platz, den “Bild” durch das Weglassen wesentlicher Fakten gewann, nutzt die Zeitung für ein anonymes Zitat:

Ein Besucher schockiert: “Mit seinem Antisemitismus stellt sich Erdogan in eine Reihe mit den Israel-Hassern im Iran.”

Um wen es sich handelte, scheint für “Bild” dabei ebenso irrelevant zu sein wie die Tatsache, dass es sich um eine extreme Minderheitenmeinung handeln muss. Erdogan hatte in einer Pressekonferenz im Anschluss erklärt, “in keinster Weise die israelische Bevölkerung, Präsident Peres oder das jüdische Volk angegriffen” zu haben, und Antisemitismus als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet. Peres sagte, er habe Erdogan angerufen “und ihm gesagt, dass ich die Sache nicht persönlich nehme”. Sein Respekt vor ihm habe sich nicht geändert.

Mit Dank an Katrin G., Bernhard W., Attila S., Daniela F. und Christopher I.

Die Schwarz/Gelb-Blindheit des Hugo Müller-Vogg

Am vergangenen Montag, nach der hessischen Landtagswahl, schrieb Polit-Kolumnist Hugo Müller-Vogg in “Bild”:

In Wiesbaden geht jetzt nichts mehr ohne die Liberalen und in Berlin nicht viel. Denn die schwarz-gelb regierten Länder haben nunmehr im Bundesrat die Mehrheit.

Was Quatsch ist, weil die schwarz-gelb regierten Länder auch bei einer CDU/FDP-Koalition in Hessen im Bundesrat gar keine Mehrheit haben.

Und gestern schrieb Müller-Vogg quasi zum selben Thema:

Da sich aber die rot-grünen Kabinette in Bremen und Hamburg auf die Seite von Schwarz-Rot geschlagen haben, werden die Liberalen in Berlin zum “Mitregieren” nicht gebraucht.

Was insofern Quatsch ist, als es in Hamburg gar kein rot-grünes Kabinett gibt.

Was wohl Müller-Voggs politische Analysen taugen, wenn er nicht mal die politischen Fakten richtig aufschreiben kann?

Mit Dank an Christoph für die Hinweise.

“Bild” lässt Lierhaus keine Ruhe

Es ist nicht so, dass die Mitteilung, die die ARD vergangenen Mittwoch über Monica Lierhaus herausgab, irgendwas an Deutlichkeit vermissen ließ:

Monica Lierhaus ist ernsthaft erkrankt. Sie musste sich Anfang des Jahres einer Operation unterziehen und liegt zurzeit im künstlichen Koma.

Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen: “(…) Was sie im Moment am dringendsten braucht, ist Ruhe. Ich appelliere daher an alle Medien, ihre Privatsphäre zu respektieren und von journalistischen Nachfragen bei Freunden, Verwandten und in ihrem Umfeld abzusehen.”

Wie sueddeutsche.de jedoch heute berichtet, sandte Lierhaus’ Anwalt “eine Stunde nach der ARD-Meldung” auch nochmal ein Fax an die Medien:

Da forderten die Juristen “im Auftrag unserer Mandantin” auf, “Recherche und Berichterstattung über die Erkrankung zu unterlassen” – das gehöre zum “innersten Bereich der Privatsphäre”.

Es ist nicht davon auszugehen, dass ausgerechnet die “Bild”-Redaktion dieses Fax nicht erhielt. Doch es hat, genau wie die ARD-Mitteilung, den Haken, dass darin keinerlei Antwort auf die naheliegende Frage gegeben wird, woran Lierhaus erkrankt ist. “Bild” reichte das am Donnerstag sehr groß auf der Titelseite nach und nannte dort erste Details, die bislang zwar offiziell nicht bestätigt, dafür aber von vielen anderen Medien verbreitet wurden.

Doch heute wird “Bild” noch genauer. Im folgenden ein Ausriss aus dem “Bild”-Text, in dem wir alle Stellen geschwärzt haben, die Informationen enthalten, die über das hinaus gehen, was die ARD in ihrer Mitteilung preis gab:

Überraschend ist es freilich nicht, dass “Bild” sich über die Wünsche von Monika Lierhaus hinwegsetzt.

“Bild” ist jedoch nicht das einzige Medium, das mehr über Lierhaus’ Erkrankung berichtet, als sie möchte. Sowohl die “Hamburger Morgenpost” als auch der “Berliner Kurier” hatten bereits gestern über dieselben ersten Details berichtet wie “Bild”.

Doch selbst die “Bild”-Berichterstattung erscheint zurückhaltend im Vergleich zu dem, was die “WAZ” heute veranstaltet. Die versteigt sich in wildeste Spekulationen (“Über die Gründe konnte […] nur spekuliert werden”, “Spekuliert wird jedoch”), befragt unbeteiligte Experten über verschiedene Krankheitsbilder im Allgemeinen und zieht Schlüsse, die mit pseudo-journalistischen Satzbausteinen wie “die Fakten sprechen eher für” oder “nach bisherigen Erkenntnissen” garniert sind, um zu verschleiern, dass die “WAZ” genau das nicht hat: Fakten und Erkenntnisse. Bereinigt um alles andere sieht der Artikel dann so aus:

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Zensur, Bund, Hulu

1. “Wirres zum ‘Bund’ aus Berlin”
(bernergazette.ch)
Roland Mischke schreibt in der Berliner Zeitung einen Text über “das absehbare Ende” der Schweizer Tageszeitung Bund. Die Berner Gazette hat ihn gelesen und ist damit nicht zufrieden: “Um den Medienjournalismus bei der ‘Berliner Zeitung’ steht es schlecht, wenn ein derart sinn- und faktenfreier Text durchgeht und auch noch gedruckt wird.”

2. Interview mit Margrit Sprecher
(tagesanzeiger.ch, Rico Bandle)
Reportagejournalistin Margrit Sprecher hat den Schweizer Kultursender DRS2 besucht und ein Buch darüber geschrieben: “Seit ich das Buch geschrieben habe, höre ich mehr DRS 2 als je zuvor. Ich begreife aber nicht, weshalb der Sender ausschliesslich bewundert und gelobt wird. Mit so viel Mitteln und Freiheiten ist es keine Kunst, ein gutes Kulturradio zu machen. Im Vergleich zu Print-Journalisten sind die wahnsinnig verwöhnt.”

3. Interview mit Karin Storch
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert und Joachim Huber)
Die Leiterin des ZDF-Studios in Tel Aviv schläft zurzeit “miserabel”. Zur Informationsfreiheit sagt sie diesen bemerkenswerten Satz: “Ich fühle mich überhaupt nicht manipuliert, wir unterliegen allerdings der israelischen Zensur.”

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Nekrolog, Paviane, Nuhr

1. “Nekrolog 2008”
(retromedia.de, Jens Schröder)
Der/das jährliche Nekrolog der nicht mehr erscheinenden Zeitschriften ist da, mit einem neuen Rekord von 95 verstorbenen Publikumszeitschriften. Darunter die Revue, die nach 62 Jahren eingestellt wurde. Ebenfalls eingestellt wurden einige auf medienlese.com getestete Zeitschriften, nämlich das Second Life Magazin SLM (Test), IQ Style (Test), Matador (Test) und blond (Test).

2. Interview mit Mitchell Stephens
(sueddeutsche.de, S. Weichert, A. Matschke und L. Kramp)
“Blogs gibt es etwa erst seit knapp sieben Jahren, ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft! Wir haben eigentlich keine Ahnung, was das Internet an journalistischen Möglichkeiten in Zukunft noch alles bereithalten wird. Junge Menschen sind diejenigen, denen es obliegt, neue Ausdrucks- und Vermittlungsformen selbst zu entwickeln und auszuprobieren. Wir müssen also Lehre mit Pioniergeist verbinden und darüber grübeln, wie sich der Journalismus neu erfinden könnte.”

3. “SPIEGEL-Artikel über rechte Gewaltdelikte inhaltlich fern der Fakten und rhetorisch fragwürdig”
(spiegelblog.info, DHH)
Spiegel Online entfernt den Artikel “Gewaltdelikte in Deutschland – Zahl rechtsextremer Straftaten steigt drastisch” und ersetzt ihn mit einer kurzen Korrektur. Auslöser war wohl die Kritik auf spiegelblog.info: “Jeder von einem Neonazi gezeigte Hitlergruß wird seit Frühjar 2008 genauso als rechtsextreme Straftat gewertet wie jedes von einem Linksradikalen auf ein CDU-Wahlplakat gepinseltes Hakenkreuz oder von einem Türken aus Jux an die Wand gesprühte SS-Runen. Dass diese Veränderung in der statistischen Zählweise auch einen Einfluss auf eine von SPIEGEL Online deklarierte ‘drastische Steigerung’ haben könnte, liegt auf der Hand. SPIEGEL Online teilt seinen Lesern diese wesentliche Information aber nicht mit.”

Nachtrag: Über Engelbrecht und seine “journalistische” und “wissenschaftliche” Arbeit gibt es mehrere kritische Berichte – zum Beispiel bei ScienceBlogs und bei Esowatch. Mit dem Spiegelblog und der Argumentation des Autors hat sich Torsten Dewi ausführlich beschäftigt, erst mittels Kommentaren im Spiegelblog, jetzt in einem ausführlichen Beitrag in seinem Blog. (19.1.2009, ore)

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