Suchergebnisse für ‘fakten’

Bild  

Schutzwesten gegen Asylbewerber

Davy S. (deutscher Steuerzahler) ist empört.

und solche wilde bringt man in einem hotel unter! ein schlag ins gesicht für die eigenen leute und für jeden deutschen steuerzahler!

Mit “solche wilde” meint Davy S. die 150 Asylbewerber, die seit einigen Wochen in einem Hotel in Bautzen (Sachsen) untergebracht sind. Und er ist so sauer, weil er diesen Artikel gelesen hat:


(Unkenntlichmachung auf Wunsch des DRK von uns.)

Der Text war am Montag der große Aufmacher in der Dresdner “Bild”-Ausgabe. Darin heißt es, das Rote Kreuz in Bautzen werde in Zukunft Schutzwesten einsetzen. “Offenbar”, so der “Bild”-Reporter, gehe es “vor allem um Einsätze” in besagtem Hotel.

Um es kurz zu machen: Das ist falsch.

Es stimmt zwar, dass sich das Rote Kreuz Schutzwesten besorgt hat. Doch diese Anschaffung steht …

in keinem Zusammenhang mit dem Asylbewerberheim Bautzen.

Das schreiben die “Lausitz News”, die gestern nochmal beim DRK nachgefragt haben. Und bei der Polizei, deren Pressesprecher in Wahrheit ebenfalls keine Notwendigkeit sieht, …

explizit für Einsätze im Asylbewerberheim solche Westen für die Sanitäter einzusetzen.

Dort sei ihm nämlich …

kein Übergriff auf Rettungspersonal bekannt.

Das DRK hat die Westen also nicht wegen des Asylbewerberheims angeschafft, sondern einfach damit die Sanitäter “bei Einsätzen mit alkoholisierten, drogenabhängigen oder geistig verwirrten Personen” besser geschützt sind — völlig unabhängig vom Einsatzort. Der “Bild”-Reporter dreht sich die Fakten aber so zurecht, als sei das “Asyl-Hotel” das Problem. Als wimmle es dort nur von Gewalttätern, die es auf “unsere” Sanitäter abgesehen haben.

Beim deutschen Steuerzahler Davy S. ist diese Botschaft offensichtlich angekommen. Bei vielen anderen “Bild”-Lesern auch, wie ein Blick in die Leserkommentare bei Bild.de zeigt:

Das ist eine Schande. Deutschland nimmt Asylanten auf und unsere Helfer, Mitbürger werden bedroht. Alle sofort nach Hause schicken !!! Drogen und Alkohol…woher haben sie denn das Geld?

ja,ja,ja und alles friedliebende,arbeitsame,integrationswillige, neubürger unseres landes!! aber ihr habt es ja nicht anders gewollt,in dem ihr plagiate gewählt habt statt der originale!!!!

Sind die Asylbewerber eigentlich medizinisch untersucht? Ebola ist wohl kaum anzunehmen, aber es gibt ja in der Dritten Welt noch jede Menge andere übertragbare Infektionskrankheiten wie Aids/HIV etc

Warum nehmen wir überhaupt Asylanten auf, Deutschland hat schon mehr als genug getan ! Ich als Deutscher hab es satt mir was von Scharia Polizei und gewalttätigen Siri Clans hier durch zu lesen. Wer hier nicht gebraucht wird, braucht nicht zu kommen. Und wundert Euch nicht, wenn die AfD mal mehr als 40 % bekommt,ich glaube nicht das ich der einzige bin der so denkt.

sind das unsere viel gepriesenen Fachkräfte, die jeden Tag herauf beschworen werden?

Da zeigt es sich doch mal wieder wie es um unsere “GÄSTE” bestellt ist und wir Idioten zahlen für die alles. Auch noch ein 4Sterne Hotel. Hallo liebe Politiker gehts noch!!!! WEG mit denen ab nauch Hause… wer Waffen Drogen hat oder zu Gewalt neigt hat hier nix zu suchen !!!

Das ist allerdings noch harmlos im Vergleich zu dem hysterischen Hetzmob, der seit zwei Tagen auf den Facebook-Seiten der AfD tobt.

Die Partei hat den Bild.de-Artikel am Montag geteilt (“Dass nun sogar schon unsere Rettungssanitäter das Asylbewerberheim in Bautzen nur mit Schutzwesten betreten dürfen, ist mehr als bedenklich”) und seitdem über 1.000 Kommentare geerntet, von denen sehr, sehr viele so klingen:

Solche Dreckspatzen sollte man verrecken lassen!!!!!!!
(3 Leuten gefällt das.)

Raus mit dem kriminellem Pack. Basta !
(7 Leuten gefällt das.)

Grenzen schließen. dieses ungebildete Pack von Asylanten braucht kein Mensch !
(3 Leuten gefällt das.)

Rettungsdanitäter mit Rettungswesten????
Geht ja gar nicht!!!!!
Für was brauchen Asylanten Sanitäter??? Die müssen dankbar sein, dass wir Deutschen so dreckiges Gesocks überhaupt aufnehmen!! Die Füßen müssen sie uns Deutschen küssen!!!!
Statt dessen werden wir von solchen abgegriffen!!!
Ich finde kein Sanitäter sollte solchen Undankbaren helfen!!!! Sollen doch verrecken, wäre besser für uns und kein Sanitäter würde zu schaden kommen!!!!!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Raus mit dem Pack…und den gefährlichen Islamisten Gesindel, und von wegen Moscheen, sind hier nur Gäste!
Außerdem was soll die doppelte Staatsbürgerschaft!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Soweit sind wir durch unsere übertriebene Multi-Kulti-Loyalität gekommen. Normaler Weise müssten alle im Rettungsdienst Tätigen mal für einen Tag ihre Arbeit niederlegen und so gegen die Zustände protestieren.
(26 Leuten gefällt das.)

Toll, diese herzlichen Fachleute in ihrer Bunten Vielfalt. Ich wuerde als Sani gar nicht mehr da rein gehen.
(9 Leuten gefällt das.)

Großes Schiff. Care-Paket für die Reise, Bundeswehr”reisebegleiter” mit genügend Waffen im Anschlag und gute Heimreise. Ganz einfach.
Wer tatsächlich vor Krieg und Tot fliehen MÜSSTE, benimmt sich nicht so , sondern würde vor Dankbarkeit den ganzen Tag arbeiten und fleißig deutsch lernen, um sich möglichst schnell in die Kultur und Gesellschaft einzubringen und anzupassen…!
(20 Leuten gefällt das.)

Solange wir nur im Hintergrund quasseln wie hier bei Facebook so wird sich das nicht ändern. Es wird Zeit auf die strasse zugehen und zu handeln
(4 Leuten gefällt das.)

darum wähle ich AfD
(9 Leuten gefällt das.)

Achja, darauf habe ich nur wieder gewartet, wann der erste Kommentar kommt, wegen “rechts” usw. Ihr linken Gutmenschen, versteht endlich mal, das der deutsche Michel langsam die Schnauze voll hat. Die AfD wird nicht mehr verschwinden und das ist auch gut so.
(22 Leuten gefällt das.)

Diese ganzen “Facharbeiter” gehören alle bei den Wählern der Grünen einquartiert, die wollen das Pack doch hier haben!
(21 Leuten gefällt das.)

Und wieder Asylanten! Boar ich bin es langsam leid das Deutschland immer mehr Probleme & Leid hat durch diese “Migranten”!!! Härtere Strafen & Gesetze einführen!!! Wer sich nicht an die Regeln hält wird abgeschoben und fertig!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Das ist unfassbar !!!! Traurig was in unserem Land passiert ….. Und letztendlich nehmen wir es einfach hin , weil jeder Angst hat gleich als Rechtradikal und Nazi beschimpft zu werden ….. Ich versteh das nicht …. echt traurig .
(15 Leuten gefällt das.)

Wer Pack ins Land lässt, muss sich drum kümmern…..!!!!!
(4 Leuten gefällt das.)

Zum gesetzlosen Bereich erklären und keine Rettungskräfte mehr reinschicken. Wenn da drin jemand verreckt …. Pech gehabt …. Aber geht ja nicht wegen unserer ganzen grünen Gutmenschen
(4 Leuten gefällt das.)

Gleich eine Injektion aufziehen mit Fentanyl und Dormicum dazu noch ein bißchen Lidocain und fertig..
(4 Leuten gefällt das.)

soweit sind wir also schon,das sich sanitäter schützen müssen mit sicherheitswesten..da kann ich nur sagen die sich falsch benehmen,,AB nach Hause wo sie her gekommen sind,,,,so ein pack brauchen wir hier nicht,,ist genug im land.
(5 Leuten gefällt das.)

Wenn es also das Ziel der “Bild”-Zeitung war, mit falschen Behauptungen Angst und Hass gegenüber Ausländern zu schüren, dann hat sie alles richtig gemacht.

Mit Dank an stitch, Johannes S. und Sabine B.

Nachtrag, 16.10 Uhr: Bild.de hat Dreiviertel aller Leserkommentare gelöscht. Der Artikel ist aber unverändert geblieben.

Die AfD hat inzwischen auch Kommentare gelöscht — aber nur die, die einen Link zu unserem BILDblog-Eintrag enthielten. Die Hetzkommentare sind nach wie vor online.

Nachtrag, 11. September: Jetzt hat die AfD den Facebook-Eintrag ganz gelöscht.

Fortsetzung: hier und hier und hier.

Blick, Netflix, Erklärbär

1. “Dumme Nüsse”
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach einer schlechten Haselnuss-Ernte in der Türkei rufen Medien die Nutella-Krise aus, denn Nutella besteht zu 13 Prozent aus Haselnüssen.

2. “Wie der Blick Stimmung macht gegen Sozialhilfebezüger”
(agossweiler.wordpress.com)
Andreas Gossweiler analysiert eine “Blick”-Grafik mit dem Untertitel “Die Kosten für Sozialhilfe explodieren”: “Nüchtern analysiert, sind die Zahlen weit weniger dramatisch. Von 1,77 Milliarden Franken (2006) stiegen die Ausgaben auf 2,37 Milliarden (2012).”

3. “Stadion-Einsprecher zeigt die Boulevardzeitung an”
(persoenlich.com)
“Dieser Mann verhindert das neue Stadion” und “BLICK hat den Querulanten aufgespürt” schrieb “Blick” über einen Mann, der Einsprache gegen den Bau eines neuen Stadions für den FC Aarau erhoben hatte. “‘Ich akzeptiere nicht, das ich für die Ausübung eines Bürgerrechts als Verbrecher hingestellt werde’, sagt der Mann gegenüber der SoZ. Die Polizei sieht den Anfangsverdacht für Ehrverletzungsdelikte als gegeben.”

4. “Medien-PR oder auch: Wann muss ich wegsehen”
(grabbelkiste.org, Tante Jay)
Tante Jay gibt Tipps zum Teilen von Bildern im Internet: “Verbrechen geschehen. Kriegsverbrechen geschehen. Das ist nicht zynisch, das ist eine Tatsache. Man kann sie nicht ändern, weil man furchtbare Bilder weiterverbreitet.”

5. “Hinter den Kulissen von Netflix”
(heise.de/ct, Nico Jurran)
Nico Jurran besucht die Netflix-Zentrale in Los Gatos, Kalifornien: “Zu den großen Schwachstellen, die Netflix bei den etablierten deutschen Diensten ausgemacht haben will, gehört der Umgang mit englischsprachigen Produktionen, die nicht immer in der Originalfassung abrufbar sind – und praktisch nie mit Untertiteln. (…) Hinweis: Netflix hat für Nico Jurran die Reise nach Los Gatos bezahlt.”

6. “Warum die Banane krumm ist”
(heise.de/tp, Marcus Hammerschmitt)
Marcus Hammerschmidt sieht den deutschen Journalismus als Erklärbär: “Man kann sich also Vieles wünschen, aber was man bekommen wird, sind die zehn wichtigsten Fakten über Helene Fischer, alles, was man über Fußball wissen muss, oder über das nächste Betriebssystem von XYZ, und neue Antworten auf die Frage, warum die Banane krumm ist.”

Quatsch-Umfragen, Drohnen, Propaganda

1. “Ranking-Schummelei in Dritten Programmen”
(ndr.de, Video, 6:20 Minuten)
Online-Umfragen zu Hitlisten-Sendungen wurden von Redaktionen im NDR, im WDR, im HR und im RBB nach Gutdünken verändert. Die NDR-Sendung “Zapp” fasst die aktuelle Lage zusammen. Siehe dazu auch “Die Letzten werden die Ersten sein. Oder irgendwas dazwischen” und “Ranking-Shows: Die traurigsten Klickzahlen des Nordens” (stefan-niggemeier.de) sowie “Das Ranking der absurdesten Rankingshow-Manipulationen” (meedia.de, Jens Schröder).

2. “Hauptsache billig: Wie egal ist euch euer Programm?”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei fragt zu den Ranking-Manipulationen: “Wie wurscht kann einem das eigene Programm sein, wenn trotzdem immer und immer wieder neue Quatsch-Umfragen zum Klicken freigegeben werden? Da passt es gut ins Bild, dass WDR und NDR selbst jetzt nicht an eine Einstellung ihrer Rankingshows denken, sondern allenfalls die Methode überarbeiten möchten.”

3. “Was darf ein Drohnenjournalist?”
(irights.info, Ramak Molavi)
“Die Nutzung von Drohnen ist bereits weitgehend reguliert”, schreibt Ramak Molavi zur journalistischen Nutzung von Drohnen in Deutschland: “Gewerbliche Nutzer – damit sind alle Nutzer gemeint, die keinen Aufstieg zu Sport- oder Freizeitzwecken planen – brauchen immer eine Aufstiegserlaubnis.”

4. “Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen”
(publixphere.de, Emil)
Emil wünscht sich von den Medien “nach allen Seiten schonungslose Recherche”, “die gute alte Richtigstellung”, eine “Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren” sowie eine “Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten”.

5. “Die Offenbarungen des Krieges”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Roberto De Lapuente stört sich an den unzureichenden Fakten, die der Journalismus zur Lage in Kriegsgebieten produziert: “Eine zufriedenstellende publizistische Lösung dieses Dilemmas wird es nicht geben. Im Krieg ist der Berichterstatter immer jemand, der etwas erzählen soll, wovon er nur randständig etwas wissen kann. So richtig im Geschehen ist er natürlich nicht. Niemand weiß in einem solchen Szenario ganz genau, was gerade vor sich geht.”

6. “Gaza inmitten von Parolen und Tränen”
(heute.de, Stephan Hallmann)
Stephan Hallmann denkt nach über Propaganda im Nahost-Konflikt: “Israelis wie Palästinenser haben keine andere Wahl, sie müssen lernen, über diesen jahrzehntelangen blutigen Schatten zu springen und sich gegenseitig zu akzeptieren: Die Existenz des Staates Israel ebenso wie das Existenzrecht des palästinensischen Volkes in einem eigenen, unabhängigen Staat.”

Josef Joffe, Antisemiten, Gaza

1. “Zeitungen oder Quelle – Dinos sterben langsam”
(rolandtichy.de)
Roland Tichy, noch Chefredakteur der “Wirtschaftswoche”, versucht im Urlaub deutschsprachige Zeitungen digital zu erwerben.

2. “Einstweilige Verfügung gegen “Die Anstalt”: Zeit-Journalisten wehren sich gegen ZDF-Satire”
(meedia.de, Julia Wadhawan)
Im Streit um eine ZDF-Satire melden sich “Zeit”-Journalisten zu Wort. Josef Joffe: “Betonen möchte ich: Um Satire oder Meinungsfreiheit ging es in dem Antrag auf einstweilige Verfügung nicht. Satire darf vieles, solange sie weder Fakten, noch Persönlichkeitsrechte verletzt. Meinungsfreiheit darf alles, was das Grundgesetz erlaubt. Das muss so bleiben; daran dürfen Journalisten als letzte rütteln.”

3. “Why the Sun’s ‘boy with the devil mark’ front page should make you uneasy”
(newstatesman.com, englisch)
Die “Sun”-Schlagzeile “Boy, 4, has mark of devil”.

4. “Glauben Sie das?”
(sueddeutsche.de, Johannes Boie und Tim Neshitov)
Der Propagandakrieg wird komplizierter, es gibt nicht nur Fälschungen, sondern auch Fälschungen von Fälschungen: “Und je länger ein Krieg andauert, desto mehr steigt bei Aktivisten die Bereitschaft, jeder Desinformation zu glauben, die das eigene Feindbild bestätigt.”

5. “Auch Linke können Juden hassen”
(tagesanzeiger.ch, Thomas Meyer)
Ist Antisemitismus eine Angelegenheit “rechtsextremer Kreise”? Thomas Meyer widerspricht: “Der linke Antisemit ist sich nicht bewusst, dass er ein Antisemit ist. Er hält sich für einen guten, vernünftigen, fairen und einfühlsamen Menschen. Er vergleicht morgens in der Zeitung die Opferzahlen und glaubt dann, den Nahostkonflikt in dessen Komplexität erfasst zu haben und ein moralisches Urteil darüber fällen zu können.”

6. “Eine ganz normale Nacht in Gaza Stadt”
(martin-lejeune.tumblr.com)
Martin Lejeune berichtet aus Gaza: “Während ich diese Zeilen schreibe, um mich zu beruhigen, bin ich nicht im al-Deira Beach Hotel am Strand von Gaza, in dem die ausländischen Korrespondenten Schutz suchen. Ich bin im Wohnhaus einer muslimischen Familie im Zentrum von Gaza Stadt. Ich höre, wie in den Nachbarwohnungen unseres Hauses kleine Babys ohne Unterbrechung schreien, verängstigte Kinder in den Armen ihrer Mütter weinen, die Erwachsenen fluchen.” Siehe dazu auch diesen, aktuellen Beitrag.

Die “leicht zu entlarvende Propaganda-Lüge” der Hamas

Als Anfang der Woche die Hamas bekannt gab, einen israelischen Soldaten gefangen genommen zu haben, und Israel das dementierte, war für “Spiegel Online” unmittelbar klar, wer hier die Wahrheit sagt (Israel) und wer nicht (Hamas). “Leicht zu entlarven” sei sie gewesen, die “Mär”, die “Propagandalüge der schlechteren Art”:

Nur stellte sich dann später heraus, dass es offensichtlich die israelische Seite war, die die Unwahrheit gesagt hatte. Jedenfalls meldete “Spiegel Online” dann plötzlich am Dienstag: “Israel meldet vermissten Soldaten im Gazastreifen”, und die Korrespondentin Ulrike Putz beschrieb nun ausführlich das, was sie tags zuvor noch als leicht zu durchschauende Lüge abgetan hatte: “Vermisster israelischer Soldat: In den Händen der Hamas.”

Von einer “Propagandalüge” auf israelischer Seite war nun allerdings nicht die Rede. Stattdessen hieß es nur:

Es hat gedauert, doch am Dienstag gab die israelische Armee (IDF) bekannt, dass sie seit Sonntag einen ihrer Soldaten im Gazastreifen vermisst.

Wäre es bei einem so heiklen und unübersichtlichen Thema wie dem Gazakrieg nicht entscheidend wichtig, sich nicht die Behauptungen der einen Seite unmittelbar zu eigen zu machen, bzw. offenbar anzunehmen, dass die eine Seite (Hamas) “Propagandalügen” verbreitet, die andere (Israel) aber die Wahrheit sagt? Und wäre es nicht gut, in der Berichterstattung auch auf die eigenen Fehler hinzuweisen bzw. die vorherigen Artikel entsprechend zu ergänzen?

Der stellvertretende Chefredakteur Florian Harms antwortet darauf, dass “Spiegel Online”, “wie es unseren Standards entspricht”, ebenso prominent über das Hamas-Statement berichtet habe wie über das israelische Dementi. Als sich der Fall weiterentwickelte, habe man wieder ausführlich berichtet. “Unsere Leser konnten sich also fortlaufend über den Fortgang des Falles informieren.”

Harms räumt ein:

Das kritisierte Autorenstück hätte am Artikelbeginn sicherlich vorsichtiger und zurückhaltender formuliert werden müssen, und es entspricht ebenfalls unseren Standards, dass wir unsere Leser darauf hinweisen, wenn sich herausstellt, dass die Faktenlage anders ist als beschrieben. Das holen wir nun nach.

Bei den einzelnen Artikeln finden sich seit heute tatsächlich Anmerkungen wie:

Anmerkung der Redaktion: SPIEGEL ONLINE hatte nach einer Meldung über die Mitteilung der Hamas und einer weiteren Meldung über das Dementi Israels in diesem Artikel berichtet, es werde kein israelischer Soldat vermisst, und von einer “Lüge” der Hamas gesprochen. Das entspricht nach aktuellem Kenntnisstand nicht der Faktenlage. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Mit Dank an Peter M.!

Auto Bild, Drohnen, Börsennachrichten

1. “Die Maschine übernimmt den Journalismus”
(denktagebuch.de, Marco Herack)
Es sei “kein großer Verlust”, wenn das Verfassen von Börsennachrichten von Maschinen übernommen werde, schreibt Marco Herack. Vielmehr sollte sich der Journalismus an die Auswertung von Dokumenten machen, “die gerne mal über 1000 Seiten lang sind und viel Geschwafel erhalten, zwischen dem sich die harten Fakten verstecken.”

2. “Drohnenjournalismus: großes Potenzial, aber hohe Hürden”
(onlinejournalismus.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald klärt auf über den journalistischen Einsatz von Drohnen: “Für den spontanen Rechercheeinsatz etwa bei Demonstrationen eignen sich Drohnen (zumindest in Deutschland) nicht. Bei Unglücken und im Umfeld von besonders sensiblen Anlagen wie Atomkraftwerken ist ihr Einsatz sogar verboten.”

3. “Man will mich hinausekeln”
(persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski ärgert sich, für Inhalte zu bezahlen, die es im Netz kostenlos gibt, und schreibt an die Zeitungsverleger: “Ihr tut alles, um die Werthaltigkeit eurer Bezahlzeitungen zu torpedieren, indem ihr eure journalistischen Perlen nicht nur kostenfrei ins Netz stellt, sondern dies auch meist viele Stunden, bevor ich am Morgen zum Briefkasten wandle, dort klaube ich mir eure druckfrischen Produkte heraus, um dann beim Morgenkaffee zu meinem grossen Missfallen so vieles vorzufinden, das ihr mir bereits am Vorabend gratis im Netz serviert habt.”

4. “Haben Journalisten ein Problem mit Meinungsfreiheit?”
(1300ccm.de, Tom Schwede)
“Sollen Blogger Autos testen?”, fragt die “Auto Bild”. Tom Schwede antwortet: “Natürlich dürfen Auto-Blogger Autos testen, um die Frage der ‘Auto Bild’ an dieser Stelle deutlich zu beantworten. Es gibt kein Meinungsmonopol der etablierten Medien!”

5. “Die TV-Berichterstattung zur WM ist teils unglaublich schwach”
(stern.de, Bernd Gäbler)
Bernd Gäbler zieht ein Fazit zur Fußball-WM-Berichterstattung im Fernsehen: “In der ARD fällt Bernd Schmelzer besonders unangenehm auf, der auch die ‘Tagesschau’ permanent mit DFB-Werbeclips anfüllte. ‘Noch hat Merkel nichts erreicht. Aber der Triumpf winkt. Sie selbst weiss es am besten. O-Ton Angela Merkel. Der Weg ist hart. Aber die Mannschaft ist reif.’ Dazu dann Merkel-Bilder einsam, aber gelassen am Strand. Man stelle sich so etwas einmal in der Politik-Berichterstattung vor! Merkt in den Redaktionen keiner, dass da im Sport etwas schiefläuft?”

6. “Did a Twitter account *really* predict the World Cup Final result?”
(usvsth3m.com, englisch)
Die Prophezeiungen des Twitter-Kontos @FifNdhs für den Ausgang des Fußball-WM-Finals.

Daniel Mack, HSV, Leserkommentare

1. “Meine Tage im Hass”
(faz.net, Andrea Diener)
Andrea Diener liest Leserkommentare: “Jeder Fehler wird mit dem Gestus der Herablassung aufgezeigt, nebenbei ein Autor beleidigt, und das Ganze gipfelt meist in der Feststellung, dann könne man ja auch gleich die ‘Bild’-Zeitung lesen. Themen, die ein wenig zu bunt sind: ‘Bild’-Zeitung. Themen, die nicht interessieren: ‘Bild’-Zeitung. Falsch gesetzte Kommas: ‘Bild’-Zeitung.”

2. “Hasszeit”
(anmutunddemut.de, Benjamin Birkenhake)
Auch Benjamin Birkenhake denkt über Leserkommentare nach: “Und vielleicht muss man sich in manchen Teilen des Journalismus eingestehen, dass man nach Jahren der Boulevardisierung jetzt in einem Kontext angekommen ist, in dem Leute halt ‘die Sau rauslassen’ und das von der Gesellschaft auch für normal gehalten wird.”

3. “Was vor allem die BILD-Zeitung NICHT berichtet, obwohl ich es ihr mitgeteilt habe”
(danielmack.de)
Politiker Daniel Mack liest einen Artikel über sich in “Bild”, stellt seine Version der Sachlage dar: “Für mich ist dies ein schlimmes und sehr belastendes Beispiel dafür, wie Journalisten beim Leser durch das bewusste Weglassen von ‘störenden’ Fakten einen völlig falschen Eindruck erwecken.”

4. “Ihr könnt wählen: Der lupenreinste Demokrat oder der sauberste Journalist :-)”
(hsv-arena.net)
Fußball: Auf hypocomm.blogspot.de setzt Blogger Denyo ein Gerücht in die Welt, das auf hsv-blog.abendblatt.de verwertet und von anderen Medien aufgenommen wird. Siehe dazu auch “Ich lass mir den Finaltag nicht mal von einer Verleumdung vermasseln” (hsv-blog.abendblatt.de).

5. “Drei Gründe, warum Ron Vlaars Elfmeter gegen Argentinien kein Tor war”
(ballverliebt.eu, Tom Schaffer)
Fußball: Medien spekulieren darüber, ob ein abgewehrter Elfmeter im WM-Halbfinalspiel Niederlande gegen Argentinien vielleicht doch als Tor hätte gewertet werden müssen.

6. “Um ehrlich zu sein…”
(dasnuf.de)

Maybritt Illner, Rassismus, Kopp-Verlag

1. “Peinliche Kaffeesatzleserei bei Illner”
(berliner-zeitung.de, Daland Segler)
Die ZDF-Talkshow “Maybritt Illner” mit dem Thema “Alles oder nichts – wird Deutschland jetzt Weltmeister?” (zdf.de, Video, 65 Minuten). Daland Segler hat sich die Sendung angesehen und findet: “Auf dem Lerchenberg herrscht blanker Opportunismus.” Siehe dazu auch “Das ZDF opfert auch Illner auf dem Fußball-Altar” (dwdl.de, Uwe Mantel).

2. “Ein Recht auf Information”
(nzz.ch, Annegret Mathari)
Unterstützung für Radios in Krisengebieten, so in der Zentralafrikanischen Republik: “‘Wir informieren über Fakten, machen jedoch weder Analysen noch Kommentare’, sagt Chefredaktor Jean-Claude Ali im Gespräch.”

3. “Das Web-Erfolgsrezept der Verschwörungstheoretiker vom Kopp-Verlag”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Stefan Winterbauer schaut sich Artikel an auf der Website des Kopp-Verlags.

4. “‘Bin ich schwul?’, fragt Ruedi M. den Esoterik-Experten der Glückspost – und erhält eine Antwort, die einen Shitstorm auslöst”
(watson.ch, Simon Jacoby)
In der “Glückspost” antwortet ein “PSI-Experte” auf die Frage “Bin ich schwul?”.

5. “Der Rassist in uns”
(zdf.de, Video, 74:14 Minuten)
39 Personen nehmen teil an einem Experiment, das versucht, Blauäugige und Braunäugige gegeneinander auszuspielen. Siehe dazu auch “Die Arier” (zdf.de, Video, 91:55 Minuten).

6. “Flug MH370 spurlos aus den Nachrichten verschwunden”
(der-postillon.com)

George Clooney, Israel, Fußball-WM

1. “Israel und die Hamas im Spiegel deutscher Schlagzeilen”
(sprachlog.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch wertet Schlagzeilen zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten aus: “Um das zu überprüfen, habe ich heute morgen auf Google News die Suchbegriffe Israel und Hamas eingegeben, und die Überschriften der jeweils 25 ersten Treffer analysiert.”

2. “Wen trifft das neue Leistungsschutzrecht für Presseverleger?”
(irights.info, Till Kreutzer)
Till Kreutzer versucht herauszufinden, für welche Dienste der Gesetzestext des Leistungsschutzrechts für Presseverleger gelten könnte.

3. “Ukraine: ‘Die Medien haben diesen Konflikt verschärft'”
(derstandard.at, Julia Herrnböck)
Ein Interview mit dem Medienwissenschaftler Jürgen Grimm: “Die antirussische Tendenz war relativ ähnlich in Österreich und in Deutschland. Dann gab es eine Gegenbewegung in den Social Media, die sich als Protest an dieser Mainstream-Berichterstattung entzündet hat. Ganz deutlich war es beim ‘Spiegel’, da war kein Unterschied mehr zur ‘Bild’-Zeitung. Es wurden hemmungslos Feindbilder konstruiert. Das war auch schon ein Kennzeichen der Publizistik 1914: Da haben Medien in ganz Europa durch ihre nationale Perspektive wesentlich zur Kriegsdynamik beigetragen.”

4. “Exclusive: Clooney responds to ‘Daily Mail’ report”
(usatoday.com, George Clooney, englisch)
George Clooney stellt Fakten richtig zu einem Bericht der “Daily Mail”, der behauptet, die Mutter seiner Verlobten sei aus religiösen Gründen gegen eine Heirat: “The irresponsibility, in this day and age, to exploit religious differences where none exist, is at the very least negligent and more appropriately dangerous. We have family members all over the world, and the idea that someone would inflame any part of that world for the sole reason of selling papers should be criminal.”

5. “Nachrichten-Wahnsinn pur: Das ‘heute-journal’, der Nahostkrieg und das WM-Drama”
(stefan-niggemeier.de)
Wie das “Heute-Journal” die Entwicklung im Nahen Osten und die Fußball-Weltmeisterschaft in der Halbzeit eines WM-Spiels abhandelt. “Die Quote ist das einzige Kriterium, das das ZDF bei diesen Entscheidungen antreibt.” Siehe dazu auch “‘Kurve zu hart’: Claus Kleber räumt Fehler ein” (dwdl.de, Uwe Mantel) und “Was für das ZDF die Nachricht des Tages war” (stefan-niggemeier.de).

6. “Hier, ich freu mich ja auch und so, aber so sieht Spiegel Online momentan aus, wenn man Fussball entfernt”
(twitter.com/Sillium)
Siehe dazu auch “Das geht mit der @SZ auch sehr gut” (twitter.com/oler).

Journalismus? Am Arsch

Falls Sie sich die Zeit bis zum WM-Anpfiff noch damit vertreiben wollen, Ihren Mitmenschen mit belanglosem Fußballhalbwissen auf den Keks zu gehen, bietet die “Bild”-Zeitung von heute eine hervorragende Grundlage.

“Auf dieser Seite werden Sie garantiert klüger”, vespricht das Blatt und kann neben jenen Fakten, die von “Bild”-Lesern vermutlich eher mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen werden (Fakt 40: “Busenblitzer sind im Stadion nicht gerne gesehen”), vor allem mit Kuriösitäten aufwarten, zum Beispiel:

Andere deutsche Journalisten haben diese “Namenspanne” auch schon entdeckt, und weil sie sie nicht nur “kurios” finden, sondern auch “peinlich” und “dumm”, können sie gar nicht mehr aufhören, sich in selbstgefälligen Hihi- und Höhö-Passagen darüber auszulassen:

Uncool ist aber die Tatsache, dass Fuleco in der brasilianischen Umgangssprache Arsch bedeutet. Daran hat die FIFA bei der Namensgebung nicht gedacht. Ganz schön blöd.

(Kurier.at)

Dumm nur, dass „Fuleco“ in der Umgangssprache „Arsch“ heißt.

(Express.de)

Was bei der Namenswahl allerdings nicht bedacht wurde, ist die Tatsache, dass „Fuleco“ in der brasilianischen Umgangssprache „Arsch“ bedeutet.

(Orf.at)

In Brasilien klingt Fuleco umgangssprachlich allerdings ähnlich wie „Anus“ und wird angewendet wie das deutsche „Arsch“.

(Donaukurier.de)

Vielmehr sorgte die Tatsache für bleibende Schlagzeilen, dass Fuleco in Brasilien umgangssprachlich nichts anderes bedeutet als – man mag es kaum aussprechen – Arsch.

(Mainpost.de)

“Fuleco” gibt es als brasilianisches Slangwort längst, nachzulesen auch in Wörterbüchern, wenn man danach sucht, was man als Biologe natürlich nicht tut – es heißt jedenfalls: Anus oder, ja, genau, schlicht und einfach Arsch.

(“Darmstädter Echo”)

In Brasilien klingt Fuleco umgangssprachlich allerdings ähnlich wie “Anus” und wird angewendet wie das deutsche “Arsch”.

(“Neue Westfälische”)

Das erste Eigentor ist schon gefallen, da ist die Weltmeisterschaft in Brasilien noch gar nicht angepfiffen: Denn Anstoß nimmt die Fußballwelt am offiziellen Maskottchen des Turniers, dem eigentlich recht putzigen Gürteltierchen Fuleco. Dessen Name – dieses leicht holprige Zusammenspiel der portugiesischen Vokabeln “futebol” und “ecologica”, ein Kopfball der Kreativen, der mit Wucht auf die tolle Umweltverträglichkeit der WM abzielen soll – ist ja gut gemeint. Aber schlecht gemacht.

Denn leider haben die Kreativen während ihres monatelangen Brain-storming-Exzesses in diversen Arbeitsgruppen eine klitzekleine Kleinigkeit übersehen: Fuleco heißt “Arsch”. Im Slang der Jugend. Man kann also durchaus sagen, dass dieser erste Auftritt des Gastgeberlandes nach hinten losgegangen ist.

(Abendblatt.de)

Doch leider haben die Journalisten während ihres monatelangen Wir-befüllen-unsere-Seiten-mit-irgendeinem-WM-Quark-Exzesses eine klitzekleine Kleinigkeit übersehen: “Fuleco” heißt nicht Arsch.

Wenn Sie also “noch einen interessanten Fakt zum Angeben beim Eröffnungsspiel brauchen” (Bild.de) — nehmen Sie doch den.

Mit Dank auch an Holger A.

Blättern:  1 ... 64 65 66 ... 91