Suchergebnisse für ‘fakten’

Traurige Fakten

Schwer zu sagen, ob das “brutale Grand-Prix-Debakel” (also die Tatsache, dass der deutsche Beitrag beim Eurovision Song Contest in Kiew am vergangenen Samstag auf dem letzten Platz landete) “jetzt” tatsächlich “Konsequenzen” hat, wie es heute in der “Bild”-Zeitung steht, ob es also irgendwie gerechtfertigt ist, wenn “Bild” behauptet:

0 points! ARD feuert Grand-Prix-Chef

Tatsache ist, dass der für den Grand Prix zuständige NDR bereits gestern bekannt gab, der bisherige Grand-Prix-Verantwortliche Jürgen Meier-Beer höre “auf eigenen Wunsch” auf.

Tatsache ist auch, dass die Nachrichtenagentur ddp daraufhin schrieb:

“Meier-Beer unterstrich, sein Abgang habe nichts mit dem Grand-Prix-Debakel (…) zu tun (…). Die Gespräche über eine neue Aufgabe für ihn hätten bereits vor einem halben Jahr begonnen.”

Und der NDR legte heute, nach den “ARD feuert Grand-Prix-Chef”-Behauptungen, mit einer zweiten Pressemitteilung nach, in der es heißt:

“Spekulationen in Teilen der Presse, der NDR habe seinen Grand-Prix-Verantwortlichen strafversetzt oder gar gefeuert, entbehren jeder Grundlage (…). Tatsächlich hat Herr Dr. Meier-Beer bereits vor sechs Monaten darum gebeten, nach zehn Jahren mit einer neuen Aufgabe betraut zu werden. Zu diesem Zeitpunkt haben wir gemeinsam begonnen, seinen Wechsel vorzubereiten (…)”

Und wenn sich der NDR nun abermals (und derart ausdrücklich) an die Öffentlichkeit wendet und betont, die Personalie stehe “in keinem Zusammenhang mit dem Abschneiden der Sängerin Gracia beim ‘Eurovision Song Contest'”, dann sollte man sich den “Bild”-Text vielleicht doch noch einmal genauer anschauen. Schließlich findet man dort zwar jede Menge Ausrufezeichen (“Gracia Letzte! Miese Quote! Falsches Konzept!”, “Das brutale Grand-Prix-Debakel in Kiew, jetzt hat es Konsequenzen!”, “Die ARD feuert Grand-Prix-Chef Jürgen Meier-Beer (53)!”, “Null Punkte für den Ex-Unterhaltungs-Chef!”, “Sinkende Einschaltquote!”, “Katastrophales Ergebnis!”, “Hohe Kosten!”, “Falsches Auswahlsystem!”) — aber kein einziges Indiz für die Behauptung, Meier-Beer sei gefeuert worden.

Stattdessen findet man unter dem Stichwort “Traurige Fakten” den Satz:

2000 schauten noch 12 Millionen zu, dieses Jahr nur rund 7 Millionen.

Und das ist in der Tat traurig, weil es nämlich 2000 nicht “12 Millionen”, sondern 10,03 Millionen Zuschauer waren, was hier nur deshalb Erwähnung finden soll, weil “Bild” nicht einmal dort, wo sie ausdrücklich mit “Fakten” aufwartet, mit Fakten aufwartet.

Nachtrag, 18.6.2005:
Bild.de muss eine Gegendarstellung des NDR-Intendanten Jobst Plog u.a. veröffentlichen, in der es heißt, “daß Herr Dr. Meier-Beer bereits vor mehreren Monaten darum gebeten hat, mit einer neuen Aufgabe betraut zu werden und bereits vor Durchführung des ‘Eurovison Song Contest’ feststand, daß Herr Dr. Meier-Beer den Posten des „Grand-Prix-Chefs“ abgeben würde.” Der “Bild”-Artikel selbst ist online nicht mehr verfügbar.

Muskipedia, Nachrichtenkonsum fördert Demokratie, KI-Suche

1. Elon Musk bringt Wikipedia-Alternative an den Start
(spiegel.de)
Elon Musk habe mit “Grokipedia” eine eigene Alternative zur Online-Enzyklopädie Wikipedia gestartet. Obwohl Musk behaupte, seine Seite sei bereits “besser als Wikipedia”, befinde sich das Projekt noch in einem sehr frühen Rohbau-Zustand. Zudem scheinen viele Artikel von Wikipedia kopiert worden zu sein. Kritiker bemängeln, dass die Enzyklopädie bereits jetzt Musks rechte Ansichten widerspiegele und unklar sei, wie der versprochene Faktencheck durch die KI “Grok” funktioniert.
Weiterer Lesetipp: Danke, liebe Schwarmintelligenz: “Wikipedia feiert bald sein 25-jähriges Bestehen. In Zeiten von KI und Fake News zeigt die Enzyklopädie: Wissen ohne Menschen bleibt verletzlich und unvollständig.” (taz.de, Luisa Faust)

2. Nachrichtenkonsum fördert die Demokratie
(verdi.de)
Obwohl die Mehrheit der Menschen in Deutschland regelmäßig Nachrichten nutze, meide laut einer Studie des Reuters Institute ein wachsender Anteil von 71 Prozent diese zumindest gelegentlich aktiv. Eine Schweizer Studie des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (PDF) stelle fest, dass fast die Hälfte der dortigen Bevölkerung als “News-Deprivierte” gelte, die kaum Nachrichten konsumieren. Die Forscher warnen, dass diese Gruppe nicht nur über weniger politisches Wissen verfüge, sondern sich auch seltener an Wahlen beteilige.

3. Wann sind Haus­durch­su­chungen zulässig?
(lto.de, Max Kolter)
Bei “Legal Tribune Online” schreibt Max Kolter über die Frage, ob Hausdurchsuchungen wegen möglicherweise strafbarer Internet-Posts, wie kürzlich im Fall von Norbert Bolz, verhältnismäßig sind. Das Hauptproblem sei, dass Ermittler die Geräte, beispielsweise Handys oder Computer, finden müssen, um die Urheberschaft eines Posts zu beweisen. Als milderer Mittelweg werde eine sogenannte Abwendungsbefugnis eingesetzt, bei der die Beamten zwar erscheinen, der Beschuldigte die Durchsuchung aber durch freiwillige Herausgabe verhindern kann.

Bildblog unterstuetzen

4. Wenn Berlusconi kocht, schmeckt die Suppe nicht
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nach seiner Übernahme von ProSiebenSat.1 habe Pier Silvio Berlusconi sofort den gesamten Vorstand ausgetauscht, was der Ex-Finanzchef als Ende der Eigenständigkeit der Sendergruppe bezeichne. Medienstaatsminister Wolfram Weimer habe daraufhin die Münchner Medientage genutzt, um Berlusconi öffentlich zu ermahnen, sein Versprechen einzuhalten, sich nicht journalistisch einzumischen. “taz”-Kolumnist Steffen Grimberg nutzt Berlusconis eigenen Vergleich vom Fernsehen mit Kochen und stellt fest, dass die Suppe bereits “angebrannt” sei und “furchtbar schmeckt”.

5. Die «Sonntags-Zeitung» hat ein Herz für die Reichen
(infosperber.ch, Marco Diener)
Marco Diener wirft der Schweizer “Sonntags-Zeitung” vor, nicht objektiv zu berichten, sondern gezielt Stimmung gegen eine Erbschaftssteuer-Initiative zu machen. Als Beleg nennt er ein aktuelles, unkritisches Interview zu einer acht Monate alten Studie, die von den Gegnern der Initiative in Auftrag gegeben worden sei und spekulative Schreckensszenarien verbreite.

6. Future of Search – Wie KI unsere Internetsuche verändert
(ardaudiothek.de, Christine Auerbach, Audio: 27:06 Minuten)
Auf den Münchner Medientagen hat Christine Auerbach mit Uli Köppen (Bayerischer Rundfunk) und Wolfgang Kerler (Denkfabrik 1E9) über die Zukunft der Internetsuche diskutiert. Es geht um die Frage, wie KI-generierte Ergebnisse die Internetsuche dominieren und wie dies dazu führt, dass Medienhäuser weniger Besucherinnen und Besucher auf ihren Webseiten haben: “Wie müssen Suchende und Medienhäuser darauf reagieren? Und wie verändert KI unser Wissensmanagement?”

Umstrittene ZDF-Umfrage, Turm zu Dubai, Verschwundene Merz-Aussage

1. ZDF manipuliert Umfrage: Mehrheit widerspricht Merz
(volksverpetzer.de, Frederik Mallon)
Frederik Mallon wirft Bundeskanzler Friedrich Merz vor, mit seiner “Stadtbild”-Aussage rassistische Stimmung zu machen, und beschuldigt das ZDF, Merz mit einer manipulativen Umfrage zu unterstützen. Das ZDF habe fälschlicherweise getitelt, die Mehrheit stimme dem Kanzler zu, obwohl die tatsächliche Umfragefrage irreführend und mehrdeutig gestellt gewesen sei. Mallon zufolge belegen zudem andere Daten derselben ZDF-Umfrage das Gegenteil: Die Mehrheit fühle sich sicher und habe keine Probleme mit Geflüchteten.
Weiterer Lesehinweis: Das ZDF hat auf die vielerorts vorgetragene Kritik an der Umfrage reagiert: “Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik” (zdfheute.de)

2. Merz’ Stadtbild-Aussage aus Mitschrift gestrichen: Was besagt das Neutralitätsgebot
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
Wie “Correctiv” berichtet, sei die Aussage von Friedrich Merz über ein angeblich “problematisches Stadtbild” aus der offiziellen Mitschrift auf der Kanzler-Website entfernt worden. Die Regierung habe dies mit dem Neutralitätsgebot begründete, da Merz als Parteichef gesprochen habe. Diese Praxis der Streichung sei jedoch unüblich, wie Experten bestätigen würden.

3. Sar­kasmus schützt nicht vor Strafe
(lto.de, Max Kolter)
Da er in einem Social-Media-Post eine verbotene NS-Parole verwendet habe, werde nun gegen den Medienwissenschaftler und “Welt”-Kolumnisten Norbert Bolz ermittelt. Das Vorgehen und der erlassene Durchsuchungsbeschluss seien öffentlich stark kritisiert worden. Da Bolz kooperiert habe, sei es jedoch zu keiner Hausdurchsuchung gekommen. Die Ermittlungen entsprächen jedoch der gängigen Rechtsprechung, erklärt Max Kolter in seinem Beitrag, da Ironie oder Sarkasmus bei der Verwendung von NS-Kennzeichen laut Gesetz meist nicht vor einer Strafe schützen.

Bildblog unterstuetzen

4. Kommt jetzt eine Klagewelle gegen ARD und ZDF?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:34 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Felix W. Zimmermann, Jurist und Chefredakteur von “Legal Tribune Online”. Thema ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Klagen gegen den Rundfunkbeitrag wegen möglicher Einseitigkeit von ARD und ZDF erlaube. Zimmermann erklärt, warum er dennoch keine Klagewelle erwartet und das Urteil für die öffentlich-rechtlichen Sender sogar ein Vorteil sein könnte.

5. Pressefreiheit in Gefahr: GFF zieht mit Investigativ-Journalist nach Verurteilung wegen Zitaten vors Bundesverfassungsgericht
(freiheitsrechte.org, Maria Scharlau)
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und der Investigativjournalist Carsten Janz ziehen vor das Bundesverfassungsgericht, weil Janz wegen zweier Zitate aus einem Gerichtsbeschluss zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Grundlage der Verurteilung sei der Paragraf 353d StGB, der das wörtliche Zitieren aus laufenden Strafverfahren pauschal verbiete. Die GFF sieht darin eine massive Bedrohung der Pressefreiheit und der kritischen Berichterstattung über die Justiz.

6. Babel in der Wüste
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère beschreibt Dubai als modernes Babel, das Influencer mit einer glamourösen Fassade und Steuervorteilen anlocke. Diese glänzende Inszenierung verschleiere jedoch die Realität der Stadt, die auf der Ausbeutung von Gastarbeitern sowie auf harter Kontrolle und Repression basiere. Die (bislang unbestätigte) Verhaftung des deutschen Influencers Simon Desue zeige exemplarisch die Gefahren hinter diesem Traum: Desue drohe die Todesstrafe.

Raketenangriff, Entkernung der Demokratie, KI-Raubzug verhindern

1. “Es ist nicht hinnehmbar”: Mitarbeiter von ZDF-Partnerfirma offenbar bei israelischem Raketenangriff in Gaza getötet
(tagesspiegel.de)
Ein Mitarbeiter der Produktionsfirma Palestine Media Production, die seit Jahrzehnten für das ZDF arbeite, sei bei einem israelischen Raketenangriff im Gazastreifen getötet worden, ebenso wie der achtjährige Sohn eines anderen Mitarbeiters. Überlebende würden berichten, es habe keine Vorwarnung gegeben und auch der Übertragungswagen sowie Teamfahrzeuge seien zerstört worden. Die israelische Armee habe auf Nachfrage mitgeteilt, der Vorfall werde geprüft.

2. ÖRR-Reformen auf der Kippe: Das ist der Stand in Sachsen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, drohe die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu scheitern, weil der sächsische Landtag dem Reformstaatsvertrag voraussichtlich nicht zustimmen werde. Ohne diese Zustimmung könne die Reform nicht in Kraft treten. Die ebenfalls geplante Reform der Rundfunkfinanzierung sei bereits gescheitert, weil einige Bundesländer sie erst behandeln wollen, wenn ARD und ZDF ihre Verfassungsbeschwerde zum Rundfunkbeitrag zurückziehen.

3. Die Vielfalt, die sie meinen
(taz.de, Christian Rath)
Christian Rath kommentiert das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach niemand Rundfunkbeitrag zahlen müsse, wenn ARD und ZDF über längere Zeit ihren Programmauftrag “gröblich” verletzen. Rath begrüßt, dass das Gericht den Weg zu den Gerichten nicht künstlich verbaue, warnt aber vor einer kommenden Klagewelle verschiedener Kreise, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) Einseitigkeit bei Themen wie Impfschäden oder dem Krieg in der Ukraine vorwerfen. Er sieht darin aber auch eine Chance: “Der ÖRR könnte auch die Chance ergreifen, sich selbstbewusst zu präsentieren, als faktenstarke Informationsbasis, die aber zur Orientierung auch linken, liberalen und rechten Haltungsjournalismus anbietet. Diese Marketing-Bühne sollte er sich nicht entgehen lassen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Die Entkernung der Demokratie
(digitalpolitik.de, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org, warnt in einem Gastbeitrag für die “Blätter für deutsche und internationale Politik” vor der “Entkernung der Demokratie” durch Tech-Oligarchen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk, die digitale Infrastrukturen kontrollieren und teils gezielt autoritäre Kräfte unterstützen. Gleichzeitig sei am rechten Rand ein neues mediales Ökosystem von “Nius” bis “Welt” entstanden. Beckedahl kritisiert, dass europäische Regulierungen wie DSA, DMA und DSGVO zwar existieren, aber zu zaghaft durchgesetzt würden, und fordert massive Investitionen in gemeinwohlorientierte digitale Infrastrukturen.

5. KI-Raubzug an Kreativen beenden: ver.di fordert Kulturstaatsminister Weimer zum Handeln auf
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi fordert Kulturstaatsminister Wolfram Weimer auf, nach seinen öffentlichen Äußerungen zu Künstlicher Intelligenz (KI) nun konkrete Konzepte vorzulegen, um Kultur- und Medienschaffende vor Ausbeutung durch generative KI zu schützen. Christoph Schmitz-Dethlefsen, Bundesvorstandsmitglied von Verdi, kritisiert, dass KI Kreative ausbeute, Geschäftsmodelle redaktioneller Medien durch Plattformoligopole wegbrächen und Existenzen bedroht seien. Er fordert, den “Raubzug” zu unterbinden, digitale Plattformen zu regulieren und Anbieter von generativer KI zur Vergütung der Urheberinnen und Urheber zu verpflichten.

6. Erster KI-gesteuerter Podcast der FAZ
(kress.de, Henning Kornfeld)
Die “FAZ” habe mit dem “Rhein-Main Feierabendbriefing” ihren ersten KI-gesteuerten Podcast gestartet, der werktags um 17 Uhr in fünf bis sieben Minuten über die zentralen regionalen Ereignisse informieren soll. Dabei würden die wichtigsten Artikel des Rhein-Main-Ressorts durch Künstliche Intelligenz zusammengefasst und von der geklonten Stimme des “Frühdenker”-Podcast-Hosts Jan Malte Andresen eingesprochen.

Mächtige Medienmänner, Kampagne gegen Verlagspreis, Podcasts

1. Wie reiche Männer Meinung kaufen
(youtube.com, Jan Böhmermann, Video: 19:11 Minuten)
Jan Böhmermann beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe seines “ZDF Magazin Royale” mit drei mächtigen Medienmännern: “Was man dafür braucht? Viel Geld, eine Handvoll gesunden Unternehmer-Spirit und natürlich das richtige Personal, das schon zuvor mit Bravour gezeigt hat, wie man Meinungen abseits des öden Mainstreams hübsch aufbereitet.” Er startet mit Holger Friedrich und dessen Berliner Verlag und leitet dann zu Frank Gotthardt mit dessen Beteiligungen an rechtslastigen Portalen über. Am Schluss wird ein noch mächtigerer Dritter angeteasert, doch die Folge bricht mit dem Verweis auf die angeblich abgelaufene Sendezeit ab.

2. Kampagne gegen Deutschen Verlagspreis : “Nius” versus Wolfram Weimer
(tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Die rechte Onlineseite “Nius” habe versucht, eine Kampagne gegen den Deutschen Verlagspreis zu starten, indem sie behauptet habe, unter den 80 Preisträgern befänden sich “linksradikale Verlage” wie der Verbrecher Verlag oder die Edition Nautilus. “Nius” habe fünf Artikel zu dem Thema veröffentlicht und offenbar auf eine Intervention von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gehofft, ähnlich wie im Fall des Rappers Chefket.

3. “Podcasts sind noch nicht zu Ende gelernt”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Im Interview mit den Münchener Medientagen erklärt Maria Lorenz-Bokelberg, Gründerin der Podcast-Produktionsfirma Pool Artists, warum sie trotz mancher Grabgesänge weiter an das Hörformat glaubt. Ihr Appell: “Zieht Euch nicht alle zurück aus der Podcast-Branche! Erkundigt Euch ein bisschen, geht es im Zweifelsfall langsamer an – das ist gar kein Problem. Aber lasst uns nicht nervös machen von zwei, drei etwas lauteren Stimmen, die sich vielleicht verschätzt haben oder falsche Erwartungen hatten.”

Bildblog unterstuetzen

4. Ein inszenierter Skandal wird zur Hasswelle gegen die Zivilgesellschaft
(belltower.news, Robert Lüdecke)
“Apollo News”, ein rechts-alternatives Medienportal, habe eine Kampagne gegen die Amadeu Antonio Stiftung gestartet, nachdem eine Mitarbeiterin bei einer Veranstaltung über rechte Medien gesprochen habe. Dabei sei der Veranstaltungstitel “Rechten Medien auf die Tasten treten” bewusst als Gewaltaufruf gedeutet worden. Die Geschichte sei von anderen rechten Medien wie “Nius” und AfD-Politikern aufgegriffen und verbreitet worden, was zu einer Welle von Hassmails, Morddrohungen und antisemitischen Beleidigungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung geführt habe. Robert Lüdecke zeichnet den Ablauf der “orchestrierten Kampagne” bei “Belltower News”, das von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird, nach.

5. Es geht los
(steady.page, Sebastian Esser)
In seinem Newsletter beschäftigt sich Sebastian Esser mit den Expansionsplänen des ChatGPT-Anbieters OpenAI und den damit verbundenen Risiken: “Was uns als Medien, aber besonders uns als User dabei sehr bewusst sein sollte: Was wir da machen, ist sehr gefährlich. OpenAI wird in irgendeiner Form seinen App-Partnern Zugriff auf Memory und Kontext seiner User gewähren. OpenAI weiß sehr viel über dich und mich, wenn wir die App benutzen. Dieses Wissen ist hochsensibel und sollte auf keinen Fall in falsche Hände fallen.”
Weiterer Lesehinweis: In ihrem Newsletter fragt Ingrid Brodnig: “Ist die Schmeichelei der KI ein Problem?” und warnt: “Auch wenn Menschen es tendenziell mögen, wenn sie bestätigt werden oder ihnen geschmeichelt wird, sollten wir diese Ausdrucksweise der KI-Chatbots sehr genau und kritisch beobachten.” (steady.page)

6. Wissen, was Fakt ist: CORRECTIV und GADMO starten in die zweite Phase
(correctiv.org)
Das “German-Austrian Digital Media Observatory” (GADMO), ein seit 2022 bestehendes Bündnis aus Faktencheck-Organisationen sowie Forschungseinrichtungen, starte unter dem neuen Motto “Wissen, was Fakt ist” in die zweite Projektphase. Neben der bereits aufgebauten Datenbank mit über 3.800 Faktenchecks im deutschsprachigen Raum wolle man künftig verstärkt investigative Recherchen, wissenschaftliche Analysen sowie Medienkompetenz-Angebote für Eltern und ältere Zielgruppen anbieten.

Big Brother Awards, Angriffe auf Wikipedia, Signal gegen Grok

1. Datenschützer verleihen Negativpreis an TikTok, Google und Dobrindt
(spiegel.de)
Die Big Brother Awards 2025, ein Negativpreis des Vereins Digitalcourage, gehen an Innenminister Alexander Dobrindt, Google sowie TikTok. Dobrindt werde für sein “Sicherheitspaket” mit Gesichtserkennung und Palantirs “Gotham” kritisiert, das aus Sicht der Jury Grundrechte gefährde und Daten Unbeteiligter erfasse. Google werde für den KI-Assistenten Gemini gerügt, TikTok für intransparente Algorithmen, problematische Datenübermittlungen und die Schaffung von Abhängigkeiten.

2. Wie Wikipedia sich in Kriegszeiten vor Informationsangriffen schützt
(de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko)
Oleksandra Yaroshenko fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen, die sich mit den Informationsangriffen auf Wikipedia im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine beschäftigt: “Insbesondere ergab die Studie, dass Artikel über den russisch-ukrainischen Krieg sowohl von pro-russischen als auch von pro-ukrainischen Accounts in hohem Maße destruktiv bearbeitet wurden. Pro-russische Redakteure versuchten, die Ukraine zu delegitimieren, während pro-ukrainische Redakteure die Niederlagen der russischen Truppen hervorheben wollten.”

3. LG Hamburg: xAI darf Unwahrheiten nicht als Fakten verbreiten
(heise.de, Falk Steiner)
Das Landgericht Hamburg habe per Einstweiliger Verfügung dem KI-Unternehmen xAI untersagt, dass dessen Chatbot Grok die falsche Behauptung verbreitet, der Verein Campact werde aus Steuermitteln finanziert. Das Gericht mache xAI für das Unterbinden solcher Unwahrheiten verantwortlich. (Die Verfügung sei jedoch nur eine Zwischenetappe. xAI könne dagegen vorgehen, und das Hauptsacheverfahren stehe noch aus.) Campact werte den Beschluss als wichtiges Signal gegen “Fake News”. Der Fall stehe exemplarisch für offene Haftungsfragen rund um Künstliche Intelligenz und Filtermechanismen.

Bildblog unterstuetzen

4. Kein Einigungswille beim rbb
(verdi.de)
Die Gewerkschaften DJV und Verdi verklagen den RBB, da seit über einem Jahr der Tarifvertrag für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei dem öffentlich-rechtlichen Sender zwar ausverhandelt, aber nicht unterschrieben worden sei. “Mit der Klage gegen den rbb soll die Intendantin verpflichtet werden, den Tarifvertrag endlich zu unterzeichnen”, so eine Verdi-Vertreterin: “Bislang haben weder Protest noch Streiks auf der Seite des rbb für ein Einsehen gesorgt. Deshalb muss nun ein Gericht klar machen, dass ein Wortbruch Folgen hat.”

5. Vatikan warnt vor KI und Faschismus
(taz.de)
Papst Leo XIV. habe bei einem Treffen mit Nachrichtenagenturen im Vatikan seinen Appell zur Freilassung aller inhaftierten und festgehaltenen Journalistinnen und Journalisten wiederholt: “Journalismus darf nie als Straftat betrachtet werden; es ist ein Recht, das geschützt werden muss. Die freie Information ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft, und deshalb sind wir aufgerufen, sie zu verteidigen und zu schützen.”

6. “Hart aber fair”-Tests: Louis Klamroth und der Tempel der Verdichtung
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader beschreibt, wie Moderator Louis Klamroth mit neuen Formaten wie “Press Play” und Ablegern von “Hart aber fair” jüngere Zielgruppen erreichen wolle, dabei aber oft auf Clip-Zapping, Spielereien und extreme Verdichtung setze. Schader kritisiert, dass diese Kurzformate Orientierung und Haltung vermissen lassen, ständig Namen und Konzepte wechseln und so eher Überforderung als Zugang erzeugen würden: “Vielleicht muss Klamroth mit seinen Gästen einfach mal raus aus dem Studio. Und Begegnungen mit echten Wähler:innen möglich machen. Nicht als Buzzerspiel, ohne künstliche Wohnzimmeratmosphäre, aber mit Struktur, Raum für Unvorhergesehenes – und Currywurst.”

Erfolg gegen die Chatkontrolle, Panoramafreiheit, KI-Erlöse

1. So geht Demokratie
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter feiert bei netzpolitik.org den jüngsten Erfolg gegen die Chatkontrolle als Ergebnis des Einsatzes einer aktiven Zivilgesellschaft, die in vielfältigen Bündnissen auf die Gefahren des Vorhabens hingewiesen habe. Die Sache sei jedoch noch nicht endgültig ausgestanden: “Die Sache ist erst sicher, wenn wir die Bundesregierung dazu bringen, dass sie jegliche Form von Hintertüren oder Client-Side-Scanning dezidiert ausschließt.”

2. Panoramafreiheit ist auch Pressefreiheit: dju weist den Versuch, Fotos vom Berliner Festival of Lights zu verbieten, strikt zurück
(dju.verdi.de, Danica Bensmail)
Beim Berliner “Festival of Lights” werden bunte Bilder auf Gebäude im öffentlichen Raum projiziert. Laut einer Mitteilung der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi habe der Veranstalter des Festivals versucht, Pressefotografinnen und -fotografen das Anfertigen und Verbreiten eigener Fotos der Lichtinstallationen zu untersagen. Die dju wertet dieses Vorgehen als unrechtmäßigen Eingriff in die Pressefreiheit und verweist auf die Panoramafreiheit gemäß Paragraf 59 des Urheberrechtsgesetzes, die solche Aufnahmen grundsätzlich erlaube.

3. Was uns Qualtingers “Kobuk” noch heute über Medien lehrt
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi berichtet bei kobuk.at, dass die legendäre Kobuk-Aktion von Helmut Qualtinger aus dem Jahr 1951 als Medienkritik verstanden werden könne, da sie gezeigt habe, wie leicht sich Redaktionen von erfundenen Geschichten täuschen lassen. Gutschi betont, dass sich die Medienlandschaft seitdem zwar verändert habe, das Grundproblem aber geblieben sei: Es gebe keine Alternative zu sorgfältig geprüften Fakten. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Qualtingers Kobuk damals wie heute daran erinnere, kritisch mit Nachrichten umzugehen.

Bildblog unterstuetzen

4. Wann fließen die KI-Erlöse?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Gunter Becker gibt einen Überblick über die Nutzung journalistischer Inhalte durch große IT-Konzerne zum Training von Künstlichen Intelligenzen, für die die Urheberinnen und Urheber bislang meist keine Lizenzgebühren bekämen. Durch erste Initiativen wie die neue KI-Lizenz der VG Wort, Gerichtsverfahren in den USA sowie Kooperationsverträge zwischen Verlagen und KI-Anbietern könne man jedoch darauf schließen, dass ein Umdenken beginne und künftige Erlösbeteiligungen möglich seien. Es mangele jedoch noch an klaren gesetzlichen Regelungen und nachhaltigen Vergütungsmodellen. Becker hat dazu verschiedene Expertenmeinungen eingeholt.

5. Die Krux mit der KI-Kennzeichnung 
(verdi.de)
Die neuen Kennzeichnungspflichten für KI-Inhalte sollen nach dem AI-Act der Europäischen Union zwar mehr Transparenz schaffen, seien aber kein Allheilmittel gegen Desinformation. Medien müssten laut Pressekodex bereits jetzt symbolische oder manipulierte Bilder, auch solche, die von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurden, kennzeichnen, während für KI-Texte meist keine Pflicht bestehe. Ab August 2026 sollen nach EU-Recht vor allem Deepfakes und KI-generierte audiovisuelle Inhalte deutlich als solche markiert werden. Die genaue Abgrenzung in der Praxis sei jedoch noch unklar.

6. OpenAI startet einen KI-Fake-Feed
(taz.de, Johannes Drosdowski)
OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, starte mit “Sora” eine neue Social-Media-App, auf der ausschließlich KI-generierte Videos geteilt werden können. Nutzerinnen und Nutzer sollen eigene Aufnahmen einbinden oder remixen dürfen. Die Plattform priorisiere Inhalte aus dem eigenen Bekanntenkreis, verspreche aber keinen besonderen Schutz vor Desinformation. Die App sei zunächst nur in den USA und Kanada, auf Einladung und fürs iPhone verfügbar.

Teil-Rückkehr für Jimmy Kimmel, Rettungsflug, Polizeiberichte

1. Nur eine Teil-Rückkehr für Jimmy Kimmel
(tagesspiegel.de)
Nach massiver Kritik an seiner Absetzung kehrt Jimmy Kimmel mit seiner Late-Night-Show auf Disney und ABC zurück, allerdings nicht flächendeckend. Rund ein Viertel der ABC-Sender, darunter Nexstar und Sinclair, würden die Sendung nicht mehr ausstrahlen. Dies geschehe offenbar aus Rücksicht auf die Trump-nahe Medienaufsichtsbehörde FCC, deren Zustimmung die Sender für eigene Übernahmen benötigen. Kimmels Show war nach Aussagen zum Attentat auf Charlie Kirk vorübergehend aus dem Programm genommen worden. Dies hatte breiten Widerstand in der Öffentlichkeit ausgelöst.

2. Afghaninnen verpassten Rettungsflug wegen fehlendem Rollstuhl, nicht beim Shoppen
(correctiv.org, Sara Pichireddu)
Laut einem Faktencheck von “Correctiv” haben zwei Afghaninnen ihren Rettungsflug nach Deutschland nicht – wie zunächst von der “Bild”-Redaktion behauptet – wegen einer Shoppingtour während des Umsteigens verpasst, sondern weil ein zuvor angemeldeter Rollstuhl in Istanbul fehlte. “Bild” habe die Falschmeldung erst zehn Tage später korrigiert, nachdem sich die falsche Schlagzeile bereits vielfach in Sozialen Netzwerken verbreitet hatte.

3. “Medien haben die Regierung vor sich hergetrieben”
(taz.de, Antje Lang-Lendorff)
Die “taz” hat mit dem Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer gesprochen. Maurer konstatiert, dass große Medienhäuser während der Corona-Pandemie zwar nicht regierungstreu, aber einseitig berichtet hätten. So seien kritische Perspektiven etwa zu sozialen oder wirtschaftlichen Nebenwirkungen der Lockdowns zu selten berücksichtigt worden.

Bildblog unterstuetzen

4. Deutschlands dümmste Journalistin
(kontextwochenzeitung.de, Cornelius W. M. Oettle)
In einer polemisch zugespitzten Kolumne für “Kontext” kritisiert Cornelius W. M. Oettle die Journalistin Julia Ruhs für aus seiner Sicht tendenziöse Inhalte in Ruhs’ Moderation des NDR/BR-Formats “Klar” und nennt sie provokant “Deutschlands dümmste Journalistin”. Ruhs vermarkte sich erfolgreich als Opfer linker Cancel-Kultur, obwohl ihre journalistische Arbeit mehrfach Anlass zur Kritik gegeben habe. Oettle deutet die öffentliche Unterstützung für Ruhs als Ausdruck einer Medienöffentlichkeit, in der Inszenierung zunehmend wichtiger sei als Substanz.

5. Sind Journalisten zu unkritisch?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 29:38 Minuten)
“Übernehmen Medien zu schnell die Darstellung der Polizei? Sind Journalisten zu unkritisch gegenüber Meldungen der Polizei? Wie steht es mit der Polizei als privilegierte Quelle?” Darüber diskutieren im Deutschlandfunk der Journalist und Buchautor Mohamed Amjahid (“Alles nur Einzelfälle? – Das System hinter der Polizeigewalt”) und Journalismus-Professor Tanjev Schultz.

6. Jugendliche wollen soziale Medien weniger nutzen – schaffen es aber nicht
(spiegel.de)
Eine repräsentative Befragung von Infratest dimap habe ergeben, dass eine Mehrheit der Jugendlichen Soziale Medien zwar weniger nutzen wolle, es aber nicht schaffe, den eigenen Konsum zu begrenzen. Viele Jugendliche empfänden neben positiven Gefühlen auch sozialen Druck und emotionale Belastung. Insbesondere junge Frauen seien davon überdurchschnittlich betroffen.

Sprachrohr der Konservativen?, Kimmel, Friedmann ausgeladen

1. Das Sprachrohr der Konservativen
(taz.de, Gilda Sahebi)
Die Entscheidung des NDR, die konservative Moderatorin Julia Ruhs aus dem Format “Klar” zu nehmen, ist auf massive Kritik von CDU-Politikern gestoßen. Dies werfe laut der Autorin Gilda Sahebi grundsätzliche Fragen zur Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf: “Der politische Wind weht konservativ. Spahn, Günther und Linnemann erklären, was sie erwarten. Und die öffentlich-rechtlichen Strukturen scheinen zu gehorchen.”

2. US-Sender ABC schickt Jimmy Kimmel wieder auf Sendung
(dwdl.de, Alexander Krei)
Nach massiver Kritik und einem Kurssturz an der Börse lasse der Medienkonzern Disney die zuvor abgesetzte Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live” ab dem heutigen Dienstag wieder laufen, wie “DWDL” unter Berufung auf den US-Sender ABC berichtet. Die kurzfristige Absetzung folgte auf Kimmels kritische Aussagen zum Mord am ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk und sorgte für politischen Druck sowie Boykottaufrufe durch konservative Mediengruppen.

3. Michel Friedman offenbar aus Sorge vor rechten Protesten ausgeladen
(zeit.de)
Der jüdische Publizist Michel Friedman sei auf Weisung des Bürgermeisters von Klütz von einer geplanten Veranstaltung im Literaturhaus “Uwe Johnson” wieder ausgeladen worden. Hintergrund seien laut dem neuen Leiter des Hauses in Mecklenburg-Vorpommern Sorgen vor Protesten rechter Gruppen. Friedman selbst sei weiterhin an Auftritten in Ostdeutschland interessiert: “Ich bin bereit, aufdringlich zu sein”.

Bildblog unterstuetzen

4. Akteursvielfalt und Selbstreflexion in der Berichterstattung über den Gazakrieg – eine Inhaltsanalyse dreier deutscher Tageszeitungen
(de.ejo-online.eu)
Eine Inhaltsanalyse von 346 Artikeln der “Süddeutschen Zeitung”, “Welt” und “taz” zeige, dass israelische Akteure und Kriegsbetroffene in der Berichterstattung über den Gazakrieg deutlich häufiger zitiert worden seien als palästinensische. Besonders kritisch falle ins Gewicht, dass die Zivilbevölkerung aus dem Gazastreifen trotz deutlich höherer Opferzahlen medial stark unterrepräsentiert gewesen sei. Gleichzeitig fehle es weitgehend an journalistischer Selbstreflexion über eingeschränkte Arbeitsbedingungen oder eigene Perspektiven.

5. “Journalismus muss unbedingt selbstbewusster werden”
(journalist.de, Jan Freitag)
Im Interview mit dem “journlist” betont Kommunikationswissenschaftler Michael Brüggemann, dass Journalismus beim Thema Klimawandel klar, faktenbasiert und selbstbewusst kommunizieren müsse. Er plädiert für einen transformativen Journalismus, der nicht nur informiert, sondern gesellschaftlichen Wandel unterstützt und auf Missstände aufmerksam macht. Um Menschen wirksam zu erreichen, solle Journalismus außerdem verständlich bleiben und Desinformation aktiv entgegentreten.

6. Niederländische Disney-Parodie wird Internethit
(spiegel.de)
Der “Spiegel” macht auf ein Satirevideo des niederländischen Komikers Arjen Lubach aufmerksam, das nach der Absetzung von Jimmy Kimmels Late-Night-Show viral gegangen ist. In der Parodie zeigt Lubach bekannte Disney-Figuren in einer Welt, wie sie US-Präsident Donald Trump gefallen könnte: Zum Beispiel Aladdin, der von der Einwanderungsbehörde abgeführt wird, oder Bambi, dessen Mutter für transfreundliche Aussagen am Spieß landet.

Berliner Verlag will expandieren, US-Zensur, Antisemitismus in Medien

1. “Projekt Halle”: Berliner Verlag expandiert in ostdeutsche Hauptstädte
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Der Berliner Verlag, zu dem unter anderem die “Berliner Zeitung” gehört, plane unter dem Titel “Projekt Halle”, neue Regionalzeitungen in den fünf ostdeutschen Landeshauptstädten zu gründen. Zunächst solle es digitale Ausgaben geben, später auch eine gedruckte Wochenendausgabe. Verleger Holger Friedrich begründe das Vorhaben mit dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit, regionaler Repräsentanz und einer Gegenstimme zur laut Friedrich westlich geprägten Medienelite. Parallel solle die Verlagsstruktur neu aufgestellt werden.

2. US-Pentagon gegen Pressefreiheit
(taz.de)
Das US-Verteidigungsministerium (beziehungsweise “Kriegsministerium”, wie es seit Kurzem heißt) habe neue Regeln eingeführt, nach denen Journalistinnen und Journalisten ihre Berichterstattung vor Veröffentlichung genehmigen lassen müssen. Dies betreffe selbst nicht-geheime Informationen. Organisationen wie der National Press Club und Medien wie die “New York Times” hätten diese Maßnahme als direkten Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert und auf verfassungsrechtliche Bedenken hingewiesen.

3. Antisemitismus in der Berichterstattung
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Auf der journalistischen Fachtagung “Unter Druck? Medien & Antisemitismus im NS-Staat & heute” sei darüber diskutiert worden, inwiefern Medien bei ihrer Berichterstattung über Israel und über Antisemitismus teils unbeabsichtigt diskriminierende Narrative verstärken. Journalistinnen wie Esther Schapira und Vertreter jüdischer Organisationen hätten mehr sprachliche Sensibilität gefordert, um antisemitische Muster besser zu erkennen. Als Ergebnis eines begleitenden Forschungsprojekts sei schließlich ein kostenloses Lerntool für Redaktionen vorgestellt worden.

Bildblog unterstuetzen

4. Vom Stimmzettel zum Meme: Wie sich Desinformation in Europa verbreitet
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum & Sara Mercereau)
Laut der von der EU geförderten “PROMPT”-Studie würden sich Desinformationsnarrative in Europa zunehmend lokal angepasst ausbreiten, etwa durch Misstrauen gegenüber Wahlen oder eine Umdeutung des Ukrainekriegs als innenpolitische Belastung. Die beteiligten Faktenprüfer aus sechs Ländern hätten berichtet, dass Form, Auslöser und Kanäle je nach nationalem Kontext stark variieren, mit Memes, Influencern oder russischsprachigen Telegram-Gruppen als Verstärker.

5. “Medienkompetenzförderung muss als Bildungsaufgabe verstanden werden, nicht als Zusatzleistung”
(npj.news, Juliane von Reppert-Bismarck)
Medienkompetenz müsse als feste Bildungsaufgabe im Schulunterricht verankert und nicht als freiwillige Zusatzleistung verstanden werden, meint Juliane von Reppert-Bismarck, Gründerin der Initiative “Lie Detectors”. Gerade durch KI-Tools wie ChatGPT wachse bei jungen Menschen das Bedürfnis, journalistische Inhalte besser einordnen und Desinformation erkennen zu können. Von der Politik wünsche sie sich langfristige Strukturen, eine bundesweite Vernetzung sowie eine klare Haltung zur Bedeutung von Informationskompetenz für die Demokratie.

6. ZDF hat so viele Frauen in Führungspositionen wie noch nie
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das ZDF habe 2024 mit einem Frauenanteil von 45,3 Prozent in Führungspositionen einen historischen Höchststand erreicht, wolle sich damit jedoch laut Intendant Norbert Himmler nicht zufriedengeben. Die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Keppler habe dem Sender deutliche Fortschritte attestiert, aber auch betont, dass weitere strukturelle Veränderungen notwendig seien.

Blättern:  1 ... 5 6 7 ... 94