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“Bild” lässt Kriminalität an Dresdens Schulen explodieren

Geht es darum, mit falschen Fakten Angst und Schrecken zu verbreiten, leben “Bild” und AfD in wunderbarer Symbiose. In Dresden konnte man das in den vergangenen Tagen gut beobachten: Eine AfD-Abgeordnete stellte eine Kleine Anfrage an die Sächsische Staatsregierung, die Dresdner Regionalausgabe der “Bild”-Zeitung berichtete über die Antwort des Staatsministeriums des Innern (PDF), und die Abgeordnete, die die Kleine Anfrage gestellt hatte, nutzte wiederum den “Bild”-Artikel für ihre Stimmungsmache. Bloß: “Bild” hat Zahlen verglichen, die man nicht vergleichen kann, dadurch falsche Schlüsse gezogen und diese zu einer Explosion der Kriminalität an Dresdens Schulen aufgeblasen.

Ausriss Bild-Zeitung - Kriminalität an Dresdens Grundschulen um 224 Prozent gestiegen

Im vergangenen Jahr ist die Kriminalität in Klassenräumen und auf Schulhöfen in unserer Stadt explodiert! Die erschreckenden Zahlen veröffentlichte Innenminister Roland Wöller (48, CDU) auf Anfrage der AfD.

Seinen Artikel teilt “Bild”-Redakteur Tom Rosin nach den verschiedenen Schularten auf. Zu den Grundschulen, dies es ja auch in die Titelzeile geschafft haben, schreibt er:

An GRUNDSCHULEN (1. bis 4. Klasse) gab es im vergangenen Jahr 107 Straftaten, im Jahr zuvor waren es dagegen nur 33. Das ist ein Anstieg von 224 Prozent.

Es handelt sich dabei nicht um Schulhofrangeleien. Ermittelt wurde u.a. wegen Körperverletzung, Brandstiftung und Diebstahl!

Beim Blick auf die Statistik (PDF, Grundschule (“GS”) gemeinsam mit Oberschule (“OS”) und Mittelschule (“MS”) in einer Datei, aber jeweils gesondert ausgewiesen) sieht man, dass die in “Bild” genannten Zahlen zu den Straftaten stimmen, und der “Bild”-Redakteur hat auch richtig gerechnet. Nur ist der Vergleich an sich schon falsch und damit auch die genannte Steigerung von 224 Prozent. In der Antwort des Staatsministeriums des Innern steht extra:

Recherchiert wurde für den Tatzeitraum vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2018 in der Kreisfreien Stadt Dresden. Zu beachten ist hierbei, dass bei verschiedenen Delikten (z. B. Körperverletzung gemäß § 223 Strafgesetzbuch [StGB] oder Diebstahl gemäß § 242 StGB) Aussonderungs- und Löschfristen von 24 Monaten bestehen und damit bei diesen Delikten valide Angaben nur noch für das Jahr 2018 zur Verfügung stehen.

Die Polizei in Sachsen löscht also bei bestimmten Delikten nach einer bestimmten Frist (hier: nach zwei Jahren) Straftaten aus ihrem System. Durch dieses Löschen sind die Zahlen zu den verschiedenen Jahren aus der Antwort zur Kleinen Anfrage schlicht nicht miteinander vergleichbar. Für 2018 sind allein schon wegen dieser Löschfristen mehr Straftaten aufgelistet als für die Jahre zuvor. Wir haben nachgeschaut: Tatsächlich werden Körperverletzungen (§ 223 StGB) und Diebstähle (§ 242 StGB) nur für 2018 genannt — in den Angaben zu 2014, 2015, 2016 und 2017 fehlen sie komplett. Und das macht einen deutlichen Unterschied: Bei den Dresdner Grundschulen findet man für 2018 18 Körperverletzungen und 24 Diebstähle, was zusammen bereits 42 der von “Bild” genannten 107 Straftaten sind.

Die besondere Löschfrist von zwei Jahren gilt aber auch noch für weitere Straftaten, so die Sächsische Staatskanzlei:

– Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung (§§ 185, 186, 187 StGB), soweit diese nicht eine nachhaltige Rufschädigung der Betroffenen zur Folge haben, öffentlich oder mittels Druckschriften begangen wurden oder sexuellen Bezug haben;

– Hausfriedensbruch (§ 123 StGB);

– Fahrlässige Körperverletzung (§ 230 StGB);

– Vorsätzliche Körperverletzung (§ 223 StGB) mit geringen Folgen;

– Sachbeschädigung (§ 303 StGB) bis zu einer Schadenshöhe von 100 EUR;

– Diebstahl und Unterschlagung bis zu einer Schadens-höhe von 100 EUR, soweit es sich nicht um Fälle nach §§ 243 und 244 StGB handelt;

– Erschleichen von Leistungen (§ 265a StGB);

– Betrug (§ 263 StGB) bis zu einer Schadenshöhe von 100 EUR.

An den Grundschulen waren es 2018 laut Statistik fünfmal § 185 StGB, einmal § 187 StGB, dreimal § 123 StGB und fünfzehnmal § 303 StGB. Will man die Straftaten des vergangenen Jahres also unbedingt mit jenen des Jahres 2017 vergleichen, müsste man von den 107 Straftaten 66 abziehen, da die jeweiligen Delikte wegen der Löschfristen nur im Jahr 2018 vorkommen. Die “Kriminalität an Dresdens Grundschulen” wäre dann also nicht innerhalb eines Jahres von 33 auf 107 Straftaten gestiegen, sondern von 33 auf 41; und damit nicht “um 224 Prozent”, sondern nur um 24 Prozent (doch es bleibt dabei: Der Vergleich ist an sich schon nicht sinnvoll).

Ähnlich falsch ist Rosins Vergleich zu den Dresdner Ober- und Mittelschulen. In “Bild” schreibt er:

Oder die 52 Straftaten vor zwei Jahren — 2018 waren es dann schon 173 — ein Plus von 233 %. Erpressungen, sexueller Missbrauch, gefährliche Körperverletzung waren dabei.

(In der Statistik zu den Ober- und Mittelschulen gibt es für 2018 keinen Fall des sexuellen Missbrauchs.)

Bei einem Vergleich auf Biegen und Brechen müsste man allerdings 97 von den 173 Straftaten aus dem Jahr 2018 abziehen, da sie zu den Delikten gehören, die wegen der Löschfristen 2017 gar nicht auftauchen können. Die Steigerung betrüge dann nicht 233 Prozent, sondern nur 46 Prozent.

An den Berufsschulen wäre es nicht das von Rosin genannten Plus von 77 Prozent, sondern von 9,3 Prozent. Und an den Gymnasien “stieg die Zahl der Straftaten” nicht, wie in “Bild” steht, “um 60 %”, sondern sank um 23 Prozent.

Und selbst ohne diese Fehler wäre eine Aussage wie “ist die Kriminalität in Klassenräumen und auf Schulhöfen in unserer Stadt explodiert” nicht wirklich passend, denn in der Antwort des Staatsministeriums des Innern steht auch:

Recherchiert wurde im Polizeilichen Auskunftssystem Sachsen nach Straftaten mit den Tatörtlichkeiten “Grundschule”, “Mittelschule/Oberschule” (nicht alle Mittelschulen wurden in Oberschulen umbenannt, so dass Mittelschulen und Oberschulen erfasst wurden), “Sonstige Schule” (Förderschulen werden nicht gesondert ausgewiesen), “Gymnasium” und “Berufsschule”.

Diese Auswertung erfolgte nach dem Tatortprinzip “Tatörtlichkeit = Schule”, so dass es sich bei den Opfern und ermittelten Tatverdächtigen nicht zwingend um Schüler bzw. Lehrer handeln muss, sondern möglicherweise auch
um andere Personen, welche sich zur Tatzeit auf dem Schulgelände aufhielten.

Da die Straftaten jeweils mit Datum aufgelistet sind, kann man nachschauen, welche von ihnen während der Schulferien, an Wochenenden oder Feiertagen begangen wurden — und somit nicht in der Schulzeit, sondern nur auf dem Schulgelände oder in der unmittelbaren Nähe. An den Grundschulen zum Beispiel waren es im vergangenen Jahr 23 (von 107) Straftaten, darunter besonders schwere Fälle des Diebstahls und sexueller Missbrauch von Kindern. An den Ober- und Mittelschulen registrierte die Polizei 16 (von 173) Straftaten, während die Schulen geschlossen waren.

Bei “Bild” gibt es diese Differenzierungen nicht. Stattdessen hat Redakteur Tom Rosin mit seinem Murks der sächsischen AfD-Fraktion eine traumhafte Vorlage geliefert, die die Abgeordnete Karin Wilke, die auch die Kleine Anfrage gestellt hatte, für ihre Angstmacherei verwendet:

Screenshot eines Posts der AfD-Fraktion - Karin Wilke - Kriminalität und Gewalt an Dresdner Grundschulen um 224 Prozent gestiegen

Mit Dank an @mschwarz87!

Richtigstellung: Julian Reichelt ist für uns keine Koryphäe

Am Montag hatten wir einen kleinen Auftritt bei der Republica. Gleich zu Beginn (ab Minute 1:39), zu dieser Folie …

Screenshot unserer Präsentation bei der Republica - darauf zu lesen: Einer kann heute leider nicht dabei sein

… sagte unser “6 vor 9”-Kurator Lorenz Meyer:

Der Abend beginnt für uns mit einer kleinen Enttäuschung. Wir haben eigentlich auf den dritten wichtigen Mann gewartet. Eine Koryphäe, eine Lichtgestalt des Journalismus. Er kann heute leider nicht dabei sein. Er ist in der Sophienstraße und hält einen wichtigen Vortrag.

Dazu erschien diese Folie:

Screenshot unserer Präsentation bei der Republica - darauf zu sehen: Eine Ankündigung der Schwarzkopf-Stiftung zu einer Veranstaltung mit Bild-Chef Julian Reichelt zum Thema Verantwortung im Journalismus

BILDblog-Leiter Moritz Tschermak sagte anschließend noch:

Das ist ziemlich schade, denn auf der Bühne mit Julian Reichelt zusammen zu sitzen — ich hatte einmal das Vergnügen — ist ein großes Erlebnis.

Heute Nacht erreichte uns dazu eine E-Mail von “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Ihm sei berichtet worden, dass wir bei unserem Auftritt bedauert hätten, “dass ich keine Zeit hatte, mit Ihnen auf der Bühne zu sitzen”, wir sollen “enttäuscht” gewesen sein. Reichelt: “Jetzt frage ich mich, ob mir da Ihre Einladung durchgerutscht ist oder ob Sie nur den Eindruck erweckt haben, ich hätte mich nicht zu Ihnen getraut. Sollte das der Fall sein, wäre ich zwar nicht überrascht, aber doch betrübt und würde um öffentliche Richtigstellung bitten.” In einer weiteren E-Mail schreibt Reichelt: “Ich habe mir das angesehen und finde, dass Sie hier eindeutig einen falschen Eindruck erwecken.”

BILDblog-Ombudsfrau Erna Belitz sagt dazu:

Der “Bild”-Chef hat Recht! Eine Einladung für den Termin bei der Republica wurde an Julian Reichelt nie ausgesprochen. Außerdem müssen noch weitere glasklar falsche Fakten richtiggestellt werden, die das BILDblog-Team bei der Republica verbreitet hat: Julian Reichelt ist keine Koryphäe und auch keine Lichtgestalt des Journalismus. Solch gravierende Fehler dürfen sich nicht wiederholen!

Steingarts Redaktionsschiff, Rechte Leichtgläubigkeit, “Partei”-Spot

1. Wir brauchen gute Manager an der Spitze von Redaktionen
(journalist-magazin.de, Julia Bönisch)
Julia Bönisch ist Mitglied der Chefredaktion der “Süddeutschen Zeitung” und für manche Kolleginnen und Kollegen der Branche ein Affront: “Frau, Onlinerin, noch keine 40 — damit stehe ich für fast alles, was unbequem und lästig ist: für Veränderung, für Digitalisierung, für einen Generationenwechsel, der auch Frauen an die Spitze bringt.” Im Medienmagazin “journalist” geht Bönisch der Frage nach, wie Redaktionen in digitalen Zeiten geführt werden müssen. Ihre These: “Die Digitalisierung fordert nicht nur von redaktionellen Mitarbeitern aller Bereiche, sondern auch von einem Chefredakteur, einer Chefredakteurin heute ganz andere Fähigkeiten als noch vor 20 oder 30 Jahren.”

2. Gabor Steingart gründet Media Pioneer Publishing GmbH / Axel Springer wird strategischer Partner
(mediapioneer.com)
Journalist und Autor Gabor Steingart kündigt auf seiner Firmenwebseite Großes an: Mit einem 40 Meter langen “Redaktionsschiff” will er ab 2020 täglich über die Spree schippern, inmitten des Berliner Regierungsviertels. Als “strategischen Partner” habe er den Axel-Springer-Verlag mit an Bord geholt. Der Medienkonzern sei mit 36 Prozent an der Neugründung beteiligt. Bislang hatte sich Steingart vor allem auf seinen Newsletter und den Podcast konzentriert.

3. Jan Fleischhauer wechselt zum “Focus”
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Wächst jetzt das zusammen, was zusammengehört? Nach dreißig Jahren verlässt Kolumnist und Redakteur Jan Fleischhauer den “Spiegel” und wechselt zu Burdas “Focus”.

4. ZDF lehnt Ausstrahlung des Sea-Watch-Spots der PARTEI ab
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Heute Abend hätte es beim ZDF eigentlich einen Spot der Partei “Die Partei” zu sehen gegeben, doch der Sender lehnte die Ausstrahlung ab. “Die Partei” hatte die Gestaltung des Videos der Organisation Sea-Watch überlassen. Der Clip genüge damit nicht den gesetzlichen Voraussetzungen für einen Wahlwerbespot, so das ZDF.

5. Alternative Fakten nur für Rechte?
(de.ejo-online.eu, Joachim Trebbe)
Der “Confirmation Bias”, also der Bestätigungsfehler, besagt, dass Inhalte, die den eigenen Vorstellungen und Standpunkten entsprechen, für glaubwürdiger und wahrhaftiger gehalten. Bei politischen Inhalten gelte dies besonders im rechten und rechtsextremen Milieu, wie eine neue Studie herausgefunden habe: “Die Autoren vermuten eine höhere Leichtgläubigkeit im rechten Milieu und eine Vorliebe gerade für Themen, die in den journalistischen Medien keine Chance haben.”

6. Allrad-LKWs, Hausmeister und Pilzsammler: Eine Liebeserklärung an Internetforen
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Eine der ganz großen Stärken des Internets sind die Foren, in denen sich Profis, Amateure und Liebhaber zu Spezialthemen austauschen. Viele Internetforen kommen ohne Erlösmodell daher und leben einzig von der Begeisterung der Beteiligten. Anna Biselli hat Forenbetreiber zu ihrer Motivation befragt. Der Artikel ist eine Liebeserklärung an die Foren geworden.

Twitters Sperr-Wut, Kevin Kühnerts Abiturprüfung, Duell um “Motorwelt”

1. Twitter sperrt erste Accounts wegen Wahlwitzen
(golem.de, Friedhelm Greis)
Twitter hat Nutzer gesperrt, weil sie Wahlwitze mit Bezug zur AfD gemacht haben. Der bekannte IT-Rechtsanwalt Thomas Stadler wurde wegen einer drei Jahre alten Äußerung gesperrt, die er ausdrücklich mit einem Zwinkersmiley als ironisch gekennzeichnet hatte. Siehe dazu auch “Twitter sperrt meinen Account wegen eines drei Jahre alten Tweets”. Auch die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli hatte es erwischt. Siehe dazu auch: Twitter sperrte zwischenzeitlich Account von SPD-Politikerin Chebli (spiegel.de).

2. Wie sich öffentlich-rechtliche Angebote verändern
(deutschlandfunkkultur.de, Tim Wiese)
Seit dem 1. Mai gilt der neue Rundfunkstaatsvertrag, und mit ihm gelten für ARD, ZDF und Deutschlandradio neue Regeln im Netz. Texte würden auf den öffentlich-rechtlichen Portalen immer weniger eine Rolle spielen, so der Medienjournalist Daniel Bouhs. Dafür dürfen die öffentlich-rechtlichen Sender nun auch Plattformen wie Facebook, Youtube oder Instagram mit speziell dafür entwickelten Inhalten bespielen. Die Hinwendung zu den sozialen Netzwerken berge jedoch Gefahren, so Bouhs.

3. In Hamburg durchgefallen
(faz.net, Patrick Bahners)
Das Interview der “Zeit” mit dem Juso-Chef Kevin Kühnert hat wegen dessen Äußerungen zu Enteignungen für viel Aufsehen gesorgt. Patrick Bahners fragt sich, wer die Enteignungen ins Gespräch gebracht hat und kommentiert: “Es war wie eine Abiturprüfung — hier zwei unterschütterliche Routiniers, dort ein gewitzter Prüfling.”

4. Duell um die “Motorwelt”
(sueddeutsche.de, Uwe Ritzer)
Die Mitgliederzeitschrift “ADAC Motorwelt” ist mit einer Druckauflage von 14 Millionen Exemplaren Europas auflagenstärkste Zeitschrift. Der ADAC hatte bereits vor längerer Zeit Umbau- und Sparmaßnahmen angekündigt. Anscheinend soll von 2020 an der Medienkonzern Burda das Mitgliedermagazin produzieren und vertreiben. Aber auch Springer sei an dem lukrativen Deal interessiert.

5. Überfall auf Enthüllungsjournalist
(taz.de, Bernhard Clasen)
In der Ukraine ist ein Journalist von Unbekannten überfallen und schwer verletzt worden. Man vermutet einen Zusammenhang mit seinen Recherchen zum Thema Korruption städtischer Beamter. Vor drei Jahren hatte es schon den Versuch gegeben, ihn zu erschießen. Nun liegt er schwer verletzt im Koma und ringt um sein Leben.

6. Tausche Liebe gegen Geld
(zeit.de, Meike Laaf)
Die Podcastszene professionalisiert sich. Das hat Vor-, aber auch Nachteile, denn jetzt geht es auf einmal ums große Geld. Unternehmen wie Luminary und Spotify pumpen gewaltige Beträge ins System und sperren ihre Podcasts hinter Paywalls und Anmeldeschranken. Meike Lauf analysiert die Situation und erklärt die Vermarktungswege.

7. BILDblog auf der re:publica: Best-/Worst-of 15 Jahre BILDblog
(19.re-publica.com)
IN EIGENER SACHE: Wir bespielen heute Abend um 20 Uhr Stage 2 auf der re:publica in Berlin. Es wird ein wilder Ritt durch 15 Jahre “Bild”- und Boulevardbeobachtung, mit den übelsten Kampagnen, der schlimmsten Hetze und dem falschesten Katzenbenzin. Kommt gerne vorbei. Wir freuen uns auf Euch!

Einmal falschen Wal-Spion mit ohne Kamera aus Russland

Die Rechnung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) geht so:

Norwegische Fischer haben am Wochenende einem Wal möglicherweise das Leben gerettet. Vor der Küste von Finnmark im Norden des Landes hatte der Weißwal (Beluga) mehrere Tage lang die Nähe ihres Bootes gesucht. Bei näherer Betrachtung sahen die Männer, dass der Wal Riemen umgebunden hatte. Nach mehreren Versuchen gelang es ihnen, das Tier davon zu befreien.

… plus …

An der Innenseite der Riemen befand sich der Aufdruck “Equipment of St. Petersburg” (Ausrüstung St. Petersburgs).

… plus …

Außerdem war dort eine Kamera befestigt.

… gleich:

Screenshot Zeit Online mit der dpa-Überschrift - Zahmes Tier mit Kamera - Wal in Norwegen von Zaumzeug befreit - Russischer Spion?

Aber wie das bei Additionen so ist: Ist einer der Summanden falsch, stimmt auch was mit der Summe nicht. Sind zwei Summanden falsch, dann erst recht.

Und wie das mit der dpa so ist: Falsche Fakten, die die Agentur in Umlauf bringt, landen bei sehr vielen Medien.

Erstmal zur angeblich am Riemen befestigten Kamera: Die gibt es nicht. An dem Gurt, von dem die Fischer den Wal befreit haben, soll zwar auch eine Halterung für eine Kamera angebracht gewesen sein, aber keine Kamera. Das bestätigte Audun Rikardsen von der Arktischen Universität in Tromsø — den auch die dpa mit anderen Aussagen zitiert — der BBC:

Prof Rikardsen told the BBC that the harness “was attached really tightly round its head, in front of its pectoral fins and it had clips”. He said there was a GoPro attachment, but no camera.

Und dann zum angeblichen “Aufdruck ‘Equipment of St. Petersburg’ (Ausrüstung St. Petersburgs)”, der sich “an der Innenseite der Riemen” befinden soll. Nun könnte man sich natürlich erstmal wundern, dass ein möglicher tierischer Spion von wem auch immer losgeschickt wird mit einem ziemlich klaren Hinweise auf den Auftraggeber. Vor allem aber sollte man sich den Gurt mal genauer anschauen. Dann würde man nämlich sehen, dass der Aufdruck erstens nicht “an der Innenseite” zu finden ist, sondern auf der Schnalle; und dass er zweitens nicht “Equipment of St. Petersburg” lautet, sondern “Equipment St. Petersburg” — also ohne “of”. Das mag nach Erbsenzählerei klingen, ist aber nicht ganz unwichtig: Es gibt eine russische Firma, die Utensilien für Outdoor-Aktivitäten herstellt und verkauft. Ihr Name: Снаряжение, was übersetzt so viel heißt wie “Ausrüstung” oder “Equipment”. Ihr Sitz: St. Petersburg. Das aktuelle Logo dieser Firma ähnelt bereits ziemlich jenem, das auf der Schnalle des Gurtes zu sehen ist. Das alte Firmenlogo ist exakt jenes, das sich auch auf der Schnalle befindet. Der Aufdruck ist also erstmal nur ein Hinweis darauf, dass es sich um ein Produkt einer russischen Firma handelt, das jeder kaufen konnte.

Die dpa-Meldung ist mit ihren Fehlern auch bei Bild.de gelandet:

Screenshot Bild.de - Vor Norwegens Küste entdeckt - Ist dieser Beluga Wal ein russischer Spion?

Zusätzlich hat die Bild.de-Redaktion noch ein exklusives Zitat, nun ja, eingeholt:

Joar Hesten, einer der Seeleute, sei mit seinem Kollegen Joergen Ree Wiig ins kalte Wasser gesprungen, als sie den Beluga sahen. Wiig: “Das norwegische Militär hat großes Interesse an der Kamera gezeigt”.

… was etwas überraschend ist angesichts der Tatsache, dass überhaupt keine Kamera gefunden wurde. Bild.de wird doch nicht etwa wörtliche Zitate erfinden?

Mit Dank an Alex und @ReneG_20_19 für die Hinweise!

Nachtrag, 17:39 Uhr: Die dpa hat auf unsere Kritik reagiert und die “Berichterstattung entsprechend berichtigt”.

FPÖ und die “Folgen”, Paywall-Links, Kriminalität: das Böse und wir

1. “Etwas, das nicht ohne Folgen bleiben kann”
(arminwolf.at)
Österreichs rechtspopulistische FPÖ hat sich auf den ORF-Journalisten Armin Wolf eingeschossen. Wolfs “Vergehen”: Er hatte den FPÖ-Spitzenkandidaten für die EU-Wahl, Harald Vilimsky, zu einem rassistischem Plakat der FPÖ-Jugendorganisation befragt. Bereits während des Interviews hatte Vilimsky dafür “Folgen” angekündigt. Im Nachgang echauffieren sich nun weitere FPÖ-Politiker. Außerdem verlangt man lautstark die Entlassung Wolfs.

2. Sind Tweets, in denen auf eine Paywall verlinkt wird, kennzeichnungspflichtig?
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Oft verlinken Journalisten und Medien in Tweets und Postings eigene Inhalte, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich um Bezahlartikel hinter einer Paywall handelt. Dies ist nach Ansicht des IT-Rechtlers Thomas Stadler nicht zulässig. Es müsse ausreichend deutlich gemacht werden, dass es sich um kommerzielle beziehungsweise werbliche Hinweise handelt.

3. Und das Netz vergisst doch: Die Utopie vom ewigen Speicher
(nzz.ch, Felix Simon)
Das angeblich niemals vergessende Internet habe ein Archivproblem: Es gebe keine zentrale Stelle für die Archivierung von Inhalten, die Gefahr des “digitalen Gedächtnisschwundes” drohe. Vor allem Medienhäuser seien hier in der Pflicht, allerdings würden sie oftmals Aufwand und Kosten scheuen. Felix Simon kommentiert: “Der Gedanke an Archive mag nicht so “sexy” sein wie Vorstellungen von der schönen neuen Welt digitaler Möglichkeiten. In Zeiten, in denen die Presse mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat, ist er nicht weit oben auf der Agenda. Doch ohne verlässliche Archive riskieren wir nicht nur, dass bestimmte Versionen der Geschichte später die Oberhand gewinnen, wenn es nichts gibt, mit dem sie korrigiert werden können — wir riskieren auch, dass die historischen Wissenslücken, die sich zwangsläufig in Zukunft auftun werden, noch grösser sind als die der Vergangenheit.”

4. Vorschau in die Vergangenheit: Geschlechterverteilung auf dem Buchmarkt
(einfacherdienst.de)
Der Anteil an Autorinnen im Sachbuch-Bereich führender Verlage liegt bei gerade mal 20 Prozent. Dies ergibt eine Auswertung der Verlagsvorschauen für den Frühling 2019. Einziger Trost: Bei Romanen sieht es mit 42 Prozent deutlich besser aus.
Dazu ein Lesetipp aus dem Jahr 2015: Frauen auf dem Buchmarkt: Es sich selbst machen (taz.de, Fatma Aydemir).

5. Das Böse und wir
(zeit.de, Tonio Walter)
Obwohl die Zahl der Gewalttaten heute deutlich niedriger ist als vor zwanzig Jahren, sind viele Menschen vom Gegenteil überzeugt. Dies liege auch daran, wie Polizei und Medien berichten. Strafrechtsprofessor Tonio Walter erklärt, warum keinesfalls alles immer schlimmer wird und warum volle Gefängnisse die Kriminalität erhöhen. Es geht um Beobachterfehler, Untergangsempfinden und selektive Erinnerung.

6. Die netzpolitischen Highlights auf der re:publica 2019
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Nächsten Montag startet in Berlin die re:publica, Europas größte Konferenz rund um Digitalisierung und Internet. Das Angebot umfasst etwa 600 Sessions mit 1000 Sprechern und Sprecherinnen. Mitgründer Markus Beckedahl von netzpolitik.org hat eine Auswahl lohnenswerter Veranstaltungen mit dem Fokus “Netzpolitik” getroffen. 
Hinweis in eigener Sache: Wir vom BILDblog sind in Berlin auch dabei: Am Montag, 6. Mai, um 20 Uhr starten wir auf Stage 2 zu einem wilden Ritt durch 15 Jahre “Bild”- und Boulevardbeobachtung, mit den übelsten Kampagnen, der schlimmsten Hetze und dem falschesten Katzenbenzin.



Lehren aus der Niederlage, Debiasing, Als “der Ulli” rechts abbog

1. Was das Internet nicht vergessen sollte
(golem.de, Friedhelm Greis)
Die Schlacht um die Urheberrechtsreform wurde geschlagen, die Netzaktivisten unterlagen. Friedhelm Greis hat sich auf die Suche nach den richtigen Lehren aus der jahrelangen Debatte gemacht. Wie lassen sich in der Zukunft solche Niederlagen vermeiden? Seine Analyse in Kurzform: “Harte Fakten einfordern. Die großen IT-Konzerne sind keine guten Verbündeten. Wahlen können etwas ändern. Online-Proteste nützen wenig.”

2. Gerüchte und Spekulationen im Netz
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing & Silvia Stöber)
Nach (oder noch während) einer Katastrophe kursieren im Netz augenblicklich Gerüchte über Ursache und Hergang, so auch bei der brennenden Kathedrale Notre-Dame in Paris. Vor allem rechte Blogs streuten Spekulationen über einen angeblichen Anschlag. Der “Faktenfinder” ist der Sache nachgegangen. Dabei spielt auch Donald Trump eine Rolle mit seinem Ratschlag, die französische Feuerwehr möge schnell Löschflugzeuge einsetzen.
Weiterer Lesehinweis: Thomas Lückerath kommentiert bei “DWDL” die Kritik, ARD und ZDF hätten wegen des Geschehens in Paris ihr Programm unterbrechen sollen: “Besonders komisch wird es übrigens immer dann, wenn Print-Journalisten vermeintlich mangelnde Aktualität bei ARD und ZDF in solchen Fällen kritisieren und ebenso süffisant darauf hinweisen, dass man in solchen Fällen besser ausländische Nachrichtensender guckt. Es wären die Verlage, die neben den privatwirtschaftlichen Nachrichtensendern am lautesten aufschreien würden, wenn die Politik ARD und ZDF grünes Licht für einen echten öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender geben würde.”

3. Weniger verzerrt
(journalist-magazin.de, Janina Kalle)
Unter einem Bias oder einer “kognitiven Verzerrung” versteht man die “systematische fehlerhafte Neigung beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen”. Auch wenn wir noch so sehr meinen, rational zu urteilen, unterliegen wir oftmals diesen Verzerrungen und Selbsttäuschungen. Dies gilt nicht nur für Medienleute, sondern betrifft uns alle. Janina Kalle hat einen spannenden Text vorgelegt, in dem sie erklärt, wie man der Bias-Falle entkommt, und einige “Debiasing”-Techniken vorstellt.

4. Als “der Ulli” rechts abbog
(taz.de, Timo Hoffmann)
Der Journalist und Autor Ulrich Kulke hat eine bemerkenswerte Vita: Vor 40 Jahren hat der heute 66-Jährige die “taz” mitgegründet. Später arbeitete er für die Grünen. 2001 ging er für 15 Jahre zur Tageszeitung “Welt” des Axel-Springer-Verlags. Heute nimmt er die AfD in Schutz und schreibt Kommentare für das Onlineportal “Die Achse des Guten”. Wie ist es dazu gekommen? “taz”-Redakteur Timo Hoffmann hat Kulke bei ihm zu Hause besucht und ein lesenswertes Porträt verfasst, das nicht urteilt.

5. Google, Facebook und der Journalismus – oder: wenn sich das Problem als Teil der Lösung sieht
(medienwoche.ch, Daniel Faulhaber)
Im italienischen Perugia trifft sich die Medienbranche seit 13 Jahren jährlich zu einem der größten Branchentreffen, dem “International Journalism Festival”. Dieses Jahr besonders im Fokus: Facebook, Google und das problematisches Verhältnis dieser Konzerne zum Journalismus. Daniel Faulhaber war in dem umbrischen Städtchen und hat sich angehört, wie die Netzgiganten derzeit agieren: Mit einem Schmusekurs, den sich Facebook allein 300 Millionen Euro kosten lässt, die es den Verlagen für Journalismusprojekte zur Verfügung stellt.

6. Wie kann ich als Mann Feminist sein?
(spiegel.de, Margarete Stokowski)
Ein Medien-, aber auch ein Alltagsthema: “Wie können Männer Feministen sein?” Margarete Stokowski hat eine Liste mit 40 Punkten angefertigt: “Die Liste ist unvollständig und die Reihenfolge egal. Erledigen Sie so viele Punkte wie möglich, dann sind Sie auf der sicheren Seite.”

Pressefreiheit für Assange, Leon Lovelock, Warner stoppt Trump-Video

1. Pressefreiheit gilt auch für Assange
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Gestern hat Ecuador dem “WikiLeaks”-Gründer Julian Assange den Asylstatus aberkannt, woraufhin er von der britischen Polizei verhaftet wurde. Markus Reuter kommentiert: “Man kann Assange wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe gegen Frauen ein Arschloch nennen. Man kann Julian Assange für einen politisch Irrlichternden halten, der im US-Präsidentschaftswahlkampf zu Gunsten von Trump agierte. Man kann ihn für einen rücksichtlosen Egomanen halten, dem andere egal waren. Man muss Assange dafür kritisieren, dass Wikileaks Informationen oftmals unredigiert veröffentlichte und damit Menschen in Gefahr brachte. All das ist richtig. Was man allerdings nicht kann, ist ihn für seine offensichtlich relevanten Leaks sowie die Etablierung einer neuen digitalen Veröffentlichungskultur zu verurteilen. Hier hat sich Julian Assange verdient gemacht.”
Weiterer Lesehinweis: “Reporter ohne Grenzen” fordert: Assange nicht an die USA ausliefern.

2. Das ist das Weltpresse-Foto des Jahres 2019
(faz.net)
Das Foto des weinenden Flüchtlingskindes an der texanischen Grenze zu Mexiko ist zum Weltpresse-Foto des Jahres 2019 gewählt worden. “Das Bild zeigt eine andere, psychologische Art der Gewalt”, so Jury-Mitglied Alice Martins.

3. Flut von Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de, Silke Diettrich)
Im Zeitraum vom 11. April bis zum 19. Mai wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Für die größte Demokratie der Welt mit den mehr als 900 Millionen Wahlberechtigten eine gewaltige logistische Herausforderung. Außerdem könnten Fake News die Wahlen beeinflussen: In den sozialen Medien würden unzählige Falschmeldungen, Gerüchte und gefälschte Fotos kursieren.

4. Der YouTuber Leon Lovelock verbreitet gefährliche Verschwörungstheorien
(vice.com, Johann Voigt)
Der Fitness-YouTuber Leon Lovelock interviewt seit Kurzem verschiedene deutsche Rapper, von denen einige ohne weitere Einordnung ihre kruden Verschwörungstheorien verbreiten können. Johann Voigt schreibt dazu: “Es wirkt so, als wäre Leon Lovelock mit der guten Absicht YouTuber geworden, Leute dazu zu bringen, besser mit sich selbst umzugehen. Doch er hat sich in der Idee verrannt, dass man als Mensch in irgendeiner Form fremdgesteuert wird. Mit diesem Mindset bietet er zusammen mit Kollegah, Pa Sports oder Kianush, die in ihren Ansichten um einiges radikaler sind als er, einen Nährboden für Verschwörungstheorien. Nicht in den dunklen Ecken des Internets, sondern im YouTube-Mainstream.”

5. Wie Roger Schawinski und die “Welt” eine Sex-Arbeiterin bloßstellen
(uebermedien.de, Juliane Wiedemeier)
Juliane Wiedemeier erzählt, was es mit dem Konflikt zwischen der Luxus-Prostituierten und studierten Philosophin Salomé Balthus und dem Schweizer Talkmaster Roger Schawinski, ihrem anschließenden Rauswurf bei der “Welt” und der Tätigkeit des “Welt”-Kolumnisten Don Alphonso als “ungebetener Job-Vermittler” auf sich hat.

6. Warner stoppt Trumps Wahlwerbung
(wuv.de, Susanne Herrmann)
Donald Trump hat auf Twitter ein Wahlkampfvideo verbreitet, das mit Batman-Filmmusik unterlegt war (“The Dark Knight Rises”). Das fand das amerikanische Filmstudio Warner Bros. weniger witzig und ließ das Video bei Twitter sperren.

Kurz korrigiert (527)

Vor einem Jahr ist im Zentrum von Münster ein Mann mit einem Kleinbus in eine Menschengruppe gefahren. Bei dieser Amokfahrt wurde unter anderem Profi-Volleyballerin Chiara Hoenhorst verletzt. Die heute 22-Jährige musste zwischenzeitlich ins künstliche Koma versetzt werden. Nun gab Hoenhorst bekannt, dass sie ihre Karriere beenden muss, da ihr Sehnerv weiterhin beschädigt sei.

Bild.de berichtet über diese Entscheidung von Chiara Hoenhorst und schafft es dabei nicht, die wenigen Fakten zur Amokfahrt, die im Text genannt werden, fehlerfrei wiederzugeben:

Als am 7. April 2018 ein Einzeltäter mit seinem Lieferwagen in ein vollbesetztes Straßencafe in der Innenstadt raste, wurde (sic) sieben Menschen getötet und zahlreiche weitere schwer verletzt.

Es sind nicht, wie Bild.de schreibt, “sieben Menschen getötet” worden, sondern vier. Außerdem nahm sich der Täter anschließend das Leben.

Mit Dank an Daniel für den Hinweis!

Nachtrag, 17:01 Uhr: Bild.de hat auf unsere Kritik reagiert und die Stelle entsprechend geändert:

Als am 7. April 2018 ein Einzeltäter mit seinem Lieferwagen in ein vollbesetztes Straßencafe in der Innenstadt raste, wurden vier Menschen getötet und zahlreiche weitere schwer verletzt. Auch der Täter starb.

Einen transparenten Hinweis zu dieser Korrektur hat sich die Redaktion allerdings gespart.

Angriff auf Kunstfreiheit, PR oder Journalismus?, Grindels Drehtür

1. Ein Angriff auf die Freiheit der Kunst
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Staatsanwaltschaft in Gera ermittelt gegen die Aktionskunstgruppe “Zentrum für Politische Schönheit” wegen “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Nicht nur ein Skandal allererster Güte, sondern ein Angriff auf die Freiheit der Kunst, wie Markus Reuter in seinem Kommentar findet: “Wer auch immer dieses Verfahren eröffnet und für 16 Monate nicht eingestellt hat, sollte von seinem Amt zurücktreten.”

2. Theodor-Wolff-Preis Lebenswerk für Michael Jürgs
(bdzv.de)
Der Theodor-Wolff-Preis ist “die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat”. So urteilt jedenfalls der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger über den von ihm vergebenen Journalistenpreis. Dieses Jahr auf der Nominierungsliste: Das vielfach kritisierte Pro und Contra der “Zeit” über die Seenotrettung von Geflüchteten “Oder soll man es lassen?”. Es wäre interessant zu erfahren, was der Namensgeber Theodor Wolff von dieser Nominierung halten würde. Wolff musste nämlich selbst flüchten (vor den Nazis).
Über den nominierten Beitrag siehe auch: Leben oder sterben lassen?: “In der “Zeit” wird diskutiert, ob Schiffsbrüchige gerettet werden dürfen — mit halben Wahrheiten und kruden Vergleichen. Ein Faktencheck.” (taz.de, Christian Jakob).

3. Karl Lauterbach zu Gesundheits-Fakes News im Netz: “Der Verbraucherschutz ist überhaupt nicht ausgeprägt”
(medwatch.de, Nicola Kuhrt & Hinnerk Feldwisch-Drentrup)
“MedWatch” hat sich mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach über die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet unterhalten. Außerdem geht es um eine mögliche Impfpflicht, Homöopathie und Heilpraktiker, sowie um Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Kostenerstattung.

4. Eine Gratwanderung: PR oder Journalismus?
(ndr.de, Daniel Bouhs)
Ist PR eine “Spielart des Journalismus”, wie der DJV-Vorsitzende Frank Überall behauptet, oder “selektive Auftragskommunikation”, die nichts mit unabhängiger Berichterstattung zu tun hat, wie der Hamburger Journalistik-Professor Volker Lilienthal betont? Auf jeden Fall ist es eine Gratwanderung, bei der Transparenz besonders wichtig sei.

5. So werden aus Politikern wieder Journalisten
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth und Stefan Fries)
Reinhard Grindel könnte nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident theoretisch wieder zum ZDF, seinem alten Arbeitgeber, zurückkehren. Der Sender hält ihm jedenfalls eine Stelle frei. Der “Deutschlandfunk” hat bei öffentlich-rechtlichen Sendern nachgefragt, wie sie mit möglichen Rückkehrern umgehen.
Weiterer Lesehinweis: Ex-DFB-Chef Grindel: Drehtür zurück zum ZDF? (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz).

6. System der Angst
(freitag.de, Lennart Laberenz)
Herrscht auf dem Buchmarkt oder in der Fernsehunterhaltung ein “System der Angst” vor allem, was neu, andersartig und mutig ist? Über diese Frage hat der “Freitag” mit zwei Autorinnen gesprochen: Heidi Goch-Lange, die unter dem Pseudonym Sofie Cramer Bestseller wie “SMS für dich” geschrieben hat, und Drehbuchschreiberin Dorothee Schön (u.a. “Tatort”, “Charité”).

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