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Unanständige Fragen, Rätselhaftes Verschwinden, Digitaler Nachlass

1. “Zeit” gerät nach Pro-und-Contra zur Seenotrettung in die Kritik
(sueddeutsche.de, David Denk)
Die “Zeit” hat mit einem Pro und Contra zur Frage der Legitimität privater Seenotrettung massive Kritik ausgelöst. Dabei ging es um die in der Überschrift formulierte Frage “Oder soll man es lassen?” und die “Contra”-Position der “Zeit”-Korrespondentin Mariam Lau. In der Digitalausgabe wurde die Überschrift mittlerweile in “Gut? Oder nur gut gemeint?” geändert. Die Redaktion will darin jedoch kein Eingeständnis eines Fehlers sehen, dem lägen nur “technische Gründe” zu Grunde …
In einem “SZ”-Kommentar kritisiert Heribert Prantl die “Zeit”. Man dürfe Menschen nicht als Sache betrachten und behandeln. So ein Pro und Contra sei vielleicht gut gemeint, aber nicht gut. Es relativiere die Menschenwürde. “Wer sich auf eine solche Denkweise einlässt, der landet bei der Folter und bei der Todesstrafe.”
Vor allem auf Twitter wurde der Beitrag intensiv diskutiert. Hier drei Threads, die verschiedene Aspekte beleuchten: Simon Hurtz kritisiert den Text von Mariam Lau, plädiert jedoch für mehr Argumente und weniger Furor: “Bringt es uns wirklich weiter, wenn wir die Zeit jetzt als bürgerliche Bild-Zeitung bezeichnen oder den Untergang des Journalismus heraufbeschwören? Das ist doch genau das angebliche Sprechverbot, das Rechte immer beklagen.” Julian Pahlke von “Jugend Rettet” reagiert mit einer eindringlichen Tweetabfolge über das Sterben im Mittelmeer, wie er es selbst als Augenzeuge erlebt habe: “Der Tod im Mittelmeer ist nicht, wie man immer glaubt, ein lautes Ereignis. Er kommt langsam und wird immer ruhiger. Er ist gerade deshalb so dramatisch weil er so ruhig ist.” Und laut Ingrid Brodnig illustriere die Frage der “Zeit” das Problem der “False Balance” im Journalismus. Journalisten seien darauf gedrillt, “beide Seiten” zu beleuchten. Dies führe im schlimmsten Fall dazu, dass menschenfeindliche Positionen denkbare Optionen werden: “Es ist ein Irrtum, dass ausgewogener Journalismus bedeutet, man gibt allen Meinungen Raum — egal wie menschenfeindlich oder faktenfern sie sind. Dieses Streben nach “alle Seiten müssen vorkommen” kann im Journalismus dazu führen, dass wir plötzlich Menschenrechte infrage stellen.”
Im Blog der “Zeit” haben sich die verantwortlichen Chefredakteure Sabine Rückert und Bernd Ulrich mit einer Art Stellungnahme an die Leser gewandt: “Wir bedauern, dass sich einige Leser in ihrem ethischen Empfinden verletzt gefühlt haben, und dass der Eindruck entstehen konnte, die ZEIT oder auch Mariam Lau würden einer Seenotrettung generell eine Absage erteilen.”
Das Bedauern der “Zeit”-Verantwortlichen scheint sich jedoch hauptsächlich auf sich selbst zu beziehen: Auf Twitter klagt Bernd Ulrich selbstmitleidig und passiv-aggresiv über die “flüchtlingsfreundliche Gemeinde”. Und trägt dazu bei, dass sich das Märchen von “Mordaufrufen” gegen “Zeit”-Redakteure verbreitet, was sich augenscheinlich auf “Titanic”-Chefredakteur Tim Wolff bezieht, der jedoch keineswegs zu irgendeiner Tötung aufgerufen, sondern eine unanständige Frage mit einer unanständigen Gegenfrage satirisch gespiegelt hat.
Nachtrag, 12:24 Uhr: Bernd Ulrich schreibt “nach einmal Drüberschlafen” bei Twitter: “Die Überschrift war ein, war mein Fehler” und kündigt einen eigenen Text zum Thema in der nächsten Ausgabe an.

2. EU-Politiker Axel Voss nutzt auf Facebook urheberrechtlich geschützte Fotos und verrät uns nicht, ob er sie bezahlt hat
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Axel Voss sitzt für die CDU im EU-Parlament und hat dort das neue und strengere Urheberrecht vorangetrieben. Das neue Gesetz soll unter anderem Plattformen dazu zwingen, urheberrechtlich geschütztes Material mittels Uploadfilter zu blocken und damit ein Veröffentlichen durch Unberechtigte unmöglich zu machen. “BuzzFeed News” hat sich bereits vor ein paar Tagen auf dem Facebook-Profil des Politikers umgeschaut und dort zahlreiche urheberrechtlich geschützte Bilder entdeckt. Auf Nachfragen, ob und wie eine Lizenzierung dieser Bilder erfolgt sei, reagierte das Büro des Politikers ausweichend. Doch nun passiert gerade ein Wunder: Wie auf magische Weise verschwinden immer mehr Einträge von Voss’ Facebook-Seite, bei denen derartige Bilder verwendet wurden.

3. „Mehr Kontrolle von außen“
(taz.de, Frederic Valin)
Die “taz” hat mit dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt gesprochen. Es geht um die aktuelle Fußball-WM, die Vergabe an Katar, diverse Substanzen und seine Entscheidung, nicht nach Russland zu fahren. Seppelts Resümee: “Die Doping- und Korruptionsskandale der vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen. Sport ist bei weitem eben nicht der schöne Schein, den uns die Hochglanzbilder vorgaukeln. Auch im Fußball nicht. Nur, weil die Menschen die WM im Fernsehen gucken, heißt das noch lange nicht, das sie goutieren, was die Fifa macht. Einschaltquoten sind kein ethisches Argument.”

4. “Wie würde es im Netz aussehen, wenn es uns nicht gäbe?”
(golem.de, Jennifer Fraczek)
Die rund 40.000 Mitglieder der Facebook-Gruppe #ichbinhier schreiben Erwiderungen auf Hasskommentare. Im Interview mit Golem.de erklärt der Gründer der Online-Initiative Hannes Ley, wie er die Idee aus dem Netz in die echte Welt bringen will: “Unser Ziel ist es, ein Konzept für die Lehrerbildungsinstitute (LBI) zu entwickeln.”

5. Face­book-Chats sind auch nur Briefe
(lto.de, Bastian Biermann)
Der Bundesgerichtshof hat ein wichtiges Urteil zum sogenannten digitalen Nachlass gefällt und Eltern, die nach der Todesursache ihrer 15-jährigen Tochter suchen, Zugriff auf deren Facebook-Account gewährt. Damit habe das Gericht den digitalen Nachlass dem analogen gleichgestellt, so Bastian Biermann in seiner Einordnung des Urteils. Im Sinne der Rechtsklarheit sei es jedoch wünschenswert, dass der Gesetzgeber eine eindeutige Regelung zum digitalen Erbe treffe. Bis es soweit ist, rät Biermann zu Vorsorgemaßnahmen zu Lebzeiten.

6. Speechless Speech: Mark Zuckerberg
(webtapete.de)
Zum Wochenausklang noch etwas Leichtes: Der für seine “Musicless”-Videos (hier ein Beispiel) bekannte Sounddesigner und Vertonungskünstler Mario Wienerroither hat Mark Zuckerberg vertont.

Sprache der Flüchtlingspolitik, Kalte Liebe für Brexit, Lothars Siegtreffer

1. Monsterworte
(spiegel.de, Georg Diez)
Georg Diez schreibt über die Sprache der Flüchtlingspolitik: “Sie denken sich immer neue Monsterworte aus, diese Politiker, um ihre Verantwortung zu verschleiern, schreckliche, technokratische, sterile, bürokratische Maßnahmenworte, Umsetzungsworte, Tatenworte ohne Taten, denn es ist allein die Fiktion von Autorität, die in Worten wie “Masterplan” steckt oder “Ausschiffungsplattform” oder “Ankerzentren” — schlimmer noch, es sind Worte, die einen Rechtsbruch in abwaschbare Sprache verkleiden und so tun, als sei dieser tatsächliche Rechtsbruch die geeignete Maßnahme, um einen fiktiven Rechtsbruch zu bekämpfen.”
Weiterer Lesetipp: Bei “Flüchtlingsforschung gegen Mythen” diskutieren WissenschaftlerInnen Behauptungen aus der Flüchtlingsdebatte. Aktuell in der siebten Ausgabe.

2. Gegendarstellung
(martinsonneborn.de)
Gibt es im Europaparlament immer mehr Fraktionen und Fraktionslose, wie die “FAZ” einen CDU-Abgeordneten zitiert? Martin Sonneborn, fraktionsloses Mitglied im EU-Parlament (Die Partei), widerspricht dem in seiner “Gegendarstellung” und räumt mit aus seiner Sicht weiteren Lügen und Mythen auf.

3. Die kalte Liebe der Medien gegenüber dem Brexit
(nzz.ch, Felix Simon)
Europäische Medien zeichnen sich in Bezug auf den Brexit vor allem durch leidenschaftslose Distanz aus, schreibt Felix Simon. Laut einer neuen Studie würden Fernsehsender, Zeitungen und Online-Medien in acht europäischen Ländern neutral und faktenbasiert berichten — was sich von der Berichterstattung einiger grosser Zeitungen der Insel nicht unbedingt behaupten lasse.
Weiterer Lesetipp: Nach 26 Jahren im Amt tritt der englische Journalist Paul Dacre als Chefredakteur des konservativen Boulevardblatts “Daily Mail” zurück: Eine Pro-Brexit-Stimme wird leiser (nzz.ch, Rolf Hürzeler)

Und für Brexit-Interessierte die aktuelle Meldung: Brexit-Minister David Davis tritt zurück (spiegel.de)

4. Stichwortgeber für die rechte Blase
(taz.de, Lalon Sander)
“Bild” ist oft Stichwortgeber für die rechte Blase, übernimmt jedoch auch Meinungen von dort. Ein Beispiel dafür sei “Bild”-Boss Julian Reichelt höchstpersönlich, der mit seinen Tweets immer wieder Lautsprecher und Stichwortgeber für Deutschlands Rechte sei, so Lalon Sander in seiner “Right Trash”-Kolumne.

5. “Sie sollten Gott danken, dass es hier in Deutschland kein Fox News gibt”
(deutschlandfunkkultur.de, Mike Herbstreuth & Teresa Sickert, Audio, 15:59 Minuten)
Der US-Journalismusforscher Jay Rosen untersucht, wie sich das deutsche und das US-amerikanische Mediensystem voneinander unterscheiden. Zurzeit befindet er sich zu Studienzwecken in Deutschland. Bei “Deutschlandradio Kultur” spricht er über seine Eindrücke und Erkenntnisse: “Egal ob Sie religiös sind oder nicht, sollten Sie Gott danken, dass es hier in Deutschland kein Fox News gibt.”
Weiterer Lesetipp: Auf “Der rechte Rand” geht es aktuell um die Printversion des rechtskonservativen Onlineblogs “Tichys Einblick”. (der-rechte-rand.de, Robert Andreasch)

6. Siegtreffer
(twitter.com/LMatthaeus10, Lothar Matthäus)
“Bild” kritisiert den ehemaligen Fußballspieler Lothar Matthäus dafür, Putin die Hand geschüttelt zu haben, und der macht keine langen Worte, sondern antwortet mit einem Foto. In der Fußballsprache würde man wohl sagen: Siegtreffer!

77 Trumpismen an einem Tag, Rotes Twitter-X, Medialer Rechtsrutsch

1. “Es ist deprimierend”
(sueddeutsche.de, Thorsten Denkler)
Glenn Kessler verantwortet das Factchecker-Blog der “Washington Post”, bei dem es um den Wahrheitsgehalt von Politikeraussagen geht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darin bei Donald Trump: Kessler und sein Team konnten dem amerikanischen Präsidenten bislang über 3200 Falschaussagen seit dessen Amtsantritt im Januar 2017 nachweisen. Während Trumps Präsidentschaft sei es immer schlimmer mit Trump geworden: Am 20. Juni habe der US-Präsident 77 falsche Aussagen gemacht.

2. „Die Branche ist überhitzt“
(mediummagazin.de, Anne Haeming)
Das “Medium Magazin” hat das Interview mit den drei Politjournalisten Robin Alexander, Kristina Dunz und Stephan Lamby online gestellt. Darin debattieren die drei preisgekrönten Journalisten über “Haltung und Wege aus dem Sog”.

3. Qualitätsfilter oder Zensur?
(faktenfinder.tagesschau.de, Konstantin Kumpfmüller)
Mit sogenannten “Qualitätsfiltern” will Twitter dafür sorgen, dass “bösartige” Inhalte gar nicht erst angezeigt werden. Dies betrifft vor allem Accounts, die Twitter in negativer Hinsicht aufgefallen sind. Davon fühlen sich viele Nutzer diskriminiert, die dagegen mit einem rotem Kreuz und dem Hashtag #QFD protestieren.

4. Die neue Ordnung
(freitag.de, Matthias Dell)
Politik und Medien rutschen in atemberaubendem Tempo nach rechts, findet Matthias Dell im neuen “Freitag”. Die Ignoranz gegenüber rechter Gewalt berühre zentrale Punkte in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen: “Sich nach rechts öffnen zu können — wie es Politik und Medien gerade in atemberaubender, selbstvergessener Geschwindigkeit tun –, um dem schlechten Gewissen des eigenen Privilegiertseins zu entkommen, das mit “links” assoziiert wird, bedarf der Ignoranz gegenüber Opfern rechter Gewalt.”

5. Die große Einigung
(taz.de, Peter Weissenburger)
Seit Jahren streitet sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit einzelnen Sendeanstalten: Den Verlegern ist alles ein Dorn im Auge, was “presseähnlich” ist oder sein könnte. Nun scheint der Streit beigelegt, unter anderem durch Einrichtung einer Schiedsstelle. Eine Idee, die bei der medienpolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, ­Tabea Rößner, auf Kritik stößt: “Es kann nicht sein, dass es eine Schiedsstelle von Pressevertretern gibt, die über die Ausführung des öffentlich-rechtlichen Auftrags entscheiden”.

6. Das freie Internet ist in Gefahr! Oder?
(zeit.de, Julia Reda & Axel Voss)
Die EU-Abstimmung über das neue Leistungsschutzrecht steht bevor. Was spricht für ein derartiges Gesetz und was dagegen? Die “Zeit” lässt die Europaabgeordneten Axel Voss (CDU) und Julia Reda (Piraten) im Pro und Contra gegeneinander antreten.

ORF-Diskussion, Mission Heimlich?, “Distracted Boyfriend”-Meme

1. ORF: Keine Kritik auf Social Media
(brodnig.org)
Die Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnig hat aufgeschrieben, warum ihr die aktuellen Social-Media-Pläne des ORF nicht behagen. Grundsätzlich habe sie keine Probleme mit Social-Media-Guidelines, “die konkreten Formulierungen im aktuellen Entwurf sind aber so weitreichend, dass ich ein Missbrauchspotenzial fürchte, welches dazu führen kann, dass die Meinungsfreiheit und auch die öffentliche Debatte auf Facebook und Twitter leiden.”
Weiterer Lesehinweis: Der Kommentar von Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung “Falter”: Ein Knickserl vor der FPÖ (zeit.de)

2. Wie „Spiegel TV“ sich neu erfinden will
(haz.de, Imre Grimm)
Nach 30 Jahren geht es mit “Spiegel TV” auf dem gewohnten Sendeplatz bei RTL zu Ende. Wie geht es mit dem erfolgreichen politischen Magazin weiter? Chefredakteur Steffen Haug sowie Redaktionsleiterin und Moderatorin Maria Gresz erläutern ihre Pläne.

3. Faktencheck: Falschnachrichten über Migranten der Aquarius – Warum dieses Foto aus dem Kontext gerissen ist
(correctiv.org, Cristina Helberg)
Der katholische Theologe und Publizist David Berger wusste auf seinem rechtspopulistischen Blog “Philosophia perennis” Empörendes zu berichten: Angeblich hätten Flüchtlinge von Bord des Schiffes “Aquarius” Kleidung in den Müll geworfen, die das Rote Kreuz ihnen gegeben hat. Der Haken bei der Geschichte: Sie stimmt nicht.

4. So groß ist die Welt
(freitag.de, Klaus Raab)
In Raúl Krauthausens Talkshow “face to face” reden Gäste mit und ohne Behinderung über ihr Leben. Nun hat der nimmermüde Inklusionsaktivist, der unter anderem die “Sozialhelden” gegründet und die Landkarte mit rollstuhlgerechten Orten “Wheelmap” initiiert hat, den Grimme-Online-Award für seine Sendung bekommen.

5. Unbemerkt verabschiedet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Konstantin Kumpfmüller)
Während der Fußball-WM wurden verschiedene unpopuläre Gesetze verabschiedet, ob mehr Geld für Parteien oder schärfere Regeln beim Urheberrecht. Steckt dahinter eine Strategie, um Diskussionen zu vermeiden? Spoiler: Ganz so einfach ist es wohl nicht.

6. Die Frau aus dem “Distracted Boyfriend”-Meme ist immer geschockt – und es ist so witzig!
(bento.de, Steffen Lüdke)
Kaum jemand, der das Bild auf Social Media noch nicht gesehen hat: Er und sie Händchen haltend, aber er dreht sich nach einer anderen um, was bei seiner Partnerin entsprechend für Empörung sorgt. Das Bild dient unzähligen Memes zur Verbreitung von mehr oder weniger einschlägigen Verrats- und Untreuebotschaften. Ein Twitternutzer hat sich die Mühe gemacht, in den anderen Stockfotos der Frau zu stöbern. Das Ergebnis ist schockierend!

Heung-Min Son muss zum Militär. Aber nur vielleicht und “kaum vorstellbar”

Bei Bild.de haben sie sich noch nie gut klingende und klickende Schlagzeilen von sowas Nebensächlichem wie Fakten kaputtmachen lassen. Auch in diesem Fall nicht:

Screenshot Bild.de - Ex-Bundesliga-Profi - Achtelfinale, sonst geht's zum Militär

Gemeint ist der südkoreanische Fußballer Heung-Min Son, der mit seiner Mannschaft heute bei der WM in Russland im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland antritt. Son und seine Teamkollegen können noch ausscheiden, aber auch ins Achtelfinale einziehen.

In Südkorea gibt es einen verpflichtenden Armeedienst, den alle Männer vor ihrem 29. Lebensjahr absolviert haben müssen. Auch Profi-Sportler. Es sei denn, sie erreichen in ihrer Sportart etwas, das dem Land Ruhm und Ehre bringt. Eine gute Platzierung bei einer Fußball-Weltmeisterschaft etwa könnte einem Sportler, der seinen Dienst noch nicht geleistet hat, diesen ersparen.

Mit Blick auf den 25-jährigen Son, der bis jetzt noch nicht beim Militär war, schreibt Bild.de:

Am Mittwochnachmittag will der koreanische Hoffnungsträger ausgerechnet gegen Deutschland das WM-Aus […] abwenden. Doch nicht nur das: Dem Ex-Hamburger und Leverkusener droht bei einem vorzeitigen Ausscheiden sogar das Militär!

Achtelfinale oder Armee, Weiterkommen bei der WM oder Kasernenleben — diese Entweder-oder-Behauptung hält bei Bild.de nur ein paar Zeilen lang. Ein erstes Rückrudern schon nach wenigen Absätzen:

Aber: Wird Son wirklich für die Armee eingezogen?

Kaum vorstellbar, dass die stolze Asien-Republik sein größtes Aushängeschild […] tatsächlich zum Militär verdonnert. In Südkorea ist der Kumpel von DFB-Jungstar Julian Brandt (22) ein Top-Star, Marken-Magnet, Botschafter, Frauenheld. 2015, 2017 und 2018 wurde der deutschsprechende Profi sogar zu Asiens Fußballer des Jahres gewählt.

Ja, “kaum vorstellbar”. Für eine Bild.de-Schlagzeile aber reicht’s noch.

Am Ende seines Artikels schreibt der Autor dann, dass es gar nicht sicher sei, dass Heung-Min Son zum Militär muss, sollten er und sein Team in Russland nicht das Achtelfinale erreichen:

Wenn das nicht klappt, hat “Sonny”, wie er genannt wird, noch zwei weitere Chancen: bei den Asien-Spielen im August oder beim Asien-Pokal im Januar 2019.

Andere Medien behaupten ebenfalls, dass Son definitiv zum Militär müsse, sollte Südkorea heute ausscheiden. “Zeit Online” zum Beispiel:

Screenshot Zeit Online - Achtelfinale oder Armee - Alle Südkoreaner müssen einen fast zweijährigen Militärdienst leisten. Auch Profifußballer wie Son Heung Min. Es gibt nur einen Ausweg: gegen Deutschland gewinnen.

Ganz so ausweglos ist die Situation für Heung-Min Son dann doch nicht.

Mit Dank an Frank D. für den Hinweis!

Angstmacher Seehofer, Wahlumfrage, Das Quaken der toten Ente

1. “Seehofer befeuert Misstrauen und Ängste”
(donaukurier.de, Klaus Meier)
Innenminister Horst Seehofer hat in einem Interview behauptet, es gäbe immer mehr Falschmeldungen. Die meisten Fake News würden seiner Ansicht nach in Deutschland produziert werden. Dem widerspricht der Eichstätter Journalismus-Professor Klaus Meier: “Horst Seehofer befeuert das Misstrauen und die Ängste von etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen in Deutschland, die der Propaganda der Rechten aufsitzen und denken, sie würden permanent manipuliert. Das ist für eine informierte und diskursive Öffentlichkeit nicht hilfreich, ohne die die Demokratie nicht atmen kann.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Vorsitzende des “Deutschen Journalisten Verbands” ist über die Aussagen Seehofers empört: “Ausgerechnet der Minister, der kraft seines Amtes die Grundwerte der Verfassung schützen soll, stellt die Pressefreiheit auf den Kopf, indem er uns Journalisten vorsätzliche Falschmeldungen unterstellt — unglaublich!” (djv.de, Hendrik Zörner)

2. „Heute“ und die Tiefen des „guten Boulevards“
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Das österreichische Gratisblatt “Heute” machte mit der Aufsehen erregenden Meldung auf, nach der eine 91-jährige “Oma” von einem Flüchtling vergewaltigt worden sei. Dabei handelte es sich jedoch um eine Falschmeldung, wie das Blatt in einem Anhang eingestehen musste. Hans Kirchmeyer lobt das Blatt für seine transparente Dokumentation, es sei jedoch ein erheblicher Schaden angerichtet worden: “Kaum ein Leser kehrt zurück und liest die kleine Korrektur ganz am Ende des Artikels. Und in den “sozialen” Medien quakt die Ente untot weiter.”

3. Muss man bei der WM zu viele bittere Pillen schlucken, Frau Freitag?
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
“Planet Interview”-Macher Jakob Buhre hat sich mit der Vorsitzenden des Sportausschusses Dagmar Freitag (SPD) unterhalten. In dem Gespräch geht es u.a. über die laufende WM, den Zwang, die FIFA zu finanzieren, die Verbindung von Coca-Cola und Sport und den Umgang des DFB mit der Trikot-Affäre.
Weiterer Lesehinweis, ebenfalls bei “Planet Interview”: das Gespräch mit Markus Harm, dem Sportpolitik- und FIFA-Experten des ZDF: Die Fußball-WM ist ein Corporate Event, es geht fast nur noch um Geld.

4. CSU bundesweit bei 18 Prozent?
(faktenfinder.tagesschau.de, Konstantin Kumpfmüller)
Würde die CSU bei bundesweiten Neuwahlen wirklich bei 18 Prozent liegen, wie “Bild” unter Berufung auf eine Umfrage des INSA-Instituts berichtete? Daran bestehen Zweifel, auch weil die Fragestellung problematisch ist. Heiko Gothe vom Meinungsforschungsinstitut Infratest kritisiert die Frage nicht nur wegen ihres Framings, sondern auch ganz grundsätzlich: “Mit der Abfrage von Parteien, die bisher im jeweiligen Wahlgebiet gar nicht wählbar sind und mit denen die befragten Personen gar keine Erfahrung haben, wird der hypothetische Charakter massiv gesteigert und die Befragten letztlich überfordert.”
Weiterer Lesehinweis: Keine eindeutige Mehrheit für CSU-Politik – Spiegel online interpretiert das aber anders (stefan-fries.com)

5. 18 Wege, über die dich Facebook trackt und verfolgt
(basicthinking.de, Christian Erxleben)
Vielen ist bekannt, dass Facebook seine Nutzer trackt, analysiert und verfolgt. Wie ausgeklügelt Facebooks Tracking-Verhalten funktioniert, zeigt ein 225-seitiges PDF-Dokument mit Antworten an den US-Kongress. Danach gebe es 18 Methoden und Verhaltensweisen, über die das Netzwerk seine Nutzer ausspäht. Das reicht von technischen Daten, wie dem Batteriestand des Geräts und den installierten Plugins, bis hin zu Mausbewegungen und Einkäufen.

6. “Guten Tag, bin ich da in der Sportredaktion?”
(spiegel.de)
Als ZDF-Redakteurin Claudia Neumann im deutschen Fernsehen ein WM-Spiel kommentierte, gab es wütende Reaktionen in den sozialen Medien. Einige (männliche) Zuschauer können es anscheinend nicht ertragen, wenn eine Frau als Sportreporterin arbeitet. Das ZDF berichtete von “Hass, Häme und Beleidigungen”. Ein Einzelfall? “Spiegel Online” hat Sportjournalistinnen nach ihren Erfahrungen gefragt. Und die erzählen u.a. von Vorhaltungen, Vorurteilen und blöden Kommentaren.

7. Leserbrief an den FAZ-Herausgeber Holger Steltzner
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Außerhalb der 6-vor-9-Zählweise, weil aus der Feder des Kurators: Ein Leserbrief an den “FAZ”-Herausgeber Holger Steltzner wegen dessen Behauptungen zur Asyl- und Flüchtlingspolitik. “Ich ärgere mich gerade über Ihren Beitrag, weil er verzerrt, mit Unwahrheiten operiert und das gesellschaftliche Klima vergiftet.”

“Bild” weiß kaum etwas und schreit “Asyl-Skandal” (2)

Bei “Bild” und Bild.de gibt es heute die nächste Runde Stimmungsmache. Während es gestern um Asylanträge von (angeblichen oder tatsächlichen) “Mördern, Drogenhändlern, Vergewaltigern und anderen Schwerverbrechern” ging, hat die Redaktion heute “die schlimmsten Drohungen beim Asyl-Amt” zusammengetragen:

Ausriss Bild-Titelseite - Terrorpläne, Mord, Christenhetze - Die schlimmsten Drohungen beim Asyl-Amt

Wie gestern gilt auch heute: Die “Bild”-Autoren haben keine Ahnung, was aus den Leuten geworden ist, die bei ihren Anhörungen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge diese Drohungen von sich gegeben haben sollen; ob die Anträge abgelehnt oder angenommen wurden, ob diese Personen zurückgeschickt wurden oder bleiben durften. Nichts wissen sie darüber. Und dennoch schreien sie laut: “neuer Irrsinn im Flüchtlingsamt BAMF”.

Und sie stellen solche Behauptungen auf:

Es geht um Menschen, die sich selbst als ausgebildete Selbstmord-Attentäter, ISIS-Kämpfer und religiöse Fanatiker darstellen. Sie alle finden im Schutz des Asylrechts Zuflucht in Deutschland.

Für die Aussage, dass “sie alle”, diese selbsternannten Selbstmord-Attentäter, ISIS-Kämpfer und religiösen Fanatiker, “im Schutz des Asylrechts Zuflucht in Deutschland” finden, hat “Bild” keinen einzigen Beleg.

Im Gegenteil: In einem der sechs Fälle, die das “Bild”-Autorenteam heute im Blatt präsentiert, klingt es stark nach Ablehnung des Asylantrags:

Ausriss Bild-Zeitung - Aktenzeichen 6921XXX - Bombendrohung - Vorgestern nach meiner Anhörung (Minderjähriger, straffällig) hat mir die Dolmetscherin berichtet, der Antragssteller habe dreimal gesagt, dass er mir, der Entscheiderin, eine reinhauen will. Und dass er auch eine Bombe legen könnte. Meine Entscheidungstendenz geht dahin, dass er eine Vollablehnung bekommen wird.

Bei den anderen fünf Fällen ist die Faktenlage noch dünner:

BILD dokumentiert erneut skandalöse Fälle. Und wieder will das Flüchtlingsamt nicht sagen, was aus diesen Menschen wurde und wo sie bei uns leben.

Interessant: Für “Bild” ist es gar keine Frage mehr, ob diese Menschen noch in Deutschland sind, sondern wo. Dabei müsste erstmal das Ob geklärt werden.

Damit könnte man der Leserschaft aber natürlich nicht so viel Angst machen:

Auch in Deutschland könnte von vielen Asylbewerbern offenbar noch große Gefahr ausgehen. Das zeigen BAMF-Dokumente, die BILD vorliegen.

Die “BAMF-Dokumente, die BILD vorliegen” zeigen erstmal nur, dass sechs Personen Drohungen bei ihren Anhörungen ausgesprochen haben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es kann durchaus sein, dass alle sechs längst nicht mehr in Deutschland sind.

Dunkle Mächte, Flüchtlingsforschung gegen Mythen, 78-Millionen-Klage

1. Die dunkle Macht, die beim „Stern“ Regie führt
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das Titelbild der aktuellen Ausgabe des „Stern“ über das angeblich „zerrissene Land“ („Der Mordfall Susanna F. und das Ende von Merkels Flüchtlingspolitik“) hat in der vergangenen Woche viel Kritik ausgelöst. Stefan Niggemeier hat sich die dazugehörige Geschichte durchgelesen, und sagen wir es mal so: Das Ganze wird nicht unbedingt besser.

2. Flüchtlingsforschung gegen Mythen 6
(fluechtlingsforschung.net, Ulrike Krause)
Beim „Netzwerk Flüchtlingsforschung“ werden regelmäßig Behauptungen aus der Flüchtlingsdebatte auf den Prüfstand gestellt, ob Talkshow-Äußerungen, Tweets oder Stammtischparolen. Das Besondere an dieser Form des Faktenchecks: Es sind keine Journalisten, sondern Experten und Expertinnen aus der Wissenschaft, die dort Stellung beziehen. Auch in der sechsten Ausgabe kümmert sich das Wissenschaftlerteam unter der Redaktion von Prof. Dr. Ulrike Krause um typische Aussagen der letzten Zeit, wie der Forderung nach der Beendigung des „Asyltourismus“.

3. Mitarbeiter empören sich über Fox-Berichterstattung
(zeit.de)
Die tendenziöse Berichterstattung des Senders „Fox News“ über Donald Trump und seine Migrationspolitik stößt immer mehr Leute ab, darunter auch dem Sender eigentlich verbundene Personen. So verkündete „Modern Family”-Produzent Steve Levitan seinen Abschied. Auch der Schauspieler und Kreative Seth MacFarlane (u.a. Schöpfer der Zeichentrick-Serien “Family Guy”, “American Dad” und “The Cleveland Show”) ließ auf Twitter seiner Empörung freien Lauf: Er schäme sich, für das Unternehmen zu arbeiten.

4. “Lasst uns jeden Morgen vors Werkstor ziehen”
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Es gab einmal einen Betriebsrat, der den längsten Journalistenstreik der Nachkriegsgeschichte angeführt hat (96 Tage). Das war 2011 beim “Schwarzwälder Boten”. Der Mann heißt Thomas Ducks und war bis jetzt Betriebsrats-Vorsitzender der Medienholding Süd (u.a. „Süddeutsche Zeitung“). Doch nun schmeißt Ducks hin, weil er die “extreme seelische Belastung” nicht mehr erträgt.

5. Kläger fordert 78 Millionen Euro von “Süddeutscher Zeitung”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers im Gespräch mit Sebastian Wellendorf)
Stolze 78 Millionen Euro Schadenersatz verlangt ein Unternehmer von der “Süddeutschen Zeitung”. Der Vorwurf: Ein Bericht der Zeitung habe dazu geführt, dass ein millionenschweres Geschäft geplatzt sei. Der Leiter der „SZ“-Wirtschaftsredaktion Marc Beise warnt vor “amerikanischen Verhältnissen”. Wenn in dieser Form solch ein ungeheurer Druck auf Medien aufgebaut würde, sei das der Anfang vom Ende der Pressefreiheit.

6. Versucht’s doch mal mit Mohammed – TITANIC-Sommerhit
(youtube.com)
Die Satirezeitschrift „Titanic“ bekommt aus einer bestimmten Richtung seit Jahrzehnten immer die gleichen Vorwürfe zu hören. Da es schade wäre, wenn nicht mehr Menschen davon erfahren würden, haben die „Titanic“-Popstars aus den beliebtesten Blasphemie-Stereotypen einen Song gebastelt.

Der Stuss von der “Grenzöffnung”, Staat als Influencer, Organversagen

1. Hat Merkel 2015 die Grenze geöffnet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing & Konstantin Kumpfmüller)
Immer wieder bedienen sich Politiker der Legende von Angela Merkels angeblicher „Grenzöffnung“. Warum diese Formulierung „grundfalsch“ ist, erklärt der ARD-“Faktenfinder” und bezieht sich dabei unter anderem auf einen Juristen aus der Rechtsredaktion: „grundfalsch, weil es schon seit Jahren keine geschlossenen Grenzen mehr gibt innerhalb des so genannten Schengen-Raums. Es konnten also im Jahr 2015 auch keine Grenzen geöffnet werden.”

2. Organversagen
(kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
Der „Zeit“-Redakteur Martin Machowecz hat mit einem kritischen Tweet über Journalisten, die privat an Anti-AfD-Demos teilnehmen, eine breite Debatte ausgelöst („Ich finde das problematisch. Kann man denn dann am nächsten Tag wirklich wieder glaubwürdig über die #AfD schreiben?“) Nun greift er die von ihm angestoßene Diskussion in der Printausgabe auf, lässt dort aber viele Argumente der Gegenseite unbeachtet, wie Juliane Streich ausführt.

3. Wenn der Staat zum Influencer wird
(motherboard.vice.com, Anna Biselli & Sebastian Meineck)
Deutsche Behörden und Ministerien haben in den vergangenen Jahren einiges Geld für Social-Media-Werbung und Influencer-Kampagnen ausgegeben. Anna Biselli und Sebastian Meineck haben sich näher angeschaut, wohin die Gelder geflossen sind. Die zwei teuersten Influencer-Kampagnen waren eine des Entwicklungsministeriums (84.600 Euro) sowie die Nachwuchswerbung der Bundespolizei (71.400 Euro). Interessanter Nebenaspekt: Nach derzeitiger Rechtslage sei unklar, ob staatliche Influencer-Kampagnen auf den Kanälen der Influencer überhaupt zulässig seien.

4. Welche Studie darf’s denn heute sein?
(meta-magazin.org, Markus Lehmkuhl)
Markus Lehmkuhl, Professor für Wissenschaftskommunikation in digitalen Medien, hat sich mit der Auswahl von Studienergebnissen durch Wissenschaftsjournalisten beschäftigt. Seine Ergebnisse sind überraschend und nicht überraschend zugleich.

5. Wird der „Strassenfeger“ von der Straße gefegt?
(bz-berlin.de, Björn Trautwein)
Seit 24 Jahren gibt es in Berlin die Obdachlosenzeitung “Strassenfeger”, doch damit ist nun Schluss: Der “Straßenfeger” soll eingestellt werden. Das Entsetzen bei Berlins Obdachlosen sei groß: “Einige Verkäufer hatten Tränen in den Augen, als sie vom drohenden Aus erfahren haben. Für viele ist es die einzige Einnahmequelle.”

6. 40 Jahre Cat Content
(spiegel.de, Danny Kringiel)
Der Zeitungskater Garfield wird 40. Das orangefarbene Katzentier mit der Vorliebe für Lasagne, Kaffee und Zynismus wurde zunächst in 41 amerikanischen Zeitungen abgedruckt, heutzutage sind es 2400 Zeitungen mit 200 Millionen Lesern in 80 Ländern. Das Erfolgsrezept: „Garfield wurde zum Welterfolg, weil er so mittelmäßig war.“

7. “Verwechseln Kritik mit Zensur”: Trump-Tweet sorgt für Twitter-Zoff zwischen Reichelt, Reschke und Bildblog
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Außerhalb der üblichen „6 vor 9“, weil es uns BILDblogger direkt betrifft: Angeblich haben wir mit unserem „totalitären Geist“ (und einem Tweet) Julian Reichelts „Faszination für Twitter zerstört“. Darüber beschwert sich jedenfalls der „Bild“-Chef auf Twitter: „Ob @AnjaReschke1 oder @BILDblog –Twitter befindet sich zunehmend in Händen jener, die bestimmen wollen, was zitiert, berichtet werden darf und was unterdrückt werden sollte, weil es gesellschaftlich schädlich ist.“ Wir haben Julian Reichelt erklärt, dass er Kritik mit Zensur verwechselt und hoffen, dass er schon bald wieder zu seiner Faszination für Twitter zurückfindet.

Friedenspreis, BAMF-Hintergründe, Uploadfilter

1. “Die Rechte ist keine unterdrückte Minderheit”
(deutschlandfunkkultur.de, René Aguigah, Audio, 53:36 Minuten)
Das Ehepaar Aleida und Jan Assmann erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Kulturwissenschaftler beschäftigten sich mit dem Vermächtnis alter Hochkulturen (Jan Assmann ist Ägyptologe) und ziehen daraus Schlüsse auf unser derzeitiges gesellschaftliches Miteinander. „Deutschlandfunk Kultur“ hat sich Ende März mit den beiden Wissenschaftlern unterhalten. In dem etwa einstündigen Gespräch geht es um den Opferbegriff, das kulturelle Gedächtnis, Erinnerungskultur, die neue Rechte und die angeblich beschränkten Freiheiten rechter Meinungsmacher.
Weiterer Hör- und Lesetipp: Den zweiten Teil des Gesprächs können Sie hier nachlesen und nachhören. (deutschlandfunkkultur.de, René Aguigah, Audio 52,58 Minuten)

2. Welche Vorwürfe haben sich erhärtet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Die Vorwürfe im Rahmen der sogenannten BAMF-Affäre wiegen schwer: Tausenden von Asylbewerbern sollen unrechtmäßig Asylbescheide ausgestellt worden sein, von bandenmäßiger Kriminalität und Bestechung ist die Rede. Die Oppositionsparteien AfD und FDP fordern gar einen Untersuchungsausschuss. Patrick Gensing vom „Faktenfinder“ der „ARD“ hat sich den Vorgang näher angeschaut. Die Vorwürfe sind keineswegs so eindeutig wie vielfach dargestellt.
Weiterer Lesetipp: „Zweifel am Revisionsbericht: Falsche Vorwürfe gegen das Bremer BAMF“ (tagesschau.de)

3. Das ist der ARD-Plan für ein Gegenstück zu Facebook und YouTube
(wuv.de)
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm träumt weiterhin von einer länderübergreifenden, digitalen Plattform von Sendern und Verlagen als Gegengewicht zu Youtube und Facebook: “Deutschland und Frankreich sollten die Initiatoren sein, die das Projekt voranbringen, wie einst Airbus als europäische Antwort auf Boeing. Das ist ein Vorhaben, das zu unseren europäischen Werten passt. Eine solche Plattform würde die kulturelle Selbstbehauptung Europas besser sichern.”

4. Und dann weint Dennis Rodman
(sueddeutsche.de, Johannes Kuhn & Beate Wild)
In der Gipfel-Berichterstattung amerikanischer Nachrichtensender verschwimmen die Grenzen von Analyse, Propaganda und Reality-TV, so Johannes Kuhn und Beate Wild in der „SZ“. Dies beträfe nicht nur Sender wie das Trump-freundliche „Fox News“, sondern auch seriösere Kanäle wie „MSNBC“ und „CNN“. Das traurige Fazit: „Politik ist im Amerika von 2018 eine neue Spielart des Reality-TV, doch Donald Trump ist nicht allein dafür verantwortlich.“

5. So können Medien über Verbrechen wie den Mord an Susanna berichten, ohne populistische Arschlöcher zu sein
(vice.com, Rebecca Baden)
Rebecca Baden kritisiert bei „Vice“ die populistische und reißerische Berichterstattung zum Mord an der 14-jährigen Susanna: „Journalisten und Journalistinnen schaffen mit ihrer Arbeit ein Stück weit Realität. Manche nutzen diese verantwortungsvoll, um Betroffenen und Angehörigen eine Stimme zu geben. Andere heizen damit die Stimmung auf – und wundern sich dann, dass die AfD im Bundestag sitzt.“

6. Rette Dein Internet!
(youtube.com, Manniac)
Der Animator und Comedian „Manniac“ hat einen Zwei-Minuten-Clip zur EU-Urheberrechtsreform produziert. Sein Hauptkritikpunkt sind die sogenannten Uploadfilter, die eine Veröffentlichung von urheberrechtlich geschütztem Material verhindern sollen. „Die Folge kann sein, dass es nahezu unmöglich wird, kreativ mit Film- oder Games-Bildern zu arbeiten, oder auch einfach Memes zu teilen.“, so Manniac. „Bitte helft mit, das zu verhindern. Schreibt die Europa-Abgeordneten an und bittet sie, gegen Artikel 13 zu stimmen!“

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