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FIFA kuscht vor “Bild” – und widerspricht ihr

Wenn man irgendein Problem hat und nicht weiterweiß, kann man sich an “Bild” wenden, und dann heißt es: “BILD kämpft für Sie”. Das Boulevardblatt regelt die Sache für einen — zum Beispiel, dass der Kioskbesitzer das Überraschungsei erstattet, das er einem verkauft hatte, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum schon zwei Tage überschritten war. Sowas halt.

In den vergangen zwei Tagen hat “Bild” aber noch etwas viel Größeres erkämpft, für Sie, für uns, für die Welt: den Erhalt der Pressefreiheit. Doch, doch, lesen Sie selbst:

Das Ganze ging gestern los. Da schrieb die “Bild”-Redaktion groß auf ihrer Titelseite:

Grund für die “Zensur”-Rufe von “Bild” ist ein Dokument mit dem Titel “Media Visa Procedure and Guidelines on Foreign Media Work in Russia”. Diese “Guidelines” haben Journalisten zugeschickt bekommen, die sich für den “Confederations Cup” akkreditiert haben, ein Fußballturnier, das immer ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im jeweiligen Gastgeberland stattfindet. Dieses Mal in Russland.

“Bild” zitierte gestern aus dem Dokument:

In der Akkreditierungs-Bestätigung steht:

“1. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen ausschließlich über den FIFA Konföderationen-Pokal 2017 und damit verbundene Ereignisse berichten.

2. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und nahe gelegener Sehenswürdigkeiten tätig sein.”

Die Schlussfolgerung der Redaktion:

Bedeutet: Die Reporter dürfen mit der Akkreditierung kaum über die Außenlinie des Platzes hinaus berichten. Über Missstände, über mögliche Proteste.

Die FIFA kuscht wohl vor Putin.

In einem Kommentar machte “Bild” dann auch noch klar: Nicht mit uns!

Putin zensiert die WM-Generalprobe im Sommer, an der auch unsere Weltmeister teilnehmen.

Journalisten dürfen beim sogenannten Confed-Cup nur über die Fußballspiele berichten. Außerdem ist die Tätigkeit auf die Spielorte und “nahegelegene Sehenswürdigkeiten” begrenzt. (…)

BILD jedenfalls wird keine Reporter zum Confed-Cup schicken, solange diese Zensur gilt.

Ziemlich viele Leute aus Sport und Politik schlossen sich “Bild” an, und auch viele Medien berichteten über die “Guidelines” der FIFA (obwohl die schon eine ganze Weile bekannt sind, mindestens seit Ende März).

Heute dann die oben bereits präsentierte, vermeintliche “Wende”: “Fifa und Putin lenken ein”, schreibt “Bild” und lässt keinen Zweifel daran, wer dafür gesorgt hat:

Und sie bewegen sich doch! Nachdem BILD die Knebel-Klausel für Journalisten beim Confederations Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) enthüllt hat, lenken beide ein — die Fifa und Präsident Wladimir Putin (64). (…)

BILD kündigte an, den Confederations Cup zu boykottieren, falls die Zensur-Regelung bestehen bleibt.

Gestern die sensationelle Wende!

Schaut man sich die Reaktion der FIFA und des russischen Organisationskomitees auf den “Zensur”-Vorwurf von “Bild” genauer an, hat man das Gefühl, dass es sich eher um ein Widersprechen handelt — und nicht um ein Einlenken. Die “Bild”-Zeitung zitiert heute aus einer Erklärung der gemeinsamen Ausrichter:

“Journalisten, die eine FIFA-Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal erhalten, können an den Spielorten und in den umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten.”

Bild.de schrieb gestern am Nachmittag selbst noch, dass die FIFA die Zensur-Vorwürfe zurückweise:

Und “Bild” schreibt, dass die kritisierten Stellen in den “Guidelines” auch nicht gestrichen werden sollen:

BILD hakte bei der Fifa nach: Werden die Akkreditierungs-Unterlagen geändert und die Zensur-Regel auch schriftlich gestrichen?

Die mündliche Antwort eines Sprechers: Man habe die Unterlagen bereits vor knapp drei Wochen an die Medienvertreter verschickt. Eine Neuversendung mit Änderungen ist nicht geplant.

Das Dementi der FIFA zur “Bild”-Berichterstattung und das Nicht-Streichen der kritisierten Passagen nutzt “Bild” heute also, um sich als Retter der Pressefreiheit zu inszenieren.

Natürlich ist es überhaupt nicht abwegig zu vermuten, dass Wladimir Putin kritische Berichterstattung während der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr und während des “Confederations Cup” in diesem verhindern will. Und es ist auch klar, dass in einem Land wie Russland, das in der “Rangliste der Pressefreiheit” von “Reporter ohne Grenzen” auf Platz 148 von 180 liegt, nicht sicher ist, ob und wie man berichten kann. Man kann sich also über den Passus in den “Guidelines” der FIFA völlig zurecht aufregen und darüber schreiben — schließlich bringt er zusätzliche Unsicherheiten für die Journalisten, die bald nach Russland reisen wollen. Die Hysterie, mit der “Bild” dies tut, und der sich viele Medien gestern angeschlossen haben, ist dabei das Problem. Dass gleich “Zensur” geschrien wird und “Boykott”. Für “Bild” ist momentan alles vieles, was aus Russland kommt, die Ausgeburt des Bösen.

Dazu kommt, dass die “Guidelines”, auf die sich “Bild” bezieht, gewisse Schwächen bei der Übersetzung aufweisen. Es gibt sie in Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Schaut man sich das Dokument (PDF) an, sieht man, dass bei Punkt 2 …

2. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und nahegelegener Sehenswürdigkeiten tätig sein.

… im Deutschen ein “nur” steht und im Spanischen ein “solo”. Im Englischen gibt es hingegen kein “only” und im Französischen kein “seulment”. Ohne das “nur” wird aus dem Satz, der etwas einschränkt, auf einmal eine Erlaubnis.

Und auch der Begriff “Spielort” ist in der Deutschen Übersetzung unglücklich gewählt. Damit kann sowohl die gesamte Stadt als “Spielort” gemeint sein, beispielsweise Sotschi, aber auch nur das Stadion in Sotschi. Die “Bild”-Redaktion hat sich bei ihrer Interpretation offenbar für Variante zwei entschieden:

Die Reporter dürfen mit der Akkreditierung kaum über die Außenlinie des Platzes hinaus berichten.

Allerdings steht in der englischen Variante “host cities”, in der spanischen “ciudades anfitrionas” und in der französischen “villes hôtes”, was alles eher für die gesamte Stadt spricht, in der gespielt wird.

Klar, auch wenn man “Spielort” durch “Gastgeberstadt” ersetzt, mögen die FIFA-“Guidelines” noch eine Einschränkung bei der Berichterstattung darstellen. Diese scheint aber nicht so eng gefasst zu sein, wie “Bild” behauptet.

Mit Dank an Roland B. und Andreas für die Hinweise!

Ob rot, ob braun, Bild.de schreibt nur über blonde Frau’n

Am Montagabend gegen 20:15 Uhr muss wieder die tönende Sirene durch die Redaktionsräume von Bild.de geschrillt haben: “Achtung! Achtung! Bei ‘Wer wird Millionär’ sitzt eine Blondine auf dem Kandidatenstuhl. Ich wiederhole: eine Blondine!” Und schon machten die Mitarbeiter den Fernseher an und sich selbst ans Werk.

Bild.de veröffentlicht häufig eine Nachlese zur aktuellen “Wer wird Millionär”-Folge, vermutlich für all diejenigen, die sich brennend für das 17 Jahre alte TV-Format interessieren, aber dann doch nicht einschalten. Und am Montagabend sitzt dann eben eine junge Frau Günther Jauch gegenüber. Sie ist blond. Sie studiert Psychologie. Für Bild.de ist sie “Psycho-Blondi”:

Die Haarfarbe ist Bild.de besonders wichtig, wenn es um die “RTL”-Quizshow geht. Zumindest wenn sie in etwa blond ist und zu einer Frau gehört. “Sitzt eine Blondine bei ‘Wer wird Millionär'” könnte der Beginn eines ollen Blondinenwitzes sein, der bei einem Großteil des Bild.de-Publikums sicher gut ankommen würde.

Hier eine kleine Auswahl der Bild.de-Blondinenberichterstattung:





Das Netz lachte sich über die Jauch-Blondine kringelig.

All ihre Selbstironie („Und jetzt wäre es schön, wenn ich mal was wissen würde“ und „Hauptsache, ich blamier mich hier nicht“) half der Blondine aber nicht

Obwohl die Blondine in Jauchs Sendung ziemlich selbstbewusst wirkte

Auf YouTube hat die Blondine übrigens einen eigenen Kanal

lässt sich gerade zur Stuntfrau ausbilden und trägt ihr Haar rosa-blond

Die Blondine: „Ich bin nervös.“

Jauch belehrte die Blondine erst einmal

Die Blondine ruft ihren Freund an

“Bessere Publicity, als dass eine blonde Mode-Studentin […]”

Als die Blondine sich immer noch nicht entscheiden konnte

Er ließ die kichernde Blondine auf ihrem Stuhl sitzen

Als der Mann erzählte, dass er auch eine blonde Tochter habe

Die 50-Euro-Frage konnte die Blondine als erste Kandidatin aller Zeiten nicht richtig beantworten.

stürmte die Blondine auf Jauch zu

um der Blondine diese Blamage zu ersparen

grinste die blonde Rebecca

verabschiedete sich die blonde Rebecca dann aus der Sendung

Tagsüber verkauft die attraktive Blondine Versicherungen

An der ersten Frage scheiterte vor der Blondine zwar noch keiner

Diese Blondine war bei “Wer wird Millionänr” [sic] nicht auf den Kopf gefallen

eher wenig Verständnis für die junge Blondine

Die blonde Synchronsprecherin

will Jauch von der Blondine wissen.

Der war sofort Feuer und Flamme und machte der Blondine einen Vorschlag

Als sich die Blondine die Seitennaht genauer ansehen wollte, griff sie beherzt den Zipfel von Jauch’s Hemd

Die Blondine entschied sich fälschlicherweise für D.

Mühsam lavierte sich die Blondine durch den Fragendschungel

Deshalb hat die fußballbegeisterte Blondine wieder angefangen

Blond, hübsch und nicht bei jeder Frage immer sofort auf der Höhe

Die hübsche Blondine Verena

Die hübsche Blondine verstand die Frage nicht

Die hübsche Blondine lächelt verschmitzt

Da hatte die hübsche Blondine dem Moderator einen Zettel zugesteckt.

an dem Beruf der hübschen Blondine aus dem Harz

Außerdem bat er die hübsche Blondine darum

Die blonde Augenweide leitet die „Jodelschule Kreuzberg“ in Berlin.

Wenn man stattdessen mal nach brünetten “Wer wird Millionär”-Kandidatinnen sucht, bei denen die Haarfarbe für Bild.de eine Erwähnung wert war, ist die Ausbeute übrigens deutlich mauer:

“Bild am Sonntag” serviert FIFA-Kaiserschmarrn

In einem Artikel über die FIFA und Franz Beckenbauer schrieb die “Bild am Sonntag” gestern:

Fragen zur Korruption bei der WM-Vergabe an Russland und Katar drohen Beckenbauer erneut, diesmal von der Schweizer Justiz. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nun auch in der Sache und hat bereits zehn Mitglieder des Exekutivkomitees von 2010 als Zeugen geladen. Nach Informationen aus Justizkreisen sollen auch die übrigen 14 Mitglieder von damals vernommen werden. Darunter wäre auch Beckenbauer.

Wir haben bei der Bundesanwaltschaft nachgefragt, was an der Geschichte dran ist. Auf eine Antwort mussten wir — wie beim letzten Mal — nur wenige Minuten warten. Der Pressesprecher schreibt:

F. Beckenbauer gehört nicht zu den von der BA zu befragenden Auskunftspersonen. Dies sind explizit KEINE Zeugen, sondern Auskunftspersonen, was juristisch ein wesentlicher Unterschied ist. Weitere Personen sind zur Zeit nicht zur Befragung vorgesehen. Die Geschichte der BamS ist somit mehrfach falsch.

Und das hätte sie mit einem kurzen Anruf bei der Bundesanwaltschaft auch selbst herausfinden können. Nachgefragt hat sie dort aber nie:

Eine entsprechende Anfrage der BamS oder von Bild ist bei der BA nie gestellt worden.

Auch der Sport-Informations-Dienst (sid) hat auf die Recherche verzichtet und sich bei seiner Agenturmeldung lieber blind auf die „BamS“ verlassen:

Schlageile des sid: 'BamS: Schweizer wollen Beckenbauer befragen'

Die Meldung findet sich jetzt unter anderem auf den Seiten des „Handelsblatts“, der „Welt“, der “11 Freunde”, bei „Zeit Online“, „Focus Online“, N24.de, Sport1.de, ran.de, spox.com und vielen mehr.

So verbreitet sich zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen eine FIFA-Falschmeldung, obwohl das Abschreiben der Geschichten länger dauert, als herauszufinden, dass sie Quatsch sind.

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Sticker gegen die “Bild zum Mauerfall”

In etwas über fünf Wochen soll die nächste Gratis-“Bild” verteilt werden. Wie immer ungefragt und wie immer flächendeckend, “an über 40 Millionen Haushalte”, wie der Axel Springer Verlag stolz angekündigt hat (BILDblog berichtete):

Der Verlag inszeniert sich bei diesen Aktionen immer gerne als der große, selbstlose Wohltäter; als scheue er weder Kosten noch Mühen, um das Volk mit seinem kostenlosen Superblatt zu beglücken.

Aber der, der am meisten davon profitiert, ist in Wahrheit natürlich er selbst. Millionenfach bringt er sein Blatt mitsamt seinen Ansichten unters Volk, eine gigantische Werbeaktion in eigener Sache. Und finanziell scheint es sich auch zu lohnen, immerhin ist es schon die vierte Aktion dieser Art. Und eine ganzseitige Anzeige in der “Bild zum Mauerfall” kostet stolze vier Millionen Euro.

Nun können Sie diese Aktion freilich ignorieren und die Zeitung einfach wegschmeißen. Sie können dem Verlag aber auch zeigen, dass Sie sein Blatt nicht haben wollen. Sie können sich gegen die Zustellung wehren und ihm das Leben damit zumindest ein bisschen schwerer machen.

Wenn Sie die “Bild zum Mauerfall” nicht haben wollen, müssen Sie eine Widerspruchsmail an [email protected] schicken.

Die Mail sollte Ihren Namen, ihre vollständige Adresse und eine Widerspruchserklärung enthalten — etwa so:

Max Mustermann
Musterstraße 1
12345 Musterstadt

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben für November 2014 die bundesweite kostenlose Verteilung einer „BILD zum Mauerfall“ angekündigt. Hiermit untersage ich der Axel Springer SE, ihren Tochtergesellschaften, Beauftragten und anderen Vertragspartnern ausdrücklich, mir an die oben genannte Anschrift „BILD zum Mauerfall“ (auch nicht als Bestandteil einer anderen Publikation) zuzustellen oder in den Briefkasten einzulegen oder durch Dritte zustellen oder in den Briefkasten einlegen zu lassen. Ferner untersage ich Ihnen ausdrücklich, meine persönlichen Daten zu einem anderen Zwecke zu verwenden, als es für die logistische Umsetzung des hier ausgesprochenen Zustellverbotes sowie der Vermeidung von Missbrauch zwingend notwendig ist, und fordere Sie auf, anschließend sämtliche Daten umgehend und restlos zu löschen.

Wenn Sie mögen, schicken Sie den Widerspruch doch auch an uns (bitte an: [email protected]), dann können wir ungefähr abschätzen, wie viele Menschen sich am Protest beteiligt haben. Ihre Daten werden wir nach Beendigung der Aktion selbstverständlich löschen und nicht an Dritte weitergeben.

Alternativ (oder wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen: zusätzlich) zum Widerspruch können Sie auch an Ihrem Briefkasten darauf hinweisen, dass Sie keine Gratis-“Bild” haben wollen. In einer internen Anweisung der Deutschen Post hieß es bei der letzten Aktion:

Haushalte, die allgemein kostenlose Zeitungen/Anzeigenblätter oder spezifisch die BILD nicht erhalten möchten, und dies durch einen entsprechenden Hinweis an ihrem Briefkasten erklären, erhalten keine Ausgabe.

Und da kommen Sie jetzt ins Spiel. Wir wollen nämlich einen Sticker-gegen-“Bild”-Wettbewerb starten und suchen dafür Motive (ganz egal ob Zeichnungen, Sprüche oder andere Basteleien), die man sich an den Briefkasten kleben kann, um sich gegen die Gratis-“Bild” zu wehren.

Die schönsten Vorschläge werden wir hier veröffentlichen, und die Druckerei INnUP hat sich bereiterklärt, den besten Aufkleber für unsere Leser kostenlos zu drucken. Also, liebe Designer, Photoshopper und Bastelfreunde: immer her mit den Ideen! Einfach per Mail an: [email protected].

Es gibt nur zwei Bedingungen: Die Sticker sollten nicht zu groß sein (maximal ca. 10×4 cm) und den ausdrücklichen Hinweis enthalten, dass die “Bild”-Zeitung bzw. die “Bild zum Mauerfall” nicht erwünscht ist. Und falls Sie unser Logo brauchen: voilà (.png) und voilà (.svg).

Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

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Die nächste Gratis-“Bild” steht an

Im November will der Axel-Springer-Verlag die Haushalte dieses Landes wieder ungefragt mit Gratis-Ausgaben der “Bild”-Zeitung belästigen. Zumindest hat er das (in etwas anderer Wortwahl) seinen Werbekunden angekündigt (PDF, S. 54). Die “Bild zum Mauerfall” soll voraussichtlich am 8. November erscheinen.

In der Ankündigung steht auch:

Personen, die ausdrücklich keine Zustellung wünschen und dies anmelden oder eindeutig zum Ausdruck gebracht haben, werden von der Zustellung ausgeschlossen.

Das war auch bei den bisherigen Gratis-“Bild”-Ausgaben so, allerdings wurden beim letzten Mal nicht alle Widersprüche akzeptiert — weil sie nicht rechtzeitig eingegangen seien, behauptete der Verlag.

Damit er sich diesmal nicht mit diesem Argument herausreden kann, haben wir beim Sprecher des Verlags nachgefragt, bis wann die Widersprüche spätestens abgeschickt werden müssen und an welche E-Mail-Adresse sie gehen sollen. Seine Antwort lautete:

[W]ir wissen bisher nur, dass wir uns zum Jahrestag des Mauerfalls etwas Besonderes einfallen lassen. Was das allerdings sein wird, ist im Moment noch völlig offen.

Natürlich. Dabei plant der Verlag die Gratis-“Bild” schon mindestens seit März. Und vor Kurzem hat er noch mal explizit für das Projekt getrommelt (PDF, S. 16). Nun ja. Sobald er dann mal mit den Widerspruchs-Bedingungen rausrücken will, werden wir sie hier veröffentlichen.

Für eine ganzseitige Anzeige in der “Bild zum Mauerfall” verlangt Springer übrigens vier Millionen Euro.

Auto Bild, Drohnen, Börsennachrichten

1. “Die Maschine übernimmt den Journalismus”
(denktagebuch.de, Marco Herack)
Es sei “kein großer Verlust”, wenn das Verfassen von Börsennachrichten von Maschinen übernommen werde, schreibt Marco Herack. Vielmehr sollte sich der Journalismus an die Auswertung von Dokumenten machen, “die gerne mal über 1000 Seiten lang sind und viel Geschwafel erhalten, zwischen dem sich die harten Fakten verstecken.”

2. “Drohnenjournalismus: großes Potenzial, aber hohe Hürden”
(onlinejournalismus.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald klärt auf über den journalistischen Einsatz von Drohnen: “Für den spontanen Rechercheeinsatz etwa bei Demonstrationen eignen sich Drohnen (zumindest in Deutschland) nicht. Bei Unglücken und im Umfeld von besonders sensiblen Anlagen wie Atomkraftwerken ist ihr Einsatz sogar verboten.”

3. “Man will mich hinausekeln”
(persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski ärgert sich, für Inhalte zu bezahlen, die es im Netz kostenlos gibt, und schreibt an die Zeitungsverleger: “Ihr tut alles, um die Werthaltigkeit eurer Bezahlzeitungen zu torpedieren, indem ihr eure journalistischen Perlen nicht nur kostenfrei ins Netz stellt, sondern dies auch meist viele Stunden, bevor ich am Morgen zum Briefkasten wandle, dort klaube ich mir eure druckfrischen Produkte heraus, um dann beim Morgenkaffee zu meinem grossen Missfallen so vieles vorzufinden, das ihr mir bereits am Vorabend gratis im Netz serviert habt.”

4. “Haben Journalisten ein Problem mit Meinungsfreiheit?”
(1300ccm.de, Tom Schwede)
“Sollen Blogger Autos testen?”, fragt die “Auto Bild”. Tom Schwede antwortet: “Natürlich dürfen Auto-Blogger Autos testen, um die Frage der ‘Auto Bild’ an dieser Stelle deutlich zu beantworten. Es gibt kein Meinungsmonopol der etablierten Medien!”

5. “Die TV-Berichterstattung zur WM ist teils unglaublich schwach”
(stern.de, Bernd Gäbler)
Bernd Gäbler zieht ein Fazit zur Fußball-WM-Berichterstattung im Fernsehen: “In der ARD fällt Bernd Schmelzer besonders unangenehm auf, der auch die ‘Tagesschau’ permanent mit DFB-Werbeclips anfüllte. ‘Noch hat Merkel nichts erreicht. Aber der Triumpf winkt. Sie selbst weiss es am besten. O-Ton Angela Merkel. Der Weg ist hart. Aber die Mannschaft ist reif.’ Dazu dann Merkel-Bilder einsam, aber gelassen am Strand. Man stelle sich so etwas einmal in der Politik-Berichterstattung vor! Merkt in den Redaktionen keiner, dass da im Sport etwas schiefläuft?”

6. “Did a Twitter account *really* predict the World Cup Final result?”
(usvsth3m.com, englisch)
Die Prophezeiungen des Twitter-Kontos @FifNdhs für den Ausgang des Fußball-WM-Finals.

George Clooney, Israel, Fußball-WM

1. “Israel und die Hamas im Spiegel deutscher Schlagzeilen”
(sprachlog.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch wertet Schlagzeilen zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten aus: “Um das zu überprüfen, habe ich heute morgen auf Google News die Suchbegriffe Israel und Hamas eingegeben, und die Überschriften der jeweils 25 ersten Treffer analysiert.”

2. “Wen trifft das neue Leistungsschutzrecht für Presseverleger?”
(irights.info, Till Kreutzer)
Till Kreutzer versucht herauszufinden, für welche Dienste der Gesetzestext des Leistungsschutzrechts für Presseverleger gelten könnte.

3. “Ukraine: ‘Die Medien haben diesen Konflikt verschärft'”
(derstandard.at, Julia Herrnböck)
Ein Interview mit dem Medienwissenschaftler Jürgen Grimm: “Die antirussische Tendenz war relativ ähnlich in Österreich und in Deutschland. Dann gab es eine Gegenbewegung in den Social Media, die sich als Protest an dieser Mainstream-Berichterstattung entzündet hat. Ganz deutlich war es beim ‘Spiegel’, da war kein Unterschied mehr zur ‘Bild’-Zeitung. Es wurden hemmungslos Feindbilder konstruiert. Das war auch schon ein Kennzeichen der Publizistik 1914: Da haben Medien in ganz Europa durch ihre nationale Perspektive wesentlich zur Kriegsdynamik beigetragen.”

4. “Exclusive: Clooney responds to ‘Daily Mail’ report”
(usatoday.com, George Clooney, englisch)
George Clooney stellt Fakten richtig zu einem Bericht der “Daily Mail”, der behauptet, die Mutter seiner Verlobten sei aus religiösen Gründen gegen eine Heirat: “The irresponsibility, in this day and age, to exploit religious differences where none exist, is at the very least negligent and more appropriately dangerous. We have family members all over the world, and the idea that someone would inflame any part of that world for the sole reason of selling papers should be criminal.”

5. “Nachrichten-Wahnsinn pur: Das ‘heute-journal’, der Nahostkrieg und das WM-Drama”
(stefan-niggemeier.de)
Wie das “Heute-Journal” die Entwicklung im Nahen Osten und die Fußball-Weltmeisterschaft in der Halbzeit eines WM-Spiels abhandelt. “Die Quote ist das einzige Kriterium, das das ZDF bei diesen Entscheidungen antreibt.” Siehe dazu auch “‘Kurve zu hart’: Claus Kleber räumt Fehler ein” (dwdl.de, Uwe Mantel) und “Was für das ZDF die Nachricht des Tages war” (stefan-niggemeier.de).

6. “Hier, ich freu mich ja auch und so, aber so sieht Spiegel Online momentan aus, wenn man Fussball entfernt”
(twitter.com/Sillium)
Siehe dazu auch “Das geht mit der @SZ auch sehr gut” (twitter.com/oler).

Wie die BamS 1978 über die WM in Argentinien berichtete

(Dieser Text ist im März 2006 entstanden und erschien im damaligen Fußballblog “Fooligan”. Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung des Autoren. Die Zitate stammen aus dem Buch “Zeugen der Anklage” von Günter Wallraff.)

Zwischen 1976 und 1983 verschwanden in Argentinien ca. 10000 Menschen, andere Quellen sprechen von bis zu 30000. Unter den desaparecidos befanden sich zahlreiche Studenten, Journalisten und andere, welche gegen die seit einem Putsch im Jahr 1976 regierende Militärjunta unter der Führung des Generals Jorge Rafael Videla opponierten. Diktator Videla hatte für sein hartes Durchgreifen gegen jegliche Opposition eine einfache Erklärung.

Im Dezember 1977 sagte er:

“Ein Terrorist ist nicht nur jemand mit einem Gewehr oder einer Bombe, sondern jemand, der Ideen verbreitet, die im Widerspruch zur westlichen und christlichen Zivilisation stehen”

Wie man sich vorstellen kann, fühlten sich die europäischen Fußballkorrespondenten während der WM 1978 verpflichtet, auf die Situation auch jenseits der Bühne hinzuweisen. Unter ihnen war der spätere “Tagesthemen”-Moderator Hanns-Joachim Friedrichs.

“Auch als Sportredakteur kann meine Aufgabe nicht nur darin bestehen, stupide die Tore zu zählen!

Die heile Berti-Vogts-Welt à la “Fußball-ist-unser-Leben-und-sonst-gar-nichts-auf-der-Welt” gibt’s nämlich nicht mehr. Und das ist nicht meine Schuld.”

Ein Gedanke, dem angesichts einer Weltmeisterschaft in einem Land, das gerade von einer — wenn auch nicht vorbildlich funktionierenden — Demokratie in eine Diktatur umgewandelt wurde, eigentlich niemand widersprechen konnte.

Die “Bild am Sonntag”, die Zeitung, die ein späterer Kanzler in einem magischen Dreiklang mit “Bild” und Glotze zum Regieren benötigen sollte, sah das jedoch völlig anders.

“GEHT DAS SO WEITER MIT DER AGITATION, HERR FRIEDRICHS?”

Die “BamS” hatte zu dem Sportereignis ihren Chefreporter Michael Jeannée entsandt, der nun Friedrichs knallhart investigativ befragte:

“Ihre Zuschauer, Herr Friedrichs, und unsere Leser haben diese Art tendenziöser Interviews und Berichte, die sich nur am Rande mit Fußball beschäftigen, nämlich satt, Hunderte von Anrufen beweisen es….”

Aber natürlich hat die “BamS” auch selbst recherchiert und kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass alles in Wirklichkeit ganz anders war, als es ZDF und ARD darstellten.

Jeannée zitiert einen Herrn Bellardi, der im Auftrag der Junta Unterkünfte für die akkreditierten Journalisten organisierte.

“Wichtig ist, dass die Welt zur Kenntnis nimmt, dass die Bajonette und MPs der Soldaten zum Schutz unserer Gäste da sind. Und nicht zur Unterdrückung und Knechtung des Volkes.”

Worte, die den “BamS”-Reporter nachdenklich stimmten.

“An diese Worte des Senors Bellardi musste ich denken, als ich eine Woche später auf dem Rhein-Main-Flughafen unsere waffenstarrenden Grenzschützer sah: War mir jemals der absurde Gedanke gekommen, dass diese Jungs zu meiner Unterjochung da sind???”

BamS-Reporter Michael Jeannée, heute Klatschreporter der Wiener Kronenzeitung, durfte sich auf Einladung des argentinischen Dikators Videla selbst ein Bild von den Zuständen in argentinischen Gefängnissen machen. Und — Überraschung — alles, was in Europa über Folter und Menschenrechtsverletzungen berichtet wurde, entpuppte sich als haltlose Propaganda.

“In Argentinien werden, wie überall, Terroristen, d.h. Gewalttäter, die politische Motive vorgeben, gefangengehalten. Sie wurden nicht gefoltert, dürfen Besuche ihrer Angehörigen und Anwälte empfangen, werden ausreichend ernährt, genießen mehr Menschenrechte als in allen sozialistischen Straflagern — und machen aus ihren Verbrechen keinen Hehl.”

Der “BamS”-Reise-Führer berichtet staunend von der Wunderwelt der Luxusherberge mit angeschlossenem Gourmettempel.

“Die Zellen sind sauber, in allen steht ein kleiner Ofen. Die Häftlinge können sich ihren Tee oder Kaffee selber kochen…

Jedem subversiven Verbrecher in ‘La Unidad 9’ stehen pro Tag 450 Gramm Fleisch zu.”

Ein Bewohner des Ferienlagers erläutert dem Reporter die Annehmlichkeiten und Umstände seines Aufenthaltes:

“Was ich getan habe, habe ich getan. Dafür hat mich der Staat kassiert. Aber gefoltert oder mißhandelt bin ich nie worden. Auch geht mein Prozeß, soweit ich das beurteilen kann, in Ordnung. Nein, ich fühle mich in meinen Rechten nicht verletzt. Von den 880 hier einsitzenden… hat noch keiner konkrete Angaben (über Folterungen) machen können. Etwa, daß man ihm die Fingernägel gerupft habe.”

Winston Smith hätte es nicht schöner sagen können.

Gott allein weiß, ob der Terrorist wirklich existierte, dem Reporter ein Polarbär aufgebunden wurde, oder ein echter Häftling nur anfing zu glauben, dass zwei plus zwei fünf ergibt.

Etwas weniger begeistert vom Service in den argentinischen All-inclusive-Clubs zeigte sich die amerikanische Staatsbürgerin Gwenda Loken Lopez, die im April 1976 von Sicherheitskräften aus einem Bus gezerrt wurde, nachdem sie Flugblätter mit der Forderung nach Freilassung politischer Gefangener auf einer Parkbank zurückgelassen hatte.

“Mir wurden die Augen verbunden, meine Hände waren gefesselt, und ich wurde an eine Wand gestellt. Ein elektrisches Gerät berührte meine Hände. Im nächsten Augenblick lag ich am Boden…. Ich wurde geschlagen…. Meine Kleider wurden heruntergerissen. Dann lag ich, glaube ich, auf einem Tisch, wo ich von vier bis fünf Kerlen festgehalten wurde. Sie setzten die Picana ein [einen elektrischen Stab]. Dann banden sie mich fest und übergossen mich mit Wasser…. Sie stellten mir Fragen, aber vor allem hieß es: ‘Gib es ihr. Da. Da. Da. An den Genitalien…’ Sie sagten, sie würden dafür sorgen, dass ich keine Kinder bekommen könnte.”

Die Axel Springer AG distanziert sich deutlich vom Nationalsozialismus und gibt sich als Freund und Förderer Israels. Aber was hätte Michael Jeannée wohl zum Fall Sophie Scholl geschrieben? Terroristin wird auf Staatskosten mit 450 Gramm Fleisch am Tag gefüttert!?

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Nicht nur Angehörige des Springer Konzerns verhielten sich wie die sprichwörtlichen drei Affen. Auch einige der Lieblinge der Nation, Spieler der deutschen Elf, die 1978 in Argentinien antrat, zeigten sich unbeeindruckt.

“Militär stört mich nicht. Ich hoffe, wir kommen weit.”

Klaus Fischer, Schalke 04

“Nein, belasten tut mich das nicht, dass dort gefoltert wird.”

Manfred Kaltz, Hamburger SV

“amnesty sollte lieber mal im STERN nachlesen, was da über russische Lager drinsteht.”

Berti Vogts, Borussia Mönchengladbach

Das Schicksal der desaparecidos ist mittlerweile bekannt: In Argentinien war es üblich, die zuvor oftmals heftigsten Folterungen ausgesetzten Opfer unter Drogen zu setzen und über dem Meer abzuwerfen.

Die Geschichte jedes Einzelnen wird man jedoch niemals erfahren.

sid  etc.

Mit einer Trommel Koks zur WM

Der Spanier Manuel Cáceres, besser bekannt als Manolo “el del Bombo”, ist einer der bekanntesten Fußballfans der Welt. Markenzeichen: Bierbauch, Baskenmütze und natürlich “el bombo”, seine berühmte Trommel. Seit Jahrzehnten ist er bei fast jedem Spiel der spanischen Nationalelf dabei, reist mit dem Team durch die ganze Welt, trommelt, feiert und feuert an.

Doch wenn es nach einer spanischen Internetseite geht, hat Manolo noch ganz andere Qualitäten.

Stolze 100 Kilogramm Kokain soll er bei der Einreise in die USA in seiner Trommel versteckt haben, schrieb das Portal “Pormisbalones.com” am Wochenende. Und nicht nur das: FBI und CIA seien dem Fan bereits seit 30 Jahren auf der Spur, denn Manolo führe ein Doppelleben und habe jede Weltmeisterschaft genutzt, um Drogen zu schmuggeln. In Wirklichkeit sei der eigentlich so sympathische Trommler “einer der größten und gefährlichsten Drogenhändler” der Welt. Und jetzt sei endlich die Festnahme geglückt, schrieb das Portal. Manolo drohten 25 Jahre Haft.

Die deutsche Sport-Nachrichtenagentur SID brachte die Meldung Anfang der Woche auch nach Deutschland:

Veröffentlicht wurde die Geschichte unter anderem bei “Zeit Online”, handelsblatt.com, sportal.de, “Focus Online”, haz.de, ran.de, mopo.de, welt.de, spox.com, freiepresse.de, und berliner-kurier.de.

Darin heißt es:

Der spanische Fußball-Verband RFEF hat nach Drogen-Vorwürfen gegen “Oberfan” Manolo eine Klage gegen ein Internetportal angekündigt. Die spanische Webseite (pormisbalones.com) hatte berichtet, dass Manolo in seiner berühmten Trommel 100 kg Kokain in die USA geschmuggelt haben soll. RFEF-Generalsekretär Jorge Pérez kündigte daraufhin rechtliche Schritt an.

“Dieser Herr transportiert seit 28 Jahren Drogen durch die ganze Welt. Wir haben gewartet, dass er in unser Land einreist”, wurde in dem Bericht unter anderem ein FBI-Agent zitiert.

Warum der Verband gegen die Seite klagen will, wird nicht gesagt. Und was das überhaupt für eine Seite ist — und vor allem: ob an den Vorwürfen gegen Manolo irgendwas dran ist –, erfährt man auch nicht.

Dabei hätte schon ein kurzer Blick auf die Originalquelle Antworten geliefert. Auf “Pormisbalones” (was im Übrigen etwa so viel heißt wie “Für meine Bälle”) steht nämlich ganz unten:

Todos los contenidos de esta web son ficticios.

… und dafür hätte man nicht mal tiefergehende Spanischkenntnisse gebraucht. Nur eine halbe Minute Zeit und die Fähigkeit, ein Wörterbuch zu bedienen. Der Satz bedeutet: Alle Inhalte dieser Seite sind fiktiv. “Pormisbalones” ist ein Satire-Portal.

Anders gesagt:

Nein.

Mit Dank an j. und Sarah T.

Nachtrag, 6. Juni: handelsblatt.com, mopo.de, welt.de und berliner-kurier.de haben ihre Artikel gelöscht.

Bild  

“Bild zur Wahl”

Übermorgen, am Tag vor der Bundestagswahl, will die Axel Springer AG eine Sonderausgabe der “Bild”-Zeitung veröffentlichen. Die “Bild zur Wahl” soll in einer Auflage von über 40 Millionen Exemplaren erscheinen und gratis an alle Haushalte in Deutschland verteilt werden.

So wird sie aussehen, die “Bild zur Wahl”:
Auf die Zettel, fertig, los! PROST WAHLZEIT! Ab ins Wahl-Lokal! Ran an die Urne - Eintritt ist frei! Je mehr Prozent, desto besser! So jung wählen wir nie wieder zusammen! Auf einem Kreuz kann man nicht stehen! Wer nicht wählt, wird Wirt! Von 8 bis 18 Uhr geöffnetGegen die Zustellung dieser Gratis-Zeitung können Sie sich wehren.

Sie müssen lediglich am Briefkasten kenntlich machen, dass Sie die Zeitung nicht haben wollen. Zum Beispiel damit:Meine Wahl: Keine "Bild zur Wahl"!

Einfach ausdrucken, ausschneiden und gut sichtbar an den Briefkasten kleben. Am besten schon heute oder morgen, damit die Leute von der Post sich darauf einstellen können und den ganzen Müll nicht unnötig durch die Gegend schleppen müssen.

Eine E-Mail-Aktion wie im vergangenen Jahr wird es diesmal nicht geben. Ein expliziter Hinweis am Briefkasten sollte als Widerspruch aber ausreichen.

Laut Verlag soll es in der Ausgabe übrigens allein darum gehen, “die Bürger für das Wählen an sich zu begeistern”. Und Parteiwerbung werde es darin grundsätzlich nicht geben. (Ist auch nicht nötig, das hat “Bild” schließlich alles schon in den letzten Wochen erledigt.)

Stattdessen gibt’s zum Beispiel einen Rückblick auf 60 Jahre Wahlkampf, die aktuellen Wahlprogramme im “BILD-Check” und die überraschende Erkenntnis, dass Politiker “auch nur Menschen” sind (Nikolaus Blome).

Neben Helmut Kohl und Gerhard Schröder kommen vor allem auch jede Menge “Promis” zu Wort, die den Kanzlerkandidaten mehr oder weniger interessante Fragen stellen durften.

Til Schweiger zum Beispiel will von der Kanzlerin wissen, was “das Dümmste” war, das je über sie in der Zeitung stand, und was sie dem Autor “gern sagen” würde. Springer-Mitarbeiter Christian Ulmen fragt, welcher Planet Peer Steinbrück gerne wäre. Und Heino will von Steinbrück wissen:

Warum wollen Sie nicht, dass ich das Bundestverdienstkreuz bekomme?

Steinbrücks Antwort:

Für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gibt es strenge Regeln. An die müssen sich alle halten.

Äh … ja. Sie sehen: Auch auf diese Ausgabe kann man getrost verzichten.

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