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Heilige Scheiße, Schmier-TV, Theatertheater

1. Provinzblatt gewinnt Pulitzer
(taz.de, Maike Brülls)
„Heilige Scheiße, wir haben gewonnen“… Man kann sich das ungläubige Gesicht des Redakteurs des Lokalblatts “The Storm Lake Times” (Auflage: 3.000 Expl.) vorstellen, als bekannt wurde, dass er die wichtigste Auszeichnung im US-amerikanischen Journalismus bekommen hatte: den Pulitzer-Preis. Das Komitee würdigte damit die Leitartikel von Redakteur Art Cullen, in denen er über die in Iowa agierenden großen Landwirtschaftsunternehmen wie Monsanto, Cargill oder Koch Brothers schrieb. Und zeichnete symbolhaft den regional wichtigen, aber im Rahmen des US-Zeitungssterben gefährdeten Lokaljournalismus aus.

2. Die Sendung mit der Maus
(faz.net, Anna Vollmer)
Was Anna Vollmer da über das italienische Fernsehen zusammengetragen hat, ist schon erschütternd. Das Programm wirke nicht nur auf unangenehme Weise gestrig, sondern vermittle ein sexistisches Frauenbild: “Wer italienisches Fernsehen schaut, fühlt sich häufig um zwei, drei Jahrzehnte zurückversetzt: zu grell, zu bunt, zu laut. Die Moderatoren, oft Männer mittleren bis fortgeschrittenen Alters, machen schmierige Onkelwitze, während leicht bekleidete Frauen blinkende Treppenaufgänge hinauf und hinabstolzieren. Man wundert, ärgert sich seit Jahren, doch geändert hat sich wenig – bis jetzt.” Eine besonders missglückte Sendung des öffentlich-rechtlichen Programms hat nun allerdings einen Proteststurm ausgelöst, der Folgen haben könnte.

3. Der Freischreiber-Newsletter
(freischreiber.de)
Immer einen Blick wert: Der Newsletter von “Freischreiber”, dem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten. In der aktuellen Ausgabe gibt es Lesenswertes über die Ende des Monats anstehende Verleihung des Himmel- und Höllepreises. Damit zeichnet der Verband vorbildliches beziehungsweise tadelnswertes Verhalten von Medienunternehmen im Umgang mit Journalistinnen und Journalisten aus. Außerdem führt der Newsletter zu vielen interessanten Beiträgen rund um den Journalismus. Nicht nur für Profis lesenswert, sondern auch für den am Mediengeschehen interessierten Laien.

4. “Woher wissen Sie das?”
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Die Wahrheit hat es in den USA gerade nicht leicht: Immer mehr Fake News geistern durchs Netz und mittlerweile wird mit ihnen sogar Politik gemacht. Der Twitter-Account des amerikanischen Präsidenten Donald Trump gilt vielen als eine Fundgrube falscher Behauptungen, Verdrehungen und Lügen. Doch wie mit dem Thema umgehen? Erreicht man mit Faktenchecks sein Ziel? Nur eingeschränkt, denn das Misstrauen gegenüber den amerikanischen Medien ist groß. Außerdem erreichen Faktenchecks oft nur diejenigen, die sich eh gut auskennen.

5. Werben mit Google: Ist die taz Schmuddelkram?
(blogs.taz.de, Martin Kaul)
Die “taz” hat vor Jahren über den Streit zwischen Google und einer Webseite berichtet, auf der sich Youtube-Filmchen als MP3-Dateien herunterladen lassen. Nun hat die Zeitung eine Mail von Google bekommen, die ernsthafte Konsequenzen androht, wenn die Zeitung den Beitrag so stehen lasse. Der Artikel verstoße gegen die “Programmrichtlinien” heißt es diffus. Da der “taz” nicht klar ist, was genau bemängelt wird bzw. wie Abhilfe geschaffen werden soll, hat man bei Google nachgefragt. Bislang ohne Erfolg.

6. Schreiben Sie das jetzt!
(nachtkritik.de, Dirk Pilz)
Theaterkritiker Dirk Pilz wird in letzter Zeit immer öfter aufgefordert, Theaterevents bereits im Vorfeld zu betrommeln. Nun wendet er sich mit deutlichen Worten an Intendanten, Pressesprecher und Marketingbeauftragte: “Es gibt einen Unterschied zwischen Presse- und PR-Arbeit. Nein, Theaterkritiker sind nicht die Außenposten der Öffentlichkeitsarbeit, sie sind auch keine Angestellten der Theaterkunst. Nein, es ist nicht die Aufgabe von Theaterkritik, schöne Festivals, tolle Regisseure, Schauspieler oder Autoren zu bewerben. Und kommen Sie mir bloß nicht mit dem Hinweis, dass wir doch alle im selben Boot säßen und gegen die böse Kulturpolitik und ihre steten Kürzungsgelüste gemeinsam zu streiten hätten. Den Kampf hat schon verloren, wer vorderhand das demokratische Grundrecht der Pressefreiheit preist, hintenherum aber alles für die eigenen Belange instrumentalisiert.”

Bild.de pfeift auf Polizei-Bitte und spekuliert zu Explosionen in Dortmund

Vor dem Champions-League-Spiel des BVB gegen den AS Monaco gab es am Mannschaftsbus der Dortmunder Fußballer offenbar drei Explosionen.

Die Polizei Dortmund bat bei Twitter darum, “Gerüchte und Spekulationen” zu unterlassen:

Dabei richtete sich die Polizei nicht explizit an Medien. Aber warum soll diese Bitte nicht (und gerade auch) für Redaktionen gelten?

Und was machen die Mitarbeiter von Bild.de? Sie pfeifen auf die Bitte der Polizei und spekulieren:

Bomben-Explosion am Dortmund-Bus! Spiel abgesagt! Dortmund-Boss Watzke: 'Sprengstoff-Anschlag auf den Bus. Mannschaft in Schockstarre' - BVB-Spieler Bartra leicht verletzt und auf dem Weg ins Krankenhaus - Polizei bestätigt: Drei Sprengsätze am Mannschaftsbus - Schock nach Bombenattacke: Was steckt hinter dem Anschlag?

In ihrem Artikel “Was steckt hinter dem Anschlag?” rät die Redaktion rum, wie es zu den Explosionen gekommen sein könnte (auf einen Link verzichten wir bewusst — wir wollen die Spekulationen von Bild.de ja nicht noch stärker weiterverbreiten als wir es durch unsere Zusammenfassung sowieso schon tun):

Dortmund unter Schock. Kurz vor Beginn der Champions-League-Partie gegen Monaco wurde der BVB-Mannschaftsbus angegriffen. BILD erklärt, was hinter der Attacke stecken könnte.

… ohne genauere Informationen dazu zu haben. Es sind schlicht Spekulationen: vielleicht sei etwas ferngezündet worden, was “für Erfahrung beim Bau und Auslösen von Sprengsätzen” spräche; vielleicht sei eine Lichtschranke “(wie zum Beispiel beim Anschlag auf Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen)” oder “eine Druckplatte auf der Straße” benutzt worden; vielleicht habe aber auch jemand “die Sprengsätze (zum Beispiel Granaten) von Hand auf den Bus” geworfen. Bild.de weiß nichts und schreibt viel.

Das Portal schließt aus der eigenen Rumraterei, dass viele der Punkte dafür sprächen, dass es sich um ein “Werk von Profis” handele. Das kann natürlich sein. Es kann aber auch ganz anders sein. Unter anderem deswegen bat die Polizei Dortmund, keine Spekulationen zu verbreiten oder — noch schlimmer — sie selbst in die Welt zu setzen. Aber seit wann interessiert die “Bild”-Medien schon, was die Polizei will?

Bild  

“Bild” zieht mit “Pleite-Griechen” in den Wahlkampf

Der “Bild”-Zeitung ist heute eine geniale Verknüpfung gelungen: auf der einen Seite eines der Lieblingsthemen der vergangenen Wochen (Martin-Schulz-Kritik), auf der anderen eines der Lieblingsthemen der vergangenen Jahre (Griechenland-Kritik-Bashing). In dieser Geschichte hat die Redaktion beide zusammengebracht:

Fangen wir bei Martin Schulz an. Seit bekannt ist, dass Schulz als SPD-Kanzlerkandidat bei der kommenden Bundestagswahl antreten will, schaut die “Bild”-Redaktion ganz genau, was bei den Sozialdemokraten und ihrem neuen Spitzenmann so alles schiefläuft. Natürlich ist es journalistisch völlig richtig, einen neuen Kandidaten genauer zu beobachten. Und es gibt auch mal positive Geschichte über Schulz — gerade erst veröffentlichte “Bild” Auszüge aus seiner Biografie. Vor allem aber geht es in Berichten über ihn um Ärger, Fehler, Zweifel.

Die Redaktion thematisierte gleich die “erste Wahlkampf-Panne”:

Sie dokumentierte Kritik von Experten …


… oder politischen Gegnern:

'

Wenn Informationen von der SPD-Website verschwanden, schrieb “Bild” darüber:

Oder wenn es von irgendwo Rügenärger für Schulz gegeben hat:


Die “Bild”-Mitarbeiter zweifelten an Schulz’ Wahlkampfthema …

… schrieben über das schwache Abschneiden der SPD bei der Wahl im Saarland, als wäre es seine Niederlage, obwohl Martin Schulz dort gar nicht zur Wahl stand …

… und entdeckten selbst bei großen Erfolgen etwas Negatives:

Und wenn nicht mal der gute, alte Fußball …

… dabei helfen kann, die aktuell hohen SPD-Umfragewerte nach unten zu bugsieren, dann muss ein neues Thema her; eines, auf das der durchschnittliche “Bild”-Leser direkt mit Schaum vor dem Mund reagiert — die “Pleite-Griechen”:

Diese Griechen-SPD-Geschichte von heute wirkt ein wenig wie die Fortsetzung der SPD-Griechen-Geschichte von Montag, als “Bild” das sozialdemokratisch geführte Nordrhein-Westfalen mit Griechenland und all den damit verknüpften Problemen in Verbindung brachte:

Die neue These der schulzwilligen “Pleite-Griechen” basiert auf Aussagen von FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff (“‘Wer Schulz für die Wahl am meisten die Daumen drückt, ist klar: Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras'”), CSU-Politiker Markus Söder (“Schließlich stehe Schulz ‘für Geldtransfers ohne Reformen zulasten des deutschen Steuerzahlers'”) sowie einem EU-Abgeordneten der griechischen Syriza, der lediglich sagt, dass es “mit einer Koalition aus SPD, Grünen und Linken” beim Thema Griechenland “weniger um ständige Bestrafungen gehen” würde.

Aus den Aussagen zweier Deutscher und eines Griechen schließt “Bild” auf ein ganzes Volk und kramt dafür das grässlichen Wort “Pleite-Griechen” raus. Wie schon vor Jahren, als dieser Begriff bereits diffamierend und stigmatisierend und spaltend war, ist er auch heute noch diffamierend und stigmatisierend und spaltend.

Kein Schlagwort symbolisiert die “Bild”-Hetzkampagne gegen Griechenland und gegen die Griechen so sehr wie “Pleite-Griechen”. Als “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer zum Beispiel im April 2010 durch Athen lief und mit Geldscheinen wedelte, verkündete “Bild” hämisch:

Als klar war, dass in Griechenland das Geld knapp wird, schlug “Bild” vor:

Als “Bild” von Angela Merkel eine Volksabstimmung über die Griechenlandhilfen forderte, schlug das Blatt schon mal zwei Antwortmöglichkeiten auf einem “Stimmzettel” vor: „JA, schmeißt ihnen weiter die Kohle hinterher!“ und „NEIN, keinen Cent mehr für die Pleite-Griechen, nehmt ihnen den Euro weg!“:

Das verallgemeinernde, verächtliche, populistische “Pleite-Griechen” wurde zur gängigen “Bild”-Vokabel:





Dank dieser jahrelangen Konditionierung der eigenen Leserschaft, bei der ein einfaches “Pleite-Griechen” direkt ein zorniges Grummeln in der Magengegend auslösen dürfte, kann “Bild” diese Wut nun mit nur einer Schlagzeile auf neue Feindbilder projizieren.

Nachtrag, 8. April: In ihrer heutigen Ausgabe macht “Bild” direkt weiter mit dem ätzenden “Pleite-Griechen”:

Hetze aus Österreich, Schüler-Recherche, affiger “Echo”

1. “Unzensuriert” kommt nach Deutschland: Wir haben der Hetzseite bei der Geburt zugeschaut
(motherboard.vice.com, Theresa Locker)
Bisher hat die Website “Unzensuriert” in Österreich zu hauptsächlich österreichischen Themen gehetzt. Nun hat das FPÖ-nahe Portal einen deutschen Ableger gegründet, mit Themen, die hier in der Berichterstattung eine Rolle spielen. Theresa Locker hat den Deutschland-Start von “Unzensuriert” beobachtet: “Tatsächlich sind die neuen Inhalte sorgfältig auf den deutschen Markt zugeschnitten. Die Artikel auf der .de-Seite sind zuwanderungsfeindlich, islamophob, russland- und AfD-freundlich.” Dazu auch: Matthias Meisner beim “Tagesspiegel” mit “‘Die rechte Blase im Netz wächst'”.

2. Wirbel um Hayalis “Junge Freiheit”-Interview
(ndr.de, Caroline Schmidt, Video, 8:11 Minuten)
Kann man, darf man, soll man einem mindestens rechten Blatt wie der “Jungen Freiheit” ein Interview geben? ZDF-“Morgenmagazin”-Moderatorin Dunja Hayali hat’s gemacht und ist dafür teils heftig kritisiert worden. Im NDR-Medienmagazin “Zapp” haben Jan Fleischhauer vom “Spiegel” und Heribert Prantl von der “Süddeutschen Zeitung” das Für (Fleischhauer) und Wider (Prantl) von Hayalis “Junge Freiheit”-Gespräch diskutiert.

3. Jenseits von Tabu und Sensation: Depressionen und Suizid in den Medien
(fachjournalist.de, Elisabeth Gregull)
Der heutige Weltgesundheitstag hat das Motto “Depression — Let’s talk”. Aber wie können Medien über Depressionen und Suizide berichten, ohne dabei stereotype Bilder zu wählen oder zu stigmatisieren? Sie müssten schon schon bei der Wahl der richtigen Begrifflichkeiten anfangen, schreibt Elisabeth Gregull und bietet weitere Tipps sowie Links mit weiteren Tipps für Journalisten. Eines der Ziele dabei sei: Papageno-Effekt statt Werther-Effekt.

4. Ist das Vertrauen in die Medien wirklich gestiegen?
(de.ejo-online.eu, Michael Haller)
Michael Haller ist verwirrt. Die einen (Medienwissenschaftler aus Würzburg) sagen: “Das Medienvertrauen ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr”. Die anderen (“Infratest”-Repräsentativerhebung) sagen fast zeitgleich: “Nur gut die Hälfte (52 Prozent) hält die Informationen in den deutschen Medien alles in allem für glaubwürdig”. Ja, was denn nun? Haller hat sich die verschiedenen Erhebungen, ihre Fragebogenformulierungen genauer angeschaut. Sein Fazit zur Jubelschlagzeile “Vertrauen in Medien so hoch wie lange nicht”: “Es handelt sich um Zufallsbefunde, die mal so, aber auch ganz anders ausfallen können.”

5. Von der Schülerzeitung entlarvt
(faz.net, Veronika Hock)
Eigentlich wollten die Mitglieder der Schülerzeitung “The Booster Redux” ihrer künftigen Schulleiterin in einem Interview nur ein paar Fragen stellen. Eine Antwort zum Lebenslauf war allerdings so merkwürdig, dass die Schüler der Pittsburg High School weiter recherchierten. Mit Folgen: Die Schule im US-Bundesstaat Kansas muss die Stelle neu besetzen.

6. Eier aus Stahl: Max Giesinger und die deutsche Industriemusik
(youtube.com, Neo Magazin Royale, Video, 22:11 Minuten)
Jan Böhmermann hat ein großes Ziel: Fünf Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo sollen nächstes Jahr einen “Echo” gewinnen, für ihren Song “Menschen Leben Tanzen Welt”. Mit einem “kleinen Experiment” und einer neuen Folge “Eier aus Stahl” zeigt das “Neo Magazin Royale”, wie musikalisch beliebig, maxgiesingerhaft und werbegesteuert die deutsche Industriemusik Musikindustrie ist.

Victim Blaming, Kritik an BVG-Tweets, Doppelmoral

1. Deniz Yücels Anwälte gehen vor das Verfassungsgericht
(welt.de)
Nachdem der „Welt“-Korrrespondent Deniz Yücel bereits mehrere Wochen inhaftiert ist, sind seine Anwälte nun vor das türkische Verfassungsgericht gezogen. Die Inhaftierung Yücels verletze „sein Recht auf körperliche Unversehrtheit und seine persönliche Freiheit, das Recht auf ein faires Verfahren, sein Recht auf die Unschuldsvermutung, sein Recht auf Schutz vor Verleumdung, das Recht auf Privatsphäre und freie Kommunikation sowie seine Meinungsfreiheit“. Deutsche Botschaftsvertreter haben unterdessen weiterhin keinen Zugang zu Yücel, obwohl von Seiten der Türkei eine konsularische Betreuung zugesichert worden war.

2. Victim Blaming im Fall Malina
(taz.de, Sibel Schick)
Seit dem 19. März wird eine 20-jährige Studentin aus München vermisst. Sibel Schick kritisiert die Berichterstattung der „Bild“, die mit irrelevanten Details die Unschuld der vermissten Studentin relativiere: „Die Betroffene ins Rampenlicht zu stellen führt den Täter tiefer in den Schatten: Interessiert uns noch, wer das überhaupt ist? Oder suchen wir nach Ausreden, welches Verhalten von Malina ihn dazu gebracht haben könnte? Machen wir eine Täterin aus der Betroffenen?“

3. Warum Verkehrsbetriebe keine politischen Witze machen sollten
(krautreporter.de, Rico Grimm)
Die Berliner Verkehrsbetriebe haben Krautreporter Rico Grimm mit ihren Witzen schon oft zum Lachen gebracht. Jetzt ist es ihm im Hals steckengeblieben… Anlass ist der Umgang der BVG mit dem Berliner AfD-Politiker Gunnar Lindemann. Die Antwort-Aktion diene nicht dazu, Menschen für die Benachteiligung von Minderheiten zu sensibilisieren. Sie sei ein unprovozierter Angriff auf den Politiker einer Partei, über die gerade sehr viel diskutiert werde. Grimm hält die BVG-Tweets an den AfD-Politiker deshalb für nichts als Marketing.

4. Der Freiraum schrumpft
(deutschlandfunk.de, Edda Schlager)
In Kirgistan herrschen für Journalisten vergleichsweise gute Zustände. Jedenfalls, wenn man es mit Nachbarländern der Region wie Tadschikistan, Turkmenistan oder Usbekistan vergleicht, in denen Pressevertretern Gefängnis und Folter drohen. Kirgistan hat sich daher zu einem Zufluchtsort für verfolgte Journalisten der Nachbarregionen entwickelt. Nun werden aber auch dort die Freiräume immer weiter eingeschränkt. Der Beitrag ist auch als Audio (4:53 Minuten) verfügbar.

5. Lagerberichte 4: Die Doppelmoral der “Alternativen Medien“
(schmalbart.de, Frank Zimmer)
„Warum ereifern sich die neuen „Alternativen Medien“ über Symbole und Begriffe, wenn Sie doch angeblich gegen „Political Correctness“ sind? Und warum sind immer nur die Anderen intolerant?“ Der „linksliberale Verfassungspatriot“ Frank Zimmers antwortet auf den „modernen Konservativen und Vollblutdemokrat“ Ben Krischke.

6. Kampf um US-Datenschutz: Aktivist will Internetnutzung aller Abgeordneten bloßstellen
(heise.de, Daniel AJ Sokolov)
Nachdem US-Netzbetreiber die Online-Aktivitäten ihrer User samt deren Bewegungsmustern überwachen, speichern, auswerten und verkaufen dürfen, will ein Netzaktivist zurückschlagen und bittet um Spenden: “Ich plane, die Internet History aller Abgeordneten und Manager sowie deren Familien zu kaufen, und sie einfach durchsuchbar auf searchinternethistory.com [bereitzustellen]. Alles, von ihren medizinischen über ihre pornographischen bis zu ihren finanziellen [Daten], und über ihre Seitensprünge. Alles, was sie sich angesehen haben, wonach sie gesucht haben, oder was sie im Internet aufgerufen haben, wird jetzt für jedermann verfügbar sein, um es zu durchleuchten.”

Sehen alle gleich aus (15)

Fotos, auf denen zwei Personen zu sehen sind, sind für Bild.de-Mitarbeiter immer doppelt gefährlich, weil sie dann gleich doppelt danebenliegen können. Wäre schließlich zweifach doof, wenn das Portal — mal als theoretisches Beispiel — ein Foto von Mick Jagger und Paul McCartney veröffentlicht, und in der Bildunterschrift steht dann: “Treffen zweier Musikgiganten: Florian Silbereisen und DJ Ötzi”.

Deswegen erst einmal ein großes Lob von uns: Toll, liebe Bild.de-Promierspäher, dass ihr Spielerberater Mino Raiola auf diesem Foto auf Anhieb erkannt habt.

Berater Raiola (r.) hat auch den bisher teuersten Fußballer der Welt, Paul Pogba, unter Vertrag

Und selbst die Info, dass Mino Raiola der Berater von Fußballprofi Paul Pogba ist, stimmt. Links im Bild ist aber gar nicht der französische Nationalspieler Pogba zu sehen — es handelt sich um den Italiener Mario Balotelli, der ebenfalls zu Raiolas Klienten zählt.

Das hätten die Mitarbeiter von Bild.de auch herausfinden können, wenn sie sich 15 Sekunden Mühe gegeben und sich die Fotobeschreibung der Agentur “Getty Images” angeschaut hätten. Denn dort steht:

Agent Mino Raiola and Mario balotelli are seen on March 5, 2013 in Milan, Italy.

Mit Dank an Andi F. für den Hinweis!

Nachtrag, 15:12 Uhr: Manche Leser haben uns darauf hingewiesen, dass die Bild.de-Redaktion in der Bildunterschrift gar nicht explizit — etwa durch ein “(l.)” — schreibt, dass sie den abgebildeten Mario Balotelli für Paul Pogba hält. Wir sind hingegen der Meinung, dass bei einem Foto, das nur zwei Personen zeigt und bei dem durch “(r.)” bereits klar ist, wer wer ist, das “(l.)” aufgrund des Ausschlussprinzips nicht zwingend nötig ist.

In der Zwischenzeit hat Bild.de die Bildunterschrift geändert. Nun wird klar, dass auf dem Foto Balotelli zu sehen ist. Dafür hat das Portal, entgegen unserer Annahme, ein “(l.)” verwendet:

Berater Raiola (r.) hat auch Stars wie Mario Balotelli (l.) oder den teuersten Fußballer der Welt, Paul Pogba, unter Vertrag

ZDF  

ZDF zeigt Hinrichtung von Menschen

Wer am vergangenen Dienstag “Frontal 21” geguckt oder gegen 21:07 Uhr zufällig ins ZDF gezappt hat, konnte sehen, wie zwei Frauen hingerichtet wurden. In einem Beitrag des Fernsehmagazins über die Türkei ging es unter anderem um die “Grauen Wölfe”, die Mitglieder der rechtsextremen “Milliyetçi Hareket Partisi”. Die Sprecherin des ZDF-Beitrags sagte:

Diese Bilder aus den Kurdengebieten verbreiten die Grauen Wölfe über die sozialen Medien selbst.

Menschenrechtsverletzungen. Wie auch in diesem Handy-Video. Experten halten diese Aufnahmen für authentisch: Männer in der Uniform türkischer Soldaten richten zwei kurdische Kämpferinnen hin. “Tamam, okay, das reicht”, sagt der Soldat und geht.

Dazu zeigte “Frontal 21” erst Fotos von verletzten oder getöteten Menschen, neben denen Personen in Uniformen stehen. Die Gesichter der Opfer hatte die Redaktion unkenntlich gemacht. Das ist alles noch im Rahmen. Dann folgte aber das 18 Sekunden lange “Handy-Video”, “Quelle: Twitter”. Man kann sehen, wie eine Frau in ein Erdloch geworfen wird, drei Männer in Uniformen schießen mit ihren Maschinengewehren in das Loch. Gleichzeitig, im Vordergrund der Video-Aufnahmen, schießt ein weiterer Mann in Uniform einer auf dem Boden knienden Frau mit seinem Maschinengewehr in den Kopf.

Diese menschenverachtenden Aufnahmen sind zum Glück nicht gestochen scharf. Es handelt sich eben um etwas wackelige Handy-Aufnahmen. Sie reichen aber aus, um genug zu erkennen: das Zerfetzen des Kopfes, das Zusammensacken des Körpers, das Blut auf dem Boden. Immerhin sind die Gesichter der Frauen nicht zu sehen, auch wenn die “Frontal 21”-Redaktion nichts verpixelt hat. Sie hat das Video, das die “Grauen Wölfe” vermutlich zu Propaganda-Zwecken bei Twitter verbreiten, eins zu eins übernommen.

Jeder, also auch Kinder und Jugendliche, können sich diese ziemlich würdelosen Aufnahmen aktuell rund um die Uhr in der ZDF-Mediathek angucken. Es gibt keine Zugangsbeschränkung.

(Wir haben uns bewusst dazu entschieden, weder den Beitrag in der ZDF-Mediathek zu verlinken noch Screenshots des Videos zu veröffentlichen.)

Mit Dank an @Schmier_Fink für den Hinweis!

Nachtrag, 16:57 Uhr: Das ZDF hat reagiert — die gesamte “Frontal 21”-Sendung ist nun erst ab 22 Uhr in der Mediathek abrufbar. *

*Nachtrag, 18:58 Uhr: Die “Frontal 21”-Redaktion hat die Folge vom vergangenen Dienstag kurzzeitig aus der Mediathek genommen, um die kritisierte Stelle zu bearbeiten. Nun sind die Opfer der Hinrichtung komplett unkenntlich gemacht. Der Beitrag ist in der Mediathek wieder abrufbar. In einer Stellungnahme hat das Team auf die Kritik an dem Türkei-Beitrag reagiert:

“Frontal 21” berichtete in der Sendung am Dienstag, 21. März 2017, über Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. In dem Beitrag “Türken gegen Erdogan — Machtkampf auf deutschen Straßen” war zu sehen, wie Männer in türkischen Uniformen zwei mutmaßliche kurdische Kämpferinnen erschießen. Die Redaktion “Frontal 21” hatte sich entschieden, die 18-sekündigen Aufnahmen zu zeigen, um das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen zu veranschaulichen und zu verdeutlichen, mit welcher Brutalität in der Türkei der Kampf gegen Kurden geführt wird. Die Identität der Opfer war auf dem Video nicht erkennbar. Nach Ausstrahlung des Beitrags wurde das Video mit folgendem Warnhinweis in die ZDFmediathek eingestellt: “Achtung: Dieser Beitrag enthält Bilder, die Zuschauer schockieren könnten, da sie eine Erschießungsszene zeigen.” Zuschauer äußerten sich aber dennoch kritisch. Die Redaktion “Frontal 21” nimmt diese Kritik ernst und hat sich entschlossen, die Aufnahmen der Opfer zusätzlich unkenntlich zu machen. Die Redaktion bedauert, wenn die gezeigten Bilder Zuschauer verstört haben.

Verschlimmbesserung, Treppenlift-Spiegel, US-Comedy-Boom

1. Der Pressekodex öffnet sich für die „Lügenpresse“-Verschwörer
(udostiehl.wordpress.com)
Der Deutsche Presserat hat den sogenannten Pressekodex überarbeitet. Konkret ging es um die vieldiskutierte Richtlinie 12.1, welche die Berichterstattung über Straftaten und die Erwähnung von ethnischen, religiösen und anderen Zugehörigkeiten der mutmaßlichen Täter behandelt. Udo Stiehl vergleicht die Formulierungen der neuen mit der alten Richtlinie. Mit der Änderung bzw. Aufweichung dieser Richtlinie wollte man wohl dem von Lügenpresse-Rufern und Besorgtbürgern oft geäußerten Vorwurf begegnen, die Presse verschweige bewusst Angaben zur Herkunft von Tätern. Stiehls Resümee: “Die Richtlinie 12.1 ist in ihrer neuen Form unkonkreter und öffnet damit genau jenen Provokateuren neue Möglichkeiten, die Presseberichterstattung ohnehin gezielt diskreditieren wollen.”

2. Berichterstattung über dubiose Anbieter: Kanzlei droht Journalisten
(test.de)
Die Stiftung Warentest berichtet immer wieder über schwarze Schafe im Finanzbereich. Um Anleger vor dubiosen Angeboten zu schützen, muss natürlich der Name des Anbieters genannt werden. Die Kanzlei Höcker Rechtsanwälte aus Köln wolle das oft verbieten. Sie versuche Journalisten einzuschüchtern, indem sie bereits vor einer Veröffentlichung mit rechtlichen Schritten gegen die Berichterstattung drohe. Das sei ein Angriff auf die Pressefreiheit, so die Stiftung. Zwei konkrete Beispiele machen deutlich, wie seitens der Kanzlei mit Warnschreiben und unverhohlenen Drohungen operiert wird.

3. Facebook führt Anfechtungstool für Falschmeldungen ein
(zeit.de, Jan Aleksander Karon)
Vorerst nur in den USA führt Facebook ein Anfechtungstool für Falschmeldungen ein: Ein rotes Warndreieck soll darauf hinweisen, dass ein Beitrag unter Fake-News-Verdacht steht. Wer einen derartigen Artikel auf Facebook teilen will, bekommt einen Warnhinweis und weitere Informationen eingeblendet.

4. Fast ohne Treppenlift
(taz.de, René Martens)
René Martens hat sich den neuen “Spiegel Classic” angeschaut, den „Spiegel“-Spin-off für die Generation 50+. Große Begeisterungsstürme hat ihm das Heft nicht abgerungen: “Das Magazin für sehr erwachsene Erwachsene liefert zwar Eins-a-Qualitätsjournalismus, wirkt aber allzu gediegen, um nicht zu sagen: verschnarcht. Ironie? Witz? Schwer auszumachen. Spiegel Classic mutet so berechenbar an wie der Set eines Ü50-Party-DJs.”

5. Twitter-Transparenzbericht: Frankreich und Türkei stellen die meisten Löschanfragen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Im Twitter-Transparenzbericht für das zweite Halbjahr 2016 ist die Türkei weltweit führend, was die Anzahl der Löschversuche angeht. Weltweit seien 13 Prozent mehr Löschanfragen gestellt worden als im Vorhalbjahr. Die meisten dieser Ersuchen seien keine Folgen von Gerichtsurteilen, sondern Anfragen von Regierungsstellen und Polizeien. 88 Anfragen hätten sich gegen verifizierte Journalisten oder Medien, fast 90 Prozent dieser Anfragen seien aus der Türkei gekommen.

6. Die besten Witze kommen aus Washington
(faz.net, Christiane Heil)
Christiane Heil berichtet aus Los Angeles über den Aufschwung der amerikanischen Comedians seit Trumps Machtübernahme im Weißen Haus. Die Comedy-Show „Saturday Night Live“ (SNL) hatte unlängst die höchsten Einschaltquoten der letzten 20 Jahre. Der sogenannte „Trump bump“ treibe aber auch auf die Einschaltquoten anderer Sendungen in die Höhe.

7. Offener Brief anlässlich des “Bild”-Beitrags “Darf man Sie Mongo nennen?”
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Als siebter und damit zusätzlicher Link ein Hinweis auf den offenen Brief von 6-vor-9-Kurator Lorenz Meyer (also von mir) an die “Bild”-Redaktion. Diese hatte am Tag des Down-Syndroms geschlagzeilt: “Darf man Sie Mongo nennen?”, überschrieben mit “Bild fragt Fragen, die sich keiner zu stellen traut”.
Der Beginn meiner Botschaft an die Kollegen: “Ich könnte es mir natürlich leicht machen und Euch im Gegenzug fragen, ob ich Euch “Arschlöcher” nennen darf? Aber ich will mir mal die Mühe machen und Euch erklären, was an Eurer Schlagzeile falsch und schlecht ist.”

Dunz-Festspiele, Kolonialhumor, Storchenklage

1. Vom Erfolg, dem US-Präsidenten eine Frage gestellt zu haben
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die deutsche “dpa”-Journalistin Kristina Dunz hat dem amerikanischen Präsidenten beim Merkelbesuch eine kritische Frage gestellt und wurde dafür von ihrem “dpa”-Vorgesetzten und weiteren Medien vielfach und ausgiebig gefeiert. Stefan Niggemeier von “Übermedien” kann mit den “Dunz-Festspielen” aus vielerlei Gründen wenig anfangen.

2. Stellungnahme zur Karikatur in der FAZ zum Thema „Erdogan möchte eine Rede halten“
(isdonline.de)
Das Karikaturistenduo Greser & Lenz hat auf “faz.net” ein Bild veröffentlicht, das bei vielen Menschen für Entsetzen gesorgt hat, die darin Rassismus sehen (Erdogan im Kannibalen-Kochtopf. Sprechblasentext: “Massa Osman wolle halte eine Rede”). Nun hat der Verein “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland” eine Stellungnahme abgegeben und verlangt eine Entschuldigung.

3. Fischer, Frauen und die taz: Thomas Fischer zur Geschichte eines gescheiterten Interviews
(meedia.de, Thomas Fischer)
Gestern haben wir hier den offenen Brief der “taz”-Redakteurin Simone Schmollack an den BGH-Richter und “Zeit Online”-Kolumnisten Thomas Fischer verlinkt. Schmollack hatte sich den Frust über ein nicht autorisiertes Interview mit Fischer von der Seele geschrieben. Nun antwortet Fischer beziehungsweise schlägt zurück.

4. Klage gegen Buch über AfD: Von Storch schießt scharf gegen “Spiegel”-Journalistin Amann
(kress.de, Bülend Ürük)
Nach Informationen von “kress” will die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch einen Verkaufsstopp des Buches “AfD – Angst für Deutschland” der “Spiegel”-Journalistin Melanie Amann bewirken. Streitpunkt sei eine Textstelle, die ein Zitat von Beatrix von Storch aus der Debatte um einen Schießbefehl auf Frauen an der Grenze aufgreift. Der Verlag will sich hinter seine Autorin stellen: “Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln gegen diesen Versuch, den Verkauf des Buches zu stoppen vorgehen.”

5. Klagewelle gegen die ARD
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Zwischen den Verlagen und Öffentlich-Rechtlichen wird immer wieder hart darüber gestritten, wer was darf. Die Verlage sehen in den Webangeboten der Öffentlich-Rechtlichen eine Bedrohung: Die Fernsehanstalten mögen sich auf Video und Audio beschränken. Texte und Fotos seien Sache der Verlage! Nun wollen die Verlage gegen den “rbb” vorgehen, auf dessen Internetpräsenz sie angeblich zu viel Text entdeckt hätten. Ulrike Simon erklärt den Konflikt und rätselt, wen es als nächstes trifft.

6. Ende der Tonspur
(sueddeutsche.de, Marc Hairapetian)
Eines der ältesten und größten deutschen Synchronunternehmen, die “Berliner Synchron”, zieht auf einen modernen Campus um. Anschließend werden die historischen Studios abgerissen. Anlass an den fast romantischen Charme des alten Gebäudes und seine besonderen Geschichte zu erinnern.

Satire-Sprachrohr, Vergoldete Kamera, Kimperator-Notizen

1. Erdogan bezeichnet Deniz Yücel als Terror-Helfer
(faz.net)
Die jüngsten Äußerungen des türkischen Präsidenten Erdogan über den inhaftierten “Welt”-Journalist Deniz Yücel lassen Schlimmes befürchten. Jedenfalls ist die Hoffnung auf eine baldige Freilassung Yücels erstmal in weite Ferne gerückt. Yücel sei ein Terror-Helfer und werde vor Gericht gestellt: „Gott sei Dank ist er festgenommen worden.“

2. Entschieden für die Kekse
(taz.de, Morgane Llanque)
Seit 2015 moderiert Trevor Noah die amerikanische “Daily Show”, eine erfolgreiche Satiresendung. Anlässlich des Erscheinens von Noahs Biographie erklärt “taz”-Autorin Morgane Llanque, warum die Sendung auch als eine Art Sprachrohr der Linken betrachtet werden kann: “Das Format ist das Vorbild der „heute-show“, doch die deutschen Komiker wie Oliver Welke oder auch Jan Böhmermann sind gegen die US-amerikanische Politsatire bloß leicht verdauliche Kopien. Die Originale sind nicht nur wesentlich scharfzüngiger und investigativer, sie beeinflussen auch in viel größerem Maße die politische Meinung der US-amerikanischen Linken. Fast mehr als die nicht satirischen Medien, sagen kritische Stimmen. Bei einer Befragung im Jahr 2010 gaben immerhin 10 Prozent der „Daily Show“-Zuschauer an, sie sähen die Sendung wegen der Nachrichten.”

3. Wenn das öffentliche Interesse schwerer wiegt
(faz.net, Reiner Burger)
Staatliche oder kommunale (bzw. teilstaatliche/teilkommunale) Unternehmen lassen Journalisten bei Rechercheanfragen gerne mal abblitzen und verweigern die Antwort. Damit ist nun Schluss wie der BGH in der Causa “Gelsenwasser” befand: „Dem vom Kläger verfolgten Informationsinteresse kommt ein größeres Gewicht als dem Interesse der Beklagten und der betroffenen Dienstleistungsunternehmen an der Geheimhaltung der Vertragskonditionen zu. Im Hinblick auf die sachgerechte Verwendung öffentlicher Mittel und die politischen Aktivitäten eines kommunal beherrschten Unternehmens besteht ein gewichtiges öffentliches Informationsinteresse.”

4. „Goldene Kamera“ ist Hamburg und dem ZDF einen Preis wert
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Nach der letzten Übertragung der Fremdschäm- und Peinlichkeitsgala “Die Goldene Kamera” (samt Ryan-Gosling-Prank) haben Sie gedacht, es könne nicht schlimmer werden? Dann lesen Sie, was Boris Rosenkranz herausgefunden hat: Die veranstaltende Funke-Mediengruppe kassiert von der Stadt Hamburg je ausgestrahlter Werbe-Revue 150.000 Euro, entnommen aus den Mitteln der Kulturtaxe.

5. Speed Watching ist das neue Binge Watching
(sueddeutsche.de, Julian Dörr)
Fernsehserien können regelrecht süchtig machen und so konsumieren manche Fans ihre Lieblingsserien per Bingewatching und schlingen ihre Serie gleich staffelweise herunter. Nun sollen sich Hardcore-Seriengucker in den USA auf “Speedwatching” verlegt haben und spielen die Videos zum Beispiel in der 1,25-fachen Geschwindigkeit ab. Julian Dörr merkt dazu kritisch an: “Serienschauen stand einmal für Entschleunigung, für die Verlangsamung des Alltags. Wider das neoliberale Effizienzdenken. Für die Ausschweifung und das Laissez-faire. Verschwende deine Zeit. Wer ewig lange Serien schaut, der ist nicht produktiv. Steckte in der Völlerei des “Binge Watching” noch der rebellische Akt der Maß-, Ziel- und Regellosigkeit, ist der “Speed Watcher” nichts anderes als ein systemkonformer Selbstoptimierer.”

6. Why is Kim Jong-un always surrounded by people taking notes?
(bbc.com, englisch)
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur “KCNA” hat Dutzende von Fotos von Diktator Kim Jong-un an den unterschiedlichsten Orten herausgegeben, die allesamt etwas gemeinsam haben: Der Kimperator ist umgeben von Offiziellen und Generälen, die eifrig in ihre (identischen) Notizbücher schreiben. Wieso, weshalb, warum?

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