Die Klimakosten des Internet-Booms (+Video) (tagesschau.de, Fiete Stegers)
Der Energieverbrauch des Internets ist auf der globalen Stromrechnung bereits zu einem spürbaren Posten geworden. Manche sprechen bereits vom “Klimakiller Internet”, andere halten das für völlig überzogen. tagesschau.de hat sich fünf häufig genannte Punkte in der Debatte näher angeschaut.
Murdochs neues Web-TV (futurezone.orf.at, Günter Hack)
Hulu, das neue Webvideo-Portal von Rupert Murdoch und NBC, verspricht werbefinanzierten Genuss von Top-Fernsehserien wie “Simpsons” und “Heroes” nach YouTube-Vorbild. Der Dienst ist am Montag in den geschlossenen Beta-Betrieb gegangen, in Europa sind die Inhalte allerdings nicht zugänglich. Noch nicht.
Interview: «Wir wissen gar nichts über Sie»
(infoweek.ch)
Google-Vize Douglas Merrill spricht im Interview über Themen wie Online Storage und Privacy und verrät, was die Konkurrenz besser macht.
Bericht der SonntagsZeitung sorgt für rote Köpfe (persoenlich.com)
Die SRG wirft der SonntagsZeitung vor, unseriösen Journalismus zu betreiben. “Wir sind sehr enttäuscht über die tendenziöse Berichterstattung”, klagt SRG-Sprecher Daniel Steiner gegenüber “persoenlich.com”. Das öffentlich-rechtliche Medienunternehmen listet in einer Stellungnahme nicht weniger als 10 angebliche Unwahrheiten auf, welche in den Artikeln der SonntagsZeitung zu finden sein sollen.
Der Triumph der Unterhaltung (zeit.de, Jürgen Krönig) Was uns der vermeintliche Drogen- und Sex-Skandal in der königlichen Familie über unsere Mediengesellschaft sagt.
“Bild”-Autor Claus Jacobi macht in seiner Samstags-Kolumne mit dieser Meldung auf:
In England darf der Film “Eine unbequeme Wahrheit” vom Nobelpreisträger Al Gore durch Gerichtsbeschluss an 3850 Sekundärschulen nur mit Hinweisen auf enthaltene Fehler gezeigt werden (z. B. Anstieg des Meeresspiegels statt 6 Meter vermutlich 30 Zentimeter). Das deutsche Umweltministerium, das — laut “Spiegel” — schon im Frühjahr 6000 DVDs des Films an deutsche Schulen verteilt hatte, hält von solchen Korrekturen wenig. Hauptsache, die allgemeine Richtung stimmt.
Nun wäre es vermutlich bösartig zu sagen, dass Claus Jacobi das jetzt erst, mit zwei Wochen Verspätung, schrieb, weil er so lange brauchte, die Meldung zu verstehen. Vor allem aber wäre es falsch, das zu sagen. Er hat sie nicht verstanden.
Al Gore zeigt, was passiert, wenn das Eis Grönlands schmilzt: Der Meeresspiegel würde um 6 bis 7 Meter steigen. Das ist, auch nach dem Urteil des britischen Gerichts, die allgemeine Annahme der Wissenschaftler. Als “alarmistisch” kritisiert hat das Gericht die Aussage nur insofern, dass der Film suggeriere, dieser Anstieg könnte in der unmittelbarer Zukunft geschehen, obwohl es vermutlich ein Prozess über Jahrtausende wäre.
Der jüngste Bericht des Weltklimarates IPCC (pdf) geht davon aus, dass — je nachdem, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden — der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 18 bis 59 Zentimeter steigen wird. Dabei sind aber mögliche Effekte wie ein beschleunigtes Schmelzen des Grönland-Eises ausdrücklich nicht inbegriffen. Der Meeresspiegel könnte erheblich schneller steigen.
Die schlichte Gegenüberstellung: Al Gore sagt 6 Meter, es werden aber vermutlich nur 30 Zentimeter, ist falsch.
Aber von solchen Details hält Jacobi sicher wenig. Hauptsache, die allgemeine Richtung stimmt.
Vielleicht ist es ja etwas Pathologisches, eine Sucht. So wie Alkoholiker kein Bier stehen und Kleptomanen keine Handtasche hängen lassen können, so kann “Bild” kein Unwetter vorüberziehen lassen, ohne Unsinn darüber zu schreiben.
Im März berichtete das Blatt über den Extremwetterkongress in Hamburg, schob dem Meteorologen und Hurrikan-Experten Thomas Sävert falsche Zitate über einen angeblichen “Hurrikan-Alarm auf Mallorca” unter und bebilderte den Hurrikan-Artikel auch noch mit einem Tornado (wir berichteten). Die Rechtsabteilung des Wetterdienstes Meteomedia, bei dem Sävert angestellt ist, hat sich nach seinen Worten damals massiv bei der “Bild”-Zeitung beschwert.
Im Juni rief “Bild” dann einen “Tornado-Alarm über Deutschland” aus und machte sich immerhin die Mühe, die dünne Geschichte wenigstens mit einem Tornado zu bebildern — wenn auch mit einem kanadischen (wir berichteten ebenfalls). Immerhin kam Sävert in dem Artikel nicht vor — wegen der Geschichte vom März, sagt er, habe er ein Interview mit “Bild” abgelehnt.
Am Donnerstag nun ereignete sich ein schweres Unwetter über Mallorca; die Insel wurde offenbar von einem oder mehreren Tornados getroffen.
Für die “Bild”-Zeitung bestätigt das Unwetter nun genau das, was sie schon im März herbeiphantasiert hatte. Sie macht heute mit dem Thema auf(siehe Ausriss), zeigt im Inneren noch einmal den falschen und falsch bebilderten Hurrikan-Artikel von damals und schreibt:
Schon beim Extremwetter-Kongress im März in Hamburg sprach Hurrikan-Forscher Thomas Sävert von gewaltigen Wirbelstürmen, die aufgrund des Klimawandels über dem Mittelmeer entstehen können: Pro Jahr ziehen bis zu 3 Hurrikane über die Mittelmeer-Region. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis einer Mallorca trifft (BILD berichtete). (…)
Experte Sävert: Die Hurrikane im Mittelmeer seien zwar nicht so gewaltig wie die in der Karibik. Aber der Klimawandel werde dafür sorgen, dass sie immer stärker werden.
Nein. Zur Veranschaulichung noch mal das, was uns Thomas Sävert damals erklärte:
“Ich bezog eindeutig Stellung, dass es zwar hurrikanähnliche Stürme im Mittelmeerraum gibt, die aber keinesfalls die Stärke der tropischen Hurrikane erreicht und daher auch nicht als solche bezeichnet werden sollten. Die Insel Mallorca habe ich mit keinem Wort erwähnt, und ich habe auch nicht davon gesprochen, dass diese ‘Hurrikane’ stärker werden sollen. Alle Zitate sind gefälscht. Ich bin eigentlich als seriöser Wissenschaftler bekannt, der solche Aussagen, wie sie in der ‘Bild’-Zeitung getroffen wurden, nie machen würde.”
Zum aktuellen Tornado über Mallorca erklärt er uns:
“Die jüngsten Unwetter haben mit einem Hurrikan so viel zu tun wie die berühmten Äpfel mit Birnen. Es waren Unwetter, aber eben definitiv kein Hurrikan, und die aktuellen Unwetter lassen keinerlei Schluss auf das zukünftige Wetter auf der Urlaubsinsel zu.”
Sävert klagt, sein Ruf als Meteorologe leide erheblich darunter, mit solchem Quatsch wie in “Bild” zitiert zu werden; er will gegen die Zeitung vorgehen. Ohne sein falsches Zitat fehlt der Zeitung übrigens auch jeder Beleg, dass Mallorca der “Klima-Kollaps droht”, wie sie in einer weiteren Überschrift behauptet.
Aber vielleicht ist es ja etwas Pathologisches, die Sache mit “Bild” und den Unwettern. Von Krankheiten wie Alkoholismus oder Spielsucht kann man übrigens nie ganz geheilt werden. Betroffene können nur lernen, der Versuchung zu widerstehen.
Der erste Schritt ist natürlich, es zu wollen.
Übrigens: Auch die “Welt” behauptet heute unter der Überschrift “Klimaforscher erwarten regelmäßige Tornados und Hurrikans im Mittelmeer”, dass Sävert im Mittelmeerraum künftig Hurrikans erwarte, ausgelöst “durch die zunehmend stärkeren Temperaturunterschiede”. Es scheint, als sei der “Welt”-Autor der falschen “Bild”-Berichterstattung im März aufgesessen. Nachdem sich Sävert auf “Welt Online” beschwerte, wurde der entsprechende Absatz des “Welt”-Artikels dort ohne Erklärung oder Hinweis gelöscht.
Gratiszeitungen schmerzen bedingt (tagesanzeiger.ch, Stefan Eiselin) Die kostenlose Konkurrenz setzt den klassischen Tageszeitungen zu. Solange diese aber ein breites Angebot bieten, können sie sich halten.
Fragwürdige Startup-Ideen: Die Bubble ist eindeutig zurück (medienkonvergenz.com, Andreas Göldi)
“Eigentlich dachte man ja, dass wir alle was gelernt haben aus dem Platzen der Internet-Bubble im Jahr 2000. Aus dem überschwänglichen Internet-Boom wurde damals in kürzester Zeit eine ziemlich brutale Krise. Und all die substanzlosen Dotcom-Geschäftsideen, die auf irgendwelchen Phantasie-Projektionen beruhten, wurden mit in den Abgrund gerissen.”
Rieter-Pensionskassenmanager klagt gegen Ringier-Blätter (nzz.ch)
Der Rieter-Manager Jürg Maurer klagt gegen die Zeitungen «Blick» und «SonntagsBlick». Sie hätten seine Persönlichkeit verletzt, lautet der Vorwurf. Der von den Ringier-Blättern mehrfach angegriffene Maurer fordert in seiner Zivilklage die Herausgabe des mutmasslichen Gewinns der Blätter, die diese dank der Kampagne gegen ihn erzielt haben sollen.
Liveblogging revolutioniert Medienarbeit (heute-online.ch, Thomas Benkö)
Das Herrschaftswissen von Journalisten ist passé. «Liveblogging» bringt News von Pressekonferenzen oder Wahlveranstaltungen direkt auf den Bildschirm von Internet-Usern. Und es spart klimaschädigendes Herumjetten.
Schaurig schöne Teorien (taz.de, Bernd Pickert)
Sechs Jahre nach 9/11 haben Verschwörungstheoretiker ein komplexes Gedankengebäude errichtet. Eine ZDF-Dokumentation reißt es teilweise ein.
Von wegen 99,9 % (telepolis.de, Peter Mühlbauer)
Fahndungsdetails zu den drei letzte Woche festgenommenen mutmaßlichen Terroristen legen nahe, dass die Online-Durchsuchung potentiell alle trifft, die WLAN oder Windows nutzen.
Ist die so genannte “Zeitung mit den großen Buchstaben” etwa auch die mit den großen Zahlen, der Verkehrstotenfehler womöglich nur die Spitze des Eisbergs?
Apropos Eisberg: Ein Reuters-Video zu einer Protestaktion auf dem Aletschgletscher kündigt Bild.de seit Tagen an wie folgt:
Und jetzt raten Sie mal, wieviele es wirklich waren.
Mit Dank an Dietmar S. und andere für die Hinweise.
Nachtrag, 24.8.2007: “Bild” hat den Verkehrstotenfehler heute in der “Korrekturspalte” berichtigt, Bild.de die falsche Nacktenzahl bislang noch nicht.
Nachtrag, 17.50 Uhr: Na, jetzt hat auch Bild.de die Zahl korrigiert.
Der totale Blackout (zeit.de, Roger Schawinski)
Am Beispiel der ambitionierten Krimiserie “Blackout” erzählt Ex-Sat.1-Chef Roger Schawinski, wie er vergeblich Qualität im Privatfernsehen durchsetzen wollte.
Club der Weltretter (taz.de, Anke Lübbert)
Klimaschutz ist Mainstream. Selbst Hochglanzmagazine und ProSieben engagieren sich für die gute Sache – allerdings mit zweifelhaften Motiven.
«Walder wird über den jeweiligen Tellerrand hinausschauen» (werbewoche.ch, Carole Scheidegger)
Ringier hat am Donnerstag eine Reorganisation im Bereich Zeitungen bekannt gegeben. Ringier Konzernsprecher Marco Castellaneta sprach mit der Werbewoche über den Sinn der neuen Position eines Redaktionsdirektors, die weiteren Pläne für die Blick-Gruppe und die Zusammenarbeit des designierten Blick-Chefs Bernhard Weissberg und des Redaktionsdirektors Marc Walder.
Wiki-Scanner spürt Manipulationen auf (spiegel.de, Konrad Lischka, Frank Patalong und Christian Stöcker)
Was haben Scientology, Wal-Mart, al-Dschasira und die CIA gemeinsam? Sie alle schreiben heimlich das globale Internet-Lexikon Wikipedia um. Doch mit dem Wiki-Scanner kommt die Community den Maulwürfen jetzt mühelos auf die Schliche.
Fußball kommt heim (freitag.de, Martin Krauß)
Die Fußballbundesliga hat wieder begonnen, und die ARD schwelgt unbeholfen zwischen gestern und heute.
Vom Nordpol zum Südpol ist nur ein Katzensprung. (Hans Albers, “Flieger, grüß’ mir die Sonne”, 1932)
Es gibt tatsächlich einigeLänder, dieBesitzansprücheauf denNordpolerheben, wie “Bild” heute unter der Überschrift “Nordpol schmilzt immer schneller!” berichtet. Etwas hat “Bild” dabei aber ziemlich falsch verstanden. So heißt es im Text:
Durch den Klimawandel schmilzt das Eis am Nordpol immmer schneller — und schon sechs Länder streiten darum, wem das Land darunter gehört. (…) Unterm Eis taucht ein neuer Kontinent auf, unbesiedelt und voller Bodenschätze (…).
Ähm, ein “neuer Kontinent” unter dem Nordpol? Nicht wirklich. Das einzige “Land”, das es unter dem (geographischen) Nordpol gibt, liegt etwa in 4.000 Metern Tiefe. Man nennt es Meeresgrund. “Bild” hat da wohl was verwechselt.
Mit Dank an Martin S. für den sachdienlichen Hinweis.
Gute-Laune-Fahrt mit der Hamas (+ Video) (tagesschau.de, Richard C. Schneider)
Es sollte vor allem eins deutlich machen: Die Hamas sorgt entgegen aller Vorurteile für Sicherheit und Stabilität im Gaza-Streifen. 90 Journalisten wurde der Gaza-Streifen deshalb so präsentiert, wie ihn die Hamas gerne sehen möchte.
Herausforderung Media 3.0 (boersenblatt.net)
Wie sich Verlage im Zeitalter der Digitalisierung aufstellen müssen, beschreibt die akutelle Deloitte-Studie “Herausforderung Media 3.0? (pdf, 548 kb). Die Befragung von 40 Entscheidungsträgern führender Verlagshäuser hat ergeben, dass nahezu jeder Verlag über eine digitale Strategie verfügt. Umfang und Reifegrad unterscheiden sich jedoch erheblich.
Wie geht es weiter im Internet? Professor Klaus Meier im Gespräch (wcm2006.blogspot.com)
Klaus Meier ist als Autor des Buches “Internet-Journalismus” und Dozent des Studiengangs “Online-Journalismus” der richtige Ansprechpartner für Kristin Gogolok, die mehr über das Heute und Morgen des Internets wissen möchte.
Die unlustigen Musikanten (taz.de, Klaus Raab)
Das ZDF will mal wieder jünger werden und entrümpelt zu diesem Zweck das Schlagerprogramm – dessen Helden wehren sich mit Händen und Füßen.
Paris, Osaka (tagesspiegel.de, Pablo Silalahi)
Die ARD schickt ihre Doping-Redaktion nach der Tour zur Leichtathletik-WM nach Japan – obwohl die Sportarten laut ZDF-Chefredakteur Brender nicht vergleichbar sind.
“Die linke Meinungshegemonie ist am Zusammenfallen.” (Teil 2) (schweizerzeit.ch, Patrick Freudiger)
Roger Köppel (Chefredaktor und Verleger der “Weltwoche”) äussert sich in einem Exklusiv-Interview für die “Schweizerzeit” zur Eigenverantwortung, zur Klimahysterie, zu Integrationsproblemen und über seine Faszination für die Schweiz.
“Bild” ruft heute “Tornado-Alarm über Deutschland” aus. “Immer häufiger, immer heftiger: Das neue Wetter-Phänomen Wirbelsturm”, heißt es in der Unterzeile zu einer “Bild”-Geschichte über einen Tornado, der vergangenen Samstag in Frankfurt/Main schwere Schäden angerichtet hat.
Ohne allzusehr ins Detail zu gehen: Ob in Deutschland tatsächlich “immer häufiger” Tornados auftreten und diese “immer heftiger” werden, wie “Bild” schreibt, ist mindestens umstritten. Zwar rechnen viele Klimaforscher mit einer Zunahme extremer Wetterphänomene. Aber belastbare Daten, die belegen, dass die Zahl der Tornados in den letzten Jahren zugenommen hätte, gibtesderzeitoffenbarnicht.
Und wenn “Bild” schreibt, den “bisher schwersten Tornado” hätte es im März 2006 in Hamburg gegeben, so ist das nachweislich falsch. Es handelte sich dabei um einen Tornado der Kategorie F2 auf der Fujita-Skala, mit Windgeschwindigkeiten von maximal 252 km/h. Das klingt zwar viel, ist im Vergleich zu dem Tornado, der im Jahr 1968 Pforzheim heimsuchte jedoch eher wenig. Der erreichte Windgeschwindigkeiten von 400 km/h (Kategorie F4) und aus den Jahren 1764 und 1800 sind sogar zwei Wirbelstürme dokumentiert, die aufgrund von Schadensberichten als F5-Tornados eingeschätzt werden. Womit klar sein dürfte, dass Wirbelstürme, anders als “Bild” behauptet, kein “neues Wetter-Phänomen” sind.
Kommen wir zu dem tollen großen Foto, mit dem die “Bild”-Geschichte, die ja auch das “BILD-Leser-Reporter”-Logo trägt, illustriert ist:
Wahnsinn! Oder? In einem kleinen Text rechts auf der Seite heißt es:
Eine bedrohliche Unwetterfront schiebt sich über Hessen, gewaltige Luftwirbel reichen bis zur Erde. Fotografiert hat’s Leser-Reporter Andreas M.* (20) *) Abkürzung von uns
Damit keine Verwirrung entsteht: der zitierte Text, der rechts neben der mächtigen Windhose und unter diesem kleinen unspektakulären Foto steht, bezieht sich nur auf das kleine unspektakuläre Bild, auf dem weit und breit kein Tornado zu erkennen ist. Das große Windhosen-Foto unter den Worten “Tornado-Alarm über Deutschland” hingegen zeigt nicht den Frankfurter Tornado vom Wochenende. Es wurde in Elie in Manitoba, Kanada aufgenommen, wie man uns bei der Nachrichtenagentur AP sagt, von der das Foto stammt.
P.S.: Manche Klimaforscher gehen übrigens davon aus, dass die Zunahme von Tornado-Meldungen in den letzten Jahren darauf zurückzuführen ist, dass die Öffentlichkeit “sensibler für das Thema” würde, wie die “FAZ” im September letzten Jahres Thomas Sävert (der übrigens auch schon einschlägige Erfahrungen mit “Bild” gemacht hat) zitierte. Außerdem schrieb die “FAZ”: “Internet und Fotohandys tragen ihren Teil bei” (sic).
Mit Dank an Jan K. und Frank A. für den sachdienlichen Hinweis.
Ende April, also vor sechs Wochen, hatte “Bild” bekannt gegeben, dass der Afrika-Aktivist Bob Geldof kurz vorm anstehenden G8-Gipfel “für 1 Tag BILD-Chefredakteur” werden würde. Der Ankündigung folgte eine sechsteilige “Bild”-Serie “SirBobGeldofexklusivinBILD” und am vergangenen Freitag schließlich Geldofs “Afrika-BILD”.
“Pop trifft Politik”
Geldof erinnerte Merkel laut “Bild” unter anderem an die Zusage, “die Entwicklungshilfe bis 2010 auf 0,51 Prozent der Wirtschaftskraft der G8-Staaten anzuheben”, Merkel erwiderte, die deutsche Entwicklungshilfe werde “2008 um etwa 750 Millione Euro aufgestockt”, Geldof fand das zu wenig, Merkel erwiderte, man werde gemachte Zusagen erfüllen.
“Bild” hatte Bob Geldof gelobt, Bob Geldof hatte sich bei “Bild” bedankt — und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen dürfen (O-Ton Geldof: “Angela Merkel ist eine Vermittlerin, wie sie im Buche steht. (…) Diese Frau hat echt was im Kopf. Zu meiner Überraschung ist Angela Merkel aber auch eine sehr warmherzige Persönlichkeit. Mit ihrem Intellekt habe ich gerechnet, aber nicht mit dieser Wärme und Offenheit”). Geldofs Interview mit Merkel (siehe Kasten) war einer der Höhepunkte seiner “Afrika-BILD”.
Tags drauf durfte Bob Geldof noch einmal sagen, wie gut ihm seine “Afrika-BILD” gefallen hat und dass sein Tag als “BILD-Chefredakteur” einer der besten Tage seines Lebens gewesen sei.
Danach wurde es in “Bild” stiller um Geldof:
eine kurze Meldung aus London: “Bob Geldof (55) und Naomi Campbell (37) unterstützen die Krebs-Stiftung”
eine kurze Meldung aus Rostock: “Pop-Stars wie Herbert Grönemeyer, U2-Sänger Bono, Bob Geldof und die ‘Die Toten Hosen’ haben gestern bei einem Konzert in Rostock vor 70000 Zuhörern ihre ‘Stimmen gegen Armut’ erhoben.”
und am vergangenen Donnerstag unter der Überschrift “G8-News: Bauern wollen Geld für zertrampelte Felder” dies:
(…) Kanzlerin Merkel traf gestern auch mit Bono und Bob Geldof zusammen (Foto) – die Popstars forderten sie zu einer Umsetzung der Versprechen gegenüber Afrika auf. Abends wollte Geldof, der erst vor wenigen Tagen eine BILD-Afrika-Ausgabe gestaltet hatte, auch mit US-Präsident Bush sprechen. (…)
Anderen Medienberichten zufolge gibt diese kurze Zusammenfassung vielleicht nicht so ganz den Kern des Treffens zwischen Bono, Geldof und Merkel wieder. Und dass Geldof den G8-Gipfel gestern abschließend als “Farce” bezeichnet hatte, weil sich Merkel “zwar bei einem Treffen ihre Vorschläge für eine größere Afrikahilfe angehört, aber leider alle zurückgewiesen” habe und das G8-Abschlussdokument zu Afrika [pdf]“ein zynischer Text” sei, in dem lediglich alte Versprechungen wiederholt würden, findet sich heute in der kläglichen “Bild”-Formulierung (“Bob Geldof und Bono kritisierten die Beschlüsse.”) wieder. Es gibt schließlich, nun ja, Wichtigeres.
Und außerdem hatte “Bild” diese leidige Afrika-Sache doch bereits gestern schon auf gewohnte Weise abgehakt: