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dpa  

Liebenswerte Löwen für die Rhön

Das hessische Umweltministerium hat heute bekannt gegeben, wilde Tiere, die im Zoo keinen Platz mehr finden, im Land auswildern zu wollen. Ein erster Versuch mit einem Bären verlief erfolgreich: Eine einheimische Nachrichtenagentur ließ ihn sich widerstandslos aufbinden.

Die Meldung, die der hessische Landesdienst von dpa heute um 16:27 Uhr brachte, klang noch halbwegs harmlos:

Hessen plant Auswilderungsprogramm für Zoo-Tiere

Wiesbaden (dpa/lhe) – Hessen plant ein Auswilderungsprogramm für Zoo-Tiere. Es werde geprüft, ob die Kernzonen im Biosphärenreservat Rhön oder im Kellerwald für eine Auswilderung dieser schützenswerten Tiere geeignet sei, erklärte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Montag in Wiesbaden. “Wir möchten vermeiden, dass Tiere getötet werden, nur weil in den Zoos offensichtlich kein Platz mehr für sie ist und sie nicht in die europäischen Zuchtaustauschprogramme aufgenommen werden können.” Der Kopenhagener Zoo hatte vor wenigen Tagen zwei ausgewachsene Löwen und deren Junge eingeschläfert, um Platz für ein neues Zuchttier zu schaffen und Inzucht zu verhindern.

Ja, da blieben noch ein paar Fragen offen, aber die würde sicher die Zusammenfassung beantworten, die dpa für 17 Uhr ankündigte. Und tatsächlich, eine halbe Stunde später ergänzte dpa:

Giraffen, Löwen und Ozelots sollen künftig in hessischen Naturschutzgebieten zu sehen sein.

Der Löwe ist das hessische Wappentier, das passt schon. Und solche Attraktionen kurbeln ja auch die Wirtschaft in strukturschwachen Regionen an:

Das Auswilderungsprogramm für Zootiere diene auch nicht nur dem Tierwohl, sondern auch der Stärkung des ländlichen Tourismus, betonte Hinz. Das Biosphärenreservat Rhön und der Kellerwald würden damit künftig über ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Naturschutzgebieten verfügen.

Aber frieren die da nicht, die Giraffen und die Löwen, in der Steppe des Kellerwaldes? Aber nein:

Wegen des sich rapide ändernden Weltklimas dürften sich die ausgesiedelten Wildtiere ohne Anpassungsschwierigkeiten auch in hessischen Naturräumen heimisch fühlen, erklärte die Ministerin.

Und —

Alle ausgewilderten Tiere sollen nach ihren Worten vom allgemeinen Jagdrecht ausgeschlossen werden.

Okay…



Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis irgendjemand bei dpa scharf den Rückwärtsgang einlegte. Um 17:29 rief die Agentur beide Meldungen zurück:

Er handelt sich um einen Aprilscherz des hessischen Umweltministeriums.

Oder — angesichts der Tatsache, dass der 1. April erst morgen ist — womöglich auch um einen zeitlosen Test, ob diese Agenturleute wirklich alles glauben.

Mit Dank an Mathias S.!

Kai Wiesinger, Digitalnomade, Buzzfeed

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Matthias Matussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein”
(vetaro.wordpress.com)
Vetaro fügt dem Beitrag “Notwendige letzte Worte” (theeuropean.de, Matthias Matussek) weitere Worte hinzu: “Hallo! Das bin ich. Ich lese seit ich 13 bin den Bildblog, das ist zehn Jahre her. Meine Überzeugung, dass Wahrheit die wichtigste Tugend für mich ist, habe ich von ihm. Manchmal kommentiere ich auch, und oft freue ich mich über die Kommentare der gebildeten, mit klarem Menschenverstand schreibenden Leute, die oft erkennbar älter sind als ich und es schaffen, über 100+ Kommentare zu schreiben, ohne Schimpfworte zu nutzen oder die Identität eines anderen zu beleidigen.”

2. “Es gibt Situationen, da wird man erpresst”
(planet-interview.de, Jakob Buhre und Paula Emilia Huppertz)
Schauspieler Kai Wiesinger erklärt, warum er 2012 in “Bild” Auskünfte über sein Privatleben gegeben hatte: “Weil es eine Situation in meinem Leben gab, wo man so anfällig ist und so labil, dass man erpresst werden kann. Außerdem können Überschriften und Texte durch Kürzungen so verändert werden, dass eine Wirkung erzielt wird, die nie beabsichtigt war. Und es können Wahrheiten im Netz kursieren, die nichts mit der Realität zu tun haben.”

3. “How to hoax the international sports media with nothing more than a red circle”
(onlinejournalismblog.com, englisch)
Fußball: Ein Tweet lässt Sportjournalisten glauben, Mesut Özil und Manuel Neuer hätten als Junioren gemeinsam in einer Mannschaft gespielt. “It was not true. According to various biographies, Neuer had played for Schalke since the age of 5 – not Ozil’s Westfalia.” Siehe dazu auch “The tweet that tricked 3 news outlets into printing a lie” (dailydot.com, Fernando Alfonso III, englisch).

4. “Spiegel Online: Immer auf die Erneuerbaren!?”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor stört sich daran, dass “Spiegel Online” den Artikel “Kostenexplosion bei Strom, Öl, Gas: Energiearmut in Deutschland nimmt drastisch zu” mit einem Windrad illustriert.

5. “US-Website: Wie ‘BuzzFeed’ in Deutschland erfolgreich sein will”
(spiegel.de, Ole Reißmann)
Wird Buzzfeed in Deutschland Probleme mit Bildrechten haben? Gründer Jonah Peretti glaubt das nicht, man gebe “im Jahr mehrere Millionen Dollar für Bildrechte aus, stelle Fotografen ein und setze auf eigene Illustrationen”.

6. “1 Jahr Digitalnomade”
(medium.com, Jan Tißler)

Griechenland, Glibber, Tonga

6 vor 9

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1. “Warum die Griechen nicht reich sind”
(wsj.de, Hans Bentzien)
Wie Michalis Pantelouris (BILDblog berichtete) schreibt auch Hans Bentzien zur “Bild”-Titelschlagzeile “Griechen reicher als wir”: “Griechenland ist eine Volkswirtschaft, die seit 2008 knapp ein Viertel ihrer Wirtschaftskraft eingebüßt hat, während die deutsche um 3 Prozent zulegte. Die Arbeitslosenquote Griechenlands ist von 8 auf 27 Prozent gestiegen, die Deutschlands von 8 auf 7 Prozent gesunken. Die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen der Griechen sind in dieser Zeit um knapp 20 Prozent zurückgegangen, die der Deutschen dagegen um 12 Prozent gestiegen.”

2. “Bild: Keine fünf Wahrheiten über Energiekosten”
(klima-luegendetektor.de)
Die “Bild”-Titelschlagzeile “Strom wird NOCH teurer!” vom 31. Januar in der Analyse.

3. “Durchgezappt”
(ndr.de, Video, 2:08 Minuten)
Ein Rodler aus Tonga nimmt den Namen eines Unterhosenherstellers an – so gerät die Marke in den redaktionellen Teil von “Bild” und “Hamburger Morgenpost”.

4. “Netznutzer entdecken ihre Liebe zu den guten Nachrichten”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Tagtäglich finden “konstruktiv-nachdenkliche, inspirierende und optimistische Botschaften enthaltende Texte, Clips und Fotos über das Social Web zu den Menschen”, bemerkt Martin Weigert, und erkennt darin eine “Antithese zur traditionellen Presse”, wo es oft um “Mord, Totschlag oder Skandale geht”.

5. “Plötzlich Glibber”
(jule-stinkesocke.blogspot.de)
Jule Stinkesocke denkt nach über den Umgang mit Sexualität in einem Wohnprojekt von Behinderten.

6. “Himmelblau ist die Hoffnung”
(neues-deutschland.de, Tobias Riegel)
Tobias Riegel malt sich in einem “überdrehten Gedankenspiel” aus, wie es wäre, wenn eine “Demokratie”-Bewegung die US-Regierung attackieren würde.

Süddeutsche Zeitung, Schweinefleisch, PR

6 vor 9

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1. “Kein Verbot von Schweinefleisch in Kantinen der Stadt Stuttgart”
(stuttgart.de)
Die Stadt Stuttgart dementiert einen “Bild”-Bericht: “Richtig ist, dass es keine zwingende Vorgabe gibt, auf Schweinefleisch zu verzichten. Ebenso wenig sind Pommes in städtischen Kantinen verboten, wie es die Zeitung vermeldete.”

2. “Wozu sachlich, wenn es auch emotional geht: Mit der ‘Süddeutschen Zeitung’ im Prenzlauer Berg”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Jakob Hein)
Die “Süddeutsche Zeitung” vom 22. November berichtet auf ihrer “Seite 3” über Ereignisse im (von vielen Journalisten bewohnten) Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

3. “Die SZ: Verlaufen im Elfenbeinturm der Klimapolitik”
(climatechaos.tumblr.com)
“Vor uns die Sintflut”, ein “ratloser und planloser Leitartikel zum Klimawandel” in der “Süddeutschen Zeitung”: “Wie kann es sein, dass im Meinungs- und Politikressort der SZ ein Politikverständnis herrscht, bei dem Politik etwas ist, was irgendwo im Abstrakten passiert. Wo aber Subjekte bennenen, Orte sichtbar machen, Konsequenzen aufzeigen und Konsequenzen durchsetzen tabu ist.”

4. “Eine Medienhysterie”
(nzz.ch, Eberhard W. Kornfeld)
Wie der Galerist Eberhard W. Kornfeld den durch die “Focus”-Titelgeschichte “Der Nazi-Schatz” ausgelösten Rummel um den Kunstfund in München erlebt: “Der Artikel löste eine Medienhysterie von seltenem Ausmass aus; der Fall wurde international breit übernommen: Ich war plötzlich der ganz grosse Bösewicht. Jede Zeitung stürzte sich auf das Thema ohne jegliche Rücksicht auf präzise Information. ”

5. “Sonneborn und die Deutsche Bank: Lachen wir über die Richtigen?”
(fair-radio.net, Jonathan Hadem)
Das Interview, das Martin Sonneborn mit Stefan Georgi von der Deutschen Bank geführt hat: “Alle Welt diskutiert über das ‘richtig oder falsch’ von Sonneborns Methode. Die Kritik müsste aber eigentlich an all jene Journalisten gerichtet werden, die diese vorgefertigten Interviews und PR-Angebote tagtäglich annehmen und als richtigen Journalismus verkaufen.”

6. “Pressesprecher Bullshit-Pingpong”
(geprothmannt.de)
Ein Dialog zwischen einem Journalist und einem Pressesprecher.

McFit, Giovanni di Lorenzo, Jan Böhmermann

6 vor 9

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1. “Call to action: über eine neue Form des Journalismus”
(dirkvongehlen.de)
Mit dem Einstieg von neuen, “digitalen Investoren” entstehe eine neue Form des Journalismus, schreibt Dirk von Gehlen: “Man kann diese Entwicklung als Trend hin zu wertvollen Inhalten lesen, man kann darin aber auch den Anfang eines veränderten Journalismus erkennen, der nicht mehr nur von klassischen Medien geprägt wird, sondern von Digitalunternehmen.”

2. “‘Wer macht, macht Fehler'”
(journalist.de, Jan Freitag)
Ein Interview mit Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der “Zeit”: “Gerade herrscht zum Beispiel ein Klima permanenter Skandalisierung, in dem um jede noch so kleine Affäre eine fast hysterische Debatte entbrennt. Dazu gibt es diesen Trend, die Selbstverantwortung des Menschen immer mehr an den Staat zu delegieren, der dessen Leben reglementiert, bis zur Bevormundung.”

3. “Desinformationsorgie”
(blaetter.de, Annett Mängel)
Annett Mängel kritisiert die Berichterstattung zur Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze bei den Sozialabgaben.

4. “Wie eine Grafik irreführt: Das Märchen von 57 Prozent Militärausgaben”
(blog.rhein-zeitung.de, Marcus Schwarze)
Eine Grafik wird in Sozialen Netzwerken geteilt und von vielen für eine Darstellung der US-Haushaltsausgaben gehalten.

5. “Kann man mit PR-Coups wirklich alles camouflieren?”
(horstson.de)
Horstson fragt bei Modebloggerinnen nach, warum sie von McFit nach New York haben einladen lassen. “Mc Fit kann kann von mir aus Werbung schalten, bis der Arzt kommt oder so lange das Budget dafür reicht. Aber will ich auf Modeblogs mit den Promotions für Billigangebote von Fitnessstudios infiltriert werden?”

6. “Neo Magazin vom 31.10.2013”
(zdf.de, Video, 31:14 Minuten)
Die erste Ausgabe des “Neo Magazins” mit Jan Böhmermann.

Upcoming.de, Rezensionsauszüge, Grüne

6 vor 9

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1. “Hurra, die Zukunft ist da: der Buzzfeed-Klon Upcoming.de startet in Deutschland”
(120sekunden.com, Martin Giesler)
Martin Giesler stellt Upcoming.de vor und fragt nach beim niederländischen Verleger TMG: “We are growing very rapidly in the Netherlands, but our ambitions are much bigger than that. The fact that a concept like upcoming was not present in Germany yet and the large size of the German market, made Germany a logical first step for our international expansion.”

2. “Nutzung von Buchbesprechungen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Werbezwecken möglich”
(verlag.faz.net, Pressemitteilung)
“Infolge der Reaktionen auf einen Rechtsstreit mit einem Online-Buchhändler” stellt die FAZ klar, dass sie “die Verwendung von Rezensionsauszügen zu Werbe- und Marketingzwecken” gestattet: “Lizenzfrei und ohne gesonderte Genehmigung möglich ist somit die Nutzung von Auszügen aus Rezensionen, die aus bis zu 25 aufeinanderfolgenden Wörtern bestehen. Möglich ist zudem damit ausdrücklich die Verwendung auf Umschlagseiten und in Klappentexten sowie zukünftig die Bewerbung der besprochenen Bücher im Internet.”

3. “Kritik unerwünscht: Newcastle sperrt Journalisten aus”
(sport.de)
Fußball: Aufgrund “zu negativer” Berichterstattung will Newcastle United einige Journalisten von Lokalzeitungen nicht länger an Pressekonferenzen und Spielen zulassen. Siehe dazu auch “We’re sports reporters, Mr Ashley, not media partners — and we’re worth more than you think” (telegraph.co.uk, Luke Edwards, englisch).

4. “Niederlage in der Mediendemokratie – Das grüne Bundestagswahlergebnis 2013”
(boell.de, Ralph Obermauer)
Ralph Obermauer, Referent des Fraktionsvorstands der Grünen, analysiert in einem langen Text die Verluste der Partei bei der Bundestagswahl und kommt darauf, zukünftig die “kommunikativen Machtverhältnisse in Medien und Verbändelandschaft” sorgfältiger zu analysieren: “Sie sind von enormer, wahlentscheidender Bedeutung. (…) Ohne publizistische und zivilgesellschaftliche Unterstützung, ohne starke, flankierende, sozial und ökologisch orientierte Stimmen in Meinungsmacherkreisen kann man gegen Wirtschaftsverbände, Private Krankenversicherungen, Ärzteverbände, Energiekonzerne, Autoindustrie, Chemieindustrie, Bauern, Beamte, hochvermögende Privatleute und Unternehmer in Deutschland keine Wahlen gewinnen. Gegen fast alle Schlüsselmedien und die einflussreichsten Verbände geht einfach nichts. Sollte sich das Meinungsklima in Zukunft nicht verschieben, bleiben profilierte Wahlkämpfe mit starkem Veränderungsanspruch riskant.”

5. “WESER-KURIER Image-Spot 2013”
(youtube.com, Video, 40 Sekunden)
Siehe dazu auch “Kinospot der Berliner Zeitung” (youtube.com, Video, 1:19 Minuten).

6. “7 Twitter Accounts for Outstanding Longreads”
(mashable.com, englisch)

Günter Wallraff, Christian Wulff, Oberweiten

6 vor 9

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1. “Der Vernichtungsjournalismus ist in Deutschland sehr ausgeprägt”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Ein ausführliches Interview mit Günter Wallraff. “Es gibt in einzelnen Redaktionen ganze Teams, die wie eine Meute hinterherhecheln und dann Sachen aufbauschen, an denen wenig oder gar nichts dran ist. Und es gibt in Deutschland einige Medien, die Vernichtungsjournalismus betreiben, die nicht nur Kritik üben, sondern versuchen, jemanden zur Unperson zu erklären, um ihn zur Strecke zu bringen.”

2. “‘Wir alle haben uns etwas vorzuwerfen'”
(dradio.de, Dirk-Oliver Heckmann)
Hans Leyendecker beleuchtet die Rolle der Medien im Fall Christian Wulff: “Medien versuchen heute zu erklären, ja, es ging ja nie um strafrechtliche Dinge, sondern um moralische Dinge. Aber wenn man mal schaut, womit die Staatsanwaltschaft begonnen hat, und das waren 21 Punkte und Unterpunkte, von denen ist in Wirklichkeit einer übrig geblieben. Da haben Medien erheblich dazu beigetragen, ein Klima zu schaffen, dass man meint, hier sei ein Oberganove, dem man nachstellen müsse. Und da haben wir alle zu irgendeinem Zeitpunkt die Balance verloren.”

3. “Milchmädchen-Fakten”
(out-takes.de, Peter Hartig)
Der “Focus” schreibt über die Einkommen deutscher Schauspieler: “Wahrscheinlich hatte das Nachrichtenmagazin ein Sommerloch zu füllen, sonst ist kaum zu erklären, warum man da mit Zahlen jonglierte, die die ‘Bild’ selbst schon im vorigen November veröffentlicht hatte, also vor einem dreiviertel Jahr.”

4. “Showdown beim ‘Spiegel'”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
“Eine Abgrenzung gegen die Methoden und die Ausrichtung der ‘Bild’-Zeitung ist für den ‘Spiegel’ fast existenziell”, schreibt Brigitte Baetz: “Es geht um seine Glaubwürdigkeit – und die seiner Mitarbeiter. Und die scheinen nun in letzter Minute davor zurück geschreckt zu sein, den Konflikt auf die Spitze zu treiben und Blome zu verhindern. Schade.”

5. “SRF Virus am Gurtenfestival: Messen des Brustumfangs von Konzert-Besucherinnen beanstandet”
(srgd.ch, Achille Casanova)
SRG-Ombudsmann Achille Casanova nimmt Stellung zur Übertragung eines Musikfestivals, an dem SRF-Moderatoren Oberweiten von Frauen ausgemessen hatten. “Auch wenn ich diese Sequenz alles andere als lustig, ja sogar als geschmackslos und fragwürdig erachte, glaube ich nicht, dass dabei die geltenden rechtlichen Bestimmungen – vorliegend die Menschenwürde – verletzt worden sind.” Siehe dazu auch “Aus der Praxis der Sittenwacht” (nzz.ch, Rainer Stadler).

6. “direktkandidaten casting”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Bundestagswahl: Felix Schwenzel besucht eine Veranstaltung, an der sich die Direktkandidaten seines Wahlkreises Berlin Mitte vorstellen.

Antenne Bayern, Energiewende, Burnout

6 vor 9

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1. “Hat Antenne Bayern bei der Brüderle-Sendung getrickst?”
(radiowatcher.de)
“Live”-Gespräche auf Antenne Bayern, zum Beispiel zwischen Helmut Markwort und Rainer Brüderle.

2. “Burnout und raue Töne”
(augengeradeaus.net, Thomas Wiegold)
Das Bundesministerium für Verteidigung erklärt, dass ein von “Bild” zitierter Satz von Thomas de Maizière (“Manchmal ist ein Burn-out auch das Ergebnis von Unterforderung”) “völlig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und sinnentfremdend genutzt” wurde, “um eine Geschichte zu konstruieren”.

3. “Bild: Die Energiewende hassen”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über “Bild”-Schlagzeilen zum Offshore-Windpark Riffgat, der aufgrund noch nicht verlegter Kabel von einem Dieselgenerator in Schwung gehalten wird. “Das ist natürlich ärgerlich für den Investor EWE, aber vernünftig für die Anlagen, die im kommenden Februar dann schadensfrei in Betrieb gehen sollen. Jedenfalls ist das alles andere als ‘Wahnsinn’: Ein spezieller Problemfall, den die Offshore-Windtechnologie mit sich bringt und der auch bei anderen Windparks – etwa im RWE-Projekt Nordsee Ost – oder während der Bauphase auftritt.”

4. “Zeitung ist kein Jedermannsmedium”
(sozialtheoristen.de, Stefan Schulz)
Rückmeldungen des Publikums sollten nicht überbewertet werden, findet Stefan Schulz. “Wirklich gut ist das Fernsehprogramm dann, wenn es wie Literatur hergestellt wurde, wenn ein Autor oder ein Autorenteam abgeschottet an einem Werk arbeitet, es unter Vermeidung äußerer Einflüsse nach dem eigenen Entwurf produziert und am Stück dem Publikum vorsetzt. Beziehungsweise, wenn der Zuschauer nur zuschaut, wenn Menschen intensive Gespräche führen, während diese ein bisschen vergessen, dass alles vor Publikum stattfindet.”

5. “In der geistigen Schuldenfalle”
(spiegel.de, Wolfram Weimer)
Wolfram Weimer sieht den Journalismus in einer ähnlichen Glaubwürdigkeitskrise wie die Politik. “Eine Ursache der journalistischen Krise liegt in der Auflösung von Wahrheiten zu diskursiven Konsensen. Wir fragen immer weniger danach, was wir für richtig halten, sondern danach, was andere für richtig halten könnten.”

6. “Make Me a German”
(youtube.com, Video, 55:23 Minuten, englisch)
Eine britische Familie entdeckt Deutschland. Die Doku bezieht sich mehrfach auf “Der Durchschnitts Deutsche”.

Kartell, Helena Fürst, Apple-Schraube

6 vor 9

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1. “Ein Kartell nutzt seine Macht: Wie die Verlage für das Leistungsschutzrecht kämpfen”
(stefan-niggemeier.de)
Ein Rückblick auf die Berichterstattung von Presseverlagen über das von ihnen angestrebte Leistungsschutzrecht für Presseverleger.

2. “Fürst Class abwärts”
(fernsehkritik.tv, Video, 11 Minuten)
“Helena Fürst – Anwältin der Armen” taucht als “Beistand” von Menschen, die Probleme mit den Behörden haben, unangemeldet im Jobcenter auf: “Eine Anfrage bei Jobcenter und Krankenkassen, die in der Sendung zum Thema gemacht wurden, ergab zunächst einmal die Bestätigung, dass es nie eine vorherige Anfrage seitens RTL gab. Damit wird schon deutlich: Man will den friedlichen Dialog gar nicht. Um krawallige Fernsehbilder zu bekommen, setzt man auf die Konfrontation und dringt einfach mal unangemeldet ein.”

3. “How we screwed (almost) the whole Apple community”
(day4.se, Lukasz Lindell, englisch)
Aus dem Blog eines schwedischen Unternehmens, das Grafikanimationen und Videos produziert: “One afternoon we sketched out a screw in our 3D program, a very strange screw where the head was neither a star, tracks, pentalobe or whatever, but a unique form, also very impractical. We rendered the image, put it in an email, sent it to ourselves, took a picture of the screen with the mail and anonymously uploaded the image to the forum Reddit with the text ‘A friend took a photo a while ago at that fruit company, they are obviously even creating their own screws’. Then we waited …” Siehe dazu auch “Asymmetrische Apple-Schraube war ein Schwindel” (golem.de)

4. “Bild: Stimmungsmache gegen Ökostrom-Förderung”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor thematisiert ein “Bild”-Interview mit Günther Oettinger zum Thema Strompreise.

5. “Wutreden: Buschmanns Lärm um nichts”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Eine Analyse einiger Artikel von Rafael Buschmann auf “Spiegel Online” zur Fußball-Nationalmannschaft.

6. “Macht mehr Feuilleton!”
(timklimes.de)
Nicht das Feuilleton, sondern der Rest der Zeitung gehöre abgeschafft, findet Tim Klimes: “Solange Zeitungen mehrheitlich aus Nachrichten bestehen, wie sie es heute tun, braucht sie kein Mensch mehr. Ich glaube stattdessen, dass dem Zeitungsfeuilleton, wie wir es heute kennen, die Zukunft gehört. Und zwar nicht die Zukunft kultureller Berichterstattung, sondern die Zukunft des Zeitungsjournalismus.”

Ines Pohl, Regionalzeitung, Einschaltquote

6 vor 9

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1. “‘taz’ entschuldigt sich für Altmaier-Outing – zu Unrecht!”
(queer.de, Micha Schulze)
Jan Feddersen spekuliert in einem Kommentar unter dem Titel “Pseudobarockes Geschwurbel” über die sexuelle Orientierung von Peter Altmaier. Daraufhin entschuldigt sich Ines Pohl, Chefredakteurin der “taz”, für den in der Montagsausgabe gedruckten Beitrag und lässt ihn von taz.de entfernen (“politisch wie moralisch ist die sexuelle Orientierung eines Menschen irrelevant. Sie ist Privatsache”). Micha Schulze sieht das anders: “Homo, hetero oder bi zu sein, ist kein Tabu und nichts, was man verheimlichen oder für das man sich schämen müsste. Darüber zu reden oder zu schreiben, ist weder eine Bedrohung noch eine Beleidung und schon gar keine ‘Hetzjagd’, wie selbst in der schwulen Blogosphäre zu lesen war. Mit dem bewussten Verschweigen unterstützt man stattdessen ein Klima, das es manchen Teenagern noch immer schwer macht, ihr Coming-out problemlos anzugehen.”

2. “Der ewige Junggeselle Peter Altmaier und die Selbstzensur der ‘taz'”
(stefan-niggemeier.de)
Auch Stefan Niggemeier findet es “legitim, darüber zu spekulieren”. “Peter Altmaier ist entweder jemand, der glaubt, dass seine Homosexualität etwas ist, dass er verschweigen muss. Oder er wird für schwul gehalten, obwohl er es gar nicht ist. Wenn er selbst nicht bereit ist, für Aufklärung zu sorgen, muss man wenigstens darüber diskutieren dürfen.”

3. “Programmier-Crashkurs für Journalisten”
(digitalerwandel.de)
“Dieser Beitrag erklärt erst die Grundlagen und die Grundausstattung der Web-Entwicklung und bietet dann einen Überblick über aktuelle Web-Techniken und Frameworks, die man als Journalist zumindest einmal gehört haben sollte.”

4. “Seinen Leser lieben – ein paar Gedanken zur Zukunft der Zeitung”
(ankommen.nordbayerischer-kurier.de, Joachim Braun)
Die Verlagserlöse im Printgeschäft seien “wieder auf dem Stand von Anfang der 1990er Jahre”, bemerkt Joachim Braun in einem Beitrag zur Zukunft der Regionalzeitung. “In einer Zukunft, in der jeder User Zugang hat zu allen Informationen, zählen nur noch: Qualität, Unabhängigkeit und Kundennähe.”

5. “Eine Währung veraltet”
(sueddeutsche.de, Simon Feldmer)
Durch die Veränderung der Nutzungsgewohnheiten sinkt die Bedeutung der klassischen Einschaltquote.

6. “Wissenschafts-PR ist auch nur PR”
(scilogs.de, Peter Zekert)
Peter Zekert bezweifelt die These von Florian Aigner, wonach Universitäten, die Forschungserfolge nach außen tragen, keine Werbung, sondern Information produzieren. “Am Ende handelt es sich auch hier um interessengeleitete Kommunikation (selbst wenn man der Meinung ist, die eigene Institution gehöre zu den ‘Guten’)”.

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