Suchergebnisse für ‘Julian Reichelt’

Klimakrise, Journalisten in Afghanistan, Die Hölle auf Speed

1. Objektivität ist eine Illusion
(taz.de, Valérie Catil)
“Texten über das Klima wird häufig vorgeworfen, zu viel Haltung zu zeigen und nicht objektiv genug zu sein”, schreibt Valérie Catil in ihrem Essay über die “Klimakrise im Journalismus”: “Dabei sind wir an so einem kritischen Punkt in der Klimakrise angekommen, dass die Plattformen, die nicht ernsthaft über sie schreiben, der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigt werden sollten.”

2. DJV warnt Medienschaffende vor Reisen in die Türkei: Bitte nicht pauschalisieren
(freitag.de, Barış Altıntaş)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte auf die Festnahme einer Bundestagsabgeordneten bei deren Einreise in die Türkei mit einer Art Reisewarnung für Journalistinnen und Journalisten (siehe die “6 vor 9” vom vergangenen Dienstag). Barış Altıntaş fragt im “Freitag”: “War es eine Überreaktion des DJV?” Für eine differenzierte Antwort hat Altıntaş mit mehreren Medienschaffenden und -experten in der Türkei gesprochen, und die widersprechen dem DJV zum Teil, stimmen ihm in manchen Punkten aber auch zu.

3. Reichelt revanchiert sich
(jungle.world, Markus Liske)
Markus Liske hat sich durch “Nius” gekämpft, ein neues Medienangebot, das “die Stimme der Mehrheit” verkörpern will und dessen Gesicht der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt ist: “Dass der geradezu minimalistisch enge Meinungskorridor, den Nius abbildet, tatsächlich ‘die Stimme der Mehrheit’ wiedergibt, darf bezweifelt werden. Selbst rechte Gesinnungen in diesem Land sind deutlich vielfältiger.” Liskes Fazit: “Derzeit dient Nius hauptsächlich dazu, Julian Reichelt im Gespräch zu halten. Das immerhin scheint geglückt.”

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4. Taliban nehmen neun Journalisten fest
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtet über die erschütternde Situation für Medienschaffende in Afghanistan: “In den vergangenen elf Tagen ließen die Taliban landesweit insgesamt neun Journalisten verhaften. Faqir Mohammad Faqirzai, Jan Agha Saleh, Haseeb Hassas, Habib Sarab, Sayed Wahdatullah Abdali, Shamsullah Omari, Wahidrahman Afghanmal, Ataullah Omar und Parwiz Sargand wurden bei Razzien in fünf afghanischen Provinzen ohne Angabe von Gründen verhaftet. Mit einer Ausnahme sind alle noch in Haft.” Der Text wirft auch einen kritischen Blick auf das Mitte Oktober 2022 angelaufene Bundesaufnahmeprogramm Deutschlands.
Noch ein zusätzlicher Hörtipp: Eine positive Nachricht aus einem völlig anderen Land: Natalie Amiri berichtet, dass die im Iran verhaftete Journalistin Nazila Maroofian offenbar wieder frei ist (deutschlandfunk.de, Audio: 5:50 Minuten).

5. Razzia bei Zeitung in Kansas sorgt für Entrüstung
(spiegel.de)
Die kleine Wochenzeitung “Marion County Record” aus dem US-Bundesstaat Kansas, die laut “New York Times” eine Auflage von etwa 4.000 Exemplaren hat, steht im Zentrum einer großen Debatte um die Pressefreiheit in den USA. Beamte hatten die Redaktionsräume des “Record” sowie das Haus des Herausgebers durchsucht und unter anderem Computer und Handys beschlagnahmt. Große Medienorganisationen sind von der Razzia entsetzt, sogar das Weiße Haus schaltete sich ein: Der Vorgang böte Grund zur Sorge. Inzwischen soll der Durchsuchungsbeschluss wieder zurückgezogen und die beschlagnahmten Geräte zurückgegeben worden sein.

6. Süchtig nach TikTok
(uebermedien.de, Armin Wolf)
In der neuen “Übermedien”-Serie “Geheime Leidenschaften” stellen “bekannte Leute Mediendinge vor, die sie mögen – obwohl man das vielleicht von ihnen nicht erwartet hätte.” Den Anfang macht der österreichische Journalist Armin Wolf, der über seine TikTok-Sucht schreibt: “TikTok ist die Hölle. Glauben Sie einem demnächst 57-Jährigen. Ich habe keine Erfahrung mit herkömmlichen Drogen oder anderen Substanzen, die süchtig machen. Aber der Algorithmus von TikTok ist die Hölle. Auf Speed.”

Gesucht: Fotograf für korrektes Bild

Man muss den Artikel von “Bild”-Autor Dirk Hoeren über Bundesumweltministerin Steffi Lemke einmal komplett lesen, um zu verstehen, wie tendenziös und einseitig und falsch er ist. Am vergangenen Samstag schrieb Hoeren in der “Bild”-Bundesausgabe:

Plant Umweltministerin Steffi Lemke (55) eine Zweit-Karriere – als Fotomodell?

In einer Ausschreibung sucht ihr Ministerium gerade einen Fotografen. Er soll die Grüne auf offiziellen Terminen begleiten – und sie zusätzlich im Rahmen von Porträt-Shootings in Szene setzen.

“Ein oder zweimal jährlich kann ein großes Porträtshooting beauftragt werden”, heißt es in der Ausschreibung. Darin solle die Ministerin “in einem aufwändigeren Aufnahmeprozess fotografisch stärker inszeniert werden”. Die Fotos sollen “in mindestens drei verschiedenen Umgebungen, unterschiedlichen Lichtverhältnissen, mit wechselnder Bekleidung” geschossen werden. “Eine Visagistin/Ein Visagist ist einzuplanen.”

Dauer der Shootings: “vier bis sechs Stunden”.

Den Auftragswert schätzt das Grünen-Ministerium auf 150 000 Euro. Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf 300 000 Euro summieren.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel (47), sieht den Aufwand kritisch.

“Es ist den Steuerzahlern kaum zu vermitteln, dass sie auch für Visagisten und Hairstylisten von Politikern aufkommen sollen”, sagt Holznagel zu BILD. Im Zweifel müsse dafür “privat bezahlt werden”.

Überschrift:

Ausriss Bild-Zeitung - Umweltministerin sucht einen Fotografen für 150000 Euro!

Fangen wir beim Geld an.

Was die “Bild”-Leserschaft an keiner Stelle erfährt und nach dem Lesen des Artikels auch nicht ahnen kann: Die 150.000 Euro sind kein festgelegtes Honorar, das auf jeden Fall gezahlt wird, egal wieviel der Fotograf oder die Fotografin arbeitet. Es handelt sich stattdessen um das maximale Auftragsvolumen für den vertraglich festgelegten Zeitraum (dazu gleich noch mehr). So steht es auch in der “Rahmenvereinbarung”, die das Ministerium zur Ausschreibung veröffentlicht hat. Wir haben beim Ministerium nachgefragt, wie die letztendliche Höhe des Honorars zustande kommt. Die Antwort:

Die Vergütung erfolgt pro tatsächlichem Einsatz in Abhängigkeit vom Zeitbedarf nach gestuften Stundensätzen bzw. einem Tagessatz.

Was da so pro Jahr zusammenkommt? Auch darauf haben wir eine Antwort bekommen:

Die Brutto-Ausgaben im Jahr 2022 beliefen sich auf rund 9.700 €. Im laufenden Jahr betragen die bisherigen Ausgaben gut 8.800 €.

Also: bezahlt wird pro Einsatz. Und mit den Summen, die in der jüngsten Vergangenheit vom Ministerium pro Jahr ausgegeben wurden, käme man nicht ansatzweise an das maximale Auftragsvolumen von 150.000 Euro ran.

Sowieso wirft Dirk Hoeren im “Bild”-Artikel die Summen völlig durcheinander. Wenn er schreibt: “Den Auftragswert schätzt das Grünen-Ministerium auf 150 000 Euro. Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf 300 000 Euro summieren”, ist das schlicht falsch. Erstens weil eben nicht pauschal, sondern pro Auftrag bezahlt wird, siehe oben. Und zweitens: Aus der bereits erwähnten “Rahmenvereinbarung” wird klar, dass sich der Maximalwert von 150.000 Euro auf den Zweijahresvertrag und die zweimalige Verlängerung um jeweils ein Jahr bezieht:

Das maximale Auftragsvolumen (Höchstwert) beträgt über die Gesamtlaufzeit des Vertrags (inkl. Verlängerungsoptionen) 150.000 € netto.

Es geht also um 150.000 Euro für vier Jahre, rechnerisch 37.500 Euro pro Jahr. Und wie gesagt: Zuletzt wurde diese Summe bei weitem nicht erreicht. Die Verdopplung der Kosten auf 300.000 Euro bei einer möglichen Vertragsverlängerung, die Dirk Hoeren bei “Bild” ins Spiel bringt, hat er sich ausgedacht.

Bei Bild.de steht inzwischen:

Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf das Vielfache summieren.

Das ist aber genauso falsch. Noch einmal: Es bleiben auch bei einer Verlängerung maximal 150.000 Euro.

Was die beauftragte Person für das Honorar leisten soll, wird im “Bild”-Artikel stark einseitig beschrieben. In dem Text geht es fast ausschließlich um “‘ein großes Porträtshooting'” für Steffi Lemke. Nur an einer Stelle wird auch erwähnt, dass der Fotograf oder die Fotografin “die Grüne auf offiziellen Terminen begleiten” soll. Schaut man in die “Leistungsbeschreibung” der Ausschreibung, wird klar: Es geht hauptsächlich (“Grundlegende Anforderungen”) um Terminbegleitung und nur zusätzlich (“Optionale Leistungen”) um Porträtaufnahmen. Bei “Bild” wird dieses Verhältnis komplett umgedreht.

Und nicht nur bei der Frage, was und wie fotografiert werden soll, lässt Dirk Hoeren großzügig die Aspekte weg, die nicht in seine Erzählung passen, sondern auch bei der Frage, wer alles fotografiert werden soll. In der “Leistungsbeschreibung” ist von der “Hausleitung” des Ministeriums die Rede, die bei Terminen begleitet werden soll. Und die umfasst neben Steffi Lemke auch die Staatssekretäre und die Parlamentarischen Staatssekretäre. Bei “Bild” liest es sich hingegen so, als würde das ganze, viele Geld nur für die Bundesministerin draufgehen.

Dieser ganze “Bild”-Spin fand noch weitere Verbreitung, weil andere Redaktionen ihn dankbar abgeschrieben haben: die “Epoch Times” zum Beispiel, “De24Live” oder das Krawallportal “Nius” um den geschassten “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Manche Redaktionen haben ihn aber auch noch irrer weitergedreht. Die “Weltwoche” etwa titelt: “‘Für vier bis sechs Stunden’: Grüne Umweltministerin sucht einen Fotografen für 150.000 Euro”, und “Focus Online” schreibt von “150.000-Euro-Portaitshootings”.

Man kann es natürlich völlig daneben finden und darüber diskutieren, dass Bundesministerien Steuergelder für Fotoaufträge ausgeben. Aber dann sollte man in der Diskussion wenigsten fair sein und sich an die Fakten halten.

Nachtrag, 8. August: Die “Bild”-Redaktion hat eine Art Teil-Korrektur veröffentlicht.

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KW 29/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Haben die Medien die AfD groß gemacht?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 27:07 Minuten)
Die AfD erfreut sich hoher Umfragewerte und Medienpräsenz, trotz deutlicher Einschätzungen durch den Verfassungsschutz. Jonathan Schulenburg hat sich mit dem Journalisten Johannes Reichart und dem Soziologen Wilhelm Heitmeyer über den Einfluss von Medien auf den Aufstieg der Partei und die Herausforderungen der Berichterstattung unterhalten. Heitmeyer kritisiert insbesondere das Alice-Weidel-Interview und -Cover des “Stern”. Außerdem beleuchtet der Politikberater Martin Fuchs den Erfolg der AfD in den Sozialen Medien.

2. Endlich “professionell”? Frauen im Fußball und die Medien
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid & Maximilian Rieger, Audio: 5:48 Minuten)
Seit dieser Woche läuft die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland, am Montag steht das erste Spiel des deutschen Teams an. Anlässlich des Turnierstarts wirft Maximilian Rieger im Gespräch mit Mirjam Kid einen Blick auf die mediale Berichterstattung über den Fußball der Frauen: Wie und wie ausführlich wird heutzutage berichtet? Und wie hörte sich das früher an?

3. Wo bleibt der positive Journalismus? Wie berichten die Medien über die Klimaproteste?
(youtube.com, Universität Göttingen, Vladimir Balzer, Video: 1:15:12 Stunden)
Im “Forum Wissen” der Universität Göttingen fand kürzlich eine von Klimaaktivistinnen und -aktivisten kuratierte Sonderausstellung zur Klimakrise statt, die vor Ort auf große Resonanz gestoßen sei, in Medien aber nur wenig Beachtung gefunden habe. Dies ist der Anlass für eine Podiumsdiskussion: “Wo bleibt der positive Journalismus? Welche Nachrichten bekommen die meiste Aufmerksamkeit? Welche Konsequenzen hat das für Protestbewegungen? Und: Wie ist die Rolle der Medien? Können sie beim Thema Klimakrise überhaupt neutral bleiben?”

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4. Polarisiert und parteiisch? Spanische Medien vor der Wahl
(sr.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 15:48 Minuten)
Bei “Medien Cross und Quer” des Saarländischen Rundfunks unterhalten sich Florian Mayer und Michael Meyer mit Karin Janker, Madrid-Korrespondentin der “Süddeutschen Zeitung”. Anlass sind die bevorstehenden Wahlen in Spanien und der Umgang der spanischen Medien damit: Wie groß ist ihr Einfluss? Wie sehr unterstützen sie die rechte Opposition?

5. Was Content-Moderatoren ertragen müssen und Streiks in Hollywood
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 43:14 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es um das, was Content-Moderatoren und -Moderatorinnen aushalten müssen, den Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Medienbranche, den Streit zwischen Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und dem Herausgeber der “Berliner Zeitung” Holger Friedrich, die Diskussion um den Informantenschutz sowie die Hitze als willkommenes Thema zum Füllen des Sommerlochs.

6. Folgen des Streiks der Schauspielenden
(deutschlandfunknova.de, Tom Westerholt & Anna Wollner, Audio: 35:37 Minuten)
In Hollywood streiken derzeit die Drehbuchautorinnen und -autoren und die Schauspielerinnen und Schauspieler gleichzeitig – das hat es seit 63 Jahren nicht mehr gegeben. Bei dem Arbeitskampf geht es um Themen wie inflationsbedingte Lohnanpassungen, bessere Arbeitsbedingungen, Entschädigungen für Wiederholungen von Filmen und Serien auf Streamingportalen und den Schutz digitaler Persönlichkeitsrechte im Kontext der Künstlichen Intelligenz. Die Folgen des Streiks sind ausfallende Dreharbeiten, verschobene Filmstarts, abgesagte Interviewtermine und leere rote Teppiche bei Filmfestivals. Auch bei “Eine Stunde Film” treten Gastgeber und Gastgeberin gewissermaßen in den Streik: “Anstatt neue Kino- und Streamingportal-Tipps zu besprechen, stellen wir Filme und Serien aus den Mediatheken vor.”

Unsichtbarer Protest, Kein Geld für HateAid, Millionen für Medien

1. Stell Dir vor, es ist Protest und keiner kriegt’s mit
(uebermedien.de, Anne Haeming)
Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) protestieren 359 der 1.500 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter dem Motto “Wir sind nicht da” mit einer einwöchigen Arbeitsniederlegung. Die Aktion ist eine Reaktion auf die laufenden Tarifverhandlungen und die Forderungen nach besseren Honoraren, langfristigen Arbeitsverträgen und einer gerechteren Honorarverteilung. Trotz der Bedeutung des Protests für den Sender werde er in den offiziellen Kanälen des RBB nicht erwähnt, was Anne Haeming wie folgt kommentiert: “Indem das Unternehmen den Protest ignoriert, ist es, als existierten die Sorgen der Freien für das Haus nicht. Und die stellen immerhin über 40 Prozent des Teams. Bemerkenswert unsozial für eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit gesamtgesellschaftlichem Auftrag.”

2. Grundprinzip verdrehte Fakten
(taz.de, Malene Gürgen)
Malene Gürgen kritisiert das von einem Milliardär finanzierte Medienportal “Nius” dafür, rechtspopulistische Inhalte zu fördern und Fakten zu verdrehen. Die Plattform, bei der auch der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt aktiv ist, wähle Themen mit hohem empfundenen Empörungspotenzial aus, hetze gegen Minderheiten und versuche, die Klimakrise herunterzuspielen. Dabei werde “überspitzt, verkürzt, aus dem Zusammenhang gerissen und manchmal auch schlicht gelogen”.

3. Bundesjustizministerium streicht Förderung für Beratung bei Online-Hass
(hateaid.org)
Die Organisation HateAid unterstützt Betroffene von digitaler Gewalt durch Beratung und Prozesskostenfinanzierung und wurde für diese Arbeit bisher vom Bundesjustizministerium mit 600.000 Euro gefördert. Diese Förderung soll nun den Kürzungsplänen der Bundesregierung zum Opfer fallen, was massive Einschränkungen für die Beratungsarbeit von HateAid bedeute: “Die Sparmaßnahmen treffen das Herzstück unserer Arbeit: die Betroffenenberatung. Das ist angesichts stetig steigender Fallzahlen ein katastrophales Zeichen. Und es spielt denjenigen in die Hände, die digitale Gewalt gezielt einsetzen, um die Polarisierung der Gesellschaft voranzutreiben”, so Josephine Ballon, Leiterin der Rechtsabteilung bei HateAid.

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4. So viel öffentliches Geld bekamen Medien 2022
(kobuk.at, Yilmaz Gülüm)
Yilmaz Gülüm wollte wissen, welches Medium in Österreich wie viel öffentliches Geld erhält, doch diese Frage sei nicht so einfach zu beantworten. Die Medienförderung in Österreich sei vielschichtig und umfasse verschiedene Bereiche wie die Förderung des digitalen Wandels, den Privatrundfunkfonds und die Presseförderung für Printmedien. Insgesamt habe die öffentliche Hand im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro ausgegeben. Gülüm hat die stattlichen Fördersummen genauer unter die Lupe genommen, und die Ergebnisse sind ziemlich erschütternd.

5. Verbot von SWR-App Newszone aufgehoben
(verdi.de)
Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart erlaubt dem öffentlich-rechtlichen SWR, seine Nachrichten-App “Newszone” wieder anzubieten, nachdem das Landgericht Stuttgart sie erst verboten hatte. 16 Zeitungsverlage hatten der App eine zu große Presseähnlichkeit vorgeworfen. Das OLG betonte, dass vor der Anrufung staatlicher Gerichte ein Einigungsverfahren hätte stattfinden müssen.

6. Hauptberuf Literaturwissenschaftler, Nebenberuf Kulturjournalist
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Gespräch mit dem “Fachjournalist” schildert der Literaturwissenschaftler und Kulturjournalist Johannes Franzen seinen Weg aus der Wissenschaft in den Journalismus. Er weist auf die finanziellen Herausforderungen im Kulturjournalismus hin, da die Werbeeinnahmen zurückgehen und Hochschulangehörige oft für geringe Honorare oder gar umsonst schreiben. Franzen glaubt, dass der Kulturjournalismus trotz der Digitalisierung und der Präsenz von Künstlicher Intelligenz einen einzigartigen Stil und Sound behält, der von maschinellen Systemen nicht reproduziert werden kann.

Abhören des Pressetelefons, Opfer der “B.Z.”, Landrat muss antworten

1. Abhören des Pressetelefons der Letzten Generation verstößt gegen die Pressefreiheit – GFF und Reporter ohne Grenzen gehen mit betroffenen Journalisten vor Gericht
(freiheitsrechte.org)
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) lässt gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen und drei betroffenen Journalisten die Abhöraktion der Generalstaatsanwaltschaft München gegen das Pressetelefon der “Letzten Generation” gerichtlich überprüfen. “Recherchen zu Protestgruppen und das Auftun von Quellen seien elementarer Ausdruck der Pressefreiheit. Wenn Journalist*innen befürchten müssen, dass ihre Gespräche abgehört werden, ist die freie Berichterstattung in Gefahr”, so Benjamin Lück, Jurist und Verfahrenskoordinator bei der GFF: “Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Generalstaatsanwaltschaft und das Amtsgericht die Pressefreiheit offensichtlich komplett außer Acht gelassen haben.”

2. Opfer rechter Gewalt wird posthum auch noch Opfer der “B.Z.”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt über einen Fall, der traurig und wütend zugleich macht. Ein mutmaßlicher Ladendieb – so ganz geklärt ist der Fall nicht – wurde von einem offenbar fremdenfeindlichen Supermarktbetreiber in einem Gewaltexzess so zusammengeschlagen, dass er wenige Tage später an den Verletzungen starb. Nun wollen Lokalpolitiker einen bislang namenlosen Platz nach dem Opfer benennen. Für die “B.Z.” ein willkommener Anlass, wieder einmal die ganze Bösartigkeit des Boulevards herauszukehren.

3. Sieg für die Pressefreiheit: Landrat muss Auskunft über Flüchtlingsunterkunft geben
(suedkurier.de, Günter Ackermann)
Das Landratsamt des Bodenseekreises muss dem “Südkurier” umfassend Auskunft über die Verwendung von Steuergeldern geben. Im konkreten Fall geht es um die Kosten für die mehrjährige Anmietung einer geplanten Flüchtlingsunterkunft, in der nie Geflüchtete untergebracht wurden.

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4. Reichelts “Pleiteticker” darf trans Frau nicht als Mann bezeichnen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie Alexander Krei bei “DWDL” berichtet, hat das Landgericht Frankfurt seine Entscheidung aus dem März bestätigt: Eine trans Frau dürfe im Blog des geschassten “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt nicht als Mann bezeichnet werden. Die Äußerung sei im Gesamtkontext “bewusst verunglimpfend und persönlichkeitsrechtsverletzend”, so das Gericht. Einem Bericht des Hessischen Rundfunks zufolge habe Reichels Anwalt angekündigt, die Entscheidung vor dem Oberlandesgericht anzufechten.

5. Interdisziplinäres Schritt halten
(taz.de, Emily Kietsch)
Emily Kietsch stellt in der “taz” das Hans-Bredow-Institut vor, in dem sich 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Medien und deren Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft wissenschaftlich beschäftigen. In dieser Forschung geht es auch um die Fragen, wie sich Medienformen im Laufe der Zeit verändern, über welche Kanäle Menschen kommunizieren und welche Probleme Massenmedien mit sich bringen.

6. Können Sie KI-Bilder von echten Fotos unterscheiden?
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat das Titelbild seiner aktuellen Ausgabe mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz generiert und die Überlegungen dazu sowie die generierten Bilder in einem begleitenden Artikel vorgestellt. Wer ausprobieren möchte, wie gut er oder sie maschinell generierte Fotos von echten unterscheiden kann, sollte das kleine Bilderquiz mit elf Beispielbildern ausprobieren.

Rüge für Friedrich, Verleihung des “Leuchtturms”, Protest bei Reddit

1. Deutscher Presserat rügt Verleger Holger Friedrich
(dwdl.de, Manuel Weis)
Der Deutsche Presserat hat in seiner jüngsten Sitzung über zwei Fälle entschieden, die zuvor für größeres Aufsehen gesorgt hatten: Der Verleger Holger Friedrich (unter anderem “Berliner Zeitung”) bekam eine Rüge; er hatte den Namen eines Informanten – Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt – an den Axel-Springer-Verlag weitergegeben. Beschwerden gegen die “Zeit”-Berichterstattung über Springer-Chef Mathias Döpfner, in der auch Nachrichten Döpfners zitiert wurden, wies der Presserat hingegen zurück.

2. Netzwerk Recherche verleiht “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen”
(netzwerkrecherche.org)
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche verleiht ihren “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen” dieses Jahr an die beiden iranischen Journalistinnen Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi für deren Berichterstattung über den Tod von Jina Mahsa Amini. “Ihre Arbeit führt uns vor Augen, wie wichtig und relevant eine freie Presse ist – und wie viel Kraft journalistische Veröffentlichungen entfalten können”, so Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche.

3. Verhandlung gegen Reichelt-Firma: Gericht folgt vorab Argumentation von Kluge
(journal-frankfurt.de, Katja Thorwarth)
Gestern hat das Landgericht Frankfurt am Main darüber verhandelt, ob die von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt geführte Website “Pleiteticker” die trans Journalistin und Aktivistin Janka Kluge als “Mann” bezeichnen darf. Das Gericht sei zunächst der Argumentation der Journalistin und ihres Anwalts gefolgt und werde im Juli endgültig über den Fall entscheiden.

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4. Kein Familiendrama: Berichterstattung über Femizide und der Umgang mit Überlebenden und Angehörigen
(journalist.de)
Eine Initiative von investigativen Journalistinnen hat einen Leitfaden zusammengestellt, wie Medien mit dem Thema Femizid, also der Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, umgehen können. Der “journalist” dokumentiert den Leitfaden auf seiner Website.

5. Gut 5.000 Communities protestieren weiter
(netzpolitik.org, Johannes Gille)
Seit Anfang der Woche streitet sich das Reddit-Management mit großen Teilen der eigenen Community über Pläne, die Programmierschnittstelle einzuschränken und kostenpflichtig zu machen. Ein solcher Schritt hätte zur Folge, dass beliebte Anwendungen von Drittanbietern ihre Dienste einstellen müssten. Als Zeichen des Protests und um den Konzern zum Umdenken zu bewegen, würden viele der größten Communities, die sogenannten Subreddits, die Seite derzeit boykottieren.

6. Von der re:publica lernen, heißt Markenführung lernen
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Bei “Indiskretion Ehrensache” macht Thomas Knüwer der re:publica, einer Konferenz zur digitalen Gesellschaft, eine Art Liebeserklärung: “Es gibt so viele UnternehmerInnengeschichten, die immer und immer wieder in Medien erzählt werden. Leider gehört die re:publica nicht dazu. Dabei macht ihr Team so vieles richtig, was andere ignorieren.”

Nachrichtenmüdigkeit, “Pleiteticker” transfeindlich?, RBB streicht Flake

1. Keine Lust mehr auf Katastrophen
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Christoph Sterz, Audio: 6:07 Minuten)
Laut dem aktuellen “Digital News Report” des Reuters Institute verspüren immer mehr Menschen eine “Nachrichtenmüdigkeit” und entscheiden sich bewusst gegen den Nachrichtenkonsum. Fast zwei Drittel der befragten erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland hätten angegeben, Nachrichten gelegentlich zu meiden. Betroffen seien tendenziell mehr Jüngere sowie Menschen mit geringem Vertrauen in Nachrichtenmedien oder einer extremeren politischen Orientierung, so die Medienforscherin Julia Behre, die für den deutschen Teil der Studie (PDF) verantwortlich zeichnet.

2. Schlesingers “System der Geschenke” – ein Fall für den Staatsanwalt?
(rbb24.de, Gabi Probst)
“Die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger machte gern Geschenke und lud zum Essen ein – auf Kosten des Senders. Begünstigt wurden Weggefährten, Führungskräfte und Mitglieder der Kontrollgremien.” Das RBB-Rechercheteam hat sich das “System der Geschenke” seiner ehemaligen Chefin angeschaut und zitiert Experten, die Zweifel an der dienstlichen Veranlassung haben. Zweifel, die Schlesingers Anwalt, Ralf Höcker, nicht habe: “Jedes Mal, wenn Vorwürfe gegen Frau Schlesinger in sich zusammenfallen, werden flugs neue aus dem Hut gezaubert. Sollten auch diese vor Gericht landen, wird es nicht anders laufen.”

3. Vor Gericht gegen Transfeindlichkeit
(taz.de, Nicole Opitz)
Am heutigen Donnerstag entscheide das Landgericht Frankfurt, ob die von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt geführte Website “Pleiteticker” die trans Journalistin und Aktivistin Janka Kluge “Mann” nennen darf. Kluges Anwalt habe zuvor eine Abmahnung an den Verlag geschickt, die von der Gegenseite nicht akzeptiert worden sei.

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4. Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger: RBB streicht Sendung
(t-online.de)
Der RBB-Sender radioeins hat auf die Ausstrahlung einer neuen Podcastfolge des Rammstein-Musikers Christian “Flake” Lorenz (Formatname: “Flake – Des Tastenfickers Podcast”) verzichtet: “Da Rammstein auf Tour sind, hatten wir eine vorproduzierte Sendung eingeplant, was jetzt bei der Debatte rund um Rammstein unangebracht erscheint.”

5. Die Vorhut der Avantgarden
(kontextwochenzeitung.de, Oliver Stenzel)
Oliver Stenzel hat Alexander Roobs Buch zur “History of Press Graphics” rezensiert. Das Werk umfasst die Blütezeit der Pressegrafik von 1819 bis 1921, eine Epoche, die von drucktechnischen Fortschritten und gesellschaftlichen sowie politischen Veränderungen geprägt war. Es enthält über 700 Abbildungen und wiegt fast fünf Kilogramm.

6. ARD und ZDF zeigen Frauenfußball-WM
(faz.net)
Wie aus einer Mitteilung von ARD und ZDF hervorgehe, sei der monatelange Streit um die Liveübertragung der Spiele der im Juli und August stattfindenden Frauen-Fußballweltmeisterschaft beigelegt. Wie in den vorherigen Jahren würden die öffentlich-rechtlichen Sender auch die Spiele aus Australien und Neuseeland zeigen. Vertragspartner des Fußball-Weltverbands FIFA seien jedoch nicht die Sender, sondern die European Broadcasting Union.

Lindners Grußwort, Gegenentwurf zu Twitter, Die Causa Lindemann

1. Lindner-Grußwort für die BBBank
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Wie der “Tagesspiegel” berichtet, muss Berlins Generalstaatsanwältin Margarete Koppers der Redaktion Auskunft über die Hintergründe ihres Ermittlungsverfahrens gegen den Bundesfinanzminister und FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner geben. Das habe das Verwaltungsgericht Berlin nach einem presserechtlichen Eilantrag des “Tagesspiegel” entschieden.

2. Sein Chatverlauf vor Gericht
(taz.de, Christian Rath)
Am vergangenen Freitag trafen sich der Springer-Verlag und einer seiner ehemals prominentesten Mitarbeiter, Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt, vor Gericht. Springer fordert von Reichelt zwei Millionen Euro Abfindung zurück. Christian Rath erläutert bei der “taz” die Vorgeschichte und das Ergebnis, mit dem sich die einst eng verbundenen Parteien trennten.

3. An welche Regeln muss sich Verdachtsberichterstattung wie im Fall Till Lindemann halten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:50 Minuten)
Im Zuge der Berichterstattung über die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann taucht immer wieder die Frage auf, was und wie in einem solchen Fall berichtet werden darf. Holger Klein hat deshalb mit Lena Kampf gesprochen. Sie ist stellvertretende Leiterin des Investigativ-Ressorts der “Süddeutschen Zeitung”, die – gemeinsam mit dem NDR – als erste ausführlich über den Fall Lindemann berichtete.

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4. Rechnungshöfe kritisieren RBB und schlagen Gehaltsobergrenze vor
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie “DWDL” meldet, haben die Rechnungshöfe von Berlin und Brandenburg ihre Prüfung beim öffentlich-rechtlichen RBB abgeschlossen und die Ergebnisse vorgestellt. Manuel Weis schreibt dazu: “Die Liste der Verfehlungen des einstigen Spitzenmanagements beim RBB ist lang. Mängel bei der Dokumentation, Organisation und Archivierung von wichtigen Unterlagen gehören ebenso dazu wie auch Zahlungen, die von Verantwortlichen veranlasst worden seien, ohne dass das Vier-Augen-Prinzip zum Tragen kam.”

5. KI im Journalismus – zwischen Desinformation und “Autokorrektur auf Steroiden”?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 24:30 Minuten)
Jonathan Schulenburg hat auf der Digitalkonferenz re:publica mit vielen Expertinnen und Experten über Künstliche Intelligenz (KI) gesprochen: Was bedeutet KI für den Journalismus? Welche Risiken gibt es? Wer nutzt sie bereits oder experimentiert damit? Und wie offen sind Medienschaffende für KI?

6. Meta zeigt Mitarbeitern seinen Gegenentwurf zu Twitter
(spiegel.de)
Während der Niedergang von Twitter seit der Übernahme durch den Tech-Milliardär Elon Musk Woche für Woche voranschreitet, wird andernorts fleißig an Alternativen gebastelt. Eine könnte von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram, kommen und als “Instagram ohne Bilder” funktionieren.

Vom Macht­miss­brauch zum Betrug?, WhatsApp goes Telegram?, Assange

1. Vom Macht­miss­brauch zum Betrug?
(lto.de, Christian Rath)
Der Axel-Springer-Verlag fordert von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt eine Millionensumme, weil dieser gegen Verpflichtungen aus dem Aufhebungsvertrag verstoßen haben soll. Am heutigen Freitag soll ein sogenannter Gütetermin den Streit zwischen den beiden Parteien beilegen. Christian Rath ordnet den Fall juristisch ein und geht auch auf Reichelts Konflikt mit dem NDR ein.

2. Katrin Vernau wird definitiv nicht die nächste RBB-Intendantin
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die aktuelle Interims-Intendantin Katrin Vernau werde den RBB nur noch wenige Monate führen, dann werde eine neue Spitze gewählt. Ein Antrag, Vernau nachträglich auf die Liste bei der anstehenden Intendanzwahl zu setzen, habe im Rundfunkrat keine Mehrheit gefunden, berichtet Timo Niemeier bei “DWDL”. Sorgen um Katrin Vernau müsse man sich jedoch nicht machen, so Niemeier: “Nach ihrer Amtszeit beim RBB kehrt sie zurück zum WDR, wo sie als Verwaltungsdirektorin bislang schlicht beurlaubt ist. Ihr werden mittlerweile Ambitionen auf das Amt der WDR-Intendantin nachgesagt.”

3. WhatsApp führt Kanäle ein
(spiegel.de)
Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses des Messaging-Dienstes Telegram sind die zahlreichen Gruppen, die teilweise Hunderttausende von Mitgliedern umfassen. Offenbar will WhatsApp nun nachziehen und eine “Broadcast-Funktion” einführen. “So könnte WhatsApp zu einer Plattform für Onlinehetzer und Fake News werden”, kommentiert der “Spiegel”.

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4. Auslieferung von Assange rückt gefährlich nahe
(reporter-ohne-Grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich “zutiefst besorgt” über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs des Vereinigten Königreichs, die Berufung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange gegen dessen Auslieferung an die USA abzulehnen. In den USA könnte Assange bis zu 175 Jahre Haft drohen. RSF-Geschäftsführer Christian Mihr appelliert deshalb an US-Präsident Joe Biden: “Lassen Sie die Anklage fallen, stellen Sie das Verfahren ein und ermöglichen Sie, dass Julian Assange umgehend freikommt.”

5. Trauma im Journalismus: Bilder, die bleiben
(mediummagazin.de, Jana Hauschild)
Viele Journalistinnen und Journalisten seien bei Recherchen traumatischen Ereignissen ausgesetzt, doch die wenigsten seien dafür gewappnet. In ihrem Beitrag im “medium magazin” schreibt Jana Hauschild darüber, warum das gefährlich ist, und was Experten und Betroffene empfehlen.

6. Lidl lohnt sich. Für Springer.
(uebermedien.de, Peter Breuer)
“Zum 50. Jubiläum fährt Lidl groß auf – mit einem missglückten Video, in dem Deutschlands Schlagerkönigin Helene Fischer durch den Supermarkt tanzt, und einer Anzeigenkampagne bei Springer, die bis in den redaktionellen Teil reicht.” Kommunikationsdesigner und Texter Peter Breuer analysiert die groß angelegte Werbekampagne des Discounters, die auch auf den Axel-Springer-Konzern setzt.

EU-Ansage an Twitter, Reschkes Fernsehen, Keine Frauen-WM im TV?

1. Twitter tritt laut EU aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus
(zeit.de)
Twitter zieht sich offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurück. EU-Kommissar Thierry Breton erklärte auf Twitter, die Verpflichtungen bleiben aber bestehen: “Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.” Über die freiwilligen Verpflichtungen hinaus werde der Kampf gegen Desinformation ab dem 25. August eine gesetzliche Verpflichtung im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) sein.

2. Führungswechsel in Medienhäusern
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kurt Sagatz befasst sich in seiner Kolumne mit den jüngsten Führungswechseln in großen Medienhäusern wie dem “Spiegel” und der “Bild”-Zeitung: Dirk Kurbjuweit hat Steffen Klusmann als Chefredakteur des “Spiegel” ersetzt; Marion Horn hat die Führung der “Bild”-Gruppe übernommen. Besondere Herausforderungen bei der Personalauswahl beständen beim öffentlich-rechtlichen RBB, der mit Programm-, Reichweiten- und Finanzproblemen sowie einer organisatorischen Neuausrichtung zu kämpfen habe: “Wer übernimmt schon gerne eine Sisyphos-Aufgabe?”

3. Bessere Regeln für Zugang zu Plattformdaten?
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 38:31 Minuten)
Der Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union sieht unter anderem vor, dass große Online-Plattformen der Wissenschaft künftig “Forschungsdatenzugänge” gewähren müssen. Dies könnte ein wichtiger Schritt für die Erforschung zentraler Phänomene im Kontext digitaler Medien sein. Im “Bredowcast” diskutieren die Wissenschaftler Jan Rau und Vincent Hofmann, welche Aspekte des Gesetzes beachtet werden müssen, um es für die Forschung optimal zu nutzen.

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4. Anja Reschke: “Der weibliche Jan Böhmermann, was soll das sein?”
(dwdl.de, Senta Krasser)
Senta Krasser hat sich mit Anja Reschke über deren Wechsel von der Fernsehjournalistin bei “Panorama” zum journalistischen Unterhaltungsformat “Reschke Fernsehen” unterhalten: Hat die juristische Auseinandersetzung mit Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt das Format beschädigt oder geadelt? Und woher nimmt Reschke “den Mumm, sich in die an Mächtigen und Blendern ebenso wenig arme Männerhumordomäne Late Night vorzuwagen?”

5. Keine Frauen-WM im TV? Darum streiten FIFA, ARD und ZDF
(ardmediathek.de, Fritz Lüders, Video: 6:47 Minuten)
Die Popularität des Frauenfußballs in Deutschland hat einen historischen Höhepunkt erreicht: Die Zuschauerzahlen der vergangenen Frauen-EM übertrafen zeitweise die der Männer-WM in Katar. Die bevorstehende Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland verspreche ein weiteres Highlight zu werden. Doch zwei Monate vor Beginn seien die Übertragungsrechte immer noch nicht geklärt. Fritz Lüders beleuchtet für das Medienmagazin “Zapp” die Kontroverse zwischen ARD, ZDF und FIFA und gibt einen Ausblick auf den möglichen Ausgang.

6. Torschlusspanik
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen in ihrem Projekt “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf häufig verwendete Formulierungen. Diesmal geht es um den Begriff “Torschlusspanik”: “Der Begriff ist Jahrhunderte alt – und naheliegend: Als Städte noch von Mauern umschlossen und nur über Tore zugänglich waren, gab es Betriebszeiten. Schriftlich überliefert sind beispielsweise die Sperrzeiten des Hamburger Steintors, das im Jahr 1798 nur bis 23 Uhr geöffnet war. Viele andere Tore in Deutschlands schlossen oft schon zur Abenddämmerung. Reisende, die die Stadt besuchten, Arbeitende, die im Umland ihr Werk verrichteten, und Stadtbewohnende, die tagsüber einen Ausflug unternahmen, mussten sich sputen, rechtzeitig an- und reinzukommen.”

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