Suchergebnisse für ‘Julian Reichelt’

Toter Vogel und blauer Himmel, Keine Medienvielfalt, Problem-Stimmen

1. Der blaue Vogel ist tot, lang lebe der blaue Himmel
(socialmediawatchblog.de, Martin Fehrensen & Simon Hurtz)
Im “Social Media Watchblog” beschäftigen sich Martin Fehrensen und Simon Hurtz mit Bluesky, das von vielen als Alternative zu Twitter gesehen wird. Es gebe einige Gründe für und gegen die Zukunft des Netzwerks. Während einige, wie Fehrensen, optimistisch sind und glauben, dass Bluesky einen nachhaltigen Hype auslösen kann, bleibt Hurtz skeptisch und hat mehr Fragen als Antworten. Eine lesenswerte Gegenüberstellung der wichtigsten Argumente.
Weitere Hör- und Lesetipps: Bei “Übermedien” hat sich Holger Klein mit Fehrensen über Bluesky unterhalten (25:56 Minuten). Beim SR hat Plattformexperte Michael Seemann seine Einschätzung dazu abgegeben (16:36 Minuten). Und bei der “taz” findet Carolina Schwarz, dass Bluesky unter den richtigen Bedingungen ein wichtiges demokratisches Instrument werden könnte.

2. Stern Preis für “Geschichte des Jahres” bleibt
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die mit dem “Stern”-Preis 2022 ausgezeichnete “Spiegel”-Recherche über Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt bleibt trotz einer Korrektur des Nachrichtenmagazins ausgezeichnet. Das hätten Chefredaktion und Beirat des “Stern” nach einer erneuten Prüfung entschieden. Der “Spiegel”-Artikel sei zwar an einer Stelle korrigiert worden, weil sich eine Aussage über Reichelt als falsch herausgestellt habe. Der Beirat habe aber betont, dass der Kern des Artikels nicht angetastet und alle journalistischen Standards eingehalten worden seien.

3. Für Respekt in der Kommentar-Spalte
(taz.de, Fabian Schroer)
Community-Managerinnen und -Manager bei öffentlich-rechtlichen Sendern haben es manchmal nicht leicht. Der oft raue Umgangston und hasserfüllte Postings können psychisch belastend sein. Im Jahr 2022 habe beispielsweise das ZDF über 12 Millionen Kommentare auf seinen Social-Media-Kanälen erhalten, von denen nicht wenige Hass und Beleidigungen enthielten. KI-gestützte Modelle könnten in Zukunft helfen, Kommentare besser zu filtern. Bis dahin sei es wichtig, dass Community-Management als seriöse journalistische Arbeit anerkannt werde.

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4. Keine Medienvielfalt – Was Polen, Slowakei und Ungarn gemein haben
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg,Audio: 25:03 Minuten)
In “BR 24 Medien” geht es um die bedrohte Medienvielfalt in Ländern wie Polen, Ungarn und der Slowakei. Zu Gast sind Lutz Kinkel, Direktor des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit, der BR-Journalist und Osteuropa-Experte Henryk Jarczyk und die Journalistin Marianne Allweiss, die für die ARD über die Slowakei berichtet.

5. “Es ist erlaubt, Trash-TV zu mögen.”
(turi2.de)
Kai-Oliver Derks, Chefredakteur der Unterhaltungsnachrichtenagentur “Teleschau”, und “Teleschau”-Geschäftsführer Alexander Büttner sprechen im Interview mit “turi2” über die Entwicklung und Bedeutung der Fernsehkritik. Derks betont, dass es aus seiner Sicht Unsinn sei, wöchentlich mit Shows wie dem “Sommerhaus der Stars” abzurechnen und das Ende der Fernsehkultur zu prophezeien, während Büttner die Relevanz des gedruckten TV-Programms betont, da sich Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern nicht online über ihr Fernsehprogramm informieren würden.

6. Wenn die KI mit meiner Stimme spricht
(lto.de, Georg Manthey & Simon Liepert)
Mit fortgeschrittenen KI-Tools können menschliche Stimmen täuschend echt nachgeahmt werden, was ein erhebliches Missbrauchspotenzial birgt. Rechtlich sei die menschliche Stimme sowohl durch das Datenschutzrecht als auch durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht geschützt. Bei “Legal Tribune Online” betonen die Autoren Georg Manthey und Simon Liepert die rechtlichen Grenzen und den Schutz, den das Gesetz den Betroffenen bietet.

KW 40/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Medienjournalismus im Podcast mit Stefan Niggemeier und Nadia Zaboura
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 29:27 Minuten)
Der Medienkritiker Stefan Niggemeier ist nicht nur für seinen Unterhaltungspodcast mit Sarah Kuttner (“Das kleine Fernsehballett”) verantwortlich, sondern als einer der “Übermedien”-Geschäftsführer auch für den Podcast “Holger ruft an”. Nadia Zaboura wiederum podcastet wöchentlich mit ihrem Kollegen Nils Minkmar unter dem Dach der Civis Medienstiftung und der “Süddeutschen Zeitung” (“quoted – der Medienpodcast”). In “Läuft”, auch ein Podcast, sprechen sie darüber, warum sich Podcasts besonders gut für Medienthemen eignen, welches Feedback sie bekommen und welche Rolle sie persönlich in ihren Podcasts spielen.

2. Was mit dem neuen ARD-Studio Kiew besser werden soll
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 35:05 Minuten)
Seit dem 1. September ist Vassili Golod “crossmedialer Leiter” des ARD-Studios in Kiew. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn begründete die Einrichtung des Studios damals so: “Wir haben das Studio in Kiew gegründet, weil es – selbst wenn der Krieg hoffentlich in naher Zukunft enden sollte – noch lange ein hohes Interesse an Berichterstattung aus der Ukraine geben wird. Dies wird nicht mehr wie in den vergangenen Jahren vom Standort Moskau aus zu leisten sein, denn eine Berichterstattung wird künftig immer beide Sichtweisen brauchen, die russische und die ukrainische.” Im Deutschlandfunk spricht Stephan Beuting mit Vassili Golod und der Osteuropa-Expertin Franziska Davies über die Berichterstattung aus der Ukraine.

3. Vor den Wahlen: Was bringen Umfragen eigentlich?
(tagesschau.de, Victoria Koopmann, Audio: 33:01 Minuten)
Am heutigen Sonntag finden in Hessen und Bayern Landtagswahlen statt. Seit mehr als 25 Jahren befragt die ARD die Bürgerinnen und Bürger nach ihren politischen Stimmungen und Ansichten und präsentiert die Ergebnisse im “Deutschlandtrend”. In einem etwa halbstündigen Audiobeitrag ermöglicht die ARD einen Blick in den “Deutschlandtrend”-Maschinenraum. Dazu hat die Redaktion die “Deutschlandtrend”-Moderatorin und WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni ins Studio eingeladen.

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4. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
(bpb.de, Holger Klein, Audio: 42:12 Minuten)
“Aus Politik und Zeitgeschichte”, ein Format der Bundeszentrale für politische Bildung, widmet sich diesmal dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der Kritik an dieser Institution. Wie kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk heute angesichts des Medienwandels seinen Auftrag am besten erfüllen? Darüber hat Holger Klein mit verschiedenen Expertinnen und Experten gesprochen: dem Historiker Konrad Dussel, der Publizistikwissenschaftlerin Ilka Jakobs, dem Medienjournalisten Christian Meier und der Journalistin Hadija Haruna-Oelker.

5. Angst vor rechten “Journos”?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 56:51 Minuten)
Die Episode “Angst vor rechten ‘Journos’?” des Podcasts “Druckausgleich” beschäftigt sich mit der wachsenden Reichweite und den Ressourcen rechter Journalisten und Blogger, beispielsweise des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt. Diese Akteure würden den Journalismus nutzen, um ihre Absichten zu verschleiern, Tatsachen zu verdrehen und Menschen zu verunsichern. Die Moderatoren Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz diskutieren, wie man auf diese Entwicklung reagieren sollte und welche konkreten Möglichkeiten es gibt, dagegen vorzugehen.

6. Musk, Macht, Meinung mit Susanne Stichler
(ardaudiothek.de, Sarah Bosetti, Audio: 1:03:26 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Bosettis Woche” ist die Journalistin und Moderatorin Susanne Stichler zu Gast und erzählt unter anderem von ihren Erlebnissen am 33. Tag der Deutschen Einheit, sie spricht darüber, wie Sprachnachrichten das Verhältnis zu ihrer Cousine verbessert haben und wie sich der Ton in der gesellschaftlichen Debatte verändert hat. Außerdem geht es um die negativen Auswirkungen des Internets, insbesondere des Kurznachrichtendienstes X (ehemals Twitter).

Das Versagen der “Republik”, “Nius”, Karlsruher Wochenvorschau

1. Vorwürfe der sexuellen Belästigung: Eine Stellungnahme
(republik.ch)
Vor einer Woche haben wir in der Wochenendausgabe der “6 vor 9” auf eine Sonderausgabe des SRF-“Medientalks” hingewiesen, in der es um den Vorwurf der sexuellen Belästigung durch einen bekannten Schweizer Journalisten des Magazins “Republik” und die Folgen für die Betroffenen ging. In der Zwischenzeit hat die “Republik”-Redaktion mit einer Stellungnahme reagiert, in der sie sich erschüttert zeigt und einräumt, in dieser Angelegenheit versagt zu haben, insbesondere in Bezug auf die Unternehmenskultur und die Führungsstrukturen: “Vieles ist falsch gelaufen bei der Republik. Wir wollen der externen Unter­suchung auf keinen Fall vorgreifen, eine abschliessende Beurteilung wird erst möglich sein, wenn sie vorliegt. Schon heute jedoch gibt es Indizien dafür, dass Fehler gemacht wurden, als der beschuldigte Mitarbeiter eingestellt wurde. Damals wehrte sich eine Republik-Mitarbeiterin, die von Vorwürfen wegen sexueller Belästigung wusste, gegen diese Einstellung. Die damalige Redaktions­leitung hat die Vorwürfe zur Kenntnis genommen, Gespräche geführt – und ist zum Schluss gekommen, dass die Vorwürfe nicht belegt seien und einer Einstellung deshalb nichts im Wege stehe.”

2. Reichelts “Nius” – Eine Beobachtung
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschäftigt sich mit “Nius”, einem Onlineportal, das von dem Software- und Medienunternehmer Frank Gotthardt betrieben wird und rechtspopulistische und reaktionäre Inhalte verbreitet. Das “Nius”-Personal stamme zu einem großen Teil aus dem Umfeld des geschassten “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt. Die “Frankfurter Rundschau” habe das Geschäftskonzept bereits im Juli treffend beschrieben: “Mischt man die Flaggschiffe des Springer Verlags, ‘Bild’ und ‘Welt’, mit dem Haussender der US-Republikaner, Fox News, und gibt dem Ganzen einen vermeintlich hippen Look, kommt ‘Nius’ dabei heraus.”

3. Keine Medienkampagne
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) weist die Anschuldigungen des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger zurück, Medien würden ein antisemitisches Flugblatt aus seiner Jugendzeit für eine politische Kampagne gegen ihn missbrauchen. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall bezeichnet die Vorwürfe Aiwangers als “kruden Unsinn” und betont, dass es Aufgabe von Journalisten und Journalistinnen sei, kritisch über Politiker und Politikerinnen zu berichten. Aiwanger möge aktiv zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen, anstatt Medien ungerechtfertigt zu beschuldigen.

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4. Was tun, wenn Politiker Journalisten zu Mikrofonhaltern degradieren?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 40:16 Minuten)
Am Freitag haben wir in den “6 vor 9” auf einen Beitrag des Deutschen Journalisten-Verbands hingewiesen, der die Bundesregierung für ihre “kommunikative Einbahnstraße” kritisierte. Medien hätten ein Recht auf Information: “Wir sind keine Mikrofonhalter. Wer glaubt, so mit den Medien umgehen zu können, hat die Rolle des Journalismus als kritische Institution in der Demokratie nicht verstanden.” Holger Klein spricht im “Übermedien”-Podcast mit der ZDF-Journalistin Winnie Heescher, die diese Praxis ebenfalls kritisiert hat.

5. Nicht zu ignorieren
(taz.de, Wilfried Urbe)
Eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW zeige, dass Minderjährige oft unfreiwillig auf pornografische Inhalte im Internet stoßen, und dass dies einen erheblichen Einfluss auf ihre Sexualität und ihr Sexting-Verhalten hat. Die Behörde versuche, Portale wie “Pornhub” und “Xhamster” zur Einführung von Altersverifikationssystemen für den deutschen Markt zu verpflichten, stoße dabei aber auf rechtliche und technische Hürden. Eine entsprechende Regelung könne wohl nur auf EU-Ebene eingeführt werden.

6. Die neue Karlsruher Wochenvorschau
(lto.de, Christian Rath)
Wie Christian Rath bei “Legal Tribune Online” berichtet, hat das Bundesverfassungsgericht am 1. September eine neue Pressestrategie eingeführt. Dazu gehöre, dass jeden Freitag um 9:30 Uhr ein “Wochenausblick” publiziert werde, in dem die Entscheidungen angekündigt werden sollen, die in der folgenden Woche per Pressemitteilung veröffentlicht werden sollen. Die bisherige Praxis der Vorabinformation ausgewählter Journalistinnen und Journalisten werde eingestellt, den Pressemitteilungen werde eine etwa einseitige Zusammenfassung in allgemeinverständlicher Sprache vorangestellt.

24-Stunden-Frist, DLF bedauert Gewaltaufruf, Gelöschte Kritik

1. ver.di kritisiert Kanzleramt wegen 24-Stunden-Frist zur Kommentierung des BND-Gesetzes
(dju.verdi.de, Daniela Milutin)
Das Bundeskanzleramt habe betroffenen Verbänden und Organisationen, einschließlich der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, lediglich 24 Stunden Zeit gegeben, um den Referentenentwurf zur Überarbeitung des BND-Gesetzes zu kommentieren. Christoph Schmitz, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, kritisiert diese kurze Frist und betont, dass das BND-Gesetz die Rechte von Journalistinnen und Journalisten nicht ausreichend schütze, was bereits zu Kritik vom Bundesverfassungsgericht geführt habe. Die dju fordert das Kanzleramt auf, die Frist zur Stellungnahme anzupassen und die Verbände angemessen zu beteiligen.
Weiterer Lesehinweis: Bundeskanzleramt simuliert Verbändebeteiligung mit 24-Stunden-Frist (netzpolitik.org, Markus Reuter).

2. LinkedIn löscht sachliche Kritik an AfD
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Robin Mesarosch auf LinkedIn vor einer Zusammenarbeit mit der AfD gewarnt. Sein Beitrag sei daraufhin von der Plattform wegen angeblicher Hassrede gelöscht worden. Mesarosch klage nun mit Unterstützung der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) gegen die Löschung, da er die Maßnahme als Einschränkung seiner Meinungsfreiheit sieht. Die GFF argumentiert, dass Plattformen nicht willkürlich vorgehen dürfen und in Mesaroschs Beitrag keine Herabwürdigung zu erkennen ist.

3. Außergerichtlich geeinigt
(taz.de, Christian Rath)
Der Axel-Springer-Verlag und der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt haben ihren arbeitsgerichtlichen Streit mit einem Vergleich beigelegt, wodurch Reichelt seine Abfindung von zwei Millionen Euro behalten könne. Der ursprünglich für den 15. November angesetzte Prozess sei abgesagt worden; die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin gegen Reichelt wegen Betrugs würden hingegen weiterlaufen. Die Kontroverse hatte mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs gegen Reichelt begonnen. Als Gerüchte aufkamen, dass Reichelt nach seiner Entlassung anderen Medien Unterlagen aus seiner Springer-Zeit angeboten haben könnte, habe der Verlag die Abfindung infrage gestellt.

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4. DLF bedauert gesendeten Gewaltaufruf gegen Selenskyi
(dwdl.de, Manuel Weis)
Im Deutschlandfunk (DLF) wurde eine Hörermeinung ausgestrahlt, in der gefordert wurde, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj “lebendig zu vierteilen”. Diese Passage der Sendung “Kontrovers” sei mittlerweile entfernt worden, der Sender habe für den Vorfall um Entschuldigung gebeten. Der DLF habe die Ausstrahlung als “Fehler eines erfahrenen Redaktionsteams” bezeichnet und interne Gespräche angekündigt, um zu klären, wie es dazu kommen konnte.

5. Fußball-Experten ohne Distanz?
(deutschlandfunk.de, Constantin Eckner, Audio: 5:14 Minuten)
Der Deutschlandfunk beschäftigt sich mit dem Transferjournalismus, also der Berichterstattung über Spielerverkäufe im Profifußball (siehe dazu auch die “6 vor 9” vom 16. August). Das Interesse an den millionenschweren Deals sei immens, die journalistische Neutralität gerate dabei jedoch manchmal in den Hintergrund, so Sportjournalist Constantin Eckner: “Transfers sind gewiss ein besonderes Spektakel. Dieses mit ausreichender journalistischer Distanz zu beobachten, ist mitunter die größte Herausforderung.”

6. Die Formel 1 und das gute Gefühl, dass jederzeit etwas passieren könnte
(uebermedien.de, Sebastian Hotz)
Im Rahmen der “Übermedien”-Serie “Geheimen Leidenschaften” reflektiert Sebastian Hotz, bekannt als “El Hotzo”, seine Faszination für die Formel 1 trotz der offensichtlichen moralischen und ökologischen Bedenken, die der Sport mit sich bringe. Für ihn liege die Magie unter anderem “in den gewaltigen Anstrengungen, die Fernsehsender auf der ganzen Welt auf sich nehmen, um diesen Sport vollends zu vermarkten und aus perfekten Athleten, die in perfekten Autos perfekte Runden um perfekte Strecken drehen, irgendetwas aufregendes zu machen. Und darauf falle ich nur allzu gerne rein.”

Klimakrise, Journalisten in Afghanistan, Die Hölle auf Speed

1. Objektivität ist eine Illusion
(taz.de, Valérie Catil)
“Texten über das Klima wird häufig vorgeworfen, zu viel Haltung zu zeigen und nicht objektiv genug zu sein”, schreibt Valérie Catil in ihrem Essay über die “Klimakrise im Journalismus”: “Dabei sind wir an so einem kritischen Punkt in der Klimakrise angekommen, dass die Plattformen, die nicht ernsthaft über sie schreiben, der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigt werden sollten.”

2. DJV warnt Medienschaffende vor Reisen in die Türkei: Bitte nicht pauschalisieren
(freitag.de, Barış Altıntaş)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte auf die Festnahme einer Bundestagsabgeordneten bei deren Einreise in die Türkei mit einer Art Reisewarnung für Journalistinnen und Journalisten (siehe die “6 vor 9” vom vergangenen Dienstag). Barış Altıntaş fragt im “Freitag”: “War es eine Überreaktion des DJV?” Für eine differenzierte Antwort hat Altıntaş mit mehreren Medienschaffenden und -experten in der Türkei gesprochen, und die widersprechen dem DJV zum Teil, stimmen ihm in manchen Punkten aber auch zu.

3. Reichelt revanchiert sich
(jungle.world, Markus Liske)
Markus Liske hat sich durch “Nius” gekämpft, ein neues Medienangebot, das “die Stimme der Mehrheit” verkörpern will und dessen Gesicht der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt ist: “Dass der geradezu minimalistisch enge Meinungskorridor, den Nius abbildet, tatsächlich ‘die Stimme der Mehrheit’ wiedergibt, darf bezweifelt werden. Selbst rechte Gesinnungen in diesem Land sind deutlich vielfältiger.” Liskes Fazit: “Derzeit dient Nius hauptsächlich dazu, Julian Reichelt im Gespräch zu halten. Das immerhin scheint geglückt.”

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4. Taliban nehmen neun Journalisten fest
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtet über die erschütternde Situation für Medienschaffende in Afghanistan: “In den vergangenen elf Tagen ließen die Taliban landesweit insgesamt neun Journalisten verhaften. Faqir Mohammad Faqirzai, Jan Agha Saleh, Haseeb Hassas, Habib Sarab, Sayed Wahdatullah Abdali, Shamsullah Omari, Wahidrahman Afghanmal, Ataullah Omar und Parwiz Sargand wurden bei Razzien in fünf afghanischen Provinzen ohne Angabe von Gründen verhaftet. Mit einer Ausnahme sind alle noch in Haft.” Der Text wirft auch einen kritischen Blick auf das Mitte Oktober 2022 angelaufene Bundesaufnahmeprogramm Deutschlands.
Noch ein zusätzlicher Hörtipp: Eine positive Nachricht aus einem völlig anderen Land: Natalie Amiri berichtet, dass die im Iran verhaftete Journalistin Nazila Maroofian offenbar wieder frei ist (deutschlandfunk.de, Audio: 5:50 Minuten).

5. Razzia bei Zeitung in Kansas sorgt für Entrüstung
(spiegel.de)
Die kleine Wochenzeitung “Marion County Record” aus dem US-Bundesstaat Kansas, die laut “New York Times” eine Auflage von etwa 4.000 Exemplaren hat, steht im Zentrum einer großen Debatte um die Pressefreiheit in den USA. Beamte hatten die Redaktionsräume des “Record” sowie das Haus des Herausgebers durchsucht und unter anderem Computer und Handys beschlagnahmt. Große Medienorganisationen sind von der Razzia entsetzt, sogar das Weiße Haus schaltete sich ein: Der Vorgang böte Grund zur Sorge. Inzwischen soll der Durchsuchungsbeschluss wieder zurückgezogen und die beschlagnahmten Geräte zurückgegeben worden sein.

6. Süchtig nach TikTok
(uebermedien.de, Armin Wolf)
In der neuen “Übermedien”-Serie “Geheime Leidenschaften” stellen “bekannte Leute Mediendinge vor, die sie mögen – obwohl man das vielleicht von ihnen nicht erwartet hätte.” Den Anfang macht der österreichische Journalist Armin Wolf, der über seine TikTok-Sucht schreibt: “TikTok ist die Hölle. Glauben Sie einem demnächst 57-Jährigen. Ich habe keine Erfahrung mit herkömmlichen Drogen oder anderen Substanzen, die süchtig machen. Aber der Algorithmus von TikTok ist die Hölle. Auf Speed.”

Gesucht: Fotograf für korrektes Bild

Man muss den Artikel von “Bild”-Autor Dirk Hoeren über Bundesumweltministerin Steffi Lemke einmal komplett lesen, um zu verstehen, wie tendenziös und einseitig und falsch er ist. Am vergangenen Samstag schrieb Hoeren in der “Bild”-Bundesausgabe:

Plant Umweltministerin Steffi Lemke (55) eine Zweit-Karriere – als Fotomodell?

In einer Ausschreibung sucht ihr Ministerium gerade einen Fotografen. Er soll die Grüne auf offiziellen Terminen begleiten – und sie zusätzlich im Rahmen von Porträt-Shootings in Szene setzen.

“Ein oder zweimal jährlich kann ein großes Porträtshooting beauftragt werden”, heißt es in der Ausschreibung. Darin solle die Ministerin “in einem aufwändigeren Aufnahmeprozess fotografisch stärker inszeniert werden”. Die Fotos sollen “in mindestens drei verschiedenen Umgebungen, unterschiedlichen Lichtverhältnissen, mit wechselnder Bekleidung” geschossen werden. “Eine Visagistin/Ein Visagist ist einzuplanen.”

Dauer der Shootings: “vier bis sechs Stunden”.

Den Auftragswert schätzt das Grünen-Ministerium auf 150 000 Euro. Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf 300 000 Euro summieren.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel (47), sieht den Aufwand kritisch.

“Es ist den Steuerzahlern kaum zu vermitteln, dass sie auch für Visagisten und Hairstylisten von Politikern aufkommen sollen”, sagt Holznagel zu BILD. Im Zweifel müsse dafür “privat bezahlt werden”.

Überschrift:

Ausriss Bild-Zeitung - Umweltministerin sucht einen Fotografen für 150000 Euro!

Fangen wir beim Geld an.

Was die “Bild”-Leserschaft an keiner Stelle erfährt und nach dem Lesen des Artikels auch nicht ahnen kann: Die 150.000 Euro sind kein festgelegtes Honorar, das auf jeden Fall gezahlt wird, egal wieviel der Fotograf oder die Fotografin arbeitet. Es handelt sich stattdessen um das maximale Auftragsvolumen für den vertraglich festgelegten Zeitraum (dazu gleich noch mehr). So steht es auch in der “Rahmenvereinbarung”, die das Ministerium zur Ausschreibung veröffentlicht hat. Wir haben beim Ministerium nachgefragt, wie die letztendliche Höhe des Honorars zustande kommt. Die Antwort:

Die Vergütung erfolgt pro tatsächlichem Einsatz in Abhängigkeit vom Zeitbedarf nach gestuften Stundensätzen bzw. einem Tagessatz.

Was da so pro Jahr zusammenkommt? Auch darauf haben wir eine Antwort bekommen:

Die Brutto-Ausgaben im Jahr 2022 beliefen sich auf rund 9.700 €. Im laufenden Jahr betragen die bisherigen Ausgaben gut 8.800 €.

Also: bezahlt wird pro Einsatz. Und mit den Summen, die in der jüngsten Vergangenheit vom Ministerium pro Jahr ausgegeben wurden, käme man nicht ansatzweise an das maximale Auftragsvolumen von 150.000 Euro ran.

Sowieso wirft Dirk Hoeren im “Bild”-Artikel die Summen völlig durcheinander. Wenn er schreibt: “Den Auftragswert schätzt das Grünen-Ministerium auf 150 000 Euro. Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf 300 000 Euro summieren”, ist das schlicht falsch. Erstens weil eben nicht pauschal, sondern pro Auftrag bezahlt wird, siehe oben. Und zweitens: Aus der bereits erwähnten “Rahmenvereinbarung” wird klar, dass sich der Maximalwert von 150.000 Euro auf den Zweijahresvertrag und die zweimalige Verlängerung um jeweils ein Jahr bezieht:

Das maximale Auftragsvolumen (Höchstwert) beträgt über die Gesamtlaufzeit des Vertrags (inkl. Verlängerungsoptionen) 150.000 € netto.

Es geht also um 150.000 Euro für vier Jahre, rechnerisch 37.500 Euro pro Jahr. Und wie gesagt: Zuletzt wurde diese Summe bei weitem nicht erreicht. Die Verdopplung der Kosten auf 300.000 Euro bei einer möglichen Vertragsverlängerung, die Dirk Hoeren bei “Bild” ins Spiel bringt, hat er sich ausgedacht.

Bei Bild.de steht inzwischen:

Bei zweimaliger Verlängerung um je ein Jahr würden sich die geschätzten Kosten sogar auf das Vielfache summieren.

Das ist aber genauso falsch. Noch einmal: Es bleiben auch bei einer Verlängerung maximal 150.000 Euro.

Was die beauftragte Person für das Honorar leisten soll, wird im “Bild”-Artikel stark einseitig beschrieben. In dem Text geht es fast ausschließlich um “‘ein großes Porträtshooting'” für Steffi Lemke. Nur an einer Stelle wird auch erwähnt, dass der Fotograf oder die Fotografin “die Grüne auf offiziellen Terminen begleiten” soll. Schaut man in die “Leistungsbeschreibung” der Ausschreibung, wird klar: Es geht hauptsächlich (“Grundlegende Anforderungen”) um Terminbegleitung und nur zusätzlich (“Optionale Leistungen”) um Porträtaufnahmen. Bei “Bild” wird dieses Verhältnis komplett umgedreht.

Und nicht nur bei der Frage, was und wie fotografiert werden soll, lässt Dirk Hoeren großzügig die Aspekte weg, die nicht in seine Erzählung passen, sondern auch bei der Frage, wer alles fotografiert werden soll. In der “Leistungsbeschreibung” ist von der “Hausleitung” des Ministeriums die Rede, die bei Terminen begleitet werden soll. Und die umfasst neben Steffi Lemke auch die Staatssekretäre und die Parlamentarischen Staatssekretäre. Bei “Bild” liest es sich hingegen so, als würde das ganze, viele Geld nur für die Bundesministerin draufgehen.

Dieser ganze “Bild”-Spin fand noch weitere Verbreitung, weil andere Redaktionen ihn dankbar abgeschrieben haben: die “Epoch Times” zum Beispiel, “De24Live” oder das Krawallportal “Nius” um den geschassten “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Manche Redaktionen haben ihn aber auch noch irrer weitergedreht. Die “Weltwoche” etwa titelt: “‘Für vier bis sechs Stunden’: Grüne Umweltministerin sucht einen Fotografen für 150.000 Euro”, und “Focus Online” schreibt von “150.000-Euro-Portaitshootings”.

Man kann es natürlich völlig daneben finden und darüber diskutieren, dass Bundesministerien Steuergelder für Fotoaufträge ausgeben. Aber dann sollte man in der Diskussion wenigsten fair sein und sich an die Fakten halten.

Nachtrag, 8. August: Die “Bild”-Redaktion hat eine Art Teil-Korrektur veröffentlicht.

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KW 29/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Haben die Medien die AfD groß gemacht?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 27:07 Minuten)
Die AfD erfreut sich hoher Umfragewerte und Medienpräsenz, trotz deutlicher Einschätzungen durch den Verfassungsschutz. Jonathan Schulenburg hat sich mit dem Journalisten Johannes Reichart und dem Soziologen Wilhelm Heitmeyer über den Einfluss von Medien auf den Aufstieg der Partei und die Herausforderungen der Berichterstattung unterhalten. Heitmeyer kritisiert insbesondere das Alice-Weidel-Interview und -Cover des “Stern”. Außerdem beleuchtet der Politikberater Martin Fuchs den Erfolg der AfD in den Sozialen Medien.

2. Endlich “professionell”? Frauen im Fußball und die Medien
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid & Maximilian Rieger, Audio: 5:48 Minuten)
Seit dieser Woche läuft die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland, am Montag steht das erste Spiel des deutschen Teams an. Anlässlich des Turnierstarts wirft Maximilian Rieger im Gespräch mit Mirjam Kid einen Blick auf die mediale Berichterstattung über den Fußball der Frauen: Wie und wie ausführlich wird heutzutage berichtet? Und wie hörte sich das früher an?

3. Wo bleibt der positive Journalismus? Wie berichten die Medien über die Klimaproteste?
(youtube.com, Universität Göttingen, Vladimir Balzer, Video: 1:15:12 Stunden)
Im “Forum Wissen” der Universität Göttingen fand kürzlich eine von Klimaaktivistinnen und -aktivisten kuratierte Sonderausstellung zur Klimakrise statt, die vor Ort auf große Resonanz gestoßen sei, in Medien aber nur wenig Beachtung gefunden habe. Dies ist der Anlass für eine Podiumsdiskussion: “Wo bleibt der positive Journalismus? Welche Nachrichten bekommen die meiste Aufmerksamkeit? Welche Konsequenzen hat das für Protestbewegungen? Und: Wie ist die Rolle der Medien? Können sie beim Thema Klimakrise überhaupt neutral bleiben?”

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4. Polarisiert und parteiisch? Spanische Medien vor der Wahl
(sr.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 15:48 Minuten)
Bei “Medien Cross und Quer” des Saarländischen Rundfunks unterhalten sich Florian Mayer und Michael Meyer mit Karin Janker, Madrid-Korrespondentin der “Süddeutschen Zeitung”. Anlass sind die bevorstehenden Wahlen in Spanien und der Umgang der spanischen Medien damit: Wie groß ist ihr Einfluss? Wie sehr unterstützen sie die rechte Opposition?

5. Was Content-Moderatoren ertragen müssen und Streiks in Hollywood
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 43:14 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es um das, was Content-Moderatoren und -Moderatorinnen aushalten müssen, den Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Medienbranche, den Streit zwischen Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und dem Herausgeber der “Berliner Zeitung” Holger Friedrich, die Diskussion um den Informantenschutz sowie die Hitze als willkommenes Thema zum Füllen des Sommerlochs.

6. Folgen des Streiks der Schauspielenden
(deutschlandfunknova.de, Tom Westerholt & Anna Wollner, Audio: 35:37 Minuten)
In Hollywood streiken derzeit die Drehbuchautorinnen und -autoren und die Schauspielerinnen und Schauspieler gleichzeitig – das hat es seit 63 Jahren nicht mehr gegeben. Bei dem Arbeitskampf geht es um Themen wie inflationsbedingte Lohnanpassungen, bessere Arbeitsbedingungen, Entschädigungen für Wiederholungen von Filmen und Serien auf Streamingportalen und den Schutz digitaler Persönlichkeitsrechte im Kontext der Künstlichen Intelligenz. Die Folgen des Streiks sind ausfallende Dreharbeiten, verschobene Filmstarts, abgesagte Interviewtermine und leere rote Teppiche bei Filmfestivals. Auch bei “Eine Stunde Film” treten Gastgeber und Gastgeberin gewissermaßen in den Streik: “Anstatt neue Kino- und Streamingportal-Tipps zu besprechen, stellen wir Filme und Serien aus den Mediatheken vor.”

Unsichtbarer Protest, Kein Geld für HateAid, Millionen für Medien

1. Stell Dir vor, es ist Protest und keiner kriegt’s mit
(uebermedien.de, Anne Haeming)
Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) protestieren 359 der 1.500 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter dem Motto “Wir sind nicht da” mit einer einwöchigen Arbeitsniederlegung. Die Aktion ist eine Reaktion auf die laufenden Tarifverhandlungen und die Forderungen nach besseren Honoraren, langfristigen Arbeitsverträgen und einer gerechteren Honorarverteilung. Trotz der Bedeutung des Protests für den Sender werde er in den offiziellen Kanälen des RBB nicht erwähnt, was Anne Haeming wie folgt kommentiert: “Indem das Unternehmen den Protest ignoriert, ist es, als existierten die Sorgen der Freien für das Haus nicht. Und die stellen immerhin über 40 Prozent des Teams. Bemerkenswert unsozial für eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit gesamtgesellschaftlichem Auftrag.”

2. Grundprinzip verdrehte Fakten
(taz.de, Malene Gürgen)
Malene Gürgen kritisiert das von einem Milliardär finanzierte Medienportal “Nius” dafür, rechtspopulistische Inhalte zu fördern und Fakten zu verdrehen. Die Plattform, bei der auch der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt aktiv ist, wähle Themen mit hohem empfundenen Empörungspotenzial aus, hetze gegen Minderheiten und versuche, die Klimakrise herunterzuspielen. Dabei werde “überspitzt, verkürzt, aus dem Zusammenhang gerissen und manchmal auch schlicht gelogen”.

3. Bundesjustizministerium streicht Förderung für Beratung bei Online-Hass
(hateaid.org)
Die Organisation HateAid unterstützt Betroffene von digitaler Gewalt durch Beratung und Prozesskostenfinanzierung und wurde für diese Arbeit bisher vom Bundesjustizministerium mit 600.000 Euro gefördert. Diese Förderung soll nun den Kürzungsplänen der Bundesregierung zum Opfer fallen, was massive Einschränkungen für die Beratungsarbeit von HateAid bedeute: “Die Sparmaßnahmen treffen das Herzstück unserer Arbeit: die Betroffenenberatung. Das ist angesichts stetig steigender Fallzahlen ein katastrophales Zeichen. Und es spielt denjenigen in die Hände, die digitale Gewalt gezielt einsetzen, um die Polarisierung der Gesellschaft voranzutreiben”, so Josephine Ballon, Leiterin der Rechtsabteilung bei HateAid.

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4. So viel öffentliches Geld bekamen Medien 2022
(kobuk.at, Yilmaz Gülüm)
Yilmaz Gülüm wollte wissen, welches Medium in Österreich wie viel öffentliches Geld erhält, doch diese Frage sei nicht so einfach zu beantworten. Die Medienförderung in Österreich sei vielschichtig und umfasse verschiedene Bereiche wie die Förderung des digitalen Wandels, den Privatrundfunkfonds und die Presseförderung für Printmedien. Insgesamt habe die öffentliche Hand im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro ausgegeben. Gülüm hat die stattlichen Fördersummen genauer unter die Lupe genommen, und die Ergebnisse sind ziemlich erschütternd.

5. Verbot von SWR-App Newszone aufgehoben
(verdi.de)
Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart erlaubt dem öffentlich-rechtlichen SWR, seine Nachrichten-App “Newszone” wieder anzubieten, nachdem das Landgericht Stuttgart sie erst verboten hatte. 16 Zeitungsverlage hatten der App eine zu große Presseähnlichkeit vorgeworfen. Das OLG betonte, dass vor der Anrufung staatlicher Gerichte ein Einigungsverfahren hätte stattfinden müssen.

6. Hauptberuf Literaturwissenschaftler, Nebenberuf Kulturjournalist
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Gespräch mit dem “Fachjournalist” schildert der Literaturwissenschaftler und Kulturjournalist Johannes Franzen seinen Weg aus der Wissenschaft in den Journalismus. Er weist auf die finanziellen Herausforderungen im Kulturjournalismus hin, da die Werbeeinnahmen zurückgehen und Hochschulangehörige oft für geringe Honorare oder gar umsonst schreiben. Franzen glaubt, dass der Kulturjournalismus trotz der Digitalisierung und der Präsenz von Künstlicher Intelligenz einen einzigartigen Stil und Sound behält, der von maschinellen Systemen nicht reproduziert werden kann.

Abhören des Pressetelefons, Opfer der “B.Z.”, Landrat muss antworten

1. Abhören des Pressetelefons der Letzten Generation verstößt gegen die Pressefreiheit – GFF und Reporter ohne Grenzen gehen mit betroffenen Journalisten vor Gericht
(freiheitsrechte.org)
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) lässt gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen und drei betroffenen Journalisten die Abhöraktion der Generalstaatsanwaltschaft München gegen das Pressetelefon der “Letzten Generation” gerichtlich überprüfen. “Recherchen zu Protestgruppen und das Auftun von Quellen seien elementarer Ausdruck der Pressefreiheit. Wenn Journalist*innen befürchten müssen, dass ihre Gespräche abgehört werden, ist die freie Berichterstattung in Gefahr”, so Benjamin Lück, Jurist und Verfahrenskoordinator bei der GFF: “Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Generalstaatsanwaltschaft und das Amtsgericht die Pressefreiheit offensichtlich komplett außer Acht gelassen haben.”

2. Opfer rechter Gewalt wird posthum auch noch Opfer der “B.Z.”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt über einen Fall, der traurig und wütend zugleich macht. Ein mutmaßlicher Ladendieb – so ganz geklärt ist der Fall nicht – wurde von einem offenbar fremdenfeindlichen Supermarktbetreiber in einem Gewaltexzess so zusammengeschlagen, dass er wenige Tage später an den Verletzungen starb. Nun wollen Lokalpolitiker einen bislang namenlosen Platz nach dem Opfer benennen. Für die “B.Z.” ein willkommener Anlass, wieder einmal die ganze Bösartigkeit des Boulevards herauszukehren.

3. Sieg für die Pressefreiheit: Landrat muss Auskunft über Flüchtlingsunterkunft geben
(suedkurier.de, Günter Ackermann)
Das Landratsamt des Bodenseekreises muss dem “Südkurier” umfassend Auskunft über die Verwendung von Steuergeldern geben. Im konkreten Fall geht es um die Kosten für die mehrjährige Anmietung einer geplanten Flüchtlingsunterkunft, in der nie Geflüchtete untergebracht wurden.

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4. Reichelts “Pleiteticker” darf trans Frau nicht als Mann bezeichnen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie Alexander Krei bei “DWDL” berichtet, hat das Landgericht Frankfurt seine Entscheidung aus dem März bestätigt: Eine trans Frau dürfe im Blog des geschassten “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt nicht als Mann bezeichnet werden. Die Äußerung sei im Gesamtkontext “bewusst verunglimpfend und persönlichkeitsrechtsverletzend”, so das Gericht. Einem Bericht des Hessischen Rundfunks zufolge habe Reichels Anwalt angekündigt, die Entscheidung vor dem Oberlandesgericht anzufechten.

5. Interdisziplinäres Schritt halten
(taz.de, Emily Kietsch)
Emily Kietsch stellt in der “taz” das Hans-Bredow-Institut vor, in dem sich 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Medien und deren Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft wissenschaftlich beschäftigen. In dieser Forschung geht es auch um die Fragen, wie sich Medienformen im Laufe der Zeit verändern, über welche Kanäle Menschen kommunizieren und welche Probleme Massenmedien mit sich bringen.

6. Können Sie KI-Bilder von echten Fotos unterscheiden?
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat das Titelbild seiner aktuellen Ausgabe mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz generiert und die Überlegungen dazu sowie die generierten Bilder in einem begleitenden Artikel vorgestellt. Wer ausprobieren möchte, wie gut er oder sie maschinell generierte Fotos von echten unterscheiden kann, sollte das kleine Bilderquiz mit elf Beispielbildern ausprobieren.

Rüge für Friedrich, Verleihung des “Leuchtturms”, Protest bei Reddit

1. Deutscher Presserat rügt Verleger Holger Friedrich
(dwdl.de, Manuel Weis)
Der Deutsche Presserat hat in seiner jüngsten Sitzung über zwei Fälle entschieden, die zuvor für größeres Aufsehen gesorgt hatten: Der Verleger Holger Friedrich (unter anderem “Berliner Zeitung”) bekam eine Rüge; er hatte den Namen eines Informanten – Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt – an den Axel-Springer-Verlag weitergegeben. Beschwerden gegen die “Zeit”-Berichterstattung über Springer-Chef Mathias Döpfner, in der auch Nachrichten Döpfners zitiert wurden, wies der Presserat hingegen zurück.

2. Netzwerk Recherche verleiht “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen”
(netzwerkrecherche.org)
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche verleiht ihren “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen” dieses Jahr an die beiden iranischen Journalistinnen Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi für deren Berichterstattung über den Tod von Jina Mahsa Amini. “Ihre Arbeit führt uns vor Augen, wie wichtig und relevant eine freie Presse ist – und wie viel Kraft journalistische Veröffentlichungen entfalten können”, so Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche.

3. Verhandlung gegen Reichelt-Firma: Gericht folgt vorab Argumentation von Kluge
(journal-frankfurt.de, Katja Thorwarth)
Gestern hat das Landgericht Frankfurt am Main darüber verhandelt, ob die von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt geführte Website “Pleiteticker” die trans Journalistin und Aktivistin Janka Kluge als “Mann” bezeichnen darf. Das Gericht sei zunächst der Argumentation der Journalistin und ihres Anwalts gefolgt und werde im Juli endgültig über den Fall entscheiden.

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4. Kein Familiendrama: Berichterstattung über Femizide und der Umgang mit Überlebenden und Angehörigen
(journalist.de)
Eine Initiative von investigativen Journalistinnen hat einen Leitfaden zusammengestellt, wie Medien mit dem Thema Femizid, also der Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, umgehen können. Der “journalist” dokumentiert den Leitfaden auf seiner Website.

5. Gut 5.000 Communities protestieren weiter
(netzpolitik.org, Johannes Gille)
Seit Anfang der Woche streitet sich das Reddit-Management mit großen Teilen der eigenen Community über Pläne, die Programmierschnittstelle einzuschränken und kostenpflichtig zu machen. Ein solcher Schritt hätte zur Folge, dass beliebte Anwendungen von Drittanbietern ihre Dienste einstellen müssten. Als Zeichen des Protests und um den Konzern zum Umdenken zu bewegen, würden viele der größten Communities, die sogenannten Subreddits, die Seite derzeit boykottieren.

6. Von der re:publica lernen, heißt Markenführung lernen
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Bei “Indiskretion Ehrensache” macht Thomas Knüwer der re:publica, einer Konferenz zur digitalen Gesellschaft, eine Art Liebeserklärung: “Es gibt so viele UnternehmerInnengeschichten, die immer und immer wieder in Medien erzählt werden. Leider gehört die re:publica nicht dazu. Dabei macht ihr Team so vieles richtig, was andere ignorieren.”

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