Suchergebnisse für ‘EGMR’

Behindert, Sturmhorst, EGMR

1. “‘Lübecker Nachrichten’ kapitulieren vor Trolls”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Sonja Álvarez kommentiert den Entscheid der “Lübecker Nachrichten” “Berichte in Sachen Flüchtlinge in Lübeck” zukünftig nicht mehr auf Facebook zu teilen: “In Richtung der Trolls ist das ein fatales Signal: Je heftiger sie hetzen, um so größer ist offensichtlich die Wirkung. Statt sich künftig sachlicher zu verhalten, wie es die Redaktion offenbar erreichen will, dürften sie künftig nur noch mehr pöbeln – in der Hoffnung, dass auch über andere für sie unliebsame Themen nicht mehr berichtet wird. Das Nachsehen haben all die Leser, die sich über die Facebook-Seite über aktuelle Themen informieren und austauschen wollen.”

2. “Pöbeln gilt nicht!”
(faz.net)
Ein Entscheid des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) “hat die Verantwortung eines Internetportals für beleidigende Kommentare seiner Nutzer bekräftigt. Wenn diese beleidigende und unflätige Einlassungen absetzen oder gar Hetze betreiben, ist das Portal zu Schadensersatz verpflichtet.” Die Medienmitteilung dazu ist als PDF-Datei via echr.coe.int einsehbar.

3. “Die neuen Online-Kundenmagazine – ein Überblick”
(upload-magazin.de, Klaus Eck)
“Konzerne blicken verzückt auf das elektronische Magazin und entdecken seine vielfältigen Möglichkeiten im Content-Marketing”, schreibt Klaus Eck und stellt eine “Renaissance der eZines” fest: “Bislang fällt mir vielen deutschsprachigen Magazinen auf, dass viele Online-Artikel nur selten geteilt werden. Vielleicht erreichen sie bislang noch nicht wirklich ihre Stakeholder.”

4. “‘Behindert’ als Schimpfwort”
(blog.zeit.de/stufenlos, Christiane Link)
Die Anwendung des Worts “behindert”: “Neulich sagte mir ein junger Mann in einer Mitarbeiterschulung, die ich gehalten habe, er würde das Wort ‘behindert’ gar nicht nutzen, denn das sei ja ein Schimpfwort. Er kannte das Wort als neutrale Beschreibung von Menschen mit Behinderungen überhaupt nicht. Er kannte es nur als Schimpfwort.”

5. “China and Russia Almost Definitely Have the Snowden Docs”
(wired.com, Bruce Schneier, englisch)
“Do countries like China and Russia have copies of the Snowden documents?”, fragt Verschlüsselungsfachmann Bruce Schneier. Und antwortet: “I believe the answer is certainly yes, but that it’s almost certainly not Snowden’s fault.”

6. “Der mediale Irrsinn von #Sturmhorst: Die aSozialen Medien”
(flurfunk-dresden.de, gast)

Gemeinwohl, Widerstand im Journalismus, Staatstrojaner

1. Gemeinwohlorientierter Journalismus braucht Rechtssicherheit
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter kommentiert bei netzpolitik.org die fehlende Rechtssicherheit für gemeinwohlorientierten Journalismus. Die Bundesregierung wolle beispielsweise E-Sport als gemeinnützig anerkennen, nicht-kommerzieller Journalismus bleibe jedoch, trotz der Zusagen im Koalitionsvertrag der einstigen Ampel-Regierung, weiterhin rechtlich im Schwebezustand. Reuter kritisiert die unionsgeführte Regierung für mangelnden Gestaltungswillen und warnt, dass demokratische Medien gerade jetzt gezielte Unterstützung brauchen.

2. RSF verklagt BND wegen Staatstrojanern
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) klagt gegen den Einsatz von Staatstrojanern durch den Bundesnachrichtendienst: “Der Geheimdienst kann Journalisten heimlich per Trojaner überwachen, ohne dass der Betroffene hiervon jemals erfährt. Hiergegen gibt es in Deutschland keinen Rechtsschutz, wenn vom Betroffenen auch weiterhin Nachweise für eine Überwachung verlangt werden. Dies steht einem demokratischen Rechtsstaat schlecht zu Gesicht und verstößt gegen die Menschenrechte”, so Rechtsanwalt Niko Härting, der RSF vertritt.

3. Medien müssen nicht neutral sein – Wir brauchen Widerstand im Journalismus
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner & Paul Starzmann)
Der “Volksverpetzer” veröffentlicht einen Auszug aus “Mut zum Unmut”, dem demnächst erscheinenden Buch von Matthias Meisner und Paul Starzmann. Der Text wirbt für mehr Widerstand im Journalismus und zeigt, wie rechte Gruppen Begriffe wie “alternativ” für eigene Zwecke vereinnahmen, während faktenbasierte Kritik als “aktivistisch” abgewertet werde. Meisner und Starzmann plädieren für einen Journalismus mit Haltung, der Missstände aufdeckt und sich nicht dem Ruf nach falscher Ausgewogenheit beugt.

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4. Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel
(youtube.com, Schauspiel Köln & Correctiv, Video: 1:44:05 Stunden)
Das Schauspiel Köln hat die “Correctiv”-Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” auf die Bühne geholt: “Wie kann man ‘Remigration’, den Tarnbegriff der völkischen Ideologie, übersetzen? Was stand in Potsdam tatsächlich auf der Agenda? Ging es tatsächlich um Pläne zur massenhaften Vertreibung von Menschen aus Deutschland?”

5. Wie umgehen mit Propaganda und Unwahrheiten?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 38:13 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um den Umgang mit politischen Interviews, in denen unbelegte Behauptungen und gezielte Falschinformationen verbreitet werden. DLF-Hörer Benjamin Bock spricht mit Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und DLF-Hauptstadtkorrespondent Dirk-Oliver Heckmann über journalistische Verantwortung, Faktenchecks und die Frage, wie man Propaganda wirksam begegnet.

6. Aussicht auf Hollywood-Deal lässt Warner-Aktie hochspringen
(sueddeutsche.de)
Laut Berichten des “Wall Street Journal” und weiterer US-Medien prüfe die Mediengruppe Paramount Skydance, mit finanzieller Unterstützung von Milliardär Larry Ellison, eine Übernahme des deutlich größeren Konkurrenten Warner Bros. Discovery. Die Aussicht auf eine solche Fusion habe die Warner-Aktie um fast 30 Prozent steigen lassen. Ein Zusammenschluss der beiden Studios mit Marken wie HBO, DC, CNN und Paramount+ könnte die US-amerikanische Medienlandschaft grundlegend verändern.

Überwachung von Medienschaffenden, Zensurinstrument, Streik-Reporter

1. Beschwerde gegen das BND-Gesetz beim EGMR
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) und die Gesellschaft für Freiheitsrechte reichen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Beschwerde gegen das Gesetz über den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz) ein. Dieser Schritt sei eine Reaktion “auf ungenügende Reformen des Gesetzes, das den Schutz von Medienschaffenden nicht ausreichend berücksichtigt”: “Das BND-Gesetz ermöglicht immer noch die umfassende Überwachung von Medienschaffenden, vor allem außerhalb Deutschlands, und gefährdet damit die Pressefreiheit”, so ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

2. “Schreiben, was der Eigentümer für akzeptabel hält”
(tagesspiegel.de)
Die langjährige Kolumnistin Ruth Marcus verlasse aus Protest die “Washington Post”, weil Eigentümer Jeff Bezos zunehmend Einfluss auf die Redaktion nehme und das Meinungsressort auf “persönliche Freiheiten und freie Märkte” ausrichten wolle. Marcus kritisiere, dass diese Haltung das Vertrauen der Leser zerstöre, da die Kolumnisten künftig eher das schreiben müssten, was Bezos akzeptabel finde. Auslöser sei die Nichtveröffentlichung einer kritischen Kolumne von Marcus über die Neuausrichtung der Zeitung.

3. Noch ein Podcast? Ja, unbedingt!
(journalist.de, Tina Hüttl & Nadine Wojcik)
Podcasts seien erfolgreich, weil sie konstruktive, transparente und authentische Erzählformen bieten, die anders funktionieren als klassische Radioformate. Tina Hüttl und Nadine Wojcik heben hervor, dass Podcasts deshalb vor allem junge Mediennutzerinnen und -nutzer erreichen und Vertrauen schaffen, weil sie eine reflektierende Haltung statt vermeintlicher Objektivität zeigen: “Für uns sind sie die charmanteste Antwort auf die Vertrauenskrise der Medien. Ein guter Podcast urteilt nicht. Er hilft, die Welt zu verstehen.”

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4. Social Media: Mehr Moderation gewünscht
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Eine Mehrheit wünsche sich laut einer internationalen Studie mehr Moderation auf Sozialen Plattformen, insbesondere um Hass, Gewaltaufrufe und Irreführung zu bekämpfen. Mark Zuckerberg und Elon Musk würden ihren Verzicht auf Faktenchecks mit einem angeblichen Wunsch nach mehr Meinungsfreiheit rechtfertigen. Die Nutzerinnen und Nutzer sähen jedoch sowohl Plattformbetreiber als auch die Politik in der Pflicht.

5. Wie ein US-Gesetz gegen sexualisierte Deepfakes zum Zensurinstrument werden könnte
(netzpolitik.org, Chris Köver)
Der in den USA geplante “Take It Down Act” soll gegen nicht-einvernehmliche, sexualisierte Deepfakes vorgehen, könnte aber durch schwammige Formulierungen leicht missbraucht werden, warnt Chris Köver. Bürgerrechtsorganisationen wie die Electronic Frontier Foundation würden befürchten, dass mächtige Personen wie US-Präsident Donald Trump das Gesetz nutzen könnten, um missliebige Inhalte schnell und ohne effektive Kontrollmechanismen zensieren zu lassen. Besonders problematisch sei, dass Plattformen dann gezwungen wären, Inhalte automatisiert und präventiv zu löschen, um Haftungsrisiken zu vermeiden.

6. Streik-Reporter berichten über Nichts
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:12 Minuten)
“Am Montag wurden deutsche Flughäfen bestreikt. Deshalb war kaum jemand dort. Außer Fernsehreportern, die über die Leere berichteten.” Boris Rosenkranz mit einem rund einminütigen Zusammenschnitt über die journalistische Lehre aus der Leere.

“Lügenpresse light”, Spekulations-TV, “Exxpress”-Kündigung

1. “Es ist ein ‘Lügenpresse light’-Milieu entstanden”: Medienexperte Pörksen über die Wut auf Journalisten
(rnd.de, Imre Grimm)
“Woher kommt der Hass gegen Journalisten auf ‘Querdenker’-Demos?” Imre Grimm hat sich mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über die zunehmenden Attacken auf Journalistinnen und Journalisten, die “digitale Erregungsindustrie” und die “mediale Wohlstandsverwahrlosung” unterhalten. Ein lohnenswertes Gespräch, das viele Diskussions- und Denkansätze liefert.

2. Den Schuss nicht gehört
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Als “quasi privates Spekulationsfernsehen” bezeichnet Boris Rosenkranz die “heute-live”-Berichterstattung im ZDF rund um den Amoklauf in Heidelberg: “Es war eine größtenteils unnötige Sendung, und sie hätte nicht überrascht, wenn sie in irgendeinem privaten Nachrichtensender gelaufen wäre.”

3. Yücel zum Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs – “Teils erfreut, teils enttäuscht”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Nina Magoley, Audio: 6:40 Minuten)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Türkei wegen der Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel zur Zahlung von 12.300 Euro Schadensersatz verurteilt. Deutschlandfunk-Redakteur Michael Borgers hat mit Yücel über das (noch nicht rechtskräftige) Urteil gesprochen, das dieser mit gemischten Gefühlen sieht.

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4. “Exxpress” trennt sich von Redakteurin nach Tweet über Holocaust-Planer als “Sozialisten”
(derstandard.de)
Das österreichische Onlinemedium “Exxpress” hat sich von seiner stellvertretenden Chefredakteurin Anna Dobler getrennt. Diese hatte zur Wannseekonferenz, auf der der Holocaust geplant wurde, getwittert: “Das waren nicht nur Mörder, sondern durch und durch Sozialisten.” Die “Exxpress”-Leitung hat dem auf Twitter scharf widersprochen: “Nein, die Nationalsozialisten, die den Holocaust planten und ausführten, waren keine ‘Sozialisten’, wie Anna Dobler dies in ihrem Posting nachweislich falsch behauptet hat.”

5. DAZN und die Illusion vom billigen Sport-Streaming
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Sportstreamingdienst DAZN erhöht seine Preise: Von ursprünglich 9,99 Euro im Monat geht es nach einer zwischenzeitlichen Steigerung auf 14,99 Euro bald rauf auf stolze 29,99 Euro pro Monat. Angesichts massiver Investitionen in teure Sportrechte erscheine der Schritt nachvollziehbar, doch er offenbare auch ein großes Dilemma, so Alexander Krei: “Für einen Zehner verzeiht man einiges, nicht aber für das Dreifache.”

6. Die vielleicht poetischste Stellenanzeige der Welt
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
“Wer hätte gedacht, dass uns Gabor Steingarts Medienunternehmen die vielleicht poetischste Stellenanzeige der Welt beschert?” Thomas Knüwer bespricht ein Poem des Lyrikers Steingart, der auf einem Schiff voller gedrechseltem Wortwust und schiefer Bilder lebt.

Kremls treue Helfer, Unbelegtes Kantholz, “Bild” kassiert Niederlage

1. Des Kremls treue Helfer
(rbb-online.de, Video: 7:46 Minuten)
Russische Auslands- und Staatsmedien spannen geschickt deutsche Politiker für sich ein, und die lassen sich einspannen: So treten dort immer wieder Politiker von AfD und Linke als zweifelhafte Experten und Interviewpartner auf. “Kontraste” zeigt in einem Videobeitrag, wie das Netzwerk der Helfer der russischen Propaganda funktioniert.
Weiterer Lesehinweis: Ex-MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich als Lobbyist für RT: RT Deutsch auf allen Rundfunkwegen (tagesspiegel.de, Joachim Huber).

2. “Lügenpresse” verbreitet AfD-Version der Attacke auf Bremer AfD-Chef
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Viele Medien übernahmen ungeprüft die nicht zutreffende Darstellung der AfD von einem Überfall auf den Bremer AfD-Vorsitzenden Frank Magnitz mit einem angeblichen Kantholz. Stefan Niggemeier analysiert den Fall und kommentiert: “Eine schnelle konkrete Schilderung mit griffigen Details wie dem “Kantholz” ist als Material für Journalisten verführerisch — Konjunktiv-Formulierungen mit Quellenangabe hingegen sind lästig. Diese Ungenauigkeiten und Fehler sind ärgerlich. Und es macht sie nicht weniger ärgerlich, dass sie im Eifer des Gefechts immer wieder passieren. Aber sie müssen nicht in irgendeiner Weise politisch motiviert sein. Nicht, um der AfD zu schaden, wie ihre Anhänger sonst immer wieder unterstellen. Und nicht, wie in diesem Fall, um den ohnehin schlimmen Angriff auf den AfD-Politiker bewusst noch schlimmer erscheinen zu lassen. Es geht hier nicht um die viel diskutierte journalistische “Haltung”. Es geht um journalistisches Handwerk, um Genauigkeit.”

3. Axel Springer schei­tert auch in Straßburg
(lto.de, Tim Korkala)
Der Springer-Verlag hat im juristischen Streit mit dem Wettermoderator Jörg Kachelmann eine weitere Niederlage erlitten. 2011 hatte das Landgericht Köln “Bild” untersagt, ein während Kachelmanns Gefängnisaufenthalt heimlich aufgenommenes Foto zu verbreiten. Dagegen war “Bild” vorgegangen und hat alle Instanzen ausgeschöpft, bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR). Dieser beschied nun, dass die deutschen Gerichte zu Recht davon ausgegangen seien, dass das Foto “keinerlei Mehrwert zur Berichterstattung” bot und es sich um einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre gehandelt habe.

4. Ältere und Konservative teilen öfter Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de)
Eine amerikanische Forschungsstudie zu Fragen der Medienkompetenz kommt zu dem Schluss, dass Nutzer sozialer Medien ab 65 Jahren fast siebenmal häufiger Falschmeldungen teilen als jüngere Personen. Die Autoren der Studie begründeten das Ergebnis mit der mangelnden digitalen Medienkompetenz älterer Menschen sowie mit einem schlechteren Erinnerungsvermögen.

5. Nach Relotius: Reporter hinterfragen sich
(ndr.de, Tim Kukral & Inga Mathwig)
Immer wieder erwarten Redaktionen von ihren Reportern hollywoodreife Geschichten. Nach einem Twitter-Aufruf meldeten sich freie Journalisten, die Erschreckendes berichteten: In ihre Texte seien nicht getätigte Interview-Aussagen hineinredigiert worden, oder es wurden ihnen unzulässige Zuspitzungen abverlangt. “Zapp” hat mit Fabian Goldmann gesprochen, der den Twitter-Aufruf gestartet hat, und weitere Journalisten dazu angehört.

6. Ein Gruß aus der Küche
(taz.de, Leonie Gubela)
Ein Nachrichtenformat auf der Selbstdarstellung-Plattform Instagram? Noch dazu von einem öffentlich-rechtlichen Sender wie dem BR entwickelt? Leonie Gubela berichtet über die “News-WG” und darüber, wie es zu dem digitalen News-Format für junge Leute kam.

Letztendlich Wurscht, Keine Nazibilder, Altersfeststellung

1. So. Jetzt wisst ihr mal, mit wem ihr es hier zu tun habt.
(facebook.com, Judith Liere)
Jens Jessen, der ehemalige Ressortleiter des Feuilletons der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat sich in einer Titelstory bei seinem alten Arbeitgeber über die #Metoo-Debatte ausgetobt. Jessen geht es um den „bedrohten Mann“ und den „Triumph des totalitären Feminismus“.
Die von ihm namentlich erwähnte Journalistenkollegin Judith Liere hat sich mit einer Facebook-Gegenrede zu Wort gemeldet, die all die Wirrheit und Absurdität der Jessenschen Vorwürfe in einer Art Zitatensammlung vereint. (Der Hintergrund: Jessen hatte sich anscheinend an Judith Lieres „Stern“-Artikel zur #MeToo-Debatte gestört. Einem Beitrag aus dem Februar, der immer noch lesenswert ist.)


In der „taz“ findet Patricia Hecht deutliche Worte über Jessen : „Alles was er schreibt, wurde schon tausendmal vom Patriarchat ausgekotzt.“
Bei “Gender Equality Media” hat sich die “totalitäre Feministin” Penelope Kemekenidou direkt an den “Zeit”-Autor gewandt (“Lieber Jens, ich glaube kaum dass ich das mal sagen muss, aber: Sei mal nicht so hysterisch.”)
Auch die Kollegen des „Zeit“-Ablegers für junge Leser „Ze.tt“ gehen auf Abstand. Jessen deute die Anliegen der Debatte grundlegend falsch und inszeniere einen Geschlechterkampf zwischen Mann und Frau.
„Vice“ hat auf seine eigene Art reagiert und veröffentlicht einen „ultimativen Artikel-Generator für empörte weiße Männer“.
Die beste Realsatire liefert jedoch Autor Jens Jessen selbst. In einem schon jetzt legendären dreiminütigen Radio-Interview stammelt, haspelt, ächzt, kichert und schwafelt er sich durch das Gespräch, dass man an einen misslungenen Loriot-Sketch glaubt. 
Und findet Worte, die seine Gedankenwelt ganz gut zusammenfassen: „Natürlich können Sie auch sagen: Es ist mir Wurscht. Letztendlich ist es vielleicht auch Wurscht.“

2. Facebook: Datenabgriff von 87 Millionen Nutzern ist nur Spitze des Eisberges
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Nach Angaben von Facebook sollen bis zu 87 Millionen vom Datenabgriff von „Cambridge Analytica“ und Co. betroffen sein. Das sei aber nur die Spitze des Eisberges, wie Markus Beckedahl auf „Netzpolitik.org“ schreibt. Das Unternehmen hätte erklärt, dass durch ähnliche Datenabgriffe wohl fast alle zwei Milliarden Nutzer betroffen sein können. Beckedahl kommentiert: „Währenddessen ist in der öffentlichen Debatte zumindest der CDU/CSU-Teil der Bundesregierung abgetaucht. Dort arbeitet man im Hintergrund daran, schärfere Regeln gegen Tracking und Datenmissbrauch im Rahmen der ePrivacy-Verordnung auf EU-Ebene zu verhindern. Die Bundesdatenschutzbeauftragte bereitet sich offensichtlich schon auf ihren Ruhestand vor.“
Weiterer Lesetipp: Die FAQ zum Facebook-Skandal (faktenfinder.tagesschau.de, Dennis Horn)

3. Hussein K.-Prozess: Fake News von einer journalistischen Instanz
(augsburger-allgemeine.de, Philipp Kinne)
Die bekannte Gerichtsreporterin und Starjournalistin Gisela Friedrichsen hat für die „Welt“ über den Fall des verurteilten Mörders Hussein K. berichtet. Dort sei es auch um das Verfahren zur Altersfeststellung gegangen sein, dessen Kosten Friedrichsen mit zwei Millionen Euro bezifferte. Die „Augsburger Allgemeine“ konnte sich derart hohe Kosten schwer vorstellen und hat bei der Staatsanwaltschaft Freiburg nachgefragt. Diese nennt als Gesamtkosten für die Altersfeststellung einen Betrag von etwa 6.000 Euro.
 Philipp Kinne kritisiert den Umgang der „Welt“ mit dem Fehler: „In der Richtigstellung zum Friedrichsen-Artikel ist mittlerweile zu lesen, „diese konkrete Summe“ sei „nicht zu belegen“ – als ob es sich um eine kleine Abweichung gehandelt habe statt um eine völlig fantastische Zahl – die im Internet und der öffentlichen Debatte längst ein Eigenleben führt.“

4. Auch Nazigegner dürfen keine Nazibilder posten
(lawblog.de, Udo Vetter)
Aus Protest gegen die Agentur für Arbeit veröffentlichte ein Blogger ein Bild Heinrich Himmlers in SS-Uniform mit Hakenkreuzarmband. Das durfte er nicht, befand jetzt auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), vor den der Blogger gezogen war. Eine innere Distanz zum Nationalsozialismus rechtfertige es in Deutschland nicht, die Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu veröffentlichen.

5. Baum-Maßnahme
(sueddeutsche.de, Cathrin Kahlweit)
Die BBC entschuldigt sich für eine Inszenierung innerhalb einer Papua-Neuginea-Reportage aus dem Jahr 2011. Cathrin Kahlweit sieht darin ein mögliches Ablenkungsmanöver von Ärger an anderer Stelle: „Seit bekannt wurde, dass die BBC einigen männlichen Stars mehr Gage zahlt als weiblichen, ist der Sender in der Defensive. Hier ist die Fehlerkultur wenig ausgeprägt: Man habe nicht gegen Gesetze verstoßen, heißt es lapidar.“

6. “Scheißer von Heuchelheim” gefasst
(hessenschau.de)
Mit “Scheißer von Heuchelheim gefasst“ überschreibt die „Hessenschau“ einen der wichtigsten Kriminalfälle der letzten Zeit. Der „Spiegel“ titelt mit “Kotleger von Heuchelheim” aufgeflogen etwas vornehmer. Geradezu begeistert schlagzeilt hingegen der „Rhein-Main Extra Tipp“: “Opa kackt über ein Jahr auf Bürgersteige in Gemeinde – und andere mache es ihm nach“ (hier nicht verlinkt, aus hygienischen Gründen).

Urteil gegen Türkei, falsche Hartz-Rechnung in “FAZ”, Manipulation

1. Bit­terer Erfolg in Straßburg
(lto.de, Markus Sehl)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat die Türkei für die Inhaftierung der beiden Journalisten Sahin Alpay und Mehmet Altan verurteilt: Ihre Untersuchungshaft verstoße gegen das Recht auf Freiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung, so die Richter in Straßburg. Markus Sehl schreibt, dass das EGMR-Urteil, das lediglich die Untersuchungshaft betrifft, zumindest für Altan zu spät kommen könnte: Er wurde inzwischen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

2. Bringt Hartz IV mehr Geld als Arbeit? FAZ verbreitet falsche Zahlen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Überschrift in der “FAZ” war eindeutig: “Hartz IV lohnt sich oft mehr als Arbeit”. Mit Hilfe des Vereins “Bund der Steuerzahler” wollte die Redaktion zeigen, dass man in bestimmten Familienkonstellationen deutlich über Mindestlohn verdienen müsste, um netto ähnlich viel zur Verfügung zu haben wie Hartz-IV-Empfänger in derselben Familienkonstellation. Das Problem bei den Zahlen, die die “FAZ” nutzt: Der “Bund der Steuerzahler” hat einfach das Kindergeld aus der Rechnung gelassen, zu Ungunsten der vermeintlich üppigen Hartz-IV-Bezieher. Stefan Niggemeier schreibt: “Dass ausgerechnet der für ihre Wirtschaftskompetenz gerühmten FAZ ein solch gravierender Fehler unterläuft, ist peinlich. Aber er blieb nicht auf die FAZ begrenzt.”

3. Malta: Informantin von ermordeter Journalistin stellte sich
(orf.at)
Eine Informantin der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia hat sich der Polizei in Griechenland gestellt. Die frühere Bankangestellte, die per Haftbefehl gesucht wurde, soll entscheidende Unterlagen geliefert haben für die Anschuldigung, dass die Ehefrau des maltesischen Regierungschefs Bestechungsgelder aus Aserbaidschan erhalten habe.

4. Zur Jagd freigegeben?
(journalist-magazin.de, Michael Kraske)
Wer als Reporter von Demonstrationen und Kundgebungen berichtet, bekommt oft zu spüren, wie medienfeindlich die Stimmung vor Ort ist. “Es wird beleidigt, bedroht und nach Kameras geschlagen. Gefahrenzonen sind längst nicht mehr nur Aufmärsche erkennbar extremistischer Organisationen”, schreibt Michael Kraske. Er hat ausführlich mit Journalisten und Polizisten gesprochen, um herauszufinden, welche Maßnahmen die Situation verbessern könnten.

5. Presserat: Lügenpresse-Rufer nehmen Polizei als “Kronzeugen” gegen Journalisten
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Die deutsche Polizei hat sich in Sozialen Netzwerken eine beachtliche Reichweite aufgebaut. Wie sie diese nutzt, ist mitunter diskussionswürdig, beispielsweise wenn sie die Herkunft von Straftätern nennt. Alexander Fanta schreibt: “Mit immer stärkerem Selbstbewusstsein nutzt die Exekutive ihre amtliche Informationshoheit dazu, selbst ins Rampenlicht zu treten. Dabei zeigt die Exekutive wenig Rücksicht auf die ethische Frage, die durch ihr neues Sendungsbewusstsein aufgeworfen wird. Denn die Polizei entscheidet in der Auswahl der Straftaten, die sie an die Öffentlichkeit trägt, und auch in den Detailinformationen, die sie preisgibt, viel über die öffentliche Wahrnehmung der Fälle mit. Mit der Nennung von Herkunftsländern von Tatverdächtigen macht die Polizei Politik.”

6. Wir haben die Kontrolle über unser Gesicht und unsere Stimme verloren
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Dass sich mit Photoshop Bilder manipulieren lassen, dürfte sich inzwischen rumgesprochen und Menschen beim Betrachten von Fotos vielleicht etwas misstrauischer gemacht haben. Adrian Lobe berichtet nun vom nächsten Schritt: dem Manipulieren von Video- und Audiomaterial. Er befürchtet weitreichende Folgen, sollte dadurch die “Integrität der Information” nachhaltig korrumpiert werden: “An der Integrität der Information hängt auch die Integrität einer funktionierenden Öffentlichkeit. Ist Journalismus unter den Bedingungen der totalen Manipulation überhaupt noch möglich?”

Kachelmann-Freispruch-Verurteilung, Mafia-Buch, Veganer-Inszenierung

1. Jörg Kachelmann: Verurteilt trotz Freispruch
(Panorama, Robert Bongen & Fabienne Hurst, Video, 14:25 Minuten)
Der Fall Kachelmann ist ein großes Versagen von Justiz und Medien. Obwohl Deutschlands berühmtester und renommierter Wettermoderator unschuldig ist, verliert er seinen Job bei den Öffentlich-Rechtlichen, sein Geld, seine Reputation. Er bleibt bei vielen “verurteilt, trotz Freispruch”. “Panorama” hat den Fall aufgegriffen und in einem Filmbeitrag kritisch aufgearbeitet.
Weiterer Lesetipp: Filmautorin Fabienne Hurst auf “Zeit Online”: Unschuldig und doch verurteilt.

2. “Gehörn S’ jetzt zua Mafia oda ned?”
(taz.de, Lisa Ecke)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat entschieden: In Petra Reskis Mafia-Buch müssen Teile geschwärzt werden. Der EGMR gab einem italienischen Gastronomen recht, der sein Persönlichkeitsrecht verletzt sah, weil er darin mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht wurde. Die “taz” hat mit der Autorin über die Auswirkungen des Urteils gesprochen: “Dieser widersinnige Umgang mit Verdachtsberichterstattung betrifft allerdings nicht nur mich, sondern praktisch jeden, der auf die unglückselige Idee kommt, über die Mafia in Deutschland zu berichten.”

3. Preisverfall in der Bildbranche – Die Untergrenze der Angemessenheit?
(message-online.com, Chantal Alexandra Pilsl)
Laut Marktbeobachtungen des “Bundesverbands professioneller Bildanbieter” geht es mit den Bildhonoraren beständig abwärts. Chantal Alexandra Pilsl hat sich in der Branche umgehört, wie sich der Preisverfall auf Agenturen und Fotografen auswirkt und ob die Abwärtsspirale aufzuhalten ist. In mehrfacher Hinsicht lesenswert, denn es geht dabei auch um konkrete Zahlen.

4. Das Sexismus-Problem des “Spiegel”
(morgenpost.de, Kai-Hinrich Renner)
In seiner “Medienmacher”-Kolumne kritisiert Kai-Hinrich Renner den “Spiegel”. Das Nachrichtenmagazin thematisiere “Macht und Missbrauch”, eiere aber herum, wenn es um Übergriffe im eigenen Haus geht. Im Zuge des Weinstein-Skandals seien sexuelle Übergriffe und Sexismus in dieser Woche Titelthema beim “Spiegel”. Die Geschichte des eigenen Hauses hätte man jedoch schamhaft verschwiegen. Renner bezieht sich auch auf die Erinnerungen von Irma Nelles in ihrem Buch “Der Herausgeber” über Rudolf Augstein, in dem sie von Übergriffen des Magazingründers berichtet hatte.

5. Zeitung will Journalisten mit Waffen ausstatten
(spiegel.de)
Gleichzeitig erschütternde und traurige Nachrichten aus Russland: Die russische Oppositionszeitung “Nowaja Gaseta” sieht keinen anderen Weg, als in Zukunft ihre Mitarbeiter mit Waffen auszustatten. “Wenn der Staat nicht bereit ist, uns zu verteidigen, werden wir uns selbst verteidigen”, sagt der stellvertretende Chefredakteur Sergej Sokolow. Hintergrund ist die gestiegene Angst vor Attacken auf Journalisten im Land wie der jüngste Anschlag auf eine Journalistin des kremlkritischen Radiosenders “Echo Moskwy”.

6. Attila Hildmanns öffentliches Burger-Essen war das absurdeste Werbe-Event des Jahres
(vice.com, Tim Geyer)
Wie ein “BDSM-Sklave, der seiner Herrin auf der Venus den Absatz leckt” fühlte sich Tim Geyer bei einem Presse-Event der etwas anderen Art: Attila Hildmann hatte in seinen veganen Imbiss geladen und etwa 30 Journalisten waren dieser Einladung gefolgt. Als Besucher der Veranstaltung wird der Reporter automatisch Teil der Dramaturgie. Burger werden an die Pressemeute verteilt und alle scheinen sich gegenseitig abzulichten: “Als ich reinbeiße, werde ich von ungefähr zehn Kameras auf Facebook gestreamt. Eine RTL-Journalistin hält mir ihr Mikrofon ins Mampfgesicht und fragt, wie es schmeckt, fast so, als interessiere sie das wirklich.”

Deniz Yücel, Angst-Studie, Ludwig-Schwindel

1. “Der Fall Yücel sollte kein Politikum sein”
(welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
“Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt nun seit mehr als 250 Tagen im Gefängnis. Eine Anklageschrift gibt es noch immer nicht. Daniel-Dylan Böhmer hat mit Yücels Anwalt Veysel Ok gesprochen, der seinen Mandanten regelmäßig besucht und der durchaus Hoffnung hat, dass der Fall Yücel noch juristisch zu lösen ist. Am Ende des Interviews gibt es alle nötigen Informationen, wie man Deniz Yücel einen Brief zukommen lassen kann — auf Deutsch oder auf Türkisch.

2. Der Preis der Anna-Lena Schnabel
(3sat.de, Jan Bäumer, Video, 44:56 Minuten)
Anna-Lena Schnabel hat einen Preis bekommen, den “Echo Jazz”, weil sie hervorragend Saxophon spielt. Bei der Preisverleihung durfte sie allerdings keines ihrer eigenen Stücke ihres Albums “Books, Bottles & Bamboo” spielen, für das sie die Newcomer-Auszeichnung bekommen hat. Die seien zu sperrig fürs Fernsehpublikum, das dann nur wegschalten würde, so die Befürchtung des NDR, der die Preisverleihung übertragen hat. Jan Bäumers 45-minütige sehenswerte Doku ist eigentlich ein Portrait über Anna-Lena Schnabel. Sie zeigt aber auch das hochpeinliche Vorgehen eines TV-Senders, wenn er mit Kultur in Berührung kommt. Bei “Zeit Online” ist eine Rezension zu Bäumers Film erschienen. Nachtrag, 13:28 Uhr: Thomas Schreiber, Unterhaltungschef des NDR, widerspricht der Darstellung von Anna-Lena Schnabel.

3. So hetzt ‘RT Deutsch’ seine Fans gegen einen Berliner Kritiker auf
(vice.com, Matern Boeselager)
Bei einer Demonstration gegen die AfD stellt sich ein junger Mann vor die Kamera von “RT Deutsch” und kritisiert auf Englisch den deutschen Ableger des russischen Staatssenders. Nach einem späteren Interview des Mannes mit der “Welt” veröffentlicht “RT Deutsch” in einem als “Satire” gekennzeichneten Beitrag den vollen Namen des Mannes, Fotos von ihm, seine angebliche Arbeitsadresse. Darauf folgen Drohungen und Beleidigungen. Matern Boeselager über “die Methode RT Deutsch”.

4. Wenn das Gericht dem Amt nicht traut
(taz.de, Christian Rath)
Ist die journalistische Sorgfaltspflicht gewahrt, wenn sich Autoren auf amtliche Berichte berufen? Ja und nein, hat der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) kürzlich entschieden. Es ging um ein 2008 erschienenes Buch der Mafia-Expertin Petra Reski, die darin einen Mann als “mutmaßliches Mitglied” der kalabrischen Mafia beschrieb. Reski stützte sich dabei auf zwei interne Berichte des Bundeskriminalamts (BKA). Wären die BKA-Berichte veröffentlicht worden, wäre laut EGMR alles in Ordnung. Da sie aber unveröffentlicht bleiben, hätte Petra Reski die dort enthaltenen Informationen weiter prüfen müssen, so das Gericht. Christian Rath schreibt zum Urteil: “Journalisten sollen also nicht ungeprüft Aussagen veröffentlichen, die der Staat (noch) nicht für veröffentlichungsfähig angesehen hat.”

5. Eine Studie, die Angst macht
(stefan-fries.com)
Die “R+V”-Versicherung veröffentlicht jedes Jahr die Ergebnisse ihrer “Langzeitstudie” zum Thema “Die Ängste der Deutschen”. Redaktionen im ganzen Land greifen diese gern auf. Stefan Fries sieht das kritisch, weil die Fragen der Studie einen engen Rahmen vorgäben, und an einer entscheidenden Stelle Transparenz fehle: “So bleibt am Ende die ernüchternde Erkenntnis, dass trotz aller Transparenz, was die Erhebung der Umfrage angeht, diese bei den Ergebnissen fehlt. Was freilich Journalisten nicht daran hindert, die Ergebnisse und damit auch Werbung für die Versicherung in die Berichterstattung zu heben.”

6. Der Schwindel des Journalisten, dem Ludwig II. scheinbar sein Herz öffnete
(sueddeutsche.de, Hans Kratzer)
1886 war es eine Sensation, ein Scoop, als der Journalist Lew Vanderpoole im angesehenen “Lippincott’s Monthly Magazine” eine große Geschichte über Ludwig II. veröffentlichte. Vier Jahre zuvor soll er den bayerischen König getroffen haben — keinem Autor vor ihm und keinem nach ihm ist das gelungen. Aufgrund dieser Einzigartigkeit wird Vanderpooles Artikel noch heute häufig zitiert. Nun gibt es allerdings Zweifel an der Echtheit des Stücks. Süddeutsche.de berichtet über die Entdeckungen des Privatgelehrten Luc Roger, der sagt: “Vanderpooles Bericht über seine Audienz mit König Ludwig II. ist höchstwahrscheinlich ein Betrug.”

Die Suche nach dem richtigen Netzwerkgesetz

Seit dem 1. Oktober ist es nun also in Kraft, das Netzwerkdurch …

Screenshot n-tv.de - Um dem Hass und um Falschmeldungen im Netz Einheit zu gebieten, hat Bundesjustizminister Heiko Maas das Netzwerkdurchsuchungsgesetz vorangetrieben

Nee, n-tv.de*, so heißt das nicht. Kennt Handelsblatt.com den richtigen Namen?

Das von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vorangetriebene Netzwerkdurchsuchungsgesetz, das seit Sonntag in Kraft ist, hat laut OSZE-Repräsentant Harlem Désir möglicherweise eine “abschreckende Wirkung auf die freie Meinungsäußerung”.

Auch nicht. Aber “Wired”* kann uns bestimmt sagen, wie das oft auch als “Facebook-Gesetz” bezeichnete Gesetz heißt!

Das oft auch als Facebook-Gesetz bezeichnete Netzwerkdurchsuchungsgesetz verpflichtet Online-Netzwerke dazu, schneller auf Beschwerden über Hasskriminalität und andere strafbare Inhalte zu reagieren und betreffende Inhalte zügiger zu entfernen.

Hm. Kann FAZ.net helfen?

Screenshot FAZ.net - Netzwerkdurchsuchungsgesetz - Kritik am Gesetz gegen Hasskommentare

Durch Großbuchstaben wird es auch nicht richtiger. Weiß “Deutschlandfunk Kultur”* vielleicht was?

Screenshot Deutschlandfunk Kultur - Netzwerkdurchsuchungsgesetz - Der Schritt in die Zensur ist nicht weit

Mdr.de?

Der Wirtschaftsjurist Gerald Spindler von der Universität Göttingen sieht in dem “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” des SPD-Politikers gar eklatante Verstöße gegen europäisches Recht.

“Meedia”*?

Facebook wehrt sich gegen das geplante Netzwerkdurchsuchungsgesetz von Heiko Maas

Taz.de*?

Bundesjustizminister Heiko Maas hatte in den vergangenen Monaten mit seinem “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” eine breite Debatte über den richtigen Umgang mit Hass im Netz angestoßen.

“Vice”?

Anlass für die versuchte Besetzung war das sogenannte Netzwerkdurchsuchungsgesetz von Maas.

“Mitteldeutsche Zeitung”?

Screenshot Mitteldeutsche Zeitung - Beschränkt das Netzwerkdurchsuchungsgesetz die Meinungsfreiheit?

“Huffington Post”*?

Hinter dem Titel “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” versteckt sich der Vorstoß von Justizminister Heiko Maas, mit dem er Hass in sozialen Netzwerken bekämpfen will.

“Badische Zeitung”?

Facebook reagiert auf das Netzwerkdurchsuchungsgesetz und baut sein Löschteam aus.

Netzpolitik.org*?

Die Themen, die von der Kollaboration zwischen Kunst und Wissenschaft schon 2016 aufgegriffen wurden, erlangten in den letzten Wochen durch das Ende des NSA-Untersuchungsausschusses, den Staatstrojaner und auch das Netzwerkdurchsuchungsgesetz erneute Brisanz.

“Telepolis”?

Auf der einen Seite wurde der Beschluss zur “Ehe für alle” bei einem Teil der Bevölkerung mit großer Freude zur Kenntnis genommen wurde, auf der anderen Seite hat das Parlament zur gleichen Zeit noch ein paar Gesetze (Netzwerkdurchsuchungsgesetz; Reform des Wissenschaftsurheberrechts und einheitliche Netzentgelte) durch das Parlament gepeitscht, die für wesentlich weniger Verzückung sorgen werden sobald die breite Masse davon erfährt.

Süddeutsche.de?

Die Bundesregierung hat mit dem Netzwerkdurchsuchungsgesetz Facebook die Löschung von Hasskommentaren überantwortet und dem Konzern eine Richterrolle zugewiesen.

Irgendjemand? BILDblog vielleicht?

Das umstrittene Netzwerkdurchsuchungsgesetz ist besser als sein Ruf, findet Christian Humborg in seiner Kolumne auf “Carta”.

Ugh! Ja, auch wir haben “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” geschrieben statt Netzwerkdurchsetzungsgesetz, wie es richtig heißt — oder in Langform: Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken. Den einst fehlerhaften Artikel haben wir inzwischen korrigiert.

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz bringt alle Voraussetzungen mit, um zum neuen “EU-Gericht” zu werden.

Mit Dank an @Rigolachs für den Hinweis!

*Nachtrag, 6. Oktober: n-tv.de, “Wired”, “Deutschlandfunk Kultur”, “Meedia”, taz.de, “Huffington Post” und netzpolitik.org haben auf unsere Kritik reagiert und ihre Artikel — mitunter sogar sehr transparent — korrigiert.

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