Unter www.focus.de verbreiten Sie am 10.05.2013 unter der Überschrift “Bewährungsstrafe für Bushidos Freund” unter Bezugnahme auf die “Bild”-Zeitung, ich sei in einem Prozess, in dem ich mich “offenbar wegen Beihilfe bei einer Bedrohung aus dem Jahr 2010 vor Gericht verantworten” musste, zu einer “Bewährungsstrafe von vier Monaten” verurteilt worden.
Hierzu stelle ich fest: Ich wurde nicht verurteilt, sondern auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen.
Berlin, den 14. Mai 2013
Arafat Abou-Chaker
Nun könnte man sagen: Schön blöd von der Agentur SpotOn, das einfach aus der “Bild”-Zeitungabzuschreiben. In diesem Fall müsste es aber heißen: Schön blöd, das falsch aus der “Bild”-Zeitung abzuschreiben. Die schrieb nämlich nicht, dass Arafat Abou-Chaker, der “Boss des Abou-Chaker-Clans”, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, sondern sein Bruder Yasser.
Andererseits: Yasser, Arafat. Wer kann schon ahnen, dass das nicht mehr nur eine Person ist.
Wir sind ja nicht die einzigen, die Fehler in deutschsprachigen Medien aufschreiben. Die Medien machen das auch gerne mal selber — wobei sie sich deutlich lieber den Pannen ihrer Mitbewerber widmen, als den eigenen.
Gestern Morgen konnte “Focus online” mit einem spektakulären Problem anderer Leute aufwarten:
Okay, die Ausgabe der “Tagesschau”, die ausgefallen ist, war die um 8 Uhr und nicht die um 7.30 Uhr. Und es war auch nicht ganz “zum ersten Mal”, dass eine “Tagesschau” nicht gesendet werden konnte, wie der zuständige NDR in einer Pressemitteilung am Vormittag erklärte:
Einen Tagesschau-Ausfall gab es u. a. vor rund zehn Jahren. Damals war an einem Sonntagmorgen ein Verteiler für die öffentliche Stromversorgung in der Nähe des ARD-aktuell-Studios bei Bauarbeiten beschädigt worden.
Diese Nachricht hat sich im Laufe des Vormittags auch zu “Focus Online” rumgesprochen. Dort lautet die Formulierung inzwischen:
Heute Morgen um 8 Uhr ist die Tagesschau ausgefallen – zum ersten Mal in ihrer 60-jährigen Geschichte aus redaktionsinternen Gründe [sic!].
Auch die Deutsche Presse Agentur (dpa), die sich in ihrer ersten Meldung weitgehend auf die Angaben von “Focus Online” verlassen hatte, musste die falsche Uhrzeit der ausgefallenen Sendung korrigieren.
Anfangs hatte dpa geschrieben:
Laut “Focus” ist es das erste Mal in der 60-jährigen Geschichte der “Tagesschau”, das [sic!] eine Sendung ausgefallen ist.
Später schrieb die Agentur:
Ausfälle der “Tagesschau” sind selten. Unter anderem konnte nach Angaben des NDR vor etwa zehn Jahren eine Nachrichten-Sendung wegen eines Stromausfalls nicht gesendet werden. Damals war bei Baggerarbeiten in der Nähe des Sendezentrums ein Verteiler geschädigt worden.
“Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke konnte diesen Ausfall uns gegenüber dann auch noch konkretisieren:
Am 26.11.2006 fiel eine Kurzausgabe am Sonntagvormittag aus, weil die Stromversorgung für das gesamte Stadtviertel durch einen Bagger lahmgelegt wurde.
Womit diese Überschrift von “Spiegel Online” im Nachhinein auch eher halbrichtig ist:
Dann lese ich auf einer News-Website von einem “peinlichen Moment für die ARD”. Ehrlich gesagt fand ich das nicht peinlich, sondern habe mich um die Mitarbeiterin gesorgt. Ihr galt meine erste Frage. Sie wurde mit dem Notarztwagen in die Klinik gebracht und untersucht. Glücklicherweise wurde sie mittags entlassen – es geht ihr wieder besser.
(Das mit dem “peinlichen Moment” war auch “Focus Online”.)
Und dann war da natürlich noch jemand, der immer verlässlich zur Stelle ist, wenn bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern irgendwas schiefgeht.
Bild.de hatte zunächst geschrieben:
Wenige Wochen nach der fiesen Lotto-Panne hat heute Morgen im Ersten schon wieder etwas nicht geklappt. Zum ersten Mal in der 60-jährigen Geschichte konnte die ARD-“Tagesschau” nicht gesendet werden.
Das war ziemlicher Quatsch. Bei der “fiesen Lotto-Panne” vor drei Wochen, auf die Bild.de anspielte, hatte die Ziehung der Lottozahlen wiederholt werden müssen, weil zwei Kugeln nicht in die Lostrommel gefallen waren. Allerdings im ZDF.
Bild.de hat den Satz mit der Behauptung, dass “im Ersten schon wieder etwas nicht geklappt” hätte, ziemlich schnell und sehr unauffällig aus dem Artikel entfernt.
Doch auch der zweite Satz war ja, wie wir inzwischen wissen, so nicht richtig. Und so hat Bild.de den Artikel noch mal unauffällig überarbeitet, jeden Verweis auf einen “historische[n] Ausfall im Ersten” entfernt und sich für diesen eher sachlichen Anfang entschieden:
Die ARD-“Tagesschau” konnte am Freitag um 8 Uhr nicht gesendet werden. Die Sendung im Rahmen des “Morgenmagazins” musste ausfallen, weil eine wichtige Mitarbeitern kurz zuvor zusammengebrochen war!
Verglichen mit der sensationsheischenden Berichterstattung mancher Medien dürfte der Ausfall der “Tagesschau” der am wenigsten peinliche Teil dieser Geschichte gewesen sein.
Mit Dank an Benjamin K., Helge, Benjamin G. und Volker G.
Die Überschrift ist ebenso rätselhaft wie vielversprechend:
Die Geschichte, die “Focus Online” darunter erzählt, handelt davon, dass Kinder einer amerikanischen Grundschule Rechenaufgaben wie die folgende lösen sollten: “Ein Sklave wird fünfmal am Tag ausgepeitscht. Wie oft wird er in einem Monat ausgepeitscht?”
Das Stück wirkt ungewöhnlich gründlich recherchiert. Gleich drei verschiedene Quellen nennt “Focus Online” (ohne auch nur eine einzige davon zu verlinken): den Online-Auftritt des “New York Magazine”, die Zeitung “Atlanta Journal-Constitution” und CBS News.
Nur dass sich zum Beispiel die Angaben im “New York Magazine” (und in anderen Medien) so gar nicht mit dem decken, was “Focus Online” schreibt. So handelt es sich nicht um “Drittklässler der Beaver Ridge Grundschule im US-Bundesstaat Georgia”, sondern um Viertklässler der Schule PS 59 in New York City. Und auch nicht um neun betroffene Lehrer, sondern um zwei. Und von Ed DuBose, dem Präsidenten der Bürgerrechtsorganisation NAACP ist, anders als “Focus Online” schreibt, auch noch keine konkrete Forderung bekannt geworden, die Verantwortlichen zu feuern.
Des Rätsels Lösung: “Focus Online” hat die aktuelle Aufregung (in New York) mit einem ähnlichen Vorfall vor einem Jahr (in Georgia) verwechselt. Der war damals auch durch die deutsche Presse gegangen.
Und wir nehmen als Anregung für lebensnahe Unterrichtsgestaltung die Rechenaufgabe mit: Ein Redakteur macht pro Artikel, aus dem er zitiert, einen Fehler. Wie viele Quellen sind nötig, um den Qualitätsstandard von “Focus Online” zu halten?
Nachtrag, 22:50 Uhr. “Focus Online” hat den Artikel offen korrigiert.
Das war’s dann also. Der Asteroid “2012 DA14” hat unseren Planeten gestern Abend planmäßig passiert. Höchste Zeit für die Medien, mal rückblickend festzuhalten, wie verdammt knapp wir da einer kosmischen Katastrophe entkommen sind.
Wir leben noch! Der Asteroid “2012 DA 14” ist an der Erde vorbei gerast, verschwindet jetzt wieder in der Tiefe des Alls.
Um 20.24 Uhr am Freitagabend erreichte der Himmelskörper seinen erdnächsten Punkt: In 27 357 Kilometern Entfernung sauste er an uns vorbei. (…)
Zu sehen war er allerdings nur mit guten Ferngläsern. Dennoch ist in der Geschichte der modernen Astronomie noch kein Himmelskörper der Erde so nahe gekommen wie “2012 DA14”.
Dass uns noch nie zuvor ein Asteroid so nahe gekommen sei, hatten auch einige Agenturen vermeldet. Viele Medien übernahmen die Info, einige hübschten sie im Sinne der Knalligkeit auch gleich noch ein wenig auf:
Zu sehen war er allerdings nur mit guten Ferngläsern. Dennoch war in der Geschichte der modernen Astronomie noch kein Himmelskörper der Erde so nahe gekommen wie “2012 DA14”.
Der Himmelskörper bewegte sich um 20.24 Uhr deutscher Zeit in 27.357 Metern Abstand an unserem Planeten vorbei, wie die Nasa am Freitag mitteilte. Dies war soweit bekannt die bisher kürzeste Distanz eines Asteroiden zur Erde.
Wahrscheinlich werden da draußen und auf dem Boulevard der Hysteriker Entfernungen anders gemessen, tatsächlich kommt 2012 DA14 der Erde nur so nahe wie noch kein anderer Himmelskörper zuvor, nahe, das sind in diesem Fall 27 500 Kilometer.
So dicht wie nie zuvor in der Geschichte der Astronomie ist ein Himmelskörper an der Erde vorbeigerast.
Um es kurz zu machen: Das ist falsch.
Wie etwa die “Near Earth Object”-Datenbank der NASA belegt, war “2012 DA14” bei weitem nicht der erste vorhergesagte Asteroid, der uns so nahe gekommen ist. “2011 MD” zum Beispiel war zwar deutlich kleiner, doch er rauschte — mit einer Distanz von knapp 12.000 Kilometern — viel dichter an unserem Planeten vorbei. Und nur der Vollständigkeit halber: Die Behauptung, “kein anderer Himmelskörper” sei der Erde jemals so nahe gekommen, ist natürlich der völlige Unsinn.
Vermutlich muss man im Fall von “Focus Online” schon froh sein, dass sie nicht geschrieben haben, dass eine Duschgel-Show für den Grimme-Preis nominiert ist. Der Versuch, einer unscheinbaren, 114 Wörter kurzen dpa-Meldung eine treffende eigene Überschrift zu geben, muss dennoch als gescheitert betrachtet werden.
Offenbar war es dieser Satz, der “Focus Online” mit seiner komplexen Satzstruktur auf die falsche Fährte gelockt hatte:
Die sechste Staffel aus dem Jahr 2012, noch mit dem am 2. Oktober gestorbenen Co-Moderator Dirk Bach, ist eine von insgesamt 57 TV-Produktionen, die in drei verschiedenen Kategorien auf die renommierte Auszeichnung hoffen dürfen.
Die RTL-Show “Ich bin ein Star — holt mich hier raus” ist nur einmal — und in nur einer Kategorie — für den Grimme-Preis nominiert.
Nachtrag, 23:55 Uhr. “Focus Online” hat die Meldung gegen eine andere Fassung ersetzt und die Überschrift geändert und behauptet nun stattdessen falsch, die Dschungelshow sei “mangels neuer Unterhaltungsformate” für den Preis nominiert.
Heute vor einem Monat erschoss ein Mann in Newtown, Connecticut 27 Menschen, darunter 20 Kinder einer Grundschule.
Nach dem Amoklauf von Winnenden hatte der Deutsche Presserat im Jahr 2010 einen Leitfaden für die Berichterstattung über Amokläufe (PDF) veröffentlicht, in dem die deutschen Medien zur Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Opfer, Angehörige und Täter aufgerufen werden.
In welcher Form und in welchem Ausmaß deutsche Onlinemedien wie Bild.de, “Spiegel Online”, “Focus online”, FAZ.net oder sueddeutsche.de in der ersten Woche über die Ereignisse von Newtown berichtet haben, haben wir in einer Übersicht zusammengefasst:
Die deutsche Online-Berichterstattung über den Amoklauf in Newtown (PDF)
Eine gute Eigenschaft hat er ja, dieser ganze Weltuntergangs-Wahnsinn: Er ist befristet.
Sobald die Welt am Morgen des 22. Dezember aufwacht, sich träge aus dem Bett schält und beim Blick in den Spiegel merkt, dass ja doch noch alles dran ist, spätestens dann haben hoffentlich auch die Medien die Schnauze voll.
Aber bis es so weit ist, jagen sie noch mal alles raus, was sie in die Finger kriegen. Irgendwas, egal, Hauptsache “Weltuntergang” kommt drin vor, am besten in Kombination mit Sex, Satanisten oder Aliens. Das mit der ernsthaften Berichterstattung haben die Journalisten bei dem Thema ohnehin längst weitgehend aufgegeben.
Für die optischen Dramatisierung äußerst beliebt: Der Kalenderstein der Maya. Haben Sie sicher schon mal gesehen. AufBild.dezumBeispiel:
Blöd nur: Das auf den Bildern ist gar nicht der Kalender der Maya. Es ist ein Kalender der Azteken.
Nikolai Grube, Professor für Altamerikanistik und renommierter Maya-Forscher der Uni Bonn, schreibt uns auf Anfrage:
Das ist der aztekische Kalenderstein, 1000 km und 700 Jahre von den klassischen Maya entfernt … Das ist so, als würden Sie zur Illustration des Reichstagsgebäudes eine osmanische Moschee aus Izmir zeigen. Solche Fehler sagen viel über die Kenntnisse und den Respekt der Medienmacher für fremde Kulturen aus. Es gibt nicht eine Abbildung des Maya-Kalenders, sondern mehrere tausend. Der Maya-Kalender ist eine Idee, er ist eine bestimmte Form der Zeitrechnung und liegt deshalb tausenden von Hieroglypheninschriften zugrunde.
Diesen Unterschied zu erkennen, dafür hätte schon ein kurzer Blick in dieWikipedia genügt.
Aber vielleicht gelingt es den Medien ja in den verbleibenden sieben Tagen, selbst da noch einen draufzusetzen.
Medien wie Bild.de und “Focus Online” berichteten am Donnerstag:
Neben dem Altkraftwerk in Datteln darf der Stromkonzern Eon auch sein Kraftwerk Shamrock in Herne befristet weiter betreiben.
Die Überschrift sah so aus:
Für die Bewohner des Ruhrgebiets war das eine unangenehme Überraschung: Bisher galt das Kraftwerk Shamrock als Steinkohlekraftwerk.
Das ist es auch weiterhin, denn von einem “Atomkraftwerk” war in der eigentlichen Meldung keine Rede.
Quelle für die Artikel bei Bild.de, “Focus Online” und anderswo war der Landesdienst NRW der Deutschen Presse Agentur (dpa). Doch dessen Meldung war unter der korrekten Überschrift “Auch Altkraftwerk Shamrock darf weiter laufen” über die Ticker gegangen.
Was war also passiert?
Die dpa erklärte uns auf Anfrage, in den eigentlichen dpa-Tickern sei die Meldung richtig überschrieben gewesen, es handle sich offensichtlich um einen Übertragungsfehler bei der Belieferung von Onlineportalen.
Entsprechend sei das mitgelieferte Symbolfoto eine “Fortsetzung des Fehlers”:
Nach unserer Anfrage hatte die dpa den Fehler in ihrem System korrigiert, bei Bild.de ist in der Überschrift und der Bildunterschrift jetzt von einem “Altkraftwerk” die Rede. (Das Foto zeigt allerdings weiterhin das Atomkraftwerk Isar 1 2* in Bayern, das mit der Meldung ohnehin nichts zu tun hat.)
Das war am frühen Freitagabend.
Bei “Focus Online” sieht die Meldung heute immer noch so aus:
Mit Dank an Franziska K.
*) Nachtrag, 13.30 Uhr: Erstaunliche Erkenntnis am Rande: Der Kühlturm, der immerwiedergerne bei Artikeln zum Kernkraftwerk Isar 1 gezeigt wird, gehört zum Kernkraftwerk Isar 2.
Am Freitag gewann die deutsche Fußballnationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel in Irland mit 6:1. Am Sonntag feierte die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” den “Hauch von Befreiung”, den dieses Ergebnis bedeutete.
Was laut “Sonntagszeitung” vor allem an einem Mann lag:
In Dublin genügte ein Name, um das Steigerungspotential im Vergleich zur EM zu vermessen. Marco Reus präsentierte sich nicht nur wegen seiner beiden Tore als ein weiterer Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.
Doch obwohl Reus gegen Irland der Matchwinner war, gab es offensichtlich kein brauchbares Foto von ihm aus dem Spiel — die “FAS” jedenfalls druckte ein Foto aus dem EM-Viertelfinale gegen Griechenland, gut zu erkennen am EM-Logo auf den Ärmeln und an den deutschen und griechischen Fahnen unter dem Adler:
Mit Dank an Oskar L.
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Apropos Adler: Am Sonntag fand das sogenannte “Jahrhundertspiel” zwischen Deutschland und Italien statt, bei dem ehemalige Nationalspieler beider Länder für einen guten Zweck gegeneinander antraten.
Der Kölner “Express” schreibt dazu auf seiner Website:
30:000 Fans waren in die Frankfurter Arena gekommen, und sie sahen Ballack noch einmal mit dem DFB-Adler auf der Brust.
Das darüber abgebildete Foto zeigt allerdings deutlich, dass Ballack gar keinen DFB-Adler auf der Brust hatte:
Genau genommen hatte keiner der deutschen Spieler den DFB-Adler auf der Brust, weil es sich nicht um ein offizielles Spiel des Deutschen Fußballbundes handelte und dessen Wappen deshalb auch nicht verwendet werden durfte. Weswegen auch die Überschrift “Ballack genießt Auftritt im DFB-Trikot” auf wackligen Beinen steht.
Mit Dank an Tim W.
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In der Nacht zum Sonntag kam es in Fürth zu einer Massenschlägerei mit neun Verletzten.
Der Sportinformationsdienst sid schreibt:
Nach Angaben der Polizei sollen sich zu jenem Zeitpunkt 40 Anhänger des Aufsteigers in ihrem Vereinsheim aufgehalten haben, als gegen 1.30 Uhr rund 60 Fans des Club auftauchten.
Der sid war so unvorsichtig, die Meldung als “Fußball/BL/Nürnberg/Fürth/Fans/Schlägerei” zu kategorisieren, woraus die Überschriftenmacher bei “Focus Online” folgendes folgerten:
Nur, dass am Wochenende nicht nur nicht das Spiel Fürth gegen Nürnberg stattfand (das ist erst Ende November), sondern wegen der Länderspielpause (s.o.) gar kein “Bundesligaspiel”. Aber wenn Fans von Bundesligavereinen aufeinander einschlagen, muss das ja quasi ein Bundesligaspiel gewesen sein.
Mit Dank an Bastian.
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Und dann war da noch die “Welt”, die gestern den schwedischen Fußballer Zlatan Ibrahimovic porträtierte, der “als gemein, gefährlich und genial” gilt:
Auf der Skala der Traumberufe stünden wir Fußballreporter ganz oben, wenn da nicht mitunter diese brutale Wirklichkeit wäre: Erst bettelt man bei einem Star um ein Interview – um hinterher zu bedauern, dass es geklappt hat. So erging es jenem armen Kerl, der Zlatan Ibrahimovic einmal unbedingt vor der Kamera haben wollte. Der Torjäger kam nach dem Spiel vom Duschen, strebte zum Ausgang – und es kam zu folgendem Dialog.
“Zlatan!”, schrie ihm der Reporter nach. Ibrahimovic hielt abrupt an, machte kehrt und sagte: “Was zum Teufel willst Du?” Der Reporter bugsierte den Rüden dann irgendwie vors Mikrofon, zupfte sich fürs Interview schnell die Haare schön – da verzog Ibrahimovic seine krumme Nase und maulte: “Zum Teufel, was hast Du für ein Parfüm? Du riechst nicht gut.” Die Anspannung des Reporters nahm dramatisch zu, verkrampft lächelnd nahm er Anlauf zum Zwiegespräch, doch wieder war der Kicker schneller. “Das ist ja schlimm, wie Du riechst”, beschwerte sich Ibrahimovic. Anschließend beantwortete er halbherzig eine kurze Frage zum Spiel, und der Reporter, erleichtert, bedankte sich: “Also, bis demnächst, wir sehen uns.” “Besser nicht”, sagte Ibrahimovic, rümpfte noch mal die Nase – und ging.
Wie ernst es Ibrahimovic mit seinen “Beschwerden” war, sehen Sie am Besten selbst:
Na bitte, geht doch: Kaum rollt Günther Jauch den roten Teppich aus für Peer Steinbrück, legt dieser in den Umfragen zu. Am Sonntag hielt Steinbrück Hof in der ARD-Talkshow “Günther Jauch”, am gestrigen Mittwoch lasen wir, dass die SPD beim Marktforschungsinstitut Forsa ein Sechs-Jahres-Hoch von 30 Prozent erklommen habe. Auch die persönlichen Zustimmungswerte für Steinbrück verbesserten sich. Wäre Günther Jauch George W. Bush, könnte er nun sagen: “Mission accomplished”, Auftrag erfüllt.
Klitzekleines Logikproblem: Die am Mittwoch veröffentlichte Forsa-Umfrage beruht auf Interviews, die zwischen 1. und 5. Oktober geführt wurden, also spätestens am Freitag vor der Jauch-Sendung. Was auch immer der “Auftrag” Jauchs oder die Wirkung der Sendung gewesen sein mag: An den Forsa-Zahlen, die Kissler zitiert, kann man es ohne größerer Verknotungen des Raum-Zeit-Kontinuums nicht ablesen.