Archiv für 6 vor 9

Produktlobhudelei, El Masrar, Hufelandstraße

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Nachrichtenjournalismus wie er nicht sein soll”
(medienbuerohamburg.wordpress.com, Nele Römer)
Nachdem auf den Websites von “Hamburger Abendblatt” und “Hamburger Morgenpost” vermeldet wird, der Hamburger Hauptbahnhof sei gesperrt, bzw. komplett gesperrt, fragt Nele Römer nach: “In einem Lagerraum für Blumen gab es ein Feuer. Der Hauptbahnhof war auch nicht komplett gesperrt, nur die U2 ist nicht gefahren.”

2. “WeTab-Enthüllung? Wir WeDeppen schreiben einfach ab”
(medialdigital.de, Ulrike Langer)
WeTab-Geschäftsführer Helmut Hoffer von Ankershoffen verfasst bei Amazon unter falschem Namen überschwängliche Rezensionen über sein eigenes Produkt. Ulrike Langer prüft bei elf Online-Portalen nach, wie sie die von Richard Gutjahr entdeckte Selbstbeweihräucherung verarbeiten.

3. “Waren die Chefredakteure wieder segeln”
(taz.de, Silke Burmester)
Silke Burmester gibt zur Aufregung über den Fall WeTab/Amazon (siehe 2.) zu bedenken: “Nicht, dass nicht wahrscheinlich jeder zweite Buchautor sein Buch bei Amazon bespricht, es sollte den sich jetzt Empörenden – so sie denn Profis sind – nicht unbekannt sein, dass etliche Freiberufler an den Rechnern sitzen und im Auftrag von PR-Firmen Produktnamen oder Produktlobhudelei in Blogs unterbringen.”

4. Interview mit Sineb El Masrar
(philibuster.de, Nadia Shehadeh)
Sineb El Masrar, Gründerin des Frauenmagazins “Gazelle”, fände es sinnvoller, wenn statt über die “Kopftuchfrage” über “die zukünftige wirtschaftliche Unabhängigkeit junger Menschen” geredet würde. “Außerdem nervt es, dass ständig Klischeewelten herbeigeredet werden, die nicht existieren. Dass Muslime eben keine homogene Gruppe sind – das müsste doch schon längst klar sein. Es wird aber ständig noch so dargestellt und befeuert somit zum Teil natürlich auch die Stigmatisierungsmaschinerie weiter. Man stilisiert eine Wahrheit, die gar nicht zutrifft.”

5. “Hunter S. Thompson’s brutally honest Canadian job request”
(ottawacitizen.com, Andrea Woo, englisch)
Hunter S. Thompson bewirbt sich 1958 bei der “Vancouver Sun”: “As far as I’m concerned, it’s a damned shame that a field as potentially dynamic and vital as journalism should be overrun with dullards, bums, and hacks, hag-ridden with myopia, apathy, and complacence, and generally stuck in a bog of stagnant mediocrity. If this is what you’re trying to get The Sun away from, then I think I’d like to work for you.”

6. “Eine deutsche Straße im Wandel”
(geo.de, Andreas Wenderoth, Harf Zimmermann)
Harf Zimmermann fotografiert in der Berliner Hufelandstraße nach 23 Jahren nochmals die gleichen Plätze. In einer Fotogalerie werden je 12 Fotos einander gegenübergestellt.

Flattr, Gottschalk, Gerüchte

6 vor 9

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1. “‘Bild’-Zeitung kämpft für ihre Chefs”
(taz.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg glaubt, dass die Berichterstattung um ein Bauprojekt in Potsdam gefärbt sei von persönlichen Interessen der Führungsetage des Axel-Springer-Verlags: “Zwar dürfen sich im Artikel einige namentlich genannte Nachbarn Luft machen. Dass allerdings auch Springer-Vorstand Mathias Dö. und Bild-Chef Kai Di. gleich nebenan hausen, wird verschwiegen.”

2. “Flattr belohnt Meinung
vor Qualität und Aufwand”

(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert stellt fest, dass Nutzer des Mikrobezahldienstes Flattr häufig “Meinung und Kreativität, aber nicht notgedrungen Aufwand, Tiefe und Informationsgehalt” belohnen – “eine ernüchternde Erkenntnis für diejenigen, die in dem Service eine eventuelle Refinanzierungsform für ihren Content sahen, aber nicht in stark emotional besetzten Nischen aktiv sind”.

3. “Wenn Thomas Gottschalk die Welt nicht mehr versteht, warum erklärt er sie uns dann?”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Peer Schader schreibt auf, was Thomas Gottschalk über “das Facebook” erzählt. “Manchmal wirkt Deutschlands größter Entertainer wie ein Mann, der im Dampfmaschinenzeitalter groß geworden ist und mit großem Staunen aus der Zeitmaschine steigt.”

4. “Medien auf Auto-Pilot”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier fragt sich, warum verschiedene deutsche Zeitungsportale sich von der Automobilindustrie nicht mit Anzeigen bezahlen lassen. “Einfacher kann man es der finanziell gut aufgestellten PR-Maschinerie hinter der Automobilindustrie wirklich nicht machen. Über einen ‘unabhängigen Partner’ stellt man den Zeitungen für ihre Online-Präsenz ein paar Hochglanzvideos zur Verfügung; in den Redaktionen denkt man sich, dass der Ruf des Auto-Journalismus eh schon ruiniert ist, und so bauen die Verlage mit den Händen nach außen hin eine schöne glitzernde Multimedia-Fassade auf, und reißen zeitgleich mit dem Arsch das um, was einst der Kern des Journalismus war: Wir nennen es Glaubwürdigkeit.”

5. “Der Mann wurde geselbstmordet”
(tagesanzeiger.ch, Monica Fahmy)
Die “Kronen Zeitung” zitiert einen Historiker, der behauptet, in Schweizer Gefängnissen werde gefoltert. “Die abstrusen Aussagen des ‘Dr. Hross’, die an einen drittklassigen Agententhriller erinnern, druckte die ‘Kronen Zeitung’ ungeprüft ab. Dabei gibt es weder einen Historiker namens Sean Hross in Bern noch eine O2T-Foltermethode.”

6. “Gerüchte-Küche, ein unscharfes Dossier”
(derwesten.de, Bodo Hombach)
Bodo Hombach stellt in einem Essay fest, dass die gute Recherche der Tod des Gerüchts ist. “‘Es stand in der Zeitung’ – das könnte ein Gütesiegel sein, wenn das Blatt ordentlich arbeitet.” Könnte, wenn! Siehe dazu “Journalisten machen Kemnader See unsicher” (stefan-niggemeier.de, 29. April 2010).

David Simon, Webportale, Egon Krenz

6 vor 9

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1. Interview mit David Simon
(faz.net, Tobias Rüther)
David Simon, Erfinder und Produzent der Fernsehserien “The Wire” und “Treme”, sieht die Zukunft des Fernsehens als Leihbibliothek: “Die Leute werden ihre Serien schon finden. Zur Hölle mit den Quoten! Die eine Hälfte schaut ‘The Wire’ auf DVD oder on demand und die andere, wie es ihnen passt. Damit werden Quoten immer bedeutungsloser, egal ob die Leute von den Sendern das wollen oder nicht.” Ein zweites Gespräch mit Simon findet sich auf jetzt.sueddeutsche.de.

2. “Prominent inkonsequent”
(timklimes.de)
Ole von Beust und sein “knäbischer Freund” ist ein Thema, das “Die Zeit” nicht “prominent ignoriert”.

3. “Die Portale der Chinesen”
(scarlatti.de, Lorenz Lorenz-Meyer)
Lorenz Lorenz-Meyer vergleicht deutsche Webportale wie T-Online mit chinesischen Portalseiten: “Ob Nachrichten, Verbraucherinformationen, Marktberichte von der Börse oder die neuesten Gaming-Erfahrungen, die Portale bedienen alle Bedürfnisse, und sie bedienen sie exzellent. Immer noch dürfen die Portalredaktionen dabei in den meisten Themenfeldern nicht selbst journalistisch tätig werden (Wirtschaft, Lifestyle und Sport sind die Ausnahmen). Aber auch in der Auswahl aggregierter Inhalte aus anderen Quellen kann man sich publizistisches Profil erarbeiten. Und die Portale sind somit – auch dies anders als in Deutschland – zu einer wirklich relevanten Instanz in der chinesischen Öffentlichkeit geworden.”

4. “Abt. timeline – heute: eines mutmasslichen Mordes”
(infam.antville.org, patpatpat)
Patpatpat verfolgt, wie sich Meldungen über einen Mann, der tot in seiner Zelle aufgefunden wird, entwickeln.

5. “Aus dem Tagesablauf eines DDR-Spitzenpolitikers”
(dctp.tv, Video, 24:04 Minuten)
Alexander Kluge redet mit dem letzten SED-Generalsekretär, Egon Krenz, über seine damaligen Arbeitstage, die um 4.45 Uhr starteten und nach 23 Uhr endeten.

6. “Durchsageterror bei der Deutschen Bahn”
(heise.de/tp, Egon Müller)
“Die Älteren werden sich vielleicht noch dunkel erinnern: Es gab einmal eine Zeit, da konnte man in einen Zug steigen und stundenlang fahren, ohne auch nur ein einziges Mal von einer Durchsage belästigt zu werden.”

Frauentausch, Blokkmonsta, Betty Bossi

6 vor 9

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1. “RTL entschuldigt sich für dramatischen Amok-Bericht”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“In eigener Sache” bedauert Programmchef Jörg Zajonc die “deutlichen Irritationen”, die die Berichterstattung über einen Amoklauf im Köln ausgelöst hat. “Aus Sicht der Kritiker” wurde “deutlich zu spät explizit erklärt, dass es sich um eine Übung handelt”.

2. “Der war richtig sauer”
(jetzt.sueddeutsche.de, Martin Zips)
Nach einer Plattenkritik erhält der Chefredakteur von rap.de, Marcus Staiger, Besuch von Rapper Blokkmonsta. “Im Büro stellte sich der Rapper dann fünf Zentimeter neben mir auf und brüllte mich nieder. Fünf seiner Freunde standen direkt daneben und verboten mir zu gestikulieren. Als einer meiner Mitarbeiter geschubst wurde, warf ich mich dazwischen. Danach schlug man mich bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, waren die Rapper schon weg.” (Bericht zum Vorfall auf rap.de)

3. “Sofort- Kultur”
(screen.tv, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel schreibt über die so genannte “Kostenlos-Kultur”, die sich angeblich über das Internet verbreitet habe.

4. “Ich bin durch die Hölle gegangen”
(nwzonline.de, Traute Börjes-Meinardus)
Eine Teilnehmerin der RTL2-Sendung Frauentausch wirft der Produktionsfirma vor, sie zu Aussagen gedrängt zu haben: “Ich wollte das nicht, aber die von der Produktion haben gesagt, wenn ich mich weigere und die Sendung abbreche, sei das Vertragsbruch und ich müsse ein Bußgeld von 60 000 Euro zahlen.” RTL2 dementiert: “Beim Casting, beim Dreh und der Produktion unserer Sendungen lassen wir stets die größtmögliche Sorgfaltspflicht gelten.”

5. “Der grosse Auf-einem-Auge-blind-Test”
(20min.ch, Joel Bedetti)
Joel Bedetti beleuchtet die Verbindung zwischen dem Medienunternehmen Ringier (“Blick”, “SonntagsBlick”) und der Handelsgruppe Coop. Verbunden sind die beiden Konzerne durch die Betty Bossi Verlag AG, die beiden zur Hälfte gehört.

6. “BILD macht Dieter Nuhr zu Sahra Wagenknecht”
(danielgrosse.com)

3DS, Rheinischer Merkur, Zickenkrieg

6 vor 9

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1. Busunglück: “Fakt”-Reporter soll sich als Angehöriger ausgegeben haben
(polskaweb.eu)
Um “an Exklusivfotos und Insider-Informationen” zu kommen, soll sich ein Mitarbeiter der polnischen Boulevardzeitung “Fakt” “als Angehöriger eines der Todesopfer aus dem polnischen Reisebus ausgegeben haben, der am vergangenen Sonntag auf dem Berliner Ring verunglückte”. Eine Sprecherin des die Zeitung herausgebenden Axel-Springer-Verlags dementierte das. “Zu keinem Zeitpunkt habe er seine Identität als ‘Fakt’ Mitarbeiter verborgen und auch habe sich kein Angehöriger hierüber beschwert”.

2. “Bild nennt Release-Termin für 3DS – und alle machen mit”
(de.ign.com, Tino Hahn)
“Bild” kündigt, ohne dafür eine Quelle zu nennen, die Spielkonsole Nintendo 3DS für den 11. November 2010 an, was Spiele-Websites weltweit weiterverbreiten. Wie golem.de schreibt, wird sie jedoch erst im Februar (Japan) und März 2011 (USA und Europa) verkauft.

3. “Der ‘Bild’-Boykott einer Bäckerei”
(ndr.de, Video, 4:15 Minuten)
“Zapp” besucht die Bäckerei in Hamburg-Ottensen, in der Betreiber André Krause “Bild” nicht mehr verkauft (vollständiges Interview, Video, 6:19 Minuten).

4. “Klum-pa-Klatsch me if you can”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi würde gerne ein Blog über die “Verlogenheit der Yellow Press” schreiben. Es genüge nicht, nur einzelne Versäumnisse zu kritisieren, es gehe um “das Existenzrecht von Magazinen, die praktisch komplett aus Hörensagen und Gerüchten bestehen”.

5. “Rheinischer Merkur trifft Rheinischen Hausfreund”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Marcuccio analysiert diese Eigenwerbung der Wochenzeitung “Rheinischer Merkur”. Und liest dann nochmals jene Ausgabe des Blatts, die er sich vor zehn Jahren kaufte und in der Benjamin von Stuckrad-Barre als “der Zlatko der Literatur” bezeichnet wird.

6. “Wenn die Böcke zicken”
(clack.ch, Nicole Althaus)
Nicole Althaus denkt nach über das “Unwort” “Zickenkrieg”, das kurz nach der feststehenden Frauenmehrheit in der Schweizer Regierung in verschiedenen Zeitungen zu lesen war.

RTL, Ostdeutsche, iPad

6 vor 9

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1. “RTL verkauft Terror-Übung als Ernstfall”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Das Regionalmagazin von RTL in Nordrhein-Westfalen stellt während zwei Minuten eine Fortbildungsveranstaltung als Amoklauf dar. “Wer weiß, vielleicht war es ja auch für den Sender eine Übung: Ein Test, wie man – nach der legendären Winnenden-Berichterstattung im vergangenen Jahr – möglichst geil über einen solchen potentiellen Amoklauf berichten kann.”

2. “Wir sind anders”
(zeit.de, Jana Hensel)
Jana Hensel stellt fest, “dass es 20 Jahre nach der Einheit keine überregionalen ostdeutschen Medien gibt”. “Betrachtet man die Berichterstattung über den Osten Deutschlands in den überregionalen Medien, lassen sich drei Muster feststellen: Sie findet sprunghaft statt kontinuierlich statt, folgt einer häufig ausschließenden statt integrierenden Absicht und ist oft von Emotionalität statt von Sachkenntnis geprägt.”

3. “Journalism in the Age of Data”
(vimeo.com, Video, 54 Minuten, englisch)
Ein von Geoff McGhee produzierter Film zeigt die weitreichenden Möglichkeiten der Visualisierung von Daten auf. Das Werk in einzelnen Kapiteln mit weiterführenden Informationen gibt es auf datajournalism.stanford.edu.

4. “iPad vs Magazines”
(printingchoice.com, englisch)
Was US-Magazine auf Papier und auf dem iPad kosten.

5. “Bill O’Reilly Post-Interview Analysis”
(thedailyshow.com, Video, 3:16 Minuten, englisch)
Nach dem Besuch von Bill O’Reilly (Video, 9 Minuten) macht das Team von Jon Stewart eine Analyse der Körpersprache nach dem Vorbild von Fox News.

6. “Spartipp: Moderationen einfach doppelt verwenden!”
(ndr.de, Video, 32 Sekunden)
“Die Privatsender machen es vor: so geht sparsames Fernsehen.”

Fakenews, Matussek, Unter Linken

6 vor 9

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1. “Westerwelle ist zurückgetreten”
(tagesspiegel.de, Elisa Georgi und Florian Wessel)
Tagesspiegel.de erinnert sich an den Fall “Bluewater” (BILDblog berichtete), der am 10. September 2009 den Puls in der Redaktion ansteigen liess. Elisa Georgi und Florian Wessel bezweifeln, “dass durch diese Art der falschen Berichterstattung die Welt wirklich verbessert werden kann”. “Statt über die ‘Blödheit’ einiger Journalisten zu lachen und von nun an kritisch an das zu gehen, was man täglich in der Zeitung liest, führen ‘Fakenews’ eher zu einer Verunsicherung der Leser, welche so schon in der Nachrichtenflut ertrinken.”

2. Interview mit Matthias Matussek
(meedia.de, Christopher Lesko)
Teil 1 eines langen Gesprächs mit Matthias Matussek: “Schauen Sie doch auf Nixon, Tony Blair, Clinton: Lügen verschaffen vielleicht einen kurzen, strategischen Vorteil. Letztlich zahlen sie sich nicht aus und werden von der Wahrheit eingeholt. Dauerhafter sind da schon Wahrheits-Sager wie Ghandi oder Martin Luther King.”

3. “Darf ich vorstellen: Der Embedded Advertiser”
(juliane-wiedemeier.de)
“I♥KR” steht auf dem T-Shirt einer der Kandidatinnen in der Sat.1-Sendung “Deutschlands Meisterkoch”. Juliane Wiedemeier fragt sich, ob KR ihr Freund ist oder ob es sich um eine “Liebesbekundung für das chemische Element Krypton im Speziellen oder Kommerzienräte im Allgemeinen” handelt.

4. “‘Heute’ sabbert sich ein Nacktbild von Sibel Kekilli”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Die Gratiszeitung “Heute” illustriert ein Zitat des Gerichts, dass es Sibel Kekilli nicht mehr zu dulden hat, dass das Fernsehen “nach so vielen Jahren” Szenen aus einem Porno, in dem sie mal mitgespielt hat, ausstrahlt, “ausgerechnet mit einer Nacktszene aus besagtem Porno”.

5. “Unter Linken – Die Links”
(scienceblogs.de/primaklima, Georg Hoffmann, Videos)
Georg Hoffmann fand den Film “Unter Linken” von Jan Fleischhauer “exzellent und sehr lustig und manchmal auch sehr wahr”. Michael Angele auf freitag.de dagegen: “Das Problem ist, dass Fleischhauer in seinem Film nur am Rande als Satiriker auftritt. Er ist auch nicht erkennbar ein Aufklärer.”

6. “This is a news website article about a scientific paper”
(guardian.co.uk, Martin Robbins, englisch)
Eine Anleitung, wie man einen Online-Newsartikel schreibt über eine wissenschaftliche Erkenntnis.

Alice Schwarzer, Deutschland, Medienkunde

6 vor 9

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1. “Liebe Frau Schwarzer…”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi schreibt an Alice Schwarzer zu den “Bild”-Kolumnen, in denen sie den Prozess gegen Jörg Kachelmann begleitet. “Es geht um die Wahrheit. Viele Frauen werden vergewaltigt. Einige nutzen den Vorwurf, um ein Ziel zu erreichen. Niedere Motive sind nicht geschlechtsspezifisch.”

2. “Aussage gegen Aussage”
(faz.net, Harald Staun)
Auch Harald Staun kümmert sich um Alice Schwarzer (und ihre “mehr als zwanzigjährige Fehde” gegen “Spiegel”-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen). Zur Medienberichterstattung schreibt er: “Die Möglichkeit, bei ausbleibenden Neuigkeiten nicht zu berichten, scheint vielen Medien nicht zur Verfügung zu stehen.”

3. “Die Lust an der politischen Schweinegrippe”
(nzz.ch, Ulrich Schmid)
Der Berlin-Korrespondent der NZZ über Deutschland, “das Land der medialen Dauererregung schlechthin”.

4. “Afrika-Klischees auf RTL2”
(afrika.himpenmacher.de, Ali Himpenmacher)
Ali Himpenmacher hat sich die RTL2-Sendung “Abenteuer Afrika” angesehen, in der “acht extrem fettleibige Jugendliche bzw. junge Erwachsene” das Volk der San in Namibia besuchen. “RTL2 wirft nicht nur mit den allerübelsten Stereotypen um sich, sondern enthält dem Zuschauer auch alle Informationen vor, die verdeutlichen würden, dass die ‘Wilden’ gar nicht so wild sind. Interessant ist übrigens, dass die Ju|’hoansi gelegentlich gut wegkommen. Das passiert in der Regel aber nur, um die Kandidaten in ein schlechtes Licht rücken zu können.”

5. “Wie die Politik Medienkompetenz fördern kann”
(webevangelisten.de, Thomas Pfeiffer)
Thomas Pfeiffer will keine Lehrpläne umschreiben, um “Medienkunde” oder “Netzpolitik” an die Schulen zu bringen. Stattdessen bringt er konkrete Vorschläge, wie Medienkompetenz in die Fächer Deutsch, Sozialkunde und Kunst/Gestalten integriert werden könnte. “Medienkompetenz bedeutet, fremde und eigene Interessen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.”

6. Fernsehen in Italien
(goncourt.net, edmond)
“Wer wird Millionär” und Fußball im italienischen Fernsehen.

Missbrauch, Steinbach, Beckham

6 vor 9

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1. Interview mit Norbert Pfeiffer
(jetzt.sueddeutsche.de, Marc Widmann)
Norbert Pfeiffer war als Leiter der Mainzer Uniklinik mehrere Tage im Fokus der Medien, nachdem drei Babys an Infusionen verstarben, die mit Bakterien verseucht waren. “Mein Umgang mit dieser Situation war von einem einfachen Prinzip geprägt: Ich wollte authentisch bleiben und bei der Wahrheit bleiben.”

2. “Ein schwerer Fall von Missbrauch”
(novo-argumente.com, Boris Kotchoubey)
Boris Kotchoubey fragt, wer an Missbrauchsfällen Geld verdient und mahnt an, das Wort “Missbrauch” nicht wahllos zu gebrauchen. “Glaubt man den Journalisten, so führten all diese Handlungen bei den Opfern zu gleich schweren seelischen Verletzungen, sodass das einzige Heilmittel wahrscheinlich in der Möglichkeit bestand, jetzt – in manchen Fällen 30 bis 40 Jahre nach dem Ereignis – darüber ein exklusives Interview zu geben.”

3. Interview mit Willi Steul
(merkur.de, Dieter Anschlag)
Deutschlandradio-Intendant Willi Steul tut vom vielen Schulterklopfen über das nicht quotenorientierte Programm des Deutschlandradios bereits die Schulter weh: “Von der Quote, würde ich sagen, sind wir relativ befreit. Aber auch wir brauchen eine Anerkennung. Wir können ja nicht für die Fische senden.”

4. “David Beckham takes legal action over claims he slept with prostitute”
(telegraph.co.uk, Anita Singh, englisch)
David Beckham verklagt das US-Magazin “In Touch”. Sein Sprecher dazu: “The allegations that have been made are completely untrue and totally ridiculous, as the magazine was clearly told before publication. Sadly, we live in a world where a magazine can print lies and believe they can get away with it. We are taking legal action against the magazine”.

5. Ein Buch von Erika Steinbach
(visdp.de, Sebastian Esser, PDF-Datei, 1.7 MB)
Sebastian Esser fragt: “Wenn Erika Steinbach ein Buch herausbringt, und niemand schreibt darüber, ist es dann immer noch eine Provokation?”

6. “Narrensicheres Geschäftsmodell, kostenlos abzugeben”
(oetting.posterous.com, Martin Oetting)
“Das Geschäftsmodell nennt sich ‘Berater-Berater’, und man muss nur das folgende Redemanuskript bei irgendeiner Social Media Konferenz möglichst energisch vortragen. Danach sollte man für ca. ein Jahr ausgesorgt haben.”

Guttenberg, Sportschau, Bill O’Reilly

6 vor 9

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1. “Die wundersame Beliebtheit der zu Guttenbergs”
(ndr.de, Video, 7:11 Minuten)
Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg werden von den Medien als “politisches Power-Paar mit Glamourfaktor” inszeniert. Anna von Bayern (“Bild am Sonntag”) und Fernsehjournalistin Tamara Gräfin von Nayhauß spielen dabei eine tragende Rolle.

2. “‘Heute’ adelt alten PR-Text zu aktueller Uni-Studie”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Eine Studie, die von der Gratiszeitung “Heute” als “aktuelle Uni-Studie” verkauft wird, stammt vom Softwarehersteller Symantec und ist fast ein Jahr alt.

3. “Der Presserat im Web 2.0”
(telemedicus.info, Adrian Schneider)
Adrian Schneider kommentiert die Meldung des Presserats, sich künftig auch für “moderierte Foren” zuständig zu sehen. “Wenn Redaktionen Forenbeiträge vorab kontrollieren, sei diese Prüfung als journalistisch-redaktionelle Leistung zu verstehen, sodass der Presserat auch für solche Nutzerkommentare zuständig sei.”

4. “Lustige Panne bei der ‘Sportschau'”
(sueddeutsche.de, Christopher Keil)
In der ARD-Sportschau wurden am Dienstagabend “vier Spielpaarungen und Spielstände, die es nie gegeben hatte”, verlesen. “Der für die Ergebnistafel zuständige Grafiker habe einen ‘Blackout’ gehabt, sagte der für die Sportschau zuständige Sportchef Steffen Simon vom WDR an diesem Mittwoch. Der technische Mitarbeiter habe offenbar eine andere, eine falsche Maske für die Resultate eingestellt.” Nachtrag, 17 Uhr: Die ersten vier Spielpaarungen hat es durchaus gegeben, nämlich am 1. Spieltag. Die Resultate dazu stammen vom 5. Spieltag.

5. “Vorsicht, Vorurteile!”
(noz.de, Burkhard Ewert)
“Warum Medien die Herkunft von Straftätern selten nennen”

6. “Jon Stewart in No Spin Zone”
(foxnews.com, Video, 6:22 Minuten, englisch)
Jon Stewart zu Besuch bei Bill O’Reilly. In Teil 2 des Gesprächs schätzt Stewart ein, warum O’Reilly nicht mehr so wichtig ist: “You’ve been overtaken by a more extreme version of you. You’re like Fox 1.0, you’re the beta version. Fox 2.0 has jumped over you.”

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