Archiv für 6 vor 9

Bassem Youssef, Charlotte Wiedemann, T-online

1. “T-online & Co.: die unterschätzte Macht der Mail-Medien”
(get.torial.com/blog, Stefan Mey)
Stefan Mey kann nicht verstehen, warum in der öffentlichen Diskussion über publizistische Kräfte die Medien von E-Mail-Anbietern nicht thematisiert werden: “T-online erreicht die Hälfte aller deutschen Internet-Nutzer*innen, und auch Web.de und Gmx lassen in puncto Nutzungs-Zahlen viele anerkannte, journalistische Marken alt aussehen. Auf den bunten Portalen finden Klatsch und Ratgeber-Inhalte Platz, hier werden aber auch die großen, ideologischen Themen der Politik verhandelt: der Griechenland-Streit, die Ukraine-Krise und der Bahn-Streik. Für viele Menschen liefern sie die täglichen Informationen über Politik und Gesellschaft.”

2. “Fauxpas von 20 Minuten: joiz-Redakteurin Ivona in Artikel über Zuwanderungsängste”
(joiz.ch, Ivona Domazet)
Ivona Domazet, “Tochter zweier vor 30 Jahren in die Schweiz eingewanderten Kroaten”, sieht ein Foto von sich in “20 Minuten” unter dem Titel “Junge sehen Einwanderung als grösstes Problem”: “Gerade bei einem so ernsten politischen Thema müsste sich euer zuständige Bildredakteur eventuell zwei Mal fragen, ob das random Bild, was er ausgesucht hat, auch wirklich passt. Und ob er nicht vielleicht doch ein neutrales Symbolbild einer Stock-Agentur verwenden will.”

3. “ARD und der Dokumentarfilm: Versprechen zahlt sich nicht aus”
(agdok.de)
Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V. beklagt einen Abbau dokumentarischer Sendungen im ARD-Programm zugunsten von Fiktion und Talk-Formaten.

4. “‘Humor ist die Waffe gegen Angst'”
(tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Ein Interview mit Bassem Youssef: “Seit 15 Jahren floriert Satire über Nachrichtensendungen. Und der Grund ist, dass News, vor allem TV-News, sich verändert haben: Sie laufen im 24-Stunden-Betrieb. 24 Stunden, die man mit irgend­etwas füllen muss. Kein Wunder, füllt man sie mit Sensationen und Unfug. Und damit verwandeln sich Journalisten in Entertainer – und damit automatisch in die eigene Parodie.”

5. “Was verstehen Sie unter ‘weißem’ Schreiben?”
(deutschlandradiokultur.de, Matthias Hanselmann, Audio, 36:12 Minuten)
Charlotte Wiedemann blickt zurück auf ihre bisherige journalistische Karriere und spricht über den “holzschnittartigen Blick auf fremde Länder” in der Auslandsberichterstattung.

6. “Blogger Relations Bullshit Bingo”
(twitter.com/Kirschvogel)

Sexfrust, Polizeimeldungen, Heftig.co

1. “Bild: Aus Sexfrust zum Jihad”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Der Bild.de-Artikel “Aus Sex-Frust in den Dschihad?”: “Wie ein Bauchredner legt ‘Bild’ ihren Puppen Khan und Karmani verdrehte Aussagen in den Mund und müssen für die Drecksarbeit für ‘Bild’ herhalten: muslimische Elternhäuser als hinterwäldlerisch, starrsinnig und autoritär hinzustellen, dass deren Söhne mit martialischem Macho-Gehabe und aus lauter sexuellen Frust zu Terroristen werden. Gleichzeitig stehen Khan und Karmani wie Idioten da, denen ‘Bild’ dümmliche Erklärungen für die Radikalisierung junger Muslime unterschob.”

2. “Warum verschweigen Medien oft die Herkunft von Straftätern?”
(badische-zeitung.de, Karl Heidegger)
Karl Heidegger schreibt zum Umgang der Medien mit der Nationalität von Straftätern: “Anderswo sind die Vorgaben für die Medienbranche weitaus laxer als in Deutschland – es werden vielfach mehr Details über Täter und auch Opfer veröffentlicht. In den Vereinigten Staaten trägt der Trend zur Transparenz bisweilen bizarre Züge. In vielen US-Bundesstaaten werden die Polizeibilder (‘Mugshots’) von Festgenommen ins Netz gestellt, ergänzt mit allen persönlichen Angaben.”

3. “Durch Verschweigen lösen sich die Probleme nicht”
(tagesanzeiger.ch, Stefan Hohler)
Polizeireporter Stefan Hohler antwortet auf einen Vorschlag, der die Polizei dazu verpflichten will, “die Nationalität auch bei Nachfragen von Journalisten” nicht herauszugeben: “Für die beiden Postulanten ist einzig die Schwere eines Delikts massgebend und nicht die Herkunft der Täterin oder des Täters. Die Nationalität liefere ­keinerlei Erkenntnisgewinn und verführe nur zu ­unzulässigen Verallgemeinerungen. Wenn dem so ist, müssten die Postulanten konsequenterweise auch die Forderung stellen, auf die Nennung von ­Geschlecht und Alter von Tätern zu verzichten.”

4. “‘Wie wir schreiben, geht eine Richterin nichts an'”
(drehscheibe.org, Stefan Wirner)
“Nordkurier”-Chefredakteur Lutz Schumacher spricht über die Auseinandersetzung bezüglich des “Rabauken-Jägers”: “Wenn bei so einer Banalität bereits Staatsanwälte und Richter gegen Journalisten vorgehen, was ist denn dann, wenn es wirklich einmal um etwas geht?”

5. “Hermann Petz: ‘Es gibt Qualitätsjournalismus nur mit bedrucktem Papier'”
(derstandard.at, Harald Fidler)
Ein Interview mit Hermann Petz, Autor des Buchs “Die Zeitung ist tot? Es lebe die Zeitung!”: “Zum Begriff des Qualitätsjournalismus gehört eben auch, dass er sich durch seine eigene Qualität refinanziert – in Vertrieb und Anzeigengeschäft. Und das funktioniert nur in Print. Oder kennen Sie dazu ein Gegenbeispiel aus Online, Radio oder TV?”

6. “‘Medienhaus ohne Journalismus – ja, das geht!'”
(meedia.de, Thomas Huber)
Thomas Huber, bezahlt für die Öffentlichkeitsarbeit von Heftig.co, preist das Portal: “Die Fans suchen das Bedeutungsvolle in der Informationsflut. Sie sind sehr neugierig darauf, wie es anderen echten Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen ergeht und wie sie ihre Probleme und Krisen bewältigen. (…) Hinter einem Klick bei heftig.co lauert kein potemkisches Dorf, sondern eine offenbar sehr relevante Information.”

Verstörung, Pornoaktricen und Fair-Trade-Koks

1. «Man muss auch mal Quatsch machen»
(sonntagszeitung.ch, Barnaby Skinner)
Sascha Lobo sieht den professionellen Journalismus vor großen Herausforderungen „verstört“ und „interessenverseucht“ und fordert, dass Journalisten „heute auf neue Weise mit neuen Instrumenten arbeiten und für ein neues Publikum auf neue Ziele hinarbeiten“ müssten.

2. „Wikipedia ist eine sexistische Männerwelt“
(welt.de, Hannes Stein)
Hannes Stein beobachtet, dass man in der Wikipedia viel über Pornodarstellerinnen erfährt, aber wenig über Dichterinnen. Einen Grund dafür, dass wir „mehr über Pornoaktricen als über die große Dichterin Helga M. Novak“ erfahren sieht Hannes Stein darin, dass die Wikipedia eine „Männerdomaine“ sei. Bettina Hammer widerspricht auf Telepolis und wirft Hannes Stein „Clickbait“, wenig überzeugende Argumente und Sexismus vor.

3. „… sonst bring ich dich um!“
(bzw-weiterdenken.de, Brigitte Leyh)
Brigitte Leyh weist auf eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hin, laut der „Gewalt und Gewaltdrohung im Kontext etwa jeder zehnten Trennung und Scheidung“ auftritt. Von den 313 Frauen, die in 2011 einem Mord oder Totschlag zum Opfer gefallen seien, sei bei fast jeder zweiten, nämlich 154, der mutmaßliche Täter ihr Ehemann bzw. Freund oder Lebenspartner. Das alles fände weitgehend ohne ein öffentliches Problembewusstsein statt. Laut der Studie des Familienministeriums sei Gewalt gegen Frauen auch kein Unterschichtenphänomen, häusliche Gewalt „findet tatsächlich – weitgehend unbemerkt – in der Mitte der Gesellschaft statt.“

4. „Silicon Valley versucht Journalismus“
(zeit.de, Patrick Beuth und Johannes Wendt)
Patrick Beuth und Johannes Wendt über den Versuch von Apple, Facebook, Twitter und Google Nachrichtenangebote zu entwickeln und mit etablierte Medien zu kooperienen:

Die Technikunternehmen versuchen […] Nutzer innerhalb ihrer jeweiligen Ökosysteme zu halten. Sie wollen die Verweildauer und Aktivität innerhalb ihrer Angebote erhöhen, und damit auch die Markenverbundenheit und Werbeeinnahmen. Das alles geschieht zu einer Zeit, in der es mehr Konkurrenz, mehr Nischenangebote und damit gewissermaßen mehr Fliehkräfte gibt als je zuvor.

5. „Hört erst mal auf zu koksen!“
(tagesspiegel.de, Fabian Federl)
Fabian Federl weist darauf hin, dass es weder Fair-Trade-Koks, noch pazifistisches Koks gebe:

Drogen zu kritisieren, wird in Berlin gern als spießig oder lustfeindlich wahrgenommen. Deshalb noch mal deutlich: Mir ist es egal, wer was wann nimmt. Ich halte es nur für unerträglich verlogen, wenn mir jemand moralisch überlegen daherkommt, während in seinen Schleimhäuten Blut von ermordeten Mexikanern klebt.

6. “Read Jon Stewart’s blistering monologue about race, terrorism and gun violence after Charleston church massacre”
(washingtonpost.com, Emily Yahr, englisch)
Abschrift des Eröffnungsmonologs von Jon Stewart in der Daily Show vom 18. Juni 2015.

Stefan Raab, Ghostwriter, Scheinselbstständigkeit

1. “Raabs späte Rache an ‘Bild’ und Co.”
(stern.de, Jens Maier)
Jens Maier glaubt, die Ankündigung, Stefan Raab werde sich vom Fernsehen zurückziehen, sei um 22:11 Uhr versendet worden, um die Boulevardmedien zu ärgern: “Sein Dogma, nichts über sein Privatleben preiszugeben, wurde von den meisten Journalisten akzeptiert. Recht passen wollte es nie. Ausgerechnet er, der in seiner Sendung ‘TV Total’ wildfremde Menschen wie Lisa Loch durch den Kakao zog, zeigte sich bei Details aus seinem eigenen Umfeld als empfindlich und sensibel, sogar nachtragend. Paradox. Aber so tickt er eben, der medienscheue Stefan Raab.” Siehe dazu auch “Der Ehrgeiz des Stefan Raab” (stefan-niggemeier.de).

2. “Tim Hunt und der Twitter-Mob”
(scilogs.de/relativ-einfach, Markus Pössel)
Markus Pössel hinterfragt die Existenz eines “Twitter-Mobs”: “Eine Äußerung eines Haupt-Vortragenden auf einer Konferenz, zu der nicht zuletzt auch Journalisten geladen sind, ist eine öffentliche Äußerung. Und wer diese Äußerung weitergibt, selbst und gerade wenn sie unangenehm und für viele potenzielle Leser ärgerlich ist, der macht genau das, was sich die FAZ im Zusammenhang mit der Presseratsentscheidung zum Germanwings-Absturz als edelste Aufgabe der Presse auf die Fahnen schreibt: Tatsachen nennen, auch wenn sie unangenehm sind.”

3. “Zersetzung für Anfänger”
(taz.de, Daniel Kretschmar)
Daniel Kretschmar stellt fest, dass sich Medien, “wenn es zu Fragen der Staatssicherheit (der aktuellen, nicht jener aus der DDR) kommt, bisweilen wie Handlanger von Behörden und Diensten aufführen. Kaum bekommt Journalist X ein Zuckerchen im Hintergrundgespräch mit dem Ministerialbeamten Y oder der Geheimdienstkoordinatorin Z, kennt er keine kritische Distanz mehr, keine Nachfrage, keinen Faktencheck.”

4. “Problemfall Scheinselbstständigkeit: Verlage im Visier”
(ndr.de, Video, 5:20 Minuten)
“Zapp” über scheinselbständig angestellte Journalisten in Deutschland.

5. “Liebe Neonazis, verschwindet von unserer Seite!”
(cicero.de, Petra Sorge)
Die “Lübecker Nachrichten” teilen Beiträge über Flüchtlingsthemen nicht mehr auf Facebook. Petra Sorge schreibt: “Mit Zensur hat der Verzicht auf Facebook schon einmal deshalb nichts zu tun, weil dieser Begriff eine staatliche Maßnahme zur Unterdrückung von Meinungsfreiheit voraussetzt. Hier wehrt sich ein privates, an Aufklärung interessiertes Unternehmen gegen einen braunen Mob.” Siehe dazu auch “‘Wer die Regeln bricht, ist raus'” (blog.tagesschau.de, Video) und “‘Abschaum’, ‘Schweine’, ‘Bastard’? So nicht, liebe Leser! – Warum Schweizer Medien beleidigende Leserkommentare löschen” (watson.ch).

6. “Der Ghostwriter-Report”
(zeit.de, Oskar Piegsa)
Oskar Piegsa mit einer ausführlichen Recherche über akademische Ghostwriter: “Die Ghostwriter können nach geltendem Recht nicht belangt werden, doch wer eine fremde Arbeit als seine eigene ausgibt, riskiert seine Creditpoints und seinen Studienplatz. ‘Der eigentliche Täter ist immer der Prüfling, der die Leistung einer Agentur in Anspruch nimmt’, sagt Henning Rockmann von der Hochschulrektorenkonferenz.”

Krautreporter, Ghostwriter, Wikipedia

1. “Wikipedia und der Sexismus – ein Vorwurf, wenig Argumente”
(heise.de/tp, Bettina Hammer)
Bettina Hammer setzt sich kritisch mit dem Artikel “Wikipedia ist eine sexistische Männerwelt” (welt.de, Hannes Stein) auseinander: “Eine flauschige Wohlfühlatmosphäre mit stetem Schulterklopfen ist illusorisch und die Logik, dass Frauen insbesondere durch das Fehlen dieser Atmosphäre vom Schreiben abgehalten werden, degradiert die Frauen zu Hascherln, die erst einmal an die Hand genommen und mit sanftem Lächeln zur Mitarbeit verleitet sowie stetig betreut werden müssen, anstatt sie als selbstbewusste und starke Frauen anzusehen, die selbst einen Schritt wagen und auch bereit sind, mit Kritik und Zurückweisungen umzugehen.”

2. “Krautreporter: In der Ernüchterungs-Zelle”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Nach neun Monaten Krautreporter zieht Christian Jakubetz eine Bilanz: “Das Projekt tut niemandem weh, es sorgt nicht für Debatten, es setzt keine Akzente. Weder formal noch inhaltlich.”

3. “Der Iran verurteilt Atena Faraghdani wegen Karikaturen zu 12,5 Jahren Gefängnis”
(globalvoicesonline.org)
Atena Faraghdani wird von einem Revolutionsgericht in Iran zu 12,5 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie auf Facebook Karikaturen veröffentlicht hatte: “Die Anklagen gegen die Aktivistin sind ‘Versammlung und geheime Absprache gegen die nationale Sicherheit,’ ‘Regierungspropaganda,’ und ‘Beleidigung des Obersten Führers, des Präsidenten, Parlamentsmitgliedern und der IRGC [Revolutionsgarden]-Aufseher [die sie befragt hatten].'”

4. “Video-Interviews mit Adobe Morph Cuts fälschen – Der Videobeweis”
(michaelnetsch.de, Video, 2:10 Minuten)
Michael Netsch führt vor, wie Videoschnitte mit neuer Technik noch leichter kaschiert werden können.

5. “Ich bin Ghostwriter und nicht gerade stolz darauf”
(zeit.de, Wolfgang Klinghammer)
“Bachelorarbeiten und auch Dissertationen werden nicht geschrieben, um gelesen zu werden, sondern um die zugehörigen Titel zu erwerben”, schreibt Wolfgang Klinghammer, der Ghostwriter solche Arbeiten erarbeitet: “Ich persönlich würde lieber tatsächliche Wissenschaft als Ghostwriting betreiben, sehe aber derzeit keine Möglichkeit, dies mit ähnlich guten Arbeitsbedingungen und Honoraren umzusetzen – vor allem, weil der offizielle Weg in der Regel eine mehrjährige Leibeigenschaft bei einem Professor voraussetzt, auf die ich mich nicht eingelassen habe – auch nicht für einen Doktortitel. Ich hatte und habe kein Interesse daran, mich in die universitären Strukturen, ideologischen Vorgaben sowie in die zugehörige Beamtenmentalität einzufügen.”

6. “Everything Wrong With Fifty Shades Of Grey In 18 Minutes Or Less”
(youtube.com, Video, 20:16 Minuten)

Behindert, Sturmhorst, EGMR

1. “‘Lübecker Nachrichten’ kapitulieren vor Trolls”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Sonja Álvarez kommentiert den Entscheid der “Lübecker Nachrichten” “Berichte in Sachen Flüchtlinge in Lübeck” zukünftig nicht mehr auf Facebook zu teilen: “In Richtung der Trolls ist das ein fatales Signal: Je heftiger sie hetzen, um so größer ist offensichtlich die Wirkung. Statt sich künftig sachlicher zu verhalten, wie es die Redaktion offenbar erreichen will, dürften sie künftig nur noch mehr pöbeln – in der Hoffnung, dass auch über andere für sie unliebsame Themen nicht mehr berichtet wird. Das Nachsehen haben all die Leser, die sich über die Facebook-Seite über aktuelle Themen informieren und austauschen wollen.”

2. “Pöbeln gilt nicht!”
(faz.net)
Ein Entscheid des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) “hat die Verantwortung eines Internetportals für beleidigende Kommentare seiner Nutzer bekräftigt. Wenn diese beleidigende und unflätige Einlassungen absetzen oder gar Hetze betreiben, ist das Portal zu Schadensersatz verpflichtet.” Die Medienmitteilung dazu ist als PDF-Datei via echr.coe.int einsehbar.

3. “Die neuen Online-Kundenmagazine – ein Überblick”
(upload-magazin.de, Klaus Eck)
“Konzerne blicken verzückt auf das elektronische Magazin und entdecken seine vielfältigen Möglichkeiten im Content-Marketing”, schreibt Klaus Eck und stellt eine “Renaissance der eZines” fest: “Bislang fällt mir vielen deutschsprachigen Magazinen auf, dass viele Online-Artikel nur selten geteilt werden. Vielleicht erreichen sie bislang noch nicht wirklich ihre Stakeholder.”

4. “‘Behindert’ als Schimpfwort”
(blog.zeit.de/stufenlos, Christiane Link)
Die Anwendung des Worts “behindert”: “Neulich sagte mir ein junger Mann in einer Mitarbeiterschulung, die ich gehalten habe, er würde das Wort ‘behindert’ gar nicht nutzen, denn das sei ja ein Schimpfwort. Er kannte das Wort als neutrale Beschreibung von Menschen mit Behinderungen überhaupt nicht. Er kannte es nur als Schimpfwort.”

5. “China and Russia Almost Definitely Have the Snowden Docs”
(wired.com, Bruce Schneier, englisch)
“Do countries like China and Russia have copies of the Snowden documents?”, fragt Verschlüsselungsfachmann Bruce Schneier. Und antwortet: “I believe the answer is certainly yes, but that it’s almost certainly not Snowden’s fault.”

6. “Der mediale Irrsinn von #Sturmhorst: Die aSozialen Medien”
(flurfunk-dresden.de, gast)

Claire Danes, Tatort, Heftig.co

1. “Author of That Horrible Snowden Article Has Even Worse CNN Interview”
(gawker.com, Adam Weinstein, mit Video, 4:02 Minuten, englisch)
Ein Interview mit Tom Harper, einem der Autoren der aus namenlos bleibenden Regierungskreisen stammenden Story in der “Sunday Times” über einen angeblichen Zugriff von Russland und China auf die Snowden-Leaks: “So, to summarize: We have no proof that there was any harm, except what the British government has said; there’s no way to back up what they’ve said; if you want to know what’s going on in the intelligence world, well… you’ve gotta have a leak like Snowden’s.” Siehe dazu auch “Britischer Medienbericht: Dubioser Angriff auf Edward Snowden” (spiegel.de, Christian Stöcker) und “Snowden files ‘read by Russia and China’: five questions for UK government” (theguardian.com, Ewen MacAskill, englisch).

2. “Claire Danes will Schmerzensgeld von der ‘Bild'”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Schauspielerin Claire Danes fühlt sich in Berlin von “Bild” verfolgt. Sie verlangt Unterlassungserklärungen und fordert Schmerzensgeld.

3. “Montagmorgen-Diarrhöe: Deutsche Medien leiden unter akuter Tatorteritis”
(zeitgeisterjagd.de, Matthias Heitmann)
Matthias Heitmann beschäftigt sich mit den zahlreichen “Tatort”-Begleitmedien: “Nahezu keine deutsche Tageszeitung meint heute, dass ihre Website ohne eine eigene ‘Tatort-Kolumne’ auskommen könne – und zwar nicht nur eine feuilletonistische, sondern eine harte und investigative.”

4. “Erstmals live: Heftig.co-Gründer erzählt, wie sie das Portal groß gemacht haben”
(onlinemarketingrockstars.de, Martin Gardt)
Peter Schilling von Heftig.co “auf der Rockstars-Bühne”: “‘Wir haben keine Jour­na­lis­ten und das war von Anfang an ziem­lich gut. Online-Redakteure funk­tio­nie­ren für uns oft nicht, die haben oft eine bestimmte Art zu schrei­ben, einen fest­ge­leg­ten Blick­win­kel. Wir gehen viel daten­ge­trie­be­ner an die The­men’, sagt Schil­ling. Die inten­si­ven Tests von Bil­dern und Über­schrif­ten sind eines der Mar­ken­zei­chen von Heftig.co, hier zäh­len Klicks und keine sprach­li­chen Bon­bons. Mit Copyright-Problemen habe das Por­tal bis­her keine Pro­bleme gehabt. Die Arbeits­weise ähnele ja auch der klas­si­scher Medien: Geschich­ten erken­nen, auf­neh­men, anpas­sen und ver­öf­fent­li­chen.”

5. “Schwule in den Schlagzeilen”
(de.ejo-online.eu, Yulia Grineva)
Wie deutsche und wie russische Medien über Homosexualität berichten.

6. “Merkels E-Mail und andere angebliche Hacks”
(blog.alvar-freude.de)

The Sunday Times, NZZ, taz

1. “The Sunday Times’ Snowden Story is Journalism at its Worst — and Filled with Falsehoods”
(firstlook.org/theintercept, Glenn Greenwald, englisch)
Glenn Greenwald ärgert sich über die unkritische Aufnahme eines Artikels in der “Sunday Times” durch Journalisten: “The whole article does literally nothing other than quote anonymous British officials. It gives voice to banal but inflammatory accusations that are made about every whistleblower from Daniel Ellsberg to Chelsea Manning. It offers zero evidence or confirmation for any of its claims. The ‘journalists’ who wrote it neither questioned any of the official assertions nor even quoted anyone who denies them.” Siehe dazu auch “Five Reasons the MI6 Story is a Lie” (craigmurray.org.uk, englisch).

2. “Berichtigung: gefürchtete Konsequenz eines journalistischen Fehlers”
(fachjournalist.de, Frank C. Biethahn)
Frank C. Biethahn klärt auf über Berichtigungsansprüche und unzulässige Tatsachenbehauptungen.

3. “NZZ verbreitet irreführende Statistik”
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Urs P. Gasche kritisiert die NZZ, weil sie bei einer Kriminalitätsstatistik das Bevölkerungswachstum nicht einbezogen hatte: “Im konkreten Fall gab es im Jahr 1984 eine Verurteilung pro 105 Einwohner, im Jahr 2014 eine Verurteilung auf 60 Einwohner. Das ist immer noch eine starke Zunahme, jedoch nicht um 138 Prozent, sondern um 75 Prozent.”

4. “Die Kasachstan-Connection: Wie der SPIEGEL ins Visier der Nasarbajew-Lobby geriet”
(spiegel.de, Walter Mayr)
Walter Mayr liest E-Mails, die “in seltener Eindringlichkeit die Versuche der Nasarbajew-Lobbyisten, sich Teile der Presse dienstbar zu machen”, beleuchten.

5. “Wirtschaftsförderung auf Abwegen”
(nzz.ch, Christoph Eisenring)
Die “taz” erhält 3,8 Millionen Euro Fördergelder aus der “Gemeinschaftsaufgabe ‘Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur'”. Wie sie auch im eigenen Hausblog transparent macht: “Die taz braucht keine staatlichen Subventionen, um auch Ihr Handeln weiterhin kritisch verfolgen zu können. Die 3,7 Mio. ‘Subvention’ dienen der taz Verlagsgenossenschaft eG ausschließlich dazu, ein neues Haus zu bauen. Hier wird also nicht irgendwas subventioniert, sondern investiert – in die Zukunft.”

6. “Tim Hunt: ‘I’ve been hung out to dry. They haven’t even bothered to ask for my side of affairs'”
(theguardian.com, Robin McKie, englisch)
Wissenschaftler Tim Hunt tritt nach Aussagen an einem Vortrag von seiner Honorarprofessur zurück: “‘I was very nervous and a bit confused but, yes, I made those remarks – which were inexcusable – but I made them in a totally jocular, ironic way. There was some polite applause and that was it, I thought.’ (…) Hunt may have meant to be humorous, but his words were not taken as a joke by his audience. One or two began tweeting what he had said and within a few hours he had become the focus of a particularly vicious social media campaign.”

Daily Mail, Blome, Augstein

1. “Boykott: Keine ‘Bild’ mehr an der Tanke”
(ndr.de, Video, 5:07 Minuten)
Ein Besuch bei einem Zeitschriftenhändler in Papenburg, der entschieden hat, keine “Bild”-Zeitung mehr zu verkaufen: “Vorher hatte er ca. 20 Exemplare der Zeitung pro Tag verkauft. Daraufhin stellte allerdings der Pressegrossist ‘Nordwestpresse’, der als Monopolist für die Belieferung mit Presseerzeugnissen im Raum Oldenburg, Wilhelmshaven, Papenburg zuständig ist, die Belieferung sämtlicher Presseerzeugnisse ein.”

2. “How A Fake News Story Wrecked Three People’s Lives”
(buzzfeed.com, Alan White, englisch)
Zdzislaw Mołodyński lädt Fotos eines Unfalls auf einer Website hoch. Am Tag darauf sieht er sie in einer Story der “Daily Mail”, inklusive Zitate von ihm: “‘When I read it,’ he says, ‘I was completely broken.’ (…) But the thing he couldn’t understand was that none of it was true. For a start, Mołodyński hadn’t given any quotes to any reporters.”

3. “Journalismus ist keine heile Welt”
(daserste.ndr.de, Andrej Reisin)
Andrej Reisin hat aus dem “Gesprächsversuch mit Kritikern” nicht viel ziehen können: “Mit denjenigen unter den Kritikern, die eine systematisch und absichtsvoll verzerrte Darstellung der Realität durch die Medien vermuten, ist schlechterdings kein verständigendes Gespräch möglich. Unter den kritischen Kommentatoren stellt diese Gruppe aber leider die Mehrheit dar.”

4. “Gefälligkeitsbeiträge? Fragwürdige Recherchemethoden bei Frontal 21”
(achim-tack.org)
Achim Tack übt Kritik am Frontal-21-Beitrag “Grundschulsterben in Deutschland” (zdf.de, Video, 10 Minuten).

5. “Jakob Augsteins Baukasten”
(umblaetterer.de, Josik)
Was Jakob Augstein über Frank Schirrmacher schreibt: 2006, 2007, 2010, 2012, 2014 und 2015.

6. “‘Am liebsten reiße ich noch immer Artikel heraus'”
(krautreporter.de, Christoph Koch)
Ex-“Bild”- und Ex-“Spiegel”-Mitarbeiter Nikolaus Blome erläutert seinen Medienkonsum: “Was Blogs betrifft: Eine Zeit lang habe ich das Bildblog regelmäßig angeschaut, aber die schwächeln nun schon seit geraumer Zeit. Ansonsten lasse ich mich gern auf Blogs verweisen, ohne sie regelmäßig zu verfolgen.”

Apple, Angst, Alfred Neven DuMont

1. “Josef K. im Hubschrauber”
(taz.de, Ulrich Schulte)
Journalisten am G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015: “Alles da, alles einfach, alles toll. Es gab Geschenke, G7-Gipfel-Schlüsselanhänger, G7-Gipfel-Kugelschreiber, einen Rucksack samt Gipfellogo und bayerischem Wappen. Es gab ein sagenhaftes Buffet im Cateringzelt, das von morgens bis abends Schweinebraten, Knödel und frische Salate anbot. Es gab einen stylischen Entspannungsraum mit einer Cocktailbar, Sitzsäcken, Tischfußball und Großbildschirmen.” Siehe dazu auch “The G7 media centre – a German sausage factory of news” (theguardian.com, Charlie Skelton, englisch).

2. “Pressefreiheitsrankings unter der Lupe”
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
Anna Carina Zappe analysiert Stärken und Schwächen fünf verschiedener Rankings der Medienfreiheit.

3. “‘Unsere Patienten gelten als verrückt, nicht als krank'”
(faz.net, Lucia Schmidt)
“Der mediale und gesellschaftliche Umgang mit der Flugzeugkatastrophe hat die Entstigmatisierung von psychisch kranken Menschen um Jahre zurückgeworfen”, sagt Psychiatrieprofessor Andreas Reif über die Folgen des Absturzes von Germanwings-Flug 9525: “Psychische Erkrankungen sind häufig. (…) Diese Patienten dürfen in keine Ecke gedrängt werden, das verschlechtert ihre Prognose und Versorgung dramatisch, das wiederum hat Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft.”

4. “Raus aus dem Hamsterrad: Warum wir nicht mehr über Apple-Events berichten”
(basicthinking.de, Tobias Gillen)
Das Blog Basicthinking.de fährt die gut geklickte (Live-)Berichterstattung über Apple-Events zurück: “Das alles bedeutet natürlich nicht, dass es auf BASIC thinking nie mehr Apple-Themen zu lesen geben wird. Aber wir haben uns von diesem Hype-Denken verabschiedet und werden uns Produkten mit der nötigen Ruhe und Distanz widmen, genauso wie wir es mit anderen Dingen und Themen auch machen (über Microsoft-Präsentationen u.ä. berichten wir auch nicht im Liveticker).”

5. “Reden der Trauerfeier für Alfred Neven DuMont”
(ksta.de)
Fünf Reden zum Tod von Alfred Neven DuMont. Hans Werner Kilz: “Natürlich konnte – und wollte – er in seinen Blättern verhindern, was ihm nicht in den Kram passte. ‘Ich hätte nicht gerne eine Zeitung führen wollen, wo ich mich am Schluss nicht hätte durchsetzen können’, sagte er ganz offen. Redaktionsstatute, die Verleger-Entscheidungen dem Votum der Mitarbeiter unterwarfen, fand er ein Gräuel. Aber er ließ andere Meinungen gelten, sie mussten nur gut begründet sein. Wer sauber recherchiert hatte, brauchte Interventionen nicht zu fürchten.”

6. “Die Angstgesellschaft”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Siehe dazu auch “Informationsfreiheits-Ablehnung des Tages: Der Bundesnachrichtendienst antwortet uns überhaupt nicht mehr” (netzpolitik.org, Andre Meister).

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