Archiv für 6 vor 9

Paywalls in Corona-Zeiten, Durchs Fenster, Corona-Infos von Avi (17)

1. “Auch wenn ich schlafe, aktualisiert sich die Seite”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Michaela Haas)
Die “weltweit beste Info-Seite zum Coronavirus” stammt laut “SZ-Magazin” nicht von einem Mediziner oder einer Gesundheitsbehörde, sondern vom 17-jährigen Avi Schiffmann aus Seattle. Die Website verzeichnet schier unglaubliche Besucherzahlen: “Allein in den letzten 24 Stunden waren es mehr als 12 Millionen, am Tag zuvor 6 Millionen, es werden jeden Tag mehr. Das wächst stündlich. Bis Ende des Monats werden wir wohl eine Milliarde erreichen. Es ist völlig verrückt”, so Schiffmann im Interview. Wie er den Inhalt auf dem Laufenden hält? “Ich gebe manuell keine Daten ein. Auch wenn ich schlafe, aktualisiert sich die Seite. China, zum Beispiel, hat seine eigenen regionalen Gesundheitsbehörden. Meine Software liest diese Seiten und überträgt die Information in meine Datenbank. Man sollte keine koreanischen Regierungsseiten durchforsten müssen, um zu verstehen, wie viele Leute sich in Korea angesteckt haben.”

2. Pro und Contra zu Paywalls in Corona-Zeiten: Geschäft mit der Angst oder legitime Einnahmequelle?
(meedia.de, Thomas Borgböhmer & Tobias Singer)
Viele Medienseiten stellen ihre Corona-Artikel hinter die Bezahlschranke, was oft kritisiert wird. Profitieren die Nachrichtenseiten auf unethische Weise von der Krise? Oder ist das Vorgehen legitim? Darüber diskutieren Thomas Borgböhmer und Tobias Singer in einem Pro und Contra.

3. Coronavirus-Faktenchecks: Diese Behauptungen hat Correctiv geprüft
(correctiv.org)
Seit Januar betreibt “Correctiv” Faktenchecks rund um das Coronavirus und die damit verbundene Pandemie. In einem fortlaufend aktualisierten Artikel werden alle Faktenchecks kurz und bündig aufgeführt.
Weiterer Lesetipp: Richtig berichten und informieren: “Correctiv”-Tipps zum Umgang mit dem neuartigen Coronavirus (Factsheet zum Download als PDF).

4. Lokalzeitungen dringen auf schnelles Geld vom Staat
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Lokalzeitungen könnten durch die Auswirkungen der Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, so der Verband Deutscher Lokalzeitungen. Der Grund: “zum Teil existenzbedrohende Anzeigen- und Beilagenrückgänge im Lokalen”. Der Verband dränge daher darauf, die von der Bundesregierung bereits beschlossenen Gelder zur Vertriebsförderung unverzüglich auszuschütten.

5. Beim Versuch, über Flüchtlinge an der griech.-türk. Grenze zu berichten …
(twitter.com, Fabian Goldmann)
Der Journalist Fabian Goldmann wurde vergangene Woche an der griechisch-türkischen Grenze festgenommen. Die Ironie an der Geschichte: Weil die türkischen Polizisten ihn stundenlang im Lager herumfuhren, das ansonsten für Journalistinnen und Journalisten gesperrt ist, ermöglichten sie ihm erst die Berichterstattung, von der sie ihn eigentlich abhalten sollten.
Weiterer Lesetipp: Goldmanns komplette Reportage gibt es hier: Durch das Fenster eines türkischen Polizeiwagens (neues-deutschland.de).

6. Klaas Heufer-Umlauf wird die #jdjmm-Auszeichnung 2019 aberkannt
(mediummagazin.de)
Der TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf wurde 2019 beim Preis der “Journalistinnen und Journalisten des Jahres” auf Platz 3 in der Kategorie Unterhaltung gewählt. Dieser Preis wurde ihm nun aberkannt. Das Format “Late Night Berlin” habe in einigen Beiträgen Authentizität nur vorgetäuscht und auf die notwendige Transparenz verzichtet. Siehe dazu auch: Joko und Klaas: So faken sie ihre Videos (youtube.com, Strg-F, Video: 29:16 Minuten).

Corona-Fakes erkennen, Chance für Lokaljournalismus, Distanzlos

1. So erkennen Sie, welche Nachrichten zum Coronavirus stimmen
(zeit.de, Markus Knauff)
In einem Gastbeitrag für “Zeit Online” gibt Psychologie-Professor Markus Knauff neun Tipps, wie man Corona-Nachrichten und Behauptungen zum Virus auf WhatsApp, Facebook und in Medien prüfen kann, um sich vor Gerüchten und Verschwörungstheorien zu schützen.
Siehe dazu auch: Falsche Tipps in WhatsApp-Kettenbrief: Luft anhalten oder Wasser trinken helfen nicht gegen das Coronavirus (correctiv.org, Alice Echtermann).

2. Corona: Was das Virus für die Filmbranche bedeutet
(out-takes.de, Peter Hartig)
Auch die Film- und Fernsehbranche leidet unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Peter Hartig stellt in einem fortlaufend aktualisierten Beitrag zusammen, was das für die Beschäftigten und die Produktionen konkret bedeutet. Eine gelungene Übersicht mit vielen weiterführenden Links.

3. Krise – aber auch Chance für Lokaljournalismus
(djv.de, Mika Beuster)
Mika Beuster erinnert an die derzeit besonders wichtige Rolle des Lokaljournalismus. Die dort tätigen Personen seien momentan unentbehrlich: “In Zeiten des ‘Social Distancing’ sorgen sie dafür, dass Menschen gerade eben nicht sozial isoliert sind, sondern mit den lokaljournalistischen Angeboten am kommunalen Leben in Notzeiten teilhaben können.” Dies müsse jedoch auch honoriert werden, ob durch den Abschluss von Abos oder den Kauf von Artikeln.

4. Wissen Sie eigentlich …
(twitter.com, Sebastian Pertsch)
“Wissen Sie eigentlich, wie modern unsere Bibliotheken mittlerweile sind und welch grandiose digitale Angebote es für läppische 10 € pro Jahr gibt?” Sebastian Pertsch erklärt auf Twitter, wie man sich über den Umweg einer öffentlichen Bibliothek eine Online-Kultur-Flatrate zum Minipreis besorgt.
Weiterer Lesehinweis: Kultur-Tipps für Corona-Tage: Kostenlos und frei Haus (deutschlandfunkkultur.de).

5. Die Zeitung in Zeiten von Corona
(blogs.taz.de, Georg Löwisch)
“taz”-Chefredakteur Georg Löwisch schreibt im Hausblog über die besonderen Herausforderungen einer Zeitung in Krisenzeiten: “Um die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, verringern wir Recherchereisen. Das tazlab ist längst um ein Jahr verschoben. Das taz-Haus in der Friedrichstraße, sonst im Erdgeschoss öffentlicher Diskussionsort und Restaurant, ist vorläufig zum reinen Verlagsgebäude geworden. Und das Haus leert sich weiter.” Parallel bereite ein Planungsstab die “taz” auf die Zeit vor, in der womöglich eine Quarantäne über die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verhängt werden muss.

6. Diskussion ohne Distanz
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:16 Minuten)
Talkshows finden aus Sicherheitsgründen mittlerweile ohne Studiopublikum aus, und auch die Gäste sollten einen Sicherheitsabstand wahren, um einer möglichen Corona-Ansteckung vorzubeugen. Bei “Anne Will” war dies am Sonntag nicht der Fall, was so richtig deutlich wurde, als eine Medizinerin von einem Sicherheitsabstand von zwei Metern sprach und dafür peinlich berührtes Lachen erntete. Eindeutig besser gemacht hatte es die zeitgleich stattfindende ORF2-Sendung “Im Zentrum”.

Netzhetze, We agree to disagree, Dieter Bohlens wirres Statement

1. “Hetze trifft irgendwann jeden: Verwandte, Bekannte, Sie selbst”
(zeit.de, Meike Laaff & Lisa Hegemann)
“Zeit Online” hat sich mit der Grünen-Politikerin Renate Künast über Hass und Hetze im Netz unterhalten. Künast ist immer wieder das Ziel von Anfeindungen, gegen die sie sich nötigenfalls auch juristisch zur Wehr setzt. Im Gespräch geht es vor allem um die beiden Gesetzesentwürfe, mit denen die Bundesregierung Hassrede im Internet bekämpfen will und die von Künast kritisch beurteilt werden: “Wir brauchen nicht nur das BKA, wir brauchen auch ein Demokratiefördergesetz, eine gute Finanzierung für Beratungsstellen und Leute, die wirklich immer hingucken.”

2. Dialog oder Kampf?
(gaborsteingart.com, Marina Weisband & Gabor Steingart, Audio: 53:02 Minuten)
Der Journalist und Medien-Unternehmer Gabor Steingart eckt mit seinem täglichen Newsletter “Morning Briefing” und dem dazugehörigen Podcast immer wieder an und erntet teilweise deutliche Kritik. Nun haben sich Marina Weisband und Gabor Steingart zum Streitgespräch zusammengesetzt, und das ist insofern eine Besonderheit, da Weisband selbst einen Podcast bei Steingarts Unternehmen Media Pioneer betreibt. Das merkt man jedoch an keiner Stelle, denn Weisband schont ihren Auftraggeber nicht und konfrontiert ihn mit seinen Aussagen zu Migration und Hufeisentheorie. Ein gelungenes Beispiel für Streitkultur, bei dem es am Ende heißt: We agree to disagree.

3. Die Maus grüßt ab Mittwoch täglich
(spiegel.de)
In vielen Bundesländern bleiben wegen der Corona-Krise die Kindertagesstätten und Schulen geschlossen, die Kinder müssen daheim bleiben. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben auf die veränderte Situation reagiert und ihr Programm für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen angepasst. Das reicht von Unterhaltungssendungen bis hin zu Lernformaten. Der “Spiegel” bietet eine Übersicht.

4. Dieter Bohlen in “Der Sinneswandel in zwei Stunden”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nach dem Rauswurf von Xavier Naidoo aus der Unterhaltungssendung “Deutschland sucht den Superstar” warteten viele gespannt auf das angekündigte Statement von Jury-Urgestein Dieter Bohlen. Nach allerlei quotenschielender Zeitschinderei kam es dann zu einem Statement, das an Wirrheit kaum zu überbieten ist. Thomas Lückerath versucht die Gedanken des “Poptitans” nachzuvollziehen, kapituliert jedoch am Ende: “Das ist Realsatire, serviert von einem Mann, der offenbar mit der ihm zugetragenen Rolle überfordert ist und auch nach drei Tagen kein noch so einfaches oder klares Statement abgeben kann. Lieber Dieter Bohlen, nein, es ging in der Empörung der vergangenen Woche nie um die Jury Ihrer Castingshow. Es ging um rassistische und höchst irritierende Aussagen von Xavier Naidoo. Es sind nicht die anderen, die da etwas durcheinander bekommen haben.”

5. Erster Corona-Fall: ZDF beschließt Maßnahmen für Mitarbeiter
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
RTL schickt ab heute 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice. Ähnliche Maßnahmen treffe nun das ZDF. Nach einem ersten bestätigten Fall einer Corona-Infektion solle die Belegschaft, sofern das möglich und vertretbar ist, von zu Hause aus arbeiten. “Wir müssen gemeinsam alles tun, um die Sendesicherheit, das Programm und die notwendigen Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. In Zeiten wie diesen ist unser Programmauftrag wichtiger denn je”, so Intendant Thomas Bellut.

6. “Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune.”
(twitter.com, Boris Rosenkranz)
“Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune. Wir sollten ein hoffnungsvolles Gegenprogramm senden.” Diese Worte legt Boris Rosenkranz spöttisch den “Welt”-Programmmachern in den Mund und dokumentiert mit einem Screenshot die auffällige Themenbesessenheit des Senders.

“6 vor 9”-Sonderausgabe: Corona in und bei Medien

1. Der Corona-Aufklärer der Nation
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Professor Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, ist in den Medien derzeit nahezu omnipräsent. Er sitzt in der Bundespressekonferenz, äußert sich unter anderem in der “Tagesschau” und ist beim täglichen Podcast “Das Coronavirus Update” (NDR) zu hören. Carolin Gasteiger stellt den Wissenschaftler vor.

2. Wie deutsche Medien auf die Corona-Pandemie reagieren
(deutschlandfunk.de)
Wie wollen Medien in Corona-Zeiten die Berichterstattung sichern? Welche Auswirkungen auf das Programm gibt es? Wie gehen Soziale Medien mit dem Coronavirus um? Der Deutschlandfunk versucht sich an Antworten auf diese und die damit in Zusammenhang stehenden Fragen.
Weiterer Lesetipp: Coronavirus-Fall beim “Tagesspiegel”: Wie das Virus unseren Alltag auf die Probe stellt (tagesspiegel.de, Maris Hubschmid).

3. Corona-Pandemie: Wie Medienhäuser, Werbe- und die Eventindustrie die Auswirkungen beurteilen
(meedia.de)
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Medien-, Werbe- und Eventindustrie aus? Die Arbeit im Home Office wird angeordnet, Dienstreisen werden abgesagt. Die Anzahl persönlicher Meetings wird reduziert und Veranstaltungen werden verschoben. Siehe dazu auch: Springer schickt alle Mitarbeiter nach Hause (uebermedien.de, Jürn Kruse).

4. Corona trifft Medien: Was das Publikum erwarten kann
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 23:04 Minuten)
Im Podcast “Das Medienmagazin” (BR) geht es in der aktuellen Ausgabe auch um das Thema Corona und die Medien: Wie bereitet sich der Bayerische Rundfunk auf die Pandemie vor? Wie können Medien derzeit in der italienischen Hauptstadt arbeiten? Welche Verschwörungstheorien und Falschinformationen zum Coronavirus breiten sich im Internet aus? Und wie erkennt man sie?

5. Coronavirus in den Medien: Von Experten und «Experten»
(medienwoche.ch, Servan Grüninger)
Servan Grüninger hat sich angeschaut, wie in der Schweiz über das Thema Corona berichtet wird. Sein Resümee: Die Journalisten und Journalistinnen “sollten dem Publikum dabei helfen, irreführenden Nonsens von verlässlichen Informationen unterscheiden, und damit im Krisenfall eine Art ‘geistige Rettungsgasse’ schaffen, damit die relevanten und verlässlichen Informationen durchdringen können. Dazu gehört insbesondere, die befragten Experten konsequent nach Quellen und Unsicherheiten fragen, diese richtig wiederzugeben und auf Zuspitzungen und Übertreibungen verzichten.”

6. Historischer Krisentag: dpa verschickte 31 Eilmeldungen
(t-online.de, Lars Wienand)
Freitag gab es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) eine rekordverdächtige Zahl von Eilmeldungen. Ganze 31 wurden über den Basisdienst verschickt. Damit habe es an einem Tag halb so viele Eilmeldungen gegeben wie im gesamten Jahr 2019 zu Terror (60).

7. Ein Thread, um die Widerstandsfähigkeit gewöhnlicher Menschen zu feiern
(twitter.com/leonardocarella)
Extralink: Zum Schluss ein bewegender Blick nach Italien, wo die Menschen in Zeiten von Quarantäne und Lockdown zusammenhalten, sich über die Balkongrenzen hinweg Gesellschaft leisten, singen, tanzen und Musik machen.

Naidoos Aus bei “DSDS”, Politiker raus, Woody Allens Autobiographie

1. Xavier Naidoo: Endgültiges Aus bei DSDS
(rtl.de)
Das Tischtuch zwischen Xavier Naidoo und dem Sender RTL scheint nun endgültig zerschnitten. Hieß es in der vorangegangenen Stellungnahme noch, Naidoo werde bei der nächsten Sendung von “Deutschland sucht den Superstar” als Juror ausgeschlossen, bezieht sich der Ausschluss nun auf die gesamte Staffel: “Xavier Naidoo ist auf unser Angebot, seine missverständlichen und widersprüchlichen Aussagen plausibel zu erklären, bis heute nicht eingegangen. Wir sehen an den vielen Reaktionen, dass das Thema bewegt, deshalb hätten wir eine unmittelbare, öffentliche Diskussion mit ihm gut gefunden. Das ist für uns Meinungsfreiheit. Dazu ist es aber nicht gekommen. Deshalb wird es für ihn keine Rückkehr zu DSDS geben.”

2. Politiker raus aus den Talkshows
(fr.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth, Kolumnistin der “Frankfurter Rundschau”, hat die Nase voll von den derzeitigen Talkshow-Zusammensetzungen: “Praktiziert wird das Gegenteil von intellektuellem Austausch, vielmehr wirkt die gesellschaftliche Polarisierung auf der Wohnzimmercouch weiter. Daher mein Vorschlag: Alle (!) Politiker raus aus den Talkshows. Stattdessen besprechen Menschen, die weder vom parteipolitischen noch vom Profilierungsdruck gesteuert sind, die relevanten Themen.”

3. Klage gegen “Zeit-Magazin” abgewiesen
(faz.net, Emeli Glaser)
Die Schauspielerin Jany Tempel berichtete der “Zeit” zunächst anonym, der Regisseur Dieter Wedel habe sie angeblich sexuell missbraucht. Nach der Veröffentlichung wurde sie jedoch in gewisser Weise zum Gesicht der Auseinandersetzung und geriet in einen Konflikt, den sie ursprünglich habe vermeiden wollen. Ein Irrtum bei der Beurteilung der Verjährungsfristen spielt dabei eine zentrale Rolle: “Die Münchner Staatsanwaltschaft nahm nach Erscheinen des Artikels ein Ermittlungsverfahren gegen Wedel auf und machte Tempel zur wichtigsten Belastungszeugin. Tempels Anwalt warf daraufhin der ‘Zeit’ vor, sie bezüglich der Verjährung schlecht beraten und anschließend, anders als angeblich zugesichert, nicht unterstützt zu haben. Er verklagte die Zeitung auf Schadensersatz in Höhe von 30.000 Euro, das entspricht der Höhe seines Anwaltshonorars. Nun hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass die ‘Zeit’ nicht zahlen muss.”

4. “An erster Stelle steht für mich die Unterhaltung”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Interview mit dem “Fachjournalist” erzählt der Biologe Dr. Mario Ludwig von seiner Arbeit als “Experte für alles Tierische”. Seine Medien-Karriere habe mit einem Buch über Sex im Tierreich begonnen: “Mit dem Thema Sex wurde ich auch für das Fernsehen interessant. Zunächst hat mich Frank Elstner 2006 in seine Talkshow eingeladen, es folgten ‘3 nach 9’, ‘TV total’ und andere. Danach kamen dann Anfragen wie: ‘Wollen Sie nicht mal eine kleine Radiosendung machen, Herr Ludwig?’ Oder Angebote wie: ‘Es wäre schön, wenn Sie eine kleine Kolumne für uns schreiben könnten, Herr Ludwig …'”

5. Der “Perlentaucher” ist uns lieber denn je
(freitag.de, Michael Angele)
Das Online-Kulturmagazin “Perlentaucher” feiert seinen zwanzigsten Geburtstag — Anlass für den “Freitag”-Chefredakteur Michael Angele auf die vergangenen beiden Jahrzehnte des “grundsympathischen” Projekts zurückzuschauen.

6. Rowohlt bringt Woody Allens Autobiographie
(buchreport.de)
Es bleibt dabei: Woody Allens Autobiographie wird wie geplant im Rowohlt-Verlag erscheinen. Daran hat auch der offene Brief einiger Rowohlt-Autorinnen und -Autoren nichts ändern können. Rowohlt-Verleger Florian Illies äußert sich in einem “In eigener Sache” zur Entscheidung des Verlags: “Wir stehen zu der Entscheidung, die Autobiographie von Woody Allen, dessen Erzählungen seit 1980 im Rowohlt Taschenbuch Verlag erscheinen, im April in einer deutschen Übersetzung zu veröffentlichen.” In einem direkten Gespräch mit einigen Autorinnen und Autoren des Offenen Briefs seien die kontroversen Positionen ausgetauscht worden, so die Rowohlt-Presseerklärung: “Dabei wurde deutlich, dass der Brief nicht als Angriff auf die Meinungsfreiheit zu verstehen ist. Wir sehen den Offenen Brief als Zeichen der Verbundenheit der Autorinnen und Autoren mit dem Verlag.”

Corona-Berichterstattung, Xavier Naidoo, Apotheken-Postillen

1. Das Coronavirus und die Medien
(ndr.de, Armin Ghassim & Gabor Halasz, Video: 2:51 Minuten)
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, hält die Berichterstattung über das Coronavirus für teilweise kontraproduktiv: “Die Bundespressekonferenz zuletzt habe ich als Zeitverschwendung empfunden. Ich wurde nur nach leeren Fußballstadien und dem CDU-Parteitag gefragt, anstatt inhaltliche, medizinische Fragen zu beantworten.”
Weiterer Lesehinweis: Sternstunde für die Regionalen: “Die überregionalen Medien berichten längst nicht mehr über jede Neu-Infektion mit Corona. Nun schlägt die Stunde des Lokaljournalismus — zum Beispiel beim ‘Bonner General-Anzeiger'” (deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 4:53 Minuten).
Und auf vielen Ebenen interessant: So veranschaulichen Datenjournalist:innen das Coronavirus (netzpolitik.org, Dominic Lammar) — aber Achtung: Diese Coronavirus-Karte stiehlt Passwörter (futurezone.at).

2. RTL trennt sich mit sofortiger Wirkung von Xavier Naidoo
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nachdem fragwürdige Videos des Künstlers Xavier Naidoo mit äußerst irritierenden, teils rassistischen Textstellen aufgetaucht sind, hat sich RTL von Naidoo getrennt. Dem Wortlaut der Stellungnahme des Privatsenders nach, beziehe sich das zunächst aber nur auf die nächste “Deutschland sucht den Superstar”-Ausgabe. “Dass Naidoo jedoch zu ‘DSDS’ zurückkehren wird, hält man nicht nur bei der Produktionsfirma UFA Show & Factual für unwahrscheinlich”, so “DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath.

3. Irreführende Aussagen über rechten Terror
(tagesschau.de, Patrick Gensing & Georg Mascolo)
Der heutige AfD-Europaabgeordnete und frühere stellvertretende “Bild am Sonntag”-Chefredakteur Nikolaus Fest weiß in einem Video von angeblich brisanten Informationen zu berichten: Ein Bericht der EU-Polizeibehörde Europol sehe seiner Aussage nach keine Gefahr durch rechten Terror. Vielmehr seien Islamismus und Linksterror die großen Bedrohungen. Dies wolle man jedoch, so die Fest-Diktion, aus politischen Gründen nicht eingestehen und habe den Bericht daher als geheim eingestuft. Der ARD-“Faktenfinder” ist dem Fall nachgegangen und kommt zum gegenteiligen Ergebnis. Damit konfrontiert, gerät Fest ziemlich ins Rumeiern.

4. NDR verzichtet auf Studiopublikum und sagt Veranstaltungen ab
(presseportal.de)
Der Norddeutsche Rundfunk hat ein ganzes Bündel an Maßnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Corona-Krankheitserregers zu verlangsamen. Das reicht von der Einschränkung des Besucherverkehrs bis hin zu Veranstaltungsabsagen. Sendungen, die auf dem NDR-Gelände produziert werden, etwa die “NDR Talk Show” und “extra 3”, fänden bis auf Weiteres ohne Studiopublikum statt.

5. Und dann will das BKA an Ihr Passwort
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Am heutigen Donnerstag wird im Bundestag ein Gesetzesentwurf diskutiert, der Rechtsextremismus und Hasskriminalität in Sozialen Netzwerken bekämpfen soll. Was sinnvoll klingt, hat seine Tücken, denn das Gesetz greife massiv in unsere Grundrechte ein und sei untauglich. Lisa Hegemann erklärt die Problemfelder und berichtet von den Bedenken der Kritikerinnen und Kritiker.

6. Kundendienst
(sueddeutsche.de, Helena Ott)
Hinter der Gesundheitspostille “Apotheken-Umschau” steckt ein pfiffiges Konzept: Das Gratisblatt bezahlen nämlich nicht die Leser und Leserinnen, sondern die Apotheken. Je nach Vertrag sollen dies um die 35 Cent pro Stück sein. Nun wolle der Verlag den Erfolg mit einem anderen Magazin wiederholen: Er habe dazu 650.000 Exemplare des “Digital-Ratgebers” gedruckt und bundesweit an Apotheken ausgeliefert. Das erste Heft sei für die Apotheken kostenlos. Wie es danach weitergeht, sei noch nicht bekannt.

Goldene Blogger, Trickreiche TikTokker, Empörte Fußballreporter

1. 119 Angriffe auf Reporter in fünf Jahren
(faz.net)
Eine Erhebung des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit in Leipzig liefert beunruhigende Zahlen: In den vergangenen fünf Jahren sei es in Deutschland in 119 Fällen zu Angriffen auf Journalisten und Journalistinnen gekommen. Trauriger Spitzenreiter sei Sachsen mit fast der Hälfte aller bundesdeutschen Attacken auf Medienschaffende.

2. Fukushima: Freie Berichterstattung zulassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Exakt neun Jahre ist es her, dass im japanischen Fukushima aus einer Naturkatastrophe eine Nuklearkatastrophe wurde. Neun Jahre, in denen sich Medien immer wieder darüber beklagen würden, von Regierung und Atomlobby in ihrer Berichterstattung behindert zu werden. Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, fordert ein Umlenken: “Die japanischen Behörden müssen sicherstellen, dass Medien uneingeschränkt über Fukushima berichten können. Journalistinnen und Journalisten — dazu gehören auch Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten sowie freie Medienschaffende — müssen Zugang zu den kontaminierten Regionen und zu allen verfügbaren Daten bekommen.”

3. Nach Angriff auf RTL-Kameramann: Rapper Fler verhaftet
(dwdl.de, Kevin Hennings)
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin gab gestern bekannt, dass gegen den Rapper Fler ein Haftbefehl wegen Raubes und Körperverletzung “zum Nachteil eines RTL-TV-Teams” erlassen und vollstreckt worden sei. Kevin Hennings erklärt bei “DWDL” den Hintergrund und den vorangegangenen Streit um die “unhatewomen”-Kampagne zu verbaler Gewalt gegen Frauen in Rap-Texten.
Nachtrag: Die Generalstaatsanwaltschaft teilt auf Twitter mit: “Im Termin zur Verkündung des Haftbefehls ist der Ermittlungsrichter der Bewertung der Staatsanwaltschaft nicht gefolgt und hat den HB wegen Zweifeln am dringenden Tatverdacht aufgehoben. Der Beschuldigte ist entlassen. Die Staatsanwaltschaft prüft die Einlegung einer Beschwerde.”

4. Das sind die Preisträger*innen der Goldenen Blogger 2019
(die-goldenen-blogger.de)
Anfang der Woche wurden in Berlin zum dreizehnten Mal die “Goldenen Blogger” verliehen. Die Wahl erfolgte per Online-, Saal- und Akademievoting und erstreckte sich auf insgesamt 19 Kategorien. Mit dem “Sonderpreis fürs Lebenswerk” wurde der Autor und “Spiegel”-Kolumnist Sascha Lobo ausgezeichnet. Die weiteren Preisträger samt der dahinterstehenden Projekte finden sich auf der oben verlinkten Seite.

5. Wie Fußballreporter im Empörungsrausch den Ton angeben
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Wenn Fußballreporter über Kritik der Fußballfans und Ultras am Sportbusiness berichten, seien differenzierte Betrachtungen oft Mangelware, so Andrej Reisin auf “Übermedien”. Ein Grund dafür sei mangelnde Professionalität und mangelnde Distanz zum Berichtsgegenstand: “Die Ausbildung zum Sportjournalisten findet im besten Fall in extra eingerichteten Studiengängen statt, von denen es nur wenige gibt, die sich wiederum (wie an der Sporthochschule Köln) geradezu ihrer Praxisverbundenheit rühmen. Das heißt: Je näher der Berichterstatter am sportlichen Geschehen ist, vielleicht sogar einst selbst Athlet war, desto besser. Das alte Klischee vom Fan, der es auf die andere Seite der Absperrung geschafft hat, trifft hier noch immer häufig zu. Das Resultat ist allzu oft eine vollkommen fehlende Distanz vom Gegenstand der Berichterstattung. Reporter werden zu Gala-Empfängen nach Europapokalspielen als Gäste eingeladen; einige duzen Spieler, Trainer und Vereinsbosse vor laufender Kamera — in anderen Feldern der Berichterstattung ein absolutes No-Go.”

6. TikTok-Tricks: Mit diesen drei Engagement-Hebeln hacken TikTokker die Für-Dich-Seite
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Wer sich ein wenig für die Social-Video-App TikTok interessiert, sollte unbedingt einen Blick auf Roland Eisenbrands Analyse werfen. Dort verrät er, wie TikTokker mit ungewöhnlichen Ideen und schmutzigen Tricks Reichweite erzeugen und Kasse machen.

Sabotage-Kampagne, Manifest der Freien, Framen für Fortgeschrittene

1. Eine rechte Sabotage-Kampagne will ARD und ZDF zu Fall bringen
(buzzfeed.com, Felix Huesmann)
Rechtskonservative, Neurechte und Rechtsextreme haben seit langer Zeit einen erklärten Lieblingsgegner: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bei der Bekämpfung von ARD und ZDF greift die Allianz auf die unterschiedlichsten Mittel zurück — vom Zahlen der Beiträge in Cent-Stücken bis hin zum massenhafte Einreichen von Datenschutzanfragen. Felix Huesmann hat sich die Sabotage-Kampagne näher angeschaut.

2. Wie Facebook und Youtube mit Fakes zum Coronavirus umgehen
(deutschlandfunk.de, Henning Hübert, Audio: 6:09 Minuten)
In den Zeiten von Corona häufen sich in den Sozialen Medien die Falschmeldungen. Wie geht eine Plattform wie Facebook mit den Fakes um? Der Deutschlandfunk hat sich mit Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog über Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung von falschen Inhalten unterhalten.
Weiterer Lesehinweis: Wie Rechte das Coronavirus zur Hetze gegen Flüchtlinge benutzen (blog.zeit.de, Frank Jansen).

3. Manifest der Freien
(freischreiber.de)
Der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber appelliert mit einem “Manifest der Freien” an alle Medienhäuser, ihre freien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besser gegen Bedrohungen aus dem Internet zu schützen: “Wir sind freie Journalist*innen geworden, weil wir diesen Beruf lieben. Wir wollen für ihn aber nicht durch die Hölle gehen, wenn uns der Hass trifft. Stellt euch vor uns, eindeutig und unmissverständlich.”

4. Klaas Heufer-Umlauf entschuldigt sich “ohne jede Ironie”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Klaas Heufer-Umlauf hat knapp eine Woche nach Bekanntwerden der Fake-Vorwürfe gegen ihn und Joko Winterscheidt um Entschuldigung gebeten, und zwar “ohne jede Ironie”. Und er hat dabei angefügt, er habe sich für die Verhandlung bei Richter Alexander Hold “schon mal nen Rollator bersorgt”, wohl eine launige Anspielung auf Harvey Weinsteins Prozessauftritte. Spätestens dieser Satz zeigt, wie man diese “Ohne jede Ironie”-Entschuldigung einordnen kann.

5. Framen für Fortgeschrittene
(taz.de, Eric Wallis)
“Ein besonders schmieriger Euphemismus unserer Zeit ist das Wort ‘Sachpolitik’. Ein hehrer Anwender der Vokabel ist Friedrich Merz. Aber das Wort wird von vielen Politikschaffenden gebraucht. Und immer wieder schleusen sie das Wort in Medienüberschriften und -formate ein.” Eric Wallis hat sich angeschaut, mit welchen Vokabeln operiert wird, wenn von “Politik” die Rede ist. Das reicht von “Parteipolitik” und “Symbolpolitik” bis hin zu besagter “Sachpolitik”.

6. Coverfotos stammen nur selten von Frauen
(spiegel.de, Elisa von Hof & Angela Ölscher)
Die Fotos auf den Titelbildern deutscher Zeitschriften stammen mehrheitlich von Männern. Das ergibt eine Analyse des “Spiegel” und des Deutschen Journalisten-Verbands Hamburg, die über 500 Cover des vergangenen Jahres auswerteten.

V-Mann-Legende, Licht ins Dunkle, TikTok-Liebe und keine Entschuldigung

1. Licht ins Dunkle bringen
(journalist.de, Juliane Löffler & Pascale Müller)
Juliane Löffler und Pascale Müller erklären, warum es in Deutschland besonders schwierig sei, über sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt zu schreiben. Wer öffentlich Vorwürfe erhebt, trage ein doppeltes Risiko: “Erstens, dass der mutmaßliche Täter nicht bestraft wird. Und zweitens, dass man stattdessen selbst bestraft wird.” In ihrem Artikel erläutern die couragierten Reporterinnen, warum über die Kriterien und Zulässigkeit von Verdachtsberichterstattung mindestens neu diskutiert werden müsste.

2. Deconstructing Woody
(taz.de)
Der Rowohlt-Verlag will die Autobiographie des amerikanischen Komikers und Filmemachers Woody Allen veröffentlichen. Dagegen wenden sich einige Rowohlt-Autoren und -Autorinnen in einem Offenen Brief. Ähnlich wie der US-Verlag Hachette möge Rowohlt die Veröffentlichung zurückziehen: “Wir zeigen uns solidarisch mit den Angestellten des Hachette-Verlags, deren Proteste dazu geführt haben, dass der Verlag sich gegen eine Veröffentlichung des Buches entschieden hat. Wir fordern Sie auf, diesem Beispiel zu folgen. Das Buch eines Mannes, der sich nie überzeugend mit den Vorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt hat, und der öffentliche Auseinandersetzungen über sexuelle Gewalt als Hexenjagd heruntergespielt hat, sollte keinen Platz in einem Verlag haben, für den wir gerne und mit großem Engagement schreiben.” Auf der Rowohlt-Seite zu Allens Autobiographie steht derzeit der Hinweis: “Dieses Buch wird auf unbestimmte Zeit verschoben”.
Weiterer Lesehinweis: David Steinitz hält die Entscheidung des US-amerikanischen Verlags Hachette, das Buch fallen zu lassen, für mindestens problematisch: “Die Entscheidung von Hachette sendet ein fatales Signal: an Missbrauchsopfer, weil den Verlag der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs nicht gestört zu haben scheint, solange in Aussicht stand, dass man mit dem Buch Geld verdienen kann; und an Autoren, weil der Verlag sie nicht aufgrund von Fakten und Beweisen, sondern von Meinungen und Stimmungen fallen zu lassen scheint. Das hat nichts mehr mit den ehernen Absichten der ‘Me Too’-Bewegung und ihren Unterstützern zu tun, sondern ist schlicht und einfach ein Trauerspiel.” (sueddeutsche.de)

3. Legendärer V-Mann – so lief die Recherche
(spiegel.de, David Walden, Video: 6:26)
Der “Spiegel” spricht von Murat Cem als dem “wohl wichtigsten Polizeispitzel der deutschen Kriminalgeschichte”, und das könnte stimmen, wenn man die aktuelle Titelgeschichte des Nachrichtenmagazins zugrunde legt. “VP01” habe viele Jahre für die Polizei gearbeitet und die Behörden frühzeitig vor Anis Amri gewarnt, dem Terroristen, der am Berliner Breitscheidtplatz einen Anschlag beging. Im Video berichten die beteiligten “Spiegel”-Redakteure von ihren Treffen mit dem V-Mann und ihrer Recherche. Es ist ein abenteuerlicher Stoff, aus dem Netflix mühelos mehrere Serien machen könnte.

4. Donald Trump verklagt jetzt auch CNN
(faz.net)
Nachdem das Wahlkampfteam des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump bereits “Washington Post” und “New York Times” verklagt habe, ziehe es nun juristisch gegen den Fernsehsender CNN zu Felde. In der Klageschrift sei von einer “verleumderischen Berichterstattung” die Rede.

5. Warum das Urteil ver­öf­f­ent­licht werden darf
(lto.de, Martin W. Huff & Pia Lorenz)
Der Ehemann der Bundesministerin Franziska Giffey (SPD) wollte die Veröffentlichung eines Urteils verhindern, das ihn wegen Arbeitszeit- und Reisekostenbetrugs aus dem Beamtenverhältnis entfernte. Er blieb damit erfolglos: Das Verwaltungsgericht habe das Urteil veröffentlichen dürfen, so die aktuelle Entscheidung des Gerichts. Martin W. Huff und Pia Lorenz schreiben über die Hintergründe der Causa Giffey und erläutern, wie es zu dem Urteil kam.

6. Ich liebe TikTok, und ich werde mich nicht dafür entschuldigen
(uebermedien.de, Gabriel Yoran)
Gabriel Yoran erklärt in seiner Glosse anhand einiger praktischer Beispiele, warum er die chinesische Video-App TikTok so liebe: “Ich kann problemlos stundenlang TikTok gucken, und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.”

Bundestag ausgerechnet, Igitt-Faktor Rechtsextremismus, Lesbos-Attacken

1. So haben wir den Bundestag ausgerechnet
(projekte.sueddeutsche.de, Martina Schories)
Wie diskutiert der Bundestag über Geflüchtete und Migration? Eine Datenanalyse der “Süddeutschen Zeitung” zeigt, was sich verändert hat. Dazu habe man alle Parlamentsprotokolle der Bonner Republik und des wiedervereinigten Deutschlands seit 1949 mit computerlinguistischen Methoden ausgewertet — 4.200 Schriftstücke. Der Rechtsruck in der Debatte sei nachweisbar: “Der politische Diskurs, das zeigt sich in der Datenanalyse, hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Der Einfluss der AfD dürfte ein wichtiger Grund dafür sein, denn die Partei hat den Korridor des politisch Sagbaren nach rechts verschoben.”

2. “Ich bin von Joko und Klaas enttäuscht”
(deutschlandfunknova.de, Daniel Fiene & Herr Pähler, Audio: 16:39 Minuten)
Medienkritiker Stefan Niggemeier war bei “Was mit Medien” zu Besuch, dem wöchentlichen Medienmagazin bei Deutschlandfunk Nova. Dabei ging es um die jüngst enthüllten Fakes der ProSieben-Protagonisten Joko & Klaas und die Frage, warum derlei Betrügereien auch im Unterhaltungsfernsehen problematisch seien. Die komplette Sendung mit weiteren interessanten Themen, zum Beispiel zu den Vorgängen bei der “Berliner Zeitung”, gibt es hier (41:18 Minuten).

3. Die taz ist es wert
(blogs.taz.de, Andreas Bull)
Es sind überaus ernüchternde Zahlen, von denen “taz”-Geschäftsführer Andreas Bull im “Hausblog” berichtet: Im vergangenen Quartal habe man werktags eine Remissionsquote (Rückgaben durch den Handel) von 83 Prozent hinnehmen müssen, bei der Wochenendausgabe sei sie mit 76 Prozent geringfügig besser ausgefallen. “Von den Verkaufspreisen müssen nun mehrere an diesem Geschäft Beteiligte bezahlt werden: nach Abzug der Mehrwertsteuer die Druckereien und die Speditionen, dann die Grossisten und letztlich der Einzelhandel, die beide zusammen an die 40 Prozent des Einzelverkaufspreises einbehalten. Grob gefolgert: es bleibt nichts übrig, um das zu bezahlen, was drinnen steht.” In seinem Beitrag erklärt Bull, warum die “taz” trotzdem an dem wenig lukrativen Geschäft festhalte.

4. Lesbos: Attacken gegen Journalisten und Geflüchtete
(netzwerkrecherche.org, Franziska Grillmeier & Julian Busch)
Die freie Journalistin Franziska Grillmeier und der Fotograf Julian Busch wurden während ihrer Arbeit auf Lesbos von maskierten Rechtsradikalen angegriffen. In ihrem Beitrag schildern sie, wie es dazu kam und wie es ihnen derzeit geht: “Nach wie vor gibt es eine große Unsicherheit, sich auf der Insel zu bewegen. Wir versuchen, das Haus nicht mehr alleine zu verlassen und abends nicht mehr in der Stadt unterwegs zu sein. In den sozialen Medien trifft uns mittlerweile ein rechtsradikaler Shitstorm.”

5. “Die große Mehrheit findet dieses Thema eher schmutzig”
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 8:32 Minuten)
Annette Ramelsberger ist die langjährige Gerichtsreporterin der “Süddeutschen Zeitung” und in Fachkreisen bekannt für ihre ausdauernde und gewissenhafte Berichterstattung über den NSU-Prozess. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk kritisiert Ramelsberger die Medien dafür, in der Vergangenheit zu wenig über rechtsextremistische Entwicklungen und die damit verbundene Gefahr berichtet zu haben: “Wir haben das über die letzten Jahrzehnte vernachlässigt. Das war immer ein Thema, das den Igitt-Faktor hatte, wo man auch häufig mal als Korrespondent so die rollenden Augen gesehen hat und die Frage: Schreiben wir jetzt die Rechten hoch? Und immer die Frage: Muss das sein?”

6. “Es ist schwierig, angemessen bezahlte Jobs zu finden”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Sportjournalist Christoph Biermann schreibt für das Fußballmagazin “11 Freunde” und hat zahlreiche Bücher zum Thema Fußball veröffentlicht. Im Interview mit dem “Fachjournalist” erzählt Biermann von den Besonderheiten und Herausforderungen seiner Arbeit und verrät, auf welche Themen er ein besonderes Auge habe: “Unser Magazin und auch ich persönlich sehen etwa RB Leipzig sehr kritisch. Der Verein wurde quasi gegründet, um Red Bull zu promoten. Das halten wir für falsch, weil es ein Bruch mit der Fußballkultur in unserem Land ist und den Wettbewerb verzerrt.”

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