Archiv für 6 vor 9

Berliner Verlag will expandieren, US-Zensur, Antisemitismus in Medien

1. “Projekt Halle”: Berliner Verlag expandiert in ostdeutsche Hauptstädte
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Der Berliner Verlag, zu dem unter anderem die “Berliner Zeitung” gehört, plane unter dem Titel “Projekt Halle”, neue Regionalzeitungen in den fünf ostdeutschen Landeshauptstädten zu gründen. Zunächst solle es digitale Ausgaben geben, später auch eine gedruckte Wochenendausgabe. Verleger Holger Friedrich begründe das Vorhaben mit dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit, regionaler Repräsentanz und einer Gegenstimme zur laut Friedrich westlich geprägten Medienelite. Parallel solle die Verlagsstruktur neu aufgestellt werden.

2. US-Pentagon gegen Pressefreiheit
(taz.de)
Das US-Verteidigungsministerium (beziehungsweise “Kriegsministerium”, wie es seit Kurzem heißt) habe neue Regeln eingeführt, nach denen Journalistinnen und Journalisten ihre Berichterstattung vor Veröffentlichung genehmigen lassen müssen. Dies betreffe selbst nicht-geheime Informationen. Organisationen wie der National Press Club und Medien wie die “New York Times” hätten diese Maßnahme als direkten Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert und auf verfassungsrechtliche Bedenken hingewiesen.

3. Antisemitismus in der Berichterstattung
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Auf der journalistischen Fachtagung “Unter Druck? Medien & Antisemitismus im NS-Staat & heute” sei darüber diskutiert worden, inwiefern Medien bei ihrer Berichterstattung über Israel und über Antisemitismus teils unbeabsichtigt diskriminierende Narrative verstärken. Journalistinnen wie Esther Schapira und Vertreter jüdischer Organisationen hätten mehr sprachliche Sensibilität gefordert, um antisemitische Muster besser zu erkennen. Als Ergebnis eines begleitenden Forschungsprojekts sei schließlich ein kostenloses Lerntool für Redaktionen vorgestellt worden.

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4. Vom Stimmzettel zum Meme: Wie sich Desinformation in Europa verbreitet
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum & Sara Mercereau)
Laut der von der EU geförderten “PROMPT”-Studie würden sich Desinformationsnarrative in Europa zunehmend lokal angepasst ausbreiten, etwa durch Misstrauen gegenüber Wahlen oder eine Umdeutung des Ukrainekriegs als innenpolitische Belastung. Die beteiligten Faktenprüfer aus sechs Ländern hätten berichtet, dass Form, Auslöser und Kanäle je nach nationalem Kontext stark variieren, mit Memes, Influencern oder russischsprachigen Telegram-Gruppen als Verstärker.

5. “Medienkompetenzförderung muss als Bildungsaufgabe verstanden werden, nicht als Zusatzleistung”
(npj.news, Juliane von Reppert-Bismarck)
Medienkompetenz müsse als feste Bildungsaufgabe im Schulunterricht verankert und nicht als freiwillige Zusatzleistung verstanden werden, meint Juliane von Reppert-Bismarck, Gründerin der Initiative “Lie Detectors”. Gerade durch KI-Tools wie ChatGPT wachse bei jungen Menschen das Bedürfnis, journalistische Inhalte besser einordnen und Desinformation erkennen zu können. Von der Politik wünsche sie sich langfristige Strukturen, eine bundesweite Vernetzung sowie eine klare Haltung zur Bedeutung von Informationskompetenz für die Demokratie.

6. ZDF hat so viele Frauen in Führungspositionen wie noch nie
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das ZDF habe 2024 mit einem Frauenanteil von 45,3 Prozent in Führungspositionen einen historischen Höchststand erreicht, wolle sich damit jedoch laut Intendant Norbert Himmler nicht zufriedengeben. Die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Keppler habe dem Sender deutliche Fortschritte attestiert, aber auch betont, dass weitere strukturelle Veränderungen notwendig seien.

KW 38/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Haben rechte Takes den Mediendiskurs gekapert?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:55 Minuten)
Im Gespräch mit Holger Klein analysiert der Rechtsextremismus-Forscher Miro Dittrich die mediale Berichterstattung über das Attentat auf Charlie Kirk, der vielen Rechtsextremen als Vorbild gelte. Die beiden sprechen über die Fragen: “Warum versagen Medien immer wieder bei der Berichterstattung über diese Themen? Warum hat das alles mit Konservativismus nichts mehr zu tun? Und gibt es vergleichbare Figuren wie Charlie Kirk auch in Deutschland?”

2. Hayali, Theveßen, Kimmel: Wie bleiben Medien unabhängig?
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 23:12 Minuten)
Nach dem Attentat auf Charlie Kirk habe sich die Debatte um Pressefreiheit auch in Deutschland verschärft. Journalistinnen und Journalisten wie Elmar Theveßen und Dunja Hayali seien ins Visier von Hasskampagnen geraten. Hayali habe sich nach massiven Drohungen sogar vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nina Landhofer hat mit “Reporter ohne Grenzen” über mögliche Gefahren für die Pressefreiheit gesprochen. Social-Media-Experte Gavin Karlmeier geht der Frage nach, ob journalistische Versäumnisse extremen Narrativen Vorschub geleistet haben.

3. Martialische Medien – Wie berichten über Wehrpolitik?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Stefan Eising, Audio: 20:44 Minuten)
In der Sendung “Medien – Cross und Quer” sprechen Thomas Bimesdörfer und Stefan Eising mit dem Verteidigungsexperten Uli Hauck aus dem ARD-Hauptstadtstudio über die Berichterstattung über die Wehrpolitik. Dabei geht es unter anderem um die sprachliche Sorgfalt, inhaltliche Schwerpunkte und journalistische Herausforderungen beim Thema Militär und Verteidigung.

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4. Hendrik Lünenborg: Was macht eigentlich ein Intendant?
(ardaudiothek.de, Daniel Kaiser, Audio: 45:55 Minuten)
Daniel Kaiser unterhält sich mit dem neuen NDR-Intendanten Hendrik Lünenborg über dessen persönlichen Werdegang, seine deutsch-niederländische Prägung und seine Motivation. Lünenborg erzählt von seinen journalistischen Anfängen, seinem Vorbild Tim aus “Tim und Struppi” und seinen ersten Erfahrungen in Hamburg. Als Intendant wolle er dafür sorgen, dass journalistische Unabhängigkeit gewahrt bleibt und der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Vertrauen der Gesellschaft behalte.

5. Der Beitrag öffentlich-rechtlicher Medien zum gesellschaftlichen Zusammenhalt
(leibniz-hbi.de, Kristina Kobrow, Audio: 44:03 Mniuten)
Kristina Kobrow hat im “BredowCast” den Kommunikationswissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt zu Gast. In ihrem Gespräch geht es um die Rolle öffentlich-rechtlicher Medien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hintergrund ist eine neue Studie von ARD, ZDF und Deutschlandradio, die untersucht, wie stark sich Menschen eingebunden fühlen und was sie von Medien erwarten.

6. Die Traumhaus-Masche & warum Influencer plötzlich Häuser “verlosen”
(youtube.com, Sashka, Video: 18:03 Minuten)
YouTuberin Sashka hat sich die derzeit auf Social Media massiv beworbenen “Traumhausverlosungen” genauer angeschaut, bei denen Influencer Häuser im Millionenwert als Gewinne anpreisen. Sie deckt auf, dass es sich dabei letztlich um staatlich lizenziertes Glücksspiel mit sehr geringen Gewinnchancen handele, das durch emotionale Inszenierung, Abo-Modelle und den Anschein von Wohltätigkeit verharmlost werde.
Weiterer Gucktipp: Zockt die Firma von Knossi ihre Fans ab?: “Knossi ist Mitgründer von Fanblast. Aber warum gibt es jetzt einen Beschluss vom Landgericht gegen Fanblast? Und was sagt Knossi dazu?” (youtube.com, Klengan, Video: 25:36 Minuten)

Jimmy Kimmel, “AI Overviews”, Amazonas-Stamm klagt gegen “NYT”

1. Die Nächte werden länger
(taz.de, Matthias Kalle)
Matthias Kalle blickt besorgt auf die Absetzung der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel durch den Fernsehsender ABC, nachdem es offenbar Druck “von ganz weit oben” gegeben habe: “Dass er seiner Show beraubt wird, ist mehr als ein medienpolitischer Zwischenfall. Es ist ein Desaster. Denn ohne die Ironie, ohne die satirische Selbstbefragung werden die Nächte lang und länger. Bis am Ende alles von der Dunkelheit verschluckt wird.” Kimmels Sendung sei “keine reine Unterhaltung” gewesen, “sondern eine Kulturtechnik der Demokratie.”

2. Wenn Journalisten Journalisten zum Abschuss freigeben
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann beschreibt in einem ausführlichen Beitrag, wie deutsche Redaktionen in zahlreichen Fällen unbelegte Terrorvorwürfe der israelischen Armee gegen getötete Medienschaffende übernommen hätten, statt diese klar als Journalisten einzuordnen. Am Beispiel des “Al-Jazeera”-Mitarbeiters Anas Al-Sharif erweise sich laut Goldmann exemplarisch, wie auch Medien aus Deutschland durch Sprachwahl, Schlagzeilen und Quellenauswahl zur Delegitimierung palästinensischer Reporter beigetragen hätten.

3. Medienverbände wehren sich gegen “AI Overviews” von Google
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Mehrere Medienverbände und Organisationen hätten bei der Bundesnetzagentur formelle Beschwerde gegen Googles neue Funktion “AI Overviews” eingereicht. Die automatisch generierten KI-Antworten auf Suchanfragen entzögen journalistischen Angeboten Reichweite und Werbeeinnahmen, würden fehlerhafte Inhalte verbreiten und gegen den Digital Services Act verstoßen. Die Forderung der Beschwerdeführer: Die Bundesnetzagentur solle gemeinsam mit der EU-Kommission regulatorisch gegen diese Entwicklung vorgehen.

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4. Kehrtwende: Meta spricht mit Medienhäusern über Lizenzen für KI
(derstandard.at)
Der Social-Media-Konzern Meta habe laut eines Berichts des “Wall Street Journal” eine Kehrtwende vollzogen und Gespräche mit Medienhäusern wie Axel Springer, Fox Corp. und News Corp. über Lizenzvereinbarungen für KI-Inhalte aufgenommen. Ziel sei es demnach, journalistische Inhalte für KI-Produkte wie Chatbots nutzbar zu machen. Die Verhandlungen kämen überraschend, da Meta sich in den vergangenen Jahren weitgehend aus dem Nachrichtengeschäft zurückgezogen habe.

5. Rundfunkfreiheit nicht verstanden
(verdi.de)
Der Verdi-Medienvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warnt vor politischer Einflussnahme auf den NDR im Fall der Sendung “Klar”. Die Kritik der Ministerpräsidenten Markus Söder und Daniel Günther sowie die Forderung von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach finanziellen Konsequenzen wegen der Absetzung von Moderatorin Julia Ruhs seien laut Schmitz-Dethlefsen ein Verstoß gegen die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

6. Auch Indigene schauen Pornos: Amazonas-Stamm scheitert mit Klage gegen Medienberichterstattung
(beck.de, Jannina Schäffer)
Wie “beck-aktuell” berichtet, wurde eine Verleumdungsklage des brasilianischen Marubo-Stammes gegen die “New York Times” und andere US-Medien von einem Gericht in Los Angeles abgewiesen. Die Richterin habe entschieden, dass der ursprüngliche Artikel lediglich sachlich beschrieben habe, dass einige Jugendliche des Stammes nach Erhalt eines Internetzugangs unter anderem Pornografie konsumiert hätten. Eine pauschale Verunglimpfung oder Diffamierung in der Berichterstattung sei daraus nicht abzuleiten. Auch zugespitzte Schlagzeilen anderer Medien wie “TMZ” seien laut Gericht von der Pressefreiheit gedeckt, zumal keine böswillige Absicht (“actual malice”) nachgewiesen werden konnte.

Hetze der US-Regierung, NDR trennt sich von Ruhs, Kimmel abgesetzt

1. Online-Hetze gegen Journalisten nimmt stark zu
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich besorgt hinsichtlich der zunehmenden Hetze gegen Journalistinnen und Journalisten in den USA. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus konstatiert: “Die Hetzkampagnen aus Kreisen der US-Regierung gegen differenziert berichtende Medien stehen im krassen Widerspruch zu ihrer Behauptung, Meinungsfreiheit zu garantieren. Nicht nur in den USA selbst wird es für kritische Stimmen immer schwieriger, jetzt soll auch die internationale Berichterstattung kontrolliert werden.”

2. Moderatorin Ruhs fliegt nach Protest von Mit­ar­bei­te­rn
(taz.de, Jonas Kähler & Wlada Froschgeiser)
Nach anhaltender interner Kritik habe der NDR entschieden, Moderatorin Julia Ruhs nicht länger im Reportageformat “Klar” einzusetzen (der BR, der ebenfalls einige Folge von “Klar” verantwortet, will in diesen Folgen hingegen an Ruhs als Moderatorin festhalten). Knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Senders hätten in einem offenen Brief mangelnde Differenzierung und Verstöße gegen journalistische Standards bemängelt, insbesondere in einer Folge zum Thema Migration. Ruhs und rechte Kommentatoren sprächen von “Cancel Culture”. Die Moderatorin selbst bezeichne die Entscheidung des NDR als “Armutszeugnis”.

3. “Kleine Anfragen” bedrohen Medien
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben kritisiert die Praxis von AfD und CDU/CSU, mediennahe NGOs wie das “Netzwerk Recherche”, die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” und auch “Correctiv” durch sogenannte Kleine Anfragen unter Druck zu setzen. Dadurch würden deren politische Neutralität infrage gestellt und staatliche Förderungen ins Visier genommen. Laut Röben könne diese Vorgehensweise als Teil einer gezielten Diskursverschiebung nach rechts und als Bedrohung der Pressefreiheit gewertet werden.

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4. Jimmy Kimmel wegen Kommentaren zu Kirk abgesetzt
(faz.net)
Der US-Sender ABC habe die Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live!” auf unbestimmte Zeit abgesetzt. Kimmel habe in seiner Sendung angedeutet, der Täter des Anschlags auf den Ultrarechten Charlie Kirk könnte aus Donald Trumps MAGA-Bewegung stammen. Daraufhin habe Brendan Carr, Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC, dem Sender mit Lizenzentzug gedroht. Donald Trump habe Kimmels Absetzung begrüßt und weitere Maßnahmen gegen kritische Comedians gefordert.

5. Die Zukunft des Journalismus: Szenarien, Herausforderungen, Chancen
(dfjv.de, Nadine Zeidler, Audio: 18:13 Minuten)
Nadine Zeidler spricht im “Fachjournalist”-Podcast mit dem Medienwissenschaftler Michael Graßl über die Zukunft des Journalismus. Gemeinsam diskutierten die beiden drei Szenarien aus dem Sammelband “Die Zukunft des Journalismus. Zehn Szenarien für das nächste Jahrzehnt”. Im Mittelpunkt stehen “Aufgaben, Herausforderungen und Chancen eines demokratierelevanten, sich wandelnden Berufsfeldes”.

6. Mehrheit befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder
(zeit.de)
Laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung befürworte eine Mehrheit der Deutschen ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 14 Jahren. Zudem sei ein breiter Wunsch nach schärferen Regeln an Schulen sowie nach einer stärkeren Verantwortung von Politik und Plattformbetreibern erkennbar.

7. Stefan Raabs Rückkehr ins Abendprogramm
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:22 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Rückkehr von Stefan Raab ins TV-Abendprogramm: “Stefan Raab ist das Symbol für alles, was im deutschen Fernsehen falsch läuft: Man klammert sich an Gestern, weil man Angst vor Morgen hat. Man recycelt lieber alte Konzepte, als neue zu wagen. Man hofft auf Nostalgie statt auf Innovation.”

Klöckners seltsames Spiel, Charlie Kirk, Mediale Gleichschaltung der USA

1. Zitat oder nicht? Klöckners seltsames Spiel mit Nius und taz
(kress.de, Markus Wiegand)
In seiner Kolumne geht Markus Wiegand der Frage nach, ob Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wirklich “Nius” und “taz” verglichen hat. Klöckners Büro verweise nämlich auf Nachfrage auf deren Redemanuskript und erkläre, ein solcher Vergleich sei weder wörtlich gefallen noch gemeint gewesen. Doch t-online.de-Redakteur Lars Wienand halte an seiner Mitschrift von Klöckners Rede fest und biete sogar eine Audioaufnahme als Beleg an. Markus Wiegands Fazit: “Klöckner, immerhin mal Journalistin, behauptet einfach stinkfrech, dass das Zitat so gar nicht gefallen ist. Das ist ziemlich postfaktisch und für eine Bundestagspräsidentin unangemessen.”

2. Dunja Hayali hat Recht: So rechtsextrem & menschenfeindlich war Charlie Kirk
(volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt)
In einem Gastbeitrag für den “Volksverpetzer” analysiert Annika Brockschmidt die Radikalisierung und Inszenierung des ermordeten TPUSA-Gründers Charlie Kirk. Dieser habe systematisch rassistische, sexistische und verschwörungsideologische Inhalte verbreitet und damit ein lukratives Empörungsmodell betrieben. Nach seiner Ermordung werde Kirk nun von Donald Trumps Umfeld und rechten Medien zum Märtyrer verklärt. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die Kirk zutreffend als rechtsextrem eingeordnet habe, sehe sich unterdessen massiven Drohungen ausgesetzt.

3. Schokolade gegen den Backlash
(journalist.de, Leonie Sontheimer)
Leonie Sontheimer, freie Journalistin und Mitgründerin des “Netzwerk Klimajournalismus”, schildert ihre Erfahrungen im TikTok-Talentprogramm von Funk. Sie erzählt, wie schwer es sei, Klimathemen auf der Videoplattform durchzubringen, warum der Begriff “Klimawandel” Zuschauer koste und wieso sie trotzdem weitermache: “Klima auf TikTok zu vermitteln, ist schwer. Mit einer Einordnung von Merz’ Klimapolitik 2 Millionen Views zu erreichen, vielleicht unmöglich. Aufgeben ist aber keine Option.”

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4. TikTok-Übernahme vollendet die mediale Gleichschaltung der USA
(digitalpolitik.ghost.io, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl sieht in der nun bestätigten Übernahme des US-TikTok-Geschäfts durch ein Konsortium um Larry Ellison und Marc Andreessen eine gefährliche Entwicklung: “Das ist das Beste aus Pest und Cholera: Tech-Oligarchen bekommen die Daten und Kontrolle, aus China kommen die Algorithmen.” Für Beckedahl ist der Deal ein weiterer Schritt zur “medialen Gleichschaltung” in den USA.

5. Elon Musk steuerte sein Sprachmodell nach rechts
(infosperber.ch, Pascal Sigg)
Laut einer Recherche der “New York Times” (nur mit Account lesbar) entwickle Elon Musks Sprachmodell Grok zunehmend eine politische Schlagseite. Ein standardisierter Fragenkatalog habe gezeigt, dass sich Groks Antworten seit Mai 2025 deutlich nach rechts verschoben hätten, insbesondere bei wirtschafts- und staatspolitischen Themen. KI-Experte Oren Etzioni warne, Sprachmodelle seien “Marionetten”, deren Fäden im Verborgenen gezogen würden.

6. Trump will »New York Times« auf 15 Milliarden Dollar verklagen
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe angekündigt, die “New York Times” wegen “Verleumdung und übler Nachrede” auf 15 Milliarden US-Dollar zu verklagen. Die Zeitung sei, so Trump auf seiner Plattform Truth Social, zu einem “regelrechten Sprachrohr der radikalen linken Demokratischen Partei” geworden und habe angeblich über ihn, seine Unternehmen sowie seine Familie gelogen. Kritiker sähen in Trumps Klagen gegen Medien einen Angriff auf die Pressefreiheit.

Rückzug, Rechte Meme-Subkulturen, Deutsche Angst vor Berlusconi

1. Dunja Hayali zieht sich vorerst aus Öffentlichkeit zurück
(taz.de)
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali habe sich nach massiven Anfeindungen, Hassnachrichten und Todesdrohungen, ausgehend von rechten Onlinekreisen, vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Auslöser sei ihre Moderation im “heute journal” zur Ermordung des rechten US-Aktivisten Charlie Kirk gewesen. Diese sei in rechten Medien und auf Social Media bewusst aus dem Zusammenhang gerissen und skandalisiert worden.

2. Kein Visumsentzug gegen Kritiker
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich an Alan Meltzer gewandt, den derzeitigen Interimsbotschafter der USA in Berlin. Auslöser ist die Forderung des ehemaligen US-Botschafters Richard Grenell, den ZDF-Korrespondenten in Washington, Elmar Theveßen, wegen dessen angeblicher Linksradikalität aus den USA auszuweisen: “Solange sich Journalistinnen und Journalisten im Rahmen der Presse- und Meinungsfreiheit bewegen, gehören staatliche Zwangsmaßnahmen wie der Entzug des Visums nicht in das Arsenal freiheitlicher Demokratien. Bisher kennen wir solche Druckmittel nur von Autokratien und solchen Staaten, die in Deutschland gemeinhin als Bananenrepubliken bezeichnet werden”.
Weiterer Lesetipp: ZDF verteidigt Büroleiter Theveßen gegen US-Kritik: “Donald Trumps MAGA-Bewegung kritisiert den Washingtoner ZDF-Studioleiter Elmar Theveßen vehement. Er hatte dem extrem rechten Vize-Stabschef Trumps Nähe zur NS-Ideologie attestiert. Nun schaltet sich das ZDF ein.” (spiegel.de)

3. Groyper-Wars: Wenn rechte Meme-Subkulturen tödlich werden
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Nach dem Mord an Charlie Kirk würden sich die Hinweise verdichten, dass der mutmaßliche Täter selbst aus rechten Online-Subkulturen stammt. Gravuren auf Patronenhülsen wie “OwO what’s this” würden auf eine toxische Mischung aus Gaming-Memes, Furry-Witzen und rechter Troll-Ästhetik deuten. Der Fall zeige laut “Belltower News”, wie sehr sich rechtsextreme Gewalt mit ironisch-codierter Internetkultur und Gamifizierung verbindet.
Weiterer Lesetipp: Hold my Kampfjet: “Krieg? Das geht auch in lustig! Denkt offenbar die Nato. Die hat das Jet2-Holiday-Meme genutzt, um auf Social-Media mit Kampffliegern anzugeben.” (taz.de, Anastasia Zejneli)

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4. Mythos Berlusconi: Die deutsche Angst vor Media for Europe
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei “DWDL” ordnet Timo Niemeier die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Berlusconi-Konzern ein. Demnach sei MediaForEurope, unter Leitung von Pier Silvio Berlusconi, zwar in Deutschland mit Misstrauen empfangen worden, bislang aber nicht durch politische Einflussnahme aufgefallen. Anders als sein Vater, der frühere Ministerpräsident Italiens Silvio Berlusconi, habe Berlusconi junior keine politischen Ambitionen gezeigt und betreibe das Mediengeschäft in erster Linie als unternehmerisches Projekt.

5. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern mehr Aufmerksamkeit für den Globalen Süden
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher zeigt, dass Länder des Globalen Südens trotz ihres weltweiten Gewichts in deutschsprachigen Leitmedien kaum vorkommen. Oft liege ihr Anteil an der Berichterstattung unter zehn Prozent. Selbst schwerwiegende humanitäre Krisen wie in der Region Tigray oder im Sudan fänden kaum Beachtung. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie 150 Organisationen würden daher in einem Appell mehr mediale Sichtbarkeit für den Globalen Süden fordern.

6. US-Regierung verkündet TikTok-Einigung mit China, nennt aber keine Details
(spiegel.de)
Es soll eine Einigung der USA mit China im Streit um die Videoplattform TikTok geben. Nach Angaben von US-Finanzminister Scott Bessent sei ein Rahmenplan erarbeitet worden, der den Übergang des US-Geschäfts von TikTok an ein US-amerikanisches Unternehmen ermöglichen soll. Details würden allerdings nicht genannt. Auch ein möglicher Käufer bleibe bislang unklar. US-Präsident Donald Trump habe den Deal auf seiner Plattform Truth Social angedeutet und ein Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping für Freitag angekündigt.

Abgrund überwinden, Kirk-Videos, Sollte Bundesregierung auf X bleiben?

1. Brainrot Morde oder wie man einen Abgrund überwindet
(beritmiriam.substack.com, Berit Glanz)
Berit Glanz analysiert die mediale Reaktion auf das Attentat an Charlie Kirk und kritisiert die oberflächliche Verklärung des rechtsradikalen Influencers als Märtyrer. Statt Kirks Rolle in der digitalen Radikalisierung einzuordnen, hätten viele etablierte Medien dessen Internetkarriere verharmlost und zentrale Codes der Internetkultur übersehen. Glanz fordert mehr digitale Kompetenz in Redaktionen, um die gesellschaftliche Wirkung von Memes, Online-Subkulturen und Radikalisierungsdynamiken kritisch zu verstehen.

2. So gehen die Plattformen mit expliziten Aufnahmen des Kirk-Attentats um
(spiegel.de)
(Triggerwarnung: In dem verlinkten Text “wird das Attentat auf Charlie Kirk aus mehreren Perspektiven beschrieben.”) Der “Spiegel” berichtet über eine Recherche des US-Techmagazins “The Verge” zur Verbreitung expliziter Videos nach dem Attentat auf Charlie Kirk. Die Analyse zeige, dass Plattformen wie X, TikTok, Instagram und YouTube trotz Richtlinien und Warnsystemen nur eingeschränkt in der Lage gewesen seien, gewaltvolle Inhalte zu stoppen. Der Fall mache deutlich, wie schwer es Sozialen Netzwerken falle, bei Breaking-News-Ereignissen eine wirksame Moderation sicherzustellen.

3. Früherer US-Botschafter fordert Visaentzug für ZDF-Journalist Theveßen
(zeit.de)
Richard Grenell, einst US-Botschafter in Deutschland, habe gefordert, dem ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen das US-Visum zu entziehen, da dieser laut Grenell zur Gewalt aufrufe und sich als “linksradikal” gebe. Anlass sei ein Podcast-Zitat, in dem Theveßen den Trump-Vertrauten Stephen Miller in eine ideologische Nähe zum Dritten Reich rücke. Die Attacke sei Teil einer breiteren Online-Kampagne, mit der Anhänger des getöteten Charlie Kirk derzeit gegen dessen Kritiker vorgehen.

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4. Nach Musks Aufruf zur Gewalt muss die Bundesregierung X verlassen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Bei netzpolitik.org fordert Markus Reuter den sofortigen Rückzug der Bundesregierung und großer Medienhäuser von der Plattform X. Anlass ist ein öffentlicher Aufruf zur Gewalt durch Elon Musk, der auf einer Demonstration, organisiert von dem britischen Rechtsextremen Tommy Robinson, als zugeschalteter Redner auftrat und X zur Bühne für rechte Radikale mache. Reuter kritisiert das Festhalten an der Plattform als moralisch untragbar und warnt vor einer weiteren Normalisierung von Hass, Antisemitismus und Desinformation.

5. “Rolling Stone”-Verleger verklagt Google
(taz.de)
Der US-Verlag Penske Media, Herausgeber von “Rolling Stone” und “Variety”, habe Google wegen der Nutzung seiner Artikel in KI-Zusammenfassungen verklagt. Die sogenannte AI-Overviews-Funktion leite Nutzerinnen und Nutzer an den Originalseiten vorbei und schade so dem Anzeigengeschäft, heiße es in der Klage. Es sei der erste Fall, in dem ein großer US-Verlag rechtlich gegen Googles Umgang mit journalistischen Inhalten im KI-Zeitalter vorgeht.

6. Bundestag hebt Immunität von AfD-Abgeordnetem Stephan Brandner auf
(mdr.de)
Der Bundestag habe die Immunität des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner aufgehoben, um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera wegen Beleidigung zu ermöglichen. Brandner hatte die “Spiegel”-Journalistin Ann-Katrin Müller wiederholt als Faschistin bezeichnet und trotz gerichtlichem Verbot nicht damit aufgehört. Gegen ihn seien bereits Ordnungsgelder in Höhe von 50.000 Euro verhängt worden.

KW 37/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. 25 Jahre NSU: Das Versagen der Medien
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 1:05:21 Stunden)
In der aktuellen Folge der “Medienversteher” schauen Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer auf die NSU-Morde und die damit verbundene Berichterstattung zurück: “Warum folgten viele Redaktionen den Ermittlern so kritiklos? Wie kam es zu stereotypen Schlagworten wie ‘Döner-Morde’, die sich so hartnäckig hielten? Und warum hörte man die Stimmen der Betroffenen so selten?”

2. Wie berichtet man im Schatten des Kremls?
(taz.de, Anastasia Zejneli & Inna Hartwich, Audio: 28:37 Minuten)
Inna Hartwich spricht im “taz”-Podcast “Fernverbindung” mit Auslandsredakteurin Anastasia Zejneli über ihren Abschied aus Russland. Sie schildert, wie sich ihre journalistische Arbeit seit dem Beginn des Ukrainekriegs verändert hat, und welche Auswirkungen staatliche Kontrolle und zunehmendes Schweigen in der Bevölkerung auf ihre Recherchen hatten. Außerdem blickt sie in dem Gespräch auf eine Gesellschaft zurück, die sich immer weiter abschottet.

3. Gilda Sahebi über Polarisierung, Herrschaft & Spaltung der Gesellschaft
(youtube.com, Tilo Jung, Video: 2:33:59 Stunden)
Tilo Jung hat die Ärztin, Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin Gilda Sahebi zu Gast. In dem zweieinhalbstündigen Gespräch geht es um Sahebis ungewöhnlichen Werdegang und die derzeitigen gesellschaftlichen Probleme. Sahebi kritisiert unter anderem, dass Medien in Deutschland die Gefahr eines aufziehenden Autoritarismus nicht deutlich genug benennen und strukturelle Probleme wie Vermögensungleichheit zugunsten von Ablenkungsthemen wie Migration vernachlässigen.
Weiterer Hörtipp: Gilda Sahebi und Arne Semsrott (unter anderem “FragDenStaat”) haben den Politik-Podcast “Gilda con Arne” gestartet, in dem die beiden Themen der Woche besprechen. Zwangsläufig wird es dort auch um mediale Aspekte gehen.

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4. “Spotify für Journalismus” – ein Traum, der nie wahr wird?
(ardaudiothek.de, Linus Lüring, Audio: 26:12 Minuten)
Immer wieder wird über die Idee eines “Spotify für Journalismus” gesprochen, also eine Plattform mit einem Abo, das Zugriff auf viele Zeitungen, Magazine und journalistische Artikel bietet. Doch durchsetzen konnte sich die Idee bislang nicht. Warum eigentlich nicht? Darüber diskutiert Linus Lühring bei “BR24 Medien” mit Anne Ahlers vom Verlag Nürnberger Presse und Christian-Mathias Wellbrock, Medienökonom an der Hamburg Media School: “Wann würden Menschen für eine Journalismus-Flatrate zahlen? Bringen neue Abo-Modelle Verlage näher zusammen oder verschärfen sie den Wettbewerb?”

5. Der Generationenbruch in der Mediennutzung
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 29:08 Minuten)
Alexander Matzkeit spricht in seinem Podcast “Läuft” mit dem Medienwissenschaftler Konrad Scherfer über die Nachrichtennutzung junger Erwachsener. Scherfer stellt seine qualitative Studie mit Studierenden der TH Köln vor und erklärt, wie junge Menschen Informationen über Instagram, TikTok oder WhatsApp wahrnehmen. Dabei geht es um sein Drei-Säulen-Modell der Mediennutzung, die Bedeutung von Medienkompetenz und die Frage, wie sich der Journalismus neu aufstellen muss.

6. Wie italienisch wird ProSieben nach der Übernahme durch den Berlusconi-Konzern?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 16:08 Minuten)
In dem Gespräch von Holger Klein mit dem Medienjournalisten Timo Niemeier geht es um die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Konzern MediaForEurope. Niemeier erläutert, was sich für Redaktion und Publikum ändern könnte und warum er trotz möglicher Einsparungen nicht mit italienischen Formaten im deutschen Programm rechnet. Im Zentrum steht die Frage, wie stark sich der Einfluss von Pier Silvio Berlusconi auf Inhalte und Struktur der Sendergruppe auswirken wird.

Gemeinwohl, Widerstand im Journalismus, Staatstrojaner

1. Gemeinwohlorientierter Journalismus braucht Rechtssicherheit
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter kommentiert bei netzpolitik.org die fehlende Rechtssicherheit für gemeinwohlorientierten Journalismus. Die Bundesregierung wolle beispielsweise E-Sport als gemeinnützig anerkennen, nicht-kommerzieller Journalismus bleibe jedoch, trotz der Zusagen im Koalitionsvertrag der einstigen Ampel-Regierung, weiterhin rechtlich im Schwebezustand. Reuter kritisiert die unionsgeführte Regierung für mangelnden Gestaltungswillen und warnt, dass demokratische Medien gerade jetzt gezielte Unterstützung brauchen.

2. RSF verklagt BND wegen Staatstrojanern
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) klagt gegen den Einsatz von Staatstrojanern durch den Bundesnachrichtendienst: “Der Geheimdienst kann Journalisten heimlich per Trojaner überwachen, ohne dass der Betroffene hiervon jemals erfährt. Hiergegen gibt es in Deutschland keinen Rechtsschutz, wenn vom Betroffenen auch weiterhin Nachweise für eine Überwachung verlangt werden. Dies steht einem demokratischen Rechtsstaat schlecht zu Gesicht und verstößt gegen die Menschenrechte”, so Rechtsanwalt Niko Härting, der RSF vertritt.

3. Medien müssen nicht neutral sein – Wir brauchen Widerstand im Journalismus
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner & Paul Starzmann)
Der “Volksverpetzer” veröffentlicht einen Auszug aus “Mut zum Unmut”, dem demnächst erscheinenden Buch von Matthias Meisner und Paul Starzmann. Der Text wirbt für mehr Widerstand im Journalismus und zeigt, wie rechte Gruppen Begriffe wie “alternativ” für eigene Zwecke vereinnahmen, während faktenbasierte Kritik als “aktivistisch” abgewertet werde. Meisner und Starzmann plädieren für einen Journalismus mit Haltung, der Missstände aufdeckt und sich nicht dem Ruf nach falscher Ausgewogenheit beugt.

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4. Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel
(youtube.com, Schauspiel Köln & Correctiv, Video: 1:44:05 Stunden)
Das Schauspiel Köln hat die “Correctiv”-Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” auf die Bühne geholt: “Wie kann man ‘Remigration’, den Tarnbegriff der völkischen Ideologie, übersetzen? Was stand in Potsdam tatsächlich auf der Agenda? Ging es tatsächlich um Pläne zur massenhaften Vertreibung von Menschen aus Deutschland?”

5. Wie umgehen mit Propaganda und Unwahrheiten?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 38:13 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um den Umgang mit politischen Interviews, in denen unbelegte Behauptungen und gezielte Falschinformationen verbreitet werden. DLF-Hörer Benjamin Bock spricht mit Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und DLF-Hauptstadtkorrespondent Dirk-Oliver Heckmann über journalistische Verantwortung, Faktenchecks und die Frage, wie man Propaganda wirksam begegnet.

6. Aussicht auf Hollywood-Deal lässt Warner-Aktie hochspringen
(sueddeutsche.de)
Laut Berichten des “Wall Street Journal” und weiterer US-Medien prüfe die Mediengruppe Paramount Skydance, mit finanzieller Unterstützung von Milliardär Larry Ellison, eine Übernahme des deutlich größeren Konkurrenten Warner Bros. Discovery. Die Aussicht auf eine solche Fusion habe die Warner-Aktie um fast 30 Prozent steigen lassen. Ein Zusammenschluss der beiden Studios mit Marken wie HBO, DC, CNN und Paramount+ könnte die US-amerikanische Medienlandschaft grundlegend verändern.

Donnepp Media Award ausgesetzt, “taz”-Klon, Wörter wie Ungeheuer

1. Donnepp Media Award wird nach Eklat vorerst ausgesetzt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nach der Rücknahme der Ehrung für Judith Scheytt und internen Zerwürfnissen innerhalb der Jury soll der Donnepp Media Award, verliehen durch den Verein “Freunde des Adolf-Grimme-Preises”, im kommenden Jahr nicht vergeben werden. Dies habe der Vereinsvorsitzende Jörg Schieb gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” erklärt. Zurücktreten wolle der nach Meinung vieler Beobachter für den Eklat verantwortliche Schieb jedoch nicht. Das wäre seiner Ansicht nach “unanständig”.

2. Wie ich einen taz-Klon aus dem Internet verbannte
(taz.de, Klaudia Lagozinski)
Klaudia Lagozinski beschreibt, wie sie auf eine gefälschte Nachrichtenseite gestoßen sei, die Inhalte der “taz” kopiert und mutmaßlich für eine Kryptobörse genutzt habe. Die Spur habe sie zu weiteren Nachbildungen bekannter deutscher Medien geführt. Nach einer Beschwerde beim US-Domainanbieter Namecheap sei es gelungen, den “taz”-Klon vom Netz nehmen zu lassen.

3. Wörter wie Ungeheuer: Initiative kürt das “Wortgetüm des Jahres”
(turi2.de, Christoph Arens)
Zum Weltalphabetisierungstag habe eine neue Sprachinitiative erstmals das “Wortgetüm des Jahres” gekürt. Ausgezeichnet wurde der Begriff “Antidiskriminierungsbeauftragte” mit seinen 31 Buchstaben. Ziel der Aktion sei es, auf sprachliche Barrieren hinzuweisen, die besonders Menschen mit geringer Lesekompetenz vom gesellschaftlichen Leben ausschlössen. Jury und Initiatoren fordern mehr Verständlichkeit und kürzere, alltagstaugliche Begriffe in Verwaltung und Politik.

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4. KI und Medien: ein Zwischenstand
(medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler zieht eine kritische Zwischenbilanz zur Rolle von Künstlicher Intelligenz im Mediensektor. Die Branche befinde sich im Spannungsfeld zwischen Effizienzgewinn und Kontrollverlust, zwischen neuer Kreativität und schrumpfender Sichtbarkeit. Einerseits könnten Medienhäuser mit Tools wie GPT-5, Gemini oder ElevenLabs technisch aufrüsten, andererseits drohe durch Googles AI Overviews und Zero-Click-Suche ein massiver Reichweitenverlust.

5. RSF-Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum Internationalen Tag der Demokratie am 15. September wolle die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ihren neuen Bildband “Fotos für die Pressefreiheit 2025” veröffentlichen, “denn die Einschränkung der Pressefreiheit ist immer ein Warnzeichen und wichtiger Gradmesser für den Zustand der Demokratie.” Der Verkaufserlös komme laut RSF vollständig der Unterstützung verfolgter Journalistinnen und Journalisten zugute.

6. Ver.di begrüßt Willen zur Medienstärkung
(verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi begrüßt die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, unabhängigen Journalismus und Medienkompetenz stärker fördern zu wollen. Bundesvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warne vor den Gefahren durch Digitalmonopole, autoritäre Einflussnahmen und Desinformation und fordere Investitionen in redaktionelle Strukturen. Zudem unterstütze Verdi die Bundesratsinitiative für eine Plattformabgabe, um Medien finanziell zu stärken und journalistische Standards zu sichern.

7. Deutscher Fernsehpreis für “Germany’s Next Topmodel”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:02 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Vergabe des Deutschen Fernsehpreises an Heidi Klums “Germany’s Next Top Model” in der Kategorie “Beste Ausstattung Unterhaltung”: “Das ist ungefähr so, als würde man einer Zigarettenpackung einen Design-Preis verleihen. Richtet jede Menge Schaden an, sieht aber toll aus. Na, herzlichen Glückwunsch!”

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