“Bild” ruft die Polizei wegen Giulia Siegel… an

"Promille-Alarm! Polizei holt Giulia Siegel aus Bar"“Promille-Alarm! Polizei holt Giulia Siegel aus Bar” schrieb “Bild” gestern (siehe Ausriss). Siegel soll sich, wie der Betreiber der Bar “Bild” erzählt habe, “total daneben” benommen haben. Sie sei von der Bar als DJ engagiert worden und hätte einen anderen DJ angespuckt. Danach hätte sie sich, entgegen der Aufforderung des Betreibers, geweigert, die Bar zu verlassen. Kurz vor dem vereinbarten Ende ihres Auftritts, sei dann die Polizei gekommen und habe sie aus dem Lokal “geführt” (bei Bild.de, wo der Artikel inzwischen entfernt wurde, hieß es sogar “abgeführt”). “Bild” lässt Siegel die Vorwürfe bestreiten, druckt aber ein Foto, das belegt, dass die Polizei vor Ort war — und zitiert auch einen Polizeisprecher:

“Wir wurden gerufen, weil ein Randalierer die Bar nicht verlassen wollte. Wir haben die Dame dann hinausbegleitet.”

Der Betreiber der Bar bestätigt uns im Wesentlichen die “Bild”-Geschichte.

Giulia Siegel hingegen bestätigt uns zwar, dass sie von der Polizei gebeten worden sei, die Bar zu verlassen, bestreitet aber den Rest. In einer Stellungnahme auf ihrer Internetseite schreibt sie:

Hi an alle, was heute in der Bild Zeitung steht ist erstunken und erlogen !!! Weder hatte ich getrunken, noch habe ich mich daneben benommen. Ich kenne diesen Club Besitzer nicht und wurde für diesen Abend von Virtualnights, einem Partyinternetforum gebucht. Der Veranstalter von Virtualnights hat den ganzen Abend neben mir gestanden und hat auch der Bildzeitung bestätigt (…), dass alles von diesem Club Besitzer erlogen ist, um Werbung für sich selber zu machen. (…)

Das Gespräch zwischen dem Veranstalter und der “Bild”-Zeitung sei von “Bild” mitgeschnitten worden. Bei Virtualnights bestätigt man uns Siegels Darstellung.

Soweit also die Betroffenen. Und wir waren nicht dabei.

Ein Polizeisprecher sagt uns allerdings:

“Wir wurden in der Tat wegen eines Randalierers, dessen Personalien aufgenommen wurden, in die Bar gerufen.

Im Rahmen dieses Einsatzes hat uns der Betreiber dann gebeten, eine Dame, bei der es sich offenbar um Frau Siegel handelte, hinauszubegleiten. Aus polizeilicher Sicht gab es für uns keinen Grund gegen diese Dame vorzugehen.”

Und so, wie die Äußerungen von Siegel, Virtualnights und Polizei der “Bild”-Version widersprechen, ist es plötzlich gar nicht mehr erstaunlich, dass sich in dem Artikel diverse Formulierungen finden, die ungewöhnlich sind für “Bild”:

Peinlich, peinlich — was sich Giulia Siegel (32) da geleistet haben soll… Die Tochter von Musikproduzent Ralph Siegel (61) wurde morgens um 4 Uhr angeblich betrunken von der Polizei aus einem Lokal geführt. (…) soll sie die Musik bis zum Anschlag aufgedreht haben. (…) Der Gastronom bat Giulia Siegel zu gehen. Doch die soll sich geweigert haben (…)
(Hervorhebungen von uns)

Mit Dank an J.W. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 3.8.2007: Bild.de veröffentlicht heute eine Gegendarstellung von Giulia Siegel, in der sie feststellt: “Ich bin nicht von der Polizei abgeführt worden. Ich war auch nicht betrunken.”

Dummer August

Man kennt das von billigen Pullovern: Erst entdeckt man, dass irgendwo ein kleiner Faden raushängt, aber wenn man dran zieht, ribbelt sich das Ding komplett auf.

In Deutschland haben sie schon alles abgeräumt (u. a. Platin, Bambi), jetzt wollen sie die USA erobern: die deutsche Popband Juli ("Die perfekte Welle") mit Sängerin Eva Briegel (Foto). Zusammen mit der US-Band "Dashboard Confessional" brachte Juli ihre 1. Single "Stolen" (Deutsch: gestohlen) in den Staaten raus – und kam von 0 auf Platz 44 in die US-Charts. BILD meint: Rock the USA!Ungefähr so verhält es sich auch mit der heutigen “Gewinner des Tages”-Kür durch “Bild”. Angeblich ist die Sängerin der deutschen Band Juli mit der amerikanischen Band Dashboard Confessional und der Single “Stolen” von 0 auf 44 in die US-Charts eingestiegen. Das lässt sich leicht durch einen Blick auf die US-Charts widerlegen. Aber Juli ist nicht nur nicht auf Platz 44 in die US-Charts eingestiegen, sondern gar nicht. Und sie ist nicht nur gar nicht in die US-Charts eingestiegen, sondern konnte gar nicht in die US-Charts einsteigen: Die Single mit Juli wurde, wie uns die Plattenfirma Universal bestätigt, nur in Deutschland veröffentlicht. Weshalb auch die Aussage, Juli wollten jetzt die USA erobern, und der “Bild”-Schlachtruf “Rock the USA”… also, sagen wir so: Es geht nicht um die US-Karriere von Juli, sondern die Deutschland-Karriere von Dashboard Confessional.

Und wie kommt “Bild” auf den Platz 44? Man weiß es nicht. In Deutschland ist die Single erst am Freitag erschienen, deshalb gibt es noch keine endgültige Chart-Platzierung. In den USA aber haben Dashboard Confessional “Stolen” schon vor Monaten (und ohne Juli!) herausgebracht. Die Single stieg im April auf Platz 65 in die US-Charts ein, erreichte aber als Spitzenposition, ta-daa: Platz 44.

Vielen Dank an Mumu M. für den sachdienlichen Hinweis!

Nachtrag, 2.8.2007: “Bild” behauptet heute, dass ihr “in der Rubrik ‘Gewinner’ ein Fehler unterlaufen” sei. So kann man das natürlich auch formulieren.

Die Simpsons noch unbeliebter als Harry Potter

Offenbar spielt “Bild” heute auf der letzten Seite ein lustiges Spiel: Für wie dumm kann man den Leser verkaufen? Oder, um es mit “Bild” zu sagen:

Die Überschrift ist… groß — die dazugehörige Meldung wenig spektakulär: “Die Simpsons – der Film” war nach dem Start am vergangenen Donnerstag der meistgesehene Film in den deutschen Kinos der Kinokette Cinemaxx.

Knapp 200 000 Zuschauer meldet Kino-Gigant “CinemaxX” allein am ersten Wochenende nach dem Filmstart am Donnerstag.

Harry Potter sahen dagegen knapp 80 000 Fans.

Der Vergleich ist so unsinnig wie falsch: “Harry Potter und der Orden des Phönix” läuft bereits in der dritten Woche — vor tatsächlich 80.000 Cinemaxx-Zuschauern. In der Vorwoche sahen ihn dort 128.000 und zum Filmstart immerhin 201.000. Und weil das z.Zt. die einzig vergleichbare Zahl zum “Simpsons”-Film ist, muss man sagen: “Die Simpsons” sahen laut Cinemaxx 194.000 Zuschauer — also 7000 weniger als “Harry Potter”.

Aber immerhin hat es “Bild” geschafft, dass wir die Simpsons und Harry Potter in ein und derselben Überschrift unterbringen konnten!

Mit Dank an Martin G. und Martin K. für den Hinweis.

6 vor 9

Gute-Laune-Fahrt mit der Hamas (+ Video)
(tagesschau.de, Richard C. Schneider)
Es sollte vor allem eins deutlich machen: Die Hamas sorgt entgegen aller Vorurteile für Sicherheit und Stabilität im Gaza-Streifen. 90 Journalisten wurde der Gaza-Streifen deshalb so präsentiert, wie ihn die Hamas gerne sehen möchte.

Herausforderung Media 3.0
(boersenblatt.net)
Wie sich Verlage im Zeitalter der Digitalisierung aufstellen müssen, beschreibt die akutelle Deloitte-Studie “Herausforderung Media 3.0? (pdf, 548 kb). Die Befragung von 40 Entscheidungsträgern führender Verlagshäuser hat ergeben, dass nahezu jeder Verlag über eine digitale Strategie verfügt. Umfang und Reifegrad unterscheiden sich jedoch erheblich.

Wie geht es weiter im Internet? Professor Klaus Meier im Gespräch
(wcm2006.blogspot.com)
Klaus Meier ist als Autor des Buches “Internet-Journalismus” und Dozent des Studiengangs “Online-Journalismus” der richtige Ansprechpartner für Kristin Gogolok, die mehr über das Heute und Morgen des Internets wissen möchte.

Die unlustigen Musikanten
(taz.de, Klaus Raab)
Das ZDF will mal wieder jünger werden und entrümpelt zu diesem Zweck das Schlagerprogramm – dessen Helden wehren sich mit Händen und Füßen.

Paris, Osaka
(tagesspiegel.de, Pablo Silalahi)
Die ARD schickt ihre Doping-Redaktion nach der Tour zur Leichtathletik-WM nach Japan – obwohl die Sportarten laut ZDF-Chefredakteur Brender nicht vergleichbar sind.

“Die linke Meinungshegemonie ist am Zusammenfallen.” (Teil 2)
(schweizerzeit.ch, Patrick Freudiger)
Roger Köppel (Chefredaktor und Verleger der “Weltwoche”) äussert sich in einem Exklusiv-Interview für die “Schweizerzeit” zur Eigenverantwortung, zur Klimahysterie, zu Integrationsproblemen und über seine Faszination für die Schweiz.

Kurz korrigiert (443)

Bestimmt ist es eine gezielte Provokation, dass der Fußballtrainer von Schalke 04 auf Bild.de heute "Vize-Trainer: Mirko Slomka"als “Vize-Trainer” bezeichnet wird (siehe Ausriss), obwohl er doch seit 2006 Chef-Trainer ist. Schließlich wissen die Sportexperten Mitarbeiter von Bild.de doch ganz bestimmt, dass der ehemalige Schalke-Torwart Frank Rost im November 2006 angeblich von Slomka aus der Startelf genommen wurde, weil er ihn als “Co-Trainer” bezeichnet haben soll. Klar wissen die das, stand ja auch bei Bild.de.

Mit Dank an Katy H. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 22.07 Uhr: Möglicherweise meint Bild.de mit “Vize-Trainer” gar nicht “Co-Trainer”, sondern “Vizemeister-Trainer”. Das wäre Mirko Slomka natürlich.

Nachtrag, 31.07.07: Muss wohl doch der “Co-Trainer” gemeint gewesen sein. Jetzt ist Slomka bei Bild.de jedenfalls nur noch “Trainer”.

Allgemein  

“Bild” erfindet Verbraucherschutzwarnung

"Verbraucherschutz warnt! -- So nutzt Pfarrer Fliege hilfesuchende Zuschauer aus"

Flieges neuer Job als “Seelsorger” im Spartensender “Help TV” soll ein Abzock-Format sein. Der Vorwurf: Fliege lockt (…) Hilfesuchende in die Telefonkostenfalle!

Soweit “Bild” am vergangenen Samstag. “Bild” berief sich dabei auf Theo Wolsing, Sprecher der Verbraucherzentrale NRW, und zitierte ihn mit den Worten:

“Anbieter wie Fliege nutzen kostenpflichtige Hotlines, bei denen nicht nachvollziehbar ist, ob die Anrufer auch wirklich Kontakt zu den gewünschten Gesprächspartnern erhalten. Wir beobachten die Sendung, warnen vor der Schuldenfalle.”

“In den Mund gelegt”
Das mir in den Mund gelegte Zitat stellt das Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter am letzten Freitag auf den Kopf. (…) In Bezug auf Help TV habe ich (…) mehrfach darauf hingewiesen, dass uns derzeit keine Beschwerden vorliegen und ich die zuvor beschriebene Gefahr dort auch nicht sehe – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Sender quasi unter Auschluss der Öffentlichkeit ausgestrahlt wird. Insofern distanziere ich mich ausdrücklich von der in dem o. g. Artikel vorgenommenen Zuspitzung.
(Aus einer Mail von Theo Wolsing an die “Bild”-Redaktion)

Fragt man bei Verbraucherschützer nach, erfährt man allerdings Erstaunliches: “Bild” habe sich zwar bei ihm gemeldet und im Gespräch immer wieder “auf Fliege festlegen” wollen. Er habe jedoch seinerseits wiederholt deutlich gemacht, dass man Help TV zwar beobachte, aber wenig Anlass zur Besorgnis sehe: Es lägen “keine Verbraucherbeschwerden gegen Help TV” vor, habe Wolsing dem “Bild”-Mitarbeiter gesagt — und vor der “Schuldenfalle” habe er “ausdrücklich nicht im Zusammenhang mit Fliege” gewarnt (sondern in Bezug auf andere Call-In-Sendungen). Wolsing hat sich inzwischen auch bei “Bild” beschwert (siehe Kasten).

Aber “Bild” hatte ja noch eine zweite Meinung zur “Telefonkostenfalle” eingeholt und zitierte “Medien-Anwalt” Burkhard Benecken mit den Worten: “Eine Schadenersatzklage hätte für Opfer eine große Aussicht auf Erfolg.” Auf Nachfrage sieht sich Benecken zwar korrekt wiedergegeben, sagt uns aber auch, seine Einschätzung beruhe darauf, wie “Bild” ihm den Fall schilderte — er selbst kenne Help TV nicht.

Und tatsächlich ist der Vorwurf der “Abzocke” bei Help TV weit hergeholt. Die Kosten für den Zuschauer halten sich dort nämlich in Grenzen: Wer für 50 Cent anruft, wird gebeten, Name und Telefonnummer zu hinterlassen, und kostenlos zurückgerufen.

Nicht ganz glücklich war daher auch Help TV mit dem “Bild”-Bericht vom Samstag. Der Sender wies in einer Pressemitteilung nicht nur darauf hin, dass, was in “Bild” stand, “grob irreführend” sei und es “seit Sendestart (…) keine einzige Beschwerde von Zuschauern, Anrufern oder Verbraucherschutzorganisationen” gegeben habe. Nein, Help TV stieß sich vor allem an einer weiteren “Bild”-Aussage:

BILD machte während der Woche mehrere Testanrufe. Einen Rückruf von Fliege oder seinen Mitarbeitern gab es nicht.

Help-TV bestätigt das, wird aber deutlich konkreter: Am vergangenen Mittwochmittag sei tatsächlich ein Anruf von einer “Bild”-Telefonnummer eingegangen. Allerdings habe der Anrufer keine Rückrufnummer o.ä. angegeben, sondern nach gerade mal 1,8 Sekunden wieder aufgelegt. Und am Freitagnachmittag, wenige Stunden vor Redaktionsschluss, habe es innerhalb kürzester Zeit noch zwei weitere solcher Anrufe gegeben (3,3 Sekunden, 2,5 Sekunden) sowie einen, bei dem tatsächlich eine Rufnummer hinterlassen worden sei (11,7 Sekunden). Wie uns Help-TV-Vorstand Peter Pohl sagt, habe sein Sender heute wie üblich zurückgerufen. (Beratungsbedarf bestand offenbar nicht.)

Und “Bild”, äh, “Bild”? Schreibt heute:

"Nach BILD-Bericht -- Fliege senkt die Preise"

Das ging aber schnell! Samstag berichtete BILD, dass Verbraucherschützer vor Jürgen Fliege (61) warnen, weil der TV-Pfarrer mit seiner Beratungs-Hotline (…) die Anrufer abkassiert. (…) Fliege reagierte prompt: Seit dem Wochenende kostet der Anruf nur noch 14 Cent.

Dass Help TV wesentliche Teile des ursprünglichen “Bild”-Berichts vom Samstag dementiert und dazu übers Wochenende auch im direkten Kontakt mit “Bild”-Mitarbeitern stand, erfahren die “Bild”-Leser nicht.

Kurz korrigiert (442)

Manchmal ist das Leben aber auch unverschämt kompliziert. Die fünfte Frau des heute gestorbenen Regisseurs Ingmar Bergman hieß zwar Ingrid. Sie ist aber nicht identisch mit der Schauspielerin Ingrid Bergman, mit der Bergman den Film “Herbstsonate” gedreht hat, und deshalb auch nicht die Frau auf diesem Foto, das Bild.de zeigt:

Vielen Dank an Ilona R. und Katja M. für die Hinweise!

Nachtrag, 19.40 Uhr. Nun ist die Schauspielerin Ingrid Bergman auch bei Bild.de nicht mehr Ingmar Bergmans Frau.

“Bild” macht sich nützlich

Das ist doch mal eine gute Sache. Die “Bild”-Zeitung berichtet seit einigen Tagen groß über den “Mücken-Terror”, der von den zahlreichen, in diesem Jahr angeblich besonders stichfreudigen Mücken ausgehe, und als Service lieferte sie dazu am Samstag einen Anwendungsvorschlag in eigener Sache, den man auch als schlagendes Argument für die Vorteile des Printjournalismus sehen kann:

Wir können diesen Gebrauchshinweis nur unterstützen, würden von kreativen Weiterentwicklungen, zum Beispiel im Einsatz gegen unerwünschte “Bild”-Leser-Reporter, aber abraten.

Vielen Dank für die vielen Hinweise!

6 vor 9

“Der Radsport ist ein bisschen verrückt”
(tour.ard.de, Michael Ostermann)
Die Tour 2007 ist fast vorbei, im entscheidenden Zeitfahren verteidigt Alberto Contador das Gelbe Trikot und rettet 23 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Die internationale Presse befragt anschließend den designierten Toursieger. Eine Komödie in einem Akt.

Das Kulturgut Fernsehen ist in Gefahr
(faz.net, Jochen Hieber)
Als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident gehörte Bernhard Vogel (CDU) 1984 zu den Gründerfiguren des Privatfernsehens. Die jüngsten Entlassungen und programmatischen Einschnitte bei Pro Sieben Sat.1 lassen ihn jetzt um sein Pionierwerk bangen.

Leben mit der Fatwa
(spiegel.de)
Ein islamkritischer Artikel reichte aus, um zum Todes-Kandidaten zu werden: Der Philosoph Robert Redeker nahm im “Figaro” kein Blatt vor den Mund – und musste abtauchen. Dem Magazin “Gazette” erzählte er die Geschichte seiner Verfolgung.

Frauenmagazine ohne Mode, Kosmetik und Diäten
(jetzt.sueddeutsche.de, Susanne Klingner und Michael Moorstedt)
Petra Fröhlich,33, ist Chefredakteurin von “Play Vanilla“, dem ersten Gaming Magazin für Mädchen. Die 25-jährige Anke Eberhardt ist Chefredakteurin des “Spare Magazins”, einer Snowboard-Zeitschrift für Mädchen. jetzt.de sprach mit ihnen über Rollenbilder.

Virtueller Wahlkampf in den USA
(focus.de, Peter Gruber)
Im Internet präsentieren Amateure selbst gedrehte Wahlwerbespots und sind damit erfolgreicher als die offiziellen Kampagnen der Profis.

Warum man Leserbriefe abschaffen sollte
(blick.ch, Ayse Turcan)
Ohne das Recht auf freie Meinungsäusserung wäre die Demokratie keine Demokratie sondern eine Diktatur, Monarchie oder eine andere Staatsform.

Du sollst dich nicht an den Simpsons vergehen

Vermutlich war es schwer genug, überhaupt einen “Freiwilligen” in der Bild.de-Redaktion zu finden, um die 100-teilige Klickparade mit den “lustigsten Simpsons-Sprüchen” zu befüllen. Dass sich dann kein zweiter auftreiben ließ, der Lust hatte, das ganze Zeugs noch zu kontrollieren, kann man fast verstehen.

Dabei hätte es ein flüchtiger Blick getan.

Auf den Teil 76 von 100 zum Beispiel:

Die erste Verbesserung berücksichtigt nicht rülpsen.

Hö?

Das soll wohl einer der Sätze sein, die Bart im Vorspann fast jeder Folge an die Tafel schreibt. Im Original lautet er: “The First Amendment does not cover burping”. Und nun ist die Synchronisation der “Simpsons” zwar berüchtigt für Übersetzungsfehler, aber so schlimm ist es dann doch nicht. Auf deutsch sagt Bart: “Der erste Zusatzparagraph zur Verfassung beinhaltet nicht rülpsen.” (Der erste Zusatz zur US-Verfassung garantiert die freie Meinungsäußerung.)

Der nächste Spruch bei Bild.de geht so:

Die ganze Arbeit und ohne spielen macht aus Bart einen trüben Jungen.

Das klingt, als hätte jemand, der weder der englischen noch der deutschen Sprache mächtig ist, den Originalsatz “All work and no play makes Bart a dull boy” durch eine dieser unzuverlässigen Übersetzungsmaschinen geschickt. Tatsächlich sagt Bart auf deutsch: “Nur arbeiten und nie spielen macht Bart stumpfsinnig.”

Das hier ist auch schön:

Das hinzufügen von "nur ein Kind" rechtfertigt es nicht, den Direktor zu beleidigen.

Versuchen Sie mal zu erraten, was damit gemeint sein könnte.

Na?

Also: “Nur ein Kind” ist die falsche Übersetzung von “just kidding”. Der Originalspruch lautete “Adding ‘just kidding’ doesn’t make it okay to insult the principal” (“Der Zusatz ‘war nur ein Scherz’ macht eine Beleidigung des Rektors nicht ungeschehen”).

So geht das dutzendfach. Nur mit viel Glück lässt sich der ursprüngliche Sinn manchmal wenigstens erahnen. Bild.de schreibt: “Nicht brennbar ist keine Aufforderung!”, dabei heißt der Spruch natürlich: “Die Aufschrift ‘nicht brennbar’ ist keine Herausforderung”. Laut Bild.de verspricht Bart: “Ich werde mich nicht hinter dem 5. Gebot verstecken.” Das 5. Gebot lautet “Du sollst nicht töten” und eignet sich nur sehr bedingt als Versteck. Im Original geht es um den 5. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung, der die Rechte von Angeklagten garantiert, und auf deutsch sagt Bart: “Ich darf mich nicht hinter dem 5. Verfassungszusatz verstecken.”

Bild.de hat all diesen Unfug offenkundig gedankenlos von zweifelhaften Quellen abgeschrieben. Wie gedankenlos? So gedankenlos:

Ein Schwamm ist kein Empfähngnissverhütungsmittel.

Die fiesen Schreibfehler hat Bild.de nämlich schätzungsweise nicht selbst gemacht, sondern fröhlich kopiert.

Auch dass der Satz “Frauen sind wie Toiletten: entweder beschissen oder besetzt” aus den “Simpsons” stammen soll, erscheint doch sehr abwegig — ein Großteil der 100 “lustigsten Simpsons-Sprüche” von Bild.de ist in irgendeiner Form falsch. So falsch wie die Bild.de-Behauptung, dass die “Simpsons” inzwischen “als langlebigsten [sic] TV-Serie aller Zeiten” gelten. Das ist die Seifenoper “Guiding Light”, die seit 1952 im amerikanischen Fernsehen läuft.

In Deutschland hieß sie lustigerweise “Springfield-Story”.

Mit Dank an Steffen B.!

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