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“Bild” rangelt bei “Spiegel”-Gerangel mit

Reden wir mal nicht über “Bild”. (Das tut in seiner aktuellen Ausgabe ja schon der “Spiegel”, der dem Auflagen-“Sinkflug” bei den Boulevardzeitungen eine ganze Geschichte widmet, weil er “auf dem Markt der Sensationsblätter” “das Gefühl Krise” ausgemacht zu haben glaubt – und das Ganze mit einem großen Foto von “Bild”-Chef Kai Diekmann* illustriert.)

Reden wir lieber darüber, was heute in “Bild” steht. Über dem Seite-1-Mädchen heißt es dort nämlich:

"SPIEGEL-KRISE: Stefan Aust gefeuert! Kiosk-Auflage dramatisch gesunken"

Das Gerangel um die Aust-Nachfolge, dessen Ablösung im November 2007 bekannt geworen war, zieht offensichtlich auch die Auflage nach unten. Nach BILD-Informationen sind die Einzelverkäufe im letzten Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahresquartal dramatisch gesunken, um 11,5 % auf knapp 338 000 Exemplare.

Besser hätte es jedoch geheißen: Nach BILD-Desinformationen…

Spiegel-Auflage:

Gesamtauflage:
1.006.634 (–1,91%)

Abonnements:
474.247 (+3.57%)

Einzelverkauf:
337.523 (–11.51%)

(Verkaufte Exemplare im IV. Quartal 2007 verglichen mit dem IV. Quartel 2006, Quelle: IVW.de)

Denn einen falscheren Schluss als “Bild” kann man aus den Kiosk-Verkaufszahlen kaum ziehen.

In den Wochen nach Bekanntwerden des “Gerangels um die Aust-Nachfolge” (also seit Mitte November) sank die Kiosk-Auflage im Vergleich zum Vorjahr pro Heft im Schnitt nämlich um 3,5 Prozent; in den Wochen vor dem Bekanntwerden (also bis Mitte November) aber war sie um 13,9 Prozent gesunken.

Wollte man also überhaupt einen Zusammenhang zwischen dem Gerangel um die Aust-Nachfolge und der Auflagenentwicklung ziehen, hätte die Nachricht von Stefan Austs Ende als “Spiegel”-Chef das dramatische Sinken der Kiosk-Auflage dramatisch abgebremst.

Übrigens: Für all das braucht man keine “BILD-Informationen”. Alle Zahlen sind seit über zwei Wochen auf IVW.de öffentlich zugänglich. Die Nachrichtenagentur AP ist sich trotzdem nicht zu doof, die absurde “Bild”-Interpretation weiterzuverbreiten.

*) Diekmann selbst sagte übrigens mal in einem Interview über (rückläufige) Kiosk-Verkäufe: “Das ist nicht schön, aber nicht entscheidend. Entscheidend sind Wirtschaftlichkeit und journalistischer Erfolg.”

Nachtrag, 8.2.2008: Ursprünglich standen hier andere Zahlen: Statt “3,5 Prozent” hatten wir “3,4 Prozent” ausgerechnet, und statt auf “13,9 Prozent” waren wir auf “21,7 Prozent” gekommen. Das war falsch. Die jetzten Zahlen hat uns auf Anfrage freundlicherweise der “Spiegel” mitgeteilt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Hauptsache, das Nummernschild ist verpixelt

Erfahrene Fotografen machen am Tatort häufig auch solche Fotos, die keine Persönlichkeitsrechte verletzten und – ohne allzu große Bedenken und sogar ohne Unkenntlichmachung – von Medien veröffentlicht werden können.

Bünde, Rohrbombe, Amtsgericht, Scharfschützen, SEKLaienfotografen hingegen…

…knipsen drauflos und schicken ihre Fotos anschließend als “BILD-Leser-Reporter” an “Bild”. Und bei Bild.de werden die dann veröffentlicht – offenbar ebenfalls ohne allzu große Bedenken, vor allem aber (vom Nummerschild abgesehen!) ohne Unkenntlichmachung (siehe Ausrisse).

Laut Pressekodex* allerdings (der sich als “Leitfaden für die journalistische Arbeit” versteht) soll, wenn Anhaltspunkte für die mögliche Schuldunfähigkeit eines Täters vorliegen, eine “Abbildung unterbleiben”.

Und da der hier abgebildete Mann schon vor seiner Tat in psychiatrischer Behandlung gewesen ist und, wie sogar Bild.de selbst schreibt, nach seiner Tat “in die Psychiatrie” gebracht wurde, spricht wohl alles dafür, dass Anhaltspunkte für eine mögliche Schuldunfähigkeit des Täters vorliegen.

Gut möglich, dass der Laienfotograf das nicht wusste – und diesen komischen Pressekodex gar nicht kennt. Aber er hat die Fotos ja auch nicht veröffentlicht.

*) Für Verstöße gegen den Pressekodex in Online-Angeboten sieht sich der Presserat nur dann zuständig, wenn sie “von Zeitungs-, Zeitschriftenverlagen und Pressediensten in digitaler Form verbreitet wurden und zeitungs- oder zeitschriftenidentisch sind”. Das ist beim Bild.de-Bericht über den abgebildeten Mann nicht der Fall, denn die gedruckte “Bild” berichtete anders. Der Presserat hat zwar kürzlich angekündigt, dass der Pressekodex in Zukunft auch für die Online-Angebote von Zeitungen und Zeitschriften gelten soll. Ob das irgendwas ändert, ist fraglich. Schließlich sind Persönlichkeitsrechtsverletzungen wie die oben geschilderte nicht deshalb verantwortungslos, weil man damit riskiert, sich eine Rüge des Presserats einzufangen, sondern weil sie die Persönlichkeitsrechte verletzen.

6 vor 9

Piraten gehen nicht unter
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Mit Hilfe des schwedischen Internetportals The Pirate Bay laden zehn Millionen User Filme und Musik herunter. Nun wird den Betreibern der Prozess gemacht. Es geht um einen Glaubenskrieg, aber auch um viel Geld.

«Insofern bin ich zufrieden» (+)
(20min.ch, Marius Egger)
Nach monatelangen Berichten über Fälle von Sozialhilfemissbrauch in Zürich hat Monika Stocker heute ihren Rücktritt angekündigt. Ausgelöst wurden die Turbulenzen im Sozialdepartement von Weltwoche-Journalist Alex Baur. «Ich fühle mich nicht schuldig», sagt er im Interview.

WEF 09: CH-Blogger müssen draussen bleiben
(heute-online.ch, Thomas Benkö)
Das WEF setzt auch 2009 vermehrt auf Blogger als Berichterstatter. Aber vor allem US-Blogger dürfen hin. In der Schweizer Blogszene wächst der Unmut.

“Das Original – nicht den Klon”
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert und Joachim Huber)
Deutsche Serien? Nein danke, sagt das Publikum. Ex-Sat-1-Chef Schawinski zur Krise des Privatfernsehens.

Die coolsten Web-Ideen aus dem Silicon Valley
(welt.de, Jürgen Stüber)
Das Silicon Valley lebt: Junge Internet-Unternehmen stürmen in diesen Tagen zur Insider-Messe “Demo”. Dort zeigen dynamische und hochmotivierte US-Amerikaner, was ihrer Meinung nach das nächste große Ding im Internet wird. WELT ONLINE hat durch’s Schlüsselloch geschaut.

Das Google-Imperium
(blaetter.de, Daniel Leisegang)
“Insbesondere die Angebote von Suchmaschinen erwecken den Eindruck, ihre Dienste stünden den Nutzern ohne Gegenleistung zur Verfügung. Dabei vollzieht sich mit jeder Suchanfrage ein Tauschhandel: Der Nutzer erteilt, will er eine Antwort auf seine Anfrage erhalten, gleichsam – bewusst oder unbewusst – Auskunft über seine eigene Person.”

6 vor 9

Gestellte Szene auf Spiegel-Online
(spiegelkritik.de)
Die Nachrichtenagentur ddp bestätigt nach Prüfung den Fake, entschuldigt sich für die Panne, nimmt das Bild aus dem Angebot und beendet die Zusammenarbeit mit dem Fotografen.

Bloggen für Millionen
(tagesspiegel.de, Irja Most)
In den USA haben Blogger längst erkannt, dass man mit der eigenen Meinung richtig gut Kasse machen kann – sogar hauptberuflich. Aber funktioniert das auch in Deutschland?

Weblogs im Magazin-Style?
(web-funk.de)
Aktuell wird eine Diskussion innerhalb der Blogosphäre darüber ausgetragen, ob Blogs ein magazinähnliches Layout, und das damit verbundene Look and Feel vertragen oder nicht. Ein guter Anlass für mich als Theme-Autor, ein paar persönlichen Ansichten zum Thema beizusteuern und auch die Meinung der Webfunkleser abzufragen.

Das Geschäft mit dem Tod: Der Nachruf auf Britney Spears
(jetzt.sueddeutsche.de, Thomas Schuler)
Die amerikanische Nachrichtenagentur AP hat einen Nachruf auf Britney Spears verfasst.

Chronische Sinnlosigkeit
(medienheft.ch, Gerti Schön)
Die US-Journalisten stürzen sich in der Berichterstattung über die Vorwahlen gern auf Schlammschlachten und Portraits der Präsidentschaftskandidaten. Dabei liegen Wahlprognosen häufig falsch. Aussen vor bei diesem Wettrennen um Köpfe und Prognosen bleiben Analysen über die politischen Inhalte.

Tagebuch eines Steuerzahlers
(nzzfolio.ch, Thomas Schenk)
Wie viel der Journalist und Tramführer Thomas Schenk an einem Tag dem Staat entrichtet.

Schulmädchenrechnung

Okay, mal abgesehen davon, dass der TV-Moderator Reinhold Beckmann am Samstag in “Bild” “das deutsche Schulsystem” kritisieren durfte, hat das, was die “Bild”-Zeitung heute zur Titelgeschichte macht (siehe Ausriss), keinerlei Neuigkeitswert:

Schlampige Schulreformen und lausige Lehrpläne bedeuten für immer mehr Schüler brutalen Stress. (…) Hauptproblem ist das auf 12 Jahre verkürzte Abi (…) Und: Die Umsetzung treibt Schüler und Eltern in den Wahnsinn.

Und zur Veranschaulichung des “Wahnsinns” hat “Bild” eine kleine Textaufgabe in ihrer Berichterstattung versteckt. Sie lautet:

Nadia (…) macht das verkürzte Abi in 12 Jahren, (…) hat 31 Unterrichtsstunden/Woche, dazu kommen ca. 10 Stunden pro Woche für Hausaufgaben.

Und die (unausgesprochene) Frage ist natürlich: Wieviele Stunden paukt Nadia in der Woche?

Um’s ihren Lesern nicht allzu schwer zu machen, bietet “Bild” selbst zwei verschiedene Lösungvorschläge an.

Erstens (auf der Titelseite und im Kommentar):

"50 Stunden Lernen pro Woche!" -- "Während mancher Erwachsene sich heute weigert, mehr als 35 Stunden in der Woche zu arbeiten, pauken die Kids von heute zum Teil über 50 Stunden in der Woche für die Schule."

Und zweitens (im “großen Report in BILD”):

"Nadja (13) paukt 41 Stunden in der Woche…"

Falsch ist beides. Weil nämlich Unterrichtsstunden hierzulande nur 45 Minuten dauern, kommt die kleine Nadia (nur) auf ca. 33 Stunden Lernen pro Woche*, also wahlweise 8 bzw. 17 Stunden weniger als “Bild” behauptet. Aber aus der Wahrheit hätte “Bild” womöglich keine so schöne Schlagzeile machen können…

*) Wie “Bild” auf die Zahl 50 kommt, wird den “Bild”-Lesern heute nirgends verraten. Vermutlich aber stammt sie aus der Samstags-Ausgabe von “Bild”. Dort hieß es über die 16-jährige Schülerin Claudia, dass sie “bis zu 50 Stunden in der Woche” lerne. Doch auch dort waren’s bei genauerem Hinschauen – inklusive “Zusatzkurs” (1,5 Stunden) und sonntägliches “Klausuren und Referate vorbereiten, lernen” (6 Stunden) – “nur” bis zu 41 Stunden. Wie großzügig man vorgehen muss, um am Ende tatsächlich die sagenhaften 50 Stunden zusammenzukratzen, hat immerhin der “Münchner Merkur” schon mal vorgemacht – übrigens vor knapp einem Jahr.

Mit Dank auch an die Hinweisgeber.

6 vor 9

Schlimmer geht immer
(brandeins.de, Jens Bergmann)
Dass die Welt uns sonderbar erscheint, hat auch mit den Journalisten zu tun. Die liefern gern ein Zerrbild der Wirklichkeit. Weil’s so schön bequem ist. Ein kleines mediales Sündenregister.

Anschluss gesucht
(sonntagszeitung.ch, David Bauer)
Wie ist das eigentlich, wenn man vom Internet keine Ahnung hat? Zu Besuch in einem Kurs für Anfänger.

Harald Martenstein: Jeder Autor ist eine Inszenierung
(dwdl.de, Johannes Boss)
“Der Videoblog kultiviert die klassische freie Rede, so wie sie schon im Forum Romanum kultiviert wurde. Diese freie Rede hat es vor dem Internet in unserer Kultur kaum mehr gegeben. Es gab die Podiumsdiskussion und die Talkshow als dialogische Formen, aber die freie Rede über ein freies Thema unterscheidet sich eben deutlich von der Talkshow. In der freien Rede geht es um Rhytmik, Gestik, Einsatz des Körpers.”

Mein digitaler Selbstmord
(spiegel.de, Frauke Lüpke-Narberhaus)
Es wird gegruschelt, genetzwerkt, gelästert – Facebook, Xing und StudiVZ gehören zum Studentenleben. Doch was passiert, wenn man aussteigt? Hat man dann keine Freunde mehr? Frauke Lüpke-Narberhaus will es wissen: Sie hat ihr digitales Leben beendet.

Lehrer, hört die Signale
(taz.de, Ole Reissmann)
Die Hierarchie an Schulen gerät ins Wanken: Bei spickmich.de werden Lehrer öffentlich benotet – und sind dagegen machtlos. Selbst vor Gericht.

50 Jahre ARPA: An der Wiege des Internets
(futurezone.orf.at, Ronda Hauben)
Immer noch hält sich der Mythos, das Internet sei vom US-Militär entwickelt worden, um ein Datennetz zu schaffen, das auch einen Atomkrieg überstehen könne. Ronda Hauben erklärt, warum dieses Gerücht nicht stimmt, indem sie die fünfzigjährige Geschichte der ARPA erzählt, jener Behörde, unter deren Ägide das Internet entstand.

medienlese – der Wochenrückblick

Nazi-Skandale, Wasserspiele, Promisaufen.

Die Liste der Woche erstellte das Blog Coffee and TV: Ein unmöglich vollständige, aber doch sehr aufschlussreiche Auflistung der “skandalösesten Skandale und der empörenswertesten Entgleisungen”. Studiert man die “Nazi-Skandale”, fällt vor allem auf, dass sie in immer kürzeren Abständen vorfallen (was an der Zusammenstellung liegen kann, aber auch an der zunehmenden Hysterie der Medien, die sich auf solche Äusserungen wie verhungerte Tiere stürzen). Falls jemand nicht ins Dschungelcamp eingeladen wurde und nicht komplett unbekannt ist: es ist eine ziemlich sichere Methode, um mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen.

20min.ch testete erfolgreich die Weisheit der Massen und fand so heraus, dass das seit kurzem im Internet an allen Ecken und Enden auftauchende Bild von ein paar Jungs im Pool, die mittels Badelatschen eine schwimmende Stromleiste gebastelt haben, gestellt war. Andreas Wessels aus Nordwalde: “Natürlich war da kein Strom drauf. So verrückt sind wir nicht.” Die Bilder “seien am Nachmittag des 1. Juli 2007 während einer Lan-Party” entstanden.
Read On…

Bild.de: So schlecht ist der Service für Leser

"Umweltplakette: So schlecht ist der Service für touristen"

Unter dieser Überschrift berichtet Bild.de darüber, wie Berlin-Touristen an eine Umweltplakette für ihr Auto kommen. Bild.de kommt zu folgendem Ergebnis:

Also haben Besucher einfach nur Pech gehabt, wenn sie am Wochenende anreisen?
Zwei Möglichkeiten gibt es: Viele Hotels besorgen ihren Gäste eine Plakette. Außerdem können die Aufkleber im Internet bestellt werden (www.umwelt-plakette.de). Dort ist die Plakette allerdings teuer – sie kostet knapp 30 Euro statt 5 Euro…
(Umwelt-plakette.de wird von Bild.de direkt verlinkt.)

Informiert man sich indes beim ADAC (oder auch bei Autobild.de) über die Problematik, erfährt man, dass es durchaus noch eine andere, kostengünstigere Möglichkeit gibt. Bei der Stadt Köln etwa kann man die bundesweit gültige Umweltplakette schriftlich beantragen und in Berlin geht das sogar per E-Mail.

Und der ADAC rät übrigens:

Internetanbieter, die die Plakette zu Mondpreisen anbieten, sollte man lieber meiden. Die ganze Prozedur darf nicht mehr als sechs bis zehn Euro kosten.

Mit Dank an A.J. für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

Journalisten in der Abseitsfalle
(faz.net, Jochen Hieber)
Um die kostbare Fernsehware Bundesliga zeichnet sich ein Bieterkampf ab. Es wird viel Geld im Spiel sein. Die journalistischen Standards künftiger Fußballberichte im Fernsehen werden dabei eher eine Nebenrolle spielen.

Roger de Diesbachs Plädoyer für den investigativen Journalismus
(nzz.ch, Frank Wittmann)
“Ausgangspunkt des Buchs sind die hinlänglich bekannten Übel: Die Schweizer Zeitungen werden immer populistischer. Reisserische Themen nehmen überhand, der Anteil an ungeprüften Depeschen erhöht sich sukzessive, PR-Meldungen bleiben regelmässig unhinterfragt, die Werbung durchdringt schleichend den redaktionellen Inhalt, und der vermittelten Information gelingt es immer seltener, die komplexe politische, ökonomische und soziale Realität transparent zu machen.”

“Überleben zu wollen, reicht einfach nicht”
(sueddeutsche.de, Stephan Weichert und Alexander Matschke)
Blogger müssen keine Gefahr für Profi-Journalismus sein: Online-Journalist Simon Waldman vom Guardian erklärt im Interview, wie sich das digitale Zeitalter als Chance begreifen lässt.

“Mehr Spaß, mehr Nützliches”
(zeit.de, Götz Hamann)
Max Levchin ist Gründer von PayPal, dem weltweit erfolgreichsten Internet-Bezahldienst. Nun profitiert er mit seiner neuen Firma Slide vom Facebook-Boom. Ein Interview.

Journalisten aus Ost und West diskutieren über ihren Anteil am Ende der DDR
(tagesspiegel.de, Torben Waleczek)
“Siegbert Schefke steigt aus dem Fenster seiner Etagenwohnung im Prenzlauer Berg, klettert über die Dächer, gelangt schließlich zu dem Trabbi eines Freundes und rast Richtung Leipzig. Die Stasiagenten vor seinem Haus haben nichts gemerkt. In Leipzig angekommen, nimmt Siegbert Schefke seine Kamera, verschanzt sich in einem Kirchturm und dreht die ersten Filmaufnahmen der legendären Montagsdemonstrationen…”

das magazin: ende der leserbeteiligung
(henusodeblog.blogspot.com)
schon bemerkt? – “das magazin” hat seine website umgestellt. wegen mir. aber jetzt mal schön der reihe nach.

Brutal reingefallen

"Kiel: CDU-Politiker brutal überfallen"

Wir wissen zwar nicht seit wann dieser Teaser auf der Politik-Seite von Bild.de steht, aber sicher ist: Er steht dort schon viel zu lange.

Aber der Reihe nach.

Der CDU-Politiker Manfred Ritzek wurde offenbar gestern Abend mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Worüber die Nachrichtenagentur dpa heute gegen halb elf so berichtete:

CDU-Landtagsabgeordneter Ritzek in Kiel niedergeschlagen
Der schleswig-holsteinische CDU- Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek (Norderstedt) ist in Kiel bei einem Überfall niedergeschlagen und verletzt worden. Dies teilte Parlamentsvizepräsidentin Ingrid Franzen am Donnerstag im Plenum mit. Der Vorfall habe sich am Vorabend ereignet, als Ritzek zu Fuß auf dem Weg von einer Veranstaltung in sein Hotel gewesen sei. Der 67-Jährige liege im Krankenhaus, sagte ein CDU-Sprecher.

Bild.de berichtet darüber unter der Überschrift “CDU-Politiker brutal überfallen — Klinik!” sehr viel detaillierter und hat sogar mit Ritzeks Frau gesprochen:

BILD.de sprach mit Ritzeks Ehefrau Hildegard. “Ich komme gerade aus dem Krankenhaus (…).”

Gestern gegen 23 Uhr in Kiel: Ritzek kommt von einer Parteiveranstaltung, ist auf dem Weg in sein Hotel. Plötzlich bemerkt er eine dunkle Gestalt hinter sich. Immer wieder dreht er sich um. Der Unbekannte ist 30 Meter entfernt. Ritzek wird mulmig.

“Dann war die Person weg”, berichtet seine Ehefrau, “und dann verspürt mein Mann einen schweren Schlag. Er kann sich an nichts erinnern. Erst im Krankenhaus wachte er wieder auf.” (…)

“Die Polizei ermittelt aber. (…)”, sagt Hildegard Ritzek.

Nun ja, die Polizei hat ermittelt und kam zu dem Ergebnis, es gebe keine Anhaltspunkte, dass Ritzek Opfer einer Straftat geworden sei:

Die Verletzungen des 67-jährigen Landtagsabgeordneten Ritzek dürften von einem Sturz ohne Fremdverschulden stammen.

Diese Pressemitteilung der Polizei wurde um 16.00 Uhr herausgegeben. Bereits um 15.22 Uhr veröffentlichte die Nachrichtenagentur dpa eine Meldung unter der Überschrift “CDU-Landtagsabgeordneter Ritzek verletzt – kein Überfall”. Und um kurz vor 17.00 Uhr berichtete dpa in einer Zusammenfassung, aus Polizeikreisen sei bekannt geworden, dass bei Ritzeks Sturz “auch Alkoholkonsum eine Rolle gespielt” habe.

Und wie gesagt: Bei Bild.de steht über vier Stunden später immer noch die Brutaler-Überfall-Version.

Mit Dank an Lucas S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 21.20 Uhr: BILDblog wirkt offenbar. Nur kurze Zeit nach Veröffentlichung diesen Eintrags war die Ankündigung der Überfall-Ente bei Bild.de wie von Zauberhand verschwunden. Und inzwischen ist es auch der komplette Bild.de-Artikel. Dafür gibt’s an anderer Stelle (weit weniger groß angekündigt) einen neuen.

Nachtrag, 1.2.2008: Auch “Bild” berichtet heute über Ritzeks Malheur. Überschrift: “Waren es Gangster oder doch der Wein?”

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