Das große Beben, Warnstreiks, “Propaganda-Instrument des BSW”?

1. Das große Beben
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske kritisiert die seiner Ansicht nach unzureichende und oft naive Berichterstattung von Medien über den Aufstieg der AfD in Ostdeutschland. Er betont, dass Journalisten und Journalistinnen aufgrund von Personalmangel und Bedrohungen Schwierigkeiten hätten, die zunehmende Radikalisierung und deren Auswirkungen angemessen darzustellen: “Ähnlich wie die Politik agiert der Journalismus zunehmend als Getriebener. In den Medien läuft als Endlosschleife: abschieben, abschieben, abschieben. Warum wird trotz erdrückender Beweislage nicht über ein Verbotsverfahren gegen die AfD diskutiert? Man kann das aus guten Gründen ablehnen, aber dem Publikum das Pro und Contra vorzuenthalten, ist ein kollektives Versagen des Journalismus.”

2. Gemeinnütziger Journalismus braucht bundeseinheitliche Anerkennung und Finanzierungsgrundlagen
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Erst vor wenigen Tagen erinnerte die Organisation Reporter ohne Grenzen die Regierungskoalition an ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag (siehe die “6 vor 9” vom Mittwoch): “Non-Profit-Journalismus muss als eigenständiger gemeinnütziger Zweck in der Abgabenordnung verankert werden.” Auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) mahnt zur Umsetzung des Koalitionsvorhabens: “Die dju fordert, den gemeinnützigen Journalismus nun über das Steuerfortentwicklungsgesetz, das ab heute im Bundestag diskutiert wird, in die Abgabenordnung aufzunehmen.”

3. Inhaftierten Journalisten eine Stimme geben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) hat zusammen mit dem französischen Magazin “Society” die “Prison Papers” veröffentlicht. “Mehr als 550 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit im Gefängnis. Täglich gehen Medienschaffende enorme Risiken ein, weil sie Missstände aufdecken und Ungerechtigkeiten anprangern”, sagt ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Mit den Prison Papers gehen wir neue und kreative Wege, um ihre Geschichten lebendig zu halten. Wir hoffen, dass ihre Geschichten die Welt zum Handeln anspornen, für ihre Freilassung zu kämpfen und die unerbittliche Verfolgung von Medienschaffenden zu beenden.”

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4. “Ein Propaganda-Instrument des BSW”
(taz.de, Martin Seng)
Die “taz” hat den Politikwissenschaftler Markus Linden zur Bedeutung der “Nachdenkseiten” befragt, einem Blog, das sich “vom linken Medium zur Plattform mit Putin-Narrativen” entwickelt habe. Lindens Fazit: “Die Nachdenkseiten sind ein klares Propaganda­instru­ment des BSW […]. Das Portal und auch die Berliner Zeitung bilden ein mediales Vorfeld für das BSW, wo sie Agenda und Narrative setzen. Man spielt dieselbe Rolle wie Schnellroda für die AfD, nur ohne Rassismus und von links kommend.”

5. Schwere Vorwürfe gegen Leiterin des Film Festival Cologne
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, habe eine Gruppe von neun ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Film Festival Cologne in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen die Festivalleiterin Martina Richter erhoben, darunter Machtmissbrauch, ein toxisches Arbeitsklima, Mobbing und ein intransparenter Umgang mit öffentlichen Fördergeldern. Richter weise die Anschuldigungen zurück, bedauere die anonyme Form des Briefes und erkläre, dass sie ihre Verantwortung als Geschäftsführerin ernst nehme.

6. Erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF
(verdi.de)
“M”, das Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi, berichtet über erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF. Die Gewerkschaft fordere 10,5 Prozent mehr Gehalt, die Rundfunkanstalten böten jedoch lediglich knapp 2,4 Prozent pro Jahr an. Zudem habe die Arbeitsgemeinschaft der Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio in einem Brief an die Ministerpräsidentenkonferenz die aktuellen Vorschläge des sogenannten Zukunftsrats kritisiert und gefordert, die Programmmacher in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Medialer Flächenbrand, Freispruch rechtskräftig, “Neckarquelle”

1. Medialer Flächenbrand
(republik.ch, Dennis Bühler)
Dennis Bühler beschreibt die dramatische Situation in der Schweizer Medienlandschaft, die von massiven Sparmaßnahmen bei Tamedia und anderen Verlagen geprägt sei. Die Fokussierung auf hohe Renditen, insbesondere bei der Tamedia-Gruppe, führe zu Stellenabbau, Qualitätsverlust und einer Abnahme der Meinungsvielfalt: “In den letzten Jahren schritt der Niedergang der Schweizer Medien ungebremst voran. Gerade auf lokaler und regionaler Ebene gibt es immer mehr relevante Ereignisse und Institutionen, über die gar nicht erst berichtet wird, weil es vor Ort kaum mehr unabhängige Redaktionen und Journalistinnen gibt. Oder gar keine.”

2. Freispruch von Journalist rechtskräftig
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Der Journalist Fabian Kienert wurde freigesprochen, nachdem er wegen des Setzen eines Links auf das Archiv einer verbotenen Seite angeklagt worden war. Die Staatsanwaltschaft legte zwar Revision ein, habe aber die Frist zur Begründung verstreichen lassen, sodass der Freispruch jetzt rechtskräftig sei. Kienert habe eine Verfassungsbeschwerde eingereicht, um die Hausdurchsuchung bei ihm als Verletzung der Pressefreiheit überprüfen zu lassen.

3. Jeder zehnte Jugendliche hat wegen Social Media suchtähnliche Symptome
(spiegel.de)
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe 2022 mehr als jeder zehnte Jugendliche in Europa suchtähnliche Symptome bei der Nutzung von Social Media gezeigt, wobei Mädchen häufiger betroffen gewesen seien als Jungen. Trotzdem betone die WHO, dass Social Media auch positive Auswirkungen auf soziale Bindungen haben könne, und fordere eine bessere digitale Bildung für Jugendliche.

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4. ZDF schmeißt Moderator Matthias Fornoff raus
(t-online.de)
Der langjährige Leiter der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, Matthias Fornoff, sei nach einer mehrmonatigen Versetzung nun vom Sender entlassen worden. Es habe Vorwürfe der Belästigung von ZDF-Kolleginnen gegeben. Eine interne Untersuchung habe zwar keine strafrechtliche Relevanz ergeben, Fornoffs Verhalten sei aber nicht mit den Werten des Senders vereinbar. Matthias Fornoff habe sich überrascht von den Anschuldigungen gezeigt und rechtliche Schritte eingeleitet, um seine Wiedereinstellung zu erreichen.

5. “Bildschön, aber richtig!” Erkenntnisse aus der Fachtagung
(genderleicht.de, Angelika Knop)
Angelika Knop berichtet über ihre wichtigsten Erkenntnisse von einer Fachtagung zur Darstellung von Frauen in Medien. Oft fehle es an geeigneten Bildern für wichtige Frauenthemen, insbesondere bei sensiblen Themen wie Gewalt, was zu stereotypen Darstellungen führe. Expertinnen hätten vorgeschlagen, kreativer und sensibler mit Bildmaterial umzugehen, zum Beispiel durch Kooperationen mit Hochschulen und das bewusste Hinterfragen von Symbolbildern.

6. Das Ende der “Neckarquelle”
(kontextwochenzeitung.de, Wolfgang Messner)
Wolfgang Messner berichtet, dass die traditionsreiche Lokalzeitung “Neckarquelle” nach 144 Jahren an den Konkurrenten “Schwarzwälder Bote” verkauft wurde, was für den Ort Schwenningen einen großen Verlust darstelle. Mit der Übernahme seien viele Entlassungen einhergegangen. Auch die lokale Prägung der Zeitung habe unter der Übernahme gelitten. Nun prüfe die Staatsanwaltschaft den Verkauf, da es Hinweise gebe, dass das Unternehmen zuvor finanziell ausgezehrt worden sei.

Ampel muss helfen, Streit um Fußball-Fernsehrechte, Genderwahn-Wahn

1. Ampel muss Non-Profit-Journalismus helfen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) erinnert die Regierungskoalition an ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag: “Non-Profit-Journalismus muss als eigenständiger gemeinnütziger Zweck in der Abgabenordnung verankert werden. Zu einer gesetzlichen Regelung gibt es keine Alternative, wenn die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen und Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus schaffen will”, so ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

2. Die Kronen Zeitung im Genderwahn-Wahn
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert in ihrem Artikel, dass sich die österreichische “Kronen Zeitung” übermäßig mit dem sogenannten “Genderwahn” beschäftige. Statt sachlich über Gender-Themen zu berichten, werde immer wieder Empörung erzeugt, oft ohne wirklichen Bezug zum Thema: “Viele dieser Artikel sind voller künstlicher Aufregung und unsachlich. Fast schon krampfhaft versucht die Krone wieder und wieder einen Genderwahn herbeizuschreiben.”

3. Illegale Inhalte sollen schwerer auffindbar sein
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Anna Biselli beschäftigt sich bei netzpolitik.org mit den angekündigten Änderungen auf der Messaging-Plattform Telegram, die dessen Gründer und Chef Pavel Durov auf Druck der französischen Behörden angekündigt hat. Biselli ist skeptisch, was den tatsächlichen Veränderungswillen angeht: “Auffällig ist, dass sich die Änderungsankündigungen abgesehen von der Datenweitergabe vor allem auf die Suchfunktion beziehen. Zu einer etwaigen strengeren Moderation äußert sich Durov nicht.”

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4. Lokaljournalismus als Garant für Demokratie
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel berichtet über einen Kongress zum Thema “Demokratie und Journalismus”, bei dem über die Herausforderungen der Medienbranche, insbesondere des Lokaljournalismus, diskutiert wurde. Zentrale Themen waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Lokalmedien, die Rolle der Medienvielfalt für die Demokratie und die zunehmenden tätlichen Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten, die den öffentlichen Diskurs und die Pressefreiheit gefährden.

5. TikTok löscht Konten russischer Propagandamedien
(spiegel.de)
TikTok habe Konten der russischen Medienunternehmen RT und “Sputnik” wegen “verdeckten Einflussoperationen” dauerhaft gelöscht. Auch andere Social-Media-Plattformen wie Meta (Facebook, Instagram) hätten RT weltweit gesperrt. Die Europäische Union habe RT bereits seit 2022 wegen Desinformation blockiert. Im Gegensatz dazu seien RT-Accounts auf Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter) außerhalb der EU weiterhin erreichbar.

6. Auk­tion um Bun­des­liga-Fern­seh­rechte muss wie­der­holt werden
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, hat der Sportstreamingdienst DAZN im Rechtsstreit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) um die Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte einen juristischen Sieg errungen. Dadurch müsse die Auktion für das größte TV-Rechtepaket wiederholt werden. Der Streit entbrannte, nachdem DAZN behauptete, die DFL habe ein besseres Angebot des Streamingdienstes aufgrund einer kurzfristig geforderten Bankbürgschaft abgelehnt.

Telegram-Chef lenkt ein, Fake-Leser und Eigenlob, AfD scheitert mit Klage

1. Telegram-Chef Durow kündigt Kooperation mit Behörden an
(spiegel.de)
Der in Frankreich festgenommene und nur gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro vorübergehend freigelassene Telegram-Chef Pawel Durow lenkt offenbar ein: “Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf berechtigte Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können”. Zudem seien alle problematischen Inhalte, die man in der Suche identifiziert habe, nicht mehr zugänglich.

2. AfD scheitert mit Klage zur Besetzung des MDR-Rundfunkrats
(horizont.net)
Laut der Nachrichtenagentur dpa ist die AfD vor dem Sächsischen Verfassungsgericht mit dem Versuch, per Klage einen Abgeordneten in den MDR-Rundfunkrat zu entsenden, gescheitert. Vor der Wahl zum Rundfunkrat sei die Geschäftsordnung geändert worden, was die AfD die notwendige Mehrheit kostete. Das Gericht habe entschieden, dass die Rechte der AfD-Fraktion nicht verletzt worden seien, “da die Aufgaben des Rundfunkrats nicht spezifisch parlamentarisch” seien.

3. Correctiv: “Wir müssen uns in den Wind stellen und kämpfen”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:20 Minuten)
Das Onlinemedium “Correctiv” wurde für den Grimme Online Award nominiert. Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und dem Grimme-Institut, spricht Alexander Matzkeit mit “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels und Brigitte Baetz, Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme Online Awards: “Wie plant man eigentlich die mediale Aufarbeitung einer Recherche wie der zum ‘Geheimplan gegen Deutschland’? Wer kann sowas überhaupt noch leisten? Und wie geht man mit der Kritik daran um?”

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4. Großer Vertrauensverlust
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
“Die fehlerhaften Berichte des Elon Perry erschüttern den ‘Jewish Chronicle’. Vier Prominente Autoren beenden die Zusammenarbeit. Was ist da los?” In der “taz” erklärt Daniel Zylbersztajn-Lewandowski die Hintergründe des Skandals um die älteste, durchgehend erscheinende jüdische Zeitung der Welt, die ihren Sitz in London hat.

5. Trauer um Reporter Christoph Maria Fröhder
(hr.de)
Wie der Hessische Rundfunk (hr) mitteilt, ist der Journalist und Reporter Christoph Maria Fröhder im Alter von 81 Jahren gestorben. In ihrem Nachruf schreibt hr-Programmdirektorin Gabriele Holzner: “Mit Christoph Maria Fröhder verliert die Medienwelt einen streitbaren, aber auch vor allem mutigen und investigativ arbeitenden Kollegen. Seine teils unter Einsatz seines Lebens entstandenen Berichte vom Golfkrieg in den 1990er Jahren oder seine zahlreichen exklusiven Recherchen für die ARD und den Hessischen Rundfunk werden uns in Erinnerung bleiben”.

6. Fake-Leser und erfundenes Eigenlob für 4,6 Millionen Haushalte
(persoenlich.com, Nick Lüthi)
Die Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” habe in der Ausgabe zu ihrem 25-jährigen Bestehen auf einer Testimonial-Seite Bilder von begeisterten Leserinnen und Lesern veröffentlicht, die teilweise von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generiert worden seien. Aufgeflogen sei die Sache durch einen aufmerksamen Leser, der den KI-Schwindel bemerkte und das Ganze auf X/Twitter meldete. “20 Minuten” habe sich für den “wertvollen Hinweis” bedankt und von einem “isolierten Vorfall” gesprochen.

Presserat rügt, RBB muss doch nicht, Aus Springer wird Döpfner

1. Rügen für Video und Fotos von Messerangriff in Mannheim
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Rügen wegen unangemessen sensationeller Berichterstattung und Verstößen gegen den Pressekodex ausgesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit der Darstellung einer Messerattacke in Mannheim. Medien wie Schwaebische.de, bz-berlin.de und Bild.de hätten detaillierte Fotos und Videos der Tat gezeigt, die die Würde des Opfers und die Gefühle der Angehörigen verletzt und Sensationsinteressen bedient hätten. Darüber hinaus wurden weitere Rügen wegen irreführender Überschriften, unsachgemäßer Berichterstattung und mangelnder journalistischer Sorgfalt ausgesprochen.

2. Israel schließt Al-Jazeera-Büro im Westjordanland
(tagesspiegel.de)
Israelische Streitkräfte haben das Büro des arabischen Senders Al-Jazeera in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung für 45 Tage angeordnet. Israel werfe dem Sender aus Katar vor, ein Sprachrohr der Hamas zu sein. Der Schritt habe international Kritik ausgelöst, auch von deutscher Seite. So kritisiert Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: “Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit, der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.”

3. RBB muss nun doch nicht Ergebnisse von Kleinstparteien nennen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Vergangenen Freitag berichteten wir in den “6 vor 9” über eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, wonach der öffentlich-rechtliche RBB nicht in seiner Rundfunkfreiheit verletzt werde, wenn er die Wahlergebnisse von Klein- und Kleinstparteien wie der Tierschutzpartei in seiner Wahlberichterstattung gesondert nennen muss. Diese Entscheidung wurde am Samstag, also noch kurz vor der gestrigen Landtagswahl in Brandenburg, vom Bundesverfassungsgericht auf Antrag des Senders ausgesetzt.
Weiterer Hörtipp: Beim Deutschlandfunk diskutieren Brandenburg-Korrespondent Christoph Richter, Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und August Modersohn von “Zeit im Osten” über die Berichterstattung anlässlich der “Landtagswahlen ‘im Osten'” (deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 45:55 Minuten).

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4. Aus Springer wird Döpfner
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass das Geschäft des Axel-Springer-Konzerns aufgeteilt werden soll (siehe die “6 vor 9” vom Freitag), macht Steffen Grimberg in seinem Kommentar klar, was das konkret für den Medienbereich des Unternehmens bedeutet: “Der Laden, der mit rund 10.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen weltweit nicht gerade zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-­Alter-Ego Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer heißt jetzt Döpfner.”

5. Wie berichten über Katastrophen?
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg fasst die Ergebnisse einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung über das “Berichten über Leid und Katastrophen” zusammen. Dazu zählen auch konkrete Empfehlungen: “Medienschaffenden wird unter anderem vorgeschlagen, sich mittels Schulungen stärker mit ethischen Fragen und psychologischem Grundwissen im Hinblick auf Stresssituationen zu beschäftigen. Es wird angenommen, dass sie, wenn sie stärker über ihre Arbeitsweisen aufklären und öffentliche Erwartungen reflektieren, aktiv die Medienkompetenz ihres Publikums erhöhen können.”

6. X lenkt im Streit mit Brasiliens Justiz ein
(spiegel.de)
Nach dem Verbot von Elon Musks Plattform X/Twitter in Brasilien habe der Kurznachrichtendienst eingelenkt und Zugeständnisse gemacht. Der zuständige Bundesrichter Alexandre de Moraes habe jedoch die Vorlage weiterer Dokumente gefordert und dafür eine Frist von fünf Tagen gesetzt. Zudem laufe parallel ein Ermittlungsverfahren gegen Musk wegen Behinderung der Justiz und Anstiftung zu Straftaten.

KW 38/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Bedrohte Art: Lokaljournalismus
(zdf.de, Jan Böhmermann, Video: 31:27 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des “ZDF Magazin Royale” macht Jan Böhmermann das Thema Lokaljournalismus zum Schwerpunkt. Vor allem in Ostdeutschland verschwänden immer mehr Lokalzeitungen. Das daraus resultierende Informationsvakuum werde zunehmend von kostenlosen Anzeigenblättern gefüllt, die häufig rechtsextreme Inhalte verbreiten würden und so zur Polarisierung der Gesellschaft beitrügen.

2. Wem gehören die Medien in Deutschland?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 15:28 Minuten)
Holger Klein unterhält sich mit Matthias Bannert vom “Medieninsider” über die Erkenntnisse aus dem “Media Ownership Monitor Deutschland”, der einen Überblick über die Besitzstrukturen des deutschen Medienmarkts liefert: “Wie kam das Team an Informationen? Welche Medienunternehmer haben sie sich genauer angeschaut? Welche Überraschungen gab es? Und wie ist es um die Medienpluralität in Deutschland bestellt?”

3. Russische Desinformation enthüllt: Einblicke in den Maschinenraum der SDA
(br.de, Linus Lüring, Audio: 26:54 Minuten)
Linus Lüring spricht bei “BR24 Medien” mit Palina Milling vom Investigativ-Ressort des WDR über die russische Desinformationsagentur SDA. Sie reden darüber, wie die SDA Propagandakampagnen im Auftrag Putins plant und durchführt, und welche Rolle “Doppelgänger” dabei spielen. Außerdem erklären sie, warum der Münchner Mietmarkt im Zusammenhang mit Desinformation eine besondere Rolle spielt.

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4. Anna von Garmissen über die Zukunft des Journalismus
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 1:03:42 Stunden)
Christian Jakubetz und Anna von Garmissen diskutierten im Rahmen des “Universal Code Lunchbreak” über die Zukunft des Journalismus. Von Garmissen war an einer Studie beteiligt, die sich mit den dazugehörigen Fragen beschäftigt hat: “Wie geht es dem Journalismus und wie könnte es ihm in Zukunft ergehen? Welche Rolle nehmen sie künftig ein? Und hat überhaupt noch jemand Lust auf diesen Job, wenn er gleichzeitig umzingelt ist von irgendwelchen Agenturen und dem dauernden Strom sozialer Netzwerke?”

5. Anne Will in der Hörbar Rust
(radioeins.de, Bettina Rust, Audio: 1:50:30 Stunden)
In der “Hörbar Rust” von Bettina Rust ist die Journalistin und Fernsehmoderatorin Anne Will zu Gast. Die langjährige “Tagesthemen”-Moderatorin und Talkmasterin hat im Dezember 2023 einen Schlussstrich unter ihre TV-Karriere gezogen und widmet sich nun neuen Projekten, darunter ein Podcast.

6. Dein Kind ist süchtig nach Tiktok, Snapchat oder Instagram?
(youtube.com, Katharina Krüger, Video: 1:10:38 Stunden)
In dem von Katharina Krüger moderierten Gespräch geht es um den Einfluss von Social-Media-Apps wie TikTok, Snapchat und Instagram auf Kinder und Jugendliche und die damit verbundenen Gefahren. Als Experten im Studio dabei sind Martin Bregenzer von der EU-Initiative klicksafe und Detlef Scholz vom Kompetenzzentrum für exzessiven Mediengebrauch und Medienabhängigkeit .

Springer wird aufgespalten, Herbe Niederlage, Befeuerter Nicht-Skandal

1. Medienkonzern Axel Springer wird aufgespalten
(tagesschau.de)
Der Axel-Springer-Konzern teilt sein Geschäft auf: Der Medienbereich (unter anderem “Bild”, “Welt”, “Politico”) bleibe unter vollständiger Kontrolle von Mathias Döpfner und der Familie Springer. Das lukrativere Kleinanzeigengeschäft (unter anderem “Stepstone”, Immobilienportale) werde als eigenständiges Joint Venture mit Mehrheitsbeteiligung der Investoren von KKR und CPP Investments geführt. Die Pläne stünden jedoch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen.
Weiterer Lesetipp mit Informationen zu den Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Springer-Führungsspitze: Springer kündigt nach Aufspaltung Umbau der Unternehmensführung an (turi2.de, Björn Czieslik).

2. Wie (soziale) Medien einen Nicht-Skandal befeuern
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Seit Tagen wird ein Mann mit Hassnachrichten überschüttet, nachdem er die AfD in der ARD-Show ‘Die 100’ als ‘Wolf im Schafspelz’ bezeichnete. Dabei ist der auch von seriösen Medien verbreitete Vorwurf, er sei für den Auftritt bezahlt worden, völlig aus der Luft gegriffen.” Alexander Krei ist dem Fall nachgegangen und hat mit dem Betroffenen gesprochen.

3. Wahlberichterstattung: Tierschutzpartei gewinnt gegen RBB
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer nennt es eine “herbe Niederlage für den RBB”: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg habe entschieden, dass der öffentlich-rechtliche Sender nicht in seiner Rundfunkfreiheit verletzt sei, wenn er die Wahlergebnisse kleinerer Parteien wie der Tierschutzpartei gesondert nenne. Der RBB habe einen diesbezüglichen Rechtsstreit verloren und müsse die Kosten beider Instanzen tragen. Der Beschluss des Gerichts sei unanfechtbar.

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4. Peinlich: “WELT”-Chef teilt gefälschte ÖRR-Grafik
(volksverpetzer.de)
“Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt habe laut “Volksverpetzer” bei X/Twitter eine gefälschte Grafik geteilt, die vermeintlich die ideologische Ausrichtung von Gästen des ARD-“Presseclubs” zeige. Dabei sei die Grafik bereits zuvor als Manipulation entlarvt worden. Sie basiere auf einer Studie, die zeige, dass die öffentlich-rechtlichen Sender genauso ausgewogen berichten wie andere Medien, sei aber vom “ÖRR Blog” bewusst verfälscht worden. Poschardt habe den Tweet nach Kritik kommentarlos gelöscht, ohne eine Richtigstellung zu veröffentlichen, was sein problematisches Verhältnis zu Fakten unterstreiche, so der “Volksverpetzer”.

5. Mangel an Vielfalt? Die deutschen Medien und die Migration
(ardaudiothek.de, Marie-Christine Werner, Audio: 44:32 Minuten)
Bilden Medien das Thema Einwanderungspolitik angemessen ab? Wie kann man sprachlich berichten, ohne Klischees zu bedienen? Und wie gelingt es, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte in die Redaktionen zu bekommen? Darüber spricht Marie-Christine Werner mit Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum, Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks, und der Kommunikationswissenschaftlerin Nadja Zaboura.

6. Luxuskonzern LVMH verbietet Beschäftigten offenbar Kontakt zu Medien
(spiegel.de)
Bernard Arnault, Chef des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, habe seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Kontakt zu bestimmten Medien strikt untersagt, wie aus einem veröffentlichten Dokument hervorgehe. Verstöße gegen das Redeverbot, das unter anderem für “Mediapart” und “Le Canard enchaîné” gelte, würden als schweres Fehlverhalten gewertet und mit Konsequenzen wie Entlassung geahndet.

Raabs Comeback, Ankerplatz von Rechtsextremisten, “MrBeast”

1. Raabs doppeltes Show-Comeback: Alles wie immer – aber reicht das?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei hat sich das mit großem Aufwand vorbereitete Comeback von Stefan Raab bei RTL (oder genauer: bei RTL+) angesehen. Raab habe seine lange TV-Abstinenz nicht ausreichend genutzt, um sich oder sein Format neu zu erfinden. Entsprechend skeptisch fällt Kreis Fazit aus: “Ob so viel Aufgewärmtes reicht, um die Comeback-Euphorie dauerhaft zu entfachen, bleibt eine spannende Wette, die RTL in den nächsten Jahren für viel Geld eingeht.”

2. Verfassungsschutz sieht Telegram als Ankerplatz von Rechtsextremisten
(zeit.de)
In einer Broschüre des Bundesamts für Verfassungsschutz (PDF) warne die Behörde vor der Kommunikationsplattform Telegram, die sich “in den vergangenen Jahren zu einer Anker- und Sammelstelle verschiedener rechtsextremistischer Szenen entwickelt” habe. Die Plattform biete aufgrund ihrer Anonymität und fehlender Moderation ein sicheres Umfeld für rassistische, antisemitische und gewaltorientierte Äußerungen.

3. Wer hat hier die Hosen an? Wie Medien über den Kleidungsstil in der Politik berichten
(genderleicht.de, Angelika Knop)
Medienberichte über den Kleidungsstil von Politikerinnen und Politikern würden zeigen, dass Frauen oft nach strengeren Maßstäben beurteilt werden, analysiert Angelika Knop. Ein Vergleich zwischen der ehemaligen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und deren Nachfolger Boris Pistorius mache dies deutlich. Knop hat sich in nationalen und internationalen Medien nach weiteren Beispielen umgesehen.

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4. Spanien will Fake News bekämpfen
(taz.de, Reiner Wandler)
Die spanische Regierung habe einen “Aktionsplan für die Demokratie” vorgelegt, um gegen “Fake News” vorzugehen und das Recht auf wahrheitsgemäße Information zu sichern. Demnach sollen Medien künftig ihre Eigentums- und Finanzierungsstruktur offenlegen, um Transparenz zu gewährleisten. Zudem plane die Regierung eine Reform von Gesetzen, die das Recht auf freie Meinungsäußerung beeinträchtigen könnte. Ziel sei es, den Missbrauch des Rechtssystems zu verhindern.

5. Britischer “Observer” steht zum Verkauf
(tagesspiegel.de)
Die britische “Guardian”-Mediengruppe wolle sich vom “Observer” trennen, der ältesten Sonntagszeitung der Welt. Sie führe Verkaufsverhandlungen mit dem Unternehmen Tortoise Media, das mehr als 30 Millionen Euro in den “Observer” investieren wolle, um sowohl die gedruckte Ausgabe als auch das digitale Angebot auszubauen.

6. Kandidaten verklagen MrBeast wegen »dauerhafter Misshandlung«
(spiegel.de)
Der reichweitenstärkste Youtuber der Welt, “MrBeast”, habe juristischen Ärger. Fünf ehemalige Teilnehmer der von “MrBeast” produzierten “Beast Games” würden ihn und Amazon wegen schlechter Arbeitsbedingungen und sexueller Belästigung im Umfeld der Produktion verklagen. Die Klage werfe den Verantwortlichen unter anderem vor, Mindestlöhne und Überstunden nicht gezahlt sowie keine ausreichenden Essens- und Ruhepausen gewährt zu haben.

Zugang zum Gazastreifen, Gespräch mit dem Botschafter, Meghan Markle

1. Deutsche Medien fordern Zugang zum Gazastreifen
(faz.net)
In einem offenen Brief haben die unterschiedlichsten deutschen Medien von “Stern” über “Bild” bis “taz” die Regierungen von Israel und Ägypten dazu aufgefordert, Journalistinnen und Journalisten ungehinderten Zugang zum Gazastreifen zu ermöglichen: “Der fast absolute Ausschluss internationaler Medien bei einer Krise dieser enormen weltweiten Tragweite ist in der jüngeren Geschichte beispiellos”, heißt es in dem Appell, der unter anderem hier im vollständigen Wortlaut zu finden ist.

2. Eine Lüge folgt der nächsten
(taz.de, Nico Preischkat)
“Der Deutschlandfunk interviewt zur besten Sendezeit den russischen Botschafter Netschajew. Heraus kommen 20 Minuten voller unwidersprochener Lügen.” So lautet der Vorwurf von Nico Preischkat in der “taz”. Demnach habe der Deutschlandfunk-Moderator auf eine kritische Auseinandersetzung verzichtet und den russischen Botschafter weitgehend ungehindert seine Propaganda verbreiten lassen. Obwohl später eine Einordnung des Gesprächs erfolgt sei, sei das Interview des Deutschlandfunks “nicht würdig”, so Preischkat.

3. Besorgnis über Pressefreiheit in Osteuropa: dju fordert Freilassung von 34 inhaftierten Journalist*innen in Belarus
(dju.verdi.de)
Anlässlich der Verleihung der Free Media Awards 2024 für Medienschaffende in Osteuropa fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) die Freilassung von 34 in Belarus inhaftierten Journalistinnen und Journalisten, die aufgrund ihrer Arbeit unter fadenscheinigen Vorwürfen verurteilt worden seien.

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4. Instagram beschränkt Accounts von Teenagern
(spiegel.de)
Instagram führe neue Schutzmaßnahmen für Teenager-Accounts ein, die unter anderem die Einschränkung von Direktnachrichten, das Festlegen auf private Konten und die restriktivste Einstellung für sensible Inhalte umfassen. Eltern würden mehr Kontrolle erhalten, könnten unter anderem die Nutzungszeit festlegen und sehen, mit wem ihre Kinder interagiert haben, allerdings ohne Zugriff auf Nachrichteninhalte.
Hörtipp in eigener Sache: In der heutigen Ausgabe von “Haken dran”, dem Social-Media-Podcast der “ct”, erklärt der “6-vor-9”-Kurator, warum aus seiner Sicht all die technischen Möglichkeiten zur Steuerung von Teenager-Accounts an der gelebten Wirklichkeit vorbeigehen könnten (spotify.com, Gavin Karlmeier, Audio: 46:37 Minuten).

5. Studie zeigt deutlich rückläufige Medien-Nutzungsdauer
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Bei “DWDL” fasst Uwe Mantel die wichtigsten Ergebnisse der ARD/ZDF-Medienstudie zusammen: Die tägliche Mediennutzung in Deutschland sei im Vergleich zum Vorjahr um 28 Minuten gesunken, wobei insbesondere die lineare Nutzung von TV und Radio deutlich zurückgegangen sei. Bei den jüngeren Altersgruppen dominierten Streamingdienste und Social Media deutlich gegenüber dem klassischen Fernsehen. Auch im Audiobereich verliere das lineare Radio insbesondere bei den unter 30-Jährigen zunehmend an Bedeutung, während Musikstreaming und Podcasts stagnierten.

6. Die Wahrheit über Meghan Markle
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 17:57 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal beschäftigt er sich mit der Frage, warum Meghan Markle, die durch ihre Heirat mit Prinz Harry Mitglied der britischen Königsfamilie wurde, so sehr gehasst wird: “Auf meiner Spurensuche habe ich tausende Klatschzeitschriften durchforstet, unzählige Gerüchte nachrecherchiert und den Buckingham-Palast kontaktiert.”

Putins Lügenmaschine, Enthemmung gegenüber Medien, TikTok-Verbot

1. Tiefe Einblicke in Putins Lügenmaschine
(tagesschau.de, Petra Blum & Florian Flade & Palina Milling & Katja Riedel & Luzius Zöller& Manuel Bewarder & Sebastian Pittelkow)
Die kremlnahe Agentur SDA setze laut WDR, NDR und “Süddeutscher Zeitung” vorliegenden Dokumenten gezielt Desinformation ein, um die öffentliche Meinung in westlichen Ländern, darunter Deutschland, zu manipulieren. Dabei sollen Ängste geschürt, gesellschaftliche Konflikte verstärkt und rechtsgerichtete Parteien unterstützt werden. Die Kampagnen, die die politische Stimmung zugunsten Russlands beeinflussen sollen, würden Falschmeldungen, gefälschte Nachrichtenwebseiten und Social-Media-Posts umfassen.

2. Meta verbannt russischen Propagandasender RT
(spiegel.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe den russischen Propagandasender RT (früher Russia Today) sowie verbundene Organisationen weltweit von Facebook und Instagram verbannt, um vor der US-Präsidentschaftswahl die Verbreitung von Desinformation zu verhindern. RT ist in der Europäischen Union bereits seit 2022 aufgrund von Desinformationskampagnen rund um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesperrt.

3. Zunehmende Enthemmung gegenüber Medien in Südbrandenburg
(deutschlandfunk.de, Sebastian Schiller, Audio: 4:46 Minuten)
RBB-Reporter Sebastian Schiller lebt in und berichtet aus Südbrandenburg. In seinem Gastkommentar beim Deutschlandfunk spricht er über die “zunehmende Enthemmung gegenüber Medien” in einer Region, in der die AfD stark vertreten ist, und über die Folgen für die tägliche journalistische Arbeit: Gesprächsverweigerungen, Gewaltandrohungen bis hin zu vereinzelten Morddrohungen.

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4. “Wir schreiben unser Narrativ”
(taz.de, Nicholas Potter)
Das Magazin “Eda” von der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands bekommt den Ehrenamtspreis für jüdisches Leben verliehen. Nicholas Potter hat mit Chefredakteur Richard Ettinger über das Selbstverständnis des Magazins, den Umgang mit Antisemitismus und die Bedeutung von Humor in schwierigen Zeiten gesprochen.

5. Der “Spiegel” lockt Unter-30-Jährige mit 30.000 Gratis-Abos
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der “Spiegel” starte das Projekt “Neo”, um jüngere Zielgruppen zu erreichen, und bilde dazu eine Arbeitsgruppe aus jüngeren Redakteurinnen und Redakteuren, die neue Ansätze zur Verjüngung entwickeln sollen. Zusätzlich würden 30.000 kostenlose Abo-Zugänge an Unter-30-Jährige verschenkt, um diese Zielgruppe langfristig an den “Spiegel” zu binden und von den Mediennutzungsgewohnheiten zu lernen.

6. Prozess um TikTok-Verbot in den USA beginnt
(zeit.de)
In den USA habe ein Berufungsverfahren begonnen, in dem TikTok und dessen Muttergesellschaft ByteDance gegen ein Gesetz vorgehen, das einen Verkauf des US-Geschäfts bis 2025 erzwingen soll. Die US-Regierung betrachte TikTok als nationales Sicherheitsrisiko aufgrund der Nähe zur chinesischen Regierung, was Bedenken zu Datenspionage und Wahlmanipulation wecke.

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BILDblog-Klassiker

Allgemein  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.