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Profis sind doch die besseren Amateure

Berlin hat — Sie werden das mitbekommen haben — seit ein paar Wochen endlich eine Sehenswürdigkeit. Das Unternehmen Axel Springer und die “Bild”-Zeitung haben der Stadt ein “neues Wahrzeichen” geschenkt: die Skulptur “Balanceakt” des Bildhauers Stephan Balkenhol, ein Mauerläufer. (Die Skulptur, nicht der Bildhauer.)

Jedenfalls hat die “Bild”-Zeitung das Aufsehen erregende Kunstwerk allein seit seiner Enthüllung vor knapp zwei Monaten mit ungefähr zwanzig Artikeln gewürdigt, in denen es vor allem immer wieder um einen großen Leser-Wettbewerb ging: Der “Bild”-Leser, der das beste Foto von der Skulptur knippse und einsende, habe die Chance, “reich” zu werden (also 5000 Euro zu gewinnen). Die “professionellen BILD-Fotografen” gaben den Lesern sogar praktische Tipps.

Gestern kürte das Blatt endlich den Sieger. Er heißt Thiemo Napierski (31) und freute sich: “So was nennt man wohl einen Glücksschuss”. Auf einem Foto sieht man, wie “Bild”-Vize Jörg Quoos dem “gelernten Kfz-Mechaniker” gratuliert.

Man hört natürlich nicht, was die beiden so reden, und ob Quoos zu dem glücklichen Gewinner sowas sagt wie: “Na sehnSe, und jetzt jammernSe mal nicht mehr so über die schlechten ‘Bild’-Honorare, ich hab doch gleich gesagt, dass wir da was machen können.”

Denn der Mauerläufer war nicht das erste Foto von Napierski, das in “Bild” abgedruckt wurde. Der “gelernte KFZ-Mechaniker” arbeitet seit einiger Zeit häufig als Fotograf für das Blatt:

Aber aus irgendeinem Grund fand “Bild” das nicht erwähnenswert.

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Kurz korrigiert (498)

“Bild” berichtet heute über den Fußballer Charles Takyi, der gerade zum FC St. Pauli gewechselt ist, und gerät dabei ein wenig ins Schwafeln:

Klar, dass auch er den Aufstieg im Visier hat. Dennoch lockt noch ein ganz großes Ding: Möglich, dass der Spielmacher Paulis erster WM-Kicker wird…

Auch wenn “Bild” die Behauptung wiederholt (“Noch nie hat ein aktiver Pauli-Spieler bei einem WM-Turnier gespielt.”): Es ist ganz und gar unmöglich, dass Takyi “Paulis” erster WM-Kicker wird — und auch der zweite wird er nicht mehr werden können.

Es gab da nämlich schon Ján Kocian und Ivo Knoflíček, die beide für die Nationalmannschaft der Tschechoslowakei bei der Fußball-WM 1990 in Italien spielten (sogar im Viertelfinale gegen Deutschland) — und die beide zu dieser Zeit beim FC St. Pauli unter Vertrag standen.

Mit Dank an Max L.

Landlust, SZ-Magazin, G+J, Brüno

1. Interview mit Karl-Heinz Bonny

(dwdl.de, Jochen Voß)

Das Magazin Landlust erscheint im westfälischen Landwirtschaftsverlag – und ist ein enormer Erfolg. Geschäftsführer Karl-Heinz Bonny glaubt, das liege daran, dass Landlust eben keinen Lifestyle mache, sondern ein “Lebensart-Magazin” sei: “Das Landleben ist tatsächlich so, wie sie es in der ‘Landlust’ finden. Sie werden bei uns keine gestellten Szenen oder Studioaufnahmen sehen, sondern nur echte Geschichten.”

2. “Bezahlte Werbung oder journalistischer Bericht?”

(falter.at, Donja Noormofidi und Gerlinde Pölsler)

“Wie auch dem PR-Ethikrat zu Ohren gekommen ist, soll die Krone Inserenten als Dankeschön schon mal zusätzliche Gefälligkeitsartikel anbieten. Ein langjähriger Pressesprecher einer öffentlichen Institution bestätigt, er selbst habe des Öfteren in der Steirerkrone inseriert und vereinbart, dass jeweils noch ein journalistischer Artikel zu einem Thema seiner Wahl gedruckt werde.”

3. “SZ-Magazin: Qualitätskreativität ohne Quellenangabe”

(carta.info, Leonard Novy)

Gemäss Eigenwerbung ist das Magazin der Süddeutschen Zeitung “kreativer Journalismus auf höchstem Niveau”. Aber warum selbst denken, wenn man die Ideen auch aus dem Atlantic Monthly kopieren kann?

4. “Gruner + Jahr prüft Kurzarbeit”

(horizont.net)

“Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr denkt offenbar konkret über Kurzarbeit nach, zumindest für einen Teil der rund 4000 Mitarbeiter in Deutschland.”

5. “Twitter-Attacke bremst ‘Brüno’ aus”

(welt.de, Hannes Stein)

“Die Macht des geschriebenen Wort ist groß: Gerade mal einen Tag lief Sacha Baron Cohens ‘Brüno’ in den amerikanischen Kinos, als die Besucherzahlen dramatisch einbrachen. Kritiken brachten den Film ins Stolpern – Kritiken geschrieben von Tausenden von Twitter-Usern.”

6. “Extrablatt, Extrablatt”

(twitpic.com, Cartoon)

“Herr Kruse und die Krise.”

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Fußballfeldjäger

Es gibt Überschriften, die im Kopf bestimmte Bilder entstehen lassen:

Nach "Feldjäger-Besuch" Trainingslager abgebrochen: Toski vergisst Zivildienst!

Da hat man sofort vor Augen, wie die Militärpolizisten der Bundeswehr im Offroader auf einen abgelegenen Fußballplatz brausen und den Spieler von Eintracht Frankfurt, der seinen Zivildienst “vergessen” hat, einsacken.

Und wer das nicht vor Augen hat, dem hilft “Bild” mit dieser Fotomontage gerne nach:

Faton Toski und ein Feljäger-Offroader (schlechte Fotomontage)

Gut, im Artikel liest sich das mit dem “Besuch” schon ein bisschen anders:

Eintrachts Faton Toski (22) vergaß seinen Zivildienst. Erst als die Feldjäger ihn aus dem Trainingslager holen wollten, reagierte der Mittelfeldspieler (27 Bundesliga-Einsätze, drei Tore). Jetzt muss er das Trainingslager in Kärnten abbrechen.

Am Montag beginnt sein Kurs beim Roten Kreuz in Frankfurt. Eigentlich hätte sich der talentierte Deutsch-Kosovare schon im Juni melden sollen. Als er im Juli noch immer nicht aufgetaucht war, drohte die Behörde mit den Feldjägern, die unwillige Wehrdienst- und Zivildienstleistende aufspüren.

Da ist “Bild” wohl vollends die Phantasie durchgegangen, denn Feldjäger sind gegenüber Zivildienstleistenden gar nicht weisungsbefugt, wie uns das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage mitteilte. Auch das Bundesamt für den Zivildienst sagte uns: “Feldjäger haben wir hier nicht.”

Mit Dank an Jörn R.

Schäbige Verleger, Jessen im Remix

1. “Ein schäbiges Stück”

(dradio.de, Lars Reppesgaard)

Lars Reppesgaard nennt die Versuche der Verleger, andere dazu zu verpflichten, ihre wegbrechenden Einnahmen zu übernehmen, schäbig: “Es ist ein schäbiges Stück, das die Unternehmen hier inszenieren. Anders als die Musikindustrie, die mit ansehen musste, wie sie durch Tauschbörsen und Kopierschutzhacker wirklich enteignet wurde, haben sich die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage freiwillig der Internetlogik unterworfen.”

2. “Betrug am Leser”

(carta.info, Gabriele Bärtels)

Die freie Journalistin Gabriele Bärtels nennt die Journalistenbranche “von innen verfault” und erzählt von ihren Erlebnissen mit Redaktionen: “Ich habe ja weitgehend aufgehört, für Frauenmagazine zu schreiben. Ich konnte es nicht länger ertragen, für die Psycho-Ressorts lebende Fallbeispiele zu suchen, die genau das aussagten, was die Redaktion hören wollte, wohin man die Fallbeispiele notfalls mit Suggestivfragen bringen musste.”

3. “Trends in der Online-Werbung”

(faz-community.faz.net/blogs/netzkonom, Holger Schmidt)

Die Werbung wandert ins Internet, Gewinner sind Social Networks und Suchmaschinen: “Ganz trüb sind die Erwartungen für die klassischen Medien: Gerade einmal 2 Prozent der Befragten erwarten bessere Resultate von der Werbung in Gelben Seiten und nur 4 Prozent trauen dies den Zeitungen zu.”

4. Verschwörungstheorien, Schlammschlachten, Schreihälse

(sueddeutsche.de, Christopher Schmidt)

Die Süddeutsche Zeitung hat sich mal wieder eine publizistische Website im Internet angesehen, nämlich nachtkritik.de: “Im Schutz der Anonymität wird in den Kommentarforen ein regelrechter Kulturkampf ausgetragen. Persönliche Diffamierungen werden von den Redakteuren konsequent herausgefiltert, dafür gedeihen hier die wildesten Verschwörungstheorien und finden Schlammschlachten statt, in denen sich die Schreihälse gerne auch gegenseitig an die Gurgel gehen. Daneben entspinnen sich aber immer wieder anspruchsvolle Debatten.”

5. “Die Rathauszocker”

(zeit.de, Roland Kirbach)

Deutsche Lokalpolitiker haben Teile der Infrastruktur an US-Investoren verkauft (zeit.de, 12. März 2009). In einem zweiten Artikel zum Phänomen Cross-Border-Leasing stellt Roland Kirbach fest, dass in der Sache kein Staatsanwalt ermittelt. Und dass die Städte “mit den Banken um Zinsen gewettet” haben.

6. “Das Internet befindet sich am Scheideweg”

(youtube.com, Video, 6:40 Minuten)

Schon einige Zeit online, aber weitgehend unbeachtet. Dabei könnte aus elektronischer Musik und der Stimme von Zeit-Feuilletonchef Jens Jessen ein neuer Club-Hit entstehen. Der dem Remix zugrunde liegende Videoblogeintrag erschien am 29. Mai 2009 auf zeit.de.

WamS, News, Lobo, Köppel, Konken

1. “Alles sagen, allen Leuten”

(welt.de, Alan Posener)

“Die Blogosphäre ist der Albtraum der Kontrolleure und Kulturkritiker; ein globaler Selbstverständigungsprozess.”

2. “VW Fightclub”

(moritzhomann.de)

Moritz Homann fragt angesichts der Titelseite der Welt am Sonntag: “Haben die ihm da ernsthaft ein blaues Auge hinretuschiert?”. Ja, es sieht ganz so aus, als hätte Wendelin Wiedeking sein blaues Auge nicht seit Geburt. Nachprüfen kann man bei meedia.de in grosser Auflösung.

3. “Offener Brief an DJV-Chef Michael Konken”

(bjoern-sievers.de)

“Niemand, auch nicht Google, hat je einen Verlag oder andere Anbieter gezwungen, Inhalte kostenlos ins Netz zu stellen. Sollen nun Gesetze verbieten, dass zum Beispiel FOCUS Online sich entschieden hat, Journalismus durch Werbung zu finanzieren? Oder sollen Gesetze verbieten, dass Blogger ihre Texte ins Netz stellen, ohne für den Abruf Gebühren zu verlangen?”

4. “Dolchstoss” für News aus dem Haus Tamedia

(benkoe.ch, Thomas Benkö)

Thomas Benkö fragt sich, warum mit der Sonntagszeitung ausgerechnet ein Titel aus dem (eigenen) Tamedia-Verlag das bevorstehende Ende der Gratiszeitung News vermeldet. News wurde im Dezember 2007 gegen die inzwischen eingestellte Gratiszeitung .ch ins Feld geführt.

5. Roger Köppel und die Frauen, Männer, Mütter und Väter

(bundblog.derbund.ch, Matthias Ninck)

Matthias Ninck psychologisiert die Innenwelt des Chefs der Weltwoche, bei dem “verschwundene Väter in verwandelter Form wieder auftauchen”. – “Sein Leben ist gut bestückt mit Ersatzvätern: Ex-‘Blick’-Chefredaktor Peter Uebersax, Unternehmer Bruno Franzen, Financier Tito Tettamanti. Ihr Verhältnis zu Köppel ist eng, vaterähnlich. Sie helfen ihm, muntern ihn auf.”

6. “Der LOBOist”

(plus7.arte.tv, Video, 52 Minuten)

Während 7 Tagen online: Sascha Lobo will die Geheimnisse des Lobbying in Berlin zu verstehen. Am besten gelingt das mit einem Selbstversuch. Lobos Anliegen: WLAN für alle.

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Wie eine Linde der anderen

Den beiden norddeutschen Stadtstaaten, den Freien (und) Hansestädten Hamburg und Bremen wird ja gerne eine gewisse Konkurrenz untereinander nachgesagt. Wenn der Hamburger SV und Werder Bremen gegeneinander spielen, hat das immer eine gewisse Brisanz.

Dabei hätten die Bürger beider Städte gute Chancen, in einem Synchronsprechwettbewerb weit vorne zu landen:

“Bild” Hamburg, 14. Juli 2009 “Bild” Bremen, 17. Juli 2009
Autos, Räder, Schuhe – ganz Hamburg klebt! Autos, Räder, Schuhe – ganz Bremen ist verklebt!

Von Franziska Wille und Sybill Schneider (Fotos)

Von Bianca Weiner

So schön es auch riechen mag, den Hamburgern stinkt’s! Die Linden haben wieder ihre Hochblüte, und alles klebt, alles pappt. Ob Autos, Fahrräder oder Gehweg: An dem ekligen Blütenschleim kommt keiner vorbei, über allem liegt dieser klebrige Film. Doch was ist das überhaupt?

Schön sehen sie ja aus und toll riechen tun sie auch. Doch was die Linden so von sich geben, ist einfach nur eklig. Im Moment stehen sie in Hochblüte und alles klebt.

Autos, Mopeds, Fahrräder oder Gehwege – über allem liegt dieser klebrige Blütenschleim.

“Bei diesem Schleim handelt es sich um die Ausscheidung von Blattläusen”, erklärt Hans-Werner Münster, Geschäftsführer der Euro-Baumschule Rudolf Schmidt. “Jetzt im Juli haben die Läuse ihre höchste Population erreicht. Dementsprechend viel scheiden sie aus.” Heidrun Nolte (40) vom NABU erklärt. “Bei dem Schleim handelt es sich um die Ausscheidungen von Blattläusen. Sie haben im Juli ihre höchste Population erreicht, dementsprechend viel scheiden sie aus.”
Genannt wird diese klebrige Masse von den Biologen “Honigtau” – und genau so fühlt sie sich auch an! Von Biologen wird diese klebrige Masse auch “Honigtau” genannt.

Aneka Wollny (24) aus Ottensen ist nur noch angewidert, wenn sie in ihr Auto steigt. “Alles ist schmierig, man müsste es ja fast jeden Tag waschen!”

Studentin Larissa (20) aus Oberneuland ist angewidert: “Mein ganzes Auto ist schmierig, ich müsste es fast jeden Tag waschen!” (…)

Das sieht auch Olaf Höricke (46) so. Und zwar aus einem ganz anderen Grund: Er ist Geschäftsführer der Waschanlage Mr. Wash an der Stresemannstraße. Bei ihm hat sich der Kundenandrang in den letzten Wochen um zehn Prozent erhöht! Denn bei verklebten Autos ist Autofahrern die Wirtschaftskrise schnuppe.

Höricke: “Nicht nur für uns ist es besser, wenn die Leute ihre Autos waschen. Vor allem der Lack wird es ihnen danken!” Lässt man den Honigtau nämlich zu lange drauf, greift er den Lack an, hinterlässt Schäden. (…)

Einer der sich freut, ist Götz Hildebrand (37), Geschäftsführer der Waschanlage Mr. Wash an der Stresemannstraße.”Bei uns hat sich der Kundenandrang in den letzten Wochen um zehn Prozent erhöht!” Denn bei verklebten Autos ist Autofahrern die Wirtschaftskrise schnuppe. Hildebrand: “Der Lack wird es ihnen danken! Lässt man den Honigtau nämlich zu lange drauf, hinterlässt er Schäden.” (…)

Und jetzt sagen Sie nicht, das könne doch alles gar nicht sein: Einen “Mr. Wash” an der Stresemannstraße gibt es sowohl in Hamburg als auch in Bremen.

Mit Dank an Tobi.

Droste, Newsnetz, Robson, Barber

1. “Für ein paar Anzeigen”

(fr-online.de, Heinz Tutt)

Heinz Tutt bringt etwas Licht in die Beziehung zwischen dem Focus und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen, dessen Regierungssprecher (nach einer Beschwerde der WAZ über kritische Berichterstattung) einen Brief schrieb an den Chefredakteur des Focus: “Ein ranghoher Mitarbeiter in der Staatskanzlei bestätigte den Inhalt der WAZ-Beschwerde: ‘Es kann doch nicht sein, dass Focus-Spezial vom Land finanziert wird und dann gleichzeitig NRW-Unternehmen angeschossen werden.'”

2. “Matthew und wie er die Welt sah”

(blog-cj.de, Christian Jakubetz)

Christian Jakubetz beschäftigt sich mit den “acht DIN A4-Seiten” des 15-jährigen Matthew Robson: “In seinem Bekanntenkreis gebe es keinen einzigen Zeitungsleser, zumindest keinen, der für eine Zeitung bezahlt. Die Gründe sind so einleuchtend und banal zugleich, dass es den Verlagen vermutlich die Tränen in die Augen treibt.”

3. Wiglaf Droste, Stadtschreiber zu Rheinsberg

(dradio.de, Joachim Scholl)

Was ist eigentlich mit dem ehemaligen taz-Mitarbeiter Wiglaf Droste? Er geniesst das Landleben in Brandenburg und kann nur “hoffen, dass es gelingt, wenn man auf andere Weise lebt, die Art und Weise, wie man hier den Tag anfängt, dass man den Kopf wirklich sehr lange erst mal medienfrei hält, nichts hineintut, was da in einen frischen Kopf noch nicht hineingehört, sondern erst mal wirklich guckt, was der liebe Gott, den man einen guten Mann sein lässt, über Nacht wieder angestellt hat und sich dann ganz langsam diesem Paralleluniversum zuwendet, das manche Leute die Realität nennen.”

4. “Wie der Rhythmus der Nachrichten entsteht”

(spiegel.de, Markus Becker)

“Wie schnell wird eine Nachricht zur Top-Meldung, wann verschwindet sie wieder? Forscher haben eine einzigartige Studie vorgelegt: Drei Monate lange verfolgten sie Millionen Artikel anhand markanter Zitate. So erfassten sie den Puls der Medien – mit überraschenden Ergebnissen.”

5. Noch ein Jahr bis Paid Content

(guardian.co.uk, John Plunkett)

Lionel Barber, Chefredakteur der Financial Times, glaubt, dass es nur ein Jahr geht, bis “fast alle” News-Websites Geld für ihre Inhalte verlangen.

6. “Unsäglich rüpelhafte Zoten im Newsnetz der Tamedia”

(thinkabout.ch)

“Dass sich die Tamedia-Erzeugnisse nicht zu schade sind, im Stil vieler anderer Zeitungen ebenfalls wie tratschende Weiber Gerüchte weiter zu verbreiten, ja, sie regelrecht zu sammeln, ist eines. Dass die Titel und Schlagzeilen längst den reisserischsten Boulevard-Standards Konkurrenz machen, ist ganz offensichtlich Absicht – und wird dazu führen, dass sich weitere Leser verabschieden werden.”

“Wie viel macht das in Schilling?”

Zahlen mit mehr als zehn Stellen können schnell zum Problem werden. Nicht nur für achtstellige Taschenrechner, sondern auch für Leute, die diese Zahlen aussprechen müssen.

Eine Eins mit neun Nullen ist für uns eine “Milliarde”, während sie in den meisten englischsprachigen Ländern als “billion” bekannt ist. Eine “Billion” im Deutschen ist hingegen eine Eins mit zwölf Nullen, die auf Englisch “trillion” heißt, was im Deutschen eine Eins mit achtzehn Nullen wäre …

Da ist es (theoretisch) hilfreich, wenn man eine Zahl in ihrer vollen Schönheit vor sich hat. So zum Beispiel die Summe, die eine Kreditkartenfirma angeblich von Josh Muszynski für eine Schachtel Zigaretten haben wollte:

23 148 855 308 184 500 Dollar

Waschen Sie Ihren Finger und zählen Sie die Zahl am Bildschirm von hinten nach vorne ab. Es sind 23 Billiarden, 148 Billionen, 855 Milliarden, 308 Millionen, 184 Tausend 500 Dollar. Oder der Einfachheit halber “23 Billiarden Dollar”, wie dpa heute tickerte.

So haben es unter anderem “Focus Online”, “Spiegel Online”, tagesschau.de und taz.de übernommen.

Bild.de kam überraschenderweise zu einer Zahl, die – entgegen der sonstigen Veranlagung des Mediums – deutlich niedriger ausfällt:

Kreditkarten-Schock: 23 Billionen Dollar für ein Päckchen Zigaretten

Quasi als Ausgleich zur Tiefstapelei von Bild.de hat sich der österreichische “Standard” in seiner Online-Ausgabe für eine andere Richtung entschieden:

23 Quadrillionen Dollar für ein Packerl Zigaretten

Nachdem sich Leser in den Kommentaren beschwert hatten, entschied man sich für eine etwas exotische Form der Korrektur und ergänzte den Artikel um einen lehrreichen Satz:

US-amerikanische “Quadrillionen” werden aufgrund der unterschiedlichen Systeme im Deutschen eigentlich mit “Billiarden” bezeichnet.

Denn wenn CNN “quadrillion” schreibt, kann man’s ja auch machen.

Mit Dank an Maria, Andreas W. und Markus S.

Nachtrag, 19:20 Uhr: Bild.de hat den “Billionen”-Artikel gelöscht und einen neuen “Billiarden”-Artikel online gestellt.

Der enthält nur noch einen klitzekleinen Schönheitsfehler:

Josh Muszynski ist erleichtert: Er muss die 23 Billionen Dollar nicht abbezahlen

2. Nachtrag, 22:03 Uhr: Jetzt sind’s auch in der Bildunterschrift Billiarden.

3. Nachtrag, 17. Juli: Auch der “Standard” hat seinen Artikel überarbeitet. Offenbar wollte man dort auf Nummer Sicher gehen, denn die Überschrift lautet nun vollständig:

für ein Packerl Zigaretten

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Lustig ist das Bettler-Leben…

Vergessen Sie ehrliche Arbeit — verkostümieren Sie sich als Bettler, bevorzugt als “Roma-Frau” und nerven dann unschuldige Passanten (und “Bild”-Reporter) so lange, bis die mal eben einen Euro rausrücken. Tagesverdienst: stramme 1200 Euro bei einem lockeren 8-Stunden-Tag, nicht steuerpflichtig. Macht bei einer Fünf-Tage-Woche im Monat: 24.000 Euro!

Das hat “Bild-Reporter” Thomas Hoffmann, der jetzt im Selbstversuch in Berlin herausgefunden hat, dass “Bettler nerven”, flugs errechnet:

Wenn nur jeder Zwanzigste einen Euro gibt, verdient eine Roma-Bettlerin in einer Stunde 150 Euro…

Und tatsächlich, da hat die gute Frau (aber vermutlich nur, wenn sie eine “Roma-Bettlerin” ist) wirklich gute Chancen: Wenn sie in den 3600 Sekunden einer Stunde alle 24 Sekunden einen Euro bekommt, schafft sie das. Wenn man dann noch voraussetzt, dass jeder Zwanzigste spendet, dann muss sie lediglich alle 1,2 Sekunden jemanden nerven ansprechen, um am Monatsende eine einigermaßen reiche Frau zu sein.

Mit Dank an Christoph M. und Stefan W.

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