Salzburger Nachrichten, ESC, Westergaard

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Salzburger Nachrichten lassen die DDR wiederauferstehen”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Auf einer Europakarte in den “Salzburger Nachrichten” (E-Paper) geht eine Grenze durch Deutschland. “Interessanterweise sind die Ex-YU-Staaten korrekt eingezeichnet, inklusive Montenegro – einem Staat, den es erst seit 2006 gibt, als die DDR und die ebenfalls abgebildete Tschechoslowakei längst Geschichte waren. Ein solches Europa hat also nie existiert.”

2. Interview mit Lena Meyer-Landrut
(haz.de, Imre Grimm und Jan Sedelies)
Lena Meyer-Landrut ist manchmal ziemlich genervt von Journalisten, die ihr blöde Fragen stellen. “Es sind ja nicht alle hier so nette und intelligente Menschen. Und manchmal finde ich es komisch, in der Zeitung Dinge über mich zu lesen, die ich so nie gesagt habe oder die bewusst falsch interpretiert wurden.”

3. “Kritische Berichte?”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
“Bild” schreibt in einer Kurzmeldung, dass “nach Meinung von SPD-Chef Gabriel” die Kanzlerin “die kritischen Berichte der BILD-Zeitung über die Finanzkrise Griechenlands” hätte stoppen müssen. “Was er eher meinte, das war diese Mesalliance aus nationalem Dünkel und chauvinistischer Herablassung, aus unaufgeklärter Verbalwucht und willkürlicher Strafpredigt, aus unterhaltsamen Boulevard und vergnüglichen Griechenkloppen – kritische Berichte standen ja gar nicht zur Auswahl.”

4. “Kurt Westergaard bereut nichts”
(faz.net, Matthias Hannemann)
Der Besuch von Kurt Westergaard bei Markus Lanz, “Ein Leben in ständiger Angst” (zdf.de, Video, 27:53 Minuten), konnte nun doch aufgezeichnet werden. “Statt des Publikums waren Polizisten und Nachrichtendienstler im Raum. Und Markus Lanz selbst, nervös ausnahmsweise, nutzte zwar jede Gelegenheit, sein Verständnis für die verletzten Gefühle der Muslime zu unterstreichen – ein Wort wie ‘Meinungsfreiheit’ aber brachte er nicht wirklich heraus. Das musste Westergaard schon selbst übernehmen.”

5. “Willkommen im Überwachungsstaat: Alpine Ski-WM 2011”
(jensweinreich.de)
Jens Weinreich ergänzt den Artikel “Berichterstattung über Ski-WM: Alle sind verdächtig” (taz.de, Jürn Kruse) mit erhaltenen Datenschutzinformationen.

6. “Schmetterlinge und Waldgeister”
(oslog.tv, Herm)
Eine ausführliche Analyse des ersten ESC-Halbfinals: “Serbien hat in diesem Jahr ein androgynes Wesen ins Rennen geschickt, was die ganze Zeit grinst. Also eine Art Lordi nur andersrum.”

Gestatten, mein Name ist Mülleröffentlich

Kennen Sie Shantanu Narayenpublicly? Macht nichts, den gibt’s nicht wirklich, nur in den aktuellen IT-News:

Screenshot heise.de

Shantanu Narayen gibt’s tatsächlich, er ist CEO bei Adobe Systems.

Wie Narayen zu Narayenpublicly geworden ist? Das verdankt er einem Satz im “Wall Street Journal”, der in der gedruckten Version so lautet:

Ausriss Wall Street Journal

Und in der Online-Version* so:

Screenshot wsj.com

* Hinter die Bezahlschranke von wsj.com kommt man via Google.

Mit Dank an Richard.

Nachtrag, 28. Mai: Heise.de versieht die Meldung mit einem Hinweis, lässt aber, wie im Forum zu lesen ist, “den Fehler drin, damit er auch im Original dokumentiert bleibt”.

Gerichtsreporter, Lena, Ich-Schwäche

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalisten werden überwertet: BILD sucht Hobby-Gerichtsreporter”
(neuhetzki.de, Thorsten Neuhetzki)
In der “Berliner Morgenpost” sucht “Bild” per Anzeige “Hobby-Gerichtsreporter”: “Juristische Grundkenntnisse sind hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Stenografie oder das Beherrschen anderer Protokolltechniken ist ein Muss.”

2. “Lena und die Medientortour”
(ndr.de, Video, 6:09 Minuten)
ESC-Kandidatin Lena Meyer-Landrut weigert sich, gegenüber den Medien von privaten Angelegenheiten zu sprechen, was das Konzept von Boulevardmedien wie “Bild” oder RTL in Bedrängnis bringt. Da sie mit “Bild” generell nicht spricht, kann diese Zeitung bei ihren Berichten nur andere Quellen erwähnen.

3. “Die Ich-Schwäche des Feuilletons”
(gunnargeller.de)
Gunnar Geller fragt sich, warum Feuilletonisten “mans” und “wirs” hinschreiben, wenn sie “ich” meinen. “Die sprachliche Verhüllung der Sprecherposition dient der leicht durchschaubaren Aufwertung der kleinen Erlebnisse und Meinungen.”

4. “Sueddeutsche.de linkt sich selber”
(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)
Der Internetableger der “Süddeutschen Zeitung” setzt Links, allerdings nur auf das eigene Angebot. “Die offenbar automatisierten Links im Textkörper irritieren eher, als dass sie den Leser mit sicherer Hand zu relevanten Informationen führen.”

5. “Barroso und andere Euro-Feinde”
(stern.de, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack vom “Stern” recherchiert zur Europäischen Union: “Auf eine Interviewanfrage bei Euro-Kommissar Olli Rehn erhielt ich erst tagelang keine Antwort, dann schickte mir dessen Pressesprecher versehentlich seine interne Anweisung, wie mit meiner Bitte umzugehen sei: ‘Sensitive one, pls add and reply not possible in short term but we are trying…’ Zu Deutsch: Sensitive Anfrage, den Journalisten bitte hinhalten!”

6. “Merkel hätte Bild-Zeitung stoppen müssen”
(zeit.de)
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ist der Meinung, Kanzlerin Angela Merkel hätte sich dezidiert gegen die Berichterstattung von “Bild” über die Schuldenkrise in Griechenland stellen müssen: “Das wäre ihr Job gewesen! Da hätte sie sagen müssen: Das geht zu weit! – Wenn nicht sie, so mindestens der Außenminister.”

Uli oder Dieter – Hauptsache Hoeneß

Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Brüder verwechseln ist grade schwer in Mode:

Hoeneß

Zur Erinnerung: Dieter Hoeneß ist der Bruder des abgebildeten Uli Hoeneß.

Mit Dank an Florian B.

Nachtrag 14:45 Uhr: Es befindet sich nun kein Hoeneß mehr in der Bildergalerie. Noch nicht entschieden ist allerdings der Kampf um den Namen des verpflichteten Trainers im beiliegenden Artikel. Derzeit stehen zwei Erwähnungen von Steve McClaren fünf Erwähnungen von Steve McLaren gegenüber.

Hintergrundkreise, Wunder, Federer

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1. “Gefährliche Nähe zwischen Politik und Medien”
(zeit.de, Leif Kramp und Stephan Weichert)
Über die Hintergrundkreise der Berliner Politik: “Geleitet von FAZ-Büroleiter Günter Bannas, treffen sich dessen Mitglieder im monatlichen Reihum zum Abendessen im Wohnzimmer eines der Kollegen – und die Granden der Politik stehen Schlange. Ob Merkel, Steinmeier, Müntefering, Steinbrück, Schäuble: Sie alle wurden schon mehrmals in den Wohnstuben der Journalisten bewirtet und lernten deren Familien kennen.”

2. “Rezension und Rezeption des Wunderheiler-Artikels”
(gesundheit.blogger.de, strappato)
Werner Bartens reagiert auf die Kritik zu seinem Artikel im SZ-Magazin. Strappato findet, seriöse Wissenschaftsjournalisten sollten niemals das Wort “Wunder” verwenden. “Erst recht nicht inklusive Wortkombinationen achtmal im Artikel.”

3. “Die ZEIT überarbeitet Rahmenvereinbarung”
(freischreiber.de)
“Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo reagiert per Brief auf ein Protestschreiben von freien Journalisten zur Änderung der Rahmenvereinbarung.

4. “‘Journalismus’ Schweiz 2010”
(contextlink.blogspot.com, Andrea Müller)
Andrea Müller denkt nach über ein Interview von Roger Federer, das im Magazin der Bank Credit Suisse, einem Sponsor von Federer, erschienen ist. “Die Sportreporter der ‘unabhängigen’ Medien kennen die Spielregeln. Sie würden es nie wagen, etwas über Roger Federer zu veröffentlichen, das ihm und seinen PR-Strategen missfällt. Sie würden riskieren, bald nicht mehr zum erlauchten Kreis derer zu gehören, die über den Superstar aus der Schweiz berichten dürfen.”

5. “Why is cadet applause missing from Fox’s video of Obama speech?”
(mediamatters.org/blog, Jamison Foser, englisch)
Bei Fox News ist in einer Rede von Barack Obama vor Kadetten kein Applaus zu hören. “Maybe Fox’s video used a direct feed from Obama’s microphone, and it simply didn’t pick up audience noise. But if Fox didn’t intentionally try to make Obama look silly, why did it choose a 2-minute clip — out of a 32-minute speech — that portrayed Obama looking silently around the room, seemingly for no reason?”

6. “Die Welt ist das Netz, nicht die App”
(faz.net, Michael Spehr)
Ein Fazit zum “Wundergerät” iPad nach zwei Monaten im Einsatz: “Viele Journalisten haben geschrieben, dass das iPad eine Revolution im Umgang mit dem Computer oder dem Internet darstelle. Es sei geradezu ein Paradigma für die nächste Generation besonders einfach zu bedienender PCs. Nur hat leider niemand gefragt, warum das iPad eine solche spielerische Leichtigkeit zu zeigen scheint: weil es im Grunde genommen nicht viel kann.”

Tagesschau, Tauss, ddp

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1. “Nachrichten nach Gutsherrenart”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig prüft in verschiedenen Fällen (Mixa, Tauss, Zumwinkel, Mohren, Wiedeking, Middelhoff, Garlichs) die Kriterien, zu denen sich die “Tagesschau” im Fall Kachelmann bekannt hat. Wann ist / wird eine Meldung relevant – und gilt das einheitlich?

2. “Der Tauss-Prozess: Die Berichterstattung”
(bruchsal.org, Rainer Kaufmann)
Eine Analyse der Berichterstattung zum Fall Tauss bei “Spiegel Online”, der “Stuttgarter Zeitung” und den “Badischen Neuesten Nachrichten”.

3. “ddp und der PR- Content”
(andremarty.com)
Nahost-Korrespondent André Marty wird von der ddp direct GmbH angefragt, ob er “multimedialen PR-Content” umfassend recherchieren möchte: “Alleine die Idee, Journalisten ‘gut aufbereitete PR- Inhalte’ anzubieten, spricht Bände. Was mich jedoch beunruhigt, ist die Dreistigkeit, mit der sich diese PR- Fuzzis im Jahr 2010 Journalisten anbiedern.”

4. “Warum sind die Kritiken bloß so schlaff?”
(welt.de, Sibylle Lewitscharoff)
Sibylle Lewitscharoff über den Literaturbetrieb, in dem “jeder mit jedem zumindest oberflächlich bekannt” ist. “Auch der schlachtbereite Kritiker wird unmerklich darin gehemmt, den vollen Becher seines Zorns und seiner Enttäuschung über einem Buch zu leeren, wenn er dem Menschen, der es geschrieben hat, einmal, zweimal, gar öfter begegnet ist.”

5. Mediafail
(mediafail.com, englisch)
“Expose the Worst of American Media: Find it. Post it. Fail it.”

6. “ZDF-Programmchef schützt Lobbyisten”
(heise.de/tp/blogs, Peter Muehlbauer)
Ein Beitrag von Martin Sonneborn in der “heute-Show” (Video, 3:43 Minuten) zieht eine Rüge von ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut nach sich.

Das falsche “Ghetto-Kind”

Wie mag es einem gehen, wenn man lesen muss, es sei “angenehm ruhig” um einen geworden? Wenn man als “rücksichtsloser Grobmotoriker” mit “derben Fußball-Tischmanieren”, als “Rüpel”, der “auch am Rande des Rasens rustikalen Umgang” pflegt, als “Ghetto-Kind” bezeichnet wird?

So beschrieben wird Kevin-Prince Boateng, der mit einem unglücklichen Foul die Teilnahme des Kapitäns der Nationalmannschaft, Michael Ballack, an der Fußball-WM verhinderte.

Dumm nur, dass das Foto neben dem Artikel Jérôme Boateng zeigt. Der hat zwar immerhin denselben Nachnamen wie sein für Ghana spielender Halbbruder Kevin-Prince, als Nationalmannschaftskollege Ballacks mit der Sache aber nichts zu tun.

Screenshot swp.de

Wenn das so weitergeht, können wir bald ein Sammelalbum zusammenstellen.

Mit Dank an Bader

Nachtrag, 25. Mai: Swp.de hat das Bild von Jérôme mit einem von Kevin-Prince Boateng ausgetauscht.

Schuhschmu mit Lena Meyer-Landrut

Die in jeder Hinsicht billigste Art, Schlagzeilen zu generieren, ist: sich ganz dumm stellen. Bei Bild.de ist das quasi Routine, und weil Lena Meyer-Landrut, die diesjährige deutsche Vertreterin beim Eurovision Song Contest, sich ohnehin weigert, mit der “Bild”-Zeitung zu sprechen, ein Vergnügen ohne Reue.

Und so kann Bild.de aus Ahnungslosigkeit einen Aufmacher machen:

2 Paar Schuhe - Ist Lena jetzt total gaga?

Lena Meyer Landruts Gaga-Proben in Oslo

(…) Knapp eine Woche vor dem Eurovision Song Contest wirkt Lena Meyer-Landrut (19) ganz durcheinander: Mit zwei verschiedenen Schuhen übte sie jetzt für ihren Auftritt am kommenden Samstag.

Abitur, Pressetermine, Geburtstagsfeier und immer wieder Proben, Proben, Proben – da kann man schnell mal vergessen, wo der passende Schuh liegt. (…)

Solange “Unser Star für Oslo” beim Finale-Auftritt nicht den Text ihres Hits “Satellite” vergisst, verzeihen wir gerne noch einen weiteren Schuh-Fauxpas.

Beim Betexten einer Bildergalerie kommt der diensthabende Lena-Lästerer dann richtig in Fahrt:

Lena, was ist mit deinen Latschen? Bei den Proben in Oslo ging Lena mit zwei verschiedenen Schuhen auf die Bühne
Nahaufnahme des Beweisfotos: Neuer Trend oder keine Zeit zum Umziehen?
Ein Termin jagt den nächsten, da bleibt Lena wenig Zeit für einen ordentlichen Schuhwechsel
Am kommenden Samstag geht es auf die große Eurovision Song Contest-Bühne. Fehler sind dann nicht mehr erlaubt!

In der Tat: Lena ist gestern bei ihrer ersten Probe mit zwei verschiedenen Schuhen aufgetreten. Weil sie ausprobieren wollte, welcher von beiden besser aussieht.

Das erklärte sie den Reportern von eurovision.de und eurovision.tv — auf letzterer Seite ist das entsprechende Video sogar schon seit gestern online.

Das ist die ganze Geschichte. Aber das ist natürlich keine Geschichte.

Nachtrag, 24. Mai. Aber keine Bild.de-Meldung ist zu blöd, um nicht vom Online-Ableger der “Rheinischen Post” besinnungslos abgeschrieben zu werden:

(…) Auffälliges Detail: Lena trug zwei verschiedene Schuhe. Ob es sich dabei um einen Mode-Gag oder einen Styling-Faux-Pas handelte, ist noch unklar.

Nachtrag, 17.50 Uhr. “RP-Online” hat den Fauxpas zurückgenommen.

Überschnell und überschlagen

Das Bild zeigt zwei Polizisten, die einen von der Fahrbahn abgekommenen, umgestürzten Bus begutachten –  laut Überschrift war ein Schulbus 41 km/h zu schnell gefahren. Wer gestern die “Kieler Nachrichten” durchblätterte, musste den Eindruck bekommen, ein schlimmer Unfall sei da zwischen Lütjenburg und Schönberg, Landkreis Plön, in Schleswig-Holstein, passiert:

Zwischen Lütjenburg und Schönberg: Schulbus fuhr 41km/h zu schnell

Neben dem dpa-Bild, das die Online-Redaktion der “Kieler Nachrichten” der Meldung beigefügt hatten, stand zu lesen:

Polizisten untersuchen nach einem Unfall einen Schulbus. Der ADAC hat gravierende Mängel bei Schulbussen festgestellt.

Und so unzusammenhängend wie diese beiden Sätze, so unzusammenhängend stellte sich den Lesern der Kieler Nachrichten dann auch die Bebilderung und die eigentliche Meldung dar.

Denn worum ging es eigentlich?

Um eine “zufällige und nicht repräsentative Stichprobe” (kn-online.de) des ADAC, deren Ergebnisse am Mittwoch in München vorgestellt worden waren. Entgegen des ersten Eindrucks hatte sich zwischen Lütjenburg und Schönberg nämlich keineswegs der Unfall eines zu schnell fahrenden Schulbusses ereignet. Tatsächlich hatte der ADAC in seiner Stichprobenstudie lediglich einen in der Tat erschreckenden Fall von Geschwindigkeitsüberschreitung mit einem Schulbus zwischen Lütjenburg und Schönberg angeprangert, wie die “Kieler Nachrichten” später selbst schreiben:

Den Spitzenwert lieferte nach Angaben des Automobilclubs ein Fahrer in Schleswig-Holstein auf der Linie 260 zwischen Lütjenburg und Schönberg: Er war mit 91 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer unterwegs.

Passiert war also in der Tat: Nichts. Aber da der Schulbus ja unter Umständen möglicherweise tatsächlich oder spätestens eines Tages einen Unfall verursacht haben könnte, kann man das Ergebnis so einer Studie ja vorsichtshalber und vorauseilend ja mal mit so einem Unfall bebildern – auch wenn sich der Unfall noch gar nicht ereignet hat. Denn wenn sich dieser Unfall eines Tages ereignen sollte, dann, ja dann werden die “Kieler Nachrichten” die Ersten gewesen sein, die davon wussten ahnten. Bis dahin aber muss man der Zeitung, bei der sich die Meldungen nur so überschlagen, aber zumindest stichprobenartig überhöhte Geschwindigkeit attestieren.

Mit Dank an Sebastian G.

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