Bild, dpa  etc.

Einar hat aufm rechten Auge ein Milchmädchen

Und sie waren so dicht dran. Fast hätte es die Nachrichtenagentur dpa heute geschafft, klüger zu sein als die anderen und nicht auf eine Quatschmeldung der “Bild”-Zeitung hereinzufallen. Fast!

Die “Bild”-Zeitung schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, die Zahl der Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund sei im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, und hatte dies vorab auch den Nachrichtenagenturen mitgeteilt. APD, AFP, dpa und Reuters übernahmen die Behauptung der Boulevardzeitung, wie üblich, ungeprüft und verbreiteten sie noch in der Nacht weiter.

Heute Vormittag aber hatte ein Kollege bei dpa die gute Idee, bei der Quelle nachzufragen, auf die sich “Bild” beruft: das Bundeskriminalamt (BKA). Und siehe da: Das BKA bestritt, dass die Zahlen von ihm seien.

Was machte aber der brave dpa-Mann nun? Er schrieb in seine Meldung den Satz: “Das BKA in Wiesbaden erklärte dagegen, die Zahlen stammten nicht von ihm”. Aber er meldete den von “Bild” unter Berufung auf das BKA behaupteten Rückgang der Gewalttaten trotzdem.

Das ist der Artikel aus der heutigen “Bild”*:

Berlin – Die Zahl der rechten Gewalttaten ist 2009 bundesweit erstmals seit sechs Jahren gesunken. Laut Bundeskriminalamt (BKA) zählte die Polizei bis Ende November 624 Gewalttaten von Rechten. 2008 waren es im gleichen Zeitraum 682 Delikte – minus 8,5 %. Die Zahl der verletzten Personen ging von 713 auf 614 Personen zurück. Die Zahl rechter Straftaten insgesamt (z. B. Volksverhetzung) stieg um 0,35 %.

Die Zahlen stammen anscheinend aus den Kleinen Anfragen, in denen Petra Pau (Linke) monatlich von der Bundesregierung die Zahl rechtsextremer Straf- und Gewalttaten erfragt. Diese Angaben sind, wie Pau und die Bundesregierung jedesmal betonen, vorläufig. Sie können sich “aufgrund von Nachmeldungen noch (teilweise erheblich) verändern”, heißt es in den Antworten der Bundesregierung.

Die endgültigen Zahlen liegen immer höher als die vorläufigen, und zwar erheblich. Für 2008 ergaben sich aufgrund der vorläufigen Werte 735 rechtsextreme Gewalttaten — tatsächlich wies der Verfassungsschutzbericht schließlich 1042 aus.

Ob die Zahl rechter Gewalttaten 2009 wirklich erstmals seit Jahren gesunken ist, lässt sich aus den vorläufigen Angaben nicht errechnen. Richtig ist nur, dass die vorläufigen Werte der ersten elf Monate 2009 unter den vorläufigen Werten der ersten elf Monate 2008 liegen. Aber seit dem Sommer scheint sich selbst dieser vermeintliche Trend umgekehrt zu haben.

BKA-Chef Jörg Ziercke hatte vor drei Wochen in einem Vortrag gesagt, er rechne für 2009 mit einem “nahezu eben so hohen rechten Gewaltaufkommen” wie in den Vorjahren. “Bild”-Chefkorrespondent Einar Koch aber rechnet die Zahl rechtsextremer Gewalttaten systematisch klein.

Koch ist Wiederholungstäter: Bereits 2006 behauptete er in “Bild”, die Zahl rechtsextremer Gewalttaten sei deutlich zurückgegangen. In Wahrheit hatte sie drastisch zugenommen (BILDblog berichtete). Auch damals hatte Koch sich auf die vorläufigen Werte aus den Kleinen Anfragen verlassen und sie, was noch schlimmer war, mit den endgültigen Werten des Vorjahres verglichen. Entsprechend abwegig waren seine Ergebnisse. (“Bild” korrigierte sich damals übrigens erst mit Wochen Verspätung.)

Auch damals hatten Nachrichtenagenturen und andere Medien die falsche Rechnung ungeprüft übernommen. Sie haben daraus nichts gelernt.

*) Die Online-Version ist länger und nicht ganz so falsch.

Linke Wahlkampf-Berichterstattung

Die Axel Springer AG behält sich das Recht vor, im Wahlkampf einseitig und irreführend über die Parteien und ihre Programme zu berichten. Das kann man aus einer Stellungnahme folgern, die die Rechtsabteilung des Verlages gegenüber dem Presserat abgegeben hat.

Es geht um die Art, wie die “Bild am Sonntag” im vergangenen Bundestagswahlkampf die Steuerpläne der Parteien darstellte (wir berichteten). In einer Übersicht zum Ausschneiden und Aufheben stellte sie scheinbar die unterschiedlichen Positionen der Parteien dar. Bei der Linken fanden sich — als einziger Partei — ausschließlich Pläne für Steuererhöhungen. In seinem auf der nächsten Seite stehenden Leitartikel bestätigte der “stellvertretene (sic!) Chefredakteur” Michael Backhaus den Eindruck: “Die Linkspartei denkt nur ans Erhöhen.” Das war angesichts des Wahlprogramms, das Steuersenkungen für kleine und mittlere Einkommen vorsah, objektiv falsch …

… nach Ansicht der Abteilung Verlagsrecht der Axel Springer AG jedoch absolut zulässig. Sie erklärte gegenüber dem Presserat, bei dem wir uns über die Berichterstattung der “Bild am Sonntag” beschwert hatten, dass der Presserat selbst schon 1990 festgestellt habe, dass es nicht zu kritisieren sei, wenn eine Zeitung lediglich über einen bestimmten Ausschnitt aus einem Wahlprogramm berichte. Die Richtlinie 1.2 im Pressekodex, die sich mit der Wahlkampfberichterstattung beschäftigt, sei bloß eine “Kann-Bestimmung”.

In dieser Richtlinie heißt es:

Zur wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit gehört, dass die Presse in der Wahlkampfberichterstattung auch über Auffassungen berichtet, die sie selbst nicht teilt.

Ob eine Zeitung dieser Empfehlung folgen wolle, müsse ihr selbst überlassen bleiben, argumentiert Springer. Der Verlag beharrt zudem darauf, dass der von uns bemängelte Kasten die Forderungen der Linkspartei korrekt wieder gegeben habe — die Erhöhung des Steueraufkommens sei ein zentraler Bestandteil des Wahlprogramms.

Der Beschwerdeausschuss des Presserates widersprach:

Zwar kann eine Redaktion selbst entscheiden, welche Schwerpunkte sie setzt, wenn sie über Wahlprogramme berichtet und ist nicht gezwungen, jeweils alle Details zu nennen. Insbesondere in Kombination mit dem Kommentar-Satz “Die Linke denkt nur ans Erhöhen” wird jedoch der Eindruck erweckt (…), es gebe keinerlei Steuersenkungs-Pläne im Programm. Die Darstellung ist irreführend, da nicht mitgeteilt wird, dass DIE LINKEN für etliche Gruppen die Steuern senken wollen. Im Sinne einer umfassenden Information des Lesers wäre es notwendig gewesen, auch das zumindest zu erwähnen. Das hätte die Sorgfaltspflicht erfordert.

Der Presserat erteilte “Bild” deshalb einen “Hinweis”, die Schwächste der drei (allesamt folgenlosen) Beanstandungs-Formen des Gremiums.

Nicht bemängelt wurde vom Presserat, dass die “Bild am Sonntag” einer Gegendarstellung, in der Oskar Lafontaine später den falschen Behauptungen der Zeitung widersprach, den Satz hinzufügte, sie sei zu deren Abdruck “unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt” verpflichtet — und so den falschen Eindruck erweckte, Lafontaines Äußerungen seien unwahr.

Bild  

Diekmanns irre Pipi-Schlagzeile

Eine an seiner Brille befestigte Kamera filmte für einen Tag die Aktivitäten des “Bild”-Chefredakteurs Kai Diekmann mit. Das Resultat dieses “Kai-Diekmann-Experiments” wurde den Lesern von kaidiekmann.de in drei Teilen an den Weihnachtstagen dargebracht.

Bemerkenswert ist, dass Diekmann offenbar einen ganzen Tag durchsteht, ohne einmal aufs Klo zu gehen. Das dürfte zwar kaum der Wahrheit entsprechen, ist aber näher dran an korrekter Wahrnehmung als das, was “Bild” über die “Pipi-Pause” von Jens Lehmann, dem Torwart des VfB Stuttgart, schreibt.

Während die “Bild”-Redaktion darüber berät, was genau Lehmann in einer vom Fernsehen eingefangenen Szene tut, ist Diekmann noch skeptisch (Teil 1, ab 34:30 Minuten):

Der pinkelt doch nicht gegen einen Kamerakarton dort in die Ecke! Bei aller Liebe: Das glaub ich nicht!

Zu einer Titel-Schlagzeile wollen die “Bild”-Leute die unklare Situation aber dennoch machen. Diekmann sinniert über die Ideen im Raum nach: “Pipi-Rätsel”? Doch das ist nicht gut genug. Weitere Ideen werden formuliert. Dann sagt Diekmann (Teil 2, ab 5:30 Minuten):

“Lehmanns lustige Pipi-Pause”

Und kommt schon im nächsten Satz auf:

“Lehmanns irre Pipi-Pause”

Dabei bleibt es auch.

Lehmanns irre Pipi-Pause

Total irre. So irre wie viele andere “Bild”-Schlagzeilen auch.

Was Lehmann da gemacht hat, wollte vermutlich eh nie jemand so ganz genau wissen. Dem Johannes B. Kerner aber, der gerne aufklärt, was niemand wissen will, erzählte Lehmann gut eine Woche später, er habe lediglich den verrutschten Tiefschutz neu gerichtet.

Schweinegrippe, Newsroom, Wehensingen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die WHO ist schuld, die Medien nicht”
(der-postillon.com)
“Merke: Wer Gutes tun will, sollte es sich wohl überlegen und nicht Hysterie schüren” steht in einem Artikel von Elke Bodderas auf welt.de, der die Kosten der “Schweinegrippe-Panik” auflistet und reihum Schuldzuweisungen verteilt (nur nicht an die Medien). Der Postillion hat dazu einige Screenshots gemacht von Artikeln, die auf welt.de zur Schweinegrippe erschienen.

2. “Eine Antwort an Ernst Elitz”
(opalkatze.wordpress.com)
“Bei allem ehrlichen Respekt vor der Lebensleistung von Ernst Elitz: die Zwölf Thesen für einen besseren Journalismus ‘Gegen Lüge und Dummheit’ stammen geradewegs aus dem Elfenbeinturm des Qualitätsjournalismus.”

3. “Der Journalist am Fliessband”
(nzz.ch, Norbert Neininger)
Norbert Neininger schreibt über den Newsroom: “Es gibt, beispielsweise im Springer-Newsroom, keine private Ecke mehr, keine eigene Büroschublade und auch keinen Platz, um die Ferienkarten der Kolleginnen und Kollegen zu befestigen. Für Besprechungen setzt man sich auf die Rollcontainer, welche beliebig umgruppiert werden können.”

4. Interview mit Ulrich Meyer
(dwdl.de, Jochen Voß)
Ulrich Meyer von der Sat.1-Sendung “Akte” zur Entwicklung in der Branche: “Wir befinden uns schon seit Jahren in der Entwicklung von der Goldgräberbranche zur Tellerwäscherindustrie. Die Ressourcen werden immer enger. Wir müssen uns längst nicht mehr nur fragen, wie eine Geschichte möglichst gut und wasserdicht zu erzählen ist, sondern inzwischen vor allem, wie sie sich möglichst günstig produzieren lässt.”

5. “Interviews auf Krücken”
(interviewsfuehren.wordpress.com, Christian Thiele)
Christian Thiele hält nichts von “Regieanweisungen” in gedruckten Interviews wie “(lacht laut)” oder “(gestikuliert mit den Händen)”.

6. Interview mit Luise Kaller
(zeit.de, Tina Hildebrandt und Henning Sußebach)
Sehr langes und spannendes Gespräch mit der 64-jährigen Hebamme Luise Kaller: “Diejenigen Frauen, die sich besonders akribisch vorbereitet haben, bis ins kleinste Detail, die kommen so kopfgesteuert im Kreißsaal an, dass sie kaum loslassen können. Die haben Wehensingen gelernt und sind verunsichert, wenn sie merken, dass sie doch nur schreien. Ich sage dann immer: Singen oder schreien – egal! Hauptsache, laut.”

Kehraus 2009

… und wieder einmal ist es an der Zeit, schnell noch ein wenig Gerümpel wegzuräumen, das während unseres Winterschlafs liegen geblieben ist.

Da wäre zunächst diese (vermeintliche) Antwort auf die Frage “Was sieht man wirklich im Nackt-Scanner?”:

(Angebliche) Nacktscanner-Bilder bei Bild.de

Das, was Bild.de in seiner Klickstrecke als das “milchige Bild eines Nacktscanners” verkaufen will (und seitdem regelmäßig als Symbolbild nutzt), sieht als Negativ so aus:

(Angebliche) Nacktscanner-Bilder bei Bild.de (negativ)

… und hat damit – bis auf die Waffen – verblüffende Ähnlichkeit mit diesen zwei Fotos von einer CD mit 50 Fotos einer nackten Frau:

Stock images einer nackten Frau

Bild.de verschleiert die Herkunft der Bilder genau genommen nicht mal sonderlich und gibt als Quelle für die angeblichen Nacktscanner-Fotos sogar “PhotoAltoF1online” an, die Website, auf der man die CD bestellen oder die Fotos direkt kaufen kann. Dass es sich bei den gezeigten Abbildungen damit aber um Symbolfotos bzw. Fotomontagen handelt, die nicht gerade zur Beantwortung der Frage “Was zeigt der Nackt-Scanner?” taugen, erwähnt Bild.de allerdings nicht.

Dafür gibt es Aufklärung:

Auch Schwangerschaften können nicht erkannt werden.

Oder auch nicht:

• Schwangerschaft • Intim-Schmuck • Geschlechtsteile - Was sieht man wirklich im Nackt-Scanner?

* * *

Wie es eine Geschichte über eine angebliche Schönheitsoperation von Tiger Woods aus einer obskuren Kettenmail in mehrere deutsche Onlinemedien geschafft hat, müssen wir nicht mehr aufdröseln — das hat der Linksgolfer im alten Jahre schon ausführlich getan.

* * *

Und dann war da noch die österreichische “Kronen Zeitung”, die sich an Neujahr irgendwo zwischen Weihnachtstraditionen und der aktuellen Schweinegrippen-Hysterie verheddert hat:

Irrer wollte Grippe auf Petersplatz zerstören. Rom. Große Aufruhr auf dem Petersplatz: Ein verwirrter Mann hatte die Sicherheitsschleusen umgangen und stürmte auf die Grippe im Vatikan zu. Ziel: Er wollte die Figuren zerstören. Die Polizei konnte ihn festnehmen.

* * *
PS: Kein Fall fürs BILDblog ist übrigens die Aktion “12 Tage, 12 Geschenke”, bei der “Bild” seit dem 26. Dezember seinen Lesern täglich ein Produkt aus Apples iTunes-Store schenkt: Zwar kann man diese Sachen auch ganz ohne “Bild” herunterladen — es ist eine schon fast traditionelle iTunes-Aktion. Aber “Bild” ist durchaus Kooperationspartner von Apple, auch wenn der Computerkonzern das aus unbekannten Gründen – anders als bei den Partnern “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, “Glamour” und anderen – selbst verschweigt.

Mit Dank an die verschiedenen Hinweisgeber!

Slow Media, Dummy, Kaffeekartelle

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Das Slow Media Manifest”
(slow-media.net)
14 Gründe, warum es ab 2010 nicht immer “noch leichter, schneller und kostengünstiger” geht. “Analog zu Slow Food geht es bei Slow Media nicht um schnelle Konsumierbarkeit, sondern um Aufmerksamkeit bei der Wahl der Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung.”

2. Interview mit Oliver Gehrs
(meedia.de, Christine Lübbers)
Der Chefredakteur von “Dummy” glaubt, dass Werber das Ziel haben sollten, “ihr qualitätsvolles Produkt in einem anderen qualitätsvollen Produkt zu lancieren. Warum sollte ich als Modelabel in ein Heft gehen, wo man die Werbung kaum noch vom Redaktionellen unterscheiden kann – das also niemand ernst nimmt. Die machen ihre Fotoshootings ja auch nicht im Puff.”

3. “Die Kaffeemädchenrechnung im Nachrichtenkartell”
(multipunkt.blog.de)
Multipunkt zweifelt an, dass der Schaden durch Kartelle von deutschen Kaffeeröstern 4.8 Milliarden Euro beträgt, wie “auf den Webseiten der Welt, der Bild, des Hamburger Abendblatts, des Spiegels und überhaupt überall im Internet” zu lesen ist, und rechnet nach.

4. “NDR geht gegen GEZ-kritischen Blogger vor”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Gegen den Blogger und Buchautor Bernd Höcker wird vor dem Landgericht Hamburg auf Unterlassung geklagt: “Was der NDR und der von ihm vorgeschickte Justitiar vor dem Landgericht Hamburg veranstalten, ist nicht nur meinungsfeindlich, sondern steht auch in Widerspruch zum Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.”

5. “Marcel Reich-Ranicki: Frühwerk vs. Spätwerk”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Marcel Reich-Ranicki, Literaturkolumnist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, wird bei “Fragen Sie Reich-Ranicki” eine Frage eines Lesers vorgelegt, die er 2005 bereits beantwortete. Während er damals ausführlich Auskunft gab, bleibt er diesmal wortkarg.

6. “The Shady Mainstream Media Payday of Flight 253 Hero Jasper Schuringa”
(gawker.com, Foster Kamer, englisch)
“Jasper Schuringa probably didn’t think twice before dismantling Northwest Airlines Flight 253’s would-be bomber. But before telling his story, he wanted money, and he got it. From major news outlets who pay up and lie about it.”

BILDblog hält Winterschlaf (4)

Die BILDblogger suchen zwischen den Jahren Orte auf, an denen sie vor der strengen Kälte geschützt sind (hohle Baumstämme, Erdhöhlen und dergleichen) und polstern sie mit Heu, Stroh, Blättern, Haaren, Wolle und anderen Materialien aus… Aber das wissen Sie ja längst. Wie in den vergangenen Jahren versetzen wir uns über die Feiertage in einen kurzen Topor (energetischer Schlafzustand). Falls Sie in der Zwischenzeit Entzugserscheinungen planen, empfehlen wir das Stöbern im unverändert aktuellen BILDblog-Vorläufer, den die Zeitschrift “Pardon” 1970 veröffentlicht hat und mit dem wir die Winterpause im vergangenen Jahr überbrückten: BILDblog vor 40 Jahren.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit und das Interesse und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2010.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2009 an Achim S., Alex G., Alex, Alexander, Alicja, Andre E., André G., Andre S., Andreas B., Andreas E., Andreas F., Andreas G., Andreas G., Andreas H., Andreas K., Andreas N., Andreas S., Andreas W., Andreas, Angus S., Annika H., Armin E., Arne H., Arnt B., Attila S., Axel S., B., B.W., Basti, Bene F., Benedict L., Benjamin B., Benjamin F., Benjamin N., Benjamin Z., Bernd K., Bernd O., Bernhard H., Bernhard W., Birgit H., Birgit S., Björn K., C., C.W., Cabronsito, Camillo W., Can K., Carl E., Carmo C., Carsten F., Carsten V., Christian F., Christian G., Christian H., Christian I., Christian S., Christian S., Christiane R., Christoph M., Christoph von G.,Christoph, Christopher I., Clarissa von A., Claus H., Clem, Clemens W., Daniel B., Daniel E., Daniel K., Daniel L., Daniel N., Daniel P., Daniel S., Daniel S., Daniel V., Daniel W., Daniel, Daniela F., David B., David Jonathan S., David K., David M., Diana S., Dieter, Dirk M., Dirk O., Dominik L., Dominik M., Dorin P., E.S., Edelbert F., Ellen L., Eta C., Eva R., Fabian L., Fabian P., Falk E., Falk H., Felix F., Felix W., Flo F., Florian B., Florian G., Florian M., Frank B., Georg G., Georg H., Gerald, Gerd K., Gerhard V., Gerrit L., Götz N., Gunar, Gunnar M., Gunther S., Hanno B., Hans F., Hans K., Hansi, Hartmut M., Hauke R., Hauke S., Heiko J., Heiko T., Helgo O., Henning B., Henryk G., Holger M., Höpp, Horst M., Ingo H., Ivo B., Jahan D., jaimitoCV, Jakob, Jan B., Jan D., Jan G., Jan K., Jan M., Jan W., Jan-Dirk S., JB, Jebbe E., Jenny, Jens M., Joachim M., Joachim W., Jochen K., Johannes B., Johannes G., Jörg K., Jörn R., Julian G., Kai B., Kalle B., Katharina B., Katharina, Kathrin P., Katrin G., Kilian G., Klaus B., Klaus, Lars C., Lars F., Lars S., Lars, Laszlo J., lennet, Leonard E., Linus G., Lisa A., Luc B., Lukas K., Lukio, Maja I., Malte L., Manuel H., Marcel S., Marco B., Marco S., Marcus F., Marcus K., Maria, Mario G., Mario S., Mario S., Mario Z., Mario, Mark F., Marko B., Markus F., Markus M., Markus S., Martin B., Martin E., Martin R., Martin S., Martina D., Mathias H., Mathias S., Mathias, Matthias F., Matthias H., Matthias K., Matthias N., Matthias S., Matthias S., Matthias W., Max L., Max M., Max O., Max S., Melvin B., Micha B., Michael D., Michael H., Michael K., Michael M., Michael R., Michael, Michi, Michu B., Mike S., Moritz D., Natalie R., Nicole K., Niklas, Nikolaus K., Nils H., Nils, Nina, Noire, Norbert J., Norbert M., Norbert W., O.S., Oliver S., Pascal W., Patti, Peer S., Pete, Peter B., Peter G., Philipp E., Philipp W., Philippe J., Pia B., R.A., Raimo W., Rainer S., Ralf A., Ralf B., Ralph F., Reinhard K., Robert K., Robert P., Robert, Robin K., rod66, Roger, Rouven R., Rüdiger S., Rüdiger T., Samuel D., Sarah K., Sascha G., Sascha L., Schorsch, Sebastian C., Sebastian F., Sebastian G., Sebastian H., Sebastian O., Sebastian S., Sibylle B., Sigrid N., Simone B., Soe, Stefan A., Stefan B., Stefan B., Stefan D., Stefan H., Stefan K., Stefan S., Stefan W., Stefan, Steffen P., Steffen S., Steffen, Stephan F., Stephan, Sven, Th.K., Theo W., Thomas F., Thomas L., Thomas M., Thomas O., Thomas P., Thomas S., Thomas S., Thomas U., Thomas W., Thomas, Thorsten F., Thorsten K., Thorsten L., Thorsten M., Thorsten, Tilman D., Tim S., Timo L., Tobi H., Tobi, Tobias D., Tobias H., Tobias H., Tom K., Tom S., Tommy, Torben F., Torsten B., Torsten G., treets, Tronx, Twipsy, Udo V., Ulli V., Uwe H., Uwe M., Vera S., Volkmar D., Walter K., Wolfgang L., Wolle — und alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Kluge, Degeto, Pullover

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Alexander Kluge
(freitag.de)
Teile der “Freitag”-Redaktion sprechen mit Alexander Kluge über das Feuilleton-Thema der Stunde, die Verarbeitung der Datenmasse. Das per Skype geführte Gespräch wurde aus mehreren Blickwinkeln gefilmt und auf dem Haussender von Kluge zusammengeschnitten (dctp.tv, Video, 55:45 Minuten)

2. “Schützt meine Leistung!”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris zur Verankerung des Leistungsschutzrechts im Koalitionsvertrag: “Dass die Verlage – mit der kleinen Ausnahme des Heise-Verlages – das Thema in ihren eigenen Blättern totschweigen hat meiner Meinung nach viel damit zu tun, dass ihre Position argumentativ einfach nicht vertretbar ist, wenn man das Geschwurbel weglässt.”

3. “Da fehlt dann nur noch das Baströckchen”
(sueddeutsche.de, Michael Bitala)
Eine Kritik an einer Degeto-Produktion der ARD, die “verstörend niveaulos”, “schlechter als Privatfernsehen”, “ein Albtraum” ist: “Da landet Christine Neubauer, die erfahren hat, dass ihr Vater viel länger in Namibia lebte, als es ihr die Mutter gesagt hat, auf einem verstaubten Flughafen. Sie blickt auf die Landebahn und sagt: Hier hat mein Vater gelebt. Ob er glücklich war? Ob ihr Vater hier, auf dem Asphalt, glücklich war? Wer lebt schon gerne auf einer heißen Flughafenpiste?”

4. “Wie Kenia online geht”
(youtube.com, Video, 3:06 Minuten)
Ein mit Satellitentechnik und Solarenergie betriebener “rural internet kiosk” soll der Landbevölkerung von Kenia Internetzugang bringen.

5. “Schnapp Dir den luxuriösen 10-vor-10-Pullover”
(bloggingtom.ch)
Blogging Tom erntet nach einem Auftritt in der Nachrichtensendung “10 vor 10” Kritik für seinen Pullover. Der “luxuriöse Pullover mit V-Ausschnitt” wird nun bei Ebay versteigert.

6. “… as every year”
(coffeeandtv.de, Lukas)
Wie jedes Jahr werden uns die Medien in den nächsten Tagen mit vorhersehbaren Beiträgen beglücken.

Dreckschweine muss man zeigen dürfen

“Bild” hat ein eklatantes Problem zu akzeptieren, dass auch Menschen, die schlimme Verbrechen begangen haben, Menschen bleiben und die Menschenrechte somit auch weiterhin für sie gelten.

Im August hatte das Bundeskriminalamt in verschiedenen Medien nach einem Mann gefahndet, dem mehrfacher schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen wurde. Aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit stellte sich der mutmaßliche Täter nach einem Tag und das BKA bat, die zur Fahndung veröffentlichten Fotos nicht weiter zu verwenden und aus dem Internet zu entfernen. “Bild” ignorierte diese Bitte ebenso wie etliche als seriös geltende Medien (BILDblog berichtete).

Im Oktober nutzte “Bild” die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft Trier als willkommenen Anlass, die Fotos erneut zu veröffentlichen und den mutmaßlichen Täter unter anderem als “Deutschlands schlimmsten Kinderschänder”, “Sex-Bestie” und “Dreckschwein” zu bezeichnen (BILDblog berichtete auch da).

Weil wir in der Berichterstattung von “Bild” einen Verstoß gegen den Pressekodex sahen, haben wir uns beim Deutschen Presserat beschwert und waren damit nicht allein.

Ziffer 1 Pressekodex

Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.

Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.

In seiner Stellungnahme an den Presserat erklärte die Rechtsvertretung der Axel Springer AG, dass sie die Bezeichnungen “Sexbestie”, “Perverser” oder “Dreckschwein” für zulässig halte. (Über das besondere Verhältnis von “Bild” zur Bezeichnung “Schwein” hatten wir auch schon mal berichtet.) Ausschlaggebend seien hierfür die besonderen Umstände des Falls. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik habe das Bundeskriminalamt öffentlich nach einem Mann gefahndet, dem mehrfacher schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen werde.

“Bild” möchte den Mann also gerne als “Dreckschwein” bezeichnen dürfen, weil öffentlich nach ihm gefahndet worden war, und erklärt weiterhin, dass es sich “nicht nur um Wertungen der Tat durch die Redaktion” handele, sondern mit der Wortwahl “auch ausgedrückt werde, was der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung über den Mann denke”.

Der Beschwerdeausschuss sieht in der Bezeichnung “Dreckschwein” hingegen eine Beleidigung, die die Menschenwürde verletze. Die Bezeichnung “Sex-Bestie” hält der Ausschuss dagegen für vereinbar mit dem Pressekodex.

Auch bei der Veröffentlichung der Fotos beruft sich das Springer-Justitiariat auf das große öffentliche Interesse an dem Fall. Außerdem habe der Presserat schon öfter entschieden, dass bei einem vorliegenden Geständnis auch identifizierend über Tatverdächtige berichtet werden dürfe. Etwas unglücklich für diese Argumentationsführung ist freilich der Umstand, dass der Angeklagte bisher noch gar kein Geständnis abgelegt hat, was dann sogar dem Presserat auffiel.

Er hält die erneute Veröffentlichung der Fotos für unzulässig und verweist ausdrücklich darauf, dass das BKA die Aufnahmen offiziell zurückgezogen habe.

Wegen Verstoßes gegen Ziffer 8, Richtlinie 8.1 und Verletzung der Ziffer 1 des Pressekodex sprach der Beschwerdeausschuss eine “Missbilligung” gegen “Bild” und Bild.de aus. Es besteht keine Pflicht, eine solche “Missbilligung” zu veröffentlichen, “als Ausdruck fairer Berichterstattung” empfiehlt der Beschwerdeausschuss jedoch eine Veröffentlichung.

Es ist unwahrscheinlich, dass “Bild” und Bild.de gewillt sind, faire Berichterstattung ausdrücken zu wollen. Die Bilder, die der Presserat beanstandete, sind immer noch online. Aber um deren Entfernung hatte ja schon das BKA vor Monaten vergeblich gebeten. Und im Gegensatz zum Presserat sind die Leute beim BKA sogar bewaffnet.

Michaelus Lignum*

Damit sich Papst Benedikt XVI. vor seinem traditionellen Segen am 1. Weihnachtstag besser erholen kann, hat der Vatikan die Christmesse im Petersdom am Heiligen Abend auf 22 Uhr vorverlegt.

Anlass genug für die “Hamburger Morgenpost”, heute diese Frage zu stellen:

Christmesse verlegt - Wie krank ist der Papst?

Wenn man dem Foto, mit dem die “MoPo” ihre Meldung illustriert hat, Glauben schenken darf, dann ist der Papst sehr, sehr krank — bzw. seit fast fünf Jahren tot:

Papst Johannes Paul II (1920-2005)

*) Holzmichel (lat.)

Mit Dank an Christian L.

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